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Nr. 103. Sächsischer LandeS-Anz-s-er («hemiitzer General.Anzeiger). 5. Mai 1892. Verkehr- zu verhindern, mit der blanke» Waffe die Massen zerstreute. Auch «ine große Denionstration unter ,reiem Himmel wurde polizeilich verhindert. Dergleichen sind aus Oesterreich-Ungarn und Italien noch leichtere Zusammenstöße gemeldet, größere Bedeutung haben indesse» alle diese Vorfälle i» keiner Weise. Zahlreiche Verhaftungen von verdächtige» Personen wurden besonders in den westeuropäischen Staate» vorgciiomme». Ter Dynamitschrecken ist moincutan am größten in Lüttich in Belgien, wo ja am Sonntag und Montag Abend Ex plosionen stallgefnnden haben. Sonst sind aber viele der gemeldeten Versuche, Attentate hrrbeizniuhrcu. nicht ernst z» nehmen. Viele solche Speclakrlstücke sind wahre Tnmme-Jnugenstreiche. Unnütz« Snbjcctc thnn eine geringe Quantität Pulver i» irgend einen Behälter und damit ist die »Bombe" fertig. Ordentliche Hiebe wäre da- Beste für solche Strolche. I» Lüttich glaubt man die Urheber des Attentates gegen die St. Martinskirche erwischt z» haben. Auch die von Paris ans verbreitete Meldung, daß auf der Insel Corsn tausend Kilo Dynamit gestohlen worden seien, ist nur eine Erfindung. Ter Tele graph hat da wohl aus >0 Kilo 1000 gemacht. Ein bei dem englischen Arsenal von Woolwich gefundener Pulverpacket stand mit riuem etwaigen Attentat in keinerlei Verbindung. Sächsisches. — Wichtiger Gedenktag. Ein solcher war für Sachsen d*r 3. Mai d. I. Am gleiche» Tage vor 25 Jahren »ahm der sächsisch* Landtag die Verfassung des Norddeutschen Bundes an. — Versetzung und Ernennung. König Albert hat dem Oberdireclvr der königlichen Erzbergwerke, Oberbcrgrath Auto» OSkar Bilbarz zn Freiberg, die »achgcsnchte Versetzung i» den Ruhestand, unter Belastung seines Titels und Ranges und Gewährung dcr ge setzliche» Pension, bewilligt. — An besten Stelle wurde der seitherige Stellvertreter, Betriebsdireclor Heinrich Fischer in Freibcrg, z»»> Obcrdircctor dieser Werke ctnannt. — Hochzeit eines von» Tode Errettete»». Am Montag Nachmittag wurde in dcr Kreuzkirche in Dresden jener Schlosser Graste, den bekanntlich im Decembcr vorigen Jahres Herr Premier- le»t»ant von Hvlleben de» Fluthen der Elbe mit Gefahr des eigenen Lebens entriß, getraut. Dcr Feier wohnte auch der Lebensretter des Bräutigams bei. Herr DiakonuS I),-. Költsch hielt eine Tranrede, in der er jenes Vorganges in ergreifender Weise gedachte. — Pfcrdebahnliches a,«S Dresden. Die Ncliengescllschaft alle Dresdner Pferdebahngesellschaft (Tins trnnnva^ companze ob 6ermun^ limibe-ck) hat in dcr zwischen ihr und dcr Sladtgemeindc Dresden entstandenen Streitigkeit wegen Ueberlassnng einiger Slraßen- strecken an die Deutsche Straßci.bahngescllschaft gegen die in dcr Sache ergangene Verordnung der königl. Krcishauptmaniischaft vom 6. October 1891 Beschwerde geführt. Das" königl. Ministerium des Innern hat die Beschwerde mittelst Beroidming vom 28. März 1892 als unbegründet verworfen. — Eine originelle Reisegesellschaft trifft am 5. Ma! früh in Dresden «in. Dieselbe (im Ganze» 50 Personen) hat von Sau Francisco eine Reis« durch ganz Europa angctreten, auf der sie auch Dresden eine» mehrtägigen