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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189204174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920417
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-04
- Tag 1892-04-17
-
Monat
1892-04
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.04.1892
- Autor
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Nr. 89 — 12. Jahraana. Die an jedem Wochentag Abend (mit de« Dalnin des folgenden Tage«) znr Ber- seudung gelangende unparteiische Zeitung „Tächstscher Landes-Anttigr^- mit täglich einem Extra-Beiblatt i. Kleine Botschaft L. Sächsischer Erzähler » Sächsische Gerichtözeitnng 4. Sächsisches Allerlei v. Jllnstr. Unterhaltungsblatt 6 Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch lostet bei Ausgabestellen monatlich 70 Pfg.» bei Post-Anstalten monatlich 75 Psg. GLchstfchee Mili>es-A>l;eiljrr Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptdlütter de» „Sächs. Lcmdes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Ertrn-Bciblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ausgabe al«r Chemnitzer General-Anzeiger für Chemnitz nionatlick 40 Psg. frei in» Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zuträger«. Somitan, 17. April 1892. Der „sächsische LandeS-Aiizelger" ist in der deutschen Post-ZeitungS-Preisliste unter Nr. 5580 eingetragen. (Oesterreichiich. ZeitnngSkatalog Nr. 2L5l.) Der „Chemnitzer General-Anzeiger" ist in der deutlchen Post-ZeitungS-Preisliste nntcr Nr- 1342 eingetrage». svesterreichisch. ZeitnngSkatalog Nr. SSS.) Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. L. Fernsprech-Anschlnß Nr. 136. Telegr -Adr-: Lander-Anzeiger, Chemnitz. Anzeigenpreis: ügrlpaltenc Corpiiszeile (ca-s Silben fassend) oder deren Raum 15Psg. —Bevorzugte Stelle («gespaltene Petitzeile ca. 11 Silben fassend) oder deren Raum 30 Pfg. Bei wiederholter Anfnahme entsprechend billiger.— Anzeigen können »nr dis Vormittag angenonnnen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auslage längere Zeit ersorcern.—Die Anzeige» finden ohnePrriSanfschlag gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger*. Osten». Chemnitz, den 16. April 1892. Oster» ist da, der Frühling ist gekommen! Wie brausender Jnbellaut klingt die frohe Kunde in diesem Jahre durch'» deutsche Vaterland, durch aste Gauen des Reichs. Schon oft wurde das Osterfest, der Frühling herbeigesehni, znr Erlösung der schwer be drängten Erde ans des Winters strenger Haft, schon ost schauten Millionen Angen zum Himmel und baien Millionen in» Wendung der schlimmsten Zeit des Jahres, die Nvlh, Sorge, Entbehrung und Krankheit leider immer für Biele unserer Mitmenschen i»> Gefolge lat. Diesmal ist der Winlec uns gnädig gewesen, seine Herrschaft war keine allzu eherne, schon seit mehreren Wochen sind Wege inld Ströme srei von Schnee und Eis, n»d des Verkehrs flüchtiger F»sj waiidckt zu Wasser und zu Lande ungehemmt seine Bahnen. Aber doch ist der Frühling hcrbcigcsehnl, und mit ihm die schönere, freudigere Zeit de» Jahre», i» welcher die Gedanke» srohbeschwingt der Zukunft heitere Seile» abgewiiine» und nntcr Hellem Sonnen- licht