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Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205209
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920520
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920520
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-20
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 20.05.1892
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Der „Chemnitzer Keueral-Aiizeiger" ist in der dentiche» Post-Zeitnngs-Preisliste unter Nr. 1642 eingetragen. -Oesterreich»,!,. Zeitungsknialog Nr- 592.) Berlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz» Theaterstrage Nr. S. Fernsprech-Anschlnsi Nr. 136. Tclcgr.-Ndr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Ogeipaliciic Corpnszeile (ca-9 Silben fassend) oder deren Raum 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (6gespaltenc Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Rain» 30 Psg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger.— Anzeigen können nur bis Vonnittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finden ohne P reisanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger". Schattenseite,» dev menschlichen Gesellschaft. Chemnitz, den 19. Mai 1892. Kein moderner Siaaj.. hat i>» Großen und Ganzen, wenn man zuvor einige besondere landeSeigeuthümliche Verhältnisse bestimmter Staate» in Abzug gebracht hat, henie etwas vor den anderen vor aus, sobald man ernslhnst die Zahl der Verbrechen prüft, welche die Mitglieder der n>e»schlichen Gesellschaft bedrohen. Wir wollen hier ganz von de» politische» Verbreche» abschen, sowie von denen, welche so genannt werde», ohne cs doch zu sein, sondern uns ledig lich mit gemeine» Verbrechen beschäftigen, und wir kommen dann zu Schlüssen »ncrfreulicher Natur. Die Gesammtsumme der Verbrechen hat nicht eine derartige Znnahme erfahren, wie man Wohl öfter sagen hört; hierbei beruht bicl auf Täuschung. Zunächst darf man nicht vergessen, das; anch die Zahl der lebenden Menschen im rapiden Znnehmeu begriffen ist, und hieraus ergiebt sich leider auch eine Znnahme der schweren und schwerste» Straflhaten. Die Berhältuiß- zahl ist darum im letzte» Menschenaltcr nicht so enorm gewachsen, wie »iniichmal angenommen wird. Mehr noch als diese Thatsache trägt zur Tänschnng bei, daß jedes, »nr einigermaßen hervortrelcnde Verbrechen durch die Zeitungen dem großen Publikum bekannt wird. Heule erfährt mau alle Verirrungen menschlicher Individuen ziemlich gcnau, während früher im Gegentheil die meisten, oder doch sehr viele Schauerlhalen ler größeren Oefsciitlichkeit unbekannt bliebe» Daraus erklärt cs sich ebenfalls, daß heule die Menschheit als ver rohter betrachtet wird, als cs wirklich der Fall ist. Diese größere Oefsentlichkeit ist indessen sicher kein Schade, sie legt im Gegentheil die Wunden am Körper der Gesellschaft klar dar, damit an eine Heilung, soweit dieselbe überhaupt möglich ist, gedacht werden kan». Die Unterdrückung aller Thale» des Verbrechens, der Rohheit und der Gemeinheit ist heule nnmöglich und wird auch i» Zukunft unmöglich bleiben. Verirrungen des inenschliche» Geistes, welche zu verwerflichen Handlungen den Anlaß boten, haben z» allen Zeilen be standen; das graue Allerthm» hatte seine schweren und strengen Strafgesetze