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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189204023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-04
- Tag 1892-04-02
-
Monat
1892-04
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.04.1892
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Nr. 77 — 12. Jahraang. Die an jedem Wochentag Abend (>»it dem Dalum des folgenden Tages) zur Be» fendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzriger": mit täglich einem Extra-Veiblatt I. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler - « Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei 8. Jllnfir. Nnterhaltnngsblatt 6. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet . . kei den Ausgabestellen monatlich 70 Pfg-, bei den Post-Anstalten 7b Psg. Sächsischer Sonnabend, ^ April 18S2. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Mr Hauptblätter de» „Sächs. LandeS-NnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Sxtra-Beiblättcr) auch in einer billigeren Sonder-AnSgabe als» Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. Der „Sächsische LandeS-Anzeiger" ist in der deutsche» Post-ZeitungS-Prei-listO unter Nr. 6580 eingetragen. (Oesterreiäilich. Zeilungskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer Gcnernl-Anzelge^' ist in der deutsche» Post-ZeitungS-Prei-liste unter Nr. >342 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitungskatalog Nr- 5SS.) Verlags-Anstalt r Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. L. Fernsprech-Anschluß Nr- 13S. Telegr -Adr-: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Sgespallenc CvrpnSzeile (ca-S Silben fMiid) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (kgefpaliene Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Aufnahme entsprechend billiger.— Anzeige» können nur bis Vormittag angenommen werdeWM Druck „nd Verbreitung der große» Auslage läugere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finden ohnePreiSansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger". Ravachol verhaftet! Der Pariser Polizei ist es nun endlich gelungen, den «»ithmcißlichc,, Urhebers der letzten Dynamitattentatc, Ravachol, fkstznuehme». Es werden darüber folgende Einzelheiten mitgetheilt: Mehrere Pvlizeiagcnten beobachteten ein Individuum, in welchem sie Ravachol zu erkennen glaubten, in dem Augenblicke, wie er in ein Weiugeschäft auf dem Boulevard de Magenta hineinging. Die Agenten beuachrichiigten hiervon de» Polizeiagenten Dresch, welcher sich in Begleitung seines Sccretärs sogleich i» dasselbe Weiugeschäft begab. Ravachol nahm, da er sich beobachtet sah, in Eile das Früh stück z» sich und verließ das Lokal. Dresch und dessen Secretär folgten ihm sofort. Auf ein von Dresch gegebene» Zeichen eilten 3 Polizeiagenten herbei »»d nun warfen sich alle fünf auf Ravachol. Derselbe wurde »u» »ach einem i» der Nähe belegeue» Polizei' Posten abgeführt. Hier setzte Ravachol de» Beamten verzweifelten Widerstand entgegen, indein er mit Füßen und Hände» um sich schlug und den Versuch machte, einem der Polizisten den Säbel z» entreiße». Den Letzteren gelang es schließlich, den Verhaftete» zu fesseln. Inzwischen hatte sich eine zahlreiche Menschenmenge vor dem Polizeigebäude augesammelt, welche rief: „Nieder mit den Anarchisteil!" Ravachol