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Nr. 76. — 12. Jahrgang. Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden TageS) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-A,„«iger": >»it tiiglich einem Extra-Beiblatt 1. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler b Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei 6. Jllitstr. Nnterhaltungsblatt 6. Sormlagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch - . kostet Lei den Ausgabestellen monatlich 7V Pfg-, - bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Gächsisch-k FreitlUl, 1. April FMes-AllsklSkk. Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Dir Hauptblälter de- „Sächs. LandeS-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AnSgabe als: Chemnitzer General-Anzeiger ^ für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zntragen. Der „Sächsische LaudeS-Atijeiger" ist in der deutsche» Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. 5580 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeituugskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer General-Anzeiger" ist in der deutsche» Post-Zeitnugs-Prei-liste »nlcr Nr. 1342 eingetragen. (Oesterreichisch. ZeitnngSkatalog Nr. 592.) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr- 136. Telegr.-Adr-: LandeS-Anzciger, Chemnitz. Anzeigenpreis: 6ge!pc>ltcne CorpnSzeil« (ca.SSilben fassend) oder deren Raum 15 Pfg. — Bevorzugte Stelle (kaelvalteue Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Attfiiahme entsprcchciid billiger. Anzeigen können „nr bis Vormittag aiigenommen werden, da Druck nnd Verbreitung der große» Auslage längere Zci^ersordern.—Die Anzeigen finden ohnePreisanssclilag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger . An Visnrairek zum 1. April 1892. Das war eine Zeit! Da Dn mit fester, eherner Hand Das Steuer führtest der Weltgeschicke; — Da klar Dein gotterleuchteter Blick, Durch all die dunkeln Wirren des Tags, Der Zukunft strahlendes Ziel geschaut! Das war eine Zeit! Da Du, im Haupte den Schöpfergedanken Der künftigen That, Dein ringendes Volk Mit kühner, willenstrotziger Weisheit Empor gerissen aus dumpfem Zagen; Ihm endlich geöffnet den blöden Blick, Den schlaffen Willen zur That gestählt, Und ihm den heiligen Zorn entflammt, Zu brechen den alten Bann der Schmach. Das war eine Zeit! Da Du aus den Jugendträumen des Volkes Die That erwecktest, — die Männerthat, Da Plötzlich im Donnergedröhn der Schlachten Der Schöpfergedanke aus eherner Stirn Voll wuchtiger Kraft in's Leben sprang, — Da Du Dein froh vertrauendes Volk Aus dunkeln Niederungen der Schmach Zum sonnigen Gipfel des Glücks geführt, Daß es, erschauernd in stolzer Wonne, Voll dankerglühenden Hochgefühls Dem herrlichen Rath, dem Retter der That Den vollen Kranz unsterblichen Ruhmes Siegfreudig flocht um's geliebte Haupt! Das war eine Zeit! Da Du als treuer Eckart am Thron Furchtlos standest in der Parteien Wild entfesselter Wogenbrandung, Hoch das Haupt, und frei den Blick Zugewendet dem klar geschonten Sichern Ziel der bessern Zukunft, — Da Du mit erzgepanzerter Kraft Und mit der willenstrotzigen Weisheit Niederwarfest den tückischen Dämon, Den Haß und Wahn geboren zur Welt, —- Da Du des Erdtheils staunende Völker Leise fügtest mit zwingender Hoheit In Deines Willens gewaltigen Bann! Das war eine Zeit! Da auf dem Throne der schlichte Kaiser, Dem huldigend sich zwei Welten neigten. In sicherstem Gleichmaß, ohne Wanken, Aufwärts geschritten den Rnhmespfad Zum Hochsitz der Unsterblichkeit, Und neidlos, in seeleubezwingender Größe, Zum eignen unvergänglichen Ruhm Den unvergänglichen Dank gefügt, Der höher als seinen Paladin Ihn selbst, den herrlichen Greis, geehrt! —^ je», nltz. Das war eine Zeit! Noch schwillt die Seele im Hochgefühl, Noch pocht das Herz in jubelndem Schlag, Noch drängt sich glühend in's Männerauge Die Zähre stolzer Beseeligung: Erwägt der Geist in stillem Gedenken, Was Du gethan für das Vaterland! Doch tiefgewaltiges, grollendes Weh Durchbebt die Seele, und nimmer vermag Sie auszudenken den herben Gedanken, Daß Du, an den sich mit allen Fibern Des Volkes Wünsche geklammert halten, Daß Du verloren dem Vaterland!..