Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.05.1892

• Erscheinungsdatum: 1892-05-12
• Sprache: Deutsch
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• Sammlungen: Saxonica
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• Strukturtyp: Ausgabe

Rr. 1VS. — 12. Jahraaila. Die an jedem Wochentag Abend (»nt de« Datnm des folgenden Tages» znr Ber- fendnng gelangende nnparteiischc Zeitung „Sächsischer Landes-Auzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei v. Jllnstr. Nnterhaltungsblatt «. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen »uinntlich 70 Psg., bei Post-Anstalten monatlich 75 Psg. Sächsischer ililites-Kllselger Verbreitetstes «„parteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sachs. Landes-AnzeigerS" erscheine» (o l,n e Scsse» Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sondcr-Ansgabe alsr bheninitrer General-Anzeiger ftir Chciiiiiitz inonallich 40 Psg. frei ins Hans; außerhalb Cheimütz nionatlich 50 Psg. mit Zntragen. Do,l,lkrStan. 12. Mai 1892. Der ..Sächsische La»des-«»zelger" ist in der dentschen Post-ZeitnngS-Preislist« unter Nr. 5580 eingetragen. (Oesterrci.tnlch. Zcilniigskatalog Nr. 2651.) Der „Cl>ci»»ilzcr Geiicral-Anzclger" ist in der dcntichen Post-Zeilntigs-PreiSlisle unter Sir. >442 eingetragen. lOesterreichisch. Zeitniigslatalog Nr- 592.) VerlagS-Austalt: Alexander Wiede Chemnitz. Theaterstraße Nr. 5. Ferusprcch-Anschlnß Nr. 138. Telegr -Avr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenvreis: Oaeivaltcnc CorvuSzeile (ca. 9 Silben fassend) oder deren Raum 15 Psg. — Bevorzugte Stelle (Kgespaltene Pctitzeüe ca. 11 Silben fassend) oder dere>> Namn 30 Pfg. Bei wiederholter Anfnahnie entsprechend billiger. Anzeigen können mir bis Vormittag augcuviuincn werden, da Druck und Berbrciinng der großen Auslage längere Zeit ersordcr».—Die Anzeigen sinde» ohiiePreiSauNchlag gleichzeitig Berbreitnug durch den „Chcnnntzcr Gencral-Auzciger . Amtliche Anzeige»». v. öffentliche Sitzung der Stadtverordneten. Chemnitz, den 12. Mai t8l>2, Abends 6 Uhr. Tagesordnung: 1. Geschnstlichc Mitlhcilnngcn. 2. Berichte des Control-AnsschnsseS über: o. die Ncchnung der Ed. Brnhui'schen Aamilien- stistnng aus das Jahr >891; b. die Nechuiiiig der Minna Auguste Ungcrschen Slistung anf das Iaht 1891; v. die Rechnung ter ersten Gruppe der Stift ungen zu Nntcrstütznngszwecken ans das Jahr 1891; cl. die Ncchnnng der ztvciten Clrnppe der Stillungen zu UnterstützungS,wecken anf das Jahr 1891; die Rechnung des städtischen Grundbesitzes ans das Jahr 1891; k. die Rechnung des Schloßinnblengrundstlickes »nd deS Schloßteichcs aus das Jahr 189l; tja Rechnung des Standesamtes ans das Jahr 189l; lc. die Rechnung über die bei ler Stadtbank erzielten llebcrschnssc ans das I >hr I8lll; >. das Gesuch des Fabrils.hnncdcs Herninnn Eiscrt a»S Gabriclenhiitten in Bvhnictt »»»Ausnahme in den sä t sischen St iatSnnterthanenverband. 