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Großenhainer WklWnWS-M AUWM. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 97. Donnerstag, den 25. August 1859. Menschenfreunde helft! helft! ruft man aus dem am 12. d. M. von Brandunglück betroffenen Falkenstein im Voigtlande, wo 170 Wohngebäude in Asche gelegt und gegen 2000 Einwohner, nun obdachlos umherirrend, ihrer Habe, ja aller durch die Zeitumstande ohnehin geschwächten Ernährungsmittel verlustig geworden sind und bei dort bald eintretender rauheren Jahreszeit einer furchterregenden Zukunft entgegensetzen. Zur Erleichterung Derer, welche Nothleidenden stets willig beistehn, erbieten sich Unterzeichnete zu Ein sammlung und Weiterbeförderung milder Gaben, sowohl an Kleidungsstücken und Wäsche, als an baarem Gclde, worüber baldmöglichst öffentlich Rechnung abgelegt werden wird. Großenhain, den 22. August 1859. F. W. Röting. E. F. Aster, Oberleutn. Speisezettel der öffentl. Speiseanstalt. Donnerstag: Bohnen mit Wurst. Freitag: Graupen mit Rindfleisch. Sonnabend: Erbsen mit Bratwurst. Tagesnachrichten. Sachsen. Nach einer Bekanntmachung des königl. Kriegsministeriums wird die Versteigerung überzähliger Militärdienstpferde in der Reiter- cascrne zu Neustadt-Dresden mit heutigem Tage geschlossen. — Am 23. August ist auf dem Vor werk Baßlitz eine arme Äreschcrsfrau durch die in Pristewitz wohnende Hebamme Mehnert von ge sunden Drillingen (zwei Knaben und einem Mäd chen) entbunden worden. Da diese Leute nun sieben Kinder haben, so war natürlich kaum das Nöthige an Wäsche und Bettchen für nur ein Kind vorhanden, und cs ist die Familie dadurch der Unterstützung sehr bedürftig geworden. Oesterreich. Die amtliche „Wiener Zeitung" meldet bezüglich einiger Veränderungen im Mi nisterium: Graf Rechberg behält das Ministerium des Aeußern und wird Ministerpräsident; Herr v. Hübner wird Chef der obersten Polizeibehörde an Stelle des Freiherrn v. Kempen, welcher in Pension tritt; Graf Goluchowski erhält das Mi nisterium des Innern; der bisherige Minister des Innern, Freiherr v. Bach, ist zum Botschafter in Rom ernannt. Das Handelsministerium wird gänzlich aufgelöst und einzelne Facher an die Ministerien des Innern, des Aeußern und der Finanzen verthkilt. — Die französische Regierung soll die Herausgabe der von den Prisengerichten bereits verurtheillen Schiffe verweigert haben. Preußen. In Folge der Versicherung der Aerzte, daß augenblicklich keine Lebensgefahr für den König zu besorgen sei, ist der Prinz-Regent ins Seebad nach Ostende abgereist. Auch Prinz Albrecht hat sich nach seiner Villa bei Dresden begeben. Baden. Nachdem bereits am 5. August die erste Probefahrt über die neue Rheinbrücke bei Waldshut stattgefunden, ist die Bahn nach Zürich am 15. August feierlich eröffnet worden. Hannover. Die „N. Pr. Z." giebt die Zahl der der Erklärung v. Bennigsen's für Bundes reform und preußische Hegemonie Bcigetretencn auf ca. 600 an, bemerkt aber dabei, daß sich auch großdeutsche Tendenzen regen, die die Gründung eines Deutschlands ohne Oesterreich entschieden verwerfen. Schweiz. Die beiden ältesten Söhne des Kö nigs von Sardinien sind den 16. August in Genf angekommen, übernachteten in einem ziemlich bür gerlichen Gasthof und machten dem Grafen Ca vour einen Besuch. Italien. Die sardinische Regierung hat den Bau eines Linienschiffes und einer Fregatte mit Schraube, sowie mehrerer Dampfkanonenboote an geordnet. — Wie der „K. Z." geschrieben wird, hat man von Paris aus dahin zu wirken gesucht, der König von Sardinien solle die Einverleibung der Herzogthümer zurückweisen, ehe die National- Versammlungen sich erklärten; er hat dies aber verweigert. — In der Lombardei wird über die zunehmende Unsicherheit der Straßen geklagt. De serteure ziehen in Massen umher und. scheinen viel fach einen kleinen Krieg gegen die Sicherheit des Eigenthums führen zu wollen. — Fürst Ponia towski, früher toskanischer Gesandter in Paris und jetzt französischer Senator, kam am 16. August in .Genua an. Er begiebt sich in einer Mission des französischen Kaisers nach Toskana, welche das Interesse und die Rückkehr der großherzoglichen Dy nastie betrifft. — In Modena hat die Nationalver sammlung die Ausschließung des Herzogs Franz V. vom Throne, sowie die jedes Fürsten aus dem