für schwere Thate», und bis lief in das Mittelalter hinein dauerte der Strafvollzug in ganz furchtbarer und entsetzlicher Weise fort. Alle diese GcrichtSpraxiS, die häufig genug in Grau samkeit ausartele, hat de» Verbrechen ebensowenig ein Ende bereiten könne», wie die mildere Hnndhabnng der Strafrechtspflege in der Neuzeit. Die Neigung z» Verbrechen ist in der Menschenbrnst vor handen und wird im gegebenen Moment zur That. Dagegen kann Niemand bei Allen mit Erfolg ankämpfcn» es kan» sich »nr darum Handel», eine Einschränkung dieser traurigen Erscheinungen herbei zufuhren. Ist die Znnahme der Verbrechen nicht so haarsträubend groß, wie manchmal angenommen wird, so ist die Gesammtzahl der schweren Straflhaten doch so groß, daß sie daS ernsteste Bedenke» zu errege» gccignet ist. Noch viel bedenklicher, als die Gesaminlzahl ist aber die Schnelligkeit, mit welcher ein Verbrechen — oft uni Nichts — auS- gesührt wird, und die Rohheit, welche sich in der Ausführung ofsen- bart. Man kann cs recht gut verstehen, wen» gekränkte Ehre, Jäh zur», Rachsucht, blinder Neid, Haß z» schweren Thalcn Anlaß geben, wenn furchtbare Lcidcnschaften den Hellen Verstand verdunkeln und die Hand zur That fortrcißcn, aber gerade die ans solchen Motiven hcrvorgcgangciien Veibrechcn sind nicht viel häufiger, als früher. Hingegen sind die Fälle, in welchen Handlungen der Brutal täl schließlich noch durch einen Mord gekrönt wurde», Raubmorde »m wenige Pfennige, Morde von Personen, welche um Slrcifthaten des Mörders wußte», in der Zahl »»endlich gestiegen und damit zugleich die brnlalc» Gcwaltacte. Es sind in den letzten Jahren wiederhol! Criminalprocesse vcrhandell, in welche» nichts Anderes anznnchincn war» als daß der Angctlagte von einer ans grenzenloser Verrohung desGcmülhs hcrvvrgcgangcnc» Mordmanie beseelt war. Wir habe» zahlreiche Vorkommnisse zu verzeichne» gehabt, in welchen die Ver brecher mit solcher Gleichgiltigkeit von ihre» Opfern, denen sie um einer Kleinigkeit wegen das Leben geraubt, sprachen, daß man sich eines Schauders nicht erwehren kann. Und was so »»endlich traurig vcrülnt: diese Verrohung findet sich, wie die Criminalproceffe und Statistiken beweise», anch im weiblichen Geschlecht i» bedenklich hohem Maße. Mag ein Kind einen Tangenichts als Vater haben, so kann doch etwas Gn:cs ans ihm werden, wenn eine rechtschaffene Mutter cS ans guten Wegen halt. Taugt aber die Mutter in ihren, innersten Charakter nichts, so wird selten ans dem Kinde etwas Rechtes. Wir haben gesehen, daß die allcrschärfstcn Strafe» die Ver breche» ebensowenig ausrottcu, wie eine mildere Handhabung der Strafrechtspflege. Verbrecher, welche die menschliche Gesellschaft bedrv.cn, welche mit dem Leben eines arglose» und unschuldigen Mitmenschen Fangeball spielen, wird es immer geben. Aber gerade weil die Bestialität, der ein fremdes Leben glcichgiltig ist, eine allgemeine Gefahr bildet, sollte immcr mehr und mehr mit dieser Gefahr gerechnet, ihr entgegengclrctcu werden. Graue Verbrecher zu knriren, ist eine schwere, häufig genug auch eine undankbare Arbeit. Wer ein Nebel, wie das hier in Rede stehende heile», diesen Giftbaum ausrolte» will, der darf sich nicht begnüge», einige Zweige abzuschlagc». sondern muß mit der Ausrottung der Wurzel» beginnen. Tann