3. Berichte des Bcrsassnngs-AnSschnsses über: n. de» Nalh-beschlnß, die Gewährung einer Bcihitlse von 100 Marl an die Diakoncn-Bildnngsanstalt wit Rettnngshans zu Obergorbitz bei Dresden; b. die Nathsborlage dem Kaiser Wilhclui-Deiik- uial-Jonds die nicht verwendete» 15,0it0 Mark der verfallene» Behcr'schcn Cantio» zriziuvciscn; a. die NathSvorlaqe, Kcnntuißnahme von der Mit- theilnng der Kanzlei-Direction des llicichstagcS. bctrcssend den Gesetzentwurf über daS Telcgrnphcnwrs-.n betr. Hieraus geheime Sitzung. Der Stadtvcrordneten-Vorsteher. Jnstizrath vr. En zur nun. Politische Nnndschan. Chemnitz, den 11. Mai. Deutsches Reich. Bei der gestrige,, BoloillonSbefichtlgung des dritten Gardc-Negimcuts zn Fnst ließ, wie das „Verl. Tagcbl." meldet, der Kaiser die Regiments Cvlonne formiren, rief alsdan» de» Grenadier Lueck, welcher kürzlich ans Pasten de» Schuß abgegeben haue, durch den zwei Männer schwer getroffen wurden, vor die Front »nd hielt an ihn svlgende lnrze Ansprache: „Grenadier Lucck! I» Anerkennung Deines cvrteclc» Benehmens ans Posten ernenne Ich Dich zum Gesreileu und hoffe, daß Dn auch fernerhin durch Mnth ulid Entschlossenheit Dich anszcichttcn »nd dem Rcgimeitle stets Ehre machet, wirst. Darauf reiche Ich Dir die Hand!" Mil kräftigem Händedruck ließ der Kaiser den Gefreite» zilrücktretc». Dev Zovenbesnch beim Berliner Hofe ohne Begleitung der Zaun steht jetzt fest. Die osficiclle Anmeldung ist erfolgt. Der König von Schweden ist vorgestern Nachmittag i» Karlsruhe ei,«getroffen und am Bahnhof vo» dem Grvßhcrzog, welcher in schwedischer Geiicrals-Unifor», erschienen war, begrüßt worden. In, Schloß winde der König vo» der Großhcrzogi'n und dem ge- sammlcn Hofstaat empfangen. Vom Reichskanzler. .»In politischen Kreisen will MM'wissen, daß der Reichskanzler seine Kur i» Karlsbad früher beende» werde, als seither angenommen war, und daß seine Rückkehr nach Berlin bereits z»m 21. d. M. zu erwarten sei. Graf Zedlitz. Das Befinden dcs früheren preußische» Cnllns- winisters Grafen Zedlitz ist nach glücklich verlaufener Operation derart, daß er bcreits die erste Ausfahrt hat nnternchme» können und schon binnen Kurzem völlig wicdcrhergcsiellt sein wird. Preußisches Abgeordnetenhaus. In dcrDicnslagssitznng genehmigte das Abgeordnetenhaus folgende Resolution des Abg. Lieber zur Eiscitbahnvvrlagc: „Das Hans der Abgeordnete» ersucht die Stacitsrcgicrnng, darauf Bedacht zu nehmen, daß thn,stichst ba d die Kvslc» f >r Anlagen zweiter und weiterer Geleise, für Um- und Eruenernngsbante», für Vermehrung vo» Betriebsmittel» in den Etat gebracht, und die Mittel für diese Bedürfnisse schrittweise ans den Bctuebseiniiahmcn beschafft werden." Diese Banlen sind früher aus den Eiseabahnüberschüssen hcrgcstcllt und sollen also »nn ans den laufende» Einnahmen gedeckt werden. Abg. Schmieding lnailib.) bezwciselt, daß baS so schnell gehen wird, wird aber für die Re solution stimmen. Abg. Lieber (Clr.) befürwortet dieselbe. Finanz »tinistcr lOr. Miguel ist mit der Resolution im Princip einverstanden, bctvnt aber, daß hinsichtlich der Ausführung anf die Finanzlage Rücksicht genommen werden müsse. Abg. Graf Limburg (cons) ist derselbe» Ansicht uiiv empfiehlt eine Erhöhung der Persviientarife für Schnellzüge znr Eczielnng höherer Eiscnbahiicinnahmen. Abgg. Sattler (natlib.) und Stengel (freicons.) wccdc» für die Resolution stimme». Abg. Rickert (freist) bekämpft dcn Vorschlag des Abg. Graf Limburg aus Erhöhung der Pcrsoncnlarise. Dan» wird die .Resolution angenommen. Die Slolgebübrin-Vorlage für Hannover wird in erster Lesung genehmigt. Ter Gesetzentwurf belr. die Ge heimhaltung der Ergebnisse der Veranlagung znr Stacstscinkommcn- stener findet wenig Beifall und wird schließlich einer