wurde nun in ciuem Wagen nach der Präfectiir gebracht. Auf dem Wege dorthin rief er wiederholt: „ES lebe die Anarchie! Es lcbe das Dynamitl" Mit Hilfe aiithropoinetrischer Messungen wurde der Verhaftete bestimmt als Ravachol erkannt, da die Messungen zu dem gleichen Ergebuiß führten, wie die seiner Zeit in St. Etienne an ihm vorgenommcticn. Ueberdies trug der Hut des Verhafteten den Stempel einer Firma von St. Etienne. Der Verhaftete leugnete zuerst gleichwohl, mit Ravachol identisch zu sein, und beautwortete alle an ihn gerichteten Fragen mit höhnischem Lache». Die Polizei War durch den betr. Wcinwirth auf dem Boulevard de Magenta selbst aus die Spur Naoachols geführt worden, der bereits am Sonn tag in diesem Lokal sei» Frühstück ringeuomme» und de» Verdacht des Wirthcs erregt hatte. In dem Verhör hat Ravachol zugestanden, daß er Ravachol sei. Er leugnet dagegen, Urheber der jüngsten Explosionen zu sei». Ueber die Verhaftung Ravachol» wird der „Köln. Ztg." unterm 30. v. M. au» Paris berichtet: Ravachol wurde unter folgende» Umständen verhaftet. Er betrat eine Weinschenke, deren Wirth in ihni nach dem Signalement der Blätter eine» Anarchisten zu erkennen glaubte und zwei Polizisten aufmerksam machte, di« de» Verdächtigen Verhafteten. Als Ravachol sie erblickte, zog er eine» Revolver, wurde aber nach verzweifeltem Widerstand überwältigt. Mit Mühe und Noth konnte man ihn zum nächsten Polizeicommissariat bringe», vor dem er sich ans de» Boden warf, so daß die Wache helfe» mußt«, ihn hiueinznschleppe». I» der Thür ries er: Hoch die Anarchie! Als die Menge erfuhr, Ravachol sei verhaftet, stürzte sie mit dem Ruf „Zum Tode mit Ravachol, tödtet ihn!" »ach der Wache. Ge bunden wurde Ravachol »ach der Polizeipräfcelur gebracht, wo der Präfcct sofort eiulraf. Der Vorstand des authropometrischen Dienstes > stellte fest, daß seine Körperabmessimgen dem von dem früheren Oberst Ravachol- angegebenen Signalement entsprachen. Seine Kleider sind in Lyon und St. Etienne gemacht worden. Bei sich trug Ravachol eine rvthe Salbe, mit der er sich schminkte. Trotz der zwingende» Beweise leugnet er spottend seine Identität ab, doch dürft« er darin kaum lange beharren. Die Nachricht von seiner Verhaftung verbreitete sich schnell durch die Stadt und beruhigle allgemein. Man riß sich um die Blätter und glaubt, künftig würde» keine Spreng- versuche mehr Vorkommen. Wie ferner gemeldet wird, wurde Ravachol am Mittwoch gegen 8 Uhr den Anarchisten Chaumarti» und Beala i» Gegenwart des Pvlizeipräfecte» und des Untersuchungsrichters gegenübergestellt; er erklärte jedoch, Beide nie gesehen zu habe». Die Anarchisten schwankte» in ihrer Ansicht, nahmen aber dann den Polizeipräscclen bei Seite und meinten, es wäre wohl Ravachol, der sich die Haare habe kürze» lassen. Dann waudte» sie sich zu ihm mit den Worten: „Wir kenne» dich Wohl, du bist Ravachol", worauf Ravachol zu Chaumarti» sagte: „Du erkennst mich, obgleich ich rasirt bi»". Chaumarün bestätigte dies, »ud von da ab schwieg der Verhaftete. Das Verhör wurde wicht weiter fortgesetzt und der Polizeipräsect begab sich zum Stadt- ralh, um die Ergreifung Ravachol» zu melden. Ravachol hatte unter dem Namen Laureut in der Grande R»e de la Nspnbligue Sir. 09 in St. Mands für 80 Fr. jährlich eine Wohnung gemielhet und am 20. März mit Hülfe