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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203067
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920306
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920306
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-06
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.03.1892
- Autor
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WMMWMW-MC !W^1^WWWWIHWW« I.Srilake zu Nr.55.-12. Jabra. Der sede» Wochentag Abend (niil Dalum des fohlenden Tages) zur Versendung gelangende,.SächsischtLaiiVeS-Aiizciger" mit Id glich einem Erlra-Beibla«: l..«leine Botschaft L. Etichsischer Erzähler v. Ciichsiiche GerichtSzcituna 4. Sächsisches Allerlei L. LllnftririkS Nnteihaltiingsblatt «. SoiintagStHatt 7. Luftiges Bilderbuch kostet lei den Ausgabestelle» monatlich 70 Psg., bei de» Pos,-Anstalten ?-> Psg. (ikast-ZriluiigS-PreiShsnr IMS: Nr.dSLV) MM Sächsische» Kinden-A,»eigen, (Chemniittr Generai-Alyeiger). Sonntag, 6. März 1892. Von den Haiivtblättcrndcr „Sächsischen LandeS-Anzeigers^erscheint (ohne dessen tägliche Ertra-Beiblätter) eine billiger« Souder-AnSgabc unter dem Titel: Chemnitzer General-Anzeiger,' siir monatlich nur 40 Psg. mit Znirngen, anßcrhalb Chemnitz inonatl. 50 Pf. „i.gtk. Der „Chemnitzer Generalanzeiger" Ist in der Post-Zcitniigs-Preislistesitk 1sS2»»t«U Nr. 1U42 eingetragen. I,» den Schwefclgrnben. Ei» ernste» Bild an» dem Volksleben von HanS Wald. Nachdruck Verbote». - LageSbegebenheite» gebe» oft den Anlaß, i» der Rumpelkammer de» Gedächtnisses etwas anfzukramen und halb vergessene Dinge dem Auge von Neuem vorzuführcn. So ist es aiich »lir aus Anlaß der bedauerlichen Straßenkrawallc jn der' deiitschcii RxichShaiiptstadt ergangen, aber wenn diese Vorfälle einer gewissen verzerrten Komik nicht entbehre», so ist das, was ich hiachsteheud kurz und schlicht, der Wahrheit getreu, erzählen will, von erschütternder Tragik. Zu lächeln wird es bei der Lektüre der folgenden Zeilen nichts gebe». ^ Es sind heute sechs Jahre und etwas darüber her. Ich war seit einigen Wochen in Neapel, um unter der Sonne des Süden; mich von eine,» schwere» Leide» zu erholen, welches in Folge geistiger Ucbcranslrengung entstanden war. Ich hatte, wie man z» sagen Pflegt, völlig ansgespannt, »nd lebte mir selbst. In der reizvollen Siaüt am blauen Golf mit dem dunklen und grämliche» Mous VesuviuS halte ich die Bekanntschaft eines Ingenieurs gemacht, eines Schweizers ans Zürich, ei» liebenswürdiger «nd präch tiger Gesell, der für ein Schwcfclwerk auf der Insel Sicilic» engagirt war. Er hatte die Reise benutzt, um die iiitcressaiitesteu italienischen Städte kennen zn lernen, hatte die Tour hier in Neapel abgeschlossen und wollte sich »»» direct nach Sicilien begeben. Mein Reisevlan war für die Zukunft keine» besonderen Be dingungen »nterivor'e», »nd so ließ ich mich leicht bewege», de» neuen Frennd ans den Posten seiner künftige» Wirksamkeit zu begleiten. War wir doch so,nt ein interessanter Einblick i» siciüaniiches Volks leben von vornherein gesichert, »nd ich muß der Wahrheit gemäß gestehe», daß i» fremden Länder» das Studium der lebenden Be- * völkdrnug eigentlich für mich größeres.Interesse gehabt hat, als das Hcrnmstrcise« unter den Denkmäler» der