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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.02.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189202245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18920224
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18920224
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1892
-
Monat
1892-02
- Tag 1892-02-24
-
Monat
1892-02
-
Jahr
1892
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.02.1892
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Nr. 45. — 12. Jahrgang. Die an Irden, Wochentag Abend (mit de« Datum de- folgenden Tage») zur Ber« sendnng gelangende »nvarteiische Zeitung „Sächsischer LandeS-Anzeiger": mit täglich einem Extra-Beiblatt 1 «leine Botschaft L. Sächsischer Erzähler 8. Sächsische GerichlSzeitung 4. Sächsisches Allerlei 5. Jllusir. Unterhaltungsblatt 6. Sonntagöblatt 7. Luftiges Bilderbuch lostet bei den Ansgabeslellen monatlich Pfg. bei de» Post-Anstalten 75 Psg. ELchsifcher Berbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblätter des »Sachs. Landes-Anzeigers" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-Ansgabe als i „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei inS Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. PostzeituugSpreisliste far 1892: Nr. 1343. Mittwoch, 24. Februar 18S2. Der Stichs. Lander-Anzeiger ist für da» Jahr 1892 eingetragen in der deutschen Post-ZeitnngS-Preisliste unter Nr. 5589, in der österreichischen unter Nr- 2651. FürAbonnentenerscheint jeeinmalimJahr! Jllustr. Weihnachtsbuch (Jahreslmch). , BerlagS-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschlnß Pr. 136. Tclegr.-Adr-: Landes-Anzciger, Chemnitz. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 23. Februar. Deutsches Reich. Der Herzog vou Cumberlaud. Wie rerlautct, sind auch die erneuten Verhandlungen der preußischen Staatsregiernng mit de"' Herzoge von Cumberlaud Wege» des Welfeufonds resnltatloS geblieben. Die Angelegenheit wird demnächst das preußische StaalSministerinm beschäftige», und dann wird wohl die definitive Vorlage über die Neuregelung de» Welfeufonds für das preußische Abgeordnetenhaus sestgcstcllt werden. Zur Vorbereitung der Hauvels-Vertragsverhaud- kuugeu Mit Spanien beginnen im Laufe der nächsten Woche im Rcichsamie des Innern Bcraihungc» der denische» Coniniissäre, die im Große» und Ganzen die gleiche» sei» werden, wie bei den letzten Handelsverträgen. Der Zeitpunkt des Beginns der eigentlichen Ver handlungen mit Spanien ist »och nicht festgesetzt. Die Budgeteommissiou vcö deutsche» Reichstages berieth am Montag dc» Etat des Reich-amlS und des Nnswärtige». Die hart ninstriticne Neufocderuug desselben, die Erhöhung der ge heimen Fonds, die im Hinblick auf die Neuregelung der Welfeufonds in Preußen erfolgen soll, wurde in Höhe von 500,000 Mark mit 16 gegen 0 Stimmen (Freisinnige und Socialdcmvkrate») ge nehmigt. Der dem Reichstag zugegangene Gesetzentwurf betr. de«: Berrath militärischer Geheimnisse besteht aus 12 Para- graphcn und stellt sich als eine Ergänzung des Z 92 des Strafgesetz buches dar. Er enthält sehr scharfe Strafbestimmungen: so werde» Verbreiter von Nachrichten, a»ch wenn der DoluS fehlt, mit mehrere» Jahren Zuchthaus bestraft, Personen, welche Festnngspläne an eine fremde Macht vcrralhc», so daß sie zum Kriege benutzt werde» können, sollen lebenslänglicher Zuchthausstrafe uuterliegen. — Ter andere Gcsetzentwijrs, betreffend de» Belagcr»iigsz»sta»d vv» Elsaß- Lethriiige» in, Falle der