zweier Freunde seine Sache» dorthin gebracht. Bei der Hanssuchnug fand man alle zur Herstellung von Bomben iiölhigeu Gegenstände, besonders Flaschen mit Schwefelsäure und un bekannte» Stoffen, zwei Spirilnslainpe» und eine große Lampe. Er ging häufig ans und wechselte oft die Kleidung. Der Hausmeister »md viele andere Personen stellten fest, daß er am Tage der Ex plosion i» der N»e de Clichy »»> 5^ Uhr Morgens fvrtgi'iig, Mil- tags zurückkehrte,. sich wieder entfernte und »m 5 Uhr Abends zurüclkam. Vom 31. v. M. wird ans Paris gemeldet: Ravachol gestand -:e Ermordung eines Einsiedlers «nd drei frühere Ranb- „:orde, sowie Falschmünzerei zu, »cngnete aber die Ur heberschaft der Dynamitanschläge. Am Mittwoch wurden ans Pnris 40 ausländische Anarchisten kinsgewiescn, darnnter 5 Deutsche. Namens Fließ, Heylmann, Friedrich, Langfritz, Meyer, außerdem 20 Italiener, 5 Belgier und 2 Oester- reicher. Die Unbemittelte» unter ihnen wurde» cingesperrt und werde» mittels Schubes an die Grenze gebracht. Die Anderen blieb.-» frei, müssen aber innerhalb 24 Stunden abgereist sei». Politische Rundschau. Chemnitz, den 1. April 1892. ^ Deutsches Reich. ^ Teusatiousgerüchte. Trotz der bestimmte» Er- aebräck,'... A. Z." vor einiger Zeit den i» der Presse V rächten Gernchte» üdn Finaiizverlegeuhrlt der preußischen Krone entgcgengestellt hatte, tauchen immer wieder in Finanzkrcisen Nach richten auf, nach denen beabsichtigt sein soll, für die Zwecke der Ver waltung des kaiserliche» Hofes eine Anleihe abzuschließe», deren Höhe in verschiedenen Beträgen — bis zu 15 Mill. Mk. — angegeben wird. Dem gegenüber kann die „N. A. Z." nochmals auf das Bestimmteste versichern, daß die finanziellen Verhältnisse der Krone derartige» Ge rüchten auch nicht den geringsten Anhalt gewähr », und daß weder da- Hausuiinislerinm, noch die Privalschatulle de» Kaisers sich mit Anleiheabsichten trage». Dev Kaiser hat a» de» Norddeutsche» Llohd zu Breme» folgendes Telegramm gerichtet: Berlin, Schloß, 31. März, IlUhrVorm. Mit aufrichtiger Freude begrüße Ich das Flottwerde» der „Eider", ihr langes Ansharren auf der exponirten Lage ist ein Beweis für ihre gute Cvnstrnction, wie auch die stark bezweifelte Möglichkeit, sie flott zu mache», in glänzender Weise von einer deutsche» Gesell schaft zu ihrer eigene» Ehre und der iinsrrer deutschen Ingenieure gelöst ist. Möge die „Eider" bald wieder im Dienst ihre guten Eigenschaften bewähren. Wilhelm 1. li. Zun» Geburtstag des Fürste» Bismarck sind in Fricd- richszuhe bereits zahlreiche Geschenke eingegangc». Eine große Zahl von Adresse» wird durch Deputationen überreicht werde». A» poet ischen Widmungen ist selbstverständlich erst recht kein Mangel. Herr V. Bötticher. Wie der „Ncichsanzeiger" hört, ist es richtig, daß der Staatssecrelär v. Bötticher an kaiserlicher Stelle die Ent lassung aus de» von ihm bekleideten Aemter» erbeten hat. Aber der Kaiser hat das Gesuch in einem huldvollen Schreiben abgelehnt. Der Monarch hat dem Minister den Wunsch zu erkennen gegeben, ihn in seinen derzeitigen Stellungen i>» Reich und in Preußen ver bleiben zu sehen. Bei der Reichstagösiichwahl im Wahlkreise Meckleu- burg-Schweri» erhielt der freisinnige Candidat Wilbrandt Pisede 9892 Stimmen, der conservatioc Candidat Graf Schwerin 7587 Stimmen. Erster« ist somit gewählt. Der