Commissio» von 14 Mitglieder» überwiese». Nächste Sitzung: Tvnnerslag II Uhr. (Schleswig-Holsteinische Landgemeinde-Ordnung, Berggesetz-Novelle.) Militärvorlage. Die Negierung sche ut sich augenblicklich nicht ganz klar darüber zu sein, ob sic ihre große Mililärvorlage bereits in, nächsten Herbst den, Reichstage ovtlegen oder ob sic die selbe bis zum folgenden Jahre verschiebe» soll. Möglicher Weste will mau sich erst die nölhigcn Mittel sichern, indcni inan weitere Reichs- stcncrii cinsührt, che man znr Reform d.s Heeres übergeht. Mit diesen Erwägungen scheint cs zttsnmmeuznhäiigen, daß über das Bleibe» oder Gehe» des jetzigen Kriegsministcrs v. Kaltcnborn-Stachan Sicheres »och nicht feststcht. Die Gerüchte von dein angeblich bevor stehende» Rücktritt des Kricgsmiiiisters erhalten sich mit besonderer Zähigkeit. Wir können, schreibt die „Boss. Ztg", dcuigegenüber ans Grund von Erkundigungen, die wir an maßgebender amtticher St llc eingezvgc» haben, anf das Bestimmlcste versichern, das; Herrn von Kaltenborn-Stachau Nücktrittsgedankcn znr Zeit durchaus sec» liegen. Auch die Gerüchte, welche wissen wolle», der Rücktritt werde, wen» nicht jetzt, so doch bestimmt zu», Herbst zu erwarten sein, entbehren der Begründung. Die zn erwartende neue Mstilmvorlagc, deren Vertretung im Reichstage der jetzige Kricgsniinislcr, wie um» an- »imint, nicht übernehmen werde, ist über das Stadium der Vorbe sprechungen hinan- noch nicht gediehen; cS ist unmöglich, die Arbeiten so zn fördern, daß die Vorlage dem Reichstage bereit- bei seinem Wiederznsammentrelen im Herbst d. I. zugehen könnte. Das neue couserVatiVe Programin. Tie conscrvatioe Fraktion de- preußischen Abgeordnetenhauses hat bekanntlich in dcn letzten Tage» zur Ausarbeitung eines »cncn Parteiprogramms Berathnnzen abgchaltc». Nach Berliner Zeitungen sind folgende Beschlüsse gefaßt woeden: Die Absicht, die Judcnsrage in das Pro gramm anfznnchmcn, wird voraussichtlich nur insofern znr Anssührung komme», als i» dem Programm diejenige» Uebelstände scharf bekämpft werden solle», als deren Urheber »»d Begünstiger man dis Juden- lhnm bezeichnet, als: Börsknunwese», Gülerschlächterei, Wucher w. Da ferner atiznnchmcn ist, daß Gesetze, welche sich direct gegen die Inden wende», bei der Zusammensetzung des Reichstages bei allen Parteien, mit Ansimhme der Cvtts.roativen und Ceistrnmspartei keine Aussicht aus Annahme haben, so soll i» dem conscrvatioe» Programm empfohlen werde», mehr als bisher vo» der Möglichkeit Gebrauch z» mache», auf dem Verwaltungswege, ohne Erlaß besonderer Gesetze, »„geeignete Elemente von verschiedene» Kreisen des öffentlichen Lebens fern zu halten. Es soll dabei hingewiesen werden ans die Praxis, welche sich bei der Armee »nd bei der Landesverwalliing ausgcbildet hat. Wie die „Rheiuisch-Westf. Ztg." meldet, ist der Geueralsecretär des Bcrgbauvereius des Oberbcrgamtsbczirks Dortmund, vr. Neisman», nach Nvrdcngland abgereist, »,» die Bcrgarbeitervcrhältnisse im Dnrhamer Bezirk und die etwaige Ein- wirknng des dortigen Streiks anf Deutschland an Ort und Stelle zn stiidircn. Die Protcstpartei in Rordschleswig beschloß ans poli tische» Gründen von jeglicher Kundgebung znr goldene» Hochzcitsfeier des dänischen Königspaares abznschcn. Znm Welfenfonds. Seit mehreren Tage» habe», wie de» „Hamb. Nachr." geschrieben