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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.05.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189205124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920512
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-05
- Tag 1892-05-12
-
Monat
1892-05
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.05.1892
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GeilM M Siichsischeu Lmides-A»;eiger (Chemnitzer Gcneml-Aiyeigec). Donnerstag, 12. Mai 1892. 1 — Verlag: Alexander Wiede in Chemnitz. — I Nr. 109. — 12. Jahrgang- Vom Schlachtfeld dev Zukunft. Es ist schon mehrfach davnns hiiigewicse» worden, daß dc>S neu» cingcsührle Jnfanlcricgewehr im nächste» Kriege eine i»i Vergleich zn frühere» Feldzügen »»gemein gesteigerte Zahl von Leichtver- wnndnnge» hervciführcn wird. Das »cne Gewehr zeichnet sich be kanntlich durch sei» ungemein gesteigertes Schcllfcncr, seine enorme Tragkraft (400) in), die rasante Flugbahn »ad anßcrordenllich ver mehrte Kraft der Kugel, sowie deren geringen Durchmesser ans. In folge dieser Eigenschaften wird ein wohlgezieltcs »nd genährtes Feuer schon ans 1—2000 in eine sehr große Menge Treffer haben, die sich mit der Verringerung der Distanz schon um deswillen um mehr als im Quadrate vermehren werden, als die rasant daherflicgeude Kugel nicht selten drei, vier »ud noch mehr der anrückcndcn Krieger durch bohren wird. Dies giebt dem Directvr des Lazarus-Krankenhauses in Berlin, Prof. Or. Langenbach, der über cine reiche kriegschirnrgische Erfahrung verfügt, Anlaß, in der „Deutsch, med. Wochenschrift" die „erste Versorgung der Leichtverwundeten auf den, Schlachtfclde" zu erörtern. Wir entnehme» dem sehr l eachtcliswcrthc» Aufsatz Folgendes: „Die Verwundungen ans der weiten Distanz werden, abgesehen von dc» Verletzungen edler Organe, zunächst sehr leichte sein und, aus genommen vielleicht die Magcndarmcrvssnungen, auch solche bleiben, wcnn sie vom ersten Augenblick an endgillig corrcet versorgt werden könne». Denn die Hautwunden des Ein- »ud Ausschusses werden nur die Länge von 4—10 Millimeter zeigen und oft kaum in die Augen fallen und der etwa getroffene Kuvchc» nicht zerschmettert, sondern glatt dnrchlocht oder augerillt, also vom lricgSchirurgischcn Standpunkt ans als äußerst günstige zn bezeichnen sei». Bei dem furchtbaren Schuellfencr wird cs vermuthlich zn einem Massenfeuer ans der Nahdistanz (bis zn 100 ui) seltener kommen: ei>te der Schützenlinien wird immer vorwärts gehe» oder zurück- weichen, um Deckung zu suchen, und somit wird das stehende Feuer- gesecht hin- n»d herwvgcud meistens wohl ans eine Entfernung von 400—lOOO '.u geführt werden. Unter diesen Umständen sind wohl masscnhastere, aber im Vergleich zu früher auch bei weit m gutartigere Verwundungen zu erwarte». Entsprechend dem Massenfeuer wird der Proccnljatz der Todtc» sich freilich steigern, dagegen wird die Zahl der Schwervcrwnndelen, wenn wir die Wirkung etwa milipiclcudcr Artillerie außer Rechnung lasse», entschieden eine weit geringere sei», weil die leidigen Schnßsractnren anße. ordentlich vermindert werden »nd gerade hierin scheint ein-wirklicher Segen in der Einführung des neuen Gewehres zn liegen. Jedenfalls werde» sich aber die Wirkungen der neuen Kriegesührnng darin am bemcrklichslcn machen, daß nicht nur der Armee, sonder» auch der Nationalkrast in wenig Tagen die schrecklichsten Verluste