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Weihnächte» der Gefangenen. Halbamtlich wird eine längere Mitteilung über die Versorgung unserer Gefangenen in FrErerch mit Liebesgaben zu Weihnachten veröffentlicht Da nach sind bereits erhebliche Mengen von Winter Aeidung, Wäsche und Schuhzeug, Tabakwaren und Lebensrnitteln den deutschen Kriegsgefangene" zuge- ßührt. Den Kriegsgesangenenlagern im sraichöflsche" vinterland ist vom Hilfsdienst in Bern unmittelbar eine besondere deutsche Weihnachtsgabe zugeganom, und es ist alles geschehen, um das rechtzeitige Ein treffen dieser Liebesgaben sicherzustellen. In südlichen Teil des Wiederaufbaugebietes rollen in Mesen Tagen aus der Schweiz besondere zu diesem Zweck zusammengestellte Lastautokolonnen, der nörd Siche Teil wird von Poris und Boulogne aus tu ähn licher Weise mit deutschen Liebesgaben beliefert. Auster Liebesgaben geht von Paris aus von der deutschen Kriegsgefangenen Vertretung der Friede,rs- delegativn im Einvernehmen mit der Reichszentral- Relle an jedes einzelne Kriegsgefangenenlager sow ohl der rhcinaligen Kampfzone, wie in den Hinler- Sandslagern ein besonderer Weihnachtsbrlef, der un seren Kriegsgefangenen die herzlichsten u„d ^teil- vollstkn Grüße der Heimat übermittelt. Jedem Braef W eine je nach der Belegstärke abgestufte kleine Geldspende beigelegt Diese ist dafür gedacht, den Heiligen Abend auf heimatliche Art jo freundlich GU gestalten, wie es unter den jeweiligen Umständen möglich ist. Um dieses Hilfswerk haben sich die räuijche Ver tretung des Roten Kreuzes in Paris und das -In ternationale Komitee vom Roten Kreuz in Genf wie- Ger groste Verdienste erworben. Ta-eSgefchichte. De-EMa«». Zeppelin und Wilhelm II. In den. nächste,« Tagen erscheint in Wie» ein Buch des Oberst- Leutnants Emil Seliger, der während des Krieