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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202253
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920225
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-25
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1892
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Nr. 46. — 12. Jahrgang. Lle an jedem Wochentag Abend (mit dem Datum des folgende» Tage«) zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Landes.«,„eiger": mit täglich einen, Extra-Beiblatt ° i Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler s Sächsische Gerichtszeitung 4. Sächsisches Allerlei «. Jllustr. Unterhaltnngsblatt 6. Sotttitagöblalt 7. Lustiges Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 7V Pfg., bei den Post-Anstalten 75 Pfg. Sächsischer ! Fitilites-Klljeiger Verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hanptblätter des „Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigere» Souder-Ausgab« alS: „Chemnitzev Geneval - Anze; gev " für Chcnmitz monatlich 40 Pfg. freiinsHans; außerhalb Chemnitz monatlich 50Pfg.mit Zntragen. PostzeitungSpreisliste für 1892- Nr. 1342. Donnerstag, 25. Februar 1892. Der Sächs. LandeS-Auzeiger ist für da» Jahr 1892 eingetragen in der deulsche» Post-ZeitungS-PrciSliste unter Nr- 5580, in der österreichische» unter Nr. 3651. Für Abonnentenerscheint je einmal ii»Jahr: Jllnstr. WelhnachtSbuch (JahreSbnch). Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschliis, Nr. 136. Telegr -Adr.: Landes-Anzeiger, Chemnitz. Die sächsische Landwirthschaft «,ld die deutsche Brotkorusrage. Special Bericht des „Sächs. Laute Z-Nnzeiger" (Chemuitzer General-Anzeiger). O Chemnitz, den 24. Februar 1892. Giebt es denn eine deutsche Brotkorusrage? — Wer nicht völlig außerhalb aller Verbindung mit de» großen politische» Bewegungen der Gegenwart siebt, der wird eine Antwort leicht finden. Der längere Zeit in De itschland mit großer Leidenschaft geführte Kampf 'gegen die Kornzölle, der hohe Brolpreis und zahl reiche andere Zeichen lassen keinen Zweifel darübcr, daß es eine deutsche Brolkornfrage nicht' nur giebt, sonder» daß dieselbe auch einen sehr erheblichen Einfluß ans die Lebenshaltung der Bevölkerung zeitweilig gewinnen kan». Die deutsche Brotkorusrage entsteht aus dem Unterschied, welcher zwischen der Menge de» von uns erzeugten Brotkvrns »nd der Größe unseres Consnms vorhanden ist. Deutsch land verzehrt »ach den Ermütclnuge» der Statistik gegenwärtig jährlich etwa 1,603,000 Tonnen — ü 20 Cciilncr — Vrotkvrn »»ehr, als cS e zeugt. Die 720Millionen Mark, die eS i»i Jahre 1890 für Nahrungsmittel an das Ausland zahlte, sind znmeist auf diese ungenügende Erzeugung von Brolkorn znrnckznführen. Als man vor Jahren die Zölle ans Getreide i» Denlschland erhöhte, geschah das nicht nur, um der Landwirthschaft durch eine Steigerung des Kornprciscs eine Wohllhat z» erweise», sonder» man gab sich auch in volkswirthschaftlichen Kreisen der Ueberzengnng hin, daß die deutsche Landwirthschast ans dieser Zoller-Höhung. Kraft »nd Neigung zu einer derartigen Steigerung der Kornproduclio» schöpfen werde, daß sie Dcntjchlanv in dieser Beziehung sciiw alle lluabhängigkcit Nom Auslände wiedergeben werde. Würden diese Erwartungen erfüllt