zngefügt werden. Tic Todtc» bleibt nur übrig zn begraben und öffentlich zn ehre». Tic Schwclverwnndctcn werden in den Feld-, Kriegs- und RZervclazarethen die liebevollste und sachgcmäßesle Pflege finden, die Unmasse der Leichtverwundete» legt aber den Militärverwaltungen nicht minder ernste Pflichten ans, denn auch sie bedeutet für nns die Gefährdung der physischen Kraft, Wehr haftigkeit, Intelligenz und wirthschaftlichen Zukunft nnsercr Nation. Beim Anblick der Schwerverwundete» kann gegenüber dc» Leichtverwundeten in der Ucberfülle der Arbeit leicht der Gedanke zur Herrschaft gelangen, diesen nur ein „Hilf Dir selbst" zuznrnsen oder ihrer Wunde nur eine oberflächliche, mehr das Gewissen beruhigende, als den aseptischen Heilnngsocrlanf sofort garanlirende Behandlung angedeihen zn lassen; wie verhäng- uißvoll könnte aber gerade eine solche Anschauung, welche vor Ja.r- zchntc» z. Zt- des uvthgcdrungencn Icrisses Aller noch eine gewisse Legitimität halte, für die Armee und die Nation werden! — Diese Betrachtungen haben die Frage nahe gelegt, ob nicht »och cine Ver besserung 'der ersten Wnudversorgnng im Felde möglich sei» und Prof. Langcnbnch ließ es sich in dc» letzte» Jahren angelegen sein, die Wundvcrsorgnng immer einfacher und schneller dnrchznführcn, d. h. de» Verhältnissen des Schlachtfeldes anznpassen. Tie Lovsnug wnrde keine Antiscptica, kein Wasser, keine kunstvoll angelegte zeitraubende Verbände. Hiernach werden die Wunden keinem Reinigungs- rcsp. Tesinfeclionsvcrsnch unterzogen, sondern sofort durch die Naht ge schlossen; darüber wird ein kleines Stück Gaze mit einem Kanlschnk- pslastcr besestigt, welches nur einige Male angehaucht zn werde» braucht, um 14 Tage, ja 3, 5 Wochen »nd noch länger so scstzuhaste», daß cs keines weiteren Dcckverbandcs zum Schutze der Wunde bedarf. Die günstigen Resultate, welche L. mit diesem Ver- vandvcrsahrcn erzielt hat, veranlassen ihn, dasselbe auch für das Schlachtfeld zur Anwendung bei allen einfachen Gcwehrschnßwnndcu vorznschlagen, und er cmpstehlt, jedem Soldaten in dem Verband päckchen eine kleine Blechdose mit zwei Kanlschnkpflastcrn, sowie eine Nadel mit eingefädcllem Seidcnfadc» in's Feld »ritzngcben. Kleine Schußwunden solle» mit dem Pflaster bedeckt, größere genäht werden. Zn dieser kleinen Operativ» sollen außer de» Aerzlen im Nvthiallc auch alle im Felde zur Hilfeleistung lcgüimirtcn Personen, Lazareth- gchilse», Krankenträger, Samariter n. s. w. heraugczvgcn und zn diesem Zwecke vorher darin cingcübt werde». Indessen ist L. selbst noch zweifelhaft, ob es angängig sei, das Nähe» von Wunden Laien- Händen anznvertranen, und stellt diese Frage noch zur Tiscnssivn einer Fachgenossen. In's Herz getroffen. Erzählung v. F. Arnefeldt. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Ein leises Klopfen an der Thür erweckte sie; Gabriele richtete sich ans, strich sich mit der Hand über die Stirn »nd fühlte sich wun derbar gestärkt. Das Klopfe» wiederholte sich; sic sprang vom Svpha ans, rief herein, die Thür öffnete sich und Mathilde erschien auf der Schwelle. „Ich habe der Mutter die letzten Besorgungen allein überlassen, »m noch cine Stunde bei Dir zn sein," sagte sie, und Gabriele hieß sic mit Freuden willkommen. Sie hatte der Freundin so viel mil- zulheilcn, und cs th.it ihr so wohl, ihr Herz erleichtern z» können, wenn sie auch das, was sie am schwerste» drückte, ihr Anton ge leistetes Verspreche», selbst