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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.12.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189112224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18911222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18911222
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-12
- Tag 1891-12-22
-
Monat
1891-12
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.12.1891
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Nr. 2 >< — 1i. Jahrgang Me an itdem Wochentag Abend (mit de« Datum de- folgenden Tage») zur Ver sendung gelangende unparteiische Zeitung „Sächsischer Lande-.««,eiaer"- «it täglich einem Cxtra-BeiblaN r. Kleine Botschaft s. Sächsischer Erzähler ». Sächsische Gerichts»-»««- 4. Sächsisches Allerlei ». Jllustr. Nnterhaltttngsblatt 6 SonntagSvlatt 7. LnstigeS Bilderbuch kostet bei de» Ausgabestellen monatlich 7V Psg, bei den Post Anstalten 7b Pfg. Gächsischer A«rei«kr. Dienstag, 22. December 18S1 Der SSchs. LandeS-Anzeiger ist für da» Jahr 1891 eingetragen in der deutsche» Post-ZeltungS-Preisliste unter Nr. 5419, in der österreichische» unter Nr. 3540.- Utr Abonnenteuerscheint je einmal im Jahr: Jllustr. »ethuachtSbuch (Jahresbuch). verbreitetstes unparteiisches tägliche- Lokalblatt. Di« Hauptblätter de» „SSchs. LandeS-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-An-gab« algr „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 4V Psg. frei inS HauS; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. PoslzeitungSpreiSliste für 1891; Nr. 1315. Verlags-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. S. Fernsprech-Anschluß Nr. 13«. Telegr-Adr-: LandeS-Auzcigcr, Chemnitz. Anzeigenpreis: Raum der «gespaltenen Co« — Unter „Kleine Anzeigen" die 8gespaltenc !> Die Anzeigen finden ohne PreiSansichlag nSzeile (ca. 10 Silben fassend) für in Sachse» wohnende Inserenten IS Psg., für außerhalb Sachsen wohnende Inserenten 20 Pfg. — Bevorzugte Stelle (Ispaltige Petitzell«) 30 Pfg. etitzeile (ca. 8 Silben fassend) 10 Pfg. — Anzeigen können nur bis Vormittag aiigenommen werden, da Druck und Verbreitung der große» Auflage längere Zelt erfordern. —- gleichzeitig Verbreitung durch den „Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Svnber-AnSgabe der HauptblSttrr der „Sächsischen LandeS-AnzeigerS" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter). Eine Regienmgsmasiregel zur Verbesserung der sächsischen Landwirthschast. O Chemnitz, den 2l. December 1891. Es ist noch in frischer Erinnerung, wie schwere Schäden be sonders auch die sächsische Landwirthschast in den letzte» Jahre» durch Verheerende Wasscrfluthen zu erleide» hatte. VolkSwirthschastliche und hiimanitäre Erwägunge» waren es, welche schon vor geraumer Zeit unmittelbar nach der große» Elbitberschwemmnng die Chemnitzer Handels- und G ewerb eka in mer zu dem bekannten Beschluß veranlaßt e, die sächsische Regierung um Einführung einer Versicherung gegen Wasserschäden zu ersuchen. Aus voller Ueberzeugung haben wir damals an dieser Stelle jenen Beschluß unterstützt, weniger Beifall hat er jedoch bei der Negierung, im Landtage und bei einigen säch sischen Handelskammer» gesunde». Jndeß, ganz ohne Erfolg scheinen die Bemnhnugen der Chemnitzer Handelskammer doch nicht gewesen zu sein. Die Erörterungen, ivclchc sich an jenen Vorschlag knüpften, haben die allgemeine Aufmerksamkeit länger, als es sonst wohl der Fall gewesen wäre, aus die vvlkswnlhschaftliche Bedeutung der Wasser schäden und der Cnltnrtcchnik gelenkt nnd mit elbar dürften diese