Kriegsgefahr» enthält 18 Paragraphen und baut sich auf dem Prinzip aus, daß die vollziehende Gewalt ans die Militärbehörde» übergehe» soll. — Beide» Vorlagen ist eine umfang reiche Begründung bcigcgeben. Im kaiserliche» statistische» Amt iu Berlin haben die Sitzungen der Coin>»i>sio» begonnen, welche die Wcrthe der im Jahre 1891 ein- und anegesührlen Waarcn festzustellc» hat. Diese Cominissio» besteht aus 60 Sachverständigen — Vertreter» der Groß industrie und des Großhandels aus verschiedenen Theile» des Reichs, — die vom statistischen Amt, meist auf Grund der Vorschläge der Handelskammern, einbernse» werden. Die Arbeiten der Commission, deren Mitglieder nicht zusammen auf einmal, sonder» gruppenweise — nach 0 Waarcugrnppen — cinbernscn werde», dauern bis Ende März. A ReichSgerichtSeutscheidung. Die Vernichtung oder Unter drückung eines vom Wähler zum Zwecke der Ausübung des Wahl rechts überreichte» und in die Urne geworfenen Wahlzctlels ist, »ach einem Urtheil des Reichsgerichts, als die Vernichtung, bezw. Unter drückung einer Urkunde zu l estrafen. Prcusiisches Abgeordnetenhaus. Da der Reichstag sich mehrere Tage ausruhc, tagt vom Montag an da- preußische Parla ment einige Tage allein. Die zweite Berathnng des Etats der Eisen- bahnverwaltnug irnrde fortgesetzt. Verschiedene Bcamten-Pet tivneu wegen Ausbesserung der äußeren Lage wurden theils der Slaats- regiernng überwiesen, theils durch Uebergang zur Tagesordnung er ledigt. Bei den „Kosten der Züge" thcille Abg. Brömel seine Ansicht über die hohe» Kohlenpreisc dahin mit, daß dieselben durch die deu>sHeu Kohlcuringe veranlaßt seien. EisenbahnminislerThiclen will ans die Kohlcnringc selbst nicht weiter ciugehen, aber doch hcrvorhebc», daß dieselben in schwieriger Zeit die Kohleuprcise i» erträglicher Höhe gehalten hätten. Abg. von Eynern (natlib.) be- streitet dem Abg. Brömel gegenüber, daß die Kohlenringc ans eine Erhöhung der Kvhlenprcise hinwrrktc». Dieselben erstrebten nur Regelung der Kohtenprodnclion. Im Auslande sei der Kohlcnprcis nicht niedriger, als bei uns. Abg. Brömel (sreis.) fürchtet, der Eisenbahrrminister werde bei seiner günstigen Auffassung von den Kohlenringc» »och recht üble Ersahrungen machen. Eisenbahnniinister Thiele» erwidert, er Hube keinerlei Urtheil über diese Sache ab gegeben. sondern nur eine Thalsache coustalirt. Der Rest des Eisen bahn-Etats wird ohne weite s Debatte genehmigt. Der Bericht über die Eiseubahn-Ban-Aussührnugen wird durch Kenntnißnahine für erledigt erachtet. Damit ist der Etat der Elsenbahuvcrwaltnug in zweiter Lesung genehmigt. Nächste Sitzung: Donnerstag 11 Uhr. (Bau-Etat.) Der Vorstand dcö LaudeSvereius preußischer Bolkö- schttllehrer i» Berlin hat in mehreren Sitzungen das neue Volks schulgesetz durchberathen und dasselbe in der vorliegende» Fon» für unaiinehmbar erllärt. Der Vorstand beriech nud beschloß eine größere Zahl von Miudcrungsantrcige». Iu §cm TiSciplinarverfahren siege» de» Abgeord nete» Grafe» Limburg-Ltirum wird jetzt die Begründung des Urihcits, welches bekanntlich ans Dienstentlassung lautet, mitgetheilt. Es heißt darin: „Der Angeschuldigtc habe in dem betreffende» Artikel die denkbar schärfste Kritik gegen die Politik der Negierung geübt »nd der zeitige» Leitung der auswärtige» Politik ein Hcrabsinken von ihrer frühere,, Höhe und Stärke zur Last gelegt und dieselbe damit im Julande und namentlich dem Auslande gegenüber in hohem Maße discreditirt. Ec habe beabsichtigt, durch seinen Artikel aus die öffentliche Meinung und auf die