ist es mit dem Baum von selbst vorbei. Die Wurzeln sind in vorliegendem Falle: die Jugend! Es ist unerläßlich, daß der Jngcnderzichnng, in der Schulzeit, wie nach der Schulzeit, ein schärferes Auge zugewandt wird. Wie häufig kommt es nicht vor, daß Eltern, welche wegen irgend einer Strafthat z» Gcsängniß vcrmtheilt werden, Kinder besitzen, u», die sich dann so recht i»> Ernste Niemand weiter bekümmert. Werden die Vernnheilten dann wieder frei, so wird de» Kleine» gegenüber das begangene Vergehen als etwas ganz Gleichgiltigcs, sogar Selbstverständliches hingestellt, und i» dem Kinderhcrzen jedes Schamgefühl darüber, daß die nächste» thencrstc» Angehörigen im Gesang»,»; gesessen habe», systematisch erstickt. Damit ist der Bode» lur schlimmeres empfänglich gemacht. Und weiter, wie viele junge -eule von 14— 20 Jahren, die heute wegen irgend eilies Vergehens gegen das Strafgesetzbuch verurtheilt werden, bleiben nach Verbüßung ihrer Strafe sich selbst überlassen? Sie werden von Bekannte» gehänselt, haben mit allerlei Schwierigkeiten zu kämpfen, und dabei gehen die im Gefängniß gefaßten guten Vorsätze wieder verloren. Bon Stufe zu Stufe geht es dann abwärts. Die wenigsten Raub mörder beginnen mit dem gräßlichsten Verbreche», und gerade zahl reiche Processc der letzte» Jahre haben »nr zu häufig gezeigt, wie ans kleinen, sogenannten Jugendsünde», sich die schwersten Folgen entwickeln. Hier immer energischer, als bisher cinznschreiten, diese und zahlreiche andere Punkte unserer Zeit, in welchen doch die Znnahme der Verbrechen und die Verrohung wurzelt, klar zu stellen, mnß gleichzeitig Aufgabe von Gesetzgebung und bürgerlicher Gesellschaft sein. Lediglich mit Paragrcwhen bessert man die Menschen nicht, und die bürgerliche Gesellschaft ist auch wieder machtlos, wenn ihr in solchen und ähnlichen Dingen nicht eine bestimmte Autorität ge geben wird. Die Arbeit, welche hier zu überwinden ist, ist unendlich schwer, es wird sehr langsam gehen, aber keinem größeren Ziel kan» zugestrebt werden; gilt es doch die Erhaltung von Menschenleben. Kein Staat kann heute eine tüchtige Armec haben, wenn er nicht über tüchtiges Rekrntenmaterial verfügt, und auf der andere» Seile mnß die heule so sehr starke Verbrecherarmce von ihrer Ausdehnung verliere», wenn ihr die Rekruten entzogen werde». Jung gewohnt, alt getha»! ist ein une»dlich bedeutungsvolles Wort anch im Hinblick ans diese Schattenseite der menschlichen Gesellschaft. Manche Gränel- lhat erwachsener Personen würde unterbleiben, wenn die Betreffenden nicht in der Jugend gewöhnt worden wären, über schlimme Dinge leicht z» denken. Unmögliches kann Niemand mö lich machen, alle Staate» der Erde sind nicht im Staude, allen ihren Unlerthancn ein volles Verständnis; dafür beiznbringen, was Recht ist und was Unrecht; aber dahin könne» sie komme», daß die Zahl der gemein gefährlichen Elemente sich vermindert. Das ist eine Arbeit von Jahr zehnten; aber Menschenleben wiegen auch schwer. Politisch- Ritnvscha». Chemnitz, den 19. Mai. