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Nr. 97. Sächsischer LoudeS-Au-efqer («hemaitzer Geueral-Uttietger). 28. April 1892. nun mit der „Versöhnung", wieder von vorne ansangen. — Minister Graf Kiinberg erklärte in der FractionSsitziing der deutsche» Linken Namen» der Negierung, diese halte unverbrüchlich am deutsch-böhmischen Ausgleich fest. Sie werde die nationale Abgrenzung der GerichtS- bezlik trotz der schwierigen Verhältnisse durchführen und binnen Jahresfrist ein Kreisgericht in Trautena» errichte», unbekümmert um ein ablehnendes Votum de» böhmischen Landtage». Die deutsch-liberale Partei nahm diese Erklärung mit Befriedigung auf. Italien. Nette Ministerkrifiö in Stuösicht. In einem am Montage abgehaltenen Ministrrrath« ist es zu einer große» MeiniliigS- rerschicdenheil gekommen zwischen dem Schahminister Luzzatli, welcher weitere Ersparungen verlangte» und dem Marineminister Sa» Bo», dem Kriegsminister Pellvnx und dem Minister des Innern Nicolera, welche dieselben für unmöglich erklärte». Eine neue Ministerkrisis erscheint nicht ausgeschlossen. Frankreich. Geplante Maßregeln. Die französische Negierung beab sichtigt strenge Maßregeln gegen die in Frankreich lebenden fremde» Anarchisten zu ergreifen. Das wird zunächst die in Paris sich auf- haltendcn russische» Nihilisten und diejenigen, welche als solche bc- zeichnet werde», schwer treffen, denn mau wird sie nun der russischen Negierung auSliefern, und diese wird mit den AuSgewicsenen vor aussichtlich kurzen Proeeß machen, d. h. sie einfach in den sibirische» Bergwerken bei lebendigem Leibe begraben. Daß Frankreich mit den Ausweisungen vornehmlich Rußland eine» Freundschaftsdienst zu leisten beabsichtigt, ist vielleicht eine noch richtigere Annahme als die, daß die Maßregeln aus Furcht vor Attentate» am 1. Mai getroffen werden. Belgien. Eine am Dienstag an der Nationalbank in Charleroi gefundene Bombe enthielt Dynamit in genügender Menge, um eine «ine Oeffnnng zu», Kassenraum von der Straße au» zu sprengen. Der Thäter ist unbekannt. Großbritannien. Zum Streik der Bergarbeiter. Während die Bergarbeiter von Dnrham noch hartnäckig de» Streik fortsetze», hat der Vorstand ihre» Bunde» die Unabwendbarkeit der Niederlage «ingesehe». Die Bergwerksbesitzer erhielten ein Schreiben desselben, worin die Bitte enthalte» ist, angeben zu wollen, unter welchen Bedingungen die Arbeit wieder anfgenommen werden könnte. Die Bergwerksbesitzer Werde» sich in den nächsten Tagen schlüssig machen. Rußland. Die Ernteansfichten sollen im südwestlichen Theile Rußlands zur Zeit keine besonders günstigen sein. Statt eines warmen, freundlichen und feuchte» Frühling», der allein günstige Bedingungen für die Sommer-Aussaat schaffen und die im vergangenen Jahre ans den Aufgang der Winter-AnSjaat ungünstig wirkenden Einflüsse wieder gut machen könnte, herrscht jetzt ein nngleichmäßiger, trockener und kalter Frühling. Die Landleule des Süden» setzen jetzt alljhre Hoffnung auf den Mai; kommt in diesem genügend Regen, somit» sich noch Vieler zum Bessern wenden. Afrika. Unerquickliche Znstättdr. Ans ' -?.',tgela»f-.'ce aus führlichere Nachrichten besagen, daß die Protestanten, die eine große Menge Gewehre empfangen hätten, die Katholiken angrisse», von diesen jedoch znrückgeworscn und gezwungen wurden, sich in ihre Verschanz ringe» zurückzuziehen. Capitän Lugard eilte darauf den Protestanten mit Maximgeschütze» zu Hilfe und zersprengte die Katholiken „ach erbittcrtci» Kampfe. Ashe Winton wurde gctödtet. Bi'schok Hcolh