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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.03.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-03-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189203043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920304
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920304
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-03
- Tag 1892-03-04
-
Monat
1892-03
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.03.1892
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Str. bs. babUu Mordatlenlate auf bulgarische Staatsmänner habe» doch auch ihr Euter. Viele Personen, die bisher der Regierung der Fürsten Ferdinand feindselig gegenuberstanden, erklären sich jetzt für denselben, weil sie von solche» abscheuliche» politische» Verbrechen nichts wisse» wolle». — König Georg von Griechenlanv lat eine Art Staatsstreich verübt: Er Halden kopsloscn PremierministerTelyanniS, der aus dem besten Wege war, das Land einem allgemeine» Bankerott durch seine Fiunnzwirlhschaft zuzutreiben, seines Amtes enthoben, ob wohl Telyanuis noch über eine geschlossene Kammermehrheit verfügte. Versuche, Demonstrationen zu Guuslc» des entlassenen CabinelS zu veraustalte», sind kurzer Hand unterdrückt. Die Kammer ist znr Vor- »ahme von allgemeine» Neuwahlen ansgclöst. Der energische Schritt des Königs, der in Griechenland bisher ohne Beispiel ist, macht große- Rnssehen, aber vortreffliche» Eindruck. eSchNicher LandeS-Anzeig-r «»»er»,. 4. «itr» 18SL Deutscher Reichstag. 185. Sitzung vom 2. März. 1>/, Uhr. Am BundcSrathSlisch: von Bötticher und Comnnssar». DaS HauS ist recht schwach besetzt. Er wird sojort in die Tagesordnung ein getreten. Von de» von der Petition-: commiißo» als zur Erörterung im Plenum ulLt für geeignet erachtete» Petitionen werden aus Antrag des Adg. Metzner (Ltr.) die.enigsn, welche den Besäbigu igsnachweiS für Bauhandwerker fordern, an die Commissio» znr Berichterstattung ziirückvccwielen. Adg. Bebel (soc.) begründet alSdann den Antrag seiner Partei auf Uebernahme der Berwaltnng und der Eigenlhiiuis des -e-poihekeiiwesens durch das Reich. TaS bestehe,» e Eoncessioiiswcsc» sür Apotheke» kan» nur schädlich wirke». Die Apethckenbesitzer haben wciiergehende Privilegien, als sonst ei» Gewerbe; st« haben in Folge dessen einen geradezu ricsinh-istci, Bor heil, der mit dem neue» Krankeukasscngesetz noch gcivactse» ist. In den, Irans und Lerkans von Apotheke» herrscht h ule geradezu ein ttusug. Tie Zahl der Apotheken hat keine der Znnahme der Bevölkerung entsp echende Ausdehnung erfaure», obgleich anßrrscm noch durch die Cocialge eygebimg des gleiches die Juauspruchuahme der Apotheke» bedeutend gemach»» ist. Tie Folge davon ist ein enormes Steige» brr Preise von Apotheke». Mer heule eine Apotheke erwerbe» will, muß scheu ei» sehr reicher Mau» sei», das Apotheker aewerde ist somit ei» capilalisüsches Unternehme» geworden» und das ist nicht M ter Ordnung. Mit de» Preise» der Avvlheken steigen auch die Preise der Medikamente, und es werden schon laute Klagen der Bevölkerung über die Höhe derselbe» laut. Für irühcre Zeiten mag das