sein, so hätte der deutsche Kornzoll im Preise des BrotcS jedenfalls eine» weit geringeren Ausdruck gefunden und auch jene Bestrebungen der sog. Bodenverstaallicher, die das Privatcigcnthlll» an Grund und Boden anfhcbe» wollen, um andere rechtliche Grundlagen für bessere VolkScrnährung zn finden, würde» weniger Eindruck mache». Mit Recht weisen hervorragende Land- wirthe, so »ntcr Anderen Schnlz-Lnpitz in einem kürzlich in Dresden gehaltenen Vortrage, darauf hin, daß unser deutscher Volk a»S der Brolkornfrage hcranskommen müsse, daß cs in der dentsche» Landwirthschnst so wie bisher nicht mehr weiter gehen könne, daß es ihre Pflicht sei, einsichtsvoll die Fortschritte der Agri- cultnrchemie zn nützen, »in besser als bisher, z» eigene», und allge meinem Wohl, die im Boden ruhenden Stoffe als Nahrung in das Lebe» zu überführen. Auf die sächsische Landwirthschaft treffen diese Vorwürfe im All gemeinen nicht zu. Eine kurze Berechnung möge dieses zeigen. Soll die dentsche Landwirthschast den deutsche» Bedarf an Brotge treide selbst decke» und uns damit ans diesem Gebiete vom AnSlande „»abhängig machen, so muß n»sere Landwirthschast ihre Noggenernte ui» 10>/z Procent, die Weizeucrnte um 16^ Pro.ent erhöhen. Der Hectar des gegenwärtig in Dentschland dem Getreidebau dienende» Landes müßte da»» durchschnittlich 22 Ccntncr Roggen oder 319/z Cenlner Weizen jährlich tragen, während jetzt der TnrchschnittSertrag sich ans 20 Ccntner für die crstere und 27 Ccntncr für die letztere Gelreideart beziffert. Ist »»» eine derartige volkswirthschaftlich so außerordentlich bedeutungsvolle Steigerung des deutschen Bodenertrages möglich?— Hier hat nicht der wlssenjchastlichc Theoretiker, sondern der praktische Landwirlh z» spreche». Und dieser b cjaht die Frage ohne Weiteres. Unier der deutsche» Landwirthschaft kann der sächsische Ackerbau als ein Beispiel diene», daß es möglich ist, durch geeignete Bewirlh- fchaslnng Deutschland in der Gelreidesrage vom Anstande unabhängig zu machen. Es ist bekannt, daß der sächsische Ackerboden nur bezirks weise sehr gnt ist, im Allgemeine» aber nicht zn de,» beste» in Deutsch land gehört, daß ,'»> Durchschnitt der deutsche Ackerboden ein vorzüg licherer als i» Sachsen ist. Trotzdem hat die sächsische Landwirth- fchast durch geeignete Bvdcnbcwirlhschastniig den Erfolg, daß sie nicht nur auf dem Hectar durchschnittlich jene zur Lösung der deutschen Brolkornfrage »vthwcndlge» 22 Ccntner Roggen oder 31*/-. Centner Weizen erntet, sondern sie erzielt selbst eine» noch höheren Dlirchschnitlsertrag, nämlich 26^ Centner Roggen oder 34 Centner Weizen ans de», Hectar. Das ist ei» Erfolg, ans den die sächsische Landwirthschaft stolz sein kan», ein Erfolg, der verdient, ans den verschwiegenen Hefte» unserer landwirlhschastlichen Statistik auch in die größere OefscntlichkOt z» dringen. Untersucht man, auf welche Ursache» ei» derartiger Erfolg i» Sachsen znrückznfnhrei, ist, so gelangt man zu der Ucberze»g„»g, daß derselbe in engen Zusammenhang mit der Kleinheit der land wirthschastliche» Betriebe in Sachsen zu bringen ist. In der In dustrie mag der Großbetrieb durch seine Maschinen das Rohprodukt besser ansnntzen und billiger prodncire» als das Kleingewerbe, i» der Landwirthschaft ist das bis heute in