Volltext Seite (XML)
l^,l»^MWUWWWW»WWMMMMWMWMWW Nr. 78. Sächsische» Landes-«nr-ig«» («hemnltze» General.An,etger). j. April 1892. Berlin« Polizei erfolge» —! Wein, nur darüber die Pariser Re. vanchemänncr nicht an- der Haut fahren. Einzelne Journale thcilcn mit, die flüchtigen Anarchisten hätten noch ganz bedeutende Dynamil- vorräthe. Ist daS walnc, dann können die Beivohner von Paris sich ja freuen. — Vor verschiedene» Kirchen, in welchen die Geistliche» gegen die Anarchisten gesprochen hatten, fanden Krawalle der Revo lutionäre statt. Die Polizei mußte dazwischen schlagen. — Die Erbe« des Kaisers von Brasilien. Der Graf und die Gräfin von En haben ein Ucbereinkoinmcn mit der republikanischen Regier ung ihres früheren Landes erzielt Tie Gräfin erhält das g sammte persönliche Eigcnthum ihres Vaters, sowie de» Werth der großen Güter, anS denen die Dotation der kaiserlichen Familie bestand. Die Kronjnwclen werden ebenfalls znriickgegcden. Großbritannien. Wie verkantet, »vird die Königin Bieioria nächsten Monat zum Besuch ihres Enkels, des Großherzogs von Hessen, in Darmstadt erwartet. — Bitttiger Zttsamtnenstoh. I» Will, in Ostafrika hat ein blutiger Zusammenstoß zwischen Truppen der englische» Ostafrikacompagnie und Eingeborenen sialtgefnuden. Die Eiugeborcueu sollen 20 Todte und ebeusoviele Verwundete, die Engländer drei Todte und zehn Verwundete haben. WaS aber die Hauptsache ist, die Engländer vermochte» nicht die stark verschanzte feindliche Stellung einzunehmc». Die Schwarzen lernen wirklich etivas vom Krieg. Rußland. Krankheit des rnssischen Ministers des SlnStvärtigen. Wie aus Petersburg berichtet wird, ist der Minister dcS Auswärtige», Herr von Gicrs, an der Rose erkrankt; die Krankheit nimmt einen normalen Verlauf. — Bor» dunkelsten Rnstland. Dieser Tage wurde» in dem rnssischen Garnilviiplatze Kalisch auf freiem Felde vor der Stadt einem russischen Soldaten 200 Kantschnhhiebe verab reicht. Der Unglückliche, der Frau und Kinder besitzt und polnischer Nationalität ist, war als Wachtposten am Pnlverthnrm eingeschlascn. Wohl über 10t 0 Personen wohnte» der Exekution bei. Bis znm 60. Hieb schwieg der Delinquent. Dann begann er zu stöhne», rief einmal nach Wasser und gab »ach dem 100. Hiebe kein Lebenszeichen mehr von sich. Ei» Freiwilliger erbarmte sich dcS Unglücklichen und goß ihm Wasser übcr's Gesicht. Der blutige und regungslose Körper des ansgrpeilschten Soldaten wurde dann aus einem Karren in's Lazarelh gefahren. — Bischof Jnlins Von Richter, da- geistliche Oberhaupt aller evangelischen Kirchen Rußlands, ist, 83 Jahre alt, gestorben. Orient. l Fatale Situation. In Athen herrscht bei der Regierung hochgradiger Geldmangel. Für eine kurzfristige Anleihe bei einem heimischen Bankier hat man 13 Proccnt gewähren müssen. — Von« Exkönig Milan. In Belgrad ist die VcrbannnngSnrknnde Ex könig Milans veröffentlicht. Es soll übrigens richtig sein, daß Milan >» den russischen Untcrthanenverband ausgenommen ist, und dafür vom Zaren eine Pension erhält. Von» Landtage. Am 30. März trat die 1. Kammer zunächst i» die Schlnßberathung über den Rechenschaftsbericht aus die Jahre >388,89 ein. Das Haus be schloss, der Regierung betreiis der abgelegten Rechenschaft über den Staats haushalt innerhalb der Finanzpcriodc 1828.89 Einlast,mg zu