gegenwärtige System am Platz genese» seit,, heule aber, wo cer Avoih-ker die Medicamente niwt mehr felbft herstellt, sondern dieselbe» a»S Fabriken bezieht, liegt die Sache anders. Di« theurcu Preise der Medicamente drücke., namentlich die miudcr dcmjlletlc» Klaffe», und zwar z» einer Zeit, Ivo sich dieselben so wie so schon in Noly und Trübsal befinden. Tabci wird aber noch nicht einmal aus ritte ent sprechende Haltung »nd Ausbildung der Apothekerleckrlinge gesehen. Mil einer Veistaailichn-ig der Apotheken werde» auch die Mebicanleme verbilligt werden und der Staat wird in der Luge sei», für eine dem Bedürsn st wirtlich entsprechende Zahl von Apoihele» zu sorgen. B.i der Entschädigniig für die z» verstaatliche»^» Apotheke» könne» natürlich nicht die heutigen Epeentalions- preis« gezahlt werde», ter Preis muß vieltttchr nach dem Durchschnitt des JahreSgewinus berechnet werde». Aig. 1>r. Witte tsreis.): WaS der Abgeordnete Be'el auLgesührt, katt» i» meinen Angeu die Nolhwcndigkcit einer Bcrstaallichitiig des Apolheten- wesenS noch nicht rechtfeittge». trs kann Niemand tengneu, daß das Apo- Ih^keiwesen in TcnsiWlaud recht gut geordnet ist, das deutsche Apolheker- gewccbe uimuit sogar de» ersten Rang in der ganzen Welt et». In Preußen sind ja die Eisenbahnen vcrst-altichl; können die dortigen Ersolge etwa zur Nachahmung r izeu? Wer da glaubt, das, durch Berstaatlichung etwas ver billigt wird, der irrt sich ganz gewaltig. Das könne» Sie glauben. Tie Kraiikcukaffell könne» das Apotheken» esc» nicht bceinslnssc». Wen» solche Lasse» nicht exissirie», so würde» doch auch Medicamente gebraucht werden; der Hinweis ans die Socialgcsetzgcbung ist also ganz hinsällig. Fiühcr sind auch die Eociatdeinokratc» selbst ganz entschiedene Eigner der Apolheken- verstaatlichuug gewesen, sie haben sich also seilst nichts von einer solar» Maßregel verlproche». Ich richte allerdings die Bitte a» die Regierung, die Regeln»» des Apolhetemves „s selbst in die Hand zu nehmen. Ten Antrag der Eocialbemokratie werden wir odlehue». — - Staatssekretär von Bötticher erinnert an die früheren Versuche, im Bundesrathe eine einheitliche Regelung des Apolhekenweseiis heebeiziiführcii, di« erfolglos verliefen. Nun ist die preußische Regierung veranlaßt worden, Vorschläge z» mache», aber auch innerhalb der preußische» Re,ier,i»g bestehen hierüber Meiiiimgeverichiedenhcilen, die hosjcntlich in absehbarer Zeit beige legt fc!» werden. Wirrte der NeickStag die Berstaatlichung deS Apotheke»- wiseiis beuntrageii, so würde» die Schwierigkeiten, welche einer Beilegung der Meinniigsverichicdenheiten entgcgcnstehe», nur noch vermehrt werden. Nach u einer Ansicht ist auch daS Reich gar nicht i» ter Lage, das Apoihekenwise» selbst zu übernehmen. Es würden dazu Organisationen gehöre», die wir gar nicht besitzen. Adg. Me»zcr (cons.) spricht sich gegen den Antrag der Socialvemoki-ateii aus »nd weist die Angrijse Bebels ans das Apothekergen erbe mit aller Ent schiedenheit als unbegründet zurück. Dem Abg. Witte erwidert der Redner im Uebrigr», daß mit der Eiicudah»ve>staallichnng in Süddcutschland recht gnle Erfahrungen gemacht worden sind. Adg. Wurm (soc) behauptet, daß mehrfach schwindclhaste Heilmittel, deren Urheber wegen Betrages vermlheilt wurden, in Apotheken vertäust wurden und liebt dann »ahne TetailS über das Berbältniß der Preise der Mkdicamente zum Drognenpreis. Thaljache sei es seruer, daß !