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Großenhainer Unterhaltungs - und Ameigeblatt Gedruckt, verlegt und redigirt von Herrmann Starke. 5. Mittwoch, den 16. Januar 1850. Tagesnachrichten. Sachsen. Durch Verordnung vom 7. Januar ist der Belagerungszustand im Amtsbezirke Werdau wieder aufgehoben. — Die Sitzungen der ersten Kammer vom 10. und 11. Januar hatten zum Hauptgegenstand die Berathung über die Verord nung vom 7. Mai v. I., das Verfahren bei Stö rungen der öffentlichen Ruhe und Sicherheit be treffend. Dieselbe ward bis zu den 16 und 17, den Kriegszustand mit Standrecht betreffend, welche zur nochmaligen Erörterung und Berichterstattung an den Ausschuß zurückgegeben wurden, mit we nigen Abänderungen von der Kammer genehmigt. — Die 14. Sitzung der zweiten Kammer betraf mehrere Kleinigkeiten über Suspendirte :c. Oehmichen inter- pellirte das Ministerium in Betreff der vorzüglich für das platte Land höchst wünschenswerthen Ab änderung der Bauordnung vom 11. März 184 t. Hierauf erklärte Minister v. Friesen, daß der Ent wurf eines neuen Schulgesetzes nur noch den Kreis- directionen zum Gutachten vorlicge und dann unver züglich an die Kammer gelangen werde, vr Braun zeigt an, daß er zum Vorstand des Ausschusses für die deutsche Frage gewählt worden sei. Den Schluß machten einige Abänderungen des Armen gesetzes. — Die 15. Sitzung ward durch den Vor trag des Berichtes über das königl. Decret, den Elsterbrunnen betreffend, ausgefüllt. Der Aus schuß hatte die Bewilligung von 90,000 Thalern für Einrichtung jenes Mineralbadcs abgelehnt und die Summe in Hinsicht der Finanzlage Sachsens auf 42,000 Thaler herabgesetzt. Die Kammer ging jedoch nach langer Debatte nicht darauf ein, son dern bewilligte, um zu bewirken, daß jener Brun nen mit den nahen Bädern Oesterreichs concur- riren könne, die von der Regierung geforderte Summe von 90,000 Thalern gegen 16 Stimmen.— Am 12. Januar ist die 6. sechspfündige Batterie der Fußartillerie nach Leipzig und Chemnitz ab- marschirt; 2 Geschütze kommen nach Chemnitz, 4 nach Leipzig. — Die aus dem Erzgebirge zurückgezogenen drei Bataillone der Leibbrigade haben in der Nähe Dresdens Cantonnements bezogen. Preußen. Die königliche Botschaft über einige Abänderungen der Verfassung vor Beschwörung derselben hat großes Aufsehen erregt. — Die Pläne für den Ausbau der Parlamcntshauser im Augustincr- stifte zu Erfurt sind nun definitiv genehmigt. Das Staatenhaus im Chore der alten Kirche wird ge räumig genug werden, um 164 Plätze, das Volkshaus im Schiffe der Kirche, um 341 Plätze zu fassen. Die Arbeiten werden sofort in Angriff genommen und müssen bis zum 15. März voll endet sein. — Dem Vernehmen nach soll in der Kaiserssraße zu Berlin ein katholisches Kloster er baut werden. Auch in andern protestantischen Thei len der Monarchie soll die Errichtung katholischer Klöster bevorstehen. — Die demokratischen Vereine sollen alles Ernstes entschlossen sein, sich aufzulö sen, um als „freie christliche Gemeinden" sich wieder zusammcnzufinden und sich auf diese Art bis auf Weiteres der Aufsicht der Polizei zu ent ziehen. Freilich wird daraus ein sonderbares Christcn- thum hervorgehen. So hielt z. B. der bekannte Wislicenus über die Sündhaftigkeit Christi in Halberstadt Vorträge, wobei Behauptungen, wie die: „Christus ist im Ehebruch erzeugt", mit.einem volltönenden Hurrah begrüßt wurden. — Der Ent wurf eines Gesetzes, betreffend die Unterstützung der hilfsbedürftigen Familien der zum Kriegsdienste einberufenen Landwehrmänner und Reservisten, ist im Ministerium ausgearbeitet worden und soll nächster Tage den Kammern vorgelegt werden. — In Dessau wird mit dem 1. Juli 1850 die preu ßische Scheidemünze eingcsührt. Baiern. In vielen Gegenden des Landes wer den, vorzüglich auf Betrieb der katholischen Geist lichkeit, Adressen gegen die in der Kammer der Abgeordneten beschlossene Judencmancipation ge schmiedet. — Die Auswanderung wird den An zeigen zu Folge im nächsten Frühjahre größer denn je sein; meistentheils sind es bemittelte Familien, welche den Wanderstab zu ergreifen gedenken. Selbst nach Ungarn sollen sich Auswanderungsliebhaber finden. — In Tübingen hat der 22jährige Sohn des Spitalverwaltcrs Kober seinen Nater, seine Mutter und eine 19jährige Schwester in Folge eines Familicnzankcs getödtet. Baden. „Vater" Jtzstein ist nun auch steck brieflich verfolgt „wegen Bethclligung am Hoch- verrathe und speciell an der Wegschaffnng der aus der großherzoglichen Generalstaats- und Amortisa- tionscasse geraubten Gelder." Zugleich ist sein Vermögen mit Beschlag belegt. — Neulich sind einige Gefangene aus Rastatt sammt ihrem Wäch-