Wahlkreis war bisher einige Male »alivnalliberal, aber »och nie freisinnig vertrete». Das Resultat macht daher großes Aussehen. Major v. Wisima»n. In einem, Kairo, 18. März» datirten Privalschreiben, das in Berlin eiugetroffen ist, theilt Major v. Wiß- mann mit, „daß er vor einer abermaligen Abreise in's Innere Afrika's steht". Major v. Wißmann beschränkt sich in dem betreffenden Schreiben auf diese kurze Mittheilung der nackte» Thatsache, ohne anzndeuten, nach welchem Theilc Jmierafrika's er sich zn wenden beabsichtige. Der „Deutsche Reichsauzeiger" veröffentlicht das neue Reichs» hanshaltsgesetz, sowie verschiedene kleinere vom preußischen Landtage in den letzte» Tagen genehmigte Gesetzentwürfe. Der Bttndesrath hielt am Do»»erstag ei»e Pleuar- sitzung ab, i» welcher verschiedene vom Reichstage beschlossene Gesetze die Zustimmung der verbündeten Negierungen fanden. Preutzisches Abgeordueteuhaus. Doiinerstagssitziiiig. DaS Hans genehmigte in zweiter Bcrathung den Gesetzentwurf betr' die Aufhebung der Beschlagnahme des Vermögens des Königs Geor g von Hannover. Abgg. v. Nauchhaupt (co»s.), Brandenburg (Ctr) stimmen dem Entwurf z», ebenso Abgg. Tzschvppe (ireicons.) und Bödicker (Cir). Redner habe» die Uebcrzeugniig, daß der Herzog von Cumberland genügende Garanticen für sei» Wohlverhaltcu gegeben habe, so daß die Aufhebung der Beschlagnahme erfolgen könne. Abg. Richter (frcis.) verlangt die Vorlegung des mit dem Herzoge von Cnniberlaud abgeschlossene» Vertrages, was Fiiiaiizmiiiisler Miguel ablehnt. Abg. Virchow (freis.) wird, wenn auch nnger», für die Vorlage stimmen, da auch er gern vorhcr den abgeschlossenen Vertrag gesehen hätte. Nach debatleloser Erledigung mehrerer kleinerer Gesetze wird die Bercilhnng der Eiscnbahnvorlage begonnen, zu welcher zahl reiche locale Wünsche ausgesprochen werden. Dann wird die Bc- rathmig auf Freitag 11 Uhr vertagt. Das Herrenhaus genehmigt« das Etatgesetz. Nächste Sitzung: Freitag 11 Uhr. (Kleine Vorlagen.) Dev Nachtragsetät betr. das Gehalt des Mtttister- präsidettte» ist ve»i preußischen Abgeordnelenhciiise am Donnerstag zngegange». Das Kamtuergericht i» Berti» hat endgiitig entschieden, daß Krieger- »nd Landwchrvereine solche Mitglieder, die sich öffentlich zur Socialdemokratie bekennen, aus ihrem Verein ansschließen können. Die evaugelische Missio»ögesellschaft für Deutsch-Ost- asrika hat neuerdings einen für ihre innere Organisation und Ver waltung »amhaste» Fortschritt dadurch gewonnen, daß ihr soeben die Rechte einer juristische» Person verliehen worden sind. Für die formelle und watericlle Behandlung der Geschäfte der Gesellschaft ist die Erreichung dieser Rechte sicherlich ei» ganz wesentlicher Vortheil, der gegenüber den lleineii Anfänge», ans denen die Gesellschaft emporwnchs, nicht hoch genug anznschlagcn ist. Die höchste Steuereiuschützuug. Die neue Steiiereiu- schätzung i» Preußen hat in, Teltower Kreise, der sich im Süden an Berlin auschlicßt, ei» alle Erwartungen übersteigendes Resultat ge» geben. Während der bisherige Staatssteuerertrag des Kreises etwas über 80 -.000 Mark betrug, ist er nach der neuen Einschätzung ans 1,516,982 Mark aiigewcichs«», hat sich somit »m 90 Procent erhöht. Atts amerikauische»« Zeituugeu ist neuerdings in deutsche Blätter die Miltheilung übergegange», es habe der