Volltext Seite (XML)
Großenhainer UMHÄtmgö- md AnzcigMtt. des Kdnigl. Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Gedruckt, verlegt und redLgirt von Herrmann Starke in Großenhain. ^0. 88. Sonnabend, den 1. August 1863. Nachdem die im Gesetze vom 19. October 1861 vorgeschriebene Entwerfung der Listen der Stimmberechtigten und Wählbaren behufs der Landtagswahlen, ebenso die Liste der Vertreter des Handels- und Fabrikwesens erfolgt ist, wird solches mit Verweis auf § 58 des Gesetzes vom 19. October 1861 den Betheiligten mit dem Be merken eröffnet, daß ihnen die Einsicht dieser Listen in hiesiger Rathsexpedition bis zum 6. Muguft dieses Wahres freisteht und etwaige Reclamationen bei deren Verlust bis dahin anzubringen sind. Großenhain, den 30. Juli 1863. Der Stadtrath. F. W. Röting. In Stellv. Tagesnachrichten. Sachsen. Außer dem Könige von Sachsen und dem Herzoge von Koburg wird auch der Großherzog von Baden zum Leipziger Turnfeste erwartet. — Den sich an diesem Feste beteiligen den Turnern wird jetzt noch bekannt gemacht, daß die Ausgabe der Wohnungsanweisungen, der Fest zeichen und Festprogramme nicht im Schützenhause, wie früher bestimmt, sondern im Nathhause statt- finden wird. — Ein höchst bedauerlicher Unglücks fall hat sich am 29. Juli in der Nahe von Dres den zugetragen. Als nämlich der Abends 7 Uhr nach Böhmen abgehende Zug dem Bahnwärter haus Nr. 7 sich nähert, sieht der Wächter Borr mann, daß ein kleines Kind aus der benachbarten Kirschbude auf die Bahn klettert. Er eilt hinzu und wirft es zurück, wird aber in demselben Moment von der Locomotive erfaßt und sofort getödtet, während das Kind nur leicht verletzt wurde. Er hinterläßt eine Witwe und vier noch kleine Kinder. Frankreich. Der Kaiser soll das von Forey in Mexico erlassene Consiscations - Decret lebhaft getadelt und die sofortige Aufhebung desselben be fohlen haben. Forey hat in Mexico auch das französische Preßgesetz proclamirt; Rußland. Die Russen concentriren sich seit Kurzem massenhaft an der ganzen galizischen Grenze entlang und entsenden nach allen Com- municationslinien hin Streifpatrouillen aus. Um die Verproviantirung zu ermöglichen, ward das Verbot der Ausfuhr von Hülsenfrüchten, Mehl- producten und Heu nach Galizien streng gehand habt. Auch werden die Reisenden bis aufs Hemd durchsucht und Briese, wenn sie russischen Offi zieren zu Gesichte kommen, erbrochen und gelesen. — Aus Kowno wird berichtet, daß außer den täglichen massenhaften Gefangennehmungen auf dem Lande in letzterer Zeit auch wieder häufigere Verhaftungen in der Stadt vorgenommen wur den. Zwei Geistliche sind zu sechsjähriger Arbeit in den Bergwerken Sibiriens abgeführt worden. Am 20. Juli wurden zwei Jnsurgentenofsiziere auf Befehl Murawieff's erschossen. — Die Be richte über die zwischen den Russen und Insur genten stattgefundenen Gefechte lauten fortwährend sehr widersprechend. — Die polnische National- Regieruüg wird in einen Waffenstillstand einwil ligen, wenn dieser aus alle Provinzen, wo der Aufstand ausgebrochen, Anwendung erhält und unter folgenden Bedingungen: 1) Die Russen behalten einige zu bezeichnende Localitäten in Be sitz; 2) alle verhafteten Personen werden auf freien Fuß gesetzt, alle verbannten kehren nach Polen heim; 3) eine internationale permanente Commission über wacht die treue Ausführung dieser Bedingungen. Amerika. Nachrichten aus New-Port vom 17. Juli zufolge dauerten daselbst die Unruhen mit großer Wuth auch am 15. und 16. foxt. Es kam mehrmals zu Gefechten zwischen dem Militär und dem Volke, die viel Menschenleben kosteten. Am 17. Morgens war die Ruhe wieder herge stellt. Die Regierung hat beträchtliche Streitkräfte herangezogen und erzwingt die Durchführung der Conscription. Die Nürnberger Ritzet. Erzählung von Z. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Es bäuchte Ranke'n, er wandle zwischen Gräbern dahin, und er konnte durchaus sich nicht entschließen, feinen Hof und sein Gut zu betreten. Der Fürst war wirklich mit einer Anzahl Diener auf dem Schlosse eingerroffen. Erwartungsvoll schritt Ranke, Paul an seiner Seite, mit der Bibel unter dem Arme auf dasselbe zu, vorerst bei dem Jnspector seine Ankunft anmelden lassend. Dieser befand sich, wie ihm gesagt wurde, soeben bei dem Fürsten. „ Gut", sagte Ranke, „ dann stehen wir Beide vor dem rechten Mann", und entschlossen wendete er sich nach dem