Besuch abstattct. Die ans Herren und Damen bestehende Gesellschaft nimmt im Hotel Bellevue Wohnung. In den letzte» Woche» besuchte sie Konstantinvpel, Budapest rc. Morgen bringt sie ei» Extrazug von Nürnberg nach hier. Das Anf- sallendste an der Gesellschast, die später von Dresden nach Berlin geht, ist der Umstand, daß sie meist ans sehr alten Herren und Damen besteht; einer der Führer dcr Expedition ist ei» 80jähriger Herr ^^vlder, und die jüngste Person Vieser i'itterefsantr» Gesellschaft ist Miß Butler aus Lawrence, 24 Jahre alt, sehr hübsch, deren Papa eine Anzahl vo» Millionen besitzen soll, die wir i» Europa »ich einmal aussprechen könne». Die Gesellschaft ist ungeheuer distiiignirlt »ach europäischen Begriffe» aber vo» einer säst gcspcnsterhafle» Lange weile. Den», so merkwürdig es auch scheinen mag, die Mehrzahl derselben war, trotzdem sie sich mit einander drei Monatc ans der Reise befinden, einander so srcmd geblieben, daß sie kein Wort mit einander sprechen und kommen und gehe», ohne sich zn begrüßen. Die Herrschaften scheinen auch zumeist amerikanischen Mäßigkeits- Vereine» anzngchöre», denn mit Ausnahme eines steinaltcu Greises, der sich bisweilen ei» Gläschen Champagner zn Gemülhe führt, und einer Dame, die ein Glas Bier schlürft, trinken Alle nur Wasser. Die Herrschaften führen einen eigenen, ans das Comfortabclste ein gerichteten Eiscnbahnzng mit sich, und Jcdcr vo» ihnen hat für die Reise 1250 Dollars ihre.» Führer, dem 80jährigc» Herrn, cingehändigt. Natürlich werden sich die Koste» bedeutend höher stelle». Von Dresden ans sind mehrere Partie» geplant. — Vereitelte Flucht. In Leipzig war am Abend des 2. Mai ei» llOjähriger Bäclcuncislcr ans Freibcrg eben im Begriffe, auf dem Magdeburger Bahnhvse die Stadt zn verlassen, um nach Amerika cmsznuiandec», als er vvn einem seiner Gläubiger, der eine Forderung von 6000 Mk. an ihn hatte, augchallen und einem Schutz mann übergeben wnrdc. Ter Bäckermeister, der zuletzt eine Bäckerei i» Möckern besessen und diese eben erst verkauft, a» die Bezahlung seiner Gläubiger aber nicht gedacht hatte, wurde in Hast genommen, da er noch eine Freiheitsstrafe zu verbüßen hat. — Tvdteiitistc. In Leipzig starb der Cantor '» dcr Thvmasschnlc, Pros. Rust. — Ei»» Opfer dcS Glanchaner Ereditbank-KrnchcS. Ein Einwohner in Gcrsdors bei Hohenstein sollte als Mitglied dieses Bankvereins ebenfalls eine Ra!c von 7000 Mk. bezahlen; ans diesem Anlaß gelangte sein Bcsitzthum zur Versteigerung; er glaubte, diese» Verlust nicht verschmerzen zn können und »ahm sich durch Erschießen das Leben. Leider ist das nicht dcr einzige Selbstmord, welcher den Lettern des i» Rede stehende» Crcdilinslitnls zur Last Ml. — Eine ncnc HandolSschnlc wnrdc in Meerane eröffnet. — Ein vcrhängnisjvoller Hnnvevisz. I» Thurm bei Glaucha» hat ein Hund einem 2 Jahre alten Kinde ein Ohr ab- gcbisseu. — Eine Fnchschnle für Schneider hat die Schneider Innung für Burgstädt und Umgegend in's Leben gerufen. — Sirl'eitSjttbillinm. Ter Töpsergesclle Moritz Meyer in Bnrgstädt beging die 25jährige Jubelfeier seiner Thäligteil in dcr jetzt Herr» Franz Kcmple gehörigen Töpferei daselbst. Seitens des Stadl ralhs wnrdc dem Jubilar ei» Ehrendiplom überreicht. Außerdem erhielt