Er- irleriiiige» auch auf die Entschließungen der Negierung von Einfluß zewesen seit,. Es ist bis jetzt außerhalb der eigentlichen Fachkreise kaum bekannt geworden, daß die sächsische Regierung zwar für eine Versicherung gegen Wasserschäden nicht zu haben war» wohl aber Wege cingeleitet hat, die nicht »nr zu einer gr ü» dli ch e» Verhütil» g derartiger Schäden, sondern auch zu einer gegenwärtig noch ganz unberechenbaren Verbesserung der sächsischen Landwirthschast sichren müssen. Schon im vorige» Jahre hat die Negierung vom „Landesculturrath" wie r on der „königlichen Generalcommission für Ablösungen und Ge> meinhcitstheiluugen" Gnmchte» über die zeitgemäße Organisation eines staatlichen cnliurtechnjschen Amtes ciiigcfordert. Diese Gutachten haben dahin geführt, daß im ' 'fischen Ministerium des Innern gegenwärtig eine Vorlage für de» Landtag anSgcarbcitet wird, um von diesem die erforderliche» Mittel z»r Schaffung einer be sonderen Landescnllnrbchörde zu erhalten, die planmäßig und ans gestattet mit den teste» technische» Mitteln und Erfahrungen sämmt liche Landesmeliorationcn in Sachsen durchzuführen und ebent. wohl auch anzuregcn hätte. Es handelt sich hier um.eine VolkSwirthschastliche Maßregel von höchster Bedeutung, um eine Maßregel, die in ihrer naturgemäßen Entwickelung für die sächsische Landwirthschast ebenso befruchtend zu - werden verspricht, als unser eugverzweigtcs Eisenbahnnetz für die sächsische Industrie. Ein ailerkaniitcr Fachmann — I)r. E. Frais- sinet — versichert, daß die bisherigen Meliorationen in Sachsen Wohl vortrefflich i» ihrer Wirksamkeit waren, daß bei alle» derartigen Anlagen aber ei» völlig einseitiger Standpunkt eingenommen sei, von dem man niemals zu ein r durchgreifenden Lai desmclioralivn komme» könne. RamcntUch habe man eine zweck»iäßige und gerechte Wasscr- veltbeiinng in Sachsen außer Acht gelassen, zum Schaden der Land- wirlhsch->ft »ud auch znm Schaden der Judnstlie. Mit vollem Recht wird von dcm genannten, staatlich als Sachverständiger jür Landes- meliorationc» verpflichteten Fachmann daraus hingewiese», daß Sachsen trotz se icer hohen volkswirthschafilichc» Entwickelung mit andere» Ländern nicht Schritt hielt, wo es sich dar,»» handelte, noch brach- liegence billige Raturkräste in den Dienst der Production einznstclle», um den hochgestcigerten Anforderungen der Gegenwart voll Genüge zu leiste». Auch Di. Fraissinct betont, daß Sachsen nvch über zahl reiche und ansehnliche natürliche Prvductionselemcnte verfügt. Nament lich stehen sowohl seinem Industrie-, wie seinem Lcindwirthschasl-bc- triebe zahlreiche Wasserkräfte zur Verfügung, welche gegenwärtig schon so oft die schwerste» Schäden an Hab »nd Gut der Bevölkerung hervvrgernfen habe». Und doch könnte» sie mit ihrer Unschädlich machung zugleich i» rationeller Weise benützt werde», um nicht n»r zur Verbesserung unserer vaterländische» Bvdcnprvdnctc, sonder» auch zur Verbilligung der Herstellungskosten »»serer gewerbliche» Er zeugnisse beiznlragen. Die Nvthwendigkeit ciner derartigen Ausdehnung »nsercS sächsi schen MclivrativnSwesens scheint jetzt innerhalb der sächsischen Re gierung durchaus erkannt zu sein. Sachsen hat, wie glcichfalls von fachlechnischer Seite betont wird, seine Bcrsnchsjahce auch auf diesem Gebiete längst Überstauden und ist befähigt, auf eigene» Füßen zu marschire». Allein es giebt bekanntlich gewisse Vvrtheile beim Marschiren, die selbst der Kräftigste sich zu eigen machen mnß. Er muß die Lchccn erfahrener »nd geübter Männer beherzige», wenn er nicht überholt werde» und de» Preis verlieren