Volltext Seite (XML)
726 vorläufig seinen Zopn, mußte er doch später immer noch Gelegenheit finden, rhn an ihr auslassen zu können. Kein Wort deshalb über die Vorfälle der letzten Wochen kam über seine Lippen, abtr es kostete ihm offenbar Anstrengung und eine längere Pause, ehe er in einigermaßen ruhigem Lone, her aher dennoch das Mädchen entsetzlich durchbebte, sagen konnte: „Fühlst Du Dich kräftig genug, aufzustehen, so setze Dich dort an das Büreau und schreibe, wie ich Dir sage, andernfalls werde ich Dir das Nöthige an das Bett bringen." Ohne ein Wort zu entgegnen, verließ die Gebeugte, obwohl mit schwankenden Füßen, ihr Lager und that, wie ihr geheißen. Sie vermochte nicht der magischen Ge walt- die Schröpfer über sie besaß, zu widerstehen, und willenlos gehorchte sie seinen leisesten Winken. Wohl zu^ktze^M Mpzn und furchtbar zusammen, als sie die Worte, die jener ihr dictirte, auf das Papier brachte, aber sie schrieb, schrieb, ohne einen Laut des Widerspruchs zu wagen, und nur als sie geendet, sank sie, leise weinend, in die Lehne des Sessels zurück. Schröpfer achtete dessen nicht. Er erhob den Bogen, um das Geschriebene noch einmal zu überlesen, brach ihn dann zur Form eines Briefe- zusammen, suchte in den Fächern des Büreaus nach einem Petschaft und Siegelwachs, schloß ihn, als er dieses gefunden, damit, und legte ihn nochmals dem Mäd chen vor mit dem einzigen Worte: „Adresse!" Wieder gehorchte sie. Schröpfer ergriff die Schelle, deren Lon die Zofe herbeirief, und ihr übergab er den Brief: „Der Bote mag sogleich zurüctkehren, eS hat die größte Eile. Nicht wahr, theuerste Cousine?" Die letzten Worte waren an Angiolinen gerichtet, und leise hauchte diese, seinem Blicke begegnend: „Ja, er mag sich beeilen." Der Inhalt des Schreibens, das Schröpfer dictirt, war ein kurzer gewesen. Ohne die angemessenen Zärtlichkeiten einer Liebenden darin zu unterlassen, hatte Angiolina dem Grafen mittheilen müssen, daß sie sich bereits völlig wohl fühle und froh sei, daß er sich durch allzu große Besorgniß nicht habe abhalten lassen', feiner Pflicht und sonstigen In teressen nachzukommen. Sie werde schon in den nächsten Tagen nach Wellenau aufbrechen, und lasse den Boten deshalb sogleich dahin zurüctkehren. Sie habe sich bei seiner Ankunft zwar etwas schwach gefunden und ihn nicht persönlich sprechen können, doch möge sich der Graf dar über nicht beunruhigen, vielmehr dafür sorgen, daß ihre Sehnsucht nach ihm wenigstens durch öftere biefliche Mit- theilung befriedigt werde. Die Worte selbst des Inhaltes konnten es also kaum gewesen sein, die Angiolinen tief erschütterten, aber es war vielmehr das Bewußtsein ihrer verlassenen, trostlosen Lage, das Benmßtfein, nun wieder in der Gewalt des Mannes zu schmachten, den sie haßte, über Alles haßte, und dem sie doch wider ihren Willen gehorchen und folgen mußte; dabei war sie gezwungen, durch den eben geschrie benen Brief alle Hülfe zurückzuweisen, deren sie so dringend bedurft hätte, die sie so sehnlichst herbeiwünschte. O, hätte sie jetzt wenigstens ihre eignen Gefühle und Gedanken an den Grafen gelangen lassen können! — Sie fühlte sich heute wirklich krank, krank, wie sie lange, lange Zeit nicht ge wesen war. Sie hätte der Ruhe so dringend bedurft und konnte ihrer doch nicht pflegen, denn Schröpfer be trieb mit Eile alle Anordnungen zu schleuniger Abreise, und mechanisch gehorchte Angiolina seinen Befehlen, Alles einigermaßen Werthvolle, der Graf