ertheile». Oberlaudesgcrichlopräsident Degner erstattet hierauf Bericht über de» Antrag der 1. Deputation betreffs des Gesetzentwurfes über die Dicnstverhültnisse der OrtSgcrichtspcrsoiie». Die erste Kammer hatte s. Z. den ersten Theil dieses Gesetzentwurfes, welcher die Dicnstbcrhättnisse berOrtsgcrichlspersoneu regelt, abgelehnt, während sich die zweite Kammer sür d e Annahme enNchied Drmgegeuüber beantragte nun die l. Deputation der ersten Kammer, aus de» srühcr gefaßten Beschlüssen stehen zu bleibe». Nesercnl bemerkte, daß die Depmalic» bei ihrem ablehnenden Votum von kcr Bcsürchtnng anSge- gaugen sei, cs könnten durch die Aufrechter! alnmg des ersten ThcilS des Gesetzentwurfes die Ortsgcrlchtspcrsoncn ans ihrer bisherigen Stellung l.inans- gedrängt und in eine dienstliche Lage versetzt werde», welche sie nicht von de» Beisitzern eines Amtsgerichts unterscheide, Bürgermeister VW. Böuijch sprach sich dafür aus, daß einstweilen der Kostcnlarif eine scste Gestalt er halten möge und die Regelung der Dienstverhältnisse der OrtSgerichtspersonc» einer späteren Zeit Vorbehalte» bleibe. Er ersuchte die Regierung, in der nächsten Finanzpcriodc einen diesbezüglichen neuen Gesctzentwurs z» mache». Staatsminisicr a. D. v. Rostitz-Wallwitz wünschte, daß die Tax-l7rd»n»g schon aus diesem Landtage verabschiedet werde. Die Regciung der dienst lichcn Verhältnisse tönnc sür später vorbeoallen bleiben; er sei aber nieit dafür, daß schon im nächsten Lnndmge ei» Gesetz Angebracht werde. Der Deputationsaulrag wurde hieraus einstimmig angenommen. Es folgte der von Herrn Generalconsnl Dlncme erstattete Bericht über folgende Capitel des Etats: Landcslotleric, Lotterie-Darl hnslasl'c und Einnahmen der allgemeinen Kasscnverwaltnng. Freiherr van Friesen regte die Frage a», ob nicht mit der Lottcrie-Darlehnskasse das Institut einer Landes-vppolhekenbank verlnmde» werden könne, um einerseits dem FisknS Gelegenheit zn bieten, die staat lichcn Gelder in nutzbringender Weise sür das Land anzulcgc», andererseits durch ei» solches Institut die Bcvö.lernng wieder seßhaft z» machen nno das Heiniathsgcsühl z» fördern. Diese Landcs-Hhprthclc»banl solle vorwiegend Capital zn billigen Zinsen gegen Am rlisalion ausleihe». Neiercnt crllärtc, daß die Verbindung einer solchen Bank mit der Lotterie-Tarlehnskasse sich nicht empsehlc, da diese Kasse über die Gelder nur in ganz bestimmten kurzen Fristen verfügen könne. In der 2. Kammer erstattete am 30. März Abg. Hartwig Bericht über zwei Anträge der Finanzdepntan'o» -4. Die erste Kammer haste beich wssen die 8. Alterszniage sür Geistliche zu bewillige», während die zweite Kammer diese abgclehni hatte. Die Mehrheit der Ainanzdepulatioii -r beantragte nun, bei diesen, ablehnend!» Beschlüsse stehen z» bleiben, die Minderheit empfahl dagegen i» Uebcreinstiminung mit der ersten Kammer die Wiederherstellung der Regierung Vorlage. F rner beantragte die Finanzdepntation L. folgenden von Herrn Siaalsminister a. D. von Rostitz-Wallwitz gestellte» und in der erste» Kammer angenommenen Antrag: „Die Regierung zn ersuche», im Einvernehmen mit dem Kirchenregimenlc zu erwägen, ob die Ephoralgcbühren, soweit solche »ach de» gegenwärtig geilenden Vorschriften noch i» Ansatz ge bracht werden könne», entweder überhaupt oder doch als Einnahme» des