Deutschland noch nicht der Fall. Unser Kleinbauer nicht seinen Rohstoff, den Bode», besser »nd zweckmäßiger als der Latifnndicnbesitzcr und daher ist auch der Er trag i,„ bäuerlichen Kleinbetriebe reicher als im Großbetriebe. I» Sachsen ist nn», wie unsere Statistik lehrt, besonders die Zahl der mittleren und kleineren ländlichen Betriebe groß, während die Zahl der Großbetriebe fast verschwindet. Nach einer neueren Veröffent lichung des sächsische» statistische» BnreauS „mfassen von den sächsische» landwirthschaftlichku Betriebe» nur 0,81 Procent eine Bodenfläche Von mehr cils 60 Hectar, 4,65 Procent haben zwischen 20—60 Hectar. Mehr als der dritte Theil aller sächsischen landwicthschaft- liche» Betriebe, nämlich 39,57 Prvcent bewirthschastete eine Fläche von 6—10 Hectar; 1—5 Hectar hatte» 26,61 Prvcent der sächsischen Wirthschaflen. Diese» mittleren und kleineren Betrieben ist der hohe durchschnittliche Getreideertrag des Landes zu verdanken. In Sachsen kommt also der Segen des lankwirthschaftlicheu Kleinbetriebes z»m Ausdruck. Hier findet man ei» Beispiel dafür, daß die Ernte sich steigert bei verkleinerter und deshalb intensiver bewirthschafteter Anbaufläche. Sächsisch« Leser werde» sich bei dieser Gelegenheit des vor Jahre» in Chemnitz amtircndcn Consnls Tauner erinnern, der in Berichten an die Negierung der Bcr einigten Staaten die sächsische Landwirthschaft als eine gänzlich hinter de» Fortschritte» der Gegenwart zurückgebliebene schilderte. Das war damals nicht der Fall und ist eS heute, wie schon die hier angczogcne» Zahle» beweise», erst recht nicht. Ganz erheblich übersteigen ihre Dnrchschnittserträgiiisse i», Getreide jene der deutschen Landwirthschaft überhaupt. Würde im gesammten Dentsche» Reich die Bcwirthschaftung des Bodens eine derart eindringliche nnd zweckmäßige sei», als in Sachsen, so würde die deutsche Brolkornfrage gelöst sei». Dan» hätten wir in dieser Frage nicht nur unsere alte Unabhängig keit vom Anstande wieder erlangt, londer» wir könnte» auch noch erhebliche Menge» Brvtkorn ans führen, statt jährlich sür dasselbe einige hundert Millionen a» Rußland, die Bereinigten Staate» »nd Ocsteercich-Ungarn z» zahlen. An einen solchen Aufschwung unserer deutsche» Landwirthschaft ist jedoch nur zu denke», wenn dieselbe jene zahlreichen Mahnungen zn l> es> er er Bewirt hschaftung beherzigt, die seit geraumer Zeit ans ihren eigene» Kreise» an sie gerichtet werden. Politische Rundschau. Chemnitz, den 24. Februar. Deutsches Reich. An der Grenze zwischen Elfatz-Lotl)» tilgen «nd Frank reich ist im vorigen Jahre der Paßzwang aufgehoben worden, um den Elsaß-Lothringern ei» Zeichen de- Entgegenkommens zu geben, aber die NeichSregieruug hat hiermit keinesfalls zeige» wolle», daß sie sich MN-, Alles und Jedes von den Franzvslingen gefalle» lassen will. Besonders behält man diejenigen jungen Leute scharf im Auge, die sich durch ÄllswMldcrnim ihrer Militärpflicht entzogen »nd »nn so allmählich in ihre HeiwäTh^'zMvMM^.,">» sich des gelungene» Streiches zn freuen. Selbstverständlich wcrden"cktN---die^Personen stattet würde, so liefen bald Diesmal hat »nn eine solche Ausweisung eine bekannte Person be irosse», eine» Sohn des bedeutenden Großindustriellen August Dvllfus in Mühlhausen. Die Französlinge