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Nr. 1Ü1 — 12. Jahraana. «ächfischer Dienstag. 3. Mai 1892. Der ..Sächsische Landes-Anzeiger'' ist!>, der deiilsche» Post-ZeitungS-Prei'-llste unter Nr. 558g emcielragen. (Oesterreiltiisch. ZeltumiSkatalog Nr. 2651.) Der ..Chemnitzer General-Anzciger" ist in der deutsche» Post-ZeilniniS-PreiSltfte »nter Nr- 1342 eingetrcigen. (Oesterreichisch. ZeitmigSknlalog Nr- bSS.) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz. Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnß Nr- 136. Telegr.-Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: ögcspaltenc CorpnSzeile (ca. 9 Silbe» fassend) oder deren Namn 15 Pfg. — Bevorzugte Stell- (Sgespalteue Petitzeile ca. 11 Silbe» sassend) oder deren Raum 30 Psg. Bei wiederholter Ausnahme entsprechend billiger.— Anzeigen können nur bis Vormittag angcuoinincn werden, da Drilck und Verbreitung der grobe» Auslage längere Zeit ersorder».—Die Anzeigen sinden ohne Preis ansschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger". Die an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum deS solgendeu Tages- zur Ver sendung gelangende «nparteiische Zeitung „Sächsischer Landes-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt i. Kleine Botschaft 2. Sächsischer Erzähler 8 Sächsische Gerichtszeitnng 4. Sächsisches Allerlei s. Jllnstr. Unlerhaltnngsblatt 6. Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei Ausgabestellen monatlich 70 Psg.» bei Post-Anstalten monatlich 75 Psg. Verbreitetstes ««»parteiisches tägliches Lokalblatt. Dir Hanptblättrr des „Sächs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe als: Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz monatlich 40 Psg. frei i»S Ha»S; auberhalb Chemnitz monatlich 50 Psg. „lit Zntragen. Dev erste Mai. Chemnitz, den 2. Mai 1892. Vielleicht ist er ein Zufall, daß gerade zum ersten Mai d. I. ans einer größere» Zalil von Städten Berichte von abscheuliche» Verbrechen, Dyiiamitaltcntaten und Aehnlichem kommen, die nm so tenslischcr erscheinen, als die dadurch Betroffenen harmlose und un schuldige Leute sind, vielleicht ist es aber auch kein Zufall! ES ist nicht zu verkenne», daß die extremste Richtung der internationalen social- rcvolutioiiäreil Partei in den letzte» Jahren gewaltige Fortschritte ge macht hat. die um so mehr in dar Gewicht fallen, als gerade von de» Führern der socialistischcn Parleie» aller Länder große An strengungen gemacht worden sind» ihre Truppen von »»besonnenen Streiche» abznhalten. Die Vorfälle zeigen erneut, daß ans einer schiefe» Ebene ein rollendes Nad nicht durch ein bloßes Wort, das der Wind anfnimmt und davonträgt, znm Stillstand zu bringen ist. Von Zeit zu Zeit wird i» fremden, besonders in sraiizösischeii Journalen, Denischland als ei» dem Untergänge sich zuneigcndcs Land geschildert. Besonders zur Zeit der Berliner Straßenkrawalle »Verbote» sich die Pariser Zeilnngen in solche» Schancrmalereicn. Die Thaljache» haben aber nun doch, gerade jetzt zum ersten Mai, bewiese», daß bei »ns die Zahl der zielbewnßle» und z» Allem ent schlossenen Revolutionäre noch eine mäßige ist. Unsere Polizei kan» nicht mehr thnn, als die Polizei anderer