Slclleninhabers i» Wegfall z» bringe» seien." Viccpräsident Gccngi: Die Mehrheit der Deputation wolle die 8, AUerszulage erst im Vcrcinigungsuer- kadren genehmigen, wahrend die Minderheit es sür zweclmäßigcr halte, schon jetzt in llcbereliistinimnttg mit der Minderheit die Regierungsvorlage tvickerherznstellen. Redner cmpsahl den Antrag der Deputations-Minder heit. Abg. v. Polenz iprach die Hossnung ans, daß es der Deputation In, Verciniguiigsvcrsahicn gelinge» möge, die 8. Altersznlagc im Interesse des Ansehens und der Ehre des geistliche» Stundes wicdcrhcrznstellcn. Abg. Uhl»,an» Görlitz bestritt, daß die Ehre und die Würde der Geist« liehe» es erforderlich machten, die 6. Alccrszulage zn bewillige». Die Erhöhung der Altersznlagen sür Geistliche stehe nicht im richtige» Verhältnis zn den Gehalten der Lehrer und der Beamten. Für die Geistliche» sei die zweite Kauuiicr stets mit regem Eifer eingetreten. Dies müsse aber eine gewisse Grenze den übrigen Beamten gegenüber haben CnIluSuiinistcr v. Eeydcwitz eiklärte, daß die Negierung es mit großer Freude und großem Tanke begrüß n werde, wen» das Ha»S den von der Minorität gestellten Antrag nnnehmc. Abg. Geher gab die kurze Erklärung ab, daß die socialdemekratische Fraetion sür de» Majoritätsantrag stimmen werde. Der Anlrag der Mindcrhcit wurde mit 4l gegen 29 Stimmen abgelebtst- Hieraus wurde» die obenerwähnte» Anträge der Deputation cinstinimig angenommen und sodann mehrere Petitionen erledigt. Der Schluß des Landtages ist »»»mehr mittelst Tecrct» aus Montag, de» 4. April, festgesetzt worden. ES wird in dem Decrct die Hoffnung aus gesprochen, daß es möglich sein möge, bis dahin die noch rückständigen Gegen stände zur verfassungsmäßigen Erledigung zn bringen. Durch ein zweites Tecrct wird ferner den Ständen mltgctheilt, daß der König die feierliche Vcr abschiednng deS Landtages ans Dienstag, den 5. April, festgesetzt hat. Ter 7 Act der Verabschiedung wird im Thronsaale des königl. Schlosses Nachmittags > 1 Uhr vor sich gehe». Sächsisches. — Petitionen an de» Der Gcmeinderath Zion Niederwürschnitz peliiionirl ui» Errichtung einer Haltestelle daselbst an der Höhlleich-Stollberger Eisenbahn. — Die Gemeinden Ober-, Mittel- und Nicderfrolina bilic» um den Ban einer Eisenbahn Wüstenbrand-Linibach-Burgstädt-Miilweida und um Errichtung von Haltestelle» an dieser Bahn für die genannien Orte. — Die Finanz- devntativn L der 2. Kammer beantragt, die Kammer wolle in Ueber- einstimmung mit der 1. Kaminer beschließen: die gedachten Petitionen der Regierung zur Kenntnißnahme zn übctwcisen. — Znr Maifeier in Leipzig. Das socialdemokraiische Comiiee daselbst zur Veranstaltung einer Maifeier ist zunächst vom Rath abweisend beschickte» worden. I» der bclrcffcndcn Verfügung des Ralhes heißt es ». A.: In Bcaistwortnng Ihres am 8. d, M. hier eingcgangenen Schreibens ni» Uebcrlaffung des Rennplatzes z» einer Feier am 1. Mai d, I. und des AugnstnsplatzcS zur Sammlung mit daranffolgendem geschlossene» Abmärsche haben wir Ihnen Folgendes zn eröffnen: Die beabsichtigte Aufstellung auf dem Aiigustns- platz liebst Abmarsch nach einem Festplatz, ingleicheu die Abhaltung einer Versammlung oder Fesiiichkc t auf dem hiesigen Rennplatz unterliegt der Genehmigung des hiesigen Polizeiamles. Sie haben sich also