Vergangenheit in den Museen. Gesund und wohlbehalten kamen wir nach brillanter Dampfer fahrt in Palermo an. Dan» bcnntzlen wir für eine kurze Strecke die Eisenbahn, und den Nest bildete eine Post, deren Inneres ganz dazu eingerichtet tvar, einen menschliche» Körper während der Fahrt über und über mit blauen Flecken zn bedecke». Auch diese Fahrt wurde überstanden und wir kamcn endlich glücklich in einem kleine» Neste an, von welchem »nser Reiseziel nur noch ein paar Stunden entfernt war. Besondere Freude» erwarteten u»S nicht in dem schmutzigen Hause, das mit eben so großem Rechte den Namen Hotel führte, wie eine Hundehütte de» Namen eines Schlafzimmers verdient. Wir hatte» auch gar nicht darauf gerechnet und nus vorsorglich mit einigen Couscrven, Chocvlade rc. versehen. Aber was wir als Exteazugabe noch bekamen, das waren schlechte Nachrichten. --'Bürgermeister) des Ortes war ein Sicilianer, wie Bliche sa.v-. c,'Ei»e gravitätische Figur, die mit vielen. Selbst- bcwußtsei» anslrat, zu Hanse aber hinter kahle» Wänden ein frugales Mahl verzehrte. Kirchliches. Eine liebliche Feucht im heilige» Lande.* *) HaSna hieß sie, d. i. „die Schöne", und war ei» Kind des ge lobten Landes, gebaren in dem Dörslci» Hisme, dessen elende Hütten ans halber Höhe eines Hügels stehe», gegenüber Analst, der Heimath des Probelen Jeremia und i» der Nachbarschaft jenes wildromantische» Feljenlhales» in welchem der alte Bach Krilh entspringt. Da lebte sie, eins der ärmsten Kinder deS heiligen Landes, und kein Mensch Halle sie lieb, den» auch Vater und Mutter waren ihr gestorben. Und weil sie verwachsen war und kein FreierSmann sie jemals ge kauft hätte, wurde sie von Jedermann ganz und gar verachtet wie die Hunde des Dorfe-, welche Abfälle fraßen und bellte», und mit denen sie ans dem Aschenhanse» vor dem Thorc saß, wie der fromme Hiob vor Zeiten. Da wurde sie denn von Jahr zu Jahr elender und ver wahrloster. Ihr Kopf war anstatt mit Haarcn mit Geschwüre» und Unralh bedeckt, »nd die Auge», die einst i» sonniger Kindheit eine Mutter gar fröhlich angelacht hatte», weil ihr »och nichts ahnte von dein traurige» Loos, dem sie entgegeuging, waren unrein und entzündet und thrciuten fortwährend. Außer de» mitleidige» Bauern, die ihr ein Stückle!» Brot znwarfcn, schien sie keine Freunde zn haben, als die lustige» Hnnde, mit denen sie halbnackt frcundnachbarlich auf der Erde saß, wie der arme Lazarus im Evangelium, und schließlich sah sie selbst fast mehr eine,» Thierchen ähnlich, als eine», Mensche». Und doch war in dem elende» Leibe eine Blume Gottes verborge», die nur »och kein himmlischer Sonnenstrahl der ewigen Liebe anfgeküßt hatte zn eine,» höheren Lebe». — Aber endlich kam den Docsleuten der Gedanke, daß cS i» Jerusalem christliche Anstalten gebe, wo unter dem Sonnenschein barmherziger Liebe auch dies verkümmerte Nöslein noch anfblühen könnte. Eines Morgens machten sie sich daher auf und wandelten über Anatot auf demselben Wege, wie so oft der Prophet Jeremia, nach dem Scopus, dem nördlichen Anslänfer des Oclberges. Von hier ans, wie einst der zwölfjährige Jesus, sah Hasna z»>» erste» Mal Jerusalem mit seinen Kuppeln und Minarcteu im Sonnenglanz daliege». Nachdem sie einige Zeit im evangelische» Hospital zugebracht, tvnrde