für die deutsche Abtheilung auf der Weltausstellung in Chicago im Jndnstriegebänd« aiiserschenc Rani» dadurch eine Einschränkung erfahren, daß deutscher seits dieser Raum durch eine Anzahl von Wegen zersplittert worden sei. Diese Angabe trifft nicht z». - , Oesterreich-Ungar». Lcau-ale. Im Wiener Gemeinderathe hat wieder einmal großer Scandal staiigesmidcu. Die Gnisiiideräthe Frirdjuiig (liberal) und Lüg« (Antisemit) gcrieth.u hart aneinander und Knuten nur mit äußerster Mühe getrennt w«M v- 3" Prag habe,, wieder ein» mal ««»schreit,»»gen der H-ütgesimdeit, Frankreich. Hoher Jttbel. In Paris herrscht haushoher Jubel, weil der Ur heber der letzte» Dyiiamitattentale, der gefürchtete Ravachol, verhaftet ist. Bei der i» der Wohnung dcS Arrestanten vorgeiiommeiien Haiissnchu»i wurden Schwefelsäure, Salpetersäure und Retorten gefunden. Alles deutet darauf hin, daß Ravachol das Oberhaupt der Dynamitbolde ist. Neue Aiiarchistenverhaftliiige» sind vorgenomine», alle verdächtige» »ichlsranzösischeii Anarchisten sind per Schub über die Grenze gebracht. In der Seine, in der Nähe von AsniereS, hat man eine groß» Dynamitnieiige gefunden. Die Bevölkerung beruhigt sich. Großbritannien. Borstchtstttatzregeltt. In Folge der anarchistischen Beweg ung in Paris und der Ankunft zahlreicher flüchtiger französischer Anarchisten in London sollen die zur Zeit der Londoner Dynamit» atlentate «»geordneten strengen Maßregeln gegen die Einschmiiggclung von Sprengstoffe» in London und in allen britischen Seehäfen wieder in Kraft gesetzt werden. — Der Ausstaud der Kohlenberg arbeiter im Durhambezirk dürfte noch mindeste»- zwei Wochen dauern, weil die Mehrheit der Leute keine Neigung zeigt, zur Arbeit znrückznkehreii. Orient. Die bnlgarische Regiernng hat autzerordeuttich wichtige Entdeck»«,ge» in die Hand bekomme». Zwei in Belgrad lebende bulgarische Flüchtlinge, von welchen der Eine der Schwager de» serbischen Ministerpräsidenten Pasitsch ist, sind des Lebens in der Fremde müde geworden und habe» de» Fürste» Ferdinand nm Be- giiadi'gnng ersucht, wosnr sie versprachen, ihm aclciimäßigc» Material über alle gegen Bulgarien schwebende» Complotle aiisznhäiidigeii. Die Begnadigung ist erfolgt und die Gegenleistung dafür nicht ans. geblieben. Man hat dadurch i» Sofia Kennlniß von einer neuen Verschwörung gegen das Leben des Fürsten Ferdinand erhalte». Viele russische Parteigänger sind bloßgestcllt. — Die «euliche Meldung, der berüchtigte Räuberha«pt«tta»n AthanaS sei von bulgarischen Gcnsdarnien erschossen, soll sich nicht bestätige». — Der erste serbische Regent Nistitsch hat dem neuen bulgarische» Gesandten in Belgrad versichert, daß er Alles cmfbicte» werde, um Störungen der guten Beziehungen zwischen beiden Ländern zu verhindern. Afrika. - Aus Afrika wird mitgethetlt, daß zwischen General- gouverneur von Soden und Or. Karl Peters in der Tyat Meinungs verschiedenheiten bestanden habe», die indessen schon wieder bei gelegt sind. Amerika. Aus Brastlieu. ES geht zum Frühjahr, und da nehmen auch die Revolutionen i» Brasilien so sacht wieder ihre» Anfang. Die neueste Erhebung ist in der Provinz Malta Grosso ausge- brochen. Rußland. Ei«» «euer C«rS i» R«»kla»d. Giituiiterrichtete Peters burger Kreise behaupte», der Zar habe jüngst die Weisung ausge- gebc», gegenüber den „unerlaubter