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Großenhainer Anterhaltungs- und Ameigeblatt. Mit Hoher Concession gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. M 48. Mittwoch, den 16. Juni 1847. an die Communalgarde zu Ham vom 13. Juni 1847. Die zweite Waffenübung findet Sonnabends den IS. Juni statt. Nachmittags 4Z Uhr wird Appel geschlagen, 5^ Uhr verlesen und hierauf sofort ins Bataillon gerückt. Bei ungünstiger Witterung unterbleibt das Appelschlagen und es wird in diesem Falle die Waffcnübung Montags den 21. d. M. gehalten. Die zum Nachexerciren Verpflichteten haben sich hierzu den 25. Juni Nachmittags 4^ Uhr vor dem Raihhause cinzusinden, oder schriftliche und genügende Entschuldigungen an den Haupt mann der zweiten Compagnie, Herrn Heimbrecht, abzugeben. E. Fiiffel, Commandant. Der Chiromant. (Schluß.) 9. «Wissen Sie schon, liebes Thereschen», trat voller Freude der Ober-Archivarius in das kleine Zimmer neben der Gaststube, wo diese eben mit einer häuslichen Arbeit beschäftigt war, «wissen Sie schon, daß der der Wahrsager wieder hier Das arme Kind entfärbte sich und Mmmelte: «Er ist wieder hier? Doch nicht im Hause?» «Gerade, gerade! Und denken Sie sich, seine Prophezeiung, die er mir machte, ist auch in Erfüllung gegangen. Eben habe ich die Bestal lung als Ober-Archivarius zu Gitschau erhalten. «Also auch dieses», rief Thereschen, und Thränen schossen ihr aus den Vergißmeinnicht- augen. «Ja, ja, es muß Alles wahr werden, was er sagte.» «Ja freilich, freilich», versicherte Jener. «Jetzt kann ich Ihnen mein Herz und meine Hand anbieten , geliebte Therese, und frage Sie, ob Sie mein geliebtes Weib werden wollen.» «Nein, nein, es geht nicht», schluchzte sie. «Nun, warum denn nicht? Sagen Sie mir um Gotteswillen endlich einmal die Ursache.» Eben wollte sie, gerührt durch seine Bitten, erzählen, als der Cabinetsrath eintrat, die ver trackte Herenmeisterlarve vor dem Gesichte, und die schwarze Perrücke auf dem Kopfe. Laut auf schrie Thereschen und wollte ent fliehen. «Bleiben Sie, bleiben Sie, Mademoiselle», rief er, und warf Maske und Perrücke weg. «Ich bin kein so böser Hexenmeister, wie Sie glauben.» «Es ist ja der Herr Cabinetsrath von Holm, liebes Thereschen», versicherte Bothe, «der sich damals, als er unsere Befangenheit bei seinem Eintritte merkte, mit uns Allen einen kleinen Spaß machte.» «Aber wie kam es denn», fragte sie schüch tern, «daß Alles, was Sie damals sagten, eingetroffen ist.» «Mußte, mußte, mein liebes Kind», ver sicherte Holm, «und wird auch noch eintreffen.» «Gott bewahre, nur Alles nicht», protestirte Therese. «Zum Glück kann es auch nicht ge schehen, sonst wären Sie ja ein Mitschuldiger, und würden in die größte Strafe verfallen, wenn Sie es nicht der Obrigkeit anzeigten», fügte sie lächelnd hinzu. Lange besann sich der Cabinetsrath. Endlich kam ihm sein gutes Gedächtniß zu Hülfe. «Mademoiselle», sprach er mit erzwungenem Ernste, «da Sie mich für einen falschen Pro pheten erklären, so muß ich mich vertheidigen. Erinnern Sie sich noch Alles dessen, was ich Ihnen sagte?» «O gewiß, gewiß. Es hat mir vielen Kum mer verursacht.» «Gut, so werde ich Alles wiederholen, und Sie werden finden, daß Alles eintreffen muß. Nachdem ich also», fuhr er fort, «Ihre Hand betrachtet hatte, sagte ich, Ihr Herz ist nicht mehr srei, Sie fühlen Neigung zu einem jungen Manne, welcher sich in diesem Zimmer befindet. Hatte ich nicht Recht?» " Thereschen nickte erröthend mit dem Köpfchen.