Abstimmung im Reichstage einen der ansgesprvchent» Intention der Regierung entgegengesetzten Einfluß auSzunben. — Dieser Artikel trage sonach nicht bloß den Characler unstatthafte,, oppositionellen Demonstration, sondern den einer öffentlichen Agitation gegen die ausgesprochene Intention der Rc- derartige Agitation und Demonstration verwirke »u« Beamter da» Vertrauen, welche» sein Beruf «fordert. Da öffentliche Interesse fordere, daß Beamte außerhalb des Parlaments in ihrem politische» öffentliche» Anstreten der Pflichten sich bewußt bleiben, welche ihre Stellung als Beamte ihnen anferlegt, da andern falls die Disciplin innerhalb des Beamleiistande» eine das Staats wohl gefährdende Einbuße erleiden würde. Die aufreizende» An griffe gegen die innere Polllik der Negierung und die Herabsetzung der auswärtigen Politik derselbe» i» dem Artikel rechtfertigen die tbatsächllche Feststellung eines dein Angcschnldigtcn zur Last fallenden Dienstvergehens." Die Ereselder Seiden- und Sannnetindnstrie, welche bisher der intcrnaiionalen Nnsstellung in Chicago ablehnend gegen überstand, hat sich nun doch zur Theilnahme entschlossen. Der Ent schluß ist hauptsächlich auf ein persönliches Eingreifen des Kaisers znrnckznführen. Zur Bochnmer Affaire bringt die cvnscrvaiive „Kreuzztg." folgende, etwas aufgeregt erscheinende Zeilen: „Die Untersuchung gegcn de» Geheime» Commcrcienrath Baare i» Bochum ist, wie jetzt feststcht, eröffnet worden. Nach dem uns zur Versügnng stehende» Material müssen wir sagen: Es war die höchste Zeit. Die wüthendc» Ausfälle der „Kölnischen Zeitung" und die schlecht verhehlte Hehler- Taktik anderer Blätter ändern nichts daran, daß ein längcies Zögern in dieser Angelegenheit de» peinlichsten Eindruck hecvvrgebracht habe» würde." Zum Knabeumord in Lunte». Der preußische Jnstiz- ininister hat Strafantrag gegen die „Nene Deutsche Ztg." in Leipzig (ein antisemitisches Organ) wegen Beleidigung der bei der Unter suchnng wegen des Knabcnmvrdes in Lauten betheiligle» Beamten gestellt. Oesterreilh-UttjMir. Die «ttsiarische Thronrede über die allsiemeine Lage. Kaiser Franz Josef hat, wie bereits gestern telegraphisch gemeldet, am Montag de» ncngcwähllen ungarische» Reichstag i» der Königs- dnrg zu Ofen mit der Verlesung einer Thronrede feierlich eröffnet. Tie Schrift gedenkt an erster Stelle der Entwicklung der nngarijchen Verhältnisse, der Valuta-Regulierung und kündet eine Anzahl Reformen an. Dann heißt es: „Mit Befriedigung können wir sagen, daß die sreundschastlichcn guten Beziehungen zn den auswärtigen Mächten, deren wir am Schlüsse dc» vorigen Reichstages gedachten, auch gegen wärtig unverändert fortbestchcn. Die Aufgabe dcS Reichstages ist, die gesammle Volkrkraft dem große» Werkender innere» Neugestaltung ziizuwcnde» und mit Benntzimg der Zeit des Friedens, sowie der ge ordnete» fiiiaiicielle» Verhältnisse die geistigen und materielle» Kräfte der Nation z» entwickeln und die Verhältnisse derart zu ordne» und zu consolidircii, daß die Nation auch in schweren Zeiten fähig sei, alle Widerwärtigkeiten zn bekämpfen." Die Verlesung der Thronrede wurde wiederholt vv» Beifall begleitet. Der Kaiser wurde bei seinem Fortgänge mit lanten Eljcnrnfcn begrüßt. Die Zeitungen in Pest und Wien äußern sich überwiegend znstimmend z» der Thronrede. Frankreich. Die Ministcrkrists ist »och immer nicht gelöst. Präsident Carnot sucht ganz verzweifelt nach einem passenden neuen Man» am Steuer, aber die Sache will nicht glücke». Die Nadiccile» wollen ans er Regicrnngslcrrine