Staaten, »nd Paris wird, was den Pvlizeischntz aubelrifst, hierin von keiner andercn Stadt der Welt nbertrvffen. Wären bci »uS viele solcher Bestie», wie Navachol in Paris, vorhanden, sie würden sich auch zeige», trotz Polizei und Soldaten, aber sie zeigen sich Hben nicht. Und diese Thatsache wollen »vir doch bci allem Bedcnllickicn,' wc>» hente in die Erscheinung tritt, nicht vergessen. Mehr roch! Der Gedanke der großen Maidemon stration ist, wie die Thatsache» abermals beweise», nirgends so kalt blütig anfgesaßt worden, wie gerade in Dcnlschland. Was hat cs für böse Geschichten i» audere» Ländern gegeben, »nd was steht dem bei uns gegenüber? Wir sehen, daß es mit der prophezeite» Gesellschafts- Umwälzung »och nicht so ängstlich ist. Gerade dieser Umstand aber sollte anspornen, einem Gegner energisch die Stirn zu bieten, der sicher »eine Rücksicht kennest wird, wenn er einmal das Heft in die Hand bekommt. Es ist ei» eigenes Ding, z» glaube», daß die Entwicklung der Verhältnisse sich allein von selbst macht. Bo» selbst macht sich nichts» absolut gar nicht-; die französische'Revolution von 1789 ist ebensowenig gekommen, weil sie komme» mußte» wie die von 1848. Ein Fluß» dessen Dämme rechtzeitig gesichert sind» tritt nicht ans seinen User», und eine Gefahr, gegen welche zeitige Schutzmaßnahmen ergriffe» worden sind, kann nicht in ihrer vollen Kraft auftrcieu. Die beste Waffe gegen die heutige anarchistische Gefahr wird zu allen Zcile» Einigung im Volke, Versöhnung aller brave» Männer, Resvrm und Verträglichkeit bilden. Man spricht von.einer Zeilkrankhcit, in dem man vv» der Nervosität spricht; »>a» könnte die svcia'.pvlitijchcu Verbitterungen und Zerwürfnisse noch weit mehr eine Zeitkrankheit ncniicn, den» es ist doch außer aller Frage, daß heute recht oft »m Dinge ein Zank »nd Spektakel entsteht, die, im Grunde genommen, der Rede kaum werlh sind. Es ist eine wahre Sucht »ach Zank und Streit vorhanden gewesen, die heule'gegenüber den letzte» Jahre» etwas znrückgcgaiige», aber noch lange nicht verschwunden ist. Politisch« Rundschau. Chemnitz, de» 2. Mai. Deutsches Reich. Der Kaiser ist von seinen vierwöchentliche» Reisen i» der Nacht znm Sonntag wieder im Nene» Palais bei Potsdam eingc- trofsen. Von der Insel Helgoland, ans welcher der Monarch am Freitag die Befestigungsardciten in Angenscheiu genommen hatte, „nd wo er während der Rächt z»»> Sonnabend verbliebe» war, traf der selbe an Bord des PaiizersahrzcugcS „Beowuls" mit seinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, »nd dem Erbgroßherzog von Oldenburg, Sonnabend Nachmittag i» Nordenham ein, von wo aus er dann die Reise nach Potsdam antrat. Der Herzog und die Herzogin von Sachse« Coburg- Gotha begehe» am dritte» Mai den Tag ihrer goldenen Hochzeit. Die sehr glückliche Ehe des herzogliche» Paares ist mit Kindern nicht gesegnet gewesen, doppelt groß ist die Theilnahme in weiten Kreisen des deutsche» Volles, ,das in dem Herzog einen der eifrigsten Förderer der Verwirklichung seiner nationalen Wünsche erblickt. Zu«» RegieruugSjubilätttt» des GrosiherzogS vou Bade«». Wir haben heute vor acht Tagen, anläßlich des 40jähligci, RegierungSjubilänmS des Großherzugs