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Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189204053
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920405
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-04
- Tag 1892-04-05
-
Monat
1892-04
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 05.04.1892
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Nr. 7S- — 12. Jahraana. Die nn jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgenden Tages) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Laiides-Anzeiger": mit täglich eincm Äxlra-Veiblatt i. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler 2 Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei v. Jllnstr. Nnterhaltnngöblatt «. Sonntagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei Ausgabestellen monatlich 70Pfg-, bei Post Anstaltcn monatlich 7b Psg- FtlilitkS.Kiljkjjltr Berbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter des „SSchs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch i» einer billigeren Sonder-Attsgabe als: Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei ins Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. mit Zutragen. Dienstan, 5. April 1892. Der „Sächsische Landes-Anzeiger- tst in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSlifl« unter Nr. 6580 eingetragen. (Orsterrelchiich. Zeitungskatalog Nr. 2651.) Der „Chemnitzer Gciieral-Anzetger" ist in der deutlchen Post-Zeitnngs-BreiSlist« »nter Nr- 1342 eingetragen. (Oesterreichisch. Zeitnngskatalog Nr- üSL) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstrabe Nr. 5. Fernsprech-Anschluß N» ISS. Telegr-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: Sgespaltene CorpuSzeile (ca-SSilbei, fassend) oder deren Raum 15 Psg. - Bevorzugte Stell- («gespaltene Petitzeile ca. 11 Silbe» fassend) oder d°»nRauni30 M Anzeigcu können nur bis Vonnittag augenoimneu melden, da Druck nnd Verbreiinug der großen Auslage längere Zeit erfordern.—Die Anzeigen finde» ohne P reiSau sschlag gleichzeitig Berbrettung durch den „letzen nitze cs e Anzeigen Zu Fürst Bismarcks Geburtstag. Fürst BiSmarck'S Geburtstag ist am vorigen Freitag Fricdrichsruhe in einer Weise gefeiert worden, wie kaum je zuvor. Zug ans Zug von Hamburg aulangend, mit Gratulanten dicht besetzt — das war die Signatur des Tages. Am Bahnhof in Hamburg war kaum durchznkvmme». Aber nicht allein von Homburg, von »och unzähligen anderen Orten, von »ah und fern erschienen die Gratulanten. Der Bahnhof, daS Landhaus prangten im schönsten Flaggenfchinuck. Einigen Besuchern war es schon gegen 9 Uhr ver gönnt, ins Schloß zu gelangen und die im großen Parterrezimmer ausgestellten zahlreichen Geschenke i» Augenschein zu nehmen. Unter diesen nahmen die großartigen Blumenarrangements, wie immer, den meisten Platz in Anspruch und was Pracht anbelangt, wohl den ersten Rang ein. Ferner waren n. A. Oelgeniälde, Albums, Silber Pokale, unzählige Psciseu in den verschiedensten Formen, ferner Champagner, Bitter», ein prachtvolle- Arrangement von großen Erd beeren mit Blumenumgebung, ein Album von den Deutschen i» Buenos AyreS, Lehnsessel, ein Ricsen-Kibitzci, ei» Niesen Ananas und viele andere Gegenstände. Gegen 11 Uhr begann die Kapelle der Lauen bnrger Jäger im Parke das Concert. Jnzwlschen hatte sich vor dem großen Hanptetngaiigc sowohl wie hinten aus der Wiese ein außer vldcntlich zahlreiches Publikum eingefnnde», welches des Zeitpunktes harrte, zudem