will. Seit 1835, be ziehentlich seit 1845, ist bereits in Sachsen mit den erste» landwirth- schastlichen Meliorationen durch den Staat der Anfang gemacht, früher also, als in dcn ineisten andcren deutschen Staaten, was rühmlichst ancrkannt werden muß. Das Königreich Sachsen ist zu- glcich dasjenige Land, welches den Wetllauf ans den verschiedenste» wirthschasilichen Gebieten mit allen anderen Staaten erfolgreich a»f> genommen hat. „Vielfach hat es sich hierbei sogar den erste» Platz erobert und zwar nicht »nr in industrieller, sondern »ach Versicherung eines der berufensten praktischen Landwirthe Sachsens auch in land- wirthschastlicher Hinsicht; denn cs soll hiernach unsere heimische Land- wirthschaft die erste Stelle in Europa, ja vielleicht auf der ganzen Erde, höchstens mit Ausnahme von China und Japan, einnehmen." — „Der cnllurtechnische Dienst rc." von vr. Edm. Fraissinet. — Unter solchen Verhältnissen wird die beabsichtigte Reform des sächsischen Meliurationswesens nicht allznschwcr durchführbar sein. Als Eiiilcilnng zu dieser Reform dürste eine Aendernng der sächsischen Gesetzgebung über die Wasscrläufe als nvthwcndig betrach, tet werden, die von Fachleuten längst als abänderungs-und erwciter- ungsbedürflig bezeichnet ist. Ein vollständiges Wassergesetz, wie es die Mehrzahl der übrigen deutschen Staaten besitzt, ist in Sachsen noch nicht zu Stande gekommen; vielmehr gelten hier neben den 88 281—283 und 854—356 de- bürgerlichen Gesetzbuches alle durch Verwaltung-gesetze oder sonst über da- Wasserrecht getroffenen "3estiiNi»unge», welche zum größten Theile aus dem römische» Rechte beruhen. Außerdem gelten das Gesetz über die Berichtigung von Wasserläusen und die Ausführung von landwirthschastlichen Ent-und Bewässerungsanlagen vom 15. August 1855 nebst Erläuterungsgrsetz vom 9. Februar 1864; weiter das Gesetz über die Verunreinigung ließender Gewässer vom 9. April 1877. Es wird nun behauptet, alle diese Gesetze seien allerdings für dcn Einzelfall sehr gut, aber man vermisse ein allgemeines Wasserzesetz, welches die Benützung und Instandhaltung der Wasserläufe für alle Fälle regele und von geeig nete» Fachorganen ausgeübt werde. In cultiirtechnischen Fachkreisen schreibt man e» dem Mangel eines derartigen einheitlichen sächsischen Wassergesetzes und dem Fehle» von Landes Cultur-Jiigenienr-Aemtern zu, daß Sachse» von zahlreiche» Wasserschäden »icmnichfachster Art heimgesncht wurde und die Landcs- inelioratione» sich nicht gedeihlich fortentwickclt haben. Die sächsische Staatsregiernng dürfte daher dem Landtage nicht nur eine Vorlage über Organisation eines LandcSamtcS für Meliorationen machen, sonder» gleichzeitig auch ans Abänderung der sächsischen Wassergesetz- gebung Bedacht nehmen. Denn nur eine umfassende, planmäßige Regelung der Wafferwirthschaft wird den Segen der Meliorationen nach fachmännischer Ansicht dem ganzen Lande zuführen. Ohne gründliche Regelung der Jnstaiidhaltnngspflicht und des BcnutzniigS- rechles a» unser» Privatgewäsflrn wird es — so belvnt man — niemals gelingen, Wasserkatastrvphen zu verhüte», wie sie in den letzten Jahren wiederholt in verschiedene» Gegenden Sachsens aus getreten sind. Ebensowenig wird cs trotz der sächsischen Landcs- cnltnrrentenbank und ihres niedrig gestellten Zinsfußes gelingen, selbst speciell landwirthschastliche Meliorationen in dem weiten nnd plan mäßigen Umfange dnrchziiführc», als es nothweudig erscheint." In einem Bericht über die Vorbereitungen z» der bo» der sächsischen Regierung geplante» Organisation des cultnrtechiiischen Dienstes weist