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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-24
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.02.1892
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Seilage M in SW schrn Llmdes-Aiyeiger (( »enmi her Generl ü-A lyeiger). Mittwoch, 24. Februar 1892. - 1 —Verlag: St lexander Wiede i» Chemnitz. — j Nr. 45. — 12. Jahrgang. —. Amtliche Anzeige«. Donnerstag, den 28. Februar 1«V2, BormittagS II Uhr, gclcwge., in der Mol,innig der Frau Marie Winkelman» i» Markers dorf» Ltollberger Chonssec Nr. 66, 1 Nähmaschine, Vorhänge, 1 Hnndofe», Kletderhalier n. a. S. zur öffentliche» Bcrstcigernng. Ter «erichiSbollriehrr bei den» Königs. Amtsgericht zn Chemnitz. TonnerSiag, den 28. Febrnar 1«V2, Nachmittags 4 Uhr, gelange» in Altchemnitz 1 Partie stein. Säulen, Deckplatten, Würsel, hölzerne Böcke »nd 1 große Bretterbude znr öffentlichen Versteigerung. Sammelplatz r Bnttler's Gasthof daselbst. Der Gerichtsvollzieher bei den» Königl. Amtsgericht Chemnitz. Freitag, den 2«. Febrnar 1»»2, Nachmittags 4 Uhr, gelangen im LoyS'schcn Fabrikgebäude zn Kemtan Claußnersche Pfand- stttcke, insbesondere Spnli»aschi»cn, Schraubstöcke. eis. Wegen, Niemen, Tafel« «vaagen, Bretter, Holz, Eisen ». s- w. gegen baare Bezahlung znr Vcr- steigcrnng. Der Gerichtsvollzieher bei dem Königl. Amtsgericht Chemnitz« Ein bewegtes Leben. Eine Erzählung aus der Gegenwart von Heinrich Gran». (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten-) Kan», war da» Diner beendet und die Damen halten sich zurück, gezogen, als Robert seinem Schwager eilig in das Na»chzi»,»ier folgte, die Thür hinter ihm verschloß »nd ihm nnn mit leiser, er regter Stimme die Erlebnisse der vergangenen Nacht anverlraute. Als er erzählte, daß der von ihm znm Duell gesorderle falsche Spieler sich als Ferdinand von Lanz dcconvnrt habe, stieß Edgar einen Schrei ans, die Cigarre entfiel seiner zitternden Hand und fast ohn mächtig und totenbleich sank er in einen Fauteuil. Robert war über diese Wirkung seiner Mittheiliiug, die er Wohl kaum erwartet haben mochte, höchlich erschrocken und wollte schon nach einem Diener rnsen, ei» Glas Wasser zn bringe», als sich Edgar schnell erhob n»d dem widersetzle: „Laß, laß mir, es geht schon vorüber- Die Nachricht traf mich nur so plötzlich, so nnvorbercitet. Schon längst hatte ich mich mit meiner Fran an de» Gedanken gewöhnt, daß der Unselige nicht mehr »nler de» Lebende» wandlc, und »u» , er ist entflohen, wen» er meine» gegenwärtigen Aufenthalt erfährt —" „Den hat er bereit- durch einen unglücklichen Zufall erfahren," ries Robert, „er nahm mir die Karte zur Besorgung ab, durch welche ich Dich »m Rücksendung des Wagens von „Malwincuruh" bat." „O, mein Gott! So können wir mit Sicherheit erwarten, daß er hier unter dem Schutze der Dnntelheit erscheinen wird!" „So werde ich dem Gauner entgcgentreteu," ries Robert, „wenn Dir der Mnth dazu fehlen sollte!" „Robert! Wozu diese Beleidigung?" rief Edgar heftig. „Ich habe Math wie Du, und wenn ich sein Erscheinen hier fürchte, so ist eö nur Malwinen- wegen, die, zumal in ihrem gegenwärtigen Zn> stand, den Tod vor Schrecken haben würde." „Du hast recht, Edgar, daran dachte ich nicht, vergieb." „Wir müssen also Alles ansbielcn, sein Erscheinen hier zn ver. hindern »nd namenttich eine Begegnung mit meiner Fra». — Ich werde sofort die ganze Dienerschaft anwcise», im