das arme Ding i»'S Syrische Waisenhaus gebracht. Hier nahmen sich barmherzige Hände des armen Mägdleins an. O wie sie da im Sonnen schein der nie gekannte» Liebe aus- kcbte! Sie wurde jeden Tag gründlich gewaschen, sie hatte jede Nacht ein reinliche» Belt statt der schmutzigen Erde, sie lernte bald die deutsche Sprache, sie lernte Gottes Wort und de» Heiland kennen, nnd wir freute» uns ihrer täglich wie der Gärtner, der jeden Morgen sein krankes Blümlein aussncht, ob es gedeihe. Noch sehe ich sie vor wir, das Kind oder die Jungfrau — ob die kleine Gestalt 16 oder 20 Jahre alt oder noch älter war, konnten wir nie entscheiden — wie sie eines Tages mit leuchtende» Augen daher kam, »m jubelnd dieHaar« zu zeigen, die infolge der früher nie gekannten Reinlichkeit Nu», das ging uns nichts an. . Aber fliiie Wort« intcressirten »ns »in so mehr. Er schüttelte den Kopf, als er vernahm, daß wir den Schwefel, gruben ziistenerten. Seine Bemerkungen, die dann folgte», klangen so, als ob der Besitzer, der meinen Freund engagirt, ei» nicht ganz zuverlässiger Mann sei. Der Schweizer wies aber eine Anweisung auf eine gute Palcrinitaiier Bank vor; darauf rückte »nser Sindaco denn in unsere allernächste Nähe, nippte anS seiner Kaffeetasse und Hub an, zu berichte». . . , c Wir wüßten vielleicht nicht, daß der Ort, an welchem die Grube» läge», einer der ärmsten in ganz Sicilien sei, und einer der ver rufenste» zugleich. Die Arbeit habe der Gesundheit der Bevölkerung sehr geschadet. Nolh habe dort stets geherrscht und sie sei verschärft durch die liederliche Wirthschast in den Gruben, bei welcher fruchtlos unendlich viel Geld vergeudet worden sei. Der Ingenieur nickte. Das Ivar Alles zutreffend. Er selbst war auch gerade im Hinblick hierauf berufe», wieder eine solide Ver waltung hcrbeiziifnhre». Und wie ich ihn kennen gelernt, war er der Mann für seinen Posten. Ich gab dieser meiner Ueberzengiing auch gegenüber unserem geschwätzigen Gaste Ausdruck, de»» wir hatten den Siadlvater i»i» z» einem Glase Wei», der wenigstens vortrefflich war, eingelade», »nd der Sindaco hatte durchaus nicht nein gesagt. Der Schweizer schwieg bescheiden bei meinem Lobe seiner Tüchtigkeit. Der Sindaco kniff die Augen zu, schlürfte bedächtig seinen Wein und erwiderte, daß er an des Herr» Ingenieurs Fähigkeit und Energie a»ch nicht i»> Mindesten zweifele; aber — und »u» flüsterte er — bei der bisherige» Schandwirthschast i» de» Gruben hätte» ich gewisse Leute bereichert. Diese sähen es durchaus nicht gern, wen» nun ei» strenger und ehrlicher Man» erscheine. Sie würde» gewiß kein Mittel scheue», ui» »leinen Frennd wieder fortziibriuge». Wir lächelten Beide zu seinen Besorgnissen» er aber gab zu», Schlüsse Nils dk» gute» Rath, vorsichtig zu sei» »nd Waffen bei uns zn trage». Dann schied er mit den allerbesten Wünschen, beim Fort gänge das Gesicht zu eine»! behaglichen Schmunzeln verziehend. Als wir uns wicdersahe», stand es anders, ganz ander»! Früh am folgenden Morgen traten wir unsere» Maulthierritt nach-den Gruben a», Ich saß nicht gerade elegant auf dem Thiere, weil ich nie in meine»» Leben ei» Reiter gewesen war, und der Schweizer machte nicht bloß einmal mich zum Gegenstände seines Fiir Abonnenten erscheint-in»,allm Jahr; MistnrteS Iahresbiich