hatte seine Geliebte mit allen Gegenständen des Luxus reichlich versehen, in die bereit stehenden Koffer zu verpacken, aber das Zurückhalten seines Zornausbruches war ihr drückender und unheim licher, als selbst die roheste körperliche Mißhandlung für sie gewesen sein würde; denn konnte sie wissen, welche Pläne der Rache er mit ihr vorhatte? (Fortsetzung folgt.) Landwirthschaftliches von Vr. Schneider. Petersilie, frische, im Winter zu haben. Man sägt ein starkes Faß entzwei und bringt Bohrlöcher von Zoll Durchmesser und 5 Zoll Abstand am ganzen Fasse an. Noch vor Eintritt des Winters gräbt man eine hin reichende Menge Petersilienpflanzen im Garten aus und bringt die Krone jeder Pflanze am Boden des Fasses in ein Loch; die Wurzeln werden mit Gartenerde bedeckt, sowie die Pflanze weiter fortschreitet. So fährt man fort, bis das Faß gefüllt ist; dann werden einige Pflanzen obenauf gesetzt. Das Faß wird in einen warmen Keller gebracht. (Gumprecht.) Gefchäftsübersicht bei der Polizeiverwaltung des Stadtraths zu Großenhain. Im Monat October d. I. wurden angezeigt: 1 wegen ungebührlichen Benehmens gegen einen Lehrer, 2 wegen Diebstahls, 2 wegen ungebührlich schnellen Fahrens, 4 wegen Wirthshaus- und Straßenexcesses, 2 wegen nächt licher Ruhestörung, 3 wegen Düngerausfahrens an Nach mittagen, 1 wegen Umhertreibens, 2 wegen Obdachlosig keit, 1 wegen einer Gewerbe-Contravention, 1 wegen Bettelns und Abweichens von der Tour, 1 wegen Haus friedenbruchs, 1 wegen ungebührlicher Benutzung des städtischen Holzmaaßes, 2 wegen Diebstahls, 1 wegen un befugter Führung des Meistertitels, 1 wegen Betrugs, 1 wegen Trunkenheit, 1 wegen Feuerpolizeiwidrigkeit, 1 wegen Verkaufs zu leichter Strohschütten auf dem Markte, 1 wegen Bettelns, 1 wegen unvorsichtigen Gebührens mit Licht, 1 wegen verschiedener Eigenthumsvergehen.. kallt auelr Iieute au8. kreita^ 7 II Irr nüeÜ8t6 Hebung. Herzlicher Dank. O Tod, wie bitter bist du! Diese schmerzliche Erfahrung machten wir beim Verluste unsers ein zigen Kindes, unserer innigst und heißgeliebten Ida von neuem. Doch sind uns beim Begräb- niß dieses lieben und uns unvergeßlichen Kindes von so vielen Seiten Beweise der Liebe und wahren Lheilnahme zugegangen, welche uns in unserm großen Schmerze aufrichteten und uns Trost verliehen, daß wir uns verpflichtet halten, hierdurch auch noch unsern wärmsten Dank dar zubringen: Herrn Archidiac. Müller für den reichen Trost am Grabe, Hrn. Lehrer Wolfframm für Gesänge und Rede am Hause, und Euch lieben Verwandten und Freunden für zahl reiches Erscheinen beim Begräbniß und für den schönen Blumenschmuck. Es glänzen gold'ne Blumen Und sinken in den Staub; Des Frühlings zarte Blüthen Sind bald des Todes Raub. Auch Du warst eine Blume, Gepflanzt von Gott dem Herrn; Warft unsers Lebens Freude — Nun bist Du von uns fern! Du blühst im Himmelsgarten Nun auf in Herrlichkeit; Einst sehen wir uns wieder In Wonn' und Seligkeit. Naundorf, den 3. November 1865. Die trauernde Familie Schlette. Schaf-Auktion. Mittwoch, den 8. November a. o., von Mittags 1 Uhr an sollen im Gasthofe zum Waldschlößchen zu Röderau circa ?O— 80 — nach Befinden auch mehr — weidefette Hammel und Schafe meistbietend versteigert werden. Röderau, den 1. November 1865. C. Kaul. Reue marinirte Heringe ü Stück 1 Ngr. empfiehlt L. Iv. UsinivlLv. Beschaffenheit, ist wegen Mangel an Platz billig zu verkaufen, und werden defecte dergl. gründlich reparirt bei Krause in der Mühlgasse.