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Großenhainer Unterhaltungs- und Ameigeblatt. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 99. Mittwoch, den 14. December 1853. Es ist wahrzunchmen gewesen, daß noch immer nicht alle Diejenigen, welche in hiesiger Stadt entweder Wohnungen selbstständig gemiethet haben, oder bei hiesigen Einwohnern sich aufhalten, hier anr meldet worden sind und sich Logis- oder Aufenthaltskarten ausgewirkt haben. Wir machen auf diese Bestimmungen hierdurch mit der Bemerkung aufmerksam, daß alle Hauswirth e, oder deren Stellvertreter, welche in ihren Häusern Personen wohnen lassen, die bei der Stadtpolizeibehörde nicht angemeldet worden und weder mit Logis- noch mit gültigen Aufenthaltskarten versehen sind, unnachsichtlich mit Geldstrafe bis zu 5 Thalern oder mit ver- hältnißmäßiger Gefängnißstrafe werden belegt werden. Diejenigen, welche dieser Verpflichtung bis jetzt noch nicht nachgekommen sind, mögen dieß noch im Laufe dieses Jahres thun, weil die durch die im Anfänge nächsten Jahres vorzunehmende Revision bekannt werdenden Unterlassungen durch obige Strafen an dem Hauswirthe geahndet werden würden. Hain, am 6. December 1853. Der Stadtrath. Schickert, Bürgermeister. Tageönachrichten. Sachsen. In Chemnitz erschoß sich in der Nacht des 7. Decembers der Militärposten vor dem Postgebäude. Preußen. Die junge Witwe des Fürsten Karl von Hohenzollern-Sigmaringen wird sich in ein Kloster begeben. — In Gleiwitz stand neulich der Magistrat von Neuberun vor dem Schwurgericht. Da nämlich die Ziegelscheune des Ortes nicht ren- tirte, hatte der Magistrat förmlich beschlossen, fir abzubrennen, und ein Mitglied übernahm die Aus führung. Nach Empfang der Brandentschädigung beschloß man, auf gleich bequeme Weise sich einiger alter Communscheunen zu entledigen, jedoch kam die Sache dießmal an den Tag und sechs der An geklagten wurden verurtheilt. Italien. Zwischen Acerno und Scafari in Nea pel ist eine alte versunkene Stadt entdeckt worden, die keine Aehnlichkeit mit Hcrculanum und Pom peji hat. Frankreich. Es verlautet, daß in möglichster Stille die größten Rüstungen zu Lande und zur See vvrgenommcn werken, so daß im Frühjahr ein Heer von 650,000 Mann in kurzer Zeit auf die Beine gebracht werden kann. — Am 7. Decbr. ward das Denkmal des Marschalls Ney an dem Orte seiner Erschießung enthüllt. Der Anwalt des Unglücklichen, Dupin der Aeltere, hielt dabei eine Rede. — Die französischen Bischöse lamentiren ebenfalls über das Unglück ihres Freiburger Mit- bruders und halten Gebete und Fürbitten ab. Türkei. Es wird wiederum sehr viel von Frie densbemühungen berichtet, die von England, Frank reich, Oesterreich und Preußen ausgehcn. Die Türkei sei diesmal, was früher nicht der Fall war, als gleichberechtigt anerkannt. Sie soll Vorschläge zum Frieden machen. Die vier Mächte scheinen wenigstens darin einig zu sein, daß eine Ländcrver- größerung Rußlands nicht zuzulaffen sei, und die Verträge Rußlands mit der Türkei auf eine soli dere und nicht mißzuverstehende Art zu ändern seien. Einen Waffenstillstand auf drei Wochen einzugehen, wie England vorgeschlagen, hat die Pforte verwei gert, und daran jedenfalls Recht gethan, da sie in Asien bis dahin manche Vorlheile erringen kann. — Die Heere an der Donau haben eine nur beobach tende Stellung eingenommen. Größere Gefechte scheinen nicht vorgekommen zu sein. Die Türken haben nach vielen vergeblichen Versuchen trotz des starken Feuers der Russen und eines Landungs versuches derselben, endlich sich auf der Insel Mokan festgesetzt und sich daselbst verschanzt. Die Com- munication der Russen zwischen Giurgewo und Jbrail ist dadurch sehr unsicher und gefährlich ge worden. — Bei Krajowa wurden die Russen aus mehreren Dörfern vertrieben. — Der russische Ge neral Engelhard ließ einen englischen Courier ver haften, dessen Freilassung der englische Viceconsul erst nach längern Bemühungen durchsetzte. — Die Donau ging stark mit Eis. — Daß ungefähr 250 Mann walachischer Miliz mtt Sack und Pack zu den Türken überging, bestätigt sich. Bei Budesti sind sechs große unterirdische Wohnungen, jede 90