entging der Gefangenschaft und behauptet, daß viele Katholiken als Sklaven verkauft worden seien. Die Katholiken und Mohamcdancr lagern vor der Verschanznng. Der Widerstand Lugard's »nd seine Dauer hängt von seinem Vorrathe an Munition ab. Pfirsiche, Reineclauden, Pflaumen und theilweise auch Birnen. Die Beerenobstarten zeigen durchweg «ine reichliche Blüthe. Hauptsächlich Hot die Erdbeere, deren Frucht für die Lößnitz von großer Wichtigkeit ist, einen knüppeldicken Knospenansatz. Die Pfirsiche hat zwar genügende Blüthe, doch ist die Farbe der Blüthe eine so ungewöhnlich blaffe, daß mau darauf schließen muß, der Frost habe der Blüthe schon in der Knospe geschadet. Pflaumen und Reineclauden zeigen guten Blüthenansatz, minder guten die Kirschen und ganz wenig die Birnen. — Bievsteuev i,r Ordern». Die neue daselbst zur Ein führung gelangende Biersteuer bestimmt, daß in dortiger Brauerei gebrautes einfaches Bier mit 20 Pf. und alle anderen „LuxnSbiere" mit 40 Pf. pro Hecloliter zu versteuern sind, während für von aus wärts bezogenes einfaches Bier 25 Pf. und für »Luxusbiere" 60 Pf. pro Hecloliter erhoben werden sollen. — Brände. I» GornSdorf brannte am 35. April früh das Wirthschaflsgebändc des Gutsbesitzers Hunger nieder. Es konnte nur Weniges gerettet werden und sind dem Besitzer, welcher nicht versichert hat, das gesammtc Ackergeräthe und die Fultervorräthe mit verbrannt. — I» Ansprung bei Zöblitz wurden Scheune nnd Wohnhaus des Ullmann'sche» Gutes ein Raub der Flammen. Das Fencr ist in der Scheune ansgekomme» und wahrscheinlich angelegt. Gerettet dürfte nur wenig sein, da das Feuer sehr rasch überhandnahm — In Unkersdorf bei Kesselsdors brannte die Scheune der G»tL> besitzcrS-Wiltwe Voigt nieder, in Falken st ein die der Wittwe Schönfuß gehörige sog. alte Bleiche. Das Gebäude diente früher zum Bleiche» von Weißwaaren, während dasselbe gegenwärtig noch von zwei Familien bewohnt war, welche die Weberei betriebe». Von dem Mobiliar konnte Wege» des raschen Umsichgreifens des Feuers nur wenig gerettet werde». Sächsisches. — Hofnochrichteu. Ueber die Rückreise Ihrer königl. Majestäten von Mentone nach Dresden wird aus Mentone ge- uteldet, daß die hohe» Herrschaften heute daselbst abrcisen, am 28. in Mailand übernachten, am 29. in Freiburg i. Br. eintresfen nnd sich von dort zu Wagen nach Umkirch begeben werde», um Ihrer königl. Hoheit der Frau verw. Fürstin von Hohcnzollern eine» Besuch abzustatten. Am 1. Mai Vormittag- erfolgt alsdann die Weiter reise über Karlsruhe-Mühlacker nach Stuttgart zum Besuche der königl württembcrgische» Majestäten. Ankunft in Stuttgart Nach mittags 4 Uhr 28 Min. Die Abreise von Stuttgart ist für Montag, den 2. Mai, Abends 6 Uhr 38 Mi», und die Ankunst in Dresden für Dienstag, den 3. Mai, Vormittags 9 Uhr 50 Min. projcetirl. Bei der Ankunft Ihrer königl. Majestäten in Dresden findet Empfang nicht statt. — Eruenuuugeu. Landbauinspcclor Conrad Canzler in Dresden wurde zum Landbaumeister und die Rcgierungsbanmeister Georg Krüger in Zwickau, Hans Grimm in Dresden, Georg Gelbrich in Chemnitz und Max Hempel in Dresden wurden z» Landbauinspectoren ernannt. — Zahlttngöeinstellttnge». Handelsmann R. Wolf in Leipzig-Volkmarsdorf. — Schankwirthi» Wittwe Pollmcr in Dörsel bei Annabcrg. — Materialwaarenhändler A. F. Mitzscherling in Gcrsdorf. — Acticugescllschaft „Anerbachcr Actienbrauerei vormals Hendel" in Anerbach. — Landgevichtliche Entscheidung. Durch Erkenntniß des Landgirichts Dresden sind die daselbst im Berlage von Glöß er schienene» „40 