vr. Fraissinet daraus hin, daß unser engbevölkcrtes Sachsen, das Gespenst der Ucbervölkernng nicht zu fürchten haben, denn cs bestehe kein Zweifel, daß Sachse» sich ein weites Feld der Kraflcntfnltung bisher »och frei hielt. Es befindet sich in der glück lichen Lage, alsbald mit wcrthvolle», in Reserve ansgcspcicherten Mitteln hervortreten zu können, wenn eS eine wirthschaflliche Ver wendung seiner reichen Wassermengen erst möglich gemacht haben wird. Jedenfalls dürfe» wir weitgehende Umgestaltungen aus dem Gebiete des sächsischen LandeSmelivratlünSwesens in den nächsten Jahren erwarten.' Politische NtMdsch.,,,. Chemnitz, dcn 21. December 1691. Deutsches Reich. Die Kaiserrede. Der genaue Wortlaut der kaiserlichen Rede, deren Hauptinhalt wir bereits wiedergegebe» liabcn, ist folgender: „Meine Herren, ich habe Ihnen eine Mit theilung z» machen, die vom Reichskanzler kommt: „Seiner kaiser lichen und königlichen Majestät melde ich unterthänigst, daß der Reichstag soeben die Handelsverträge mit Oesterreich-Ungarn, Italien und Belgien in dritter Lesung bei »amcntlichcr Abstimmung mit 243 gegen 48 Stimmen angenommen hat." Meine Herren! Wir ver danken dieses Ergebnis; der Arbeit des Reichskanzlers von Caprivi. Dieser schlichte preußische General hat cs verstanden, in zwei Jahren sich in Themata cinznarbciten, die zu beherrsche» selbst für dcn En, geweihten außerordentlich schwer ist. Mit weitem politischen Blick hat er es verstanden, im richtigen Augenblick unser Vaterland vor schwere» Gefahren zu behüte». Es ist selbstverständlich, daß einzelne Interessen Opfer bringen müssen, damit da» Wohl des Ganzen vor wärts gebracht werde; ich glaube aber, daß die That, die durch Ein leitung und Abschluß der Handelsverträge für alle Mit- »nd Nach welt als eines der bedeutendsten geschichtlichen Ereignisse dastehcn wird, geradezu eine rettende z» neune» ist. Ter Reichstag i» seiner größ te» Mehrheit hat gezeigt, daß er dcn weiten politischen Blick dieses Mannes erkennt und sich ihm anschlicßt, und es wird dieser Reichs tag sich einen Mark- und Denkstein in der Geschichte des Deutschen Reiches damit errichtet haben. Trutz Verdächtigungen und Schwierigkeiten, die dein Reichskanzler und meinen Rüthen von den verschiedenste» Seilen gemacht worden sind, ist es uns gelungen, das Vaterland in diese neuen Bahnen einzulenken. Ich bin überzeugt, nicht nur unser Vaterland, svndern Millionen der Unlerlhanen anderer Länder, die mit uns in dem großen Zollverband stehen, werden dereinst diese» Tag segnen. Ich fordere Sie auf, mit mir das GlaS zu leere» ans das Wohl des Herrn Reichskanzlers: Seine Excellenz der General der Infanterie von Caprivi, General Graf von Caprivi, er lebe hoch! und nochmals hoch! und zum dritten Male hoch!" — Zur Verleihung des Grafe»titels an de»Reichskanzler v- Caprivi schreibt die „Köln. Ztg.": „Wenn der Kaiser de» Reichs kanzler v. Caprivi in den Grascnstand erhoben nnd mit warmherzigen Worten gefeiert hat, so wird jeder unbefangene Bcurthciler mit Be friedigung aussprcchen, daß hier dem Verdienste seine Krone geworden ist. Herr v. Caprivi ist i» ciner kritischen Zeit, die unser Vaterland dnrchzukämpsen hatte, mit soldatischem Muth und soldatischem Pflichteifer ans die Bresche getreten. Es gehörte mehr als ein berechtigtes Selbstvertrauen und Kraftgefühl, es gehörte persönliche Entsagnngs- sähigkeit nnd moralischer Mnth dazu, die schimmernde Rüstung, welche ein Niesengeist getragen, anzulegen und bei jeden, Worte, bei jeder That wider Willen den Vergleich mit dem geniale» Vorgänger her- auszufordern. Nicht