Mathilde nicht offenbarte. Es gab doch »och genug zn erzählen: der Abschied von Winterfeld, die von Anton gefundene Spur des Grafe» Kurawicfs »nd die sich daran knüpfenden Hoffnungen »nd Befürchtungen. „Was hast Du wieder in den paar Stunde», seit wir nn- lrenntcn, erlebt, meine arme Gabriele, es ist kein Wunder, daß Du endlich zttsamnicnbrichst," sagte Mathilde theiluchmend, sic ahnte nicht, daß die Schrecke» dieses Tages noch lange nicht erschöpft waren, und daß der Bote, der eine neue furchtbare Kunde bringen sollte, bereits »»Herwegs sei. Innig unischlnngen saßen die beide» Freundinnen, da klopfte cs abermals au die Thür. Möbcs brachte einen Brief, den soeben ein Dienstmanu abgegeben halte, mit der Bestellung, er müsse Fräulein Richter sofort eingehändigt werden. Gabriele »ahm den Brief und stieß einen leisen Schrei an-. Sjp hatte Anton LabarrcS Hand erkannt. Hatte er seine Verheißung bereits wahr gemacht und kam er schon den Preis zn fordern'? Sie wog das Schreibe» in der Hand »nd wagte nicht, cs zu öffnen? „Lies, Gabriele, lies," drängle Mathilde und zog sich discrct in den Hintergrund des Zimmers zurück, während Gabriele an's Fenster trat, um beim letzten Scheine der verglühenden Dccembcrsonnc de» Brief zn lesen. Sie erbrach das Siegel nnd überflog den Inhalt des ziemlich langet, Schreibens. Einige Minuten herrschte liefe Stille, man Hörle »nr daS Knistern des in der Hand des jungen Mädchens zitternden Papiers; plötzlich stieß sic «inen gellenden Schrei aus, sank ans den ihr zunächst stehenden Stuhl nnd das Schreiben entfiel ihren Händen. Erschrocken eilte Mathilde zn ihr. „Was ist geschehen? Was enthält der Brief?" fragte sie. „Lies selbst; lies ihn mir vor-" stammelte Gabriele, „die Buch staben tanzen mir vor den Augen, ich vermag auch meinen Sinnen nicht zn tränen." Mathilde hob de» Brief ans nnd las: „Gavricle, Einzige, Heißgeliebte! Wenn Deine Angen ans diesem Briefe ruhen, so habe ich mein Wort cingclost. Schwarz- kopf's Mörder befindet sich in den Hände» der Justiz. Aber erschrick nicht» Du brauchst darum das Opfer nicht zn bringen nnd meine Gattin zu werden, denn ich gehöre nicht mehr z» den Lebenden. „Die Hand, welche Schwarzkopf's Herz traf, wird alsdann dasselbe Messer auch in das weinige gesenkt haben — denn ich selbst bin cs, der de» Amerikaner gctödtel hat. „Von der Unterredung mit Dir bin ich nur nach Hanse ge gangen, um diesen Brief zu schreiben, nun eile ich ans's Gericht »nd lege dem Rath Knhncniann ei» umfangreiches Geständniß ab. Laß Dir von ihm sagen, wie Alles gekommen ist. Nur eines erfahre von mir. Ans Liebe zn Dir habe ich Schwarzkopf getödlet, ans Liebe zn Dir gehe ich jetzt freiwillig in den Tod. „Ich wollte Dich uns Deinen Vater von Schwarzkopf erlöse» nnd stieß Jenen in s Verderben. Was ich dabei gel lten, will ich Dir nicht ausmale», aber ich hoffte immer noch, den Doctor zn be freien, ohne mich angcbc» zn müssen; heute Morgen ward mir das Tvdcsurtheil gesprochen. In du» Augenblicke, wo ich Dir die Nachricht brachte, daß ich eine Spur gefunden, die zur Rettung Deines Vaters führe» kan», g standest Tn mir, daß Dem Her; mir nie gehören könne. Da erkannte ich das Walten der Nemesis, da ward cs klar vor meine» Angen, daß ans blutiger Saat keine süße» Früchte erblühen können. Was soll mir das Leben ohne Dich? Ich werfe cs hin. Du hast veffproche», Den zn lieben, der den Mörder Schwarzkopf's zur Stelle schasst. Ich thne