derselbe viele Geschenke seitens des Meisters ». s. w. — Nnsng. In Miltweida ist an der Eingaiigsthnlc zn dem Wohnhanjc des Fabrikbesitzers Franz Winkler das daselbst an gebrachte, a„s Eichenholz gehauene Bild des Fürste» Bismarck in einer d.r letzten Nächte beschädigt worden. Für die Ermittelung des T ätcrs ist eine Bclohnnng von 100 Mk. ansgcsetzl worden. — Vel'Mn'chtnisse. Die kürzlich in Rei chenbc> ch verstorbene Fra» Florcutine vcrw. Jacob hat außer einigen Znwcndnngcn an Personen und gemcinnntzigc Institute »nd einem Vermächtnis; für ihre Heimalhstadt Kamen;, sowie einem solche» für de» Francnvcrci» z» Kamciiz dem Stadtrath i» Neichenbach ein Legal vo» 3000 Mk. überwiesen mit der Bestimmung, daß die Zinsen hiervon jelveilig am Geburtstage ihres im Tode vorausgegangcnen Gemahls, des ver storbenen Stadtraths Adolf Jacob, a» zehn arme Spinner auS- zuzahle» seien. — Die in Dresden verstorbene Sprachlehren» Frl. Pauline Hilscher hat dem Akademischen Rath rin Bermächt- „iß von 3000 Mk. mit der Bestimmung anSgesetzt, von den Zinsen arme Künstler der königl. Knnstacademie zu unterstützen. — Ungliicköfall. Ter Schieferbrnchbesitzer Jnl. Scheller wurde am 2. Mai i» einem bei L ö ß n i tz i. Erzgeb. gelegenen Schieserbruche durch eine rinstnrzende Felswand verschüttet und es war bis zum Abend noch nicht gelungen, ihn wieder frei zu mache», da durch immer nen herabstürzendes Gestein die Rettungsarbciten erschwert wurde». Mehrere seiner Arbeiter haben sich beim Einsturz »och recht zeitig gerettet. Dcr Vcrschütlele ist ca. 50 Jahre alt und hat Frau und 2 Kinder. — Spurlos verschwunden ist in Freibergsdors seit dem 14. April der im 14. Jahre stehende Schulkunde Slörc von dort. — Brände. I» Reusa bei Planen brannten Scheune und Nebengebäude des Gutsbesitzers Stehfest nieder. — In Groß wischstande» bei Grvitzsttr brannte am 1. Mai früh ein dem Gutsbesitzer Nich. Müller gehöriger Strohfeime» nieder. Ter Feimen war bislier versichert, die neuerlich abgetanst,,e Versicherungspolice jedoch nicht erneuert, da das Stroh jeden Tag verkauft werde» sollte, wodurch der Beschädigte einen Verlust vo» etwa 1000 Mark erleidet. Es wird Brandslisluiig von ruchloser Hand vermiilhet. — Mondfinsternis). Dcr Mond will „ns in der Nacht vom 11. zn», 12. Mai wieder mit einer Finsterniß beehren »nd hat es diesmal möglichst günstig eingerichtet. Die Verfinsterung ist beinahe total, den» nenn sie am größten ist, wird von dem D»rch,»esstr der Mondscheibe bedeckt sei», so daß nur eine schmale Lichlsichel a», 88^V'-Ra»de des Mondes übrig bleibt »nd die Lichtabnahme ans der Erde sehr stark zn bemerken sei» wird. Hinsichilich der Zeit hat sich linser Trabant Mühe gegeben, möglichst Jede», gerecht zu werden. Wer nicht zu lange den Schlaf versäume» will, der kann sich bequem kurz vor 10 Uhr de» Anfang der Erscheinung ansehc», „nd wer eine Mondfinsternis; zn», Vorwand nimmt, um einmal ei» Glas Bier »ichr als sonst zu trinke», dcr darf ja warte», bis das Schauspiel zwischen 1'/., und 1^ Uhr sein End« erreicht. Die größte Ver finster,»ig findet in der Zeitmitle statt, »äiiilich ,»» 11 Uhr 21 Mi nute». Den Hals braucht man sich cinch nicht z» verrenke», de»» die Höhe, i» welcher das Schauspiel vor sich