vv» Baden, a» leitender Stelle aus die Verdienste dieses Fürsten hingewiesen. Am Freitag, dem osficiellen Tage des badischen Ncgierungsjubilänms, hat nun der Grvßherzog beim Empfange der großen Landesdeputatio» Veranlassung genommen, seine eigenen Empfindungen bci einem Rückblick auf seine vierzigjährige Negicrnngsthätigkeit auSzusprechen. Der Großhcrzog wies i» seiner Ansprache unter einleitenden Dankesversichcrungen ans die Einigung des Vaterlandes hin; daß er dies habe erleben dürfen, gehöre zu den schönsten machtvollsten Erlebnisse» der verflossene» Zeit. Er knüpfe daran die Mahnung, ei» Jeder möge in feinem Berufe dahin wirken, daß die Errungenschaften der siebziger Jahre immer fester begründet werden in den Herzen des badische» Volkes Weiter führte der Grvßherzog wörtlich aus: „Es kann nichts zu Stande kommen vou so großer Bedeutung, ohne auch seine Schatten seite» zu haben; aber die Lichtseiten find weit darüber erhaben. Die Lichtseite, die ich meine, das ist die Kraft, die wir erlangt habe» ans der Schwäche, in der wir gewesen sind; und meine Herren, wenn man diese Schwäche kennen gelernt hat, wie ich sie kennen gelernt habe, dann preist man die Kraft, die wir jetzt haben, doppelt und dreifach nnd freut sich, wenn die Zukunft unS diese Kraft erhält. So groß auch die Opfer srii, mögen, die dafür verlangt werden, cs ist kein Opfer zu groß, um diese Krast zu erhalten. Ts wäre aber eine furchtbare Enttäuschung »nd Entkräftigung, wenn diese Opfer nicht gebracht würde», de»» sie würden »,,s Nachthcile in jeder Weise bringe». Ich brauche die Mahnung nicht a» «oie zu richten, denn ich weiß, i» Ihrem Herze» steht es ebenso, wie ich eben auszusprcchcn versuchte; aber trachten Sie darnach, daß die Jugend sich mehr und mehr anschließe a» die Größe der Aufgabe, die noch zu erfüllen st, »nd daß sie darnach trachte, würdig zu werden dessen, was uns zu Theil geworden ist. Wenden wir unsere ganzen Kräfte an, daß die Arbeit, die wir leiste», eine fest znsammenwirkendc ist, nnd daß wir uns dadurch festinachcn gegen so manche Gefahre» der heutigen Zeit, die nur überwunden wcrden können durch eine große »nd feste Einigkeit aller Derer, die die Erhaltung des Staates, die Erhaltung der Ordnung, die Erhaltung der Kraft im Staat als das Höchste betrachten, was wir ansirebc» müssen. Der Herzog von Cnmberland. Die „Wcserzeitnng" »icldet ans Schmiingc» in Brannschweig: Der Herzog vv» Cnmberland hat einem hiesigen Tischlermeister, dem früheren Vorsitzenden des Wellen- Vereins, ei» Geschenk ven 20,000 Mark ans seiner Privatschatnllc zur Anlage einer „Ernst-Angnst-Slraße" hiersclbst gemacht. — Ganz billig ist das allerdings nicht; aber die Mittel dazu sind ja jetzt vorhanden. Die Feie» der Grundsteinlegnttg zu«» Kaiser Wilhelm- Denkmal ans dem Kysshänser erfolgt am 10. Mai im Beisein des Prolectors, des Fürste» zn Schwarzbnrg-Nudolstadt. Die Festrede wird der Schriftführer des Denkmal ausschusscs, Doctor Westybol, halten. Erhebliche Truppenverstärkunge»». Es wird von sehr gut linterrichtetcr Seite mit größter Bestimmtheit jetzt versichert, daß die dem Reichstage in nächster Session bevorstehende Armecvor- vorlage eine sehr erhebliche