wird, die Ncbcrgabcverhandlnngei, zwischen den Vertretern der preußischen Regierung »nd de» Bevollmächtigte» des Herzogs von Cumberland, den Herren Rittergutsbesitzer Otto v. Rcdcn-Jraiizbnrg »nd Finanzrath Kniep, begonnen. Wie es scheint, gicbt man sich von beiden Seite» die größte Mühe, um eine möglichst glatte »nd schnclle Erledigung der Angelegenheit l.erb.iznsührc». Während Finanzrath Kniep nur mit der Ordnung der Geldangelegen heit zn Ihn» hal, ist Herr v. Rcdcn-Franzburg beauftragt, seine Mühe waltung dem liegende» Besitz der ehemaligen Hannovcr'schcn Kvnigs- familie znznwcnde». Herr v. Rede» ist ei» bekanntes Glied des welsisch gesinnten hinnover'jchcn Adels und war eine Zeit lang Ab geordneter für de» Prvvinzial-Landtag. Er soll auch für die Zuknnst von Seite» des Herzogs von Cumberland der staatliche» Verwaltung von Hcrrcnhaiiseii bci'gcvrdiiet bleiben, und daraus ist das hier kiirsireudc Gerücht entstanden, daß dieser Besitz ebenfalls vom Prcn ßischcn Staate ansgelicfert werde» würde. Vertragsmäßig kann dies jedoch nur geschehen, nachdem die Vcrzichlleislnng auf das Königreich Hannover von Seiten des Herzogs von Cumberland erfolgt ist. Man legt die bestimmte Hoffnung, daß außer wenigen Dingen von reinem Familicninleressc dcr gesammtc übrige Besitz des ehemaligen Hannover sche» Königshauses, »amcntlich anch die reiche» Knnstsammlnngen, Hannover erhalten bleiben werden, und daraus folgend wird die zukünftige Verwaltung kam» wesentliche Aendcrnngc» answcisen gegen die bisherige. Unfälle im Eisenbahnbetriebe. Nach der i»> Reichs Eisen bahnamt aufgcstclltcn Nachwcisnng der ans dentschen Eisenbahnen — ausschließlich Bayerns — im Monat Mürz d. I. beim Eisenbahn betriebe vorgckommcnc» Unfälle waren im Ganzen zn verzeichnen: 10 Entgleisungen und 2 Zusammenstöße anf freier Bah», 17 Ent gleisungen »nd 22 Zusammenstöße in Stationen und 174 sonstige Unfälle. Vci diesen Unfälle» sind im Ganzen, und zwar grösstcn- theils durch eigenes Verschulden, 107 Personen verunglückt, sowie 53 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 118 unerheblich beschädigt. Vo» den beförderten Reisenden wurden 3 getödtct. Von Bahnbeamlc» und Arbeiter» im Dienst tvnrde» bei dem eigentlichen Eiseubchnbc- triebe 36 getödtct und 131 verletzt, von Steuer- u. s. w. Bemmen l gelödlet und 5 verletzt, von fremden Personen (einschließlich dcr nicht ini Dienst befindlichen Bahnbcamtcn und Arbeiter) 14 getödtct und 10 verletzt. Außerdem wnrden dei Nebenbeschäftigungen 34 Beamte verletzt. Bon dcn sämmlliche» Unfällen beim Eisenbahnbe triebe entfallen anf: Staatsbahncu nnd unler Staalsverwaltnng stehende Bahne» (bei zusammen 33,893.17 lern Bctriebslänge und 022,278,312 geförderten Achskilometer») 214 Fälle. 11. Privat- bahncn (bei zusammen 2531.40 lern Vetuebsläirge »»d 26,058,072 gcfördcrten Achskilometern) 11 Fälle. Gruttbsteiu-Legung für das Kaiser Wilhelm-Denkmal. Nicht weniger als 5000 deutsche Krieger mit 210 Fahnen nnd eine enorme Rienschennienge haben sich gestern znr Grnndstcin-Legnng für das Kaiser Wilhelm Denkmal in Kelbra eingcfcrndcn. Tie ganze ladt ist festlich gcs hrnückr. Die Passage in de» Straßen dcs kleinen Ortes ist naturgemäß durch daS Gedränge des Publikums sehr cr- chmcrt. Nachmittags 3 Uhr fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Dcr Fürst von