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Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.06.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-06-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189206187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920618
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920618
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-06
- Tag 1892-06-18
-
Monat
1892-06
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 18.06.1892
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Beilage zum SWschen Llin-es-Anzeiger (Chemnitzer Gcneral-^iyeiger). Sonnabkiid, 18. Juui 1892. ^ —. Berlogr Alexander Wiede in Chemnitz. — H Nr. 139. — 12 Jahrgang- Oswin Berg. Novelle von F. von Kapff-Essenther. (Fortsetzung) Nachdruck Verbote». II. Sie kam nicht wieder. Dvctor Hellman» hatte während der bächstc» Tage die Novelle „Vision des Glückes" gelesen und wartet« täglich auf das Erscheinen der Iran Berg. Andere Dame» kamen, bekannte und unbekannte, aber sie gerade nicht. War,»» übrigens erwartete er sie so hartnäckig in dieser Sprechstunde? Ihr Gesicht war eben so frisch, ihre Stimme so hell und heiler, ihr häufiges Erröte» so reizend, daß ihm die ganze Nedartionsstube schöner erschien, seitdem sie dagewcse». Nach Ablauf zweier Wochen setzte er eine Notiz in den Briefkasten seines Blattes. „Frau L. Wir bitten dringend um Ihren Besuch." Aber noch immer kam sie nicht. Statt ihrer nur ein Briefchen: „Hochgeehrter Herr Nedaclenr! Ich nehme mir die Freiheit, Sie »i» eine schriftliche Nachricht zu bitte», da ich cs doch vvrziehc, Sie in Ihrer Sprechstunde nicht weiter zu Poren. Ihre ganz ergebene n. s. w." Sie will nicht kommen, sagte er sich enttäuscht, gerade sie nicht. Und in diese», Augenblick staunte tr über sich selbst, dasi er diesen Besuch so ungeduldig erwarte. Wie einförmig mußte sein Leben sein, daß dieser kleine Zwischenfall ihn so schnell beschäftige» konnte. — I» Wahrheit lebte er aus schließlich seiner Berufsarbeit, versah gewissenhast seine redaclionelleu Pflichten, schrieb kleinere Artikel und besorgte einige Corrcspondcnzcn »ach Paris. Sein Verkehr beschränkte sich auf Collegcnkreise Für den Umgang mit Franc» hatte er wenig Sinn. Er wußte, daß er nicht zu de» liebenswürdige» Redacteurcn zählte. Er mußte sich übrigens selbst gestehen, daß er streng, unzugänglich, vielleicht ein wenig hochmüthig sei. Aber er war auch strenge gegen sich selbst »nd dies gab ihm ei» moralisches Anrecht z» seinem Nichteramtc. — Znm so und so viele» Male sagte er sich dies, als er die Novelle „Vision des Glücke-" geprüft und unbrauchbar gesunde» hatte. Es that ihm diesmal leid. Diese arme junge Frau und der kranke Mann setzten große Hoffnungen ans die Sache und eigentlich thatcu sie das mit Unrecht. Tenn darüber konnte ein Zweifel nicht bestehe», daß hier ein großes, poetisches Empfinden nach Ausdruck «trebte, wen» auch die Form hierfür »och nicht gefunden schien. Hellman» konnte sich schon ans diesem Grunde nicht entschließen, das Manuskript ohne Weiteres znriickznschickcn. „Ich werde hingchcn," sagte er sich, „cS bleibt mir ii'chts Anderes übrig." Niemals wäre er zu demselben Zweck zu irgend einer „berühmten Schriftstellerin" gegangen; aber in diesem Falle mußte man eine Ausnahme machen. Und so stieg er an einem schonen Spätnach mittage drei Treppen hoch empor, in einem entlegene» Zinshanse der Vorstadt, »m