^ Das war eine Zeit! — Und wer sie begriffen in ihrem Bedeuten, Dem lodern auf's Neue zu Deinem Feste Des Dankes heilig-glühende Flammen Entgegen Dir aus bewegter Brust, — Dem ringt sich los aus der tiefsten Seele Das brünstige Fleh'n: Herr Gott im Himmel O laß Deines Segens Fülle tränfen Auf ihn, der selbst die Fülle des Segens Gespendet dem dürstenden Vaterland, — Der jauchzt aus überströmendem Herzen Den brausenden Gruß: Heil Dir! Heil Dir! Des Vaterlandes gewaltigstem Sohn! Emil Walther. Der erste April. Der erste April ist im deutschen Bolle immer ein vielgenannter Tag gewesen, an welche,» manche übermiithige und manche harm lose Neckerei sich breit gemacht hat. Noch mehr ist der Tag genannt, seitdem er als Geburtstag des Fürsten Bismarck geachtet und be achtet ivurde, als eines Mannes, der sein Lebtag nicht geduldet hat, daß sich Jemand mit dem deutschen Vaterlande einen Scherz erlaubte. Die Bismarck'sche Staatskunst, die fast ein Vicrteljahrhundert hin durch den europäischen Staaten ihre Wege wies, hat ihrem Träger manche Lorbeeren, reiche Achtung und Verehrung eingetragen, und natürlich ist dabei auch die gehässig« Feindschaft nicht ansgcblicben. Diese letztere ist noch Niemande», erspart worden, der mit fester und starker Hand i» das Weltgctriebe eingrisf, und einen Ecdtheil zwang, seiner Führung zu folge». Einer Steilung, wie sie der erste Kanzler des Reiches gehabt, hat sich »och kein Minister erfreut; auch all mächtig erscheinende Diplomaten habe» nicht einen derartige» Einfluß über ihr Vaterland hinaus besessen, wie Fürst Bismarck ihn aus übte. I» unsere», zu Ende gehenden Jahrhundert hatten bisher nur zwei Personen eine europäische Stellung erlangt, das waren Napoleon I. und Fürst Bismarck. Der kräftige Sohn der Alt mark erfreut sich heute der beste» Gesundheit, die Waldesrnhe und dcr Waldesfriede im schönen Sachsenwalde haben de» siebe,inndsiebzig- jährige» Mann gekräftigt und lasse» ihn unschwer die Last dcr Jahre ertragen. Fürst Bismarck ist der Hanptschöpfcr der deutsche» Einheit und als solcher gebührt ihm der wärmste Dank der ganzen deutschen Nation I Mag dcr Letzte der Führer aus dcr großen Zeit noch lange dem Vaterlande in rüstiger Körpcrkraft und voller Gcistcsfrische er halten bleiben! Politisch« Rundschau. Chemnitz, den 31. März 1892. Deutsches Reich. Authentisch wird jetzt mitgetheilt, daß von irgend welcher weiterer Aenderung im preußischen Staatsministeriu», in nächster Zeit keine Rede ist. Alle im Umlauf gewesenen Gerüchte sind als müßiger Klatsch z» bezeichnen. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine kaiserliche Verord nung betr. das Inkrafttreten der auf die Sonntagsruhe i»> Handels gewerbe bezüglichen Bestimmungen deS Arbeitcrschntzgesetzes zum 1. Juli. Als Nachfolger des bisherigen Oberpräsidenten von Hessen-Nassau, Grafe» Eulenburg, wird uenerdings der Unterstaats- fttreliw im Handelsministerium, Wirkt. Geh. Oberregieruugsrath »llViktirg, der früher in Kassel Regierungspräsident war» genannt. Zum StaatSsecretär im Ne ichSjustizamt ist der bisherige Direktor im Reichsjnstiz amt, Herr Hanauer, ernannt worden. Die amtliche Bekanntmachung steht unmilteldar bevor. Bei dcr Reichstagsstichwahl im Wahlkreise Mecklei» bttrg-Strelitz ist nach Berliner Zeitungen der freisinnige Candida! Wilbrandt gegen den konservativen Candivate» Schwerin gewählt worden. Der bisherige prentzische Cnltnsminister Graf Zedlitz hat am Mittwoch Berlin verlasse» und sich zunächst aufs Land begeben. Hans von Biilow, dessen neueste Concertrede über de» Fürsten Bismarck so große» Skandal hervorricf, wird am Freitag in Friedrichs!»!) dem Fürste» Bismarck persönlich gratuliren. Der Bundesrath hielt a», Mittwoch „och eine Sitzung ab, in welcher verschiedenen vom Neichslage vorgclegtcn Vorlagen znge- stinunt wurde. Ans dem Grosiherzogthum Hessen wird der „Boss. Ztg." berichlet, daß der bewährte Staats»,inister Finger von seine», Posten znrncklrctcn werde. Die Ursache» sind lediglich Familienange legenheiten. In der prettstischen Armee hat am Dienstag eine größere Beförderung stattgefniide». Die Session des Reichstags wird voraussichtlich heute, Donnerstag, geschlossen werden. — Die Vertagung des preußische» Abgeordnetenhauses wird, wie man aiinimmt, am 8. April erfolge». Die Osterferien sollen sich bis zu», 26. April erstrecken. Prensjischcs Abgeordnetenhaus. In dcr Mittwvchssitzung genehmigte das Abgeordnetenhaus »nr Keine Vorlage» und erledigte dann