>n Apolheker- geweibe die Lci.rliuge üdcemäßig ansgcnützt winden und die Gehilsen nvcr- dnidet seien. Ein Apothekeulrach ist ganz »nverincidii.h, wenn »>a>» die Tinge Der Nesselverehrer. Novelle von H. Stückt. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Obwohl Ehrhardt im Stillen wünschte, Donner mochte sich etwas Weniger brüsk cingcsührl haben, so wäre» doch die Verdienste deS Letzteren z» bcbcnlend, »m sie durch eine» Vorwurf herabzn'etzc». Er sprach deshalb seine »»begrenzte Tanlbarkcit ans. „Nu» höre, was für einen S-Hlachtplaii ich entworfen habe,- fuhr Lrdcrstrumpf nach eiiiem Weilchen fort. „Ta es heule Sonn tag und »och dazu wnndcrichvnes Wetter ist, so werdest die Dame» kcinciifallS den ganzen Tag im Zimmer verbringen, wir müsse» daher ihre Wohnung vollständig blockire». Du begicdst Dich aus de» kleinen Balkon, malst anscheinend anf's Eifrigste, behältst aber dabei, etwas schuf, sitzend, die Thür fortwährend im Auge, Kommen die Dame» heraus so stellst Du Dich ihnen als aller Bekannter aus Schnitz und Kola vor »nd schließt Dich ihnen an." «Bist Tu aber gewiß, daß das HanS keinen zweiten Ausgang hat?- „Freilich hat es den und zwar nach der Stadt zu; dort werde ich die Wache beziehe». Wem von uns Beiden das Glück günstig ist, der suche de» Ander» ans eine geschickte Weise davon zu benachrich tigen. Nun laß »ns die Glaser ans einen glückliche» Erfolg leeren und da»» ans unsere Posten." Wie gesagt, so gelha»! Ehrharül bestieg das LuganS ans der Stadtmauer. So herrlich aber die Aussicht war. die sich ihm von dort aus darbot, er hatte lein Auge dafür. Vergebens schaute» die altersgrauen Häupter der Burgen Siahleck, Nvllenkopf, Fürsteubcrg und Somieck grüßend zu ihm herüber, vergebens cuisaltcte sich dar bunteste Lebe» unle» auf dem sonnigen Spiegel des Rheins — er sah es nicht. Besser als Alles, was das weite, gesegnete Nhciuthal ansznweisen hatte, gefiel ihm die Thür seitwärts von ihm und das Fenslerchen daneben, an dem er von Zeit zu Zeit mit vor Wonne klopfendem Herzen ein rosiges, wollt ck-rnulcs Antlitz z» unlerscheiden vermeinte. Plötzlich öffnete sich die Thür, er fuhr zusammen. Aber es war nur dar Dienstmädchen, welches herauskam, um die Blumen ans dem Allan zu begießen nud dabei leichlsiiinig, wie alle Dienstmädchen sind, gerade zu seinen Füßen ein Zetlelche» verlor. Kanin war sie fort, so bückle er sich, rS aufzuhebe». E» ent hielt nur zwei Zeilen, üble aber eine zauberische Wirkung aus ihn aus. io ueiiergehc» läßt Außerdem gebt das Avol.ekeuwcie» anL wchensclwi.Ucki zurück. Tic Medikamente bieuc» durchaus »ich! alle zur Gesundung des Volke?, und d e Acrzie vr-rsck rcibcn vielfach n ir zu Gunsten Ri Rpmdelcr Redner verlangt, daß de» Aemen das Liecht gegeben werde, selbständig Arzneien Herstellen z» können Das LehitingSwesen in den Apotdeken nimmt überhand und di- Gehilsen sind schlecht gesteckt,- verheirathele