Schwär.bnrg-Nndvlstadt lhat die ersten Hammcrschläge und hielt eine patriotische Ansprache. Er schloß mit einem dreifachen Hoch anf Kaiser Wilhelm 11. Obcrpmrrcr Hesse hielt die Wcihe- rede. Ter Festplatz bot eine» herrlichen Anblick. Ahlwarvt-Brochürt. Fast alle Blätter äußern sich mit Ge- nngthnnng über die Erklärung des „StaatSanzcigcrs" bezüglich dcr angeblich fehlerhaften Wafscnlieserung dcr Fabrik 'Lvcwe, welche Ahl- wardt's Behauptungen entkräfte» nnd bedauern nur die verzögerten amtlichen Erklärungen. Oesterreich-Ungarn. Znm Ableben vco ungarische» Haudelsmiuisterö Barofj. Das nngarüche Abgeordnetenhaus beschloß, dcn Handels minister Baroß cinf Landeskvsten z» beerdigen. Dce Sitzungen des Hauses i»d bis Frcilag aufgehoben. Bei dcr Leichenfeier wird der Kaiser durch eine» Gencraladjntanlen verlrelen sei». Ter österreichische Minister- iräsidcnt drückte der Familie dcs Tobten sein Beileid aus. Dasselbe thnt die serbische Negierung durch ihren hiesigen Generakconsul. — Rcgiernngskrcise bezeichnen als künftige» »ngarischen Handels,»inist« dcn früheren Staalssccrclär Madleskovis. — Das „Budapest» Amtsblatt" schreibt anläßlich des Ablebens Baroß: „Ungar,, verlor in Baroß eine» wahre» Staatsmann, welcher dem „»gaoistben Namen durch die Macht erfolgreicher Tbalcn Anerkonnnng verschafft bat; ci» glänzender Stern des cvnstilnlivncllci» Lebens ist »iit ihn, »utergcgange»." Italien. Znr Miuisterkrisis. I» wvhlinsormirle» parlanieiitari'chen Kreise» in Rom zirknlirl folgende Liste dcs »c»c» italienischen CabinctS: Giolitti, Peäsidcnlshalt »nd Jimeecs; Blanc (früher Botschastcr inKvnstantiiiopel), Acnßeres; So»» i no, Schatz; Ellena, Finanzen; Marcelli, Krieg; Morin, Marine. DaS neue Cabinct dürste übrigens kaum mehr als einen Uebcrgang z» eine», Minislerini» Ciispi bedeute». Wie cs beißt, habe Zannrdclli auf die Frage des Königs betreffs der Wahl eines Nachfolgers für Rndini geant wortet, daß nur EriSpi die innere» Schwictigkcitc» zn überwinde» oermöge, ohne Mißtraue» !>» Anstande zu erregen. Auch dcr Senats- Präsident Farin, habe gegenüber dem Könige Ciispi als Nndinis Nachfolger bezeichnet. — Explosion «nd Diinamitfnnd. In Livorno platzte anf dem Treppcnstnr der Pvlizcidirectio» eine kleine mit Pulver gefüllte Eisenbomle. Die Mauer wurde zerbröckelt nnd Fensterscheibe» gesprengt. — Ans einer Wiese nächst dcr Station Ciampiiw bei Nom wurde» 16 Dynamilpatroiic» mit verlöschter Lunte gefunden. Frankreich. Frankreichs Kricffostärte. Französische Zeitungen wollen wissen, daß die Gesammtkriegsslärke dcr Republik — den Landsturm inbegriffen — ans etwa drei Millionen Man» zu schätze» sei. Deutschland hat mehr. — Ans verschiedenen Provinzial- städte» werden kleinere anarchistische NttentatöVersnche berichtet, lieber de» Versuch ist man aber glücklicherweise nicht sehr weit hinansgekvmnicn. — Von Vcrbrechcrhand wurde der Versuch gemacht, eine Bahnbrücke bei Arras i»' die Lust zu sprengen. Die Brücke wurde nur wenig beschäoigt. Spanien nnd Portngal. Anarchisten-Verhastttttgen. In Cadiz sind mehrere anar chistische Fabriklnbeitcr verhaftet worden, welche während der letzten acht Tage durch eine Reihe verheerender Brandsliftnngc» ganze Hnnscrcvmplexc in Asche gelegt haben. Seit dem 1. Mai find sechs große Fabriken »nd mehrere Wciakellercien »icdergebrannt. — Ans dem Bastnhose in