geht, beträgt nur etwa 20 Grad. Bemerkt >ei »och, daß in Wirklichkeit dcr Mond in den Schatte» hiueiittaucht und nicht der Schatte» an und über den Mond hinweglritt. — Dampfkessel-Statistik. Die Zahl der Dampfkessel betrug am Schlüsse des Jahres 1891 im Umfange des Königreichs Sachsen 9351 Stück. Davon entfiele» ans den Gewerbe-Jiispectionsbezirk Dresden 1936, Leipzig 1573, Chemnitz 1536, Zwickau 1771, Plane» 726, Meißen j878 und Bantze» 928 Stück. Gegen das vorhcr- gcgangcne Jahr hatte sich die Zahl dcr Dampfkcssel,»» 217 vermehrt. Regelmäßige äußere Untersuchungen vvn Kesseln fanden 6493, innere Untersuchungen 534 statt. — Warnung vor Uhrcn-Hansirern. Ans dem Lande reisen gegenwärtig Leute »niher, welche miiiderwerthige Uhren — sog. Neppllhrcn — die sie sich vo» Uhrenhäiidlcrn in Berlin schicken lassen, vertreibe». Sir suche» diese Neppnhre» ans die Weise an de» Man» zu bringe», daß sie sich stelle», als seien sie i» Geldverlegen heit und ihre neue Ohr, die sie erst für cine bestimmte Summe gelaust hätte», ans Roth verkaufen mußte». Vor den Schwindlern wird hiermit gewarnt. — ZahlttttgSeittstellNttgen. Lcderhändler F. Borkel in Limbach. — Rittergutsbesitzer I. Ch. A. Matthias in Miltclfrcchna. — PvsaiueittciigeschäftS-Jilhabclin L. H. verw. Weigert i» Glaucha». — Offene Handelsgesellschaft Bnrckhardt L Richter in Mnlda. — Kaufmann C. B. G. Lübeck i» Leipzig. — Eier- »nd Bittterhändler C. F. F. Sieber i» Leipzig-Neustadt. — Gutsbesitzer I. G. H. Kempter in Laiigcnstriegis. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Die Freunde unseres Blattes werde» ersucht, uns wichtige Begebenheiten giltigsi mitzutheilen. Chemnitz, den 4. Mai 1892. — Die Königl. Stmtshauptmannschast in Chemnitz wird ihre» nächsten Amtstag in Stvllberg nächste» Freitag, den 6. Mai, Vormittags vo» 9 bis 12 Uhr, i», dortigen Rctthhause Zilunier Nr. 5, 1. Eloge — ablallc». — Vcrpflichtnngcn. Ter bisherige Nalhsschrciber Herr Max Emmerich ist am 2. Mai als Schnlcxpcdicnt für das Real gymnasium und die höhere Mädchenschule — Aiiiienstraßc — und Herr Geschäftsführer Robert Wilhelm Gerber hier, Leipzigerstraße >08, ist am 3. Mai als Uiitcrarincnpflcger für de» 51. Bezirk in Pflicht genommen worden. — In» Handelsregister für die Stadt Chemnitz wurde ans Foliu», 3678 die Firma Dresdner Bau-Gesellschaft in Chemnitz, Zweigniederlassung der zn Dresden unter gleicher Firma bestehende» Acliengesellschaft, eingetragen und zugleich verlaut- bart, daß die Inhaber der Actic» Inhaber der Firma find, daß das Einlagecapital 4,956,000 Mk beträgt, daß dasselbe in 1050 Privri- lcils-Sla»„,iactic„ z» je 300 Mk., 266 Prioritäts-Stammaclicn zu je 1000 Mk., 5000 Stammcictien zu je 300 Mk. und 2875 Stainm- actieu zn je 1000 Mk., welche Acticn sämmtlich auf de» Inhaber lauten, zerlegt ist, daß Herr Franz Valentin Fürstenberg und Herr Gustav Theodor Grüllich, beide i» Dresden, als Dircctvren den Vorstand der Gesellschaft bilden, sowie, daß Herr Paul Uhli ch i» Dresden, Herr Max Friedrich Traugott Helbig in Chemnitz und Herr Hermann Emil Otto Wilhelm Ohm ebenda Procnlisten sind, ingleichen, daß zur rechtsverbindliche» Zeichnung für die Gesellschast, dafern dcr Vorstand nur ans einer Person besteht, die Unterschrift des