Gehilfen werden überhaupt nicht me„r angeuomme». Wen» ein Provisor dann «mm. t eine Apoll c!en Eoncessio» erhält, so ist das ungefähr so, als ob er daS große Leos rieht. Abg. Or. Witte (sreis.!: Wen» sich neuer nichts sür die Forderung der Berstaa lichung des Apolhesirgewerdes sagen läßt, als dis, was der Abg. Wurm dafür ansührt, so ist wohl erwicien, laß der Antrag lediglich z» Agüalionsstieecken gestellt ist. Mißliebige Dinge finden sich überall; um die z» beseitigen, krault aber nickt gleich Alles verstaatlicht zu werde». Die Socialdemokrale» «volle» Alles »mstürzeu, abir wenn es sich einmal »in Vor schläge zum Besscrmachen handelt, dann wissen sie nichts weiter vorzubringcu, als Verstaatlichung. Damit ist aber gar nichts gesagt. Abg Bebel (soc.): Unser Antrag hat mit de» rein socialdemolralischen Bestrebungen gar nichts zu ihn», paßt sich vitlmehr durchaus den bestehenden Siaatlforme» an. Sind denn nicht schon eine große Anzahl Betriebe ver staatlicht? Tic Debatte wird geschlossen. Vor der Abstimmung bezweifelt Abg Werner (Antisemit) die Besäst,ißjähigkeit des Hauses. Tie Auszählung LeS Hansel eegiebl die Anwesenheit von nur 167 Mitglieder,. Das Hnus ist somit nicht beichlußsähig. Adg. Prinz Earolath (lib.l wünscht, daß Anträge ans Auszählung des Hauses knuffig der Unterstützung bedürfen sollen. Tie Sitzung wird abgebrochen und auf Donnerst >g vertagt. (Tclegraphengesctz und kleine Vorlage».) Vom Landtage. Am 2. März hielten beide Kammern Sitzung ab. Die 1. Kammer beschäftigte sich lediglich mit der Bernlhu», zweier Petitionen nnd beschloß nach kurzer Sitzung ohne Debatte, tic Petitionen der sächsische-, Fisckier- Jonuttgeu i», Königreich Sachse» ii», Abandermig des Gesetzes über die Schonzeit der Fische, und des Wirtschaftssecrctär Seidel in Grimma nn, PeasionSerhöhimg tem Dcp»talio»sa»Ir->ge entsprechend a»f sich beruhen zi> lasse». Die 2. Kammer »ahm »»ter außergewöhnlichem Andrange des Publikums den Antrag des Abg. Mehnrrt: DieGiltigkeit deS Mandats des Abg. Lie b k» echt belr, in Schlnßberaihnng und beschloß die U» giltigkeilserllärnng des Mandats. Ter Antrag der Gesetzgebung? Deputation ging dahin, zu erklären, daß der Schriftsteller Li.bknecht mit dem 22. September 1K90 ansge-ört hat, Mitglied der sächsischen Ständekammer zu sein. Das Wort ergriff Abg. Geyer „nd verlas mit der Bemerkung, daß das Taktgefühl den Abg. Liebknecht verhindere, an der Verbandlnng theilziinehmki,, eine Erklärung Liebknechts, in welch-r hcrvorgehoben wird, daß die Giltigkeit des Mandats vor Beginn der Landtagssessiou von keiner Seite aiigezweiielt worbe» sei. Wäre vorher nur der leiseste Zweifel ans getaucht, heißt es in den, Briefe weiter, so würde ich ehn» Veriig mein Mandat medcrgelcgt habe». Mein Weggang nach Berlin war den Behörden bekannt; die Mijsive wurde auch „ach Berti» adressirt. Würde mit meinem Weggänge tic Giltigkeit meines Mandats crloiche» sei», so würde die Re gierung mich ebensowenig in di« Stand eversanmlnng cinvernfen habe», wie tv?l, wo ick, znui crstcn Male geniä stt wurde, aber noch nicht genüg-nde Zeit im B-sitze der sächsische» Staatsangehörigkeit war. Zwischen ni-incm Weggänge im