so Manche» gaizz ander» erscheint, wie in den trüben Tage» des Winters, in welchem graue Wolken nnr zu häufig die Licht- spenderi» des TagcS — und auch des Lebens verhülle». Ei» schönes, frohes, reichgcsegneles Osterfest wünschen wir n»S Alle, denn war auch der Winter mild, so war doch die Zeit recht hart. Gott hat seine trenc Hand .noch gnädig über unser Vaterland gehalten, wir sind vor dem schlimmsten Elend, vor dem Hunger in nnverhüllter, granser Gestalt verschont geblieben, vvr dem entsetzlichen Loos, von Welchem i»> Reiche des Zaren so viele Millionen betcoffe» sind. Aber beschwerlich war der Zeit Gcsta lung, hart der Kamps um die zum Leben erforderliche» Existcnzmittel, erschwert die Lebenshaltung, da gab cS Gelegenheit, zu zeigen, ob Mark und Kraft i»> Menschen stecken, ob er fest steht, wenn der Sturm a»ch einmal ei» bescheidenes Lcbensschisflci» zu zertrümmern oder in die Tiefe zu versenken droht, da gab es vor Allem Gelegenheit, z» beweisen, ob unser Volk auch Ernst nnd Entschlossenheit besitzt für ernste Zeit. Wenn der Nord- stnrm über eine kernfeste Eiche dahinbraust und vergebens versucht, sie zu rütteln vdcr gar zu knicken, dann fliegen wohl Blätter, dann sausen auch wohl Reiser vom starken Stamm davon. Sv auch bei «ns! In der kritischen Lage hat e» auch c»> einzelnen bedenkliche» Shinplome» nicht gefehlt, aber sie haben in keiner Weise vermocht, ciucn nachhaltigen Eindruck auf da» ganze Voll hervvrznriifeu. Das deutsche Volk hat eine Harle Zeit gut Überstande», und es kann stolz daraus sein. Daraus spricht noch eine tiefe Erkenntniß der Dinge, ein hohes Pflichtgefühl, und besitzen diese Pflichttreue nicht Alle, so kann doch die Entartung eines Theil» nicht das Ganze unheilbar wachen. Eine Wendung der schweren Tage wird zum Osterfest, zum Frühling erhosst. Wenn irgend Jemand im Claude wäre, uns vor Schlimmem zu behüte», daun würde er e» im letzten Jahre getha» haben. Nie mand hat die schlimme Ernte verhindern» Niemand die GeschäsiSstillc und Verdiensllosigkeit aufhalleu können. Und die, welche in guter Zeit am heftigsten gegen de» Frieden im deutschen Volke, »nler seinen Bürgern hetzte» und schürten, die waren in diesen Tagen die stillsten. Ihr Latein war z» Ende gegangen. Es giebt kein anderes Mittel, uns die Existenz zu einer befriedigenden zu machen, als Thätigkcit, die ans dem Können entspringt, und Genügsamkeit. Jedem ernst denkenden und ernst arbeitende» Manne ein kräftiger deutscher Hände druck zm» Zeichen der Hochachtung, diese Gemeinde der Bürger ist cs, welche durch die Thal das Vaterland schützen und wahre» Manches wird gewünscht. Manches ist erfüllt, Manches bleibt zu rrsnlle» übrig. Tcntschland hat sich, trotz aller Zwischenfälle, seit der Wiedcransrichluiig des Reiches stets und ständig als ein Rechts staat gezeigt, in viel, viel höhere», Maße, als andere Länder, die mit diesem Worte zu prunken, aber nicht im Sinne des Wortes zu handeln lieben. Jedem muß sein Recht werde», jede,» Bürger, und wen» eS viel Arbeit kostet, bis dies Ziel erreicht, so ist das Ziel diese Arbeit auch werlh. Und wenn wir offen sein wollen, so muffe» wir, mit der Hand auf dem