Geheimen strengste Wachsamkeit zu Halle» und jedes fremde Individuum nur Mr oder mir vvrznführen. Der Wächter soll auch in der Nacht die Hunde lvslasscn." „Die Maßregeln sind gut, denn auf diese Weise bist Du im Staude, die Angelegenheit mit dem Elenden ohne Aufsehen und ohne daß Deine Fran sic erfährt, zu Ende zn führen." — Eine Stunde später halte die gcsammte Dienerschaft ihre In strnctionc» empfange»; da diese indessen den Dame» nicht ganz ver. schwiegen bleiben tonnten, namentlich nicht der kleinen Neugierigen, Roberts Frau, so halte man vorgegeben, der entsprungene Verbrecher veranlasse diese Sicherheitsmaßregeln. — Schluß: Das verlorene Paradies. Seit jener SchreckenSnacht im „goldenen Löwen" waren drei Wochen vergangen und trotz der verlockenden Belohnung von 1000 Mark »nd de» außerordentlichsten Anstrengungen der Behörden hatte sich »och immcr keine Spur von dem entflohenen Verbrecher gezeigt Allgemein glanbte ma», daß es ihm gelungen sei, über das Meer zu entkomme». Ter Herbst mit seiner goldigen Farbenpracht, den röthlich ange. hauchten Blättern der Schlingpflanzen und des wilden Weins, die sich an den Säulen der Terrasse und an dem Hanse emporrankten, die Beete der Georgine» und Aster», welche der Gärtner als „des Jahres letzte Sterne" dargebracht, daß Alles erinnerte daran, daß die „schöne» Tage in Aranjncz" z» Ende seien, daß der Sommer dahin, »nd die Bewohner von „Malwinenrnh" rüsteten sich, die schöne Villa zn verlassen »nd das winterliche Heim i» der Stadt zn beziehen. Es war der letzte Abend vor ihrer Rückreise »ach Pola, den Herr und Fran von Saar bei ihrem Schwager znbcachte», und de», zn Ehren hatte sich eine fröhliche Gesellschaft zn einem Ball vereinigt, der als ein glanzendcr Abschluß der genossenen Gastfreundschaft gelte» sollte. Hell erleuchtet von einem Kerzenineer strahlte» die hoben Fenster des GarlensalonS und der anstoßenden Zimmer, in dem sich eine festlich geschmückte Versammlung hin- und hcrbewegte und die ünswartcnde Dienerschaft nnn Erfrischungen aller Art darbvt. Während sich die älteren Herren in dem Nebenzimmer beim Whist nicderlicßcn, eröffnet- Robert mit seiner Schwägerin den Ball mit einem Walzer. Diesem Beispiele folgten bald andere Paare nach und so verbreitete sich das Vergnüge» über die gesammte anwesende junge Welt. Namentlich war Iran von Saar eine ungemein fesche »nd deshalb bald sehr gesuchte Tänzerin, wahrcnd ihre Schwester den Bitten ihre- Gatten »achgab »nd cs bei dem Erössnnugswalzer be wende» ließ. — Dafür wendete sie sich »»» mit voller, zärtlicher Liebe ihren Kindern z», welche in diesem Augenblick in Begleitung der Gouvernante erschienen, der Mama „Gute Nacht" zn sage». In der Nähe des Finslers ließ sie sich mit den Kleine» nieder und überraschte sie durch allerlei Confilnre», welche sie fürsorglich für die selbe» reservirt halte. Glücklich strahlten die Züge der reizende» Kinder und ihre Freude spiegelte sich wieder in dem Antlitz der Mutter. Auf der Terrasse draußen, welche unmittelbar an den Tanzsaal grenzte, nnd durch eine niedrige Thürc mit der vorbeifnhrcnde» Straße verbunden war, vernahm man leises Rascheln in de» welken, fallenden Blätter» nnd von Baum znm Baum schlüpfend, erblickte ma» in der Dunkelheit eine tief verhüllte, menschliche Gestalt. Jetzt schlich sie leise, wie ein Dieb, bis zn einem der großen Fenster, die bis zur Erde reichte» und gedeckt durch den wilden