jeder deutsche Mann wäre so beherzt gewesen, dem Rnfe seines Kaisers folgend sich in den Schatten der Bis- marck'schen Größe zu stellen. Wenn Herr v. Caprivi als Mensch nicht nur unbeschädigt, sondern größer aus dieser für ihn ungünstige» Lage hervvrgegange» ist, so verdankt er dies dcn lange und sorgsam ausgespeicherten Schätze» seiner umfassenden Bildung und dem edlen Gepräge seines ritterlich liebenswürdige» Charakters. Der Reichs kanzler ist ei» sympathischer Vertreter jener höheren Officierskreise, die nicht im Gamaschendienst oder günstigenfalls in ticfergehenden militärischen Studie» anfgeheu, sondern durch emsiges Lesen Fühlung mit de» großen geistige» Strömungen der Nation unterhalten. Der Grundstock von Wisse», der nicht i» seiner reichen Bibliothek vergraben blieb, sondern ihm in Fleisch und Blut überging, ermöglichte ihm die staunenswerthe Gehirnleistung» sich als Reichskanzler in verhältniß- mäßig kurzer Zeit in verwickelte Fragen erfolgreich eiiijilarbeiien und auf dem Renner, den er kühn bestiegen, einen festen Sitz im Sattel zu gewinnen. Seine ruhige rcceptive Intelligenz, welche di« Dinge mehr an sich herankvmmeii läßt als ihnen mit überraschender Initiative zu Leibe geht, hat in Zeiten, da der Wind so häufig uin- pringt, für das Vaterland den Vorthril, daß sie die Zahl der Wallungen »nd Wendungen wenigstens zu verringern vermag. Und dieselbe Atmosphäre vornehmer Ruhe, die sein geistiges Leben kenn zeichnet, umgiebt auch seinen Charakter mit einer mildernde» Jsolirschicht. Ein heftiges, reizbares Temperament, eine empfindliche Natur hätte an der Stelle, wo der Reichskanzler steht, gerade i» unserer Zeit unsäglich viel Unheil angerichtet nnd den Parteikampf »ach allen Richtungen hin verbittert und vergiftet. Herr v. Caprivi ist als Gentleman, als ehrlicher, redlich strebender, makelloser' BaterlandS- rennd für jede Verdächtigung unerreichbar. In allen Partcilagern wird man ihn zu der WcihnachtSgabe. die das Christkind ihm au de» Taiineiibani» gehängt hat. freudig beglückwünschen." — Kaiser Wilhelm II. und die Landwirthschast. Bei der am Freitag, staltgehabten Einweihung des Teltower Kreishause» i» Berlin hat der Kaiser auch über die Landwirthschast gesprochen. Nach dem „Reichsanzeiger" sagte er zur Erwiderung eine» vom Land rath Stnbenrauch anSgebrachten Trinkspruches: „Sie erwähnte» der beide» Haiiptelemente. der Lust und stes Lichts, der Gabe» unsere» allgütigen Gotte», dieser Grnndelemente» die für den Landwirth, wie cr hier hauptsächlich vertreten ist, nothweudig sind. Ich möchte glauben, daß der Geber von Lust nnd Licht Diejenigen» die berufen sind, unter ihnen zu verweile», in ihnen zu arbeiten und ihr Lebtag darin sich zu bewegen, die gerne Luft »nd Licht als ihr Eigenthnm betrachte» wollen, anch mit einem weiteren Blick nnd einem weitere» Horizont geschaffen hat. Ich habe da» Gefühl und ich hege keinen Zweifel, daß nicht nur die Landwirthe speciell dieser Provinz, sonder» meines gesammten Reichs die Empfindung habe» werben, daß nach wie vor wir zusammengehöre», wir miteinander arbeiten, mit einander fühlen, nnd daß stets das alte Hohenzollcrn'sche Wort „8uum vniczuo" auch im höchsten Maße auf die Landwirlhschaft in Anwendung zu bringen ist. Ich hege die Ucbcrzcngniig, daß dieses Wort bei Ihnen fest im Herzen sitzt trotz aller Versuche, wie sie von verschiedenen Seilen her zur Erzielung,des Gegentheils bei Ihnen, gemacht werden." — Ueber einen Besuch, welchen Fürst Bismarck Sonnabend WandSbeck abstattete, wird berichtet: Fürst Bismarck traf 12 Uhr Mittag in Wandsbcck