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat am Mittwoch Vormittag Danzig, dessen Oberbürgermeister 1>r. Banmhach seine» Mitbürgern den kaiser lichcii Dank übermittelt hat für den glänzenden Empfang, wieder ver lassen. Der Monarch besichtigte zunächst die Rcgulirniigsarbeitc» n» der Wcichsclmündnng, ließ sich von den Baubenmten ausführlich hierüber berichte», und fuhr dann stromauswärts nach Dirschan. Osficiellcr Empfang fand dort nicht statt. Mit der Bahn begab sich der Kaiser nach Maricnbnrg und nabm das wicdcrcrstandcne Hoch- mcistcrichloß des vculjchen Ritterordens in Augenschein. Am Abend erfolgte die Ankunft in Schlvbittc», woselbst Se. Majestät als Gast des Grasen Dohna der Jagd obliegen will. Am 28. Mai wird die Rückkehr nach Berlin erwartet. In Dirschan, wie in Maricnbnrg waren alle Vereine und Schulen, sowie die Spitze» der Behörden zur Begrüßung zngcg.». Dev „Nciehsanzeiger" veröffentlicht den authentischen Wortlaut der Kaiscrrede in Danzig. Da derselbe von den Viecher bekannt gewordenen Nachrichten erheblich adwcicht, so gebe» wir denselben i» den Hanplstellen wieder: „Ich bin dem Ruse und der Einladung der Provinz gern gefolgt, um einige Tage in ihrer Mitte z» weilen. Sie habe» erwähnt, wie wir zusammen gekommen sind; Sie haben anch zum Ausdruck gebracht, was Ihr Herz bedrückt: Das beschäftigt anch mein landesvälcrlichcS Herz »nd ich betrachte es als die Aufgabe meiner Regierung, in steter Sorge anch um diese Provinz deren Wohlergehen zu fordern »nd ihrer in gleicher Theil- nahmc »ad Fürsorge zu gedenke», wie einer jede» audercn Provinz. Ich habe das seste Vertrauen, daß dieses kernige Volk der West- prenßcn, welches schon so viel für mein Hans und Land getha», welches die hervorragenden Eigenschasten des Fleißes, der Arbeitsam keit, der Hingabe bis auf's Acußecste besitzt, dessen Söhne mit Freuden in jener Schaar der Anscrwähltcn stehen, die stahlb.weyrt den Tvdlcnkvpf am Haupte führen, daß die Sohne dieses Landes in Ge duld sich darein ergebe», was uns der Himmel schickt, und vertrauend erwarte», was mit Gottes Hilfe im Laufe arbeitsamer Jahre für sie zu lhnn mir gelingen wird. Ich erhebe mein Glas und tri> ke auf das Wohl der Provinz Westpreußen, auf ihr Blühen und Gedeihen: sic lebe hoch! — hoch! — hoch!" Vom Fürsten Bismarck. Die „Hamb. Nachr." schreibe»! „Die „Voss. Ztg." enthält bezüglich des Grafen Herbert BiSmarck eine» Artikel, dessen Quintessenz in der Darlegung besteht, daß inan in einem ans die VerlvbnngSauzeige erfolgenden Glückwunsch des Kaisers an ein junges Brautpaar nicht mehr zu sehen brauche, als ein unpolitisches Zeichen von Höflichkeit. Das Berliner Blatt hat ganz recht, wen» cs das Wort „Versöhnung" in Anführungszeichen setzt und nicht weiß, was cs sich darunter denken soll. Ei» Streit, der durch „Versöhnung" bcizulcgen wäre, kann zwischen dem Monarchen und einem frühere» Minister niemals Platz greife», also sind anch leine Situationen denkbar, die durch das, was die Zeitungen „Ver söhnung" nenne», zu beseitigen wären. Den frühere» Kanzler aber »eben den amtlichen und verantwortlichen Ministern als nicht berant- wortlichen Nathgeder der Krone in Aussicht zu nehmen, ist ei» Ge danke, den die „Boss. Ztg " mit vollem Rechte als undurchführbar bezeichnet, indem sie sagt: „Folgt der Kaiser dem Rath des unver antwortlichen „Altreichskanzlers" gegen seine verantwortliche» Minister, so giebt cs überhaupt keine Negierung mehr." Nicht minder ist der -Voss. Ztg." znzustimmen, wenn sie schreibt: „Daß Graf Herbert Bismarck