Trnppenverstärknng fordern wird. Es sollen ganz neue Armeecorps gebildet werde». Mit der Auf bringung der Mittel stehen die Finauzpläne 1)r. Miguels i» ursäch lichem Zusammenhang. Ter Nachtragöetat vor der Bndgetcommissiott. Die Budgetcommission des preußische» Abgeordnetenhauses hat am Sonn abend, wie vv» vornherein selbstverständlich war, den Nachtragsetat (Gehalt für de» neue» Ministerpräsidenten Graf Enlenbnrg) nach kurzer Debatte bewilligt. > c Zu der Angelegenheit des Geh. Hösrath Manch« hat, wie Berliner Zeitnilgen hören, der Verlhcidigcr, Rechtsanwalt vr, Haase, »»mittelbar nachdem das Urlhcil durch die Entscheidung des Reichs gerichts rechtskräftig geworden, einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens, sowie ans vorläufigen Aufschub der Strafvollstreckung bei der zuständigen Strafkammer gestellt. Infolge dieses Antrages, dem seitens der Staatsanwaltschaft widersprochen wird, finden angen- blicklich Erhebungen sowohl durch Vernehmung von Zeuge» als durch Erfordern voll Acte» statt. Der Beschluß der Strafkammer, auf den man gespannt sei» kan», wird demnächst ergehen. De» Plan zu dem diesjährige» Kaiser»,»auöve» bei Trier enthält folgende, »unmehr endgiltig festgesetzte Ausführungen: Die Tivisionsmanöver beginne» bei Kilchberg im Hunsrück nnd endige» bei Berncastel. Von da ans trete» die beiden Divisionen als ver einigtes Armeecvrps de» Marsch nach Trier a», i» dessen Umgegend die Truppen am 8. September cingnartiert werde» und am 9. Sep tember Ruhetag habe». Am 10. September ist Kaisermanöver auf dem Enrener Exercierplatze bei Trier. Die Budgetcommissiott des preuhischen Abgeordneten hauses hat am Souuabcud die ersten Paragraphen des Gesetz entwurfs belr. die Heranziehnng der ehemals rcichsnninittelbare» Familien zur Einkommensteuer nngenomme». Ueber die Höhe der zu zahlenden einmaligc» Entschädigung ist noch kein Beschluß gefaßt worden. Die Interessenten ersuchen in einer Petition um die Ver doppelung des EntschädigiingscapitalS. Die Rückkehr Eu»i» Paschas und des Or. Stuhlmann »ach dem Viklvria-Nyanza wird de», „Reichsanzciger" zufolge durch ein Telegramm des Gouverneurs von Sode» ans Dar-es-Salaam be stätigt. Das amtliche Blatt bemerkt hierzu in seinem „nichtamtlichen" Theile: „Jetzt wird gemeldet, daß die Expedition, welche also schon längst die deutsche Interessensphäre überschritte» hatte, bis »ach Un- dussuma gelangt war. Undussuma liegt »ach Mittheilnug des Tele gramms westlich vom Albert-Nyanza nnd zwar l'/g Grad nördlicher Breite; dort hätten Hunger und Krankheit den Weilermarsch ver hindert. Emin Pascha wäre also nicht bis Wadelai gekommen und hätte also auch nur die südwestliche Ecke des Albert-Nhanza erreicht, von wo die Umkehr erfolgte." Oesterreich-Ungarn. Zur Maifeier. In Wie» sind am Sonntag die von den Arbeitern abgchalteue» Versammlungen überall ruhig verlaufe», wen» auch zwei von de» Behörden aufgelöst wurden. In alle» Versamm- lnnge» wurde» Resolutionen betreffs des achtstündigen Arbeitstages, sowie der Einführung de- allgemeinen Wahlrechtes angenommen. Frankreich. Zur allgemeinen Lage. I» Paris halte» Negierung und Polizei augenscheinlich vom ersten Mai große Dinge erwartet, denn