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Großenhainer WchMmP- M AiMftltN. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. M 134 Sonnabend, den 19. November 1859. Speisezettel der öffcntl. Spciscanstalt. Sonntag: Reis mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Graupen mit Rindfleisch. Mittwoch: Kartoffeln mit Rindfleisch. Täglicher Abgang -er Poften zu den Dampfwagenzügen in Pristewitz. Nach Leipzig: früh 6'/,, Vormittags 10, Mittags 12'/«, Nachmittags 2 und Abends 6s/« Uhr. Nach Dresden: früh 7'/?, Vormittags 10, Nachmitt. 2, Nachmittags 3s/« und Abends 8 Uhr. Abgang der Post nach Ortrand: Abends 5s/, Uhr. Tagesnachrichten. Sachsen. Dem Vernehmen nach steht noch ein zweiter Einwechfelungstcrmin für die an ver flossenem 5. Novbr. verfallenen Chemnitzer Stadt bankscheine zu erwarten, da eine große Anzahl derselben ausgeblieben ist. Oesterreich. Fürst Metternich ist zum öster reichischen Gesandten in Paris ernannt worden. — Es ist wiederum eine ziemlich große Anzahl höherer Offiziere, worunter auch Graf Schaaff- gotsche, in den Ruhestand versetzt worden. — Von Seite des Erzherzogs Wilhelm, als Chef des Armec-Ober-Commandos, ist an sämmtliche Trup pen-Divisions-Commandantcn ein Circular er gangen, dessen Inhalt sämmtlichen Offizieren mit- zutheilen ist, und die lebhaften und illoyalen Wort wechsel der Offiziere in öffentlichen Localen einer ernsten Rüge unterzieht. Es verstoße geradezu gegen die Disciplinargesetze der Armee, wenn Mit glieder derselben sich eine Kritik, ja wohl gar eine offene Mißbilligung von Regierungsmaßregeln und kaiserlichen Verfügungen erlauben möchten. Die ses drohende Circular scheint aber nicht den ge wünschten Erfolg gehabt zu haben, denn die nn Daum'schen Kaffeehaus in Wien zusammenkom- mendcn Offiziere sprechen ganz offen aus, daß sie nicht geneigt seien, sich ein Papagenoschloß vor den Mund legen zu lassen und ohne Zweifel das Recht besaßen, über Maßregeln zu discutiren, die ihr eigenes Interesse beträfen, und Mißgriffe zu tadeln, unter denen sie auf dem Schlachtfelde ge litten hatten und noch zu leiden haben. — Der Dampfer „Bombay", welcher der Gesellschaft des österreichischen Lloyd angehört, ist auf der Fahrt von Constantinopel nach Triest an einer Klippe gescheitert. Die an Bord befindlichen Passagiere, Gelder und Briefe wurden gerettet. Mehrere Dampfer suchen das Schiff wieder flott zu machen. — Vom -Llilfser Joch auf der Veltlin-Seite ist eine Lawine niedergegangen und hat einen Wacht posten mit 13 Mann verschüttet, die jedoch durch rasche Hülfe noch gerettet worden sind. Belgien. Wie aus Brüssel als zuverlässig ge schrieben wird, geht der König der Niederlande mit dem Plane um, das Großherzogthum Luxem burg gegen ein entsprechendes belgisches Gebiet" auszutauschen. In Brüssel meint man, dem Kö nige Leopold würde es recht sein, auf diese Weise Mitglied des deutschen Bundes zu werden. Schweiz. Auf dem Rütli wurde der hundertste Geburtstag Schiller's von den Leuten von Uri, Schwyz und Unterwalden gefeiert und beschlossen, dem Sanger des Teil und der Thaten der Ur schweiz am Mythenstein eine Gedenktafel zu setzen. Italien. Der Diktator Farini hat in Bologna den ihm zugeoachten Gehalt ausgeschlagen, wie er früher die ihm von Modena angebotene National- belohnung, bestehend in dem Genuß einer ehe maligen Besitzung des Herzogs, zurückgewiesen hat. — Am 2. November drang in der Nähe von Borgoforte eine Abtheilung österreichischer Sol daten mit den Waffen auf lombardisches Gebiet und verfolgte einige Flüchtlinge. Die sardinische Regierung hat auf diplomatischem Wege gegen jene Getnetsverletzung protestier. — Sämmtliche Consuln des Königreichs beider Sicilien sind an gewiesen, allen Verbannten, welche in ihre Hei- math zurückzukehren wünschen, Pässe verabfolgen zu lassen. Frankreich. Der Marquis von Moustier ist zum Gesandten in Wien ernannt worden. — Es wird versichert, daß die betreffs Italien in Turin gemachte Combinalion (die Wah! Buoncompagni's zum Regenten Mittel-Italiens) vom Kaiser voll ständig gemißbilligt werde. — Der Krieg in Italien soll Frankreich 500 Millionen Francs und 50,000 Mann gekostet haben. — Die Hospital- Fregatte „Amazone" hat Befehl erhalten, sich von Brest nach Toulon zu begeben und von dort Ver- uttheilte nach Cayenne zu bringen. — Die Nach richten vom französischen Erpcditionscorps gegen Marokko sind ausgezeichnet; die Cholera ist ver schwunden; die den feindlichen Stämmen aufer legten Kriegs-Contributionen gehen ohne zu große Schwierigkeiten ein. Die Operationen werden in der Weise geführt, daß die französische Grenze bis an die Maluia vorgeschoben wird. — Das Suez- Kanal - Unternehmen ist jetzt wieder in vollem