werden wohl einigen Spektakel mache»; aber natürlich kan» hierauf keinerlei Rücksicht genommen werden. Auch das de», Reichstage vorgelegte deutsche Spionagegesetz richtet sich gegen französische Besucher des Reichstandes. Schaut ei» Deutscher in Frankreich einmal in eine Kaserne hinein, so kam, es leicht kommen, daß man ihn als Spion bei». Krage» nimmt. I», Reichslande wurden verdächtige fremde Elemente bisher einfach über die Grenze gebracht. Es ist ganz gnt, wenn die Zügel nun etwas straffer angezoge» werde». Dem Bnndeörath ist der im Neichs-Eisenbahnamt ansge- arbcitcte Entwurf eines neuen Betriebs-Reglements für die Eisern bahnen Deutschlands nebst einer erläuternde,, Denkschrift zngcgangen Bei der Umarbeitung ist darauf Bedacht genvmme» worden, Fremd- Wörter durch gleichbedeutende deutsche Ausdrücke zn ersetzen, soweit dies möglich war, ohne die Gleichförmigkeit mit den, intern itivnale» Uebereiukvmmen zn gefährde». Die Bndgeleommisston des Reichstages genehmigte den Etat des Neichsamtes des Auswärtigen mit dem zugehörigen Cvlonial- elat vollständig. Dev deutsche Landwivthschaftö-Congiesr trat an, Dienstag in Berlin zn einer Hanptversammlniig zusammen. Unter de» ge faßten Resolutionen ist besonders eine solche hervorziiheben, welche Abänderungen des Gesetzes über den Uittersiütziingswohnsitz „nd das Frcizügigkeilsgesetz fordert. Molivirt wird das Verlangen mit der Sicherung von Arbeitskräfte» für die Landwirthschast. Neue Reichstags-Vorlagen. Von den beiden neue» Ge setzentwürfen, welche de», Reichstag zugegangen sind, hat der über den Belagerungszustand in Elsaß-Lothringen nur formelle Bedeutung. Er bezweckt, Lücken der Gesetzgebung ansznfüllcii, welche i», Falle eines Kriegsausbruchs oder innerer Unruhen die rasche »nd wirksame Aliwciidnng des Ausnahmezustandes in der Weise, wie sie i», übrige» Reichsgebiet zulässig ist, erschweren würde». Solche Schwierigkeiten liegen zu», Theil auch in dem Umstande, daß der jetzige Statthalter ei» Civilbeamler ist und daher de» militärische» Befehlshaber» gegenüber nicht durchweg diejenige» Befugnisse hat, welche sein Vor gänger, der Fcldmarscyall v. Mmitcuffel, besaß. Die Vorlage wird wohl weder i». Allgemeine», »och in ihre» Eiiizclbcstimmnnge» Widerspruch Hervorrufe». Was de» anderen Entwurf über de» Vcr- rath »nlitärischer Geheimnisse angeht, so wird die Darlegung der Motive, daß es einer Erweiterung der jetzigen Strafbestimmungen bedarf, Wohl ebenfalls nicht bestritten werden. Es wird darauf hin gewiesen, daß das Strafgesetzbuch jetzt mir die Mittheilung geheim zn haltender Dinge an eine fremde Regierung mttcr Strafe stellt. Hierdurch würden sonstige sehr wohl denkbare Fälle des Verraths gar nicht getroffen, außerdem aber, ausweislich einer Reihe vor dem Reichsgericht stattgesnudencr Verhandlungen, sür de» Beweis des Verbrechens oft unüberwindliche Schwierigkeiten geschaffen, da die Spionage rcgelinäßig durch Mittelspersonen betriebe» wird, die ent weder Beziehungen zu einer frcinde» Regierung überhaupt nicht bc- sitzen, oder wen» sie solche habe», ihre Beziehungen z» der von ihnen bediente» jsremde» Negierung leicht zu verbergen i», Staude sind. Eine noch fühlbarere Lücke des Strafgesetzbuchs liege darin, daß cs eine allgemeine Bestimmung gegen die