September I8!1ck »nd der Znscndinig der Missivc in, November lt-91 siegt ei» Zwischenraum von 14 Monaten, also reichlich Zeit, Erörter »»ge» anziistelle». Nach Beginn ber Kanimcrsession ward wochenlang mir ven lei-,er Seite, namentlich auch nicht von Seilen des Direcloriniiis, die leiseste Aiidenliing gen,acht, daß die Giltigkeit meines Mandats in Zweifel gezogen werde, bis im Dcccmber der Antrag Mehnert eingcbracht wurde als Ausfluß des ParteigcislcS, der in den, Antragsteller hervorragend vertreten ist. So sehr ich persönlich genci-t gewesen wäre, durch Niedcrlegung meines Mandats de» zeitraubende» Hader a»S der Welt z» schassen, so handelte es ich doch z» sehr um eine Prinzchie,«frage, als daß ich meiner persönliche» Neigung hätte uachgeben kiiiim». Auch meine» Wähler» war ich schnloig, die Sache znm Anslrag z» bringe». Ich zweifle anch heute »iht an der Giltigkeit meines Mandats nnd bi» der feste» Ileb-rieugnng, daß ich de» Wohnsitz in Sachse» durch meine» Weggang »ach Berlin mast verloren habe, da ich durch andcre Umstände, an denen ich nicht schuld bi», meine- Rechtes nicht verlustig geworden bin- Es war eine willkürliche Annahme der Be hörde, d,ß ich durch meinen Weggang „ach Charlottcnbnrg »leiiieii sächsischen Wohnsitz habe anfgebcn wollen orcr aufgegede» habe. In dem Berichte der Depmalio» kan» ich nicht die «forderliche Unbefangenheit erblicke»; es sind darin Ausdrücke enthalte», die, gelinde ansgedrückt, nicht von Delicatesse zeuge,,. — Piäsidem Ackermann bemerkt, daß er wohl die Genebmigiing zur Vorlesung dieses Frieses, ten er nicht gekannt, gegeben habe, er sei aber des halb niät der Verantwortlichkeit enthoben, Bemcrknnge», die ter Behörde willkürliche Annahmen, der Deputation Mangel a» Unbefangenheit und Deli- cal-sse vorwcrscu, zu rüge» nnd als »»zulässig zuruckzuweise». Abg. Geyer behält sich vor, bei anderer Geiegcuhcit ans Ue Begründung genannter Be- »icrsinige» znrückznkommcli. Der Antrag Mehne l errege iiugchcncrcs Auf sehen »i-ht „nr in Sachsen: ganz D-istschlnud hejchüslige sich mit demselben. I» weiten Kreisen würden an die Sache E öriernngc» geknüpft, ob »uniiieht „icht auch andere Abgeordncte sich in die Lage versetzt sehen müsse», viel leicht viel eher, als der Abg. Liebknecht, ans ihr Mandat z» verzichte» Redner wnrs „ach einer längeren Auseinandersetzung der »ach seiner Auffassung n irklichc» Sachlage dem Tepr-talioiubertchte vor, daß er nicht die objektive Sprache ergieise, die von einer gesetzgebertsche» Versammlung unbedingt z» verlangen sei, »nd stellte schließlich den Antrag ans namentliche Abstimmung. Abg. Or. Hubcikor» bemerkt, daß, entgegen dem Schriftstücke Liebknechts und der Acnßermng des Abg. Geyer, die Deputation ohne jede Voreingenommen heit, ohne jede Rücksicht aus Parieisteltuug mit Ernst und Gewisse,ch-stl^eit die Frage «eprüsi hat, und wem, sie »n eine« Herrn Liebknecht nngüvsimen Gutachten gekommen ist, so ,st es nur deshalb geschehen, weil die erürterteu Thai sack en ei» anderes »machten «ich, gestattete». Wir würden »uch sehr gern zu Gliusteu Liebknecht s unser Unheil abgegeben haben, wären nur irgend die Verhältnisse dazu geeignet