Herze», auch zugebe», das; Manches anders sei» könnte, Wenn weniger Widerstreit über kleine Dinge, mehr das JnSaiigefassen der grossen Ziele vorhanden wäre. So grüße» wir Oster», und in ihm auch das hohe Fest der christlichen Kirche, der größten Trägerin von Kultur und Sitte, die cS jemals gegeben. Wären die Lehre» der christliche» Kirche dem volle» Inhalt »ach erfüllt, dann wäre auch in Wahrheit Friede» aus Erden. Es ist das nicht der Fall und wird e» nicht sei», weil wir eben Menschen mit allen Mängeln und Fehlern sind. Ist es aber einer Lehre der Liebe unmöglich, Alle zu versöhnen, wie sollte die Erreichung dieses Zieles einer Lehre des Hasses möglich sein? Stehen wir fest dann» in Zukunft snr und für in deutsche», Glauben, deutschen Morien »nd Thaten, da»» werden wir am schnellsten vor wärts können. Das deutsche Volk kann viel, kann Alles, wenn es einig ist. Er war im große» Naiionalkrieg einig, mag cs einig, »verden zur Abwehr aller Gefahren des Innern. F est na ch A » ße» treu im Innern. Das ist unser Osterwnnsch. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Li« tzreimd« »»st«« BlMti t»»d«n ersucht. u„S wichtig- B-gcvcue-il-n gütig» milzuchrilen. Chemnitz, den 16. April 1892. . Rachwinter. »Sei der April auch »och so gut, er schickt dem Schäser Schnee aus den Hut/' so sagt eine ans vielleicht Jahrhunderte alten Ersahrnuge» und Beobachtungen beruhende Bauern regel. Und in der Thal konnte man am gestrigen Eharsreitage bei ziemlich niedriger Temperatur so lustig die Schneeflocken durch die Lust wirbeln sehe», als befänden wir un» mitten im Januar, statt im Frühling. Hoffentlich hat der kleine nnerwartct« Nachwinter der bereit» ziemlich weit cnlivickrlten Vegetation nicht allznviel geschadet. Auch lknie früh gegen 8 Uhr zeigte da» Thermometer trotz geschützt« 6ä»j 2 Grad Röanmnr über den» Gesrinpnnl'. lso eine «chi »»'Psindliche Kühle. — Die Stadtbibliothek bleibt vom 18. bi» mit 23. d. MtS. geschlossen. — Städtische Fortbildungsschule,». Die Aiimeldnug aller derjenigen Knabe», welche diese Ostern in eine der beiden städtische» Fortbildungsschule» eiittrctc», ist Montag, de» 2b. April, Nachmittags zwischen 3 und 7 Uhr für de» nördliche» Bezirk i» der 2. Bezirk»- schule an der Waiscustraße, für den südlichen Bezirk in der 3. Bczirks- schnle am Bernsbachplatz z» bewirken. Di« Grenzlinie der Bezirke snr beide Fortbildungsschule» bildet die Mitle der West-, der Theatcr- straß»— von der Hedwig-bi» znr Königstraßc —, des Johannisplatze», der äußere» Johannis-, »euc» Dresdner- nnd äußere» DreSdnerstraße. — Trichinenschau für Wildschweine. I», Anschluß an die Verordnung de» königlichen Ministerium» des Inner» vom 22. Februar d. I.» »vonach auch Wildschweine d« vorgeschriebenen mikroskopische» Uiiiersuchung durch hierzu obrigkeitlich verpflichtete Sachverständige unterliege», macht der Rath bekannt, daß die im Stalitt über die Schlachtvieh- und Fleischbeschau i» Chemnitz gegebene Vorschrift, nach welcher „alles in die Stadt eingeführte frische, ge- räucherte vdcr gepökelte Fleisch von Schweinen unverzüglich »ach de», Schlachthofe znr Untersuchung gebracht »verden muß," auch auf Wild