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38 anlassen, um 500,000 Thlr. erhöht werden. — Wie die „N. Pr. Zeit." mtttheilt, wird in dem vorbereiteten Gesetzentwurf über die Aufhebung der Grundsteuerbefreiungen eine Entschädigung in Höhe des zwanzigfachcn Betrages geboten wer den, die in vierprocentigen Rentenbriefen geleistet werden soll. — Professor Baumstark, welcher Seitens der Universität Greifswald zum Mitglied des Herrenhauses vorgcschlagen wurde, ohne bis her die königl. Bestätigung zu erhalten, ist dieser Tage in das Herrenhaus berufen worden. Scsterrcicd. Die Ziffer der civilen Gesammt- bevölkerung Oesterreichs ergab sich diesmal mit 37,339,012, bei der Volkszählung im Jahre 1850 bis 1851 nur mit 35,750,620 Seelen. Sie ist folglich während dieser Zeit um 1,588,392 ge stiegen. Rechnet man noch das active Militär und die Gensd'armerie hinzu, so erhebt sich der Levölkerungsstand auf 38 Millionen. Diese Be völkerung gliedert sich nach 8,184,8-13 Wohn parteien und wohnt in 877 Städten, 970 Vor städten, 2436 Märkten, 71,420 Dörfern und 5,720,640 Häusern. — Die „Wiener Zeitung" meldet, daß der Feldzeugmeister von Heß nicht nach Mailand abgereist sei, sondern sich noch in Wien befinde. — Der in Pesth gefangene Räuber Rosza Sandor soll einen vergeblichen Versuch gemacht haben, sich zu vergiften. Frankreich. Aus Algerien wird gemeldet, daß General Desvaur die aufrührerischen Stämme des Aures - Gebirges vollständig geschlagen und dieselben sich nun unterworfen haben. England. Der britischen Admiralität liegt gegenwärtig eine von einem Amerikaner ihr zum Kauf angebotene neue Erfindung vor — ein Boot, das unsichtbar unter Wasser sich fortbewegen kann und es mit allen Kriegsflotten der Welt aufneh men würde. Der Erfinder erbietet sich, ein der artiges Boot von 8 Tonnen Gehalt für 12—15 Mann zu bauen. Dasselbe hat Raum, eine Menge Pulversacke und sonstige Explosionsapparate, auf zunehmen, kann sich ohne Luftzufuhr von außen mehrere Stunden entweder ganz nahe unter dem Meeresspiegel oder in einer Liefe von über 100 Fuß mit einer Schnelligkeit von drei Meilen per Stunde nach allen beliebigen Richtungen hin be wegen, folglich in das Centrum feindlicher Flotten eindringen, Schiffe und Batterien in die Luft sprengen, feindliche Fahrzeuge anbohren; kann ein schweres Geschütz mit sich in die Tiefe neh men, um inmitten einer feindlichen Flotte plötzlich aufzutauchen, das Geschütz abzufeuern und wieder unterzutauchen; kann übrigens auch zu friedlichen Zwecken, zur Perlensischerei, zum Heben versun kener Schiffe und dergleichen gebraucht werden. Lardinivn. In Turin wurde am 19. Januar die Verlobung des Prinzen Napoleon mit der Prinzessin Clotilde gefeiert. Dieselbe erhält zwar als Mitgift nur ein Capital von 500,000 Fr., doch hat der Prinz Napoleon mit seiner Dotation auf die Civilliste ein jährliches Einkommen von mindestens einer Million. — Die Deputirten- kammer hat das Gesetz zum Behuf eines besseren Systems der Vertheidigung Genuas von der Sce- seite her gebilligt. Mehrere pensionirte Offiziere haben sich zum activen Kriegsdienst gemeldet. Türkei. Nachrichten aus Constantinopel mel den, daß neue Conflicte unter den Kaimakams ausgebrochen waren und an der Börse panischer Schrecken wegen der Kriegsgcrüchte herrschte. Zur Baterlan-skun-e. Im vorigen Jahrgange d. Bl. sind einige Mit- theilungen über die Bcvölkerungsverhältnisse der Stadt Großenhain und mehrerer anderer Städte gegeben worden, welche auf der Volkszählung vom Jahre 1855 beruhten. Es ist interessant zu beobachten, wie sich diese Verhältnisse bis zum Tage der neuesten Volkszählung, dem 3. De- cember 1858, gestaltet haben. 