ei», begleitet vv>» Landl- ralh v. Bülow, der ihm bis Hamburg eutgegcngefcihre» war. Ober bürgermeister Ranch begrüßte den Fürsten am Bahnhofe auf da» Herzlichste und theilte ihm die Ernennung z»»> Ehrenbürger Wands- bccks mit. Fürst Bismarck dankte bewegt und sagte, Wandsbeck habe für ihn die Bedeutung einer Hauptstadt. Einst habe er auf der Weltbühne gestanden; wenn er jetzt in den Zuschauerraum zurück- getrcteu, wolle cr sich des Rechtes eines jeden Zuschauers, Kritik zu üben, nicht begeben. Hierauf besichtigte der Fürst das NathhauS und nahm Theil an der Kreistagswahl für den Kreis Slormarn. Beim Landrath fand hierauf ein großes Mahl statt. Die Rückfahrt erfolgte um 5'/- Uhr. Die Stadt war prächtig geschmückt. Der Empfang des ungewöhnlich frisch ausschcnden Fürsten seitens der Bevölkerung war ein überaus herzlicher. — Dem Fürsten Bismarck hatte der BerlinerFabrikdirectur Holtz seine ganze Villa für den Fall zur Verfügung gestellt, daß der Fürst zur Theilnahme an den NeichStagsverhandlungen nach Berlin kommen wollte. Auf dieses Anerbieten hat der genannte Herr jetzt die folgende Antwort aas Friedrjchsrnh erhallen: „Ihr freundliche» Schreiben und Antrag vom 16. d. M., über den mir auch Professor Schwrnningcr berichtete, hat mich sehr erfreut, nnd wird der Werth Ihre» liebenswürdige» Anerbietens für mich nicht dadurch vermindert, daß setz! kein Bedürfnis; jür mich vorlicgt, demselben näher zu treten. Ich bitte Sie nnd Ihre Frau Gemahlin, für de» warmen Ausdruck Ihre» Wohlwollens meinen verbindlichste» Dank cntgcgcnzunehmc». v. Bis marck." Oesterreich-Ungar». Da- Tagesgespräch i» Wien ist die Verständigung zwischen der deutsch-liberale» Partei und dem Ministerium Taaffe, in Fvlge der Skandalrcden, welche die tschechischen Abgeordneten im öster>cichischen Reichsrathe gegen Alles, was nicht tschechisch ist, gegen Negierung, Dcntschthum rc. gehalten haben. Man erachtet die Nothwendigkeit für vorhanden, diese» unausstehlichen Großmäuler» durch eine festgeschlossene Parlamcntsmehrheit das Hand werk gründlich zu legen. Der Liberale Graf Künbnrg wird in die Regierung rintreten, womit das abgeschlossene Verständnis, besiegelt wird. Die Zeitungen äußern sich znstimmcnd, doch wird betont, daß die Gesamintpvlilik des Cabincts dadurch keine radicale Um wandlung erfahre» wird. — Im ungarischen Reichstage geht die Berathnng der neuen Handelsverträge flott von statten. Man wird wohl »och vor dem Feste damit zu Ende komme». — Der ehemalige B u lgarcn fürst, Graf Hartenau (Fürst Alexander Battenberg), heute österreichischer Jnsanleric-Oberst in Graz, hat vom Kaiser Franz Josef die Erlanbniß erhalten, die ibi» von der bulgarischen Volksvertretung bewilligte lebenslängliche Pensivu von 50000 Francs pro Jahr anznnchmen. Erst hieß e» bekanntlich, der Fürst habe auf die Pension verzichtet! Italien. Die Handelscommisfivn der italienischen Depntirtentammer hat die neue» Handelsverträge einstimmig genehmigt und über dieselbe» Bericht an das Plenum er'latret. — Der Kriegszustand in der Italien is chen Colo nie Massanah am Rothen Meere wird mit dem neuen Jahre ausgehvbc». Mit den benachbarten Abessiniern ist jetzt eine völlig: Verständigung getroffen worden. Schweiz. In Winterthur wurden alle Vcrwaltnngsräthe der verkrachten Winterthur» Creditbank verhaftet, nach 24 Stunden aber wieder freigelaffen, außer dem Präsidenten des Verwaltung-» ralhcs, dem Präsidenten des engeren Ausschusses und dem Inhaber des zweiten Cassenschlüssels, welche von de» betrügerischen Svecn« ""(7 ^ sr»
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