gewesen. Liebknecht hat eiuaertna t. daß er an zwei Terminen die Einkommensteuer auf da« Jahr 18S0 »Ich« be zahlt hat. Nuu, sagte «bch Geyer, daun war eS Pflicht ber Steuerl-ehörde. Herrn Liebknecht zu mahnen »nd vo» ihm »ach Befinden ereculivisch die rück ständige Steuer ein-nhebe >. Das war aber nicht möglich, er konnte gar keine Steuer bezahlen, denn »ah dem vom Abg. Geyer »„gezogenen Stener- gesctze mußte er von der Zeit ab, wo er Sachse» verließ und nach Preuße» übcrsiedelte, nicht mehr i» Sachsen, sondern in Preußen seine Steuern be zahlen. Abg. Slaike: Abg. L-ebk„echt habe ihm bei einer Begegnung in Leipzig gesagt, daß er und Bcbel nicht mehr zur Kammer komme» würben, da sie nah Berlin zögen Er habe dafür einen vollgilligeu Zeugen in dem Abg. Geyer. Nachdem der Resir.ut in seinem Schlußwort nochmals den Standpunkt der Deputation klargetegi, wurde mit 64 gegen 10 Stimmen die Annahme des Depmalionsvotnms und damit die Uugiltigkeitserlläruna deS L,ebsiiecht'sche„ Mandates ausgesprochen. — Die Kammer trat hieraus indie Schlnßber-ithmig über mehrere aus die Erbauuug von Eisenbahnen und Errichtung von Haltestelle» rc. gerichtete Petitionen. Die Kammer beschloß, die erbetene Bahnverbindung Kohren, die Erbauung einer Eisenbahn von Radcbnrg »ach Großenhain, sowie vo» Anuabetg- nach Bä>enstei» bez. Crauzahl-W esenthal, ferner die Herstellung einer normasipurigcn Eisenbahn von der Bautzen-ttönigswarthaer Linie »ach Kamenz, die Herstellung einer Eisenbahn von Bautzen über llhyst »ach Weihwasser, von Berggießhübel »ach Gottleuba und von Reichenau »ach Türchau, endlich die Errichtung einer Bcihnhofsaiilage zwischen Bahnhof Annaberg und Bah Hof Bnchholz der Re gierung zur Kcimtniß mhaie, den Auschlnß Oberwiesenthal« au das Eisen bahnnetz dagegen z»r Eiwägmig zn überweisen. Aus sich hernhe» blieben die Pensionen „u, den Baueiner Esienbahnliuie Altcnburg Waldenburg-Limbach, Arnsdorj-Radcburg, Auerbach Eich, Bantzen-Bamth-Weißenberg, Gosilcuea Hcllendors-Pciersivalde, Türchan°Leilei,dvrf-H:r,chsette uns dir Erbauung eiiier Bielathalbahn. Ans seine Uhr sehe», die Mappe und den Feldstnbl ziisamnieii- kl.'ppeii, unter de» Arm nehmen und ans und davon springen, war bei dem Maler Las Werk eines Augenblicks. — Unterdessen ging Donner geduldig vor dem Hanse ans und ab und stellte tiefsinnige Betrachtungen an über di« Wahrheit des TicherwvrleS: „Von halber znei bis viertel ans sü»f — D -s sind nickt ganz drei Stinicen. We»»'s ei» Liebhaber diirchpasscn muß — Ei» »»gehcnrcr Zeitraum." Ta endlich knarrte das Psörtche». Ledcrstrumpf riß die eben in Brand gesetzte Cigarre ans dem M»»Le «nd stand erwarliingsvoll da. Es ließ sich aber keine Nessel sehe», sonder» nur ei» blondbe- zopstes, stiimt'snasiges Mädchen, mit einem kleine», vielleicht halb- jährigen Kinde ans dem Arme und einem etwa dreijährigen Bübchen a» der Hand. Letzteres begann sofort mit einem große» Gummiball g» spiele», während das Mädchen mit dem Kinde vor dem Hause ans und ab ging. „Auch gut," dachte Lederslriimpf, ..wenn der Brate» warten läßt, so nimmt man einstweilen mit d r Zwiichcnspcise vor.ieb." Er gesellte sich z» dem Mädchen nnd begann: „Guten Tag, mein schönes Kind, das trifft sich ja herrlich, daß Sie auch hier spaziere» gehe», da können wir einander Gesellschaft lcistcn.