sWeihnachtsbuch). M Die Haiiptbekleidiiiig der Kinder bildete der Schmutz; dann kamen ein paar Lumpe». Die Franc» und Weiber trugen in der Mehrzahl Hemd und Rock, dann n»d ivaiin war ein Dich zu sehe». Männer erschiene» zmiächst nicht ans der Bildfläche. , Aber über Lumpen und Schmutz hätte man noch fortsehen können! -s Doch die Gesichter, die Gesichter! Ich wußte an» gelegentliche» Aeiißerungen bereit», daß auch P Frauen nnd Mädchen, selbst Kinder von zehn und zwölf Jahren >- schon in den Grube» beschäftigt würde», aber nie hätte ich mir di« ' Wirkung dieser Arbeit als eine solche vorgcstellt, wie ich es sah. " Welche tiefliegenden Auge», welche entsetzliche Farbe! Wo war da ein frisches, rothes Lippenpaar? Wie die Wilden drängte sich Alt und Jung bettelnd n>» uNS herum; Misere Manlthi'ertreibec thatcn ihr Möglichster, die Zudring lichen abzuhalte», und wir opferten «»seren ganzen Vorralh an Kupfermünzen. Neben incinei» Neitthicr ging zuletzt ei» junges Ding, daS fort« H während bittend die Hände ausgestreckt hielt. Ich konnte die Bettelnde - nicht los werde». ^ " s schäme Dich, schäm« Dich, ein so großes Mädchen nnd ^ bettelt!" rief ich endlich ärgerlich. „Die Mutter ist todtkcaiik," schluchzte da die nebenher Laufende, „nur eine einzige Lira für Kerze», die ich in der Capelle opfern j will. Sie stirbt sonst!" Ich ivarf dem Mädchen die Münz« in die Hand; „wie alt bist Du?" fragte ich. — „15 Jahre, Herr!" war die Antwort. D Ich sagte nichts mehr. Nur eine» einzige» Blick warf ich noch in diese »lüden, halbverzweifelt drein schauenden Augen, auf die fleischlose Brust, die dünnen Arme. Armes Kind, dahi» schon in diesem Alter. ' . „Wir scheinen hier in eine recht nette Gegend gerathen zu sein!" bemerkte ich meinem Schweizer. „Ich glaube eS selbst!" war seine ^ ' ernste Antwort. s^ Noch eine halbe Stunde hatte» wir zu reite», dann waren wie bei den Griibengebänden. Was wir zuerst a» Jammer »nd Elend gesehen, hatte sich so ziemlich »niintcrbroche» bis hierher fortgesetzt. Dann Uiid wann wohl einige bessere Häuser, gesünder dreinschauende Personen, aber im Ganzen Elend und Jammer. Verfall nnd Zer störung. Wir wurde» von einem geschmeidigen, süßlichen Manne empfangen, der sich als Rechnlingsführcr präscntirte. Er war von niisereM Kommen bereits unterrichtet und benicrkte nur, daß der Grubenbesitzer '' harmlose» Spottes. Ich lachte mit und so kamen wir denn am Ende selbst durch einen Tranerfall in seiner Familie abbernfen sei. Meist -' A aus andere Gedanken. » Freund solle aber sofort sein Amt antrete». c : Gegen drei Stunden waren wir ans beschwerlichen Pfade» vor wärts gekommen, als wir auf die erste» Häuser stieße», die znni Griibenbezirk gehörte». Es ivar unendlich traurig! Auf einen »och leidlich erhaltenen, aber doch schon kni Beifall begriffenen Ban kamen zehn, die Trümmerhaufen, Ruinen gliche», oder aber nicht mehr als eine» Holzschuppen bildete». Da und dort wäre» an die Gcbirgswände ein paar Mauern angckleckst, die schief und krumm gingen, hinter welche» auf dem Geröll dann die Leute hauste». ä»»l ersten Male a»f ihrem Kopfe gewachsen waren. Aber die größte Veränderiuig ging doch innerlich mit ihr vor: „Der Herr that ihr das Herz ans", daß sie von Herzen an den Herrn Jesni» glaubte »nd endlich