sich die Thüre» öffne» würde». Um 11^ Uhr wurde die Pforte geöffnet, »nd Alles strömte in den Park. Um 11°/. Uhr erschien der Fürst. Er wurde mit lauten Hurrahs, welche die Klänge der Kapelle ganz übcrlviiteii, empfange». Alles drängle sich an den Fürsten Hera» nnd im Nu war er so beladen mit Blumen, daß er sich nicht von der Stelle bewegen konnte. Mau »ahm ihm die Blnnienlast ab und Gras Herbert versuchte, dem Fürsten den Weg zu bahnen. Dies gelang ihm jedoch erst, nachdem zwei Gcnsdarmen ihn dabei unterstützten. Viele Damen küßten dem Fürsten die Hand, die Herren schüttelten ihm entblößten Hauptes die Hände. Der Fürst stand tief gerührt und überblickte, nach allen Seiten dankend, die Menge. Sodann unternahm er, begleitet vom Grafen Herbert und seinem großen Hunde, einen Spaziergang durch den Park, überall von de» ihn erharrenden Menschen begrüßt und immer wieder Blumen empfangend. Gegen 12'/z Uhr langte der Fürst wieder beim Schlosse an. Es hatte sich inzwischen die aus Bochum in der Stärke von 25 Herren eingetroffene Deputation des national liberalen Vereins von Bochum und Umgegend vor dem Balkon auf gestellt. In ihrer Milte befanden sich einige Bergleute in ihrer eigenartigen Galalracht init Käppi und aufrechtstehendcm Federbusch. Als der Fürst in ihre Mitte trat, richtete der Führer eine Ansprache au den Gefeierten, in welcher er hervorhob, daß die Deputation als Vertreter vo» etwa 10000 gleichgesinnte» Männern erschiene» sei, uni ihrem Ehrenbürger die herzlichsten Glückwünsche darznbringeu. Wenn auch der Name Bochum in letzter Zeit einen nicht so, guten Klang habe, wie früher, so möchte er doch dem Fürsten die Ver sicherung gebe», daß die sämmtlichen Bernfskreise, welche sie hier vertreten, nie vergessen werden, was der Fürst für das Gedeihe» der Kohlen- nnd Eisen Industrie, die bekanntlich der Haupteriverb des Bvchnmer Kreises sei, gethan habe. Der Sprecher schloß mit einem begeistert anfgeuommenen dreimalige» Hoch auf den Fürste». Fürst Bismarck antwortete, es gereiche ihm deshalb schon zu ganz besonderer Freude, die Herren hier so zahlreich zu begrüße», »veil er als ihr Ehrenbürger sie als Mitbürger begrüßen dürfe, des weiteren aber, weil niit den viele» wirthschastlihen Interesse», welche Kohle und Eisen vertreten, auch der Ackerbau und die Landwirthschaft innig verknüpft seien. Beide könnten nicht allein gedeihen. Was dievielen Verdächtigungen anbelangr», welche in letzter Zeit gegen die Bochuiner Industrie erhoben worden seien, so müsse er sagen, daß er denselben nie Glauben geschenkt habe. (Lebhaftes Bravo.) In jedem Fache komme einmal ein Fehler vor. ohne Fehler seien wir Alle nicht, aber die Bochuiner hätte» mit ihren Erzeugnisse» sich einen Ruhm erworben, dem keine Verdächtigungen etwas anhaben könnten. (Wiederholte BravoS.) Der Fürst drückte sodann jedem der Herren die Hand w d unterhielt sich lebhaft init den Bergleuten. Alsdann begab sich der Fürst in's Schloß» wo er »och zahlreichen Deputationen aus Magde burg, Wandsbeck, Leipzig, Freiburg und ailderen Orten Gehör schenkte. Anzeiger". Munde soeben gehört habe. Wenn ich eine» Rückblick werfe auf die Kundgebungen, die mir heute von eine»» großen Thcile dcr Bevölkerung zu Theil geworden sind, so schließe ich darans, daß des deutsche» Volkes Beifall eine Quittung sei» soll für die meine ganze Lebens zeit Ihrer Geschichte geleistete» Dienste. Ich schöpse daran- die Ueberzeugung, »veil es einer so große» Zahl