Frau Angnste Berg aufzusnchcn. Immerhin kam ihm dieser nicht nnbcschwerliche Aufstieg ein wenig wie Herablassung vor. Er klingelte an einer der viele» kleine» Wohnnngsthürcu nnter'm Dache. Fra» Angnste Berg öffnete selbst. Sie trug eine Küchen schürze und tvar offenbar dabei gewesen, Kaffee zu kochen — ihr Gesicht war vom Herdfeuer gerothct, und an ihren Nockfallen hing ein etwa zweijähriger Knabe. Eine ganze Weile starrten Besuch und Hausfrau einander wvrt- ksüL an. Er, jetzt ein wenig verlegen über sein „herablassendes" Hereinplatzen — sie überrascht und etwas beschämt zngleich. „Verzeihung, gnädige Iran, wenn ich . . ." stammelte ec in einer ihm kaum erklärliche» Befangenheit. „O, Herr Doktor," rief sie, rasch gefaßt, „Sie haben sich wohl in der Adresse geirrt? Sagen Sie es unr gerade heraus! Zn mir kvmmen Sie doch wohl nicht?" „Gewiß, Frau Berg, zu Ihnen, nur zu Ihnen." Sie hatte ihre volle Unbefangenheit wiedergewvnncn und schlug die Hände zusammen. „Da hätte ich doch eher de» Besuch des Kaisers von China .rwcirtct! Sic erschienen mir so stolz, so unnahbar — eine Art Dlympicr!" Auch er hat seine weltmännische Haltung wieder gefunden und cntschuldigte nun in bester Form sei» Erscheine». „Das ist überaus frenndlich, ja gütig von Ihnen", sagte sie herzlich, „und ich will mich auch meiner armen und kleinen Häns- lichkcit nicht weiter schämen. Bitte, treten Sie näher." Rasch warf sie ihre Knchenschiirze ab — darunter trug sie ei» höchst einfaches Kattnnklcid — und sni.rle den Gast, der noch iinmer in der Küche stand, in's Zimmer. Der Kleine hatte Mamas Nvckfalte noch nicht losgelasscn. „Entschuldigen Sie," sagte sie, „ich habe kein Dienstmädchen, nur eine Answärteri»; so muß ich de» Kleinen bei mir behalten." „Ihr Sohn?" „Ja, mein Sohn," versetzte sie nicht ohne Stolz. Es war ein hübscher, kräftiger Junge, klar, frisch und rosig, Wie seine Mutter. Die ganze Wohnung bestand aus Küche, Zimmer und einem kleinen Schlaskämmerchen, welches durch eine» halbdnrchsichtigen Vor hang von dem Wohnraum getrennt war; die Einrichtung war über aus' bescheiden, fast dürftig, aber die ganze Wohnung in echt frauen hafter Weise mit Blumenstöckchen, Stickereien, Bildern und allerlei Kleinigkeiten geschmückt. Auf dem recht armseligen Fußteppich lag Kindcrspiclzcng verstreut; neben der Nähmaschine stand ein kleines Kindcrstühlchen und auf dem Schreibtisch lag ein Hampelmann ohne Kopf und ein angcfangenes Kindcrstrümpfchen. Sic saßen jetzt auf dem kleinen, harten, stciflehnige» Divan. Offen und frei schaute sie ihn ans ihren dunkelgraucn Augen an und setzte ihm ihre Lage auseinander. Ganz kürzlich erst war sie mit dem Kinde ans der Provinz gekommen, nur die nolhwcndigsten Ein richtungsstücke smit sich führend; und nun schlug sie sich durch, wie es eben gehen wollte. Es reichte gerade »nr kümmerlich für das Allcrnothwcndigste ans. Aber sic trug ihm das Alles mit einer gewissen heiteren Ergebung vor, eben so weit entfernt, sei» Mitleid wach zu rnfen, als ihm leichtfertig zu erscheinen. Er hörte ihr mit stummer Bcrwnndernng zu. Diese junge und schöne Fra», so ganz fremd und allein, so ganz ans sich selbst angewiesen, war sie eine Heldin oder Abenteurerin? „Und Ihr Man»? So erzählen Sie mir doch von ihm, von Oswin Berg, von dem Dichter!" „Möchten Sie mir zuvor sagen, wie Sie über seine Novelle denken?" „Nein, später, ich bitte Sie recht sehr darum." Sie stand auf und nahm eine kleine