schweine Anwendung findet. Zuwiderhandlungen ziehen die ange- drvhtcn Strafe» bis zu 150 Mk. oder Haft, je nach Umständen auch eine härtere strafrechtliche Ahndung, sowie die Einziehung der betreffenden Fleischwaare» nach sich. — Eine nene Gefahr für unser» Export. Trotz der unaiigenehincn Erfahrungen, die man i» Frankreich mit de» Ver suchen, größere Ringe zu bilden, gemacht Hai, ist doch jetzt dort wieder eine Vereinigung vv» Eisengießereien entstanden, die unter allen Umstände» den Prcis von 50 Frcs. für die Tonne Eisen auf recht erhalten will. Der neue Ring nennt sich Oomptoiv äs DonZvezc nnd hofft, die Franzosen damit zu fangen, daß er die Abwehr des deutschen Wettbewerbes ans seine Fahne geschrieben hat. Wenn der Wurs gelänge, würde die deutsche Eisen-Industrie bcnachlhciligt »verden; denn Frankreich erhielt im Januar »nd Februar 1892 in Doppel Cent»«»»: 1796 Abfälle in Brucheisen, 53986 Roheisen, 11514 schmiedbares Eisen in Stäben, 4100 Platten und Bleche aus schmiede barem Eise», 7030 Eisendraht, 3657 Federn und Achsen rc. zu Eisen bahnwage», 2160 eiserne Röhren, 6817 grobe Eisenwaaren, 1068 Maaren aus Gnß- »nd Schmiedeeisen, 1989390 Eisenerze, 16517 Maschinen, überwiegend cm» Gußeisen, 1304 Maschinen au» Schmiede eisen rc. ans dem deutsche» Zollgebiete. —8. Zweitttger'ö Runder Tisch. Dieser hier sehr beliebte Wohlthätigkeilsvercinveranstaltet inorgcn znm I. Osterfeicrlag wiederum eine große humoristische Abendnnterhaltung znm Besten armer Confirmnnden für künstig« Ostern. Durch ein reiches Programm, welches unter Leitung der bestbekannten Komiker Herren Gebrüder Kühn zur Ausführung gelangen wird, steht de» Besuchern ein ge müthlicher Abend in Aussicht nnd eS ist nnr zu wünsche», daß der Verein in seinem segensreichen Wirken, welches i» vergangener Co» firmandenbescheernng zur Genüge bewiese» wurde, durch einen zahl reichen Besuch kräftig unterstützt wird. — Der Militärvcreiu 1866er wird am 1. Osterfcierlag Abends in der „Linde" eine große Abendnnterhaltung ver aiistaltcn, für welche ein interessanteSProgramm in Aussicht genommen ist. Näheres ist auS einem diesbezügliche» Inserat in vorliegender Nummer zu ersehe». Der WohlthätigkeilSverein Christbaum veranstaltet am 2. Osterfeiertag Abend im Saale von „Stadt Mannheim" eine Abend- »»terhaltnng mit darauffolgendem Ball. Für die Abendnnterhaltung ist ein äußerst reichhaltiges und gewähltes Programm ausgestellt. —* Weiblicher Leichnam gefunden. Gestern Nachmittag wnrde i»> Schloßleich von Vorübergehenden ein weiblicher Leichnam bemerkt »nd an's Land gezogen. Die Verablebte konnte bis jetzt »och nicht recognoscirt werden. —* Ueberfahren. Am Donnerstag Nachmittag lief ei» 5 jähriges Mädchen, welches anf der Oststraße mit anderen Kindern gespielt hatte, in dem Augcndlick über die Straße, als ei» von Gablenz konimcndes Geschirr in ruhigem Trabe die Straß« herein kam. Das Kind, welches rasch über die Straße wollte, fiel dabei hin. Trotzdem der Geschirrführer sein Pferd sofort anziihallen sich bemühte, konnte er doch, nicht verhindern, daß ein Vorder- nnd Hinterrad über das Kind weggingc». Glücklicher Weise kam Letzteres mit leichten