1858. 1855. Zunahme. Dresden zählte 117717 gegen 108966 Einw., mithin: 8751, Leipzig . . . 74097 - 69746 - - 4351, Chemnitz . . . 40691 - 36361 k - 4390, Zwickau . . . 17892 - 16052 - s 1840, Freiberg . . . 15822 - 15709 r , l13. Annaberg . 9471 - 8842 - - 629, Großenhain 8531 - 7821 s - 710, Lchnecbcrg. 7712 . 7452 - - 260. Der Bauer von Streumeu. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Noch an demselben Tage mußte Fried bei dem General von Birkholz, der den Brief seines Schwagers zu Großen hain mit Vergnügen gelesen und durch dessen Inhalt be sonders neugierig auf den gesandten Recrutcn gemacht worden war, erscheinen. Gul, daß sein Charakter, sein Gemüth es ikm zuließ, das Schicksal nicht als Bürde, sondern vielmehr als eine Gabe aus dec Hand Gottes zu betrachten; darum lag auch in seinen Mienen, selbst bei harten Schlägen, stets eine Ruhe und Zufriedenheit aus geprägt, die Jedermann ansprach und ibn bei Allen em pfahl. Er war Soldat und dos ließ sich nicht ändern, was bätte ihm sein Jammern, Klagen oder Murren ge holfen? Blieb ibm nicht immer noch die Hoffnung, daß es bald, oder doch einstmals besser werden könne? Und war er nicht in der Nähe seiner Geliebten, obgleich er nicht so bald erwarten durfte, ihr zu begegnen, sie zu sehen! — Er ging also mit recht ruhigem Herzen zum General, der seiner, wie es schien, schon wartete. Nach einer längeren Besichtigung von Oben bis Unten, von Vorn und Hinten, die sich Fried gefallen lassen mußt«, sagte endlich der General mit Entzücken: „Ja, ja, ein Prachtkerl! Hast Recht, alter Schwager, und nichts Un wahres geschrieben. Er wird der schönst« Mann in meinem Regiment«, ja in allen Grenadierregimentern sein! Werde mich gelegentlich dankbar für dies Geschenk beweisen und zuerst, wie du mich bittest, den Kerl gut halten! — Wie steht's?" — fragte er hierauf Fried lauter, als cr erst gesprochen, — „fehlt Dir's an Geld?" Fried besann sich; och, auch nicht einen Pfennig hatte er, denn die Bedientenkleidung, in welcher er noch eine ziemliche Summe verborgen gehalten, hing daheim. Nur wenige Groschen besaß er in dem Augenblicke, als er ab geholt wurde. „Gnädiger Herr! nicht einen Heller!" bekannte er. — „Muß mir erst Baarschoft von zu Hause kommen lassen!" Der General reichte ibm einen Spezies bin und ver sprach, wenn cr sich Mühe beim Excrcircn gäbe, sich gut aufführe und sich bestrebe, allen seinen Vorgesetzten Freude zu machen, er dann schon weitere Zeichen des Wohlwollens von ikm empfangen werde. „In noch nicht vierzehn Tagen," — setzte er hinzu, — „beziehen wir das große Campement, das der Cburfürst bei Zeilkain halten will, bis dahin gieb Dir Mühe, das Nölhigst« wenigstens vom Soldatenhandwerk zu begreifen. Meine größte Freude wird cs sein, Dich dann als einen geschickten, gewandten und braven Grenadier preisen zu kören." Di« Milde und Freundlichkeit dieses Mannes trug nicht