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Großenhainer MrhaliMP- md Aychtbliilt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 136. Donnerstag, ven 24. November 1859. Erinnerung. An die sofortige Abzahlung der auf die bereits abgclaufenen beiden diesjährigen Stcuer- heberermine sowohl für Grundsteuern, als auch Gewerbe- und Perfonolstcuern gefällig gewesenen Beitrage wird nochmals mit dem Bemerken erinnert, daß fernere Saumniß den Gebrauch der gesetzlichen Zwangsmaasregeln ohne ferneren Aufschub nöthig machen würde. Großenhain, am 2l. November 1859. Der Stadlrath. S ch i ck e r t. Bekanntmachung. «Künftigen Freitag, den 25. dieses Monats, sollen die Nutzungen folgender der Stadt gemeinde Großenhain gehörigen Grundstücke, 1) des sogenannten Hirtentümpels, bestehend in Feld und Wiese, und 2) der einen Halste der Lehmgruben, an den Meistbietenden unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen, jedoch vorbehältlich der Auswahl unter den Licitantcn, anderweit verpachtet werden. Pachtlustige werden daher hierdurch geladen, gedachten Tages Vormittags 11 Uhr an Raths- erpeditionsstelle sich einzüsinden und anzumeldcn. Der Stadtrach. Großenhain, am 19. November 1859. Schickert Speisezettel der öffentl. Speiseanstalt. Donnerstag: Nudeln mit Rindfleisch. Freitag: Kartoffeln mit Rindfleisch. Sonnabend: Erbsen mit Wurst. Täglicher Abgang der Posten zu den Dampfwagenzügen in Pristewitz. Nach Leipzig: früh 6V-, Vormittags 10, Mittags 12'/., Nachmittags 2 und Abends 6'/« Uhr. Nach Dresden: früh 7'/,, Vormittags 10, Nachmitt. 2, Nachmittags 3^. und Abends 8 Uhr. Abgang der Post nach Ortrand: Abends 5V» Uhr. Inr S'chillcrfricr in VroszonlMN. Trotzdem hier und dort in den Tagen vor der Schillcrfcier der Wunsch ausgesprochen wurde, eine öffentliche Demonstration zu Ehren Schiller'» zu ar- rangiren, war cs doch kaum denkbar, daß eine solche kicr würde zu Stande kommen können, und cs haben dcßbalb cinzelnc Eorporationcn ihre Feier in aller Stille begangen: wir hätten also gar nichts Ocffcut- lichcs gehabt, wenn nicht Herr Schauspicldir. Karichs es unternommen, soviel cs in scincn Kräften stand, eine Festvorstellung im hiesigen Theater zu geben. Leider aber war hierzu dem Herrn Karichs und dem Publikum am eigentlichen Festtage das Theater ver sagt, da cs der Musikvcrcin zu cincr Vorstellung in Beschlag genommen; dic Fcstvorstcllnng mußte, wenn anders das Publikum nicht von der Theilnahme an der Schillcrfcier ausgeschlossen werden sollte, am Abend vorher, also am 9. Novbr. stattfindcn. Die Fcstvor- stcllung selbst, von welcher wir hauptsächlich für die jenigen, welchen cs nicht vergönnt war, derselben bcizuwohncn, eine Schilderung zu gcbcn versuchen, be gann mit der Ouvertüre zur Zauberflötc. Das dies mal schon ganz besonders gut besetzte Orchester führte diese, durchdrungen und begeistert von dem Gedanken, heute mehr wie sonst berufen zu sein, die Herzen im Voraus warm zu stimmen und dic nöthige Weihe zu geben, die Ouvertüre mit anzuerkennendcr Pünktlich keit aus. Der erhabenen Dichtkunst edle Schwester Harmonie übte auch heute ihre gewaltige Macht, die himmlischen Töne und Melodien zogen ein in dic Her zen wie himmlischer Friede, und so vorbereitet zur würdigen Feier des Todten, dessen Geist heute wie vor 100 Jahren unter uns weilte, begrüßte und er öffnete Herr Director Karichs dic Festvorstciluug mit folgendem, von ihm gedichtctetcn Prolog, an welchen unseres gefeierten Dichters Lied an dic Frcudc, beides von Herrn Karichs vorgetragcn, sich anschloß: Mit ehrfurchtsvollem, feierlichen Wvgcn Durchströmt ein Hochgefühl das weite Laud: Palast und Hütte hat cs still durchzogen. Und wo ein warm Gemütb — ein Herz sich sand. Da ist ein Blick zum Himmelszelt geflogen, Und leis und stolz ein Name ward genannt. Deutschland steht auf und feiert ungeboten Ein glänzend Fest heut' seinem großen Todten. Wohin ein Strahl der Aufklärung gedrungen, Wo der Gesittung dufl'ge Blume blüht. In allen Zonen und in allen Zungen Ertönt sein flammend Wort, sein herrlich Lied.