der Bevölkerung woül gefällig ist, daß Sie Alles daran setzen werden, um das Errungene gegen alle Feinde zu erhallen. Ich frage Sie, »»eine Landsleute, ob der A»- theil, de» ich immer an Ihrem Geschick genommen habe, Sie be friedigt? — (Hier allgemeine Zustimmung mit lautem Ja, Jawohl!) Befriedigt er Sie, so Hab« ich die Zuversicht, daß Sie cs festhalte» werde». Thun wir ins, so können die Feinde von allen Seiten kommen, vom Osten und vom Westen zugleich» sie können nicht gegen uns aufkomnien. Wir hauen sie alle i» die Pfanne! Heransforderu und angreifc» werden »vir sie nicht, kommen sie aber, so sollen sie mal sehe»!" Die Antwort des Fürsten ans die An sprache dcS Herrn Rupert» »vnrde wiederholt durch laute Zuslimu»- migskiiildgebnngcl, unterbrochen. Dann begann der Fackclziig, a» dem ungefähr 4000 Personen Theil nahmen, an den» Fürste» vor- überznziehc». Wunderbar hob sich der röthliche Lichtschein von den Baunistäinnien »nd den» dunklen Himmel ab. Hochaufgerichtet, mit dem Kürassirhelm bedeckt, ließ der Fürst die Sehaare» an sich vorbei- defilire». Nachdem der Fürst in das Schloß zurückgekehrt war und seine lange Pfeife angezündet halte, trat er nochmals heraus, um den Anblick des hinter dem Teiche vorbeiziehende» Fackelzuges zu ge nießen. Der Fürst sprach wiederholt seine Bewunderung über den herrliche» Eindruck ans, wclchei» der röthliche Widerschein der Lichter am Himmel hervorbrachte. Darauf setzte der Fürst seinen Weg durch den Park fort und trat plötzlich durch die nach dein Sachsenwalde ährende Pforte mitten in die Schaar der znrückkehrenden Fackel träger. Im Nu war der Fürst von einem Kreise umringt. ES war ein prächtiges Bild: Der Fürst beim Scheine der dnnkelrolhglühcnde» Fackeln »»»gebe» von einer ihm nuaiifhörlich zujauchzenden Mcnge. Der Fürst äußerte, er habe schon manche Aufzüge »nd »»ililärische Vorbeimärsche gesehen, aber »iemalS so viele fröhliche Gesichter. Von Zeit zu Zeit wurden die in dem Hauptthor Harrende» ringe lassen, um die Geschenke z» besehen. Einigen glückte eS auch, de» Fürsten selbst zu begrüße». Ueber den »vetteren Verlauf des Festes rutiiehmen »vir den „Hamb. Nachr." noch Folgendes: Um 7 Uhr trat der Fürst wieder aus der Thür deS Schlosses heraus, von der au» die Feuerwehr iiiit Magncsinmfackeln bis z»„, Eingangsthor Spalier bildete. Sobald der Fürst der zu Tausenden angewachseneii Menge sichtbar »vnrde, ertönten wiederum brausende Zurufe. Herr Nuptrti trat auf de» Fürsten zu und hielt folgende, weithin ver nehmbare Ansprache: „Durchlaucht! Wir bitte» »im die E,re, Ihne» eine» Fackelzug als Ansdruck ilnserer Hochachtung darbringen zu dürfen. Jung und Alt in großen stets wachsende» Schaaren haben sich mit Begeisterung dazu gedrängt, »>» durch diese Ovation Ihnen ihre Ehrerbietung zu bezeugen. Aber nicht nur Hamburger' allein, die »vir unsere» großen Ehrenbürger verehre», au» allen Gauen Deutschlands sind sie herbeigekoininen, „m ihnen diesen Tribut zu bringen. Aber, Durchlaucht, »vir wenigen Zehntausend sind hier als die Vertreter des ganzen deutschen Volkes, dem eS tief ins Herz ei»- gegraben, was es Ihnen an Dankbarkeit schuldet. Nach Jahrhunder ten der Zerrissenheit und Ohnmacht unseres Vaterlandes haben Sie unter unserem nnvergeßlichen Kaiser Wilhelm uns die Einheit gebracht und das Kaiserreich in nie gekannten» Glanz und neuer Macht wieder ausgerichlet. Wir danken e» Ihnen aber vor Allein noch, daß Sie init weitsehenden» Blick das Reich