Lieder eines Deutschen", von dem Verfasser des be kannten Buches „Nembrandt als Erzieher", welche auf Anzeige des Rechtsanwalt Storni in Hnsnm beschlagnahmt worden waren, wieder freigegeben worden. Man darf diese Entscheidung mit Genng- thnnng begrüßen. — Jagd. Den Jagdliebhabern ist in diesem Jahre die Aus sicht auf eine ergiebige Hühnerjagd eröffnet. Nach einer alte» Jägerregel gicbt es dann viele Feld- »nd Rebhühner» wenn im April die Wintersaaten höher stehen, als die Kleeacker, was in diesem Früh jahre der Fall ist. Die Feldhühner können jetzt in dem schon fuß. hohen Korn nisten und die Klceacker meiden, wo sie durch das früh zeitige und öftere Mähen de» Klees im Nist- nnd Brntgeschäst gar zu häufig gestört werden. — Verba,«dötag der sächsischen Fleischer-Innungen. Derselbe wird am 10. und II. Mai in Meißen abgehalte» werden. — Ahlwardt in Dresden. I», große» Saale des Tivoli findet nächsten Sonntag ein Vortrag des gegenwärtig vielgenannten Rector Ahlwardt über die Judcnfrage statt. - Maifeier in Dresden. Die dortige Polizcidircction hat ein von der socialdcinokratischen Commission zur Veranstaltung der Maifeier eiugereichteS Gesuch um Genehmigung en es Umzuges durch die Stadt am Nachmittage des 1. Mai abschlägig beschicken. — vbstblüthe. Seit Sonntag habe» in der Löbnitz bei Lre»den die Erdbeere» zu blühen begonnen, so daß nunmehr an Obst, »rten in Blüthe stehen: Erdbeere«, Johanni-beerr», Stachelbeeren, Max Schippe! vor dem Reichsgericht. Wie viele» unserer Leser »och bekannt sein dürfte, tvnrde der Reichstagsabgevrdncte für Chemnitz, Redakteur Max Schippe! in Friedrichshagen bei Berlin, am 24. April 1890 vom Landgericht Chemnitz wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung (H 131 des Reichs-Strafgesetzbuchs) zn 9 Monaten Gefängniß vernrtheilt. Dieses Vergehe» war begangen worden in einer Wahlrede, welche Schippe! am 2l. Januar 1890 im Felds.hlößcheii-Nestanraiit zu Altendvrfi Kappel hielt. Infolge der außerordentlichen Länge der kürzlich be endeten Reichstags-Session »inßte diese Strafsache beinahe 2 Jahre vertagt werden, da der Vernrtheilte Revision eingelegt hatte. Am 25. April kam dieselbe nun vor dem dritten Strafsenat des Reichs gerichts i» Leipzig zum Abschluß: die Revision wurde ver worfen. Die incriniiiiicte» Sätze der Rede Schippels sind von drei Polizisten, die der Versammlung beiwohnten, »otirt worden und, wiewohl sic nicht ganz i» ihrem Wortlaute übcreinsti'nimteii, vom Landgerichte als erwiese» festgestellt worden. Danach hat der Ange klagte sich ungefähr dahin ausgesprochen, daß die ReMcung 'Nar die Interesse» des Großcapitales wyhrnehme, daß der Staat ein Aus beuter sei, daß die Arbeiter außer ihren eigenen Beiträgen auch die des Staates z» der Altersversorgung zahlte», da sic die Steuer zahler seien, daß der Staat »nr für das Capital ellvas thne, aber nichts für die Arbeiter, daß er die Schutzzölle nur für die Fabri kanten geschaffen habe rc. Den Staalsziischiiß zu der Arbcilerver- jorgnng, so soll der Angeklagte insbesondere gesagt habe», zahlten auch die Arbeiter, dar sei gerade so. als wenn ein Räuber eine ge füllte Börse raube und dem Eigenlhümer einen Nickel zurückgebc. Bon den Gesetzgebern soll der Angeklagte gesagt haben, sie setzten die Ausbeuterei nur fort. Das Gericht stellte fest, daß der Angeklagte Gesetze und gesetzgeberische Einrichtungen, also Einrichtungen des Staates, verächtlich gemacht habe. Die Absicht der Verächtlichmachung erhelle schon ans dem Vergleiche mit dem Räuber. Die