Volltext Seite (XML)
306 AI Künftigen 1. Mai dieses Jahres ist der zweite Grund- " steuertermin gefällig und mit 2 Pfennigen von jeder Grund steuer-Einheit in der Stadthauptcassen - Expedition abzuentrichten. Der Stadtrath. Großenhain, den 27. April 1867. Kunze. Tagesnachrichten. Großenhain. Am 27. April Abends in der zehnten Stunde sind in dem Dorfe Zschauitz drei mit Stroh gedeckte Scheunen und ein Nebengebäude durch Feuer eingeäschert worden. Sachsen. Der Wiederzusammentritt der zum 29. April einberufenen Ständeversammlung wird, wie das „Dr. I." vernimmt, ohne besondere Eröffnungsfeierlichkeit erfolgen, da die bevor stehende kurze Session eben nur als eine Fort setzung des Mitte Februar vertagten ordentlichen Landtags zu betrachten ist. — Wie der „D. A. Z." geschrieben wird, sollen dem Landtage auch zwei Vorlagen in Bezug auf eine Steuererhöhung gemacht werden. — Nach einem in der „Sächs. Schulzeitung" enthaltenen „Expose über den Stand des öffentlichen Schulwesens im Königreich Sachsen" zählt Sachsens Gesammtbevölkerung (2,343,994Seelen) 400,229 schulpflichtige Kinder, 199,446 männlichen, 200,783 weiblichen Geschlechts, welche in 1936 öffentlichen Elementar - Volks schulen evangelischer und 40 katholischer Konfession von 3403 ständigen Lehrern und 542 Hülfslehrern evangelischen Bekenntnisses und von 54 Lehrern katholischen Bekenntnisses unterrichtet werden. — In Dresden ist am 26. April früh plötzlich und unerwartet an einem Gehirnschlage der Director der kgl. Blindenanstalt, Ritter rc. vr. Georgi, gestorben. Das Institut und mit ihm der Staat erleidet hierdurch einen überaus schmerzlichen Ver lust. Er war 1802 geboren und bekleidete seinen Posten seit dem Jahre 1832. — Ludwig Würkert in Leipzig (bisher Wirth im Notel äe Haxe, 1848 Pfarrer in Zschopau) ist zum Prediger der freireligiösen Gemeinde in Hanau gewählt worden und wird Ende Juni daselbst antreten. — Wie aus Jöhstadt berichtet wird, sind am 25. April früh zwei auf Steinbacher Forstrevier als Hülfs- gendarmen auf Forstschutz commandirte Jager bei einem Patrouillengang im Walde unerwartet und in geringer Entfernung auf Wilddiebe gestoßen. Die Wilddiebe, ohne auf den dreimaligen Halt ruf zu achten, hatten die Flucht ergriffen und waren im Gebüsch glücklich entkommen. Auf dem später von den Forstschützen genommenen Rück wege sind dieselben plötzlich aus einem Hohlwege durch mehrere Schüsse empfangen und Beide, der eine ins Bein, der andere in den Arm, verwundet worden; einen Schuß auf die Brust hatte die Uniform des getroffenen Jägers ausgenommen. Beide Verwundete sind im Militärhospitale zu Annaberg untergebracht worden. Ein Jäger will einen der Wilddiebe erkannt haben. Preußen. Die Vermahlung der Prinzessin Marie von Hohenzollern mit dem Grafen von Flandern (Bruder des Königs der Belgier)chat am 25. April Nachm. 3 Uhr nach dem ausgestell ten Programm in der St. Hedwigskirche zu Berlin stattgefunden. — Die „N. Pr. Ztg." sagt bezüg lich eines Artikels des Pariser „Constitutionnels": „Verstehen wir diesen öfficiösen Artikel recht, so will er sagen, Frankreich zieht seine eigenste For derung, die Annexion Luxemburgs, jetzt zurück; aber es wird dahin wirken, daß die „Europäische Frage", d. h. die Frage von dem Rechte Preu ßens, die Festung Luxemburg auch jetzt noch besetzt zu halten, von den Großmächten entschieden werde, — nach Frankreichs Wunsch natürlich verneinend. Wir werden also, wie wir schon seit einigen Ta gen vorausgesagt, in der nächsten Zeit Verhand lungen über das preußische Besatzungsrecht zu erwarten haben." — Die „Spen. Ztg." sagt, daß es in der Hand der Großmächte liege, den Frie den zu wahren. Wenn sie erklärten, die Neu tralität Luxemburgs mit bewaffneter Hand schützen zu wollen, so hätte das preußische Besatzungsrecht darin seinen Ersatz gefunden und die Zurück ziehung der preußischen Truppen hätte alsdann andere Motive als die Erfüllung französischer For derungen. — Der Turnerfeuerwehr in der Stadt Schleswig, die sich erst vor Kurzem gebildet, war von der Polizei aufgegeben worden, am Helm die preußische Eocarde zu tragen. Da man dies aber als nicht gebräuchlich verweigerte, wurde nicht nur die Feuerwehr, sondern auch der dasige Männer- Turnverein aufgehoben. Würtemberg. Der Justizminister v. Neu rath und der Kriegsminister v. Hardegg sind auf ihr Ansuchen entlassen und die Portefeuilles der Justiz und des Kriegs dem Abgeordneten Mitnacht und dem Obersten Wagner übertragen worden. Oesterreich. Die „Presse" will wissen, Frank reich habe im Principe der Neutralisirung Luxem burgs zugestimmt. Von dem Ausfall der preu ßischen Antwort auf die betreffenden Vorschläge sei es abhängig, ob das Wiener Cabinet einen förmlichen Ausgleichungsvorschlag in Paris und Berlin vorlege. — Die amtliche „Wiener Ztg." bringt eine Generalverordnung des Kaisers, welche eine neue Beförderungsvorschrift für Generale, Stabsoffiziere und Dfsizieraspiranten der Land- Armee betrifft. Motivirt wird diese Vorschrift durch die Nothwendigkeit, ein dem täglichen Fort schreiten der Wissenschaften entsprechendes Ofstzier- corps zu gewinnen, und durch das Bedürfniß, anerkannt bewahrte Offiziere rascher in höhere Chargen emporzubringen. Frankreich. Die von Jules Favre im ge setzgebenden Körper eingebrachte Interpellation bezüglich der luxemburger Angelegenheit wurde auf einen Brief Rouher's, erklärend, daß augen blicklich eingeleitete, dem Frieden günstige, von den Großmächten eifrig betriebene Unterhandlun gen der Regierung die größte Reserve auferlegen und eine öffentliche Debatte unthunlich machen, verworfen. — Am 25. April Morgens war die große Straße von Neuilly bei Paris mit Kanonen angefüllt. Sie kamen aus dem Westen, um aus der Ostbahn nach Straßburg weiter transportirt zu werden. — In Metz und Thionville werden die Befestigungsarbeiten mit stets wachsendem Eifer fortgesetzt. — Ein Erlaß des Kriegsministers be ruft die Reserven der Jahre 1860 bis 1863 zur Stellung in den Hauptorten der Cantons ein. Die Hälfte der Reservesoldaten von 1864 und