wegen dieser Angelegenheit direct an das Polizciamt Lcivstg zu wenden. Was übrigens die erbetene Ucberlassung dcS Renn platzes zu dem gedachte» Zwecke anlangt, so ist derselbe an den Rcnn- verein verpachtet, wir aber auch dann, wenn n»S das Versügnngs- recht zustände, davon abseheu müßten, Ihnen diese» Platz zu dem erwähnte» Zwecke zur Verfügung zu stellen. — Rothstondö-Unterstiitzttiige» in Leipzig. Sowohl von den ans Stistnngsiiittteln vom Rache verwilliglen Mitteln, wie von den ans freiwilligen Gaben zusamiiieiigekomnieneti Beträgen ist bis Ende voriger Woche eine Gesaniiiisnmme von 20,000 M. zur Veriheilung gelangt. Die »och vorhandene» Gelder (etwa 12,000 M.) sollen i» der Haupisache zn Miethzins-Uiilerstütznngcn verwendet werden. Gesuche um solche liege» sehr zahlreich vor. Beine,it sei hierbei, daß von alle» Stadtlhcilen der Vorort Lindenan sich am bedürftigste» gezeigt hat und daß dort seitens der DistriktSvorsteher kaum alle» Ansuchen entsprochen werden konnte. — Wieder ein Doppelsclbstmord. J»> Niltergutstciche z» Macher» bei Leipzig wurden am Svniilag die Leichen zweier Per sonen, eines anscheinend 19 Jahre alten Mannes und eines 17 Jahre alle» Mädchens, der Verinnlhutig nach Beide anS Jena, aufgcsunde». Sie waren znsamineugebnnden und halten seit beinahe vier Wochen im Wasser gelegen Augenscheinlich hat sich hier eine Liebestragödie abgespielt. Ai» 29. Februar ist das Paar im dortigen Gasthvfe ein gekehrt. Beide habe» daselbst Abschiedsbriese geschrieben und sind dann nicht wieder gesehen worden. Die Müller des Mädchens ist bereits am 2. März in Machern gewesen, n»> ihre Tochter zu suchen, leider vergeblich. - Bcendignkig deS Aerztestrclkö in Mittweida. Der daselbst zwischen der Ortskrankenkassc »nd den 6 dortige» Aerzten ansgebrochene Streit, infolge dessen sich Letztere wegen zu geringer Honorirnng weigerten» überhaupt noch Mitglieder der obigen Kasse zn behandeln, hat dadurch seinen Abschluß gesunden, daß die Stelle eines Kassenarztes von de», Vorstände der Orlskrankeukasse ausge schrieben wurde und sich dazu 105 Bewerber meldete», von welche» Herr l)r. moä. K. Möbius aus Leipzig als gewählt hervorging. — Todtcnliste. I» Meerane starb Herr Cantor »nd Ober lehrcr Brückner im Aller von 63 Jahre». Derselbe, dessen Name einen guten Klang hatte in der Knnslgeschi'chte Meeranes, war ei» Sohn des ehemaligen CnnlorS Brückner in Reichcnbrand und Vater des Herr» Pastors Bruckner in Schöna». — Gefangener entflohen. Ans Flöha wird berichtet: Ein erst in de» letzten Tage» ans dem Gcfängniß des Amtsgerichtes AngiistnSdnrg entlassener, ans Böhme» staminendcr angeb,ichcr Ar beiter wurde an, Sonntag hier wegen Betteln« », s, w. verhaftet. Derselbe sollte Montag Vormittag durch eine» Hülssboten bei der Amtshauptmannschast nach de», Amlsgericht Augustnsbnrg zur Hast transportirt werde». I» dem zwischen Flöha und Erdniannsdvrs be findlichen Wald ist der Transporlirte aber, obgleich er gefesselt war, seine», TranSporleur entsprungen. Hoffentlich gelingt cs den sofort ein- gelcitcle» polizeilichen Maßnahmen, desFlilchllingsbaldhabhastzuwerden. — Rtttignitäten-Fttttv. Bei dem jetzt erfolgenden Abbruche der uralten Kirche zn Ma ricney (Vogtland) wurden sehr viele alle Münzen gesunde» auS der Zeit des 15., auch des 16. bis 19. Jahr