Volltext Seite (XML)
außer sich und cs kam zu Rachescenen, die viele Un schuldige trafen und wobei 15 Personen verwundet und große Beschädigungen an Möbeln angerichtet wurden. Der Mörder des Soldaten ist gefangen. Pirmasens war zur Revolutionszeit einer der de mokratisch - gesinnungslüchtigsten Orte. Es wird nun 1000 Mann Einquartierung erhalten. Baiern. Die großen Klostcrgebäudc zu Nicder- schönfcld werden zu einem Staatsgesängniß für höhere politische Gefangene eingerichtet. — Die Regierung hat unter dem 31. August das EinsteUen des Spieles zu Bad Kissingen angeordnet. — Die Gustav-Adolph - Vereine sind nun in Baiern er laubt. — Das Ministerium hat eine Warnung der griechischen Regierung bekannt gemacht, daß keine politischen Flüchtlinge mehr dahin gehen möch ten, da die Fonds zu deren Erhaltung völlig er schöpft seien und man schon an Wiederwegschaffung einer Anzahl denken müsse. Nassau. In Hochheim ist eine neue evange lische Kirche cingeweiht worden. Frankfurt. Bon Oesterreich ist bereits am 7. d. M. folgender Entwurf der neuen provisori schen Eentralgcwalt eingegangen: Oesterreich und Preußen ernennen je zwei Mitglieder, an welche Erzherzog Johann seine Macht abtritt. Bei Stim mengleichheit der vier Centralgewaltmanner ent scheidet ein Schiedsrichter, den Baiern, Sachsen, Hannover und Würtemberg wählen. Bon Berlin ist noch keine Entscheidung gegeben. Der Drei königsbund würde übrigens dadurch nicht gehindert werden. Bis zum 15. September waren zu dem selben außer Oesterreich, Würtemberg und Baiern alle Regierungen Deutschlands beigetretcn. — Oesterreich soll nächstens dem Berliner Entwürfe entgegen mit einem neuen deutschen Bcrfassungs- enrwurf heraustretcn wollen, von dem freilich nicht viel Gutes erwartet werden kann. Oesterreich. Am 13. September ward dem Feldmarsckall Radetzky in Wien eine große Sere nade bei Fackelschein gebracht. Die Hauptstraßen der Stadt und der Vorstadt Wieden waren erleuch tet. — Die Deputation aus Bencdig hatte eine Audienz bei dem Kaiser. — In dem ungarischen Kriege und bei den italienischen Feldzügen sind von der österreichischen Armee gefallen und an Krank heiten gestorben 45 — 50,000 Mann, darunter 15,000 vor Venedig. Jetzt befinden sich noch 60,000 Mann krank und verwundet. Der ganze siebenjährige Krieg kostete Preußen nur 180,000 Mann, Oesterreich 140,000. — Die ungarische Armee soll so reorganisirt werden, daß alle Sol daten bis zum Hauptmann aufwärts als Gemeine in die österreichische Armee einrangirt werden. Un garische Regimenter soll cs fortan nicht mchr geben, sondern nur eine österreichische Armee mit möglichst vielen deutschen Ofsiciercn. — Arthur Görgey ist in Klagenfurt auf völlig freiem Fuße. — In den großen Ebenen und Gebirgen Ungarns treibt sich noch eine bedeutende Anzahl bewaffneter Schaaren umher, die eine Art Räuberleben führen; die Zahl der Mannschaft wird mit der gegen 30,000 Mann betragenden Besatzung Komorns noch auf 60,000 Mann, die allerdings überall zerstreut sind, und unablässig verfolgt werden, angegeben. — Komorn soll nun förmlich belagert werden. 80,000 Mann sind dazu bestimmt, 800 Sturmleitern in Preßburg bestellt. — Den israelitischen Gemeinden zu Pcsth und Ofen Hut der Kaiser die ungeheure Contribu- tion erlassen. — In Siebenbürgen ist einer der berüchtigsten Commissare Kossuth's, Csany, ge fangen worden. — Die Professoren des Lyceums zu Preßburg haben Befehl erhalten, in Zukunft nicht mehr alle Gegenstände in ungarischer Sprache vorzutragen. — Am 14. September sind 29,000 Russen mit 4000 Pferden nach Krakau zurück- marschirt, 42,000 Mann mit 18,000 Pferden gehen vor der Hand nach Galizien. Ihre Ver pflegung daselbst ist nur für einen Monat ange ordnet. — Die großen Eonferenzcn des Ministcr- rathes unter Vorsitz des Kaisers und Theilnahme Radetzky's, Jellachich's, Haynau's und anderer Notabilitäten haben am 17. September begonnen. Ihr Ziel ist die zukünftige Gestaltung Oesterreichs.— Besondere Erwägungen haben den Zweck, die öster reichischen Finanzen auf einen hoffnungsvolleren Standpunct zu bringen. Schweiz. Die Berner Zeitung macht den Vor schlag, die Flüchtlinge zur Correction des Aarflusses zu verwenden, um sie einerseits dem Müssiggang zu entreißen, andererseits, damit sie durch Eon- currcnz dem arbeitenden Stande keinen weiteren Schaden bringen. Die Austreibung der gefähr lichsten Flüchtlinge hat begonnen. Binnen drei Tagen haben sie die Schweiz zu verlassen. Auch das Hanauer Turnercorps hat abziehen müssen und will in Amerika sein Glück versuchen. Der Bundes- rath hat freilich deßhalb die gemeinsten Schmähungen zu erdulden, doch hat er es verschmäht, dagegen klagbar zu werden. Non zahlreichen Orten sind ihm übrigens Zustimmungsadressen zugegangen. — Auf den Luzerner Messen haben nun auch Juden Zutritt, was bis jetzt in der vielgcrühmten soge nannten freien Schweiz nicht der Fall war. Frankreich. General Nandon, der an Rosto- lan's Stelle das Eommando in Rom übernehmen sollte, geht nicht dahin, da man die Entdeckung gemacht hat, daß er als Protestant nicht sehr pas send ist, mit Sr. Heiligkeit zu unterhandeln. Die italienische Armee soll binnen Kurzem vermehrt werden. — Am 14. September stieg der Luft- schiffer Arban in Marseille auf und kam in der Nacht bei Turin wieder auf Land. Türkei. Die Revolutionäre in Bosnien kom men in die Enge, da 30,000 Mann Türken mit 24 Kanonen angekommcn sind. Die Blockade der Festung Bihac ward dcßhalb von ihnen eiligst auf gehoben. England. Die englischen Liberalen und selbst das Ministerium sind jetzt sehr gut auf Preußen