auf ihre dringenden Bitten de» Tag ihrer heiligen Taufe begrüße» durfte. Den feierte sie fortan als Geburtstag, da sie ihren Geburtstag ebensowenig kannte, wie die andere» Landeskinder. Aber nicht oft sollte sie ihn mehr ans Erde» feiern. Nach wenige» Jahren ergriff sie ei» heißes Fieber, welchem der schwache Leib nicht ge wachsen Ivar. Da lag sie den» in dem großen Mädchenzimmer des Syrischeil Waisenhauses, von dessen Fenstern man hinanssieht z„„, Oelberg »»d zur heiligen Stadt, und ihre Kräfte wurde» iiiimer ge ringer, ihre freundlichen Auge» immer matter. Da war cs eines Nachts, daß sie fühlte, daß der Todescngel sie ans die Stirn ge küßt habe. Draußen goß der Vollmond sein silbernes Licht über das schweigende Gebirge Juda »nd über den Oelberg und die stillen Gärten des Syrischen Waisenhauses. Da rief sie leise ihre Bettnachbar,» und sagte: „Mirjam! Ich weiß, ich muß jetzt sterbe». Da habe ich »och einen großen Wunsch, willst Du mir de» erfüllen?" Eilig huschte Mirjam a» ihr BeNchen. „Dort," sagte Hasna, „steht meine Kiste. Da ist alles dri», was ich auf Erden besitze. Wenn Du »u» die Kleider »nd Spielsachen ivegiiiiiiuist, findest Du ganz iinlci, das Nene Testament, das mir Papa (Vater Schneller) geschenkt hat. Bitte, bring mir's hierher!" Die kleine Mirjam hatte das arabische Büchlein bald gesunden. „Jetzt," bat Hasna, „lies mir noch einmal meine Lieblingsgeschichlc vor." „Welche denn?" „Das weißt D» nicht? Ei, die Leidensgeschichte Jesu!" Da las ihr das Kind leise und feierlich die Worte vor von dem schwere,» Kampfe in Gethsemane au bis z»»l Neige» seines Hauptes, als er auf Golgatha verschied. — Stille, stille, als hörte sic's zi»» erste» Mal, hatte die sterbende Hasna zngehört. Und als Mirjam anfhörle, sah sie ei» Paar heiße Thronen über ihre Backe» laufe». Aber sie sagte lange nichts. Sie schien in tiefes Nachdenken versunken. Dann wandte sie sich »och einmal zn ihrer kleine» Freundin und sagte: „O Mirjam, jetzt habe ich nur noch eine letzte Bitte. Willst Du mir die wohl er füllen?" Und als diese bejahend nickte, fuhr sie fort: „Siehst Du Mirjam, dieses Neue Teslament, das mir gehört, das ist mein größter Schatz geworden, seit ich von Hisme fortgekoiiiincn bin und in diesem Hanse den Herrn Jesu kennen gelernt habe. Willst Du mir wohl verspreche», »>ir, wenn ich i,» Sarge liege, dasselbe mit in den Sarg zu lege», so daß mein Haupt i>» Tode darauf ruht?" Und als Mirjam weincnd auch dies zugesagt hatte, da halten ihre Wünsche sür diese Erde ein Ende. Nur »och wenige Stunden hat sie gelebt und ist dann mit großem Frieden im Vertrauen ans die Gnade ihres Heilandes ei,«geschlafen. Das verlüinmerle Mösle,» war auf Erde» im Syrische» Waisenhaus nur eben ansgeblüht, um von-dem himm lische» Gärtner sofort in einen besseren Gatten und in eine' mildere Lnst versetzt zu werden, wo eS keine Waisen und feilte Wäiscnhäyser mehr giebt, sonder» nur noch ein großes, *) Lingelandt vom Borstande des Syrischen Waisenhauses in Jerusalem. Testamciit wnrde ihr im Tode unter'S Haupt wir sie hinansgelrage» ans den stillen Gottesacker auf dem Berge Zi'vn. Da soll sie den» schlafen, nahe dem Grabe, i» welchem Jesus einst auch unsere Gräber geheiligt, bis znin goldenen Aliferstchiings-. morgen. — Unserem lieben