Wein, konnte sie ungesehen den weiten Saal überblicken. Es war Ferdinand von Lanz, aber kaum würde ihn Jemand wiedercrkannt haben, hätte er das Gesicht gesehen, das glühend roch und wie verzerrt erschien, wenn durch die Blätter ein schwacher Lichtschimmer darauf fiel. I» der Mitte des Salons, umringt von mehreren seiner Gäste, denen er in seiner liebenswürdigen güteovlle» Manier etwas mitzu- theilen schien, stand Edgar. Bei seinem Anblick zuckte Ferdinand krampshastschmcrzlich zu- äinnien und Gedanke» reuevoll »nd anklagcnd stürmten ans ihn ein. Wie edel hatte sich dieser Bruder — kein Stiefbruder — gegen ihn von Jugend ans benommen? und wie hatte er er ihm gedankt? — Indem sei» Ange Iveilcr uinherschwejfte, konnte er kam» einen Auf- chrei unterdrücken, als er säst i» nächster Nähe des Fensters Malwine erblickte, strahlend in ihicr duftige» Toilette von Schönheit, die Wange» gervlhct von Freude und Gesundheit, nnd ihr zur Seite, wie kleine Liebesgötter, ihre beide» reizende» Kinder. — Wer jemals das entnervende Gefühl bitterer Rene empfunden, nur der wird sich eine Vorstellung davon machen können, was Ferdi- »and bei diesem Anblick fühle» mußte.— Er legte die zitternde Hand über die Ange», die ihn Plötzlich blendeten — durch Thräueu »nd flüsterte: „Mein verlorenes Paradies!" — Alles, was er da vor sich sah, diS schöne, friedlich-stille Glück der Liebe und Häuslichkeit» den Schmuck blühender Kinder, das Halle er leichtsinnig von sich gestoßen, um einem eingebildete» Phantom nachzujage» und a» der Seile eines elenden Weibes von Stufe zn Stufe bis znm gemeinen Verbrecher hcrabznsinkeii. — Er war in der Absicht hicrhergekomme», einen günstige» Mo ment zu erspähe», nm Edgar heimlich »och einmal — vielleicht znm letztenmale zn sprechen, und jetzt verließen ihn Plötzlich die durch ein langes» schweres Krankenlager geschwächten Kräfte, er wankte und fürchtete, bewußtlos ziisannnciiziibreche» und durch sei» Ausstichen das eben erst erschaute Glück des Bruders und Ma'wincns zu zertrümmern, jedenfalls z» trüben. — Nein, »ei», das wollte er nm jeden Preis verhüten! Während im grelle» Conlrast drinnen im Saal Stranß'sche Weisen erklangen, rang Ferdinand gewaltsam hier draußen mit dem Gefühl erdrückender Schwäche; endlich sich ansrecht haltend, tapple er, wie ein Blinder, mit vorgestrccklcn Händcu, von einem Baum znm gewandtes Christen«!»»»". Im angewandten ChrisleMhinn ist nnS die Formel gegeben, nach der in Zukunft jede Frage menschlicher Gemeinschaft, Innerhalb de; Vaterlandes sowohl, nie im Völkerverk.-Hr, gelöst werden soll. — Es handelt sich dabei nicht — das muß betont werden — m» „mamiich- sache Aendcrungen". es handelt sich nicht um de» zeitweise» Lieg einer Partei oder um die vorübergehende Herrschaft einer Strömung — cS bandelt sich »in den griindänderndeii Neubau »nlercS Gesamnnlebcil»; cs handelt sich nm eine so vollständige Wandlung der Dinge, wie bis heute wohl »nr Wenige sie sich klar zu mache» vcrsn.lt. Diesen Gedanken ouSzuführcn, ihn für die tausend Gebiete unseres öffentlichen Lebens darznlcgen, ist nicht der Zweck dieses Anfrnfs; dies kan» vo» Werth erst da»» sei», wenn daS Evangelium der Liebe als vornehmstes Gesetz a» erkannt ist; vorher ist eine Würdigung dahin gehender Einzelheiten zu schwer. An der Möglichkeit einer Verwirk lichung des ChristciNhums zweifeln aber kann nur, wer das Wesen der Liebe »och nicht erkannt: Liebe