Anitshaiidlunie»" bezichtigte» Pastoren in de» baltischen Provinze» fortan wesentlich größere Milde walte» zu lasse», überhaupt dort mildere Saite» anfziiziehcn. Be sonders sei das dem Gouverneur Livlands General Sinvwjew bei dessen jüngster Anwesenheit in Petersburg eiugcschärft worden. — Der letzte russische KriegSrath i» Petersburg, lieber den jüngsten KriegSrath i» Petersburg berichtet das Reut. Bur.: General- goiwerneiire Gnrko und Kochaiiow, der co»>»ia»dirc»de General in Wilna, wurden am 10. März nach Petersburg berufen, wo ein Rath abgehalten wurde, welchem Gras Schnwalow, der russische Botschafter in Berlin, und Baro» Fredelicks, der russische bevollmächtigte Minister in Stuttgart, beiwohnte». Gnrko berichtete, er sei mit seiner gegen wärtige» militärischen Organisation gründlich für die Vertheidigiing, aber nicht für de» Angriff vorbereitet; er würde die Offensive nicht eher ergreifen, als bis die »»lcr seinem Befehle stehende Strcitkraft gänzlich mit den« neuen Gewehr bewaffnet sei. Schnwalow und Fredericks vcrsichertcn im Kriegsrath, Deutschland beabsichtige nicht, Rußland aiiziigrcifcn. Daraufhin sagte Minister von Giers dem deut sche» Botschafter General Schweinitz, die Zusciiiimciiziehiing derTrnppei« an der deutschen Grenze sei lediglich eine Vorsichtsmaßregel; Rußland beabsichtige nicht, Dentschland anzugreife». --Kriegsbudget. Da» russische Kuegsbiidgel für 1892 weist trotz des ungeheueren Noth- standcs keine Verminderung der Ausgabe», sonder» eine Erhöhung derselben gegenüber dem Vorjahre ans. ES beziffert sich auf 228,907,132 Rubel. Wieviel nun noch unter der Hand verausgabt wird, entzieht sich in dem absolutistischen Rußland selbstverständlich der Berechnung. — In dem Befinde» das an einem Kopsleiden erkrankten Minister» de- Auswärtigen vo» Giers trat ein« wesentliche Besserung ei». Vom Landtage. Die 1. Kammer erössnete am 31. März ihre Sitzung mit der Schluß- bcrathnng über Straßenban-Petilionen. Die Kammer schloß sich bezüglich derselben den Beschlüsse» der zweiten Kammer an. — Generalconsul Thienie rcfirirte hierauf über den Berg-, Hütten« und Münz-Etat. Zu Capitel K „Porzellamiiaiinsactnr" liemerktc StaatSmiuister von Thümmel, daß die i« den, Bericht der 2. Deputation in Anregung gebrachte Errichtung ein« Londoner FilialvcrkansSslelle der Meißner Porzellansabrik als empfehlenSwerth nicht angesehen werden könne. Bei Capitel „Münze" bemerkte Freiherr von Friese», daß im ganze» Lande ein Bedürfniß nach einer größere» Menge von Silbermünze» vorhanden sei. Er bat die Regierung, i» Erwägung zu ziehe», ob es nicht möglich sei, eine größere Ai enge von Silbergeld ausprägen zu lasse». StaatSininistcr von Thümmel erwiderle, daß die Regierung Er örterungen anstelle» lassen werde, welche vernnithllch zu dem Resultat führen, würde», daß die Klage des Vorredners unbegründet sei. DaS HauS erthellt« z» iämmtllchen Titeln des genannten Etat» seine Zustimmung. — General- consul Thieme erstattete ferner noch Bericht über folgende Capitel des ordentliche» Etat-: Direkte Steuern, Zölle und Verbrauchssteuern »nd Matrirnlarbeltrag, sowie über den Gesetzentwurf, die Abänderuiia des tartss vom 1b. Mai 1 SM betr,, ferner jtber den Antra« Genossen, Abänderung der Scala de» Einkommensteuerges tze»
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