Volltext Seite (XML)
86 preußischen Hafen zu verhindern. Es finden aber mit der dänischen Regierung noch Verhandlungen statt, um gegenseitig den mit Beschlag belegten Schiffen eine Frist von 6 Wochen zur Rückkehr zu gewahren. — In Magdeburg sind am 7. Febr. die ersten dänischen Kriegsgefangenen (200 Mann, darunter sechs Offiziere) eingetroffen und in der Citadelle untergebracht worden. Bayern. Aus München wird mitgetheilt, daß die von Bayern berufenen Ministerconseren zen, nachdem die Hindernisse beseitigt sind, gegen Ende dieser Woche abqehalten werden würden. Schleswig-Holstein. Den Danen soll, wie von den Wiener Blatter erörtert wird, stets klar gewesen sein, daß sie auf die Dauer der Uebermacht keinen Widerstand entgegensetzen kön nen; wenn sie den letztem überhaupt begannen, so könne dies nur geschehen sein, weil man nach Beginn des Kampfes auf fremde Hilfe hoffte und weil der König von Dänemark dem Kriegs geschrei in Kopenhagen nachgeben mußte. Die neuesten Nachrichten aus England und Schweden möchten aber auch den Kopenhagener Pöbel er nüchtert und dem König es möglich gemacht ha ben, den Kampf einzustellen. — Gleich am ersten Tage nach der Befreiung, am 2. Februar, kam eine Deputation von 80 Bewohnern des dänischen Wohlds in Kiel an, um dem Herzog Friedrich im Namen Südschleswigs zu huldigen. — Am 4. Februar empfing der Herzog wieder eine De putation aus dem Herzogthum Schleswig, näm lich 43 Seminaristen aus Eckernförde, und am 6. ist eine Bürgerdeputation aus Eckernförde zur Huldigung in Kiel eingetroffen. — Die Dänen haben am 5. Februar auch Friedrichstadt und Tönningen geräumt und dort 11 vernagelte Ka nonen und ihre gesammte Munition zurückgelassen. Hierbei ist es einigen 20 Schleswig-Holsteinern gelungen, von der dänischen Armee nach Holstein zu entkommen. Nach dem Abzüge der Dänen wurde in Tönningen unter allgemeiner Bethei ligung der Herzog Friedrich als Landesherr pro- clamirt. In der Stadt Schleswig erfolgte die Proclamirung des Herzogs in Gemäßheit der drei Fundamentalgesetze des alten Landrechts mit der Betheuerung, für das Recht des Landes Gut und Blut zu opfern. Auch in Friedrichstadt und Nor derbrarup ist am 6. Februar Herzog Friedrich in feierlicher Weise proclamirt worden. In Schles wig sowohl, wie auch in Tönningen hat man alle dänischen Beamten beseitigt. — Am 5. Febr. find von einer preußischen Escorte vier Spione, wobei sich der Sohn des angeblich in Rendsburg bereits erschossenen Hardesvogts Blaunfeldt be fand, in Kiel eingebracht worden. — Von Kiel aus gingen am 5. und 6. Febr. 16 hochbeladene Wagen mit Erquickungen, die man freiwillig zu sammenbrachte, nach der Armee ab. — Die Ab sicht des dänischen Commandeurs war, vor dem Abzüge Schloß Gottorf zu sprengen und die Magazine anzuzünden. Beides ist auf Befehl des Königs, seine Vaterstadt zu schonen, unter blieben. Auf dem Schlosse befinden sich jetzt 600 dänische Gefangene. — Die Zahl der zurück gelassenen dänischen Positionsgeschütze wird auf 120 angegeben. — Am 7. Febr, war das österreichische Hauptquartier in Frörup bei Oeversee, das preu ßische in Glücksburg. Die Verfolgung der Dänen wurde am 6. Febr. unter Feldmalschallleutnants v. Gablenz persönlicher Leitung mit Husaren und Artillerie bis Oeversee fortgesetzt, wo unter Mit wirkung der Brigade Nostiz ein blutiges Treffen stattgefunden hat. Die Danen leisteten hartnäckigen Widerstand. Die österreichischen Truppen kämpf ten bewunderungswürdig; doch soll das Regiment „König der Belgier" allein 17 Offiziere und gegen 500 Mann verloren haben. Sein Oberst, der Herzog Wilhelm von Würtemberg, und der Oberstleutnant Jlleschütz sind schwer verwundet worden; ersterer wurde mittelst telegraphischen Armeebefehls zum Generalmajor und letzterer zum Obersten ernannt. Sechs schwere Geschütze, zahl reiche Munitionsfuhrwerke und Kriegsgeräthschaf- ten nebst 200 Gefangenen sielen den Oesterreichern in die Hände. — Vorher hatte schon bei Idstedt ein harter Kampf zwischen den österreichisch-preu ßischen Truppen und den Danen stattgefunden, bei welchem die Verbündeten ebenfalls Sieger blieben. — Nach Berichten aus Hamburg vom 9. Februar haben die Oesterreicher vor und in Flensburg 1l00 Todte und Verwundete verloren. Die nördliche Seite Flensburgs ist von Dänisch- gesinnten bewohnt; diese Eivilisten hatten Barri kaden errichtet, von denen mit Kanonen gefeuert wurde. Der Kampf setzte sich im Norden der Stadt, bei Bau und Kupfermühle, fort. Die deut schen Truppen haben den Dänen viel Beute, darun ter die Feldpost, abgenommen und viele Gefan gene gemacht. — Der Prinz Friedrich Karl, der am 7. Februar sein Hauptquartier in Glücksburg genommen, hatte den Dänen den nächsten Weg nach den Inseln verlegt. Nach einem Gerücht, j welches mit ziemlicher Gewißheit in Hamburg ! verbreitet war, sind die Preußen von Glücksburg aus bei Hollnis nach Düppel hinübergesetzt, ha ben die Düppeler Schanzen, die sie nur schwach besetzt gefunden, genommen und sind mit dem ! Gros des Corps nach Apenrade gerückt, um der retirirenden dänischen Armee den Weg nach Jüt land abzuschneiden. Dänemark. In Kopenhagen herrschte wegen der Räumung der Dannewerksposition und des Rückzugs der Dänen eine unbeschreibliche Ent rüstung. Beide Thinge des Reichstags haben ihre Sitzungen suspendirt. An der Börse fanden keine Coursnotirungen statt. Eine königl. Procla- mation an die Armee machte einen ungünstigen Eindruck. — Der König von Dänemark ist von ! Schleswig nach Kopenhagen geeilt. Rußland. Ein schrecklicher Unfall, der sich ! in Nischnei-Nowgorod ereignete, hat die ganze Einwohnerschaft m höchste Aufregung versetzt. Nach alter Sitte werden iw Winter auf dem Eise der Wolga Buden und Fuhrmannsherbergen erbaut. Eine der letztem, ein großes, langes Gebäude, ist aus einer bis jetzt noch nicht auf- ' geklärten Ursache mir allen darin befindlichen ! Menschen und Pferden durchs Eis gebrochen und j im tiefen Wasser des Stromes verschwunden. > Keiner der Bewohner des untergegangenen Hauses s konnte gerettet werden, im Gegentheil sind mehrere ' Personen, die bei dem Unfälle am Ufer standen