ist Kraft. — Ganz selbstverständlich vollzieht sich das Kvmincndc nicht ohne de» be sonnenen Zusammenhang mit der Gegenwart, aber es ist mir denkbar »nt« rückhaltlosem An sgeben einer MeltAnschaunng, die zwar in der von der Vor sehung geordneten Entnickelung ihre Erklärung findet, dke uns aber Nicht hindern darf, in dem Augenblicke das Christrinhnm der Eitlfaltting zuzu- tthrcn, da die Zeit erfüllet ist. — Und die Zeit ist erfüllet- — Das Geschlecht vo» heute ist berufen, die mit der Heilands-Erscheinung verbundene» Verheißungen ei znlösen: die Zeit ist erfülle!, das Reich Gottes kommen zn mache». Der Cnlinrmoush von heute ist, wenn auch noch nicht aUcuthatben für diese Vervollkommnung er zogen »nd vorbereitet, so doch ohne jeden Zweifel befähigt, dem Vewnß sei» einer höhere» Bestimmung zngcsührt zn werden. — Den vollen Anspruch Aller ans die geistigen Güter dieser Erde ebenso, wie die Nothwendigkeit, innerhalb des Vaterlandes Jedem ei» menjchcnwür- diges Dasein zu sicher», erkennt das Christenthnm rückhaltlos an. Was heilte Millionen begehre», was andere Millionen als eine berechtigte Forderung anctkenncn, ohne bisher die Fort» gesunde» zu haben, »m es zu gewähren das regelt ein sich bewahrhcit.ndcS Christenthnm in einem Alle befriedig enden nnd Alle versöhnenden Ausgleich. Die Mittel hierfür bereit zu stelle», ist in einer christlichen Gemeinsamkeit dem Besitzen:en keine Last — ist ihm Sclbstvcrständlichleit. — Die Verbreitung des EedankenS „Einiges Christenthnm" ist heute Pflicht edeS selbstlosen Mannes, ist Pflicht jeder selbstlosen Frau. Niemand wird damit geschädigt, keine Seele beunruhigt; cs sei denn, daß cngglänbige, Mensche» das innerste Wesen des Gedankens zn trübe» versuch », oder, daß' lieblose Mensche» das christliche Wolle» Anderer verunglimpfe». — Niemand darf mir an sich denken; Keiner darf sich bei seine»! eigene» Einvcrständniß mit den für ihn geltende» Lehren beruhigen. Keinee sich über den Zwiespalt zwischen seiner Ucbcrzenginig nnd der auch für ihn noch zu Recht bestehende» Anssassnug himucgtänsche», Keiner sich gleichgiltig mit der „Unabändeclichkcit thatsäcblicher Verhältnisse" absinden. Es handelt si b heute nicht mehr für den Einzelnen nm lei» „ich" — es handelt sich für Alle die Anderen". Um die vielen Millionen, die Heine wirklich oder ver ändern, und erreichte endlich wieder mnhsa», die kleine Thür i» dem 7'j,L '^^keine Religion*,^ „nd es handelt sich Augenblick, als ii» Hosranm der Villa die Hunde mächtig anschlngc». Der Weg, den er nnn in größter Eile, fast alhemlos und mit wankende» Knieen einschltig, führte ihn in den Wald, der sich oben vom Vergcsrückcn bis lies in das Thal hinnnlerzog und an dcsscm äußerste» Ende langgestreckt das Dorf Waldenau lag. Vor dem ersten halbverfallenen Hanse, oder bess.r Hütte, welche »och versteckt innerhalb des Waldes lag, hielt Ferdinand erschöpft an, und auf cin bestimmtes, leises Klopsen öffnete ihm ei» kleines, weißhaariges Männchen in ärmlicher, bäurischer Tracht, der ehemalige Schäfer der Gntshcrrschast von Waldenau, welcher in dieser Baracke mit seinem Weibe das Gnadenbrot erhielt. Ohne auf die Fragen des Alten nnd seiner neugierigen Lebens gefährtin eine Erwiderung zu geben, ging Ferdinand durch die rauch geschwärzte Küche und trat von dort in einen kleinen Raum, der eher einem Stalle, als einer menschlichen Wohnung ähnlich sah. Ein Strohlager, nebst einigen