gefährliche Thätigkcit derjenigen, welche in landesverräthcrischer Absicht die im SlaalSintercsse geheim zu haltende» Thatsachen und Gegenstände ans- kundschafte» und sammeln, d. h. gegen die Spionage an sich, über haupt nicht enthält. Die in der Anlage zur Begründung mitge- theiltcn Gesetze gegen die Spionage scheinen in der That zu bekunde», daß die letztere heut zu Tage i» der Welt sehr schwunghaft betrieben wird — was sich aus de», Bedürsniß der Regierungen, von de» immer neuen Vorbereitungen der einzelne» Länder sür den Kriegs fall Kennttiiß z» erhalten, erklärt. Ob unter diesen Umstände» die Verschärfung der Strafandrvhung viel Helsen wird, steht dahl»; indeß dieser Zweifel ist im Allgemeinen kein Grund, der Regierung die vou ihr sür nvthwendig erachtete» Waffe» gegen Spione etwa z» ver weigern. Von angeblich gut unterrichteter Seite erfährt übrigen» die „Krenz-Ztg.", daß das Spivnengesetz fpeciell durch das neuerliche Vorgehen Rußlands veranlaßt worden ist, welches i» geradezu uner hörter Weise scine Kundschafter in Trupps über die Grenze nach Deutschland sendet „nd längs der ganzen Grenze überall Anknüpf ungspunkte für den Kriegsfall sucht. Der Krieg hat nach derselbe» Quelle »ach menschlichem Ermcsse» »»mittelbar vor der Thür ge staute», und nnr der Nolhstand nnd die Hnngcrsnoth im heiligen russischen Reiche habe» seine» Ausbruch verhindert. Im kaiserlichen Statistischen Amt in Berlin haben die Sitzungen der Cvmmissio» begonnen, welche dis Werlhc der im Jahre >891 ein- nnd ansgeführten Maare» fcstznstellen hat. Die Com- misstvn besteht aus 6» Sachverständige», welche vom Statistischen Amt, meist ans Grund der Vorschläge der Handelskammern, ein- bcrnfe» werde». Die Bernfttng des Abg. Grafen Limbnrg-Stirnm gegen daS Urtheil des Berliner Disciplinargerichtshofes, durch welches er zur Dienstentlassung und z»>» Pcnsionsvcrlnst vernrtheilt wnrde, wird demnächst schon vor de», preußischen Staatsmiiiisteriilin, als der zweiten Instanz, zur Verhandlung komme». Die sächsischen Sotialdemokraten haben die Absicht, de» Erlaß des Prmzen Georg über die Soldatenmißhandluiigei, als Flugblatt ii» ganzen Königreich Sachsen z» verbreiten. Den Vor stand der socialdemokralischen Partei will man anßerde», ersuchen, ein derartiges Flugblatt über ganz Deiitschlaiid, und besonders in den ländliche» Bezirken, z» verbreite». , Oesterreich-Ungarn. Im nen e»öffneten nngarischen Reichstage ist es gleich in der erste» ordentliche» Sitzung zu allerlei Zänkereien gekommen. Der Präsident zeigte aber ziemliche Energie. — Die Deputation der Arbeitslosen in Wien» welche bei einer am Montag stalt- ohne Weiteres ansgewiesen, de»», wenn ei» solches VcrhaMC'V^^jüUkn krawallartigen Demonstrativ» verhaftet worden war, ist jetzt d alle elsaß-lothringischen Rekruten davon, wieder'in'Fresiien-Ä^"- ' »chde»» ihrem Führer eine Polizei strafe von fünf Tagen Arrest^zudlkt!