Vorstandes oder diejenige zweier Procuriste», daferu derselbe ober aus mehre.cn Personen besteht, die Unlerschrist zweier Vorstandsmitglieder oder die Unterschrift eines Vorstandsmitgliedes mit derjenigen eines Procuriste» crsorderlich ist. — Weiter wurde ans dem die hiesige Acliengesellschaft in Firma Chemnitzer D ü» ger-A bf uh r-G e sell sch ast betreffende» Fvlinm 3510 vcrlanibart, daß laut GeneralversammlniigsbcschlnsseS vvm 29. März 1892 dos Grnndcapital durch Ausgabe von 100 Stück aus de» Inhaber lautende Actirn zu je 1000 Mk um 100,000 Mk. erhöht werde» soll, sowie, daß Herr Paul Hermann Matth es ans dem Vorstände anSgeschieden ist. — Strasiettsperrriirg. Dcr sogenannte »weiße Weg" im siscalischen Zcisigwaldc wird wegen RcnbaneS vom 5. dieses Monats ab bis aus Weiteres für den Verkehr gesperrt und eS wird Letzterer ans die fiskalische Hvscr Straße beziehentlich den Chemnitz-Gablenz Enbaec Cvmnuinicativnsiveg verwiesen. —6— Deutscher Schulverciu, Ortsgruppe Ehemuih. Unter dem Vorsitze des Herrn Oberbürgermeister Or. Andrü hielt gestern Abend die hiesige Ortsgruppe des Deutschen Schulvereins, dessen Zweck bekanntlich die Pflege »nd Erhaltung des Denlschlhnms im Auslände ist. im Saale der „Börse" ihre diesjährige Hauptver- scimmlnng ab. Aus dem Geschäftsberichte für das Bereinsjahr 1891 war unter Anderem ersichtlich, daß die Zahl der Mitglieder in Folge Ablebe», Wegzug u. s. w. von 637 Im Vorjahre auf 588 am Schlüsse des Berichtsjahres, also um 49 znrückgegaugeu ist. Ti« Einnahmen stellte» sich mit Einschluß eine» Uebertrage» au» dem Jahre 1890 auf zusammen 1653 Mk. 62 Pfg. (wovon rund 1330 Mk. Beiträge der Mitglieder), welchen Ausgaben in Höhe von 943 Mk. 60 Vfg. gcgeuüberstchen, so daß ein Kassenbestand vo» 711 Mk. 12 Psg. auf neue Rechnung vorzntragen war. Außerdem find i», Betriebs- jahr sowohl, als auch namentlich im neuangetreteneu Vereinsjahre eine Reihe freiwilliger Spenden in zum Tüeil recht statiliche» Be trägen dem Vereine zngeflvsse» (unter Anderem 300 Mk. vom Lehrer- Gesangverein), welche gemäß der Bestimmung für gewiss« Zwecke, soweit solche getroffen Ivar. verwendet wurden sind. Tie Beschluß fassung über das der Ortsgruppe zur selbstständige» Bersngnng zu- stehende Drittel der Einnahmen naerließ man dem Vorstände, der bereits »uter dcr Voraussetzung der Genehmigung durch die Versammlung einen junge», begabten, aber arme» Deittsch-Oesterreicher in seinen Stndicn mit vorläufig 50 Mk. unterstützt hat. Diese Genehmigung wurde auch crtheilt. Mit der Prüsnng .des Rechnungswertes wurde» die Herren Heinsins und Vvigt beanstragt. Die hicranf erfolgende Neuwahl des GesanimtvorslandcS ergab »uter dem Ausdrucke des Vertrauens für die bisherige »«»sichtige Leitung die widersprnchslo'e Wiederwahl der gegcinvärtig amtirenden Herren. Demnach besieht derselbe auch im »enen Vereinsjahre ans de» Herren: Oberbürger meister Dr. Andre, Vorsitzender, Jnstizrath Or. En zu« au», stell vertretender Vorsitzender, Kansnianu Wittiug, Kassirer, Prof. Dr. Ohorn, Schr.stjührer, Pastor Colditz, Buchhändler Feller, Rector Prof. vr. Gehlert, Commercienrath Gulden, Niclen- fabrikant Igel, Kaufmann Pursürst, Postdirector Neichardt nnd Kaufmann Thier gen. Nach Erledigung einiger Angelegenheiten rein geschäftlicher Art konnte dcr Herr Vorsitzende noch die erfreuliche Mitlheilnng machen, daß ihm soeben neben einer Anzahl von Bei trittserklärungen die Summe von 2) Mk. als Ertrag einer gelegentlich einer patriotischen Feier veranstalteten Saminlnng zugegangc» sei.