so fest gegründet und so mächtig erbaut habe», daß nichts e» in seinen Grnudveste» erschüttern kann und »vir getrost aller Zukunft entgegcnschen könne». Wir bitten Gott, daß er Sie noch viele, viele Jahre in solcher Frische nnd Kraft erhalten möge »ud zur Bekräftigung des Wunsches, daß sich dies erfüllen möge, fordere ich alle Anwesendcn auf, in ei» Hoch ans Se. Durchlaucht de» Fürsten Bismarck einzi,stimmen." Der Fürst antwortete Folgendes: „Meine Herren, ich danke Jhtwn für die hrredten Worte, die ich au» Ihrem Politische Nim-schau. Chemnitz, den 4. April 1892 Deutsches Reich. Fürst Bismarck wird in diesem Jahre noch ei» seltenes Jubiläum feiern, das sich auf'die Verleihung seines ersten Ordens bezieht. Es sind in kurzer Zeit 50 Jahre verflossen, daß dcr damalige Secondelcutnant im 1. Bataillon des 9. LandwehrregimenlS v. Bis marck seine» ersten Orden, die Rettungsmedaille am Bande» erhielt, die der Fürst »och heute »eben de» Sternen der höchsten Orden trägt. »var im Sommer 1842, als Bismarck bei der Stargarder Land »vchr-Ulaiien-Escadron bei Lipp-chne in der Nenmcnk als Officier zur Uebung eingezogen »var. Er stand eines Nachmittags mit anderen Officieren anf der Brücke über den See, als sein Reitknecht, der Sohn eines GntssörsterS, das Pferd z»»> Schwemmen in den See ritt. Plötzlich verlor das Pferd den Grund, und der ängstliche Neier fiel herunter nnd verschwand im Wasser. Entsetzt schrieen die Zuschauer anf. Bismarck aber schnallte sofort de» Säbel ab, »varf die Uiiiforn» von sich und stürzte sich in de» See. Er packte auch gleich seine» Diener Dieser aber hielt ihn in seiner Todesangst derart umklammert, daß er an» Schwimmer» verhindert »var. Bismarck voll Math »nd Be- onnenheit, tauchte mit dem Menschen unter, »nachte sich aus dem Grunde von ihm los, und, znm Jubel aller Zuschauer, tauchte er mit ihm empor »nd schleppte ihn anscheinend leblos ans Ufer, »vo er päter wieder z» sich kam. Die ganze Einwohnerschaft von Lippchne, die Zeuge von dieser That gewesen »var, jubelte dem braven Officier entgegen, der sein Lebe» so n.uthvoll in die Schanze geschlagen hatte, und der Superintendent des Ortes ging ihm im Ornat entgegen, »in »hi» Glück »nd Segen zu wünsche». Zum VolkSschlllgesetz. Gegenüber den Behauptungen der Köln. Ztg." »nid anderer Blätter, daß der Kaiser einzelnen con- crvativen Abgeordneten gegenüber schon frühzeitig sein Mißfallen über das Volksschulgesetz ausgesprochen habe, schreibt die „Kreuzztg.": Wir wissen genau, daß während der Commissionsberalhnnge» dem Kaiser iu ainllicher Form darüber kein Zweifel gelassen ist, daß Graf Zedlitz die Vcrlheidigniig des Volksschulgesetzes gegenüber den» liberale»» »stnri» uiir dann fortznsetze» in der Lage sei, wen» er der Z»- iinmnng an Allerhöchster Stelle sich versichert halten dürfe. Diese usilhermig ist mit Entschiedenheit gegeben wvrde». Wodurch dann !>»rz vor den» 18. März die Wendung herbeigeführt worden ist, gehört nicht hierher." — Die „Post" erklärt wiederholt, daß kein Mitglied der freiconscrvativen Partei für de» Entwurf cingetretc» sein würde. Herr von Bötticher. In der Unterredung zwischen dem Kaiser und Herrn von Bötticher, welche dazu führte, daß der genannte Minister in seiner gegenwärtigen Stellung im Reiche und in Preußen verbleibt, soll der Monarch »ach dem „Hamb. Corr." ausdrücklich auf die gute» Dienste Bezug genomine» habe», die der Staatssecretär den» Reiche in» Verkehr mit dem Reichstage le sie. Eine