Petitionen. Unter de» elfteren befand sich der Gesetzentwurf betreffend die Entschädigung für c», Milzbrand gefallene Thicre. Eine Petition, den bei den Ncnbanten beschäftigten Unternehmern, Fabrikanten, Handwerkern und Arbeitern wegen ihrer Forderungen ein Vorzugsrecht vor hypothekarische» Eintragungen zu gewähren, wurde zur nochmaligen Prüfung der Justizro»,Mission überwiesen. Eine Petition um Erlaß eines Verbotes der Anwendung körperlicher Zwangsmittel bei der Impfung wurde der Regierung zur Erwägung dahin überwiesen, ob nicht Zwangs-Impfungen lediglich bei Ausbruch einer Epidemie vorznnehmc» sind. Eine Petition betreffend die Zu lassung der Franc» zum medicinische» Studium wurde der Regierung zur Erwägung überwiesen. Nächste Sitzung: Donnerstag, tilleine Vorlagen.) — Das Herrenhaus genehmigte den Staatshaushalt nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses. Zwischen den leitenden konservativen Zeitnngen in Berlin, der dentschconscrvativen „Krenzzeitung" und der freiconserva- tiven „Post", ist aus Anlaß des Scheiterns des Volksschulgesctzes, mit welchem die „Post" sehr einverstanden ist. ei» heftiger Streit ausge brochen. Die Dinge sind schon so weil gediehen, daß beide Blätter erklären, ihre Parteien könnte» bei den nächsten Neuwahlen nicht mehr zusammengche». , AlS bemcrkenswerthes Zeichen verdient es hervorgehobcn lungcn in Berlin aus Mangel an Theilnahme nicht abgehaltcn werden sonnten. Die Reform der Rnndreisebilletö. Wie die „Voss. Ztg." vernimmt, ist vom Verein deutscher Eisenbahnverwaltnngc» beschlossen worden, vom I. Mai ab die Bedingnngc», unter welchen die z„- sattiinenslellbarei, Fahrscheinhefte ausgegebcn werden, wie folgt, fcstzn- sctzcn: cr. die bezahlten Fahrscheine müssen eine Entfernung von mindestens 600 Irin umfasse»; I). die Reise »,»ß zur AiisgangSstatiun znrückführe», die letztere darf vor Beendigung dcr Reise nicht wieder berührt werden: o. Fahrschein-, Auslands- und Verbindungsstreckc» müssen »nmittclbar anfeinandeifolge», derart, jdaß die Reise sich als eine geschlossene darstellt, in, Uebrigen können Auslands- und Ver di,idnugsstreckm vor oder hinter bezahlte» Fahrschcinstrecke» benutzt werden. Der Bedingung, daß die Reise sich als eine geschlossene darstellt, wird auch genügt, wen» die etwa vorhandenen Fahrscheine für Verbindungsbahnen an den Orte» mit mehrere» getrennte» Bahnhöfen nicht ausgenommen werden; cl. von Auslands- und Vcr- bindnngsstrccken, für welche besondere Scheine i» das Heft nicht anfgcnommen werden, kann in beliebiger Zahl Gebrauch gemacht werden, jedoch darf die Kiloinrlerzahl dieser Strecke» nicht größer sein, als die Hälfte dcr ans bezahlte Fahrschein st recke entfallenden Gesammtkilo'iieler. Zum portttgiesischeil Staatsbankerott spricht die „Nordd. Allg. Ztg." die Hoffnung ans, die deutschen Gläubiger würden ohne sehr schwere Verluste davonkommen und Garanlieen für die Zukunft erhallen. Auch wenig Geld verliert man nicht gern. Oesterreich-Ungarn. Arbeiterstreikö. Aus verschiedenen Jndnstriegegende» Böhmens wird der Ausbruch von Arbeilcrslreiks berichtet. Längere Dauer wird schwerlich einer derselben haben. — Ausstellung ltt Lemberg. Lcmbergcr Kanslcute nnd Handwerker beschlossen, unter dem Protek torat des Erzherzogs Karl Ludwig im Jahre 1394 eine Ausstellung z» veranstalten. — Auf eine Interpellation erklärte Minister Szapary» die Negierung habe die Mitthcilnngen der „K. Ztg."» dcr Abgeordnete Horvath sei »ur deshalb zur Opposition übergrtre- ten, weil die Negierung i!»„ frühere materielle Vorlhcile entzogen habe, nicht inspirirt; de», Abgeordneten Horvath seien überhaupt nie mals materielle Vortheile geboten worden. Italien. Die angeblich batieanischc» Blätter drücken, wie ans Rom gemeldet wird, ihre Genugthnnng darüber aus, daß infolge dcr Halt ung des dcntschcn Cciitrums die Krenzercvrveltc K. abgelchnt worden ist. Hiermit sei der deutschen Negierung der Beweis gegeben, daß ohne Erfüllung der berechtigten Forderungen der Katholiken di» Neichsinteressen eine zweckdienliche Förderung nicht erfahre» könne» Frankreich. Die Pariser Polizei soll reorganistrt werden, »veil sk weder die letzten Dyuamitattcnlate hat verhindern, noch die Schuldige» zu werde», daß dieser Tage drei socialdemvkratische Versa,»»,-!erwischen können. Die Reorganisation soll nach dem Vorbilde der