- Die Angeredete lächelte geschmeichelt nnd zupfte an ihrer Schürze. «Ein reizendes Kindchen, das Sie da in den Armen tragen." „'s iS als nicht übel." «Aber die großen Kinder gefall,» mir doch noch viel besser," suhr Lrdrrstrumpf sehr verbindlich fort. „Merkwürdig, was c- hier in Bacharach sür schöne Mädchen gicbt!" „Ich bin nicht aus Bacharach," versetzte das Mädchen mit Selbstgefühl, „das könnte der Herr alsgleich an der Sprache mcrke.- .Freilich, freilich,- lenkte dieser ei», „vielleicht aus Köln oder Mainz?" „Nee, ich bi» als aus Steeg!" (Kleines Dorf bei Bacharach.) „Aus Steeg?" entgcgncte Lederslriimpf. „Das macht freilich einen Unterschied! Aber wie heiße» Sie Len», meine Liebste?" „Hannche heeße ich." „Hamich«? Ei, das ist ei» hübscher Name. Nun sage» Sie mir, Hannche, Sie habe»'- gewiß recht gut bei Ihrer Herrschast?" »'S wacht sich, ein Vergnügen ist's ledder »irgend», zu dienen.- „Ja ledder, ledder ist'» so,- wiederholte Lederstrumps, der fich Sächsisches. — Auszeichnungen. Ehre »post hörn er w»rden verliehe» a» die Postillone G. 3t. Hempel im LberpostdirrctionStzezirk DreSbe», I. C. Zimmnmann und W. H. Heil im OberpostdirectionSbezirk Leipzig; Ehre» peitschen erhielten die Postillone G. E. Leipiier, E. Willig, E. Eisfeld, CH. W. Müller und C. E. Müller, Bezirk Dresden. — Im gesammte» Neichspvstgel ict wurden im vergangene» Jahre an 41 Postillone Ehrenposthörucr und an 67 Postillone Ehreu- pcitjche» verliehen. — Zahlungs-Einstellungen. Ctrninpffablikant E. M. Frenzel in Dittersdorf bei Zschopau. — Schnittwaarcn- und Kleider- Händler K. H. Kreher in Brand. — Maurermeister A. O. Klcebcrg in Leipzig. — Ansammlungen Arbeitsloser in Leipzig. Solche haben am 2. März von 10 Uhr Vormittags ab im Nvrdwcslen der Stadt bei», neuen Schützenhause slattgesmiden. Zn größeren Aus- schreitiliigcn ist eS nicht gekommen, da die Polizei benachrichtigt war, die Masse» bcobachlen ließ und z»»i Auscinaiidergehen uöthigle. Die Arbeiter, welche sich truppweise vertheiltc», zogen nach der Stadt zurück und trafen sich aus dem Marktplätze, wo sie jedoch von der Polizei znm AnSeinandergehcn aufgesordert wurde». Da die Arbeiter der Polizei keine» Widerstand entgegensetzten, so ist es nirgends z>K größeren Ausschreitungen gekommen. — Ein alter Musiker. Musikdircctor Julius Zöllner, ein Veteran des früheren allen Schntzenrrgiments, stiert Morgen in Dresden noch rüstig und thälig seinen 80. Gevurtstag. Er ist der Eiuzige, welcher sich von der damaligen Truppe noch am Leben be findet. Zöllner ist geboren am 4. Mär; 1812 zn Chemnitz, wo sein Vater Musikdirectvr deS Regiments Prinz Maximilian war. Da derselbe nur di« damals gesetzlichen 8 Jahre gebeut, so ist er ohne Pension »nd muß sich bei seinem hohen Alter seinen LeveuSunterhall noch mühsam mit Musikunterricht verdienen. — Ranbanfall. I» Leipzig ist in der Nacht znm 2. März ei» Droschkenbesitzcr, der einen Fahrgast nach Altschleußig gesahre» hatte, bei der Rückfahrt aus dem Schleuniger Wege, kurz vor dem Bahiiübeigange, wo er