— Unmittelbar n» die Versammlung schloß sich ein Familienabend, der sich guten Zuspruchs zu erfreuen hatte. Da zur Mitwirkung bei demselben so bewährte Kräfte, wie Fräulein Hedwig Nockstroh »nd die Herren Cantor Mayerhoff, Kapellmeister Pohle, Concert- meistcr Schiemann und Ccllovirtuos Mann gewonnen worden waren, so war der genußreiche Verlaus dcS Abends und das Gelingen der ganzen Veranstaltung schon in« Voraus gesichert. — Dev Epangetische Arbeiterverein zn Chemnitz hat »ichrscitig ausgesprochenen Wünschen zufolge am 1. Januar 1892 eine Sparkasse für Confiri» and«» errichtet. Ueber Näheres sei auf ei» diesbezügliches Inserat in vorliegender Nummer ver wiese». — Mosellasaal. Auf die Vorstellungen in dem beliebten Etablissement, in denen gegcinvärtig der sogenannte unverwundbare FakicrSoliman bei« Aisja auflritt, sei ganz besonders ansmerkjam gemacht; die merkwürdigen Leistungen des genannten Fakicrs erregen in dcr Thctt ganz besonderes Interesse und rufen das lebhafte Er staunen aller Zuschauer hervor. Der Fakier wird »irr bis z»m Ende dieser Woche im Mosellasaal anflrcle». —* Unfall. Vor einigen Tage» verunglückte ein Kupferschmied i» einer hiesigen Knpserwaarenscibril dadurch, daß ihm b im Lölhc» Salzsäure ins Gesicht und in die Auge» spritzte. Obgleich er die Augen sofort mit kaltem Wasser wnsch, wurden dieselben doch so bedeutend verletzt, daß voraussichtlich aus einen« Auge die Sehkraft ganz ver loren gehen, auf dem andern eine Schwäche zuriickbleiben wird. Dcr Verunglückte hat sich in ärztliche Pflege gegeben. —* Streithähne. Am Montag Nachmittag prügelten sich 3 Ziegelarbeiter vor einen« Neubau derariig, daß eine Menge Menschen zliscimnieiiströ,„teil. Da sich Beide nicht beruhigten und sich mit ein ander aus der Straße wälzten, wurde ein Schutzmann geruse», der die Streithähne zur Ordnung wies. —* In Ver Trunkenheit. Gestern Nachmittag in der 4. Stunde lag auf dein Antonsplatz ei» total betrunkener Manu, d.r sich nicht bewegen konnte. Der Betrunkene mußte mittelst TranS- pvrtwageus nach den« Arresthause gebracht werde». Die widerliche Scene hatte eine Menge Meusche» herbeigezogen. — Steckbrief. Gegen den an« 12. November 1862 in Berns- dorf b. Chemnitz geborenen Oscar Emil Biertcl, welcher sich verborgen hält, ist die Uittcrsnch«n«gshasl wegen Rücksall-betrngs von« Königliche» Amtsgericht Zschopau verhängt. Die Königliche Slaals- auwaltschast zn Chemnitz ersucht, denselben zu verhaften und in das nächste Gerichtsgesängniß abznliesern. Schwurgerichts-Vevhandlmrgeit — Chemnitz. 3. S. (Nachiniltagssitzmig). Vors.: Herr Landgerichtsdirector Frommhold. Unler der dreifachen Anklage wegen Straßenraubes, Widerstand gegen die Staalsgewatt und Beleidigung eines Beamte» im Dienst, wozu sich noch ein Antrag a»f Bestrafung wegen HailssriedcilS- brnchs gesellte, ««schic» gleich nach Schluß dcr Verhandlung gegen den Briefträger Ulstig der in« Jahre 1860 geborene Maurer Bruno Heinrich Ehrhardt Jacob atis Dresden, gegenwärtig in Chemnitz «vvhnha't, auf der Anklagebank. Jacob ist wegen verschiedener Sirnflhatcn (darmner wegen Eigeiiihiimsvergehe» bcz- Diebstahls, BcirngS, sowie au.l« wegen Widerstandes) bereits nicht weniger als 9mai vorbest,ast. Die Anklage legic Jacob zur Last, dnß er 1) au« 12. März d. I. in der Hospiialgasse hiericwst, also einem im Sinne des H 133 des R.