Verletzungen, Hautabschürfungen nnd Quetschungen davon »nd hat schweren Schaden nicht erlitten. —* Schon wieder Einbrecher. Heute Nacht ist i» einem Materialwaarengeschäft am Brühl cingebrochen, in demselben die Ladenknsje crdrvchc» und 35 Mk. daraus gestohlen worden. Außerdem hat der Dieb »och einige Kistche» Cigarren mitgenommen. Derselbe scheint durch die Hinlerlhiire, welche er mittelst Nachschlüssels geöffnet hat, Eingang erlangt zu haben. Ruhestörer. Am 12. dss. Abends in der 1l. Slmidc war vor einer Schankwirlhschaft an der Pvststraße zwischen einigen Gästen, welche dieselbe verlassen wollte», wegen Spieldisserenzcn Streit entstanden, der bald in Thcttlichkeitcn überging. Hierbei wnrde so laut gebrüllt, daß die Ruhe weithin gestört wurde und «ine Menge Menschen zusammenlics. Durch Sistirung der Streitenden »ach der Hanptwache wurde die Ruhe wieder hergestellt. Eharfreitag-Oratorinm. Schon seit vielen, vielen Jahren haben die Charsreitagmusikcn in der St. Jakob ikirche der hoben kirchlichen Weihe dieses wichtigsten christliche» Feiertags eine» idealen künsilcrijchcn Nachklang bereitet. Eine große Menge ernster Kunstwerke, dcr Bedeutung dcS TageS entwachsen, oder seiner Stimm ung angepaßt, sind unter des Herrn Kirche »Musikdirektor Theodor Schneider ebenso lünsllcrn-b cinsinnigen als energischen nnd sorgfältige» Leitung von diesen, Ehorplatz anS sür unsere Stadt zum ersten Male zu Lebe» erwcckl worden, und »tauche erbauende und erhebende Stunde Zusammenstellung, Mozarts „Requiem" »nd e.ue kleine Zwisäetniiliiimer von Albert Becker, Lied sür eine Sopraustiiiliiic, vier Knaben stimme», Orgel i»»d Harfe »ach ciuciti Text von Oberhosprediger >or. Kögel. Die zaet empfundene, wirklich dichterisch schön und fromm ge stimmte Poesie hat Meister B ccker, denn so dürfen wir ihn »ach seinen Knnstthate» bereits »cinie», z» einer gleich beschaffenen, durch ihren gewin nenden GesühlSinhalt geradezu bestrickenden Musik angcre t, welcher die eigen artige Auswahl dcr darstellenden Mittel mit großer Zurückhaltung aber «eil deshalb tun so edler wirkend dient. Ein Hauch von höheren Sphäre» klingt durch die einsachen MeliSiuc» dieses Liedes, besonders weil» die Harfe ihre, wenigen zanberhaste» Töne hineinstreilt und dcr ferne Qnartetttlang wie fiu Echo von E,igelchöre» der Solostimme antwortet. Es gehört zu den verdienstvollste» Arbeiten des verstorbene» Professor» »nd Leipziger Choriiicistcrs Carl Riedel, daß er a»S dem alte» Material der vier Passionen Schütz's, des eigentlichen Urheber- der Oratorieiicompositio», das Werthuollstc auSgeschicdcn und in ein auch sür neuzeitlichen Geschmack passendes Ganze z»sa»i»ie»gesügr hat. Man bekommt durch diese knappe Gestalt des Werkes eine» segelnde» Einblick in die imponircnde Größe der Schiit- scheu Kunst, bedenkt man »ameittl ch, daß diese charakteristisch wahre», den dramatische» Vorgänge» »ach Form und Inhalt so überraschend ent-. vrecheirdc» Chöre nnd diese ost so ausgezeichnet stiimiiniigStiefen und öokalton treffende» Recitative in dem Jahrhundert dcS dreißigjährigen Krieges geschrieben sind. Einen wirknngSrcichen Gegen atz zu diesem altchr- würdige» deutsche» Kuustzengcii