behauptete» Thatsachen seien erdichtet »nd öffentlich vorgebracht worden. Ferner wurde gesagt, daß der Angeklagte bei seinem hohen Bildungsgrade sich der wvhllhätigcn Wirkung der Arbeilerschntzgesetze voll bewußt gewesen sein müsse. Die Revision rügte »ngenngende Begründung der getroffenen Feststellungen nnd behauptete, es handele sich nicht um die Behaupt ung »»wahrer Thatsachen, sondern um wissenschaftliche Urth.ile. — Der Vertheidiger, Herr Rechtsanwalt Heine aus Berlin, führte diese Gedanke» des Näheren ans und stellte »eben andere» mehr d.,s lhat- sächliche Gebiet berührende» Acußerungen die Behauptung ans, daß das Urthcil ohne Recht cs als notorisch hingestcllt habe, daß die so ciale Gesetzgebung einzig nnd allein dem Strebe», das Loos der Arbeiter zu verbessern, entsprungen sei. Auch die Nichtübereinstimm ung des Erössiinngsdeschlusscs mit dem dem Urtheile zu Grunde ge legten Material winde gerügt. Herr Rcichsanwalt llr. Lippmann bestritt sowohl diese letztere Behauptung, als alle übrigen Ausführungen der Vertheidigung. Cr wies daraus hin, daß das Reichsgericht bereits in früheren Fälle» die Feststellung der verächtlich machende» Thalsachen, wie sie anch in diesem Falle geschehen sei, gebilligt habe, nnd beantragte deshalb die Verwerfung der Revision. — Das Reichsgericht entschied sodann i» diesem Sinne. Chemnitzer Stadt Anzeiger. Die Fr-uud- unseres Blattes werde» ersucht. >,»S wichtige Begebenheiten giiltgll mltzntheilen. Chemnitz, den 27. April 1892. — Jttstizwesen. Herr Richard Ferdinand Lemmc, gegen wärtig Assessor der Staatsanwaltschaft beim hiesige» königl. Land, gerichte, wird vom 1. Mai als Hilfsrichter bei dem königl. Amts gerichte Scheibe nberg fnngircn. — Die Paulikirche wird, wie aus einem Inserat in vor liegender Nummer zu ersehe» ist, vom nächsten Montag an behufs Vornahme einer Renovation auf die Datier von 4 Monaten geschloffen werden. Während dieser Zeit werde» die Gottesdienste, kirchlichen Handlungen u. s. w. in der St. Jacvbikirche stallfinde». — Zur FviedhofS-Ordttttuq. Nachdem der Rath schon wiederholt aus das Unzulässige der Anpflanzungen neben den Gräbern der dadurch bewirkten Störung des Verkehrs in de» Gräberreihen wegen aufmerksam gemacht und zur Beseitigung derartiger nnslatl- haster Anpflanzungen aulgesordert hat, ohne daß dieser Anffordernng überall entsprochen worden ist» macht der Rath bekannt, daß die Be seitigung von Anpflanzungen der gedachten Art» welche nicht bis znm 10. Mai d. I. beseitigt sind, alsdann unbedingt durch die FricdhvfS- vcrwaltnng erfolgen wird. —1—. In, Realgymnasium mit Realschnlklaffen fand heute Vormittag 10 Uhr eine Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs statt. Nach einem einleitenden Gesänge hielt Herr Rcal- gymuasiallrhrer vr. Wespy die Festrede. In fesselnder Darstellung gab er eine gedrängte, äußerst inhaltreiche Uebersicht über die Ent wickelung de- deutschen Volkslied«». Sodann brachte Herr Rector Pros. vr. Pflüger ans Se. Majestät ein dreifaches Hoch auS. Den Schluß de« Feier bildete des gemeinsam« Besang der SöuigShymne: »De« »önig segne Sott." — Geschäfts-Jubiläum. Di« hieflg« Webmaschinenfabrik der Firma August Fröbel blickt nunmehr auf ei» 25jähriges Be stehen zurück. Aus diesem freudigen Anlässe hatte der Inhaber, Herr C. A. Fröbel, kürzlich ei» GeschästSvergnüge». bestehend in Tanz und Festtafel, im Gasthanse zur »Linde* veranstaltet, tvelchcs Arbeit geber und Arbeitnehmer in musterhafter Harmonie v.reinlgte. Bei der Tafel fehlte eS auch nicht an freudige» Kundgebuugeu