-Str.-G.-B. öjsenlliche» Wege cincs Straßenraubes sich schuldig gemacht; 2) an demselben Tage dcr Anssordcrnng des Schankwirthcs B. an der Marlinstraße zn», Berlage» seine) Lokales nicht Folge geleistet, bez. sich seiner gewaltsamen Entfernung ans derselben und der ihm angekündigteu Arrctnr wiederletzt und 3) sich einer Beleidigung des amtirendcn 'Schutzmanns schuldig gemacht habe. Im Gegensätze zn Ilhlig verlegte sich dieser Angeklagte beharttich aus's Leugnen, zeitweilig brach er sogar in Weinen aus, auch schützte er in besonders markanten Fällen sin», ioie Betrunkenheit vor. Ans Grund dcr Ben,eisausnahine nnd der bestimmten Anc-sagen des in Ncnh Übers dors wohnhaften Geschädigte», des Blatt- bindcrs F, wnrdc jedoch scstgcstcllt, daß Jacob diesem am gedachten Tage das Portemonnaie mit 10—12 Mk. Jnbalt gewaltsam entrisse» hat, indem er ihn« in den an diesem Tage ziemlich hohen Schnee gemorsen nnd anf ihm gekniet hat, wodnrch dcr Thatbestand des Raubes gegeben ist. Jacob nnd F., «reicher vorher noch in Begleitung eines Dritten gewesen ist, haben nach Verlassen desselben bez. schon vorher verschiedene Schankwirlhschaslen geincin- icbasttich ausgesucht nnd dort allerdings dem Gerste,«säst oder auch dem Branntwein fleißig zngesprochen. Am dentlichstcn spreche» für die Schuld Jacobs ei» Paar goldene Hcmdenknüpse, welche de», Gerichte als Hauptbeiastnugsinomcnle Vorlagen. Dieselben haben nach dcr Aussage des Beraubten demselben seit mindestcns 12 Jahren gehört, wnrdc» aber nachcrsolgtcr Arrelur, bez. Anrsnchmig des Jacob bei dieien, vorgesmidcn. Der Angeklagte stellte min die höchst un wahrscheinliche Behanptnng anf, daß er diese beide» völlig gleichen Hemden- knöpfe an zwei verschiedenen Stelle» gesunden habe, eine Angabe, deren Un- glaubwürdigleit ihm vom Herrn Vorsitzende» sowohl, als auch von« Ver- trclcr dcr königl. Staatsanwaltschaft wiederholt vorgehalten wnrdc. Nach Verübung dieser Straft at hat dcr Angeklagte sodann mit dem erbenden Ge de n. «er Anderem auch eine Schankwirtbschast in dcr Marli»- straße ansgesncht nnd sich hier Ausschreitungen zn Schulden kommen lassen, welche zu seiner Verweisung ans dem Lokale und schlleßlich zn seiner Arrctnr führte». Hierbei erst stellte cs sich heraus, welch' guten Fang man gemacht Halle, da inzwischen die von F- gegen den ihm übrigens ganz «nibekaunten Jacob erstattete Anzeige wegen des an ihm verübtet Raubes cingegangc» war und die beiden »ntcnnvcndclc» Knöpfe bei Jacvb gesunden wnrben. Es ist als» nur einem glücklichen Zusallc, bcz. den« rabiate» Wesen Jacobs zu danken, daß der Thätcr jenes an F. verübte» Verbrechens »och am Abende desselben TngeS crnnttel» und dingsest gemacht werde» konnte. Bei seiner Arrctnr «iiid dem Transport nach der Wache leistete Jacob den zäheste» Widerstand durch Einstemmen u. s. w. Der Beleidigung eine» Beamlru in