dcr vorbachschen Zeit bildete einer dcr er habensten Meisterwerke ans der klassische» Höhezcit: Mozarts Requiem. Seine Geschichte i»id sein Kmistwesen sind zu bekannt, als daß wir in Ver suchung gerathen könnte», uns darüber zu verbleiten- Wie initiier, wann und wo eS cmsgesührt wird, ergrciit diese, a»S Stcrbcgcdankcn geborene Huldigung vor der Majestät des Todes »nd die düstere Mahnung an die letzte!» Dinge Herz nnd Lin» derartig lies, daß wir kaum eine andere K»»st- chöpsnng wüßte», welche die Seele in gleicher Weise ,»it furchtbarem Ernste ohne wesentliche Betonung von Gegeitstiiiinnlugetl erfüllte, als eben Mozart» Tobten messe. Die Ausführung dcr Helden große» Werke gestaltete sich zu einer durch aus wvhlgclnngeilcn nnd sehr würdigen, ohne iveseiitlicheit Rückhalt vor Allein, so weit der Chor in Frage kommt. Derselbe,. z»s.»»»cngcstellt an- den Active» der Singakademie und dem Kirchcnchor von St. Jacobi, erwies sich als vorzüglich vorbereitet, rhythmisch tüchtig functionircnd, intonirte zumeist sehr rein und blieb mit tchlagkrästi er Fettig keit bis zuletzt Herr seiner Ausgabe. Wenn wir auch nicht verschweige» dürfen, das; der Sopran (vom Platze de- Referenten aus benrtheilt) zuweilen in der . Slinntistärkc »nd Irische der Darstellung gegen die aiioern Chorbestandtheil« etwa; znrücktrat, so verdiente doch die Haltung des Chores alle Atterke.»n»ig. Als besonders rühmlich in dcr Ausführung »enne» wir bei Schütz inner Anderem die Chöre „Halt, läßt sehe»", das schwierige „Schreibe mcht der Jüdentünig", die beiden „Kreuzige", taS charakleristnche „Sei gcgrüßet, lieber Jüdenkönig" nnd „Herr, sollet, wir mit de», Schwert" rc. I» ihnen leistete der Chor sowohl nach Seite der Leichcbeweglichkrit, at» der AnSdruckSsähigkeit bei deutlichster Textaussprache Hervorragendes. -i - Eine gewisse Mattigkeit de, Soprane trat vornehmlich in den Einsätzen: ,, Iso ltbsorboilt" lind ,.gu»m olim /vbi'nl, »e promisisl, ' des „Domino ckosu'- zu Tage- Im Uebrige» erreichte gerade im Requiem dcr Chor große Wirkungen. ES sei nur, mit einiges Wenige hcransz»greifen, a» die ebenmäßige Erledigung fignrirtcr Stellen, a» die weihevolle Dar bietung des Dno,-)-mot>» -, an die HeraiiSheouttg der Gegensätze hinsichtlich Dtmamik itild Ausdruck im „Hox ri-,-,»> »»»>-" ,,„d „Doiltulnris" erinnert, wie im Letzte,en namentlich das drohend gewaltige „6onkut»tis" gegen die milde Weichheit dcS „Voon mv-' sich qvhob. DaS Solistengnartett setzte sich zusammen ans zwei Sängerinnen der Albslebeii'skhcn Schule, den Damen Marie Götze ans Dresden »nd Alice Böhnic von hier, »nd de» Herren Max Ron »eb urger auS Dresden und Hofopcrnsäiiger Däseler anS Berlin. Am Vortheil- hafiestcn vereinigte sich der Stim,»klang »nd die vortreffliche Schulung der beide» Dame». Frl. Götze zeigte bei reiner n»d wohllautend abgerundeter Toncittfalinng i» ihre» Ausführungen jene feine und znrückha.lende Art der Darstellung, wie sie sür kirchlichen. Gesang so zweckemsorcchend erscheint. Frl. Alice Böhme schloß sich ihr darin erfolgreich an, gab auch in den kurze., Soli dcr Passion Bestes. Herr R o » ne bnrger vcrsügic wohl nicht srei