hunderts herrührcnd. I» vergangener Woche wurde ferner in einem großen Ledcrbentel ei» kleinerer, »och sehr gut erhaltener Beutel ge funden. I» demselben befanden sich ei» Thaler »ul der Jahreszahl 1537, ein Thaler mit der Jahreszahl l6L2 ans der Zeit des dreißig jährige» Krieges (der sogenannten Kipper- »nd Wippcrzcit) mit de», Bildniß des Herzogs Johann Georg von Sachsen und entsprechende, Ansschrift, ei» Thaler mit der Jahreszahl 1624 und drei Köpfe» (ein Altenburger Thaler ans der Zeit, wo drei Brüder zu gleicher Zeit regierte»). Sämmtliche Münzen haben die Größe eines Fünf- Markstückes. Weiler enthielt der Beutel einen Siegelring mit den Buchstabe» 11. 11,, ei» Siegel ohne Heft und den Buchstabe» (4. VV., sowie eine Halskette mit schwarzen und weißen Glasperlen und drei vergoldete» Spitzgroschen mit Oese. Der Faden» woran sich dieselbe» befanden, ist »och sehr gut erhalten. Auch ein noch gut erhaltener Katechismus mit der Jahreszahl 170. (?) ist gefunden worden; neben jede», Gebote befindet sich ein de», Texte entsprechendes Bild. Weiler kam beim Abbruch der Mauern auch das Scelelt eines erwachsene» Mensche» zum Vorschein. — Könnten diese alten Mauer» erzähle», wie manche dunkle Begebenheit würden wir erfahren! — Ungliitkösälle. Am 26. d. M. wnrdc i»> Mühlgraben der Tvlle'schcn Papierfabrik in W ildenfels der Leichnam des ledige» Handarbeiters Friedrich Wilhelm Gcorgi ans Langenbach, i» eine», Teiche i» Nicdercrinitz derjenige des Restaurateurs Wanncr ans Kirchbcrgenlsce.t vorgesimdc». In beiden Fälle» scheint Verunglückung vvrznliegcn. — In Dittclsdors bei Zittau war am Montag der Hansbesitzer und Fabrik-Fuhrmann Carl Wilhelm Stöcker mit Ausladen von Kiste» ans einen Wagen beschäftigt, als seine Pferde scheuten und er hierbei so unglücklich unter die Wagenräder kam, daß er überfahren wurde und in kurzer Zeit eine Leiche war. — In Riesa gcrielh der Schiffseigner Robert Paelegrimm aus Pritzcrbc bei Brandenburg unter die am Elbquai diensthabende Nangirmaschiue „Großbothen". Der Körper des Verunglückten wurde ca. 40 Meter weit von der Unglücksstelle fortgeschleist und zn einer unkenntliche» Maste zermalmt, Die Sptir ivar mit lvsgerissenc» Körpertheilen, Därme» und Knochen splittern bezeichnet. Genannter Schisst» ist unvcrheirathet, 34 Jahre alt und soll nach Aussage seiner Bootsleute etwas tiefsinnig gewesen sei». — Brände. I» Unterlauterbach bei Falkenstein brannte das Wohngebäude des Waldarbeiters Spitz»« nieder. Hierbei ist eine Stickmaschine mit zerstört worden. — Ullendorf» 29. März. In der am gestrigen Abend abgehaltenen Sitzung des Landwirthschaftlichcn Vereins hier, welcher eine ansehnliche Zahl geladener Gäste beiwohnt«, sprach Herr Schul, director Gesell aus Lhemnitz in höchst Minder Weise über „Deutschlands Colonie».* Reicher Beifall lohnte de» geschätzten Redner für seinen herrlichen Bortrag. X Altendorf. An, Montag erhängte sich i„ der Werkstatt seine» Meisters ei» 16jähriger, sehr gut beleumundeter S Hneiderlehrling hier. Was de» bcmilleidenZwerlhe» jungen Manu in den Tod ge trieben, ist ein Räthsel. — II. Altenhaitt bei Chemnitz. Nächsten Dienstag, de» 6. April werden 30 Jahre vergangen sein, seit die hiesige Leichen frau Ernestine Roscher amtlich in Pflicht genommen ist. Sie hat während dieser langen Zeit ihr