dort, wie i» allen gröleren französische» Städten waren ganz außer ordentliche Vorsichtsmaßregeln getroffen. Nicht »nr die Polizei» auch umfangreiche Truppeiicontlilgeiltc wurden bereit gehalten, nnd durch zahlreiche Verhaftungen verdächtiger Elemente glaubte man de» Un ruhestiftern die Rädelsführer genommen zu habe». Allerdings waren i» de» letzte» Tage» zahlreiche Drohbriefe verbreitet, ebenso sind verschiedene Bombe» ansgefnudc». Ernstlich bedroht war das Nath- hans in Dijon, die Explosiv» einer Dynamitbombe wurde »nr durch glücklichcnZufall verhindert. I» Marseille wurden auch mehrere Soldaten festgenommen, die mit Anarchisten i» Verbindung standen. Am Sonntag haben die Anarchisten cS sich nun allerdings nicht nehmen lassen, hier und da einen kleine» Spektakel vom Zan» zu brechen, aber die Polizei machte kurzen Proceß, und so wurden ernste Krawalle bisher verhütet. Den kleineren Schlägereien kann man keine Be deutung weiter bcimcssen, weil sic i» Paris tagtäglich sind. Im Ganzen ist also bisher der Verlauf des erste» Mai für Frankreich kein bedenklicher. — Pariser' Wohlthätigkeit. Die freiwilligen Gaben für de» unglücklichen Vary» de» Nestanratenr am Boulevard Magenla, fließen recht spärlich nnd eine vom Pariser „Malin" seit drei Togen «öffnete Sammlung hat nur etwa 3000 Frcs. ergeben. Sonst findet man bei derartige» Sammlungen oft Beträge von lOOO Frcs. nnd darüber, während diesmal der höchste Betrag sich »nr auf 100 Frcs. stell». Die höheren Beträge sind bezeichnender weise fast durchweg ohne Nennung der Geber cingesandt, was darin den Grund haben dürste, daß diese es nicht angemessen erachten, sich durch Bckaiiiitgebcn ihrer Namen die Abneigung der Anarchisten znzuziehe». Belgien. Währen- in Brüssel anarchistische Drohbriefe jetzt rvieber das Jndielnftsp» engen der Kaserne» androhe» und damit ein« scharfe Ucberwachung dieser Gebäude herbeiführcn. sind die anarchistischen Elementes» Lüttich an der Arbeit, um Schrecken i» der Einwohnerschaft hervurznrnfe». In der N»e St. Pierre, dicht bei dem Gebäude de- Provinzialrathes, ist ein Dynamitanschlag gegen das Hans der Frau Wittwe Myst ansgeführt worden. Das Feüster de- Erdgeschosses wnrde unter furchtbarer Explosion zer trümmert nnd i» de» Zimmer» deS Hanse» eine greiilichr-Brr- wnstung liiigerichtct, ohne aber die Hausinsassen zu verletzen. Wan»» dieser Anschlag ausgeftihrt worbe», ist nicht erkenntlich; die vor dem Provinzialpalast stehende» Soldaten nnd Polizisten wolle» Niemand bemerkt haben. — Die Brüsseler Polizei berhastete die au- liebliche Geliebte deS flüchtige» Rothschilv'sche» Kasslrers Jäger, welche sich seit einige» Tagen in einer dortigen Borstadt cinqnartirt hatte. Zahlreiche Briese vv» Jäger wurden vorgeftinden, durch welche die Vcrmulhirng, der Desrandant sei in England, be stätigt wird. Schweiz. Auch in der Schweiz habe» die Auarchiste» mit ihrer schreckliche» Arbeit begonnen: In Prilly bei Lausanne fand am Sonnabend Vormittag in dem Hanse, i» welchem die Mutier des Präfccle» Pingond wohnt, eine Dynamitexplosio» statt, durch welche das Treppenhaus nnd eine Balustrade zerstört wurden. Die Urheber des Attentats sind »och nicht ermittelt, man bezweifelt