groben wollenen Decken, eilt Tisch, mit Büchern, Papier nnd Schreibzeug bedeck», und zwei defekte, plinnpe Holzstühle bildeten das von einer trüben Oellampe schwach erhellte Mobiliar. Hier hatte Ferdinand auf seiner Flucht, als er ohnmächtig und blutend an der Schwelle der Hütte znsa»»»e»brach, Ausnahme und — Hülfe gefunden. Durch seinen Sturz in den Treppenranin hatte er eine klaffende Wunde am Kopfe empfange», die ihn ans lange Zeit jedes Bewußtsein nahm. Der alte Schäfer, i» der Heilkunde, »ach Art dieser Leute, nicht nnersahren, verband ihn »nd pflegte ihn mit seinei» Weibe in sorgsamster Weise. (Fortsetzung folgt.) Anfrrts zur Verbreitung des Gedankens „Einiges Christenthnm". Unter dein obigen Titel erläßt dir durch seine Schrift: „Ernste Gedanken" in den weitesten Kreisen bekannt« sächsische Oberstleutnant a. D., M. von Egidy, von Berlin ans nachfolgenden Aufruf: Eine ernste Bewegung geht durch unser Vaterland. Einzig der ver söhne »de Entschluß: „wir Alle, Eines Vaters Kinder, »ollen »nS schon hier aus Erden nls in Seinem Reiche Zusammengehörige fühlen" kann uns vor Erschüttcrtlngc» bewahren, die die heiligsten Empfindungen des Einzelnen be rühren nnd deren Folgen eine beglückende Emwickelmtg des Vaterlandes gefährden. — Statt nnS länger noch in „katholische", „protestantische" und „sonstige" Christen zn trennen, wollen wir uns i» dem Christenthnm vereinen; statt n»s als „Christen", „Inden" nnd „Zugehörige sonstiger GlanbcnS-Geincinschafieit" von einander zn scheiden, wolle» wir »ns in der Religion znsammcnsindcn. — Indem wir dies Ihn», erfülle» wir das Gebot der Vorsehung, wie cs sich in unsere.» natürlichen Denken »nd Empfinden vssenbart, und vollziehe,» das Willens-Vcrmächluiß unseres ehrwürdigen Kaisers, dem wir die anßerc Wieder herstellung eines Tcntscbland voroankc». — DaS Wesen dieser Religio» ist: Religiosität; ihr Kern: das Evangelium Die Religion nicht mehr neben nnsercm Leben: unser Leben selbst Rcligivn. — Mir nennen nns „Christen" nach dem „Gesalbten", in Dem Gott Sich als „die Liebe" ussenbarte, »ach dem Heiland, Ter nns lehrte, einander als Brüder zn achten und den Einigen Gott „unseren Vater" zn nennen. — Wie Jeder de» Goitcsbegrifs faßt, wie er sich die Heilands-Erscheinung erklärt, wie cr sich die anderen, unser Dasein nnd Fortleben berührenden Fragen beantwortet — der Glaube — ist »nantastbares Sondergnt des Ein zelne»: ganz sicher wird in nicht ferner Zeit eine im Wesentliche» gleiche Vor stellung vo» diesen heiligsten Dingen die Kultur»,cnschheit beherrsche». Nimmer setzen wir die Vernunft n» die Stelle der Religio», aber wir schließen freudig das Ergebnis! wissenschaftlichen Denkens »nd Forschcns in unser religöicS Em pfinden ein. Indem wir anshören, da nur, oder da noch zn ,.glauben", wo wir „wissen", indem wir pietätvoll „Erzählung" von „Möglichkeit" trennen erhebe» wir das Christenthnm zn einer „vernünftigen" Religion. — , Die einer früheren Vorstellung entnommenen Sätze, Lehre» nnd Be kenntnisse, wie sie ten Begriff »Kirche", „Jndenthn,»". „Ncligions-Gcmcin- scbast", „Sekte" kennzeichnen, verliere» ihre maßgebende Bedeutung als Merkmal der Religion. — Gesonderte Glaubens Gemeinschaften gicbt cs nicht mehr. Dafür bilden wir eine Alle nmsasscnde Religions-Gemeinschaft, di» mit dem Begriff „Gemeinsamkeit", „Gesellschaft", „Volk", „Nation", „Staat" — „Vaterland" — znsannncnsüllt. — DaS Christenthnm macht