mit seiner Droschke wegen der Steigung des Weges langsam fahre» mußte, von zwei Unbekannten Plötzlich ange falle» worden. Während einer vo» de» beiden das linke Hinterrad sesthielt, war der andere ans den Tritt des Kntsche.bockS gesprungen, halte de», überraschte» Gcschircführer ziigeriiscu: „Das Geld ra»s- uud ihm alsdatt» mit einem Spazicrstocke einen Schlag über de» ' Kops versetzt, der jedoch an der Pe-zmütze des Getroffene» abgeglittc» war n»d nur leicht das Gesicht gestreift Halle. Der Droschkenvcsitzer hatte nunmehr mit raschem Griffe aus dein Kaste» deS Kutscherbocks eine» dort anslnwahrten Schraubenzieher hervorgeholt und mit dcm- selbcn seinen» Angreifer einen wnchligeu Schlag versetzt, der ihn heimlich an dem reizenden Steeg« Dialect ergötzte. «Aber so schwere Arbeit könne» Sie doch wohl nicht haben?- „Kecne schwere Arbeit?- rief das Mädchen. «Da hebe Sie einmal, wie arg schwer die kleine Plag ir!" Ehe Lederstrumps es verhindern konnte» hatte sie ihm das Kind aus den Arm gelegt. I» demselben Augenblick aber ries sie: „O Tu i»ei» lieber Gott, das Karlche!" Wie ein Pfeil schoß sie der Richtung zu, in wrlher Karlche», seinem Balle nachlanfcnd, eben i» eines der dnnkle» 2 höre verschwand, welche die Stadtmauer durchbreche» »nd znm Rhein führen. Da stand der Lederstriunpf und sah mit süßsaurer Miene auf das Kind in seinen Armen. Nie in seine», Leben hatte er sich bisher überwinden können, solch ein kleines zarte- Geschöpf zu be rühren, bei dem man nie weiß, wie man es anfassen soll, uni ihm nicht nnverschciiS das Genick zn verdreic». Wegwersen konnte er es indessen doch nicht, und je länger er ans Lar Ileiue, an seinem Fäustchen saugende Kind hcrcibbsickie, desto mehr schwand sein Zorn nud machte weichcren Gefühlen Platz. «Hm," dachte er, „eigentlich schadet eS einem jungen Man«e, der ans Frcierssnßen ansgebt, nicht, wen» er sich einmal davon überzeugt, wie solch «in kleines Kind in der Nähe anSsie^t." „Wer A sagt, »»iß auch B sagen. Es könnte ja doch möglich sei», daß man —" Lederstrumps vollendete diesen Satz nur durch e>» erneutes «hm, hm" „nd philvsophir e dann weiter: „Merk würdig, daß daS auch einmal ei» Mensch werde» will! UelirigcnS wäre cs mir sehr angenehm, wen» das Hainichen jetzt zurückkowmen wollte." DaS Kind zog nämlich immer eifriger an seinem Händchen, ließ aber zwischendurch die ersten bcdenilicheu „Aeh, äh", hören. DaS war fatal. Lcderstrniiipf sing an, wie er eS bei Ha»»chen gesehen hatte, tänzelnd mit dem Kinde aus »nd ab zu gehen. Da daff.lbc aber nicht auf diesen Bernhignngsversnch einging, sonder» laut zil schreien anfing, so suchte er es auf andere Weife zur Ruhe zu bringen. Seine» Baß mögl chst mildernd, hob er leise au zu singe», »nd da ihm gerade nichts sinsiel, er übrigen» anch der Ansicht war, daß eine», halbjährigen Kinde der Text ziemlich gleichgültig ist, begann er da- bck.-nnte „Rckrt-e, ffitrrbe, ovllegialss'' zu summen. Eben war er zur» dritteumale bei dem „nulla" angekommen. und wischte sich die großen Schweißtropfen von der Stirn, da sah «r Hainiche» i» der Ferne komme». : ' (Fortsetzung folgt.)
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