milessc» und verweigern jedem Cabinct, in welchem sie nicht gebührend vertrete» sind, die Heeressolge. Ohne die Radikalen ist aber keine republikanische Kammcrmehrhcil vorhanden. Nntzlarrd. Auch russische Zeitttttsik« behaupten jetzt, cs sei nicht INI »lögllch, daß die Zarenfamilie auf der Reise „ach Kopenhagen zur goldenen Hochzeit des dänischen Kvnigspaarcs im März Berlin be rühren werde. Wenn solche Meldungen verbreitet werden, dann »>»ß im russischen Staatsgcldkastc» schon der Boden sichtbar sein. — Der Attentäter, welcher vor einigen Monaten den Gonvernenr von Kasan anschoß, ist zum Tode durch den Strang vcrurthcilt worden. Seuche» in RtttzlanV. Ans Petc.sbnrg meldet die „K.-Ztg.": Die Mittheilungcn über Ausbruch des Typhus i,n Innern Niißlaiid's mehre» sich; in Kasan herrscht der Typhus in 66 Straßen und 402 Häusern; in Jekalarinenburg sind wegen des Flecktyphus einige Straßen gesperrt; in Tschelabinsk (Gouvernement Orenbnrg) herrscht der Typhus ebenfalls. In de» von der Hnngersnvth heinigesnchtcn Gebiete» besteht ein Mangel an Acrzlc»", Umevtka. Die Unruhen in Brasilien dehnen sich mehr lind mehr aus- Bei einem Aufstande in der Stadt Ceata ist cs zu einem lange" Gefecht in dc» Straße» gekommen. 14 Personen wurde» gctvdlet, über hundert verwundet. — Eine in der Republik Guatemala anösiebrochene Revolution ist von der dortige» Negierung ohne Schwierigkeiten unterdrückt worden. Afrika. Von Emil» Pascha. Aus einem Briefe E»ii» Pascha's an einen denlsch-amerikanische» Afrikafvrscher, Namens Or. Finsch, theilt di« „N. A. Z." Folgendes mit: „Emin beklagte sich in dem Schreibe» bitter über die durch de» englischen Capitän Lngard cuigczettclte» Aufreizungen der sonst friedlichen Bewohner der von ihm durch zogenen Gebiete zu gewaltsamem Widerstand gegen ihn. Einin glaubt sogar aniiehmcn z» müssen, daß Lngard sich selbst mit seinen Leute» an de» Feindseligkeiten an drei verschiedene» Tagen bcthciligt hat. Ferner spricht Emin seine große Freude ans, »nn bald seine Ge treuen i» Wadelai wiederznsehen." Or. Finsch will mit 200 Suda nese» E»>>» Pascha folgen. Asien. In Birma sind »c»e Kämpfe zwischen den englische» Truppen »nd den Eingeborenen ansgcbrvchen. Die Letztere» haben klein« britische Detachements angegriffen, auch eine Proviaiitcolonne von 12 Mann wurde niedergehaue». Das Fort Sadone ist von den Aufständische» eingeschlosst», znm Entsätze aber bereit» eine größere Trnppenmacht abgesandt. Vom Landtage. Am 22. Februar begann die 2. Kammer die Schlnßberalhung über die Berichte der Finanzdepnialio» 8. z„ der den Ban mehrerer Sekundär« Eisenbahnen belrcsfendc» Regicrnngsoorlage. I» dem Bericbt wird dcm i» weiteren Kreise» lcdhast c-npsnndcnen Bedauern Ausdruck gegeben, daß die Negierung von den 11 Eiscnbahnvrojccle», welche ihr die beiden Kammer» während de- letzten Landtags ans der großen Zahl von Petitionen »m Er» camnig »euer Ei «»bahnen zur Erwägung empsohlen halten, b Linien mit etwa c4 Kilomtr. zurückgcslcllt hat. — Staatsininisier von Thnmmel: Wenn die Negierung in der lausenden Periode Eisenbahnlinien i» der Gesa - mt- länge von 87 Kilomtr. in Vorschlag bringe, so überlresse das sowohl der Kilomcierzahl als der Höhe der Baukosten »ach den Durchschnitt, welcher bisher sür jede Finanzperiode maßgebend gewe'e» ist. Er glaube, daß mau zufrieden sein könne, de» Bahnban in der bisherigen Weise forizusübr-n. Durch die Enlwickclnng der lallgcmeine» Verkehrsvcrhäüinssc, durch das Be streben des Publikums nach Vermchrnng der Züge, durch die