Volltext Seite (XML)
Großenhainer WtlhMizs- md AychMU. MmtSvlatt des König!. Gerichtsamts und Stadtraths zu Großenhain. Redigirt, gedruckt und verlegt von Herrmann Starke in Großenhain. «-^0. 109. Sonnabend, den 15. September Am 30. August dieses Jahres Vormittags V4I2 Uhr brach in hiesiger SfsMin der Scheune des Schmiedemeisters Walther auf zur Zeit noch nicht ermittelte Weise FeM aus , das sich bei dem heftigen Südwestwinde, trotz der Seiten der Nachbarorte gewährten schnellen Hilfe, mit rasender Schnelligkeit über die ganze mittlere und niedere Stadt verbreitete, so daß in Zeit von kaum 2 Stunden 100 Wohn gebäude, die Hinter- und Seitengebäude ungerechnet, ein Raub der Flammen und eine Menge Wohn- und Hintergebäude mehr oder weniger beschädigt worden sind. — Die Zahl der dadurch obdachlos gewordenen Calamitosen beträgt 258 Familien mit 1225 Köpfen, also so ziemlich die Hälfte der ganzen Einwohnerschaft. — Sie stehen tief gebeugt und wehklagend an den Ruinen ihrer Häuser und Wohnungen und beklagen fast Alle den Verlust ihrer sämmtlicherr Habe, da nur 6 der Abgebrannten ihre Mobilien versichert hatten resp. wegen der feuergefährlichen Lage oder Dächung ihrer Häuser und Wohnungen hatten versichern können, und bei der Schnelligkeit, mit der sich das Feuer ausbreitete, auch nur wenig gerettet und geborgen werden konnte. — Leider gehören fast alle Calamitosen nur der ärmsten Claffe der hiesigen Einwohnerschaft an, und es ist das Unglück um so größer, je ärmer der hiesige Ort überhaupt und je naher der Herbst und der Winter herangerückt sind. — Hilfe, schnelle Hilfe thttt noth, und wie wir hiermit zugleich dankbarst anerkennen, daß uns von den benachbarten Orten, die uns schon während des Feuers rettend und helfend zur Seite standen, insbesondere von Annaberg, Buchholz, Geyer, Wolkenstein, Thum, Schönfeld, Gelenau, Jahnsbach u. s. w. und mehreren edlen Privatwohlthätern, namentlich Seiten der Königlichen Kreisdirektkon Zwickau ansehnliche Unterstützungen zugekommen sind, so ergeht an alle edle Menschenfreunde in der Nähe und Ferne hiermit die dringende Bitte: Helfen Sie uns, reichen Sie uns dar nach Ihrem Vermögen! — Auch die geringste Gabe wird uns willkommen sein und seiner Zeit dankbarst berechnet werden. Das Hilfs-CvMlte. Ehrenfriedersdorf, den 1. September 1866. Gerichtsamtmann Hanisch, Vorsitzender. Bezugnehmend auf vorstehenden Hilferuf erklären wir uns zu Annahme von milden Beitragen bereit und liegt zu diesem Behuf eine Sammelliste in der Rathsexpedition aus. Großenhain, den 12. September 1866. Der Stadtrath. Otto Franke, stellv. Bors. Im Handelsregister des unterzeichneten Königlichen Gerichtsamtes ist heute die zeither hier be standene, unter Fol. 56 eingetragene Firma: „Arnhold und Comp. in Großenhain" auf Antrag der Inhaber gelöscht worden. Großenhain, am 11. September 1866. Das Königliche Gerichtsamt. JnStellvertretung: Mohn, Ass. O. Gewerbe- und Mersonalfteuern des abgelaufenen zweiten Hebetermins von vielen Beitragspflichtigen noch zu leistenden Zahlungen sind nunmehr sofort und spätestens bis zum Schluffe diefeS Monats an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu berichtigen, widrigenfalls zu dem gesetzlich vorgeschriebenen Zwangs verfahren unnachsichtlich verschütten werden wird. Der Stadtrath. Großenhain, am 13. September 1866. Otto Franke, stellv. Bors. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. Journ." vernimmt, sollen die zur Zeit in sächsischen Städten garni- sonirenden k. preußischen Feldtruppen in der Starke von 800 Mann pro Bataillon bis auf Weiteres mobil bleiben, die vierten Bataillone aber entlassen werden. — Aus Reichenbach i. V. wird dem „Dr. Journ." berichtet: In Neumark wurde am 9. Septbr. Abends gegen 10 Uhr der 58 Jahre alte Bäckermeister und Hausbesitzer Halbauer vor seiner Hausthüre sitzend und aus drei Schnittwunden am Halse sowie einer Stich wunde in der linken Seite blutend aufgefunden, an welchen Verwundungen derselbe am 10. früh verstarb. Ursprünglich glaubte man an Selbst mord; allem Anschein nach liegt aber hier ein schweres Verbrechen zu Grunde. Preußen. Das Abgeordnetenhaus hat am 12. Sept, die Berathung des Rcichswahlgesetzes für den norddeutschen Bund beendigt und die Vorlage in der von der Commission vorgeschla genen Fassung mit großer Majorität angenommen. — Dem „L. Tgbl." wird über die Friedensver handlungen mit Sachsen u. A. geschrieben: „Niemand kennt genau den Stand derselben, außer den dabei Betheiligten, und was die Zeitungen sagen, beruht einzig und allein auf umlaufenden Gerüchten, in denen sich ost nicht ein Körnchen Wahrheit befindet. Alle Die aber, welche über den langsamen Gang der Unterhandlungen ungeduldig werden, bedenken die außerordentliche Schwie rigkeit derselben nicht. Die Bedingungen, welche Preußen stellt, sind hart, das ist sicherlich nicht zu läugnen, wie auf der andern Seite zugegeben werden muß, daß das siegreiche Preußen in seinem wohlverstandenen Interesse gerade diese Bedingungen stellen mußte; aber jeder Unbefangene wird einsehen, daß König Johann ohne