Amt oline Ausnahme sehr gut ver waltet »nd trotz ihres nunmehr hohen Alters kommt sie ihrer Pflicht in de» Ortschaften Altenhain. Kleinolbersdorf und Dittmannsdorf heute noch getreulich nach. In Anbetracht besten habc» die bctr. Ortsbehörde» beschlossen, der Jubilarin eine Festfreude zn bereiten. — Ftttstliche Spende. Der Fürst von Neuß-Greiz spendete anläßlich seines RcgiernngSjubiläuins dem Heinrich-Stift in Zeulenroda 3000 M., sowie ferner 1000 M. an arme hi.fsbedürstigo Personen des platte» Landes. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Dl! grcimtc uns-,es ÄlaUeS werde» «lucht. »US wichtige BegedcudeNen gltligä mitpNbeile». Chemnitz, de» 31. März. — BiSmarrk-Fcier. Anläßlich dcS Geburtstages unseres großen Ehrenbürgers, des Fürsten Bismarck, wird morgen Freitag Abend im Saale der „Eintracht" ein großer Fest-CnmmerS abgehallen werde». — Auch im „Waldschlößche»" soll morgen Abend eine Bismarck-Feier staltfinde», welche i» patriotischem Concect» allgemeinen Gesänge» n. s. w. bestehen wird. — Neberstcht der Geburten «nd Todesfälle in Chen» nitz. I» der Woche vom 20. bis mit 26. März wurde» mit Ein schluß von 4 todtgcborenen im Ganzen 138 Kinder (66 Knabe» und 72 Mädchen) gebocc». Dagegen verstarben im gleichen Zeitraum« 42 männliche »nd 36 weibliche, zusammen also 78 Personen (worunter 30 Kinder im Alter bis zu 1 Jahr »nd 13 Kinder von 1 bis 10 Jahre»), so daß 60 melir geboren wurde», als verstorben sind. — Im Stadlkrankenhause fand eine Erniedrigung des Bestandes an Kranken von 258 am 17. Mürz ans 245 am 24. März statt. Selbst morde waren in der Bcrichlswoche nicht zu verzeichne», wohl aber 1 Unglücksfall mit tödilichem Ausgange. — Neichöbonk. Der hiesigen Handels- »nd Gewcrbe- ka in m er ist von Seiten der Reichsbankstelle die Mitthcilung zuge- gangen, daß die Neichsbaiikaiistalten vom 1. April ab auch Wechsel auf Könitz i» der Provinz Post» »nter denselben Bedingungen an kaufe», wie sie für die übrigen Bankplätze ln stehen. Die Wechsel sind in solchen Fällen a» die Neichsbanknebenstelle in Könitz zu giriren. —1—. BildttttgSverei» Dentschland. Der gestern im Saale der „Börse" abgehaltene GesellschnflSabcnd des Bildungsvcrcins „Dentschland" halte sich eines sehr zahlreiche» Zuspruch? zn erfreuen. Unser auch i» weitere» Kreisen bekannter Mitbürger, Herr Gewcrb- sthnllehrcr Emil Walther, sprach an diesen, Abend über „Friedrich der Große und das dentsche Theater." In gewvlniter geistvoller Weise zeichnete der auf dem Gebiete der Lilteralnrgeschichte unseres Volkes besonders heimische gewandte Redner ein farbenreiches, lebens volles Bild der nicht eben erfreulichen Thealerznstände vor dem Negiernngsantrilte des großen, für alles Schöne empfängliche» Preiißenkvnigs, die damals im Allgemeinen, speciell aber auch i» der preußischen Hauptstadt »och sehr im Argen lagen. Besaß doch die deutsche Schauspielkunst kaum «ine eigentliche Theaterlittecatur, der „Hanswurst" mit seinen oft mehr als derbe» Späßen beberrschle »och immer die Buhne »nd die darstellende Kunst war »och vielfach mit Krastprodnctivnc» der obligaten „Athleten" verquickt. Der Redner zeigte dann, wie mit der im Jahre 1740 erfolgten Thronbesleigung des jngcndkrästigen Hohenzollernlürsten trotz oder vielmehr wegen seiner sranzösijchen Denk- und Anschauungsweise