Syrischen Waisenhanse aber können wir nur wünschen, daß es an solchen Früchten recht reich wcrdc» möge für die himmlische Ernte. Das wird auch unser» Leser» der schönste Lohn sein für die Liebesgabe», die sie so srendig dorthin senden i„'s ferne gelobte Land. * . Beerdigungen von Evangelischen ans katholischen Friedhöfen. Jn Haag am Hansruck starb am 22. Januar ein evangelischer Tischlergeselle, Jvh. Klein, ans Siebenbürgen. Erst am 24. ging von dessen Meister e!» Telegramm an de» „Pastor in Wels" ab, cs möge die Beerdigung a»gcord»et werden. Dos Telegramm wnrde von Wels nach Waller», wohin die Evangeüschen von Haag eingepfarrt sind, gesendet »nd traf am 25. früh ein. Sofort wurde von Waller» ans tclcgraphirt, daß Mittags die Beerdigung stattfiiide. Als der evangelische Pfarrer von Waller», Superintendent Koch »m */g1 Uhr in Haag ankam, erfuhr er, daß ans Anordnung deS Dechant Trauner das Grab Kleiu's schon am 24. Nachmittags z»- geschaüfelt worden sei. Rede, Gebet »nd Einsegnung mußte »iin vor einem kleine» Kreise von Theiliichincrn bei geschlossenem Grabe statt- findcii. Daß erst am Becrdigiiiigstage ei» Telegramm und überdies a» ein ganz anderes evangelisches Psarrcimt abgeschickt wurde, ist sehr charakteristisch. In Höchst» dt an der Jser (Böhmen) fand am 9. Januar die Beerdigung eines Evangelische» auf de», dortige» Conniiiinalsricdhofe statt. Der katholische Ortspfarrer suchte die evangelische Beerdigung zn verhindern und ließ dann, da ihm dieses nicht gelang, das Grab auf einem sehr wenig anständige» Platze graben. Daraufhin ordnete der Gemcindcvorstand die Aushebung eines »eiie» anständige» Grabes a», benachrichtigte die Bewohnerschaft vo» der Verlegung der Ve- gräbiiißstiinde, l»d die Ortsnuisik zur Mitwirkung ei», und die Be erdigung fand unter außerordentlich reger Beihciligmig der Stadt bewohner statt. Mit größter Aufmerksamkeit hörten sie der vo» dem evangelischen Pfarrer ans Kriztitz gehaltenen Grabrede z», waren ab«x entrüstet über das Pfeifen nnd Pollern, welches während der Rede in dem nahestehenden Thnrme veranstaltet worden war. Jn einem anderen Orte (in Mähren) sollte ein evangclischeS Kind, ans einem katholischen Friedhöfe beerdigt werden. Der katholische OrtSPfarrer gab von der Kanzel an- bekannt, er lverde den Friedhof nicht mehr betreten »nd wolle auch dort nicht begrabe» liegen, wenn ei» Nesormirler daselbst beerdiat werde. Infolgedessen konnte die tvangelische Beerdigung mir unter Assistenz der Gensdarnierie statt finden, denn, di« anfgercgten Ortsbewohner Hatten in drohender Haltung ' ' ' ' „st Mir gefiel der Kerl gcinz nnd gar nicht. Ein wahres Hallun? gesicht. Und als »lein Frennd im» darauf drang, sofort eine InvM beslchiigttiig vornehmen zn wollen, da machte er wer weiß wieviele Drehungen »nd Wendlingen n»d forderte uns vor Allem ans, ziinächst eine» Imbiß ci»zil»eh»ien. Das geschah. Wir aße» z» vier, der Vicrle am Tische war unseres Wirthes Tochter, ein junges Mädchen vo» siebzehn Jahren höchstens, aber eine vollentwickclte, prachtvolle Schönheit. Das waren andere Augen, andere Wangen, als die, welche wir bisher geschaut an diesem Orte des Elends. bei den, Friedhofe sich eingcfunde», und die »«-et werden müssen. '
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