aber nicht Halt an den Grenzen des Vaier- landeS. Das Christcnthliin ist das der Gottheit näher gerückte Mc»schentti»in; der christliche Gedanke ist nur faßbar als Gemeiugnt aller gesitteten Nationen — „Christenheit". Es ist nur eine Mortfrage, ob das Chrcstenthnm iin Mcnschcn- Ihnni, oder das Meiischenthnni in, Christenlhnni ansgchc» soll; die inncrc Heiligung ist das Wesen des Gedankens. — Nicht die Bildung eines Sondcrvcrbaiidcs bezweckt dieser Ausruf; nicht als Ausgangspunkt »euer seindscliger Betrachtungen nnd endlos, n Mcimiugs- kampfes soll er dienen: sein Zweck ist: Alle in dem Einen — dem christlichen— Gedanken zn einen, »m dann diese» Gedanken der Bcrwirklichnng eit- gegGznsührcn. Wie der Heilands-Geist schon heute da» Eitizelthnn Vieler. Christen »nd Nicht-Chrisle», beherrscht, so ist der Liebes-Gcdanke fortan das einzige Gesetz auch für die vaterländischen (staatlichen) Einrichtungen — „an- nm die anderen Millionen, denen wir das ehrliche Bewußtsein znrückgebe» müssen, baß ihre Jiincn-Anschannng nicht ferner im Widerspruch steht >üit den Satzungen, Lehr.» und Bekenntnisse», denen auch sie vo» Rc.btswcgeli nnd dem Aenßcren »ach noch unterstehe». Mir haben beide Millionen inner ds» Angehörigen aller Kreise nnd Schichte» des Vaterlandes zn -suche». Denen Alle», die jetzt — bewußt oder »ndcwnßt — rath- nnd rettungslos im Widerspruch mit sich »nd mit der Ehrlichkeit stehe», sind wir es schuldig; dem Eine», ihn, die verloren gegangene Religion wieder z» geben, dem Andcrea, die Genngthniing zn gewähre», daß auch seine Religiosität als Re ligion anerkannt wird. Täuschen wir uns nicht! Heute gicdl eS nur noch ein Mittel, „allem Volke" daS Heil zn erhalten, das ihm »>it tes Heiland» Geburt widerfahre». Es ist dies: eine Religio» ohne Dogma; cS ist: das Christenthnm ohne Bekenntnis!. — Wir dürfen aber auch andererseits dessen gcwiß sein: dieser Religio», diesem Christcnihnm wird alles Volk sich zuwendon; die Sehnsucht, de» religionslosen Vorstellungen wieder entrissen z» werde», ist bei Denen heute eine gewaltige, -tue sich t» eine so traurige Lede hincinlere» zn können meinte». — Was der E.nzelne heute schon und bei jeder weiter sich bietenden Gü legenheit thmi kann, nnd, wei»i er-ehrlich ein auch geistig geciMss-Ba7> herbcischnt, ihm, mich, das wird ihm eigenes, von jedem Zwange losgelöstes Denken am besten sagen: „Ernstes Mollen" wird Niemande» über seine Pflichten im Unklaren lassen. Unerschrockenes Eintreten für den versöhnende» Gedanken, liebevolles Ansklären über iiuser christliches Wollen, schoncnscs Ver ständnis) für jede innere Anschauung, »mthige Abwehr jeder irrigen oder gar feindseligen Betrachtung an der Stelle, wo sie erfolgte, also: nnbeirrtc» Mirkc» in, Sinne dieses Ausrufs ist heule vaterländische, ist christliche Pflicht. Wir sind cs »nS »na der Znknust schuldig, unser Empfinden zum ehr lichen Ausdruck zn bringen. Wir sind dies ganz besonders auch Denen schuldig, die — lchnidloS — eine nicht richtige Vorstellung von den inncrsteil Regungen ttm Bewußtsein der Nation haben- Uni eine groß crtige, aber würdige Kniidgcbnng, nicht im Agitations-Stil, sondern ans cc.n critsthaflcn Einzel Entschluß heraus, handelt cS sich. Wer sich — bedacht oder nndedacht, zaghast oder trotzend — einer so ernste» Pflicht entzieht, hat fürder kein Recht, sich über Erscheinungen z» beklagen, die »nseicm Denke» zwar nicht cncspcechen, die aber