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Großenhainer AntchMngs- M AychMM. «kmisblatt des Kömgl. GerichtsamtS und Stadtraths zu Großenhain. Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke in Großenhain. 12S. Donnerstag, den 5. November 1863. Tagesnachrichten. Sachsen. Wie das „Dr. I." meldet, waren die Mitglieder des auf den 3. Novbr. einberufenen ordentlichen Landtags an diesem Tage bereits so zahlreich eingetroffen, daß am 4. Novbr. in bei den Kammern die ersten vorbereitenden Sitzungen stattfinden konnten. Der frühere Vicepräsident, Freih. v. Friesen auf Rötha, ist von Sr. Majestät dem Könige zum Präsidenten der ersten Kammer ernannt worden. Preußen. Der „ Staats - Anz." bringt eine königl. Verordnung, durch welche die Kammern auf den 9. November einberufen werden. Italien. Die Wiedereröffnung des Parla ments in Turin ist auf den 17. Novbr. festgesetzt worden. — Die Rekrutirungen gehen in diesem Jahre mit weit größerer Regelmäßigkeit vor sich, als früherhin. In den Marken und Umbrien, wo sich im vergangenen Jahre zahlreiche Renitenz fälle zeigten, kommen Heuer fast gar keine vor. — Die Thaten der Briganten füllen die Spalten aller neapolitanischen Blätter. Eine Scheußlich keit folgt immer der anderen und von Erfolgen der Militär- und Polizeigewalt ist so gut wie gar keine Rede. In der Nähe von Torre Mag giore wurden durch Caruso's Bande 14 Landleute aufgehoben und 13 von ihnen wurden die Hälse von Caruso selber mit einem Rasirmesser abge schnitten. England. In London und andern Gegenden des Landes haben furchtbare Stürme gewüthet und vielfache Schäden und Unglücksfälle verursacht. Rußland. Am 28. October haben in War schau auf den Straßen wieder massenhafte Ver haftungen, meist junger Leute aus dem Hand werkerstands und der Arbeiterklasse, stattgefunden. Den Grund dazu lieferten die langen, wasser dichten Stiefeln, die von Manchem in der rauhen Jahreszeit getragen werden, und die die Regie rung als Demonstration betrachtet, weil die In surgenten ebenfalls solche Stiefeln tragen. Die für dieses Verbrechen arretirten jungen Leute er halten eine Anzahl Ruthenhiebe und werden wie der freigelassen, wenn sich nichts Verdächtiges bei ihnen vorsindet. Auch Damen werden fortwährend verhaftet, weil sie Beiträge zur Unterstützung der Witwen und Waisen der gefallenen Insurgenten sammeln. — Fast täglich werden Gefangene von der Citadelle nach Rußland abgeschickt, um andern Platz zu machen. Biete bereits Verurtheilte wer den zu den Strafcompagnien nach Modlm trans- portirt. —Am 29. October wurden in Warschau vier polnische Nationalgendarmen infolge einer kriegsgerichtlichen Verurtheilung gehängt. — Pässe für das Ausland werden wieder ertheitt, nur sind die Formalitäten bedeutend verschärft und jeder derartige Paß muß nach der Kanzlei des functio- nirenden Statthalters Grafen Berg zur Bestäti gung gehen. — Das amtliche Warschauer Blatt berichtet, daß auf der Jasnastraße die Druckerei der Nationalregierung gefunden wurde und zu gleich ein bedeutender Vorrath von aufwieglerischen Artikeln, welche gedruckt werden sollten. Das Zimmer, wo diese Druckerei sich befand, war von einer Hebamme bewohnt, welche sofort verhaftet wurde. Die lange Eisenbahnbrücke bei Petrikau ist am 31. October Morgens von den Insurgenten abgebrannt worden, weshalb der Warschauer Zug in Kattowitz nicht angekommen ist. Griechenland. Der neue König der Griechen, Georgios I., ist am 31. October im Piräus ein getroffen und Mittags in Athen angelangt. Der König hat einem Tedeum beigewohnt, bei welchem auch die Vertreter der fremden Mächte anwesend waren. Es herrschte großer Enthusiasmus. Amerika. Nach Nachrichten aus New-Vor? vom 21. October rückt General Meade, der sich bis auf die Vertheidigungslinie von Washington zurückgezogen hatte, jetzt vor, wogegen General Lee zurückgegangen ist und, wie man versichert, den Rappahannock wieder überschritten hat. — General Rosencranz ist durch General Thomas ersetzt worden; General Grant ist zum Comman- deur der Armee in Ohio, Cumberland und Ken tucky ernannt worden. — Die Cavalerie des Generals Meade ist in Warrentown - Junction eingetroffen, ohne auf die Sonderbündler zu stoßen. Des Pachters Tochter. Erzählung von I. C. Deutrich. (Fortsetzung.) Seiner Gichtschmerzen vor Wuth vergessend, sprang hier der Vater vom Stuhle auf und wollte der Widerspen stigen, der Verläumdcrin nacheilen, mußte aber, laut wimmernd, sich wieder auf dem Sessel niederlassen. Furcht bar und lange tobte er indessen fort, denn was er von seinem Kinde jetzt vernommen, das hatte noch kein Mensch, selbst seine Gattin nicht, gewagt, ihm zu sagen. Er allein war Richter seines Thuns, nicht sein Kind, für das er