in Gestalt von Trinksprüchen auf das Geschäft und die an der Spitze desselben stehenden Persönlichkeiten. I» einem Rückblicke ans di« Gründung und Entwickelung des Geschäfts theilte Herr Fröbel mit, daß seit Bestehen desselben 8466 Jacquardmaschinen gebaut und an Abnehmer in verschiedenen Weltthcilen versendet worden sind. —L. Arbeiter-Jubiläum. Am Sonnabend, den 24. April a. o., feierte der Monteur Herr Herrman» Seidel sein 25jährigeS Arbeiter-Jubiläum. Herr Seidel hat ohne Unterbrechung seit dem 17. April 1867 im Werkzeugbau der Sächsischen Maschinenfabrik gearbeitet und ist einer der Wenige», welche dem Streik von 1871 gänzlich ferngeblieben sind. Der Jubilar tvnrde von Seiten seiner College» und Vorgesetzte» mit einem werthvvllen Geschenk erfreut. Die Feier wurde im Saale des Schloßteich-Nestanrants, welches sich jetzt miter der tüchtigen Bewirthschaftung des Herrn Palme befindet, abgehal!«» und hielt die Anwesenden» weit über 100 an der Zahl, lange i» der heitersten nnd gcmüthlichsteu Sliminuiig zusammen, so daß dieser Tag für alle Theilnehmer einen recht würdigen Ab schluß fand. — Vortrag im I. Raturyeilverekn. In dem heute Abend in Henschkel's Gasthaus in Neugab lenz stattsindenden Vortragsabende des Vereins für volksvcrständliche Gesundheitspflege und Nalurheilknude spricht unser früherer Mitbürger Herr B. Stahringer aus Ottenstein Schwarzenberg über „Frllhjahrskrank- heilen, ihre Ursache», Verhütung und naturgemäße Bchaudlnng", also jedenfalls über ein sehr zeitgemäßes Thema. — Zu, antisemitische» Versammlung. Vo» Herrn Eduard Ulrich ging uns nachstehendes Schreiben mit der Bitte um Veröffentlichung zu: „Sehr geehrte Redaktion I I» Ihrem Berichle über di« am 25. d. M. vo» dem hiesige» dentsch- sociale» Äahlverein veranstaltete ösfeinliche Versammlung heisst es am Schluffe: Außerdem bclheiliglen sich an der Debatte »och die Herren Ulrich und Weber, Letzterer sich als Arbeiter spcciell a» die Arbeiterschaft wendend, welche Beide für die Priucipien der dcntschiocmlen Partei eintratc» »nd znm Anschluß an dieselbe ansfordertc». Diese Lharakteri'sirnng meiner Anssührnnge» muß ich als eine irrthüm- liche bezeichnen. Ich habe weder über die Priucipien der drutschsocialen Partei gesprochen, noch zmn Anschluß a» dieselbe anfgefordert, sondern mich i» meiner karzen Rede ganz ausschließlich darauf beschränkt, die von dem. iocialdcinokratischc» Redner Herr» Grenz entwickelten Ansichten zu wider legen. Wenn ich mich auch zn vielen Bestrebungen der deistschsocialen Parlei sympathisch stelle «nd in dem Wachst!»»» der Letztere» de» Durchbruch einer gesunden Rcaction gegenüber krankhaften Erscheinungen unserer Zeit erblicke, so kann es doch nicht meine Sache sei», znm Eintritt in die dcutschsociale Partei nnfznforder», weil ich auf conseroativem Standpunkte stehe und dieser Partei so lange Iren zu bleiben gedenke, als innerhalb derselben meine An sichten in Form eines maßvollen auf Abwehr jüdischer Uebergriffe und Znrückdämmen jüdische» Geistes sich beschränkende» Antisemitismus Raum finde» und durch Männer wie Stöcker, v. Hammcrslein, v. Wackcrbarth und v. Friese» und Blätter wie die „Krcnzzeitnng", der „Neichsbote" «nd die „Leipziger Zeitung" auch öffentlich znm Ansdruck kommen. Hochachtungsvoll Eduard Ulrich." —Neberfahren. Ein hier wohnhaster Bremser ist in der Nacht vom Montag zum Dienstag ans der Fahrt vo» Leipzig nach Chemnitz in Narsdvrf überfahren und dadurch an den Beinen schwer verletzt worden. Nachdem ihm in Narsdors die erste ärztliche Hilfe zn