Photographie im Steh rahmen vom Schreibtisch. „Das ist mein Mann," sagte sie und 1'icsec Ernst lagerte sich ans ihre Züge. Das Bildchen zeigte einen anssallend schönen jungen Man» von Pot! rhmcr, ein wenig selbstgefälliger Haltung. „Der Papa," rief der Kleine, in die Händchen patschend, „der Papa!" „Wir Verheirathelen »ns aus Liebe," sprach di« junge Frau mit nmschleierter Stimme. „Mein Mann Halle als Geometer eine ausreichende Lebensstellung. Im vorigen Sommer zog er sich durch ein Flußbad eine bösartige Erkä tung zu, einen Gelenkrheumatismus. Seine Arbeiten stockten und der Winter wurde hart, sorgen- und leid- voll für »ns." Sic machte eine kleine Panse. Dan» fuhr sie ge senkten Blickes fort: „Als die ersten wärmeren Tage kamen, schickte man meinen Mann zur Kur »ach Teplitz; ich kam mit dem Kinde hierher, »>» eine neue Existenz für »ns vorznbereiten." „Und hoffen Sie, daß Ihr Mann genese» wird?" „Die Hoffnung ist recht gering. Die Aerzle meinen, sein Herz sei i» Mitleidenschaft gezogen. — Dies der äußere Gang der Ereig nisse. Sie frage» nnn wohl: Wie kam der Man» auf den Gedanken, zu schreiben? Ja — vorher hatte er wirklich nie daran gedacht. Wir waren jung, heiter, leidlich sorgenfrei und so lebten wir i» den Tag hinein. Aber Unglück, Kummer und Entbehrung wandelten OSwin um. Er lernte es, seinen Blick »ach innen zu kehren. Es handelte sich nicht nur darum, an eine neue andere Existenzmöglichkcil zu denken — rS erwachte auch in ihm, dem vorher so leichtsinnigen, leichtlebige» Manne das Bcdürfniß, sich über die dumpfe Sorge des Alltags zu erheben. Und in den langen, unsäglich traurige» Tagen des letzten Winters begann er zu schreiben. Vieles davon wurde vernichtet oder doch nach einiger Selbstkritik bei Seite gelegt. Das einzig Fertige haben Sie in der Hand; noch Niemand vorher wurde es anvertraut." „Es mag wohl nicht ausgeschlossen sein," erwiderte Hellmann, „daß ein dichterischer Fnnke so erwacht, wie Sie mir's da schildern, und ich will es Ihnen nur gestehen: Ihr Mann hat nach meiner Meinung Talent! Aber vergessen Sie nicht, daß dies nicht so schncll, als Sie vielleicht glauben, reife Früchte tragen kann." „Wir sind darauf gefaßt," sagte sie bescheiden. (Fortsetzung folgt.) Socialdeinokralische Zukunftsbilder. Frei nach Bebel. Bon Eugen Richter, Mitglied des Reichstags. (13. Fortsetzung.) Nachdruck verböte». Trotz alledem scheint das Deficit gerade in den letzten Monaten eher größer als kleiner gewvrde» zu sein Sogar die Vorräthe vv» Rohstoffen und Hilfsstoffe» beginnen nicht mehr anszurcicheii, »m auch nur den regelmäßigen Fortgang der Produktion z» sicher». Das Ausland überläßt jetzt nirgendwo mehr Waare» ans Credit an Deutschland, sonder» nur im Umtausch der Gegcnwerthe, Zug m» Zug. Man kann dabei nicht einmal behaupten, daß die Regierung leichtsinnig die Consnmtion geregelt hat. Sie hatte, wie cs in der Botschaft zur Eröffnung des Reichstages heißt, ziemlich genau er mittclt, daß der Werth der gesammlen Produktion an Güter» und Dienstleistungen in Deutschland unmittelbar vor der Umwälzung sich einschließlich der schon damals vorhandenen Produltionszweige der Gemeinwesen ans 17 bis 18 Milliarde» Mk. jährlich belief. Die Regierung hatte eine Steigerung des Prodnrti'oiisivcrihs als Folge der neuen Organisation gar nicht einmal in Rechnung gestellt, sonder» war »nr davon ansgegangcn, daß auch bei Einführung des acht stündigen Maxinialarbeiistages