vorerst nicht daran denkt, ei» Amt zu übernehmen, ist wahrscheinlich genug. Ist er doch aus dem Dienste auSgeschieden, ohne daß ihm die Einreichung des EntlassnngsgksuchcS augesounc» war! Aber daß Graf Caprivi die An-söhnung hindere, ist eine leere Vermnthuug. Uebcrdies ließe sich der Kaiser, wen» er sich mit dem Fürsten Bismarck versöhnen wollte, daran sicherlich nicht durch de» Grafen Caprivi hindern. Welche »einflußreiche» Mitglied« de» ! preußische» Ministeriums" .aber könnten nach dieser Aussöhnung Ber langen tragen?" — Auch die Londoner „Daily NewS" bringe» über bieic Frage eine Auslffsnng, gehen dabei aber von einem Jrrlhui» aus, wenn sie meinen, daß i» Friedrichs nh irgend ein Bcdürsniß ,zn erneuter Betheilignng an den Staatsgcschäsle» obwaltet, und daß in Folge dessen überhaupt „Vermittlungen einflußreicher Personen slalt- sinden." Groster Besuch in Friedrichs!uh. Wie die „Hamb. Nachr." erfahrcn, treffen Graf und Gräfin Hoyos mit ihrer Tochter, der Gräfin Margarethe, der Braut de» Grafen Herbert Bismarck, in Begleitung des Letzte,en künftigen Sonnabend znm Besuche in Fricdrichsruh ein. Fürst Bismarck beabsichtigt» diesen Besuch dem- nächst zu erwidern und au der Hochzeit des gräfliche» Paares thcil- znttehmc». Alsdann dürste sich der Fürst auf der Nonte durch Bayer» z»r gewohnte» Kur »ach Kissingc» legebc». Anch ist ein vorheriger Aufenthalt in Gastrin nicht ansgcschlosscn. Ei» Besuch des Herzogs von Cumbetland i» Berlin wird gerüchtweise angekündigt. Bevor der Herzog nicht wirklich a» der Spree ist, braucht man wohl nicht an sei» Komme» zu ,,lande». Klatschereien. Der Pariser „Figaro" b.ingt unter dem Datum „Berlin" eine Depesche, der Kaiser habe dem Qni'rinal seine Abncignng gegen ein Cabinet CriSpi wegen dessen naher Beziehungen zu de», Fürsten Bismarck knndgegebe». Die Nachricht wird der „Post" als „völlig erlogen" bezeichnet. I» Berliner Fettungen wird hervorgehoben, daß die Mittel für einen Garanlicsvnds zur Abhaltung einer Weltausstellung in der Rcichstianplstadt gesichert seien. Wenn man dann etwas Ernsthaftes will, dann wäre es aber auch gut, die Sache nicht cin- schlasc» zu lasse». Verschiedene Prcnhische Landräthe fordern die Landwnthe dringend ans, die Versicherung ihrer Feldfrüchte gegen Hagelschaden nicht z» niitcrlassen, da Steuererlasse oder Unterstützungen wegen Hagelschadens grniiffntzli h nicht mehr gewährt werden sollen. Die Verhandlung«:» der Ncichöcommisfio» in Berlin zur Bcrathnng einer Reform der Börseneinnchtnngc» treten nnnmehr i» ein beschleunigteres Tempo. Zeit wurde es aber auch. In ncncrer Feit wurden vielfach Klagen laut» nament lich ans landwirthj,häßlichen Kreise», über die Verschiedenheit der Preisnotirnngcn für Getreide an den verschiedene» Getreidebörsen »nd über die daran» sich ergebende» Schwierigkeiten einer ecnanc» vergleichenden Ilcbcrsi.ht über den Stand ler Preise a» de» einzelne» Märkien. Die Verschiedenheiten liegen einmal darin, daß zur Qnalitätsbestimmiing des Getreides nicht das svnst im deutschen Reiche bestehende cinheilliche Maas; »nd Gcwichtssystem angewandt wird, sondern vielfach fremde Maaße und Gewichte bcibchciltcn sind; ferner werden bei Bestimmungen der Preise verschiedene Gewichtseinheiten mit verschiedener GewichtSbczcichnniig zu Grunde