Barcelona wurde ein Waggon er brochen und aus demselben eine größere Menge Dynamit gestohlen. — Wegen statt,lehabtcr Studenten,«,,ruhen ist die porln- gicsische Universität von Coimbrn gcstbloffcn. Nttsjland. Stadthanptmann Grcgcr in Petersburg, der schwer erkrankt war, liegt in, Sterben. Trotz aller osfiriellcn Ablenguunge» wird mit immer größerer Bestimmtheit behauptet, Gresser sei von Nihilisten vergiftet. — Nach Meldungen polnischer Zeitungen herrscht in der Fabrikstadt Lodz eine andauernde Er regung. Die Fabriken müssen vom Militär bewacht werden, Wirthshäuscr und Handlungen sind geschlossen. Wäbrcnd dcs Zu sammenstoßes zwischen de», Militär und dcn Arbeitern gab cs anf beide» Seite» mehrere Tobte »nd viele Verwundete. Die betrunkenen Arbeiter haben in den Häuser» dcr Inden farch'bar gehaust; acht Jude» sollen getödtct, stier hundert in grcbster Weise gemißhandclt worden sei». Orient. ES ist jetzt ermittelt, für wen die an der Donau Vor zwei Wochen entdeckten Bomben bestimmt waren. Die Mordwcrkzenge galten nickst dem Fürsten von Bulgarien, sondern de», Sulla». — In dem Proceff gegen die Mörder des bul garische«, Gesandten Bulkowitsch iu Koustautittopel ist jetzt das Urlhcil gefallt: die beiden Hanptichnlaigcn wurden zum Tode, zwei Thcilnchmer am Verbrechen zn 15 Jahren Zwangsarbcil vcr- nrlhcilt. Alle vier Kerle Hallen von heimlichen russischen Agenten Geld erhalte». Afrika. Von der deutsche,, Schutztruppc iu Südwestafrika verlassen mit Schluß der Jahres ca. 30 Mai», den Dienst, sämmtlich mit der Absicht, sich im neuen Lande nicdcrznlasjen. Die ans- scheidendcn Soldaten vciheiralbcn sich riet mit Eingeborenen. —- Heudrik Witboi hat Milte Februar eine starke Schlappe seitens der Hcrcros davongetragen. Es verlor Hendrik 120 Man», 40 Pferde und zahlreiche Gewehre. Neuerdings sollen sich Weiße ans dem Süden anch persönlich an dcn Nandzügcn belheiligen, von denen Witboi bis jetzt »nr mit Kriegsmaterial ansgerüslel morde» ist. Ucbligcns sollen anch die Hereros von Tag zu Tag frecher werden. Sächsisches. — Die coufessiouclle Zusamuieusetzttug der Be völkerung Dresdens. Tie weitaus größte Zahl der Einwohner Dresdens, »ünilich fast 90 Procent, gehört dcr eomigelisch-lntherischen Landeskirche a»; dann folge» die Katholiken mit etwa 8 »nd die Inden mit nicht ganz einem Proeent der Gcsammlbcvölkcinng. In Dresden ist in de», Zeitraum von l832 bis lüOO eine nicht unan sehnliche Veränderung i» dem Starkcocrhällniß dcr Consessionen «in- gctrclcn, welche sich insbesondere darin knndgiclst, daß die Vcrmchrnng der Lutheraner seit 1840 mit der Zunahme dcr Katholiken nicht gleichen Schritt hielt; für die weiter zurückliegenden Jahre gilt die zwar nicht, doch sind dieselbe» wegen dcs Fehlens des „MililärctatS" »ich, ohne Weiteres mit den folgenden vergleichbar. Die Zunahme der Katholiken war »in 3585 größer, als sie bei de», Zuncihmc- vcrhältiiiß der lutherischen Bevölkerung gewesen sei» würde. Zn dieser Vermehrung hat am meisten der Zuzug der katholischen Glanbcns- genossen vo» auswärts bcigetrage». Die Zahl der Resvrmirtc» sank nach vorübergehender Steigerung in den siebziger Jahre» — immer im Berhältniß zur Gesammtbevölkerung — wieder auf den bis zn», Anfang der sechziger Jahre unter geringen Schwankungen inne» gehaltenen Stand, während die jüdisch« Bevölkerung umgekehrt ihre»