sich der bisherige Prodiiktconswerlh erreiche» lasse. Diese Annahme war der Berechnung der zulässigen Consnwtion zu Grunde gelegt. Dabei konnte denn allerdings schon bisher die Mehrheit der Bevölkerung trotz aller Einschränkung in der persönlichen »nd wirthschafllichen Freiheit nicht besser, sonder» mir schlechter gestellt werde», als vor der große» Umwälzung. Und nun stellt sich heraus, daß der Produktionswerth gegen früher ans ein Drittel, also jährlich vv» 18 anf 6 Milliarde» oder monatlich von 1>/, anf V- Milliarde in der soccalisirte» Gesellschaft zmcückgegauge» ist. ES wird also in jedem Monat eine Milliarde »ntcrgezehrt. Das ergicbt in 4 Monaten schon so viel Verlust, wie im große» französische» Kriege seiner Zeit Fraiikreich an Coulribnlioii an Deutschland abführcn mußte. Wo soll das hinaus und wie ist Abhilfe möglich? Die Spannung anf die nächste Ncichstagssitznog, i» welcher der Kanzler die Ursachen des Deficits klarlcgen will, ist eine überaus große. 2«. Familicuuachrichteu. Immer bi» ich noch einsam und allein i» meiner Wvhnnng, wie es seit weiaer Jnnggescllcnzcit nicht mehr der Fall war. Nvch immer weilt meine arme Frau in der Krankenanstalt. Der Arzt hat mich indcß gebeten, die Besuche daselbst anf das Aciißerfte eiiiznschräiiken, um jede Anfrcgnng bei ihr möglichst zu vermeiden. Den» sicht sie mich, so fällt sie mir leidenschaftlich um de» Hals, als sei ich soeben erst nach de» furchtbarsten Lebens gefahren ihr wieder znritckgegcben. Nachher giebt es wieder die aufregendsten Scene», bevor sie sich von mir trennen kan» »nd mich nach Hanse entläßt. Je lebhafter sie „ach nnsern Gesprächen i» ihren Gedanken sich mit mir und deci anderen Familicumitglicder» beschäftigt, desto mehr steigert sich bei ihr das Gesühl der Angst und Sorge um nns. Sie wähnt uns allerlei schlimmen Verfolg ungen und Gefahren ansgesctzt, fürchtet nns »immer wiederznschcn. Die Erschütterung des Gemülhcs durch de» Tod unserer Tochter und die Vorgänge bei der Flucht von Franz und Agnes ist „och immer nicht überwunden. Ich wollte darüber unsere» früheren Hausarzt, dem ihr Sinn und Wesen genau bekannt ist, und der sie seit unserer Berheicathung ärztlich behandelt hat, um Nath fragen. Der Arzt kam soeben von einem jugendlichen Selbstmörder zurück, den er sich vergebens bemüht halte, wieder in's Lebe» zuritckziirnfeii. Er wußte aber zu seinem Leidwesen bedauern, daß soeben sein achtstündiger Maximalarbritstag abgclaiifen sei. Deshalb könne er beim besten Willen n»d bei aller Freundschaft für »ns keinen ärzt lichen Nath heute mehr ertheile». Er ist schon zweimal von einem jüngeren College», der eine dem Maximalarbcitstage entsprechende ärztliche Thätigkeit durch Ablieferung von Coupons zur Staalsbuch- halterei nicht Nachweise» konnte, wegen Ucbcrschrcitung der Arbeits zeit denniicirt und infolge dessen wegen Ueberprvduction hart bestrast worden. Der alte Herr ließ sich ans Anlaß seines heutige» Falles mit mir in ei» Gespräch ein über die erschreckliche Zunahme der Selbst morde in der svcialisirten Gesellschaft. Ich srng ihn, ob etwa eine »»glückliche Liebe Schuld sei an dem heutige» Fall. Das verneinte er bestimmt, obwohl solche Fälle jetzt ebenso, wie früher vorkämen. Denn es kann doch auch jetzt von StaatSwegen Niemand verhindert werde», Körbe auSzutheilen. Der alle Herr, der früher Militärarzt war, suchte die Zunahme der Selbstmorde ander- zu erklären. Er sagte, daß auch beim