cs, ich thne noch mehr, ich übe sogar Justiz an ihm; halte nn» auch Dein Wort, liebe mich, liebe den Todtc»! Du thnst dem Lebenden kein Unrecht damit, wirf mir einen Brosamen Deiner Liebe in's Grab nach. Es ist der einzige Trost, der mich geleitet ans meinem dunklen Pfade! „Ter Bote, der Dir diesen Brief übcrbringt, hat die genane Anweisung, ihn Dir erst zwei Stunden nachdem ich ihn übergeben, einznhändigen. Wen» Tn i!n liesest, ist Alles vorüber, Dein Vater wird von jeder Schuld gereinigt sein, — nnd Dir heu e noch wicder- gegebcn werden. — „Bitte ihn, daß er mir.verzeiht, ich gedachte nicht, ihm Uebles znznsügen. Verzeihe auch Tn mir. Die Küsse, die ich heute von Deinen reinen Lippen nahm, waren die le tzte Wegzehrung cincS Vcr- nrthciltcn. Lebe wohl, sei glücklich, unv gedenke Deines Wortes. Liebe mich! Anton Labarre." Mit stockendem Athen«, mit thrcinencrslicklcr Stimme hatte Mathilde z» Ende gelesen; furchtsam schmiegte sie sich an Gabriele, die starr, mit weit geöffneten Angen, mehr einem Marmorbildc als einem menschliche» Wesen gleich, in ihrem Stuhl lehnte. „O das ist gräßlich!" stammelte sie. „Der Unglückselige —" „Er ist wahnsinnig!" unterbrach Gabriele, „er zeiht sich einer Schuld, die er nicht begangen! Fort, fort! vielleicht ist er »och zn rette»!" Sie sprang ans, in die Bildsäule war wieder Leben gekommen. „Wohin willst Dn?" fragte Mathilde. „Nach dem Criininalgcricht." „Ich begleite Dich." „Nein, ich muß allein zn dem Gerichtsrath geben." „Laß mich wenigstens mit Tir fahren, Dn sollst den Weg nicht allein machen," bat die Freundin. „So komm, aber leise, daß Tante nichts merkt," sagte Gabriele, der schon wieder die Besonnenheit znrnckgckehrt war, „sic wird die Schrcckensknndc noch früh genug erfahren; jetzt habe ich keine Zeit für sie." Nach wenigen Minute» schon verließen die beiden jungen Mädchen das Hans, bestiege» an der nächsten Ecke eine Droschke und fuhren durch die bereits sich in Dämmerung hüllenden Straßen dem Criminalgcbände zn. Tort stieg Gabriele.ans, Mathilde nannte aber dem Kutscher eine andere Adresse; es mußte ihr plötzlich »och eine Besorgung eingefallen lein. Rath Knhneman» ging der eintrclcndcn Gabriele entgegen, nnd so sehr er sich auch in der Gewalt hatte, so sah sie doch ans den ersten Blick, daß sich vor ihm soeben ein ticferschütterndes Drama abgespielt haben mußte. „Or. Labarre war bei Ihnen?" stammelte sie. „Ja. mein Fräulein." „Und wo ist er jetzt?" „Er stellt vor einem höhere» Richter, hoffen wir, daß er ihm gnädig sein wird," versetzte der Untersuchungsrichter feierlich. „Also ist es wahr! Ich komme zu spät?" Knhneman» neigte stumm das Haupt; „er hat au Sie geschrieben?" fragte er. „Ja, der Unglückliche hat im Wahn gehandelt; cs ist ja nicht möglich, er kann der Mörder nicht sein." „Er war es!" cnlgegncte dcr Gerichtsrath mit trauriger Be stimmtheit. „Wäre selbst nicht sein Geständnis; das eines voll ständig klaren Menschen, so würde sein Tod allein schon Beweis für die Wahrheit seiner Behauptung sein. Er hat sich ganz in derselben Weise getüdtet wie Schwarzkvpf; durch einen Stich in's Herz nnd so. daß sich das Blut nach innen ergossen hat." Bebend am ganze» Körper sank Gabriele ans den Stuhl, den ihr der Gerichtsrath bot. Dieser war zarisnh'cnd genug, sic weder nach dem Auftritt, den sic mit Labarre gehabt, noch nach dem In halt des Briefes an sic zn fragen; er las ihr die Anssagen des Un glücklichen vor, »nd