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Großenhainer MlMilW- md AnzchMM. ' — / Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 68. Sonnabend, den 18. Juni 1859. Speisezettel der öffentl. Speiseanstalt. Sonntag: Nudeln mit Rindfleisch. Montag: Hirse mit Schweinefleisch. Dienstag: Graupen mit Rindfleisch. Mittwoch: Kartoffeln mit Rindfleisch. Lagesnachrichten. Sachsen. In Leipzig hat, außer den Ver- pflegungsrationcn, welche die dasigen städtischen Behörden durchgekommcnen österreichischen Krie gern zukommen ließen, der zu diesem Zweck ins Leben getretene Verein patriotisch gesinnter Man ner 250,000 Cigarren und 21,000 Packete Tabak an circa 50,000 Mann Oesterreicher verlheilt. Oesterreich. Ein Theil der zwischen Linz und Braunau concentrirlcn dritten Armee des Erz herzogs Albrecht ist in Eilmärschen nach Tirol aufgebrochen, um von dort in die lombardische Ebene hinabzusteigen. Preußen. Die amtliche „Preußische Zeitung" vom 14. Juni enthält Folgendes: „Es ist Befehl zur Mobilmachung von sechs Armeecorps ergangen. Je größere Verhältnisse die Ereignisse auf dem Kriegsschauplätze annehmen, desto ernster tritt die Pflicht an die Regierung heran, sich in die Ver fassung zu setzen, welche sie befähigt, bei Reguli- rung der italienischen Frage im Verein mit ihren Bundesgenossen mit demjenigen Gewichte aufzu treten, welches Preußen auszuüben berufen ist und welches der Machtstellung der deutschen Nation in Europa entspricht. Von diesem Standpunkte aus und Angesichts der sich stets steigernden Rüstungen, sogar der neutralen Mächte, hat die Regierung unabweisbar gefunden, einen Theil der Armee zu mobilisiren und wird auch damit in Verbindung stehende weitere Schritte thun, damit kommende Ereignisse Preußen und Deutschland nicht unvor bereitet überraschen. Allen diesen Schritten ist der Charakter der Sicherungsmaßregel so folgerichtig aufgedrückt, daß es einer erneuten Erklärung dar über nicht bedarf. Das Land wird dieselbe mit Zustimmung begleiten, aber auch die deutschen Bundesgenossen werden, erwarten wir, in dieser neuen Maßnahme im Interesse der Sicherung und Machtstellung Deutschlands ihr Betrauen auf eine umsichtige Initiative Preußens erfüllt sehen". — Die seit Eintritt der Kriegsbereitschaft sistirten Staats- und königl. Bauten sind sämmtlich wie der ausgenommen und einigen Fabriken Credit zur Wiederaufnahme der Arbeit bewilligt worden. — Das über den Leutnant Jachmann wegen Duells mit dem General v. Plehwe gefällte Urtheil lautet auf 6 Monate und 14 Lage Festungsarrest. Der Herzog von Braunschweig hat, wie die „C. Z." meldet, das Commando des 10. deutschen Bundesarmeccorps nunmehr angetreten und wür den die dazu gehörenden Truppen Ende Juni im Hannoverschen concentrirt werden. Hamburg. Von den, für die in Italien ver wundeten Öesterreicher eingegangenen Beiträgen wurden bereits 4000 Gulden nach Wien gesendet. Dänemark. In Kopenhagen ward die Mena gerie von Tivoli mit allen Thieren ein Raub der Flammen. Man nimmt an, daß das Feuer durch einen Affen, der sich losgemacht und eine Schach tel mit Streichhölzchen erfaßt hatte, entstanden sei. Frankreich. Der Admiral Bouet-Villaumez hat mit derrersten Belagerungsdivision, aus vier Fregatten und drei schwimmenden Batterien be stehend, Toulon verlassen und sich nach dem adria tischen Meere begeben. Die zweite, aus Kanonen booten bestehende Division wird in einigen Tagen Toulon verlassen. — Die Maßregeln gegen die auswärtige Presse sind verschärft worden; sogar die Ausgabe der „Times" und „Jndependance" wird entweder verzögert oder ganz unterdrückt. Italien. Der sardinische Regierungscommissar in Mailand, Vigliani, ist zum Statthalter der Lombardei ernannt worden und hat seine Amts- thätigkcit mit der Organisirung der bewaffneten Macht in Mailand begonnen, um die Ruhe zu sichern. Die lombardische Bevölkerung strömt in Folge der Aufforderung Napoleons zahlreich zu den Fahnen. Der König von Sardinien hat dem General Garibaldi und einer Anzahl Offi zieren und Alpenjägern seines Frcicorps die gol dene Denkmünze für militärischen Muth ertheilt. Garibaldi traf am 8. Juni in Mailand ein, um mit dem König von Sardinien Verabredungen zu treffen, und ist dann sofort wieder abgercist. — Die Öesterreicher haben Brescello und Reggio (in Modena), sowie Pizzighettone, Brescia und Cremona (in der Lombardei) geräumt und sich hinter den Ogliofluß zurückgezogen. In Pavia, Piacenza und Mailand sollen sie beträchtliche Vorräthe an Lebensmitteln und Munition zurück- gelassen, sowie in Pizzighettone die Munition und das Kriegsmaterial ins Wasser geworfen haben. Die Brücken über die Adda und den Oglio sind von denselben durch Minen gesprengt oder ver brannt worden. — Die Franzosen haben bei Cas sano zwei Schiffbrücken über die Adda geschlagen,