über seine Mittel. Sang er auch mit Ausdruck nnd machte sein Vortrag im Allgemeine» einen angenehme» Eindruck, so gab eS doch inauchertci scheinbar AsthmatitcheS, GczwnngeiicS und der Stimme Abgeprcßtcs und iniolge dessen mich zuweilen Jmonaiioiistrübnnge»; es lassen sich auch dcr i»tercffa»te» Parti c des Evan gelisten noch manche kräftiger gefärbte Charlikicrzin,eabgewiii»c», wenn der Sänger sic nach recht wirksam anSznarbcitcn suite Um »nr ein Beispiel heransziigreisc», verweise» wir ans die Stelle: „Ter Vorhang in, Tempel zerriß." He r Däseler hätte mit seiner würdige» Art, den biblischen Text zu lingcn, ein sehr geeigneter Vertreter seines AmheilS sei» können, wenn er nicht tv oft, rcsp. fast durchweg zu lies intonitt hätte. Wenige reine Stelle» konnten vie- »»günstigc DurchschuittSmerkmal seiner Thätigkcit nicht veewüche». Auch de» Text sollte er in» vieles deutlicher spreche». Au, Erfreulichste» und Einmüthigsten klang das Soloquartctt >m „Dada uiirnn," und „Osno ct i r tus" (von Kleinigkeiten in dcr Tenor rtie abgesehen), mehr zurück trat sein kurzer Eingrff im „Domino 9es»' (wo auch der Lvpran eine» recht schwache» Satz hatte). Das Or chester, die städtische Kapelle, iinterstüvte die Ausführung durch feiil- llhlig schöne Begleitung des Requiem, das Pvsaunenjolo dc» „Duo» iniruin" verdient besondere Anerkennung. Herr Organist Hcpworth suchte sich den Freiheiten der Sänger bei der Vegleitm,g zu den Recitative» der Schütz'schen Passion mögtichst zn accomodire». Sehr Ehrenwerthes leisteten auch die beiden V ocalsol i st eu der Singakademie- —ctr. Ans Nah und Fern. Vom Fa«ttttienmörder Deeming. Der Proceß gegen den Mörder Deeming, alias Williams, dürste in Melbourne am 25. d. Mts. beginne». E» gilt für «»wahrscheinlich, daß da» Gericht die Vertagung, welche der Verthcidiger zu beantragen gedenkt, be willige» wird. Die letzten Tage hat sich Deeming ruhiger benommen. Ter ärztliche Sachverständige, welchen der Anwalt DcemiiigS ver- sflichtet hatte, nn> sein Urtheil über den Geisteszustand abzngebcn, ist znrückgelrelc». Er sagt, cs ließe sich tvvhl mancherlei z» Gunsten de» Verbrechers ansnliren. aber bei dem erregten Zustande der öffentlichen Meinung in Melbourne sei keine nuparleiische Würdigung des Ent- lastnngsmalerials zn erhoffe». Sei» Schädelmaß ist >m Verhältniß zn einer Größe a»ßcro,dc»llich klein. Deeming, sagt der Arzt, besitz ' zcrittgc Intelligenz. Wenn er bisher stelS der Gerechtigkeit enlschlüp ei, so habe er die- nicht seiner Schlauheit, sondern einzig dem Zuf zu verdanke». Der Glaube, daß Deeming auch die Whitechapel-M begangen, gewinnt immer mehr Anhänger, »nd säst jeder Tag b neues belastendes Material gegen ihn zur öffentlichen Kcnnluiß. letzte Nachricht 1o»»»t ans Halifax in Nvva Scotia, von wo Renter-Depesche berichtet, daß Deeming sich vor einigen Jahren d vorübergehend aushielt und während dieser Zeit mit einem prahlte, den er von Catherine Eddolve», der an» 30. Septemb« verdank "man Rc-'er M der Kunst an dcr Verbreitung kirchlicher Ge- -- Heinrich Schittz'S Pasno«*"">N*'MÜdroscsfor C«rl Riedels have. - ;
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