sie vergoß heiße Thränen. , Dan» aber rang sich aus der Trauer »in den bcklagenswerlhe» Mörder und Selbstmörder ein anderer Gedanke empor sund sie rief anfschanend: „Nun aber ist meines Vaters Unschuld erwiesen. Habe» Sie ihm seine Freiheit noch nicht angckündigt?" „Noch nicht," entgegnclc dcr Gerichtsrath mit einem verlegenen Zögern. Sie bemerkte es nicht, sondern fuhr eifrig fort: „Er weiß es »och nicht? — O, lassen Sic mich ihm die Nachricht bringen, ich will ihm das Furchtbare schonend millheilen, ich will sein FrciheitS- bote sein!" „Es sicht nichts im Wege, daß Sie Ihren Vater sehe», Fränle!» Richter," enlgcgncle dcr Unlcrsnchnngsrichtcr, „leider vermag ich ihn nicht i» Freiheit zn setzen." „O, es giebt »och Formalitäten z» erfüllen, nn» ans cinig« Stunden wird eS ihm auch nicht mehr »»komme»," versetzte sie leichthin. „Fräulein Richter," begann der Gerichtsrath und To» und Miene verriethen, wie schwer ihm seine Aufgabe ward, „leider setzt das Eiageständniß des »nglnck.ichc» Labarre Ihren Valer nicht in Freiheit." „Nicht?" wiederholte sie schwer enttäuscht, „Sie sind doch aber von der Wahrheit lcsselbc» überzeugt." „Es handelt sich nicht darum, sondern um ein anderes Verbrechen." „Um ein anderes Verbrechen? Mein Vater soll doch ein Ver breche» begangen haben?" „Er hat es selbst cingcstandcn." „Unmöglich." „Sie wissen, daß Schwarzkops eine geheimuißvolle Macht über ihn besaß." Sic nickte stumni. „Er war der Mitwisser eines Mordes, den vi. Richter vor fünsnnzwanzig Jahren begangen hat." „Mein Vater, ei» Mörder! Das glaube ich nicht, und wcnn es die ganze Welt sagt!" jnhr sic ans. „So hören Sic seine eigenen Worte," erwiderte dcr Unter suchungsrichter und machte sie mit dem Bekcnntiiiß des DvcturS be kannt. Sie horte ihm lautlos unter strömenden Thränen z». - (Fortsetzung folgt.) Ein grauenvolles Familie,»drama. Die Bewohner von Lanfciibnrg im Canlr» Aargail sind durch cine Mvrdthat i» ungeheure Aufregung versetzt worden. Vor kam» zahressrist verehelichte sich die Witlwe B. mit einem 63jährigen Wiilw.r B . . r. Die Eheleute führten den bekannten Gasthof znm „Pfauen" i» Lanfenbnrg. Aus der ersten Ehe dcr Witlwe B. lebten 5, nns dcr ersten dcSB..r. 3 Kinder. Ter neue Ehcbinid war kein glücklicher, insbesondere beklagte sich die Frau B. über brnlale Be handlung von Seiten ihres Mauncs nnd beschwerte sich ihre» Kinder» gegenüber über die Haltung des „Stiefvaters". Der älteste Sohn der Frau B. faßte schließlich, anfgcrcgt und angesporiit durch die beständigen Klagen seiner Mntlcr, den Entschluß, den Stiefvater zn beseitigen. Am Abend des 27. November v. I. äußerte er seiner Mutter gegenüber den Vorsitz, die Befrcinngsthat auszuführcn. Wäh rend dcr Stiefvater im Keller hantirte, folgte ihm dcr Sohn, nachdem er sich zuvor Muth angetrunken hatte, »ach nnd zertrümmerte ihm mit den Worten „Nun innßt Dn sterben" den Schädel. Mutter und Sohn berathschlagtcn sodann, was weiter zn thun sei. Sic kamen schließlich überein, einen „Unglücksfall" zn präparircn; sie schleppten den Ermordeten zur Kellertreppe, tcgten neben ihn ein Bim faß nnd machten am Morgen die Anzeige, der Vater sei beim HinanftranS- pvrtiren eines Fasses die Stiege hiunntergesallcn nnd dabei ver unglückt. Dcr ärztliche Befund kcnuzcichncle de» Pen den Angehörigen geschilderten Hergang als wahrscheinlich, nnd dcr „verunglückte" B . . r wnrde beerdigt. Gleichwohl wnrde in Lanfenbnrg Ver schiedenes