ein Umschwung cialrat, der auch der dentschen Schauspielkunst, freilich erst in letzter Linie zu Gute kam, inde», zunächst die französische uni) italienische Oper in dem ne» erbauten Opernhanse, dem ersten stehende» Thcatergebäuds überhaupt, zn uiigcahnlcr Blnllie gelangte. Jedenfalls aber war das Auftreten eine« Lcssing, Goethe, Schiller n»v wie die große» Dichter und Denker unserer Nativ» alle heißen inögen und ihr veredelnder Einfluß auf das deutsche Thealerwesen »nd damit auf die Masse des Volks nur durch das Wirke» Friedrich II. denkbar, der zwar den schönsten Werken der größten Geister dcntscher Nation seiner Zeit gewissermaßen als Fremder, aber niemals, wie oft behauptet werde, feindlich oder hindernd gegcnnbcrstand. — An den Vortrag schloß sich eine schlichte Borstier des 77. Geburtstages deS AllreichkanzlerS Fürsten Bismarck, welche der Vorsteher unter dem Hinweis aus de» Name» des Vereins mit dem Bemerken einlcilele, daß m n anstatt einer telegraphischen Begrüßung an den eigenlliche» Schöps« eines „Deutschland" ein Glückwunschschreiben abzuscnden beschlossen habe. Der Aufforderung an die Anwesenden zur Unterzeichnung desselben wurde allseitig entsprochen. Unter den dem Gefeierten dar- gebrachlen Ovationen erwähnen wir besonders eine von Herrn Emil Walther verfaßte »nd vvrgctragene schwungvolle Huldigung in ge bundener Redeweise, welche i» einem begeistert aufgenommenen Trink- iprnche gipfelte. — PaltttsotttttasiS-Concert. Der außerordentlich rührige Vorstand des hiesigen Samariter-Vereins veranstaltet am Palm- sonntag Abends 8 Uhr in der „Linde" ein großes Concert, dessen Reinertrag zn Gunsten der Errichtung einer Sa »itä ts- wache bestimmt ist. Das Concert wird vv» der vollständigen G eidel scheu Capelle ausgeführt werden und zur Mitwirkung sind die Oper »sängen» Frl. Johanna Richter, der Coinponist Herr Johannes Pa che, der Geidcl'sche Damcnchor und der Gesang verein „Säugerkrauz" gewonnen worden, so daß ein reich«Kunst genuß a» diesem Abend zn erwarten steht. — Stadt-Theater. Die gestern Abend znm Benefiz für Fräulein Anna Bach aufgcfnhrle Dramatisirnng des Marlilt'schen Gartenlauben-Ronians „Das Geheimniß der alten Ma msell" hatte ein in der Hauptsache aus Damen bestehendes zahlreiches Publikum angezogc», welches dem Theaterstücke viel Interesse c»t- gegenbrachtr und mit Applaus nicht kargte. Die Leistung der Bcnc- fiziantin in der Nolle der Tante Cordula wurde mit Beifall und reichen Bluinenspcnden ausgenommen und auch all« übrigen Mit- wirkende» trugen nach Kräften zu einem recht bcachtenswcrthe» Er folge des Theaterstückes bei. Anerkennenswerth war »amenllich di« Darbietung von Fräulein Philipp, welche trotz sichtliche» Unwohl seins vollauf der schwierigen Partie der Felicitas gerecht wurde »nd dieselbe bis zum Ende mit bestem Gelingen durchführte. — Ans das morgen Freitag Abend slatlfindende Benefiz für den verdiente» Baritonisten Herrn Wilhelm Drumm, welches eine Wiederholung der Wagner'schen Oper „Der fliegende Holländer" bringen wird, sei an dieser Stelle nochmals angelegentlichst hingewiesen. Herr Drumm, der zu den meistbejchästigten Kräften unserer diesjährigen Oper zähst» hat er durch seine künstlerischen Leistungen vollauf verdient, daß ä» seinem Ehrenabend da- Tbeat« bis anf den letzten Platz gefüllt