Theil geworden, ist derselbe am Dienstag Vormittag mit dem Pcrsoucuzilg nach Chemnitz gebracht und mittelst SiechkvrbeS in das hiesige Krankenhaus geschafft worden. —* In dev Trunkeuheit. Ein ganz rabiater Mensch wurde gestern Abend auf der Lcipzigerstraße festgenommen. Derselbe, ei» Bierbrauer» war ziemlich angeirnnkcn und hatte auf der Straße durch Jo len und Brülle» einen derartige» Lärm verübt, daß sich gegen hundert Menschen »in ihn ansammelten. Nach der Polizei wache sistirt, setzte der Mensch dort sei» lärmendes Gebühre» fort und schlug nach de» Schutzmännern, so daß er schließlich gefesselt werden mußte. Nur mit größter Anstrengung gelang es den Wüthenden, der fortwährend brüllte, miltelst Transportivagens nach den, Arrest- Hause zu bringe». —* Durch de«» Sohn bestohlen. Einer in der Ostvorstadt wohnhafte» Frau wurde am 19. d. M. ans de», verschlossenen, im Alkoven stehenden Koffer 10 Mark nnd einige Tage später ans dem selben Koffer ein ans 200 Mark lautendes Sparkassenbuch gestohlen. Von letztere». Betrag wurde» dann kurz darauf auf der Sparkasse 60 Mark erhoben. Nachdem Anzeige hiervon erstattet worden war, ergab es sich, daß der Dieb des Geldes nnd Buches der eigene Sohn der Bestohlen n gewesen ist. Den erhobene» Betrag halte er bis ans wenige Pfennige vcrlhan. —* Eit» vohev Bubeustreich ist vor einigen Tagen in einer Schankwirthschast in der Schloßvorstadt verübt worden. Einer der Gäste, der etwas angetrunken war, zerschnitt aus reiner Zerstörungs- fiicht den Bezug eines Sophas sowie einige Fensterborhänge nnd ent fernte sich dann schleunigst. Nach erstatteter Anzeige wurde der Thäter ermittelt. —* Gestohlen. Am vergangenen Freitag tvnrde aus der verschlossenen Bodenkammer eines Hauses an der Haubvldstraße ein Deckbett mit rvth-, blau- nnd weiß-carrirlcni Uebcrzng, ein Kopfkissen mit rvth- und wetß-carrirtcm Ueberzug nnd ein Betttuch, im Gesamint- lvcrth von 40 Mark, gestohlen. — Ferner wurde am letzten Sonn abend einer Frau in der Markthalle aus der Kleidertasche ihr 2b Mk. enthaltendes Portemonnaie und einem hiesigen Schnnkwirth vor einigen Wochen aus der Wohnstube eine Zither liebst Kaste» gestohlen, welche dann später in einem hiesige» Pfandlcihgeschäst ver setzt vorgeflniden wurde. —* Scho» «,ehv wie frech. Als ein in der Reitbahustraße wohnender Schaukwirth gestern früh in der dritten Stunde sein ver schlossen gewesenes Schanklvkal betrat, hört« er eiu verdächtiges Geräusch und sah ein nach dem Hofe zn gehendes Fenster offen stehen, ans welchem soeben Jemand gesprungen zu sein schic«. I» der Schankstnbe bemerkte er a»ch, daß mehrere Kistchen Cigarren ziii» Mitnchmen bereit gestellt waren. Auch wurde ein Paar fremde Stiefel vorgefunden. Heute Nacht wurde nun in demselben Lokal, vermuthlich vo» demselbeii Spitzbuben wiederum «ingcbrvch«» und einige Kistchen Cigarre», sowie ein Schinken und Wurst gestohlen, außerdem die in der Nacht zuvor stehen gelassenen Stiesel wieder mitgenonilnen. In dem Artikel über die «rbeiterauSschuss« m der gestrigen Nummer unseres Blattes muß es im Absatz 12 (Spalte 2) heißen: Man wird zu liebe», daß durch die Anregung »» einem Versuch mit sal ben Arbeileraus- schüssen der Gesetzgeber wahrhaftig seinerseits nicht den Versuch macht, die Fabrikherrn ihres HcmSrechtS zu berauben. Strafkammer Verhandlungen — Chemnitz. 28. 4. Sin eigrnthümlicheK Diebstahl-objert« D«r scheu wieder olt vor! agner bestraf^ im Jahre 1848 geboren« Handarbeiter Carl August , an» Pockau bei Lengeseld,,«letzt in Ltmdach »vhachist.macht«