^. war. 16 weitere Personen erhielten zwei bis fünf Tage. Am Diensta^amN.ckl'E^^W vor, die aber ohne Schwierigkeit gedämpft wurden. Italien. ^ Ans Rom tvkrd berichtet, daß der Cardinal Mermillod daselbst am Dienstag Vormittag gestorben ist. Die Todesursache ist ei» Krcbsgeschwnr i» den Eingeweide». Cardinal Mermillod, welcher dem Vatican sehr ergeben war, war am 22. September 1824 in Carnge bei Genf geboren, wurde 1864 Stadtpfarrer in Genf und 1875 zum apostolische» Vicar von Genf ernannt. Ec wurde deshalb vom Schweizer Bundcsrath ausgewiese». I», Jahre 1883 wnrd« er Bischof von Lausanne. England. Die Londoner Zeitungen erhebe» wüthcnde Angriffe ans Emin Pascha, weil derselbe nach Wadelai znrnckgckehrt ist. Die „Times" schreiben, E»»',, Pascha habe sogar die „Dreistigkeit" ge habt, die deulsche Flagge auf dem Rnwenzori aufzupflanzen. Nun, das wird de», schwarz-wciß-rvthcn Tuch nichts schade». — Gegen den früheren Lordmayor von London, Jsaacs, ist eine Anklage wegen vcrsnchlcn Betruges erhoben. Frankreich. Alles Mühen des Präsidenten Carnot, eine» neuen geeignete» Cabiuetschef anfzntreiben, ist erfolglos geblieben. Ec ver sucht cs deshalb wieder mit de» Männern des neulich gestürzten Ministeriums. Wenn anch bei diesen nicht jede Neigung, wieder die Negier»,igsgcschäfte zn übernehme», fehlt, so bleibt doch abzuwartc», ob cs ihnen gelingen wird, passende Vertreter für jedes Ressort zu finden. Gelingt das nicht, so entsteht in acht Tage» eine neue Ministerkrisis. Man muß also die Eutwickclnug der Dinge abwartcn. An der tnnesisch algerischen Grenze hat ei» heftiger Kampf zwischen Schmuggler» und Zollbeamte» stattgesnndcu. Nach längerem Gefecht wurden endlich die Letzteren ihrer Gegner Herr. — Ans berschiedenen südfranzösischen Garnisonen werde» grobe Svldalenansschreitungen und Zeichen von Disriplinlosigkeit gemeldet. Betrunkene Soldaten betrugen sich wie die geweiiislen Slraß.nräubcr. — Die meisten Panzer- und Kreuzer schiffe der franzö sischen Flotte sollen mit neuen Schnellse»ergeschütze,i versehen werde». Bis spätestens im Frühjahr 1893 wird die Armirinig der Schisse mit 14- bis 16-Ceittimetcr-Ka»vl'.en vollendet sein. Die Ne gierung verbot alle» Journalisten, welche Militärdienst thun, während dessen an französischen vdcr auswärtigen Zeitungen »ittznnrbeitcn. Belgien. Wirklich nette Zustände scheine» zur Zeit i» der belgische» Hauptstadt z» herrsche». A», Montag durchzog eine große Menschen menge, gegen die Einführung der allgemeinen Militärpflicht demo»- strircnd, die Hauptstraße» Brüssels. Die Ruhestörer trüge» Fackeln »nd rothc Fahne», deren Inschriften die Weltverbrüdernng »nd die Abschaffung der Kriege forderten. Vor der Kaserne der belgischen Grenadiere hielt der Zug an, die Menschenmenge rief: „Es lebe die Armee, cs lebe die Republik! Ni.der mit dem Krieg nnd mit dem König!" Viele Soldaten »nd Polizisten w ,re» Zuschauer. Zum Einschreiten fühlte sich Niemand veranlaßt. Am Dienstag waren in de» Straßen zahlreiche anarchistische Placate verbreitet, die dann aber doch von der Polizei entfernt wurde». Orient. Ministeianklage in Griechenland. I» der Deputirten kam,»er i» Athen wurde am Montag die Berathung itber de» Bericht der Cmnwission für die Anklagesache gegen das frühere Ministerin,» TritupiS verhandelt. An» der Volksvertretung heran» war beantragt, gegen daS frühere Ministerin,» wegen Ueberschreitnng seiner Amt»- befug,lisse einen StaatSproceß einznleite». Bei der Bedeutung de» Falle» war da» Kammerpalai» von einer gewaltigen Menschenmenge umgeben; militärische Vorsichtsmaßregeln waren i» weitestem Umfang»
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