neue kurze Reichstagssessio» ist noch vor dem Herbst möglich, aus Anlaß des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Spanien. Die Regierung ist allerdings selbstständig ermächtigt, einen neue» dentsch-spanischen Handelsvertrag vom 1. Juli bis I.December d. I. provisorisch in Kräft zu setze», jedoch n»r dann, wen» er sich nur auf die Anwendung von Sätzen bezöge, die bereits in den am l. Februar i» Giltigkeit getretene» Handelsverträgen enthalten sind. Dies wird aber voraussichtlich nicht zutrcffeu, und deshalb ist, sofern ein neuer Vertrag mit Spanien zu Stande kommt, init der Wahr scheinlichkeit einer kurzen Nachtagung im Sommer zu rechnen. Preuhisches Abgeordnetenhaus. Svnnabendsitzung. Die erste Bcrathung der Seknndärbahuvorlcige »vnrde fortgesetzt und zu derselbe» abermals zahlreiche Lvkal»vü»sche vvrgebracht. Eisenbahn» »»»»istcr Thiele» nnd Finanzininistcr Miguel versprachen thunlichste Berücksichtigung derselben, betonte» aber auch, daß die Finanzlage des Staates nicht ganz außer Acht bleibe» könne. Der Entwurf wird der Bndgelcommission zur Specialprüfung überwiesen. Alsdann wurde der Entwurf einer Landgemeiiideordnung für Schleswig-Holstein i» erster Lesung berache» und einer besonderen Commission von 21 Mitgliedern überwiesen. Nächste Sitzung: Dienstag 11 Uhr (Nach- tragsctat und kleine Vorlagen." Der „Deutsche Reichsauzeiger" veröffentlicht die Ernennung des Wirklichen Geh. Nathes Hanauer zum Staatssecretär des Reich»« Jnstizaintes in Berlin. Dcr Wechsel im Amte des Staalssccretär» des Reichsjustizamtes läßt den Fortgang der Arbeite» der Commission für da» bürgerliche Gesetzbuch ganz unberührt. Die Leitung der Arbeiten wird von dem stellvertre,enden Vorsitzenden Geh. Rath Küntzel fortgcführt, der an der bisherige» Förderung der Arbeiten einen ganz hervorragende» Antheil hat. Die Berathung veS Nachtragsetats, welche am Diens tag in» preußischen Abgeorductenhaiise statlfindet und durch welche» das Gehalt für den Ministerpräsidenten Grafen Eulenbnrg gefordert* wird, hat schon einen Abänderungsaiitrag der conservativen Partei hervorgerufen. Derselbe schlägt vor, das nenznbelvilligende Gehalt des Ministerpräsidenten als „künftig wegfallcnd", d. h. als zunächst nur für den Grafen Enlenbnrg bewilligt, zn bezeichnen. Die jüngst aufgctauchte Nachricht, datz Vr. PeterS beabsichtige, nach Europa znrückzukehren »nd Differenzen mit dem Gouverneur Frhrn. von Soden gehabt habe, läßt sich darauf znrück- führcn, daß in Folge heftigen NcgenS die deutsch-englische Cvmmission zur Regulirnng der Grenzen »ach Tanga zurückkehren »inßte. So bald es möglich sein wird, wieder in das Innere zu gehen. Wird 0>-. Peters seine Arbeit wieder aufnehnien, doch ist natürlich seine Rückkehr nach Deutschland scheu deshalb nicht ausgeschlossen, weil die Abmachungen der Cvmmissare der Genehmignng ihrer Regierungen bedürfen und vielleicht Confcrenze» nothwendig sind. In den Unter- rcdttiigen mit dem Gouverneur hat es sich lediglich um die fernere Thätigkeit des l)r. Peters gehandelt, da die Thäligkeit am Kilinicuid- scharo nicht so umfangreich ist, um einen eigenen ReichScommiffar z» erfordern. Oesterreich-Ungarn. Krömmgsfeier. Wie der Ministerpräsident Graf Szapary im ungarischen Abgeordnetenhause erklärte, befaßt sich die Negierung bereits mit den» Gedanken a» eine festliche Begehung de» 25. Jubiläums der KröiiuugSseier und wird demnächst hier über Vorschläge machen. Der Ministerpräsident gab