Militär die Selbstmorde z» einem erhebliche» Theil davon herrührtc», daß manche junge Leute, obwohl eS ihnen an zureichender Nahrung, Kleidung und Wohnung nicht mangelte, sich i» den ungewohnten Zwang der »lilitärischeii Verhältnisse durch aus nicht z» schicken vennochlen. Und dabei halten dieselben noch Aussicht, in zwei oder drei Jahre» wieder entlassen zn werden und zu der gewohnte» Freiheit im Thnn nnd Handel» znrückznkehreii. Ma» darf sich darum nicht wunder», so meinte er, daß jetzt die ans den neuen Organisationen der Produktion und Consnmtion folgenden große» und dabei lebenslänglichen Beschränkungen der per sönlichen Freiheit zusammen mit der socialen Gleichheit bei viele» Personen, und darunter nicht de» schlechtesten, den Reiz de- Daseins bis zn einem Grade vermindern, welcher sie zuletzt den Selbstmord als den einzigen Ausweg betrachten läßt, »in diesem Zwang eines öden, gleichförmigen, durch keine Energie ihres Wille»- abänderlichcn Daseins zn entrinne». Der alte Herr mag so ganz Unrecht dabei nicht habe». Bon Franz nnd Agnes ans Amerika gute Nachricht. Der einzige Lichtpunkt in meinem Dasein. Sie habe» bereits da» Kvsthans in Ncw-Iork, welches sie unmittelbar nach ihrer Ber- heirathttng bezogen, verlassen und sich eine eigene, tuen» auch rccbt beschränkte Häuslichkeit einrichtc» können. Franz ist in Anerkennung seiner tüchtigen Leistung und seiner Solidität Factor in ciner nicht unbedeutenden Druckerei geworden. Agnes arbeitet snr ein Pntzgeschäst, dessen Verdienst sich in Amerika außer ordentlich gehoben Hai, seitdem die deutsche Conciirrenz in Pntzwaare» für Amerika leistnngsnnfähig geworden ist. Durch Sparsamkeit ge lingt eS ihnen, ei» Stück nach dem ander» für ihre »cne Häuslich keit zn beschaffen. Franz hat sich über den Tod seiner kleinen Schwester sehr gegrämt und dringt ,'» mich, Ernst zu ihm hernberzn» senden. Er will snr denselben ans jede Weise sorge». Ernst dauert mich in dcr Erzichnngsanstalt ans tiefster Seele. Ma» hört aus diesen An» stallen überhaupt mir Ungünstiges, namentlich nns denen, in welche» sich die reifere» jüngeren Leute im Aller von 18 bis LIJahren befinden. Sie wissen, daß, wen» sie da-21. Lebensjahrerreicht habe», sie, gleichgiltig, was und wie viel sie gelernt habe», au der SlaatSkrippc dieselbe gleichmäßige snr alle bestimmte Ratio» vorfindeii und cs in keinem Falle darüber hinaus zu Etwas bringen können. Auch ob sie sich mit Lust und Liebe für einen Beruf vorbereitet haben, gewährt ihnen nicht die mindeste Sicherheit, d esem oder auch »nr einem verwandten Berns demnächst zngclhcill zu werden. So benutze» sie den» fast ausnahmslos die ihnen zur Ausbildung gewährte Zeit zn Ansschweisnugc» der verschiedenste» Art, svdaß letzthin Bestimmungen zn ihrer Conlrole ergangen sind, wie sie nicht schärfer für Slräflings- schulen erlassen werden könne». - Trotzdem wage ich nicht, Ernst den Gedanken einer Flucht nahe z» legen. Selbst wenn ich einen Weg wüßte, den Junge» ans ein ausländisches Schiss zn spcdiren, und Franz die Ueberfahrtskosten irgendwie sicher stellen könnte, so kann ich doch ohne Zustimmung meiner Fra» nicht einen Schritt ihn», der snr da- Lebensschicksal unseres unmündige», Sohnes von so entscheidender Bedeutung ist. Für meine Frau aber könnte bei ihrem jetzige» Zustande eine solche Mittheilung der Tod sei». (Forlsetzung fotgl.