Forderung nach immer ivcilergehender Sicherheit des Bahnbetriebes, durch die Ansprüche der Mititärverwalinng erwachse die Notbwcndigkeit, die Belriedsmittcl cinspcechend zn vermehre» und ausznrüslen. Nicht gerechtfertigt sei aber die in dem Depntalionsberichle ansgesprochene Forderung, in einer Finanzperiode Linie» von mindestens 150 Kilomtr. Länge auszustihrc», Er mvchte cmpsehlcn, unser Bahnnetz in ruhiger Entwickelung und im Zusammenhänge mit unsere» financiellen Kräfte» weiter ansznbanen und nngcrechtserligtem Dränge» nicht nachzngele». Bezüglich des C hemnitzthaloal>»-Pr ojectes entspann sich eine mehrstündige Debatte. Die Mehrheit der Deputation, aus 8 Abge ordneten bestehend, schlug di« Annahme der Ncgiornugs-Vorlage vor, während die Minderheit, bestehend ans de» Abg. Kockel »nd Wchncr die Ablehnung bean tragte. Die Mehrheit war hauptsächlich zn ihrem Vorschläge dadurch veAmlaßt worden, daß das Bedürfnis; und die Berechtigung der Bahn von frühere» Landtagen tcrcits anerkannt, daß der Ban empfohlen, daß die geplante Ausführung der Linie als Privatbah» abgelehut worden ist »nd daß die Bctheiligten selbst bereits erhebliche Mühcn und Geldkoste» sür Erlangung cer Bahn anfgewcndcl haben. Dabei hatte die Mehrheit durchaus nicht verkannt, daß dem Plane schwerwiegende Bedenken und Einivcndnngen ent- gcgengehalten werden könne» »nd daß große Opfer für die Interesse» nicht ailznzahlreichcr Anwohner gebracht werden solle». Die Deputations-Minder heit hob insbciouders hervor, daß die Ausführung des Projectcs nickt der Allgemeinheit zugute komme, n»d die hohe» Koste» (4,087,609 Mark) mit dem z» crwartende» Verkehr nicht zn vereinbaren seien. Abg. Weimer be gründete cingehend den Standpunkt der Drpnlations-Minderhcit. Diele sei sich wohl bewußt gewesen, daß sie eine» crsolgloken Kampf anfnehmen würde, wen» sie nicht die Voranietzniig gehabt hätte, daß die Bednrsnißsrage von einem großen Theil des Hanfes nicht anerkannt werde. Abg. Starke sprach sich gleichfalls gegen die Vorlage ans. Mit der Qucrbahu Limbach-Bmgstüht- Mittwcida würde den Interesse» der Bevölkerung weit mehr gedient als mit der Chcmnitzihalbah». Abg. Esche trat sür die Vorlage ein, während Abg. Bretschneider sich gegen das Projcet »nd sür die Eiscnbahnucrbindung von Burg städt nach Miltweiba ansjprgch, ..Letzterer'Redner erklärte, seilte Zustimmung. z:i dem" Van der Chemnitzthaldahn nicht eher geben zn können, bevor nicht die Bcdürfnißfragc einer Eiseiibabnverbindnng von Burgstädt nach Mittweida geprüft worden sei. Abg. Fritzsching führte gleichfalls eine weitere Ncihe von Gründen liegen die Voclage vor. Ec »ainite cs geradem unver antwortlich, c.i'cChcnniitzihalbah» zn danen,während cineAnzahl von Bahn-Pen« tioucn vorlägen, unter denen sich eine große Anzahl sehr »oihwendigcr Buhn; rojccle befänden. Ter in'Aussicht gestellte Frnchtverkehr sei keineswegs zn erwarten. Abg. Otto (ioe.): Der Vertreter des 1. Wahlkreise» Cheumitz, der Abgeordnete Eiche, !c! verpflichtet worden, sür die Vorlage zn stimmen, während er ei» Mißtrauensvota»! erhalten habe, weil er nicht dafür cüigetrelcn sei. Er be wundere das tvdcsmulhigc Zutrauen, welches die Mujornüt zur Regierung habe. Seine Partei sei deshalb von der Thciluahme a» den Deputationen ausgeschlossen worden, weil sich i» denselben Ereignisse zntrügc», die das Tageslicht zu ichenen hätte». Der Präsident ries de» Redner wegen dieser Aeußernng zur Ordnung. Als Redner weiter bemerkte, daß bei der Ent« sch idung persönliche In ercsscn mitgespielt