gclegt, und schließ lich wird die Qnaliiälsangabe durch verschiedene Gewichtsangaben, bezogen ans verschiedene Volumina anSgeduickt. Anch .wird an einzelnen Börse» noch zur genaueren Qualitätsbezeichnung die Her kunft genannt, oder cs werden bestimmte, die bctr. Gctrcibeivrtc charaklerisirende Bezeichnungen beigefügt, während an anderen Börsen plätzen derartige nähere Angaben unterbleiben. Endlich wird noch aus die Schwierig!,itc» hiugewicsc», die sich ans der alleinigen An gabe der Preise in Maximal- »nd Miniinalzahlcn ergeben. Alle diese Mängel halte» dem deutschen Laiidwirlhschaslsralh Veranlassung gegeben, an den verschiedene» Getreidebörsen Echcbnngen zu veran stalte», ob und inwieweit diese Schwierigkeiten durch Zngrniibctcgnng gleicher Maciß- und Gcwichlseinhcilcn und durch schärfere der gehandelten Qualitäten im Effeclivgeschäst und der für die einzelne» Qualitäten gezahlte» Preise beseitigt werden können. I» der Ant wort, welche die Handelskammer z» Frankfurt a. M. ans das Rund schreiben des denlschcn Landwirlhschaftsralhcs c.theille, wurde hervor- gehobcn, daß bei der Qualitätsbezeichnung des Getreides die Zu grundelegung eines einheitlichen Mnaß- und GcwichtssystcmS und die Beseitigung aller fremde» Maaße wünschcnsiverth und durchführbar sei, und daß die Angabe nach Kilogramm für das Heetvliler am zweckmäßigsten erscheine; andererseits aber müßte betont werden, daß mit bloßer Angabe des Natnrgewichls nach einheitliche!» Maas;- „nd Gewichlssystem eine Einheitlichkeit in der Qualitätsbezeichnung noch nicht erreicht sei, weil für die Bestimmung der Qualität nicht »nr das Nalurgewicht, sonder» anch andere Kennzeichen der einzelnen Sorten maßgebend sind. Die große Zahl der nnlerschiedlichen Ge- Ircidcsvrten ließe» aber anch eine Angabe der Preise jeder einzelnen Sorte nicht als möglich erscheinen ohne daß die Prcisnotirnngcn an Ucbcrstchtlichkcit verliere». Wie man der „Pol. Corr." ans Berlin meldet, stehe» die dortigen Regiernngskreise der auch an Tenlschland ergangenen Einladung zur Theilnahmc an der von der uordamerikanischcn Bundes regierung angeregten internationalen Mnnzconfcrenz sehr kühl gegen über. Es wird betont, daß der Mangel eines eoucrclcn Cvnscrcnz- Programms die Besürchlnng agitatorischer An-nntznng nahe lege, und überhaupt die Frage anfgeworfe», ob die europäischen Staaten, die sich geordneter Währnngsznstände erfreuen, gut daran thnn, sich an der Cvnserenz zu belheilige». Die Instruction für militärische Wachtposten ist am Montag auch im Finanzausschuß der bayerische» Abgeordnetenkammer erörtert worden. Der Referent fragte an, ob dem Schießen der Posten nicht irgendwie abgeholfe» werden könne. Der Minister Frhr. von Saffcrli'ng erwiderle darauf, daß die Posten in Bayern i» de» meisten Fällen gar keine scharfen Patronen habe». Wo diese aber geführt werden, muß der Posten drei Mal Halt rnsen und dann »och auf die Folge» aufmerksam mache». Unter solche» Umständen sei ein Mißbrauch fast unmöglich; in Bayer» sei anch »och nie eltvas bvrgekommeu. - Oestevreich-Uttgavit. Das Ableven ves Vesten nngarifchen Generals ans n» Revolntionsjahre 1848/49, Klapka, hat in Pest zu ßlicheu Zäukereieu Anlaß gegeben. Dis radicale ungarische Nicht»»
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