gemunkelt, und die älteste Tochter des B . . r, Namen- Natalie, machte ihrer Stiefmutter wiederholt Vorwürfe über den eigeuthümlichcn Tod des Vaters. Eines Tages ließ sich die Mntlcr zn dem Aussprüche verleiten: sie könne nichts dafür, sic sei unschuldig. Nun fiel sofort dcr Ver dacht dcr Natalie ans de» ältesten Sohn der Frau B., und rasch cntichlosscn machte sie ihrer Stiefmutter die falsche Angabe, dcr Sohn habe ihr nun Alles cingestande». Ans's Höchste erschreckt, siel Frau B. ihrer Stieftochter um den Hals und beschwor sie, um Gotteswillen Niemande,» davon MiUhcilmig zn mache». Grauenvoller als der Mord selbst erscheint i»»i die Fortsetzung des entsetzlichen Familien dramas. Natalie versprach, die Mörder ihres Vaters nicht zn ver- rathen — wenn man sie gehörig entschädige! Zn wiederholten Malen empfing sie für das Versprechen, über das Verbrechen zn schweigen, Geld. Dem Mörder nnd seiner Mutter schrieb sie mehrere Briefe und stellte schließlich einen, vorläufig anf ein Jahr berechneten Tarif dcr Abschlagszahlungen anf, welche ihr für ihre Di'-crction zu ent richten wären. Hier war genau angegeben, wie viel ihr, je nach dem mnthinaßlichen Tages, rträgnissc des Gasthofes z»»> „Pfauen", ans Ostern, Pfingsten und die verschiedenen Tanzsonnlage in bar ansbe zahlt werde» »inßtc. Als die Geldgier dcr Natalie immer stärker wurde nnd Frau B. ihren Ansprüchen kaum mehr genügen konnte, machte schließlich die von Angst nnd Gewissensbisse» gepeinigte Fra» einer Verwandten Anzeige von dcr geschehenen Vlnithat und cnischloß sich auf eindringliches Zureden, sich selbst ans dem B-zirksamt zn stelle». Mutter und Sohn wurden verhaftet, beide haben ei» offenes Geständnis; abgelegt. Die liebevolle Tochter Natalie, welche die Ermordung ihres Vaters zn einem lnkralivcn Geldgeschäft ausgebentet Halle, sitzt ebenfalls. Sie ist ganz erstaunt darüber, daß sie sich des Verbrechens der Erpressung schuldig gemacht habe» soll nnd bekundet die Reinheit ihres guten Gewissens dadurch, daß sie in ihrem Kerker fröhliche Lieder singt! Aus Nah ,»nd Fern. — Familicndvama. Ei» betagtes Ehepaar in Braunschwcig, das durch dci; Neubau des Hauses in Geldsorgcn gcrathcn war, hatte beschlossen, gemeinsam den Tod zn suchen. In dcr Nacht von 5. znm 6. d. M. gingen die Leute in die Küche, zündeten Holz anf dem Heerde an und entfernten das Abzugsrohr. Als in der Frühe die Tochter die Küchenlhür öffnete» fand sie die Mutter ans einem Stuhle sitzend, den Vater vor ihr kniccnd, den Kops in den Schoos; seiner Frau bergend, Beide durch das Kohlcngas ge- tüdlet. Der erwachsene Sohn dcr Lenle ist verschwunden; man der- nmthet, daß auch er Selbstmord begangen habe. — Tcö Sättnerö Jvvthttm. Ei» Opernsänger dcr Thcater- trnppe in Landeshnt kehrte dieser Tage nach einem heiteren Gelage in seine» Gasthof zurück, in dem sich a»ch das Laudeshntcr Stadtthealer befindet, kletterte mühsam die Treppe empor »nd schloß eine Thür« auf, in dcr Meinung, vor seinem Zimmer zn stehe». Der Schlüssel öffnete aber die Lvgenthür des Theaters, die neben der Wohnzimmer- thür sich befindet. Und darnach stieg der Sänger, dcr sich vor seinem Bette glaubte, über die Logenbrüstung und stürzte in da- Parlerre hinab, wobei er eine Parterrebank i» jähem Sturze zerbrach. Der Arme mußte die ganze Nacht hilflos im Theater liegen bleibe», bis ihn Morgens die Scheuerfrauen fanden. Glücklicherweise
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