der Ueberzeugung Ausdruck, da- Land werde die Feier einmnthig begehe». — Auf dem kaiserliche» .Hattpt-Münzamt i» Wie» gelangten vor gestern 8°/z Millionen österreichische Silber-Thaler durch Cvmiiiissare der deutschen Rei'chsbank zur Ablieferung- Italien. Ueberfall. Dem in Massauah erscheinenden „Courriere Eritreo" zufolge wurde Haiiptmanu Betlini in Begleitung von drei Irreguläre» durch 70 Man» der Bande Abarra, welch« in» Hinterhalte bei Az-Johaiines lagen, erschossen. — Der frühere Go»ver»ettr Gaudolfi wird sich wegen eigenmächtiger Abreise ans Massaiiah zu verantworten haben. Frankreich. Die Ut,tersttch»««g bezüglich der Attentate nimmt eine ganz neue Wendung. Es stellt sich heraus, daß die meiste» der Ver hafteten »»schuldig sind; sie sind deshalb aus de», Gefängniß ent lassen worden. Ravachol erklärt, »veder der Urheber noch der Leiter des Attentats gewesen zu sein; er habe lediglich die Explosionsstoffe hcrgestellt, welche neben dem gestohlene» Dynamit von bislang unbe kannten und noch nicht verhafteten Personen zur Verwendung ge kommen seien. Vieler Aufmerksamkeiten erfreut sich der Entdecker Navachvl's, der Kellner l'Hvraiilt, der in der Wirthschaft seines Schwagers Vcry angcstellt ist. Er »nacht gute Geschäfte. Die Wirth- chaft seines Schwagers ist vo» Gäste» belagert »nd alle,'» an einem Tage hat er 260 Francs a» Trinkgeldern eingenommen. Dazu kommen die vielen Dankzuschriften au den Retter der Gesellschaft, denen oft beträchtliche Sninnie» bestiege». Darunter befindet sich auch ei» längeres Schreiben in deutscher Sprache, in dem l'Herault beglückwünscht wird, »veil er die Grundsätze vcrtheidigt habe, auf denen das Wohlergehen der Staate» und der Völker beruhe. Dein Schreibe», das mit „von S." »nterzeichiiet »var, lag ein Bankschein im Betrage von 500 Francs bei. Aber das offenbar recht einträg liche Geschäft der Anarchistenentdecknng hat auch seine Kehrseite. Hürault und sein Schivager, der Weimvirtb, haben bereits an die 00 Drohbriefe erhalten, in denen ihnen angekündigt wird, daß sie in allernächster Zeit i» die Lust gesprengt werde» würden. — Die Pariser „La»ter»e" behauptet, ans Tonkin sei die Kunde von einen» Kampfe, bei welchen» die französischen Truppen schwere Ver luste erlitten haben, eingetrvffen und die Regierung verheimliche die Nachricht. Spanien. Attarchisten-Umtriebe. Wie aus Madrid gemeldet wird, ist dort ein Anschlag gegen das Palais der Königin-Regentin aufgc« deckt worden. Zahlreiche fremde Anarchisten sind aus Spanien auS- gewiesen worden. Die Jesuiten vo» Azpeitia haben Drohbriefe erhalten. Rntzland. Neue Allleihe. Den» Vernehmen nach plant die russische Finanzverwaltnng i» naher Zeit eine neue Anleihe. Diese Anleihe soll äußerlich als innere Anleihe bezeichnet »nd als Zweck derselbe» der Bau von Eisenbahnen angegeben werden. ES liegt aber aus der Haud, daß die anzuleiheude» Beträge nur zn leicht andere» Zwecken dienstbar gemacht werden können. — Man darf mit Bestimmtheit erwarten, daß deutsche Geldmänner sich auch unter der Hand nicht an der geplanten Anleihe betheiligen werden. Eine solche Betheiliguug »vürde mit den Anforderungen de» Patriotismus nicht vereinbar sein und daher diejenigen, welche etwa sich betheiligen wollten, allgemeiner berechtigter Mißachtung au»sctze». Orient. Die griechische Regierung hat ei» Programm ver- öffentlicht, in welchem die Ursachen dargelegt werben, welche den.
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