aber in keiner Weise, daß es Anarchisten sind, weil Pingond in letzter Zeit zahlreiche Drohbriefe zngcgangen sind. Grosjbiitaimien. Maifeier. In London wurde der erste Mai durch eine» große» Ansmnrsch der Arbeiter nach dem Hybepark festlich begangen, wo Resolutionen zn Guiistc» des Achtstundentages gefaßt würben. Ruhestörungen haben nicht statlgesunde». Rusrland. Zur Reise des Zaren. Die geplante Reise des Zaren »ach Kopenhagen war i» Folge wesentlicher Verschlimmerung des Zustande- des brustkranken Großfürsten Georg, zweiten Sohnes des Kaisers, fraglich geworden. Jetzt soll cs mit dem junge» Prinzen wieder etwas besser gehe». Immerhin wird mit Recht bezweifelt, Großfürst Georg werde einmal ei» höheres Aller bei dem tief ciligew»rzettcn Hebel erreichen. — Ctttttüchterttng. In Petersburg herrscht eine eisige Stimmung in Folge der mehr als geringen Ei folge, welche die mit großem Neklamcgcschrei angekündigten WohlthätigkcitSfeste in Paris znm Besten der russische» Nothlcidende» gehabt habe». Die russische» Frauzofcnschwärmer sind ganz gewaltig cntnüchtect. Orient. De» Ansstand in Armen, welcher de» türkische» Truppen mouatelaug sehr schwere 'Arbeit bereitete, ist »»»»>» endlich bezwnngen. Wie ans Konstantinopcl gemeldet wird, habe» die kaiserlichen Truppe» die letzte feste Stellung der Anfstäu« E/w-' ;50w Arbeiter zogen in den Prater und trennten sich später " ^^'uhcstvruilgeii. Glenhe MUthellungen komme» aus Pest, Prag ^ Meldung hinzu, sind alle Maßnahme» getroffen, »m der nno Brunn. Wiederkehr der Unruhe» i» Nemcn vorznbengcn. Afrika. Vou der erschreckliche»» Wildheit der Schwarzen am Conga liegt »»ach einer Brüsseler Meldung »bieder ei»» »»euer Beweis vor. I» dem Krankcnhanse der Station an den Congosällen machte der Befehlshaber deS Bezirks, Leutnant Tobbak. einen Besuch und fand eine» der Kranken in voller Gcncfuug. Während der Nacht starb dieser Krank« und wurde am folgende» Tage beerdigt. Dieser plötzliche Tod fiel dem Ossicier auf; er veranstaltete selbst eine Untersuchung und entdeckte, daß zwei kranke Schwarze den Genesenden erdrosselt hatten. I» der früheste» Stunde trgi er in da» Zimmer der beiden Mörder, fand unter rille»» Bette, mit Stoffe» bedeckt, di, Urberreste eine» Leichnams und auf dem Feuer bratendes Menschen- fleisch. Es ergab sich, daß die beide,» Schwarzen die Leiche wieder au»« gegraben »»d bereits zur Hälfte verzehrt hatte«. Am folgende» Italien. Nom war bekanntlich an» vorjährigen ersten Mai der Schauplatz sehr blutiger Strasjenkrawalle. Zur Ver meidung der Wiederholung solcher Scene» waren energische Maß regeln getroffen, die Straßen mit Doppelposten besetzt. Unter der Sällteuvolhall« eines Palazzo in der Nähe des Ministern»»- de» Innern platzte eine Bombe, richtete aber keinen größeren Schaden an. Ebenso platzte in Forli in der Nomagna eine Petarde. Ein Miiitälposten schoß nach dem mulhmaßlichen Thäler, fehlte aber den- selbe». Zahlreiche bekannte Anarchisten sind verhaftet. In Rom nnd Livorno gab eS mehrfache Schlägereien, ernstere Störungen der Orb- uungen sind aber nicht gemeldet. — Ein ZeitnngsaerüHt, wonaä das Nathhau» i» Tarent in die Lust gesprengt worden fei. bestätigt sich nicht. ^