hätte», erhielt er einen zweiten Ordnnngsrnf, zugleich mit der Vecwur»»»g, daß ihm bei einem erneute» Verstoß gegen die parlamentarische Ordnung das Won cntivge» werde» würde. Abg. May wandte sich gegen die Aeußernugendes Adg.Oilo. Red ner sei Terjeui e gewesen, welcher sich mit dc» CvuscrvcNive» darüber iu'S Vernehmen gesetzt habe, ob nicht in jede Deputation ein Mitglied der iocinl- dcmolratischen Partei ansznnchmen sei. Es sei ihm geantwertel worden: an gesichts des schroifen und feindicligcn Wesens, welches die Socialdemvlrciten im Plenum zur Schan trügen, könne es nicht förderlich sein, wenn sie zn de» Deputationen zngezögc» würde». Die Socialdemokrate» Hütten cs sich daher selbst znznschrciben, daß sie nicht zn den Deputationen zngclassen worden sind. Tie Mehrheit der Deputation habe hanptinchlich ans Achtung vor de» Beschlüssen der letzten Stäudeversn»,»iliing für die Vorlage gestimmt. StacNsmiiiistcr von Thümmel bat nochmals nm Annahme der Regierungs vorlage, da die vorgebrachtcn Gründe sür die Ablehnung nicht stichhaltig icicn. In persönlicher Bemerkung bemerkte Abg. von Oehlictläael, daß sür die Anss.hli.ßung der Socialdemokrate» ans den Deputationen nicht die Furcht vor denselben, sondern die Ansicht maßgebend eeveicn sei, daß die Herren nicht ans dem Bode» der Verfassung stehen »nd bestrebt seien, nusere gegenwärtigen Zustände »»izustoßcn. Hierzu den Weg zn öffnen, könne sich seine Partei nicht geneigt zeige». Nachdem die Abgg. Wchner und Srhickert als Referenten der Minorität bezw. Majorität noch ei» aal eingehend ihre Gründe dargclegt hatten, wnrcc das Postulat der Negierung in namentlicher Abstimmung mit -!8 gegen 3> Stimmen ab ge lehnt- Gegen die Vorlage stimmlcn 21 Conscrvcuive, 2 Nalionnllibervlc, 6 Fortschrittler und 0 Social« dcinokraic», dafür 20 Ccmscrvatiuc, 8 Ration« liiberale und 2 Fortschrittler. Hierauf be i illigte die Kammer 18l0,lt00 Mk. sür den Ban einer normal- ipmlgcn Eisenbahn von Olbernhan nach Ncnha»ien nnv 795,000 Mk. sür die Herstellung einer nortzlalspnrigen Eisenbahn von Pirna nach Dohna. Bei eem Bahnproject Reichend« h-Mhlan und der Petition dee Gcwerbevcreine z» Rcichenbach und Lengcnfela, den Bnhnban Lengenstld-Ncichenbach Mhln» betreffend, entwickelte sich wiederum eine eingehende Debatte. Da »och eine große Anzahl Abgeordneter ans der Rednerliste verzeichnet war, schlug der Präsident die Vertagung vor. Die Kammer eclheilic hierzu ihre Zustimmung. .§ Sächsisches. Sch»ceve»'wel>m«siktt. Der stark wehende Thaiiwi'nd hat Sonnabend Vormittag ans einige» Gebirgsbahnen Schnceverweiwnge» hecvorgcrnfe». Co blieb der Reitzenhaincr Frühzng zwischen Gelobt land »nd Marienberg i>» Schnee stecke» und lraf mit über 2 Stunde» Verspätung erst nach ^ 11 Uhr in Chemnitz ei». Ter 7 Uhr 28 Minulen von Aue fällige Frühzng kam eine Stunde späler und war zwischen Lößnitz und Zwönitz ebenfalls durch Schneevcrwchnngen anf- gehalte» worden. — Selbstmorde. In Leipzig hat sich an, 19. d. M. der noch nicht 20 Jahre alte Schreiber Olto G. a»S Pößneck wegen eines voranSgegangenen Streites niit seiner Geliebte» niitlels eine» Revolver» i» selbstinvrdcrischer Absicht in die Brust geschossen. Der junge Mann konnte sich noch allein nach der 6. Polizeiwache begebe» und wnrde von dort in einer Droschke nach dem Krankenhaus« gebracht. — Auf der Berliner Bahn bei Leipzig ließ sich ei» dort wohnhafter 45 Jahre aller Holzbildhauer von einem Bahnznge in selbstmörderischer Absicht überfahren.
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