unzwcisclhast richtige Folgerung ans einer tüufsassnng sind, welche heuie noch zn Recht desteht. Was alles Reden, alles Kämpfe» alles Sorge», alles Klagen nicht erreichen wird -- dem (Einigen) Christen thnm ist cs Vorbehalten, die bestimme»-«»» Grund-Lätze sonwht, wie auch die AiiSgestaltniig unserer paicrländtschcn Einrichtung (Gesepgcbnng) wieder in Uebcrcinstimmung z» bringen mit dem sortgcschritcenen nuo geläuterten Em pfinden der Nation. — Ei e ernste, Alles nmtosscndc Durchführung dieses Gedankens birgt in sich den endliche» und endgültige» Sieg alles „Mirtli den" über den „Schein", alles „Natürlichen" über daS „Erdachte", alles „GoN- gcwoll ca" über d..s „Menschcn-gefchltc." — DaS rBanner ist entrollt: „Einiges — nnd sich bewahrheitendes — Christenthnm". Sind wir, die wir als eines Landes Kinder z„ einander gehören, gesammelt — ohne jeden äußeren Verband, nur im Geiste geeint -« o harren wir der nuS geborenen Führer, harren unserer Fürsten. Nur voz hncn geführt, wollen wir eimretc» in die neue Zeit. — Attar nnd Thron erstrahlten nns in neuer Verklärung. Wir heiliger jede unserer Handln» en ans dem Altar, den Gott Selbst Sich in nns anfgebaut^ nicht »lehr i» frccdlvsen Gruppe» getrennt — einig »uisclg.aren wir die AttäG unserer Gotteshäuser, gleich, wer vordem an derselben Ställe gebetet. Durch alle Herze», durch alle Gotteshäuser, Lurch alle AndahtSsläUen weht derselbe der Eine nnd der Einige Geist frommer Ergebung in daS Ewige Gesetz, d>»t die Mclt untersteht, weht der Geist der Liebe, dern»S, die wir dieses Gesetzes Erfülle»- sind, vereint. — Ten Thron unirankt ein neues, ein ewig-frisches G.ü». Was tcnisend Mal wir gesungen, das lernen wir verstehen: „nicht Roß. nicht Reisige, sichern die steile Höh', wo Fnrnen stehn; Liebe des freien Manns, Licve des Vater lands, gründen den Hcrrichcrthron, wie Fels im Meer". — Der Fürst, als Träger der Krone, crschci. t uns der gemeine Träger dcS christliche» Ge dankens. — Dem Schirmherr» dcS Reiches aber bleict cs Vorbehalte», die Bereinigung mit den anocrcn Nationen zn dem Begriff „Christenheit" anznstreben; hoffen und sorgen wir, daß auch sie sich z» smcher Verbindung vorbercitcn. Dank barer Jnbcl wird dnrch die Lande gehen, wenn wcr den Hohcuzollcin-Aar anssteigcn sehen - dies Rial, um der Well zn verkünden: „Friede aus Erden". — Heiliges Ahne» zieht dnrch unsere Seele: die Zeit ist nahe, die einen kraftvollen Schritt i» der Entwicklung des Mcnschcngeschlechis bcocntet: mit diesem Schult beginnt die Ersüllintg deS Ch ristcnthnmS. Berlin, den 2>. Febrnar >8st2. M. von Egidh. Berliner Planderbrief. Nachdruck verboten. Berlin, den 19. Febrnar. Je nachdem der menschliche Geschmack ist! In den einen Kreiset, von Berlin erzählt inan sich von den große» »insikalischc'ii Wonnerä,ische», die das Anstrcle» von Anton Nnblnstcin, dcs berühmte» Componistc» und Clavicrvirtnose», und innere yilbcrt Niemaun's, de- allen Lieblings der Berliner, im Concertsaal hervorgernfe» hat; in den anderen Kreisen unterhält man sich vo» der neuen Zanbercomödie i»> Cchanspielhanse. dein „heiligen Lachen* von Wildcnbruch, deren Einrichtung noch die maschinellen Glanz leistungen de» verflossenen Victoriatheater» bei Weile,» überbielet, und wieder andere Kreise nnlerhaltcn sich von de» neueste» Toilette« wundern der Brriinrr Ballseste, denen »>a» ebensowcuig die Noth
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