( Sächsisches. — Biehcinfnhr betreffend. Das Ministerium des Innern hat beschlossen, vom 1. Juli 1892 ab die Reisegelder und be- zichentlich Reisekosten der Bezi rks th ie rä rzte bei deren Reisen nach den Vi.h Einbrnchstationen auf die Staatskasse z i übernehme» nnd an Stelle der zur Zeit von den Vieh-Einbringern für die nach Sachsen einznfnhrenden Thiere zn erhebenden Gebühren und Antheile von den Tagegeldern nnd bcz. Reisekosten der nntersnchendc» AczirkS- thi rärzle »nr Gebühre» »nd zwar: niiZden für die Viehcinfiihrnngcn im Voraus bestimmten Tage» nach Höhe von 2 Mark 50 Pfg. für je ein Rind und 20 Pfg. für je ein Schwei» und einen kleine» Wiederkäuer; bei de» ausnahmsweise auch an andere» als den im Voraus bestimmte» Tagen erfolgenden Einführungen aber nach Höhe von 5 Mark für je ein Rind und 30 Psg. für je ein Schwein oder einen kleine» Wiederkäuer erhebenszn lassen. Im Einverständnisse mit dem Finanzministerium sollen jedoch wie seither bis anf Weiteres die mit der Eisenbahn »ach Sachsen e!nz»fi>hre»den Schweine ge bührenfrei eingcfnhrt werde». — ReichSgerichts-Enlscheidttug. Vor dem dritten Strass senat des Reichsgerichts fand am 16. Juni die Revision-Verhandlung' in Sachen des vom Landgericht zn Chemnitz wegen Verächtlich machung von Staalseinrichliiiigen zn 1 Jahr 3 Monaten Eefängniß vernrlhcilten sociatdcmokralischen Ncdaclenrs Walther Victor May ans Chemnitz statt. Die Rcvision wurde anf Antrag der NeichS- anwalischast verworfen. — Z»»m Arbeiter-Lchtttj-Gesetz. Der „Verband sächsischer Appretur-Aust alten für englische Gardinen" hat an den BundeSrath das Ersuchen gerichtet, die Erlanbuiß zn einer 13stn»digen Acbeitszeit für Arbeiterinnen über 16 Jahre während der geschäft lichen Hochsaison zn ertheile». Eine Erhöhung der Apprcturpreise hat der Verband vorläufig nicht eintretcn lasse», sondern will dieselbe erst in spätere Erwägung ziehen. — Zur BiSmarck-Huldigung i« Dresden. Eine größere Anzahl Bürger der Stadt Freiberg beabsichtigt, sich a» der dem Fürsten Bismarck zngcdachten Ovation i» der Weise z» belhcilige», daß sie sich in schlichter Becgmamislracht dem Fackctznge anschließe». — Neues Amtsblatt. Einem knrsirende» Gerüchte zufolge trägt sich der Rath ber Stadt Dresden mit der Absicht, ein neues Amtsblatt z» gründen »nd heranszngcbe», welche- ausschließlich dir amtlichen Miltheilmigen des Nathes und der königl. Polizeibehörde veröffentlichen soll. — Vorturner-Turnen. Die größeren Turnvereine in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Planen i. V. und Zwicka» halte» ihr diesjähriges VI. Vorturner-Turnen Sonntag, de» 19. d. M. Vor mittag von 11—2 Uhr in Chemnitz, Turnhalle an der Hedwig- straße ab. Es ist hierbei jedem Turner Gelegenheit geboten, neben logischem Ansban der Uebiiugsgrnppcn vor ollem hinsichtlich der Zn- sirmmenstellnug anf Neuheit Anspruch machende Beweg,ingsforiiieii, sowie exact ansgesührte, »»isterhaflc Glanzlcistimgen der Elite der Turner »nscrcs engeren Vaterlandes zn beobachte». — SluöMauderer aus dem Mulseugruud. In letzter Zeit sind an- dem Mülsengrmid gegen 60 Personen nach Amerika ansgcwanderl. Die nngünstige Lage der Texlilbranche dürste hierzu die Veranlassung biid.n. — Für Briefmarke,«sammler. I» Meerane findet am Svnntag, de» 19. Juni, die 2. General (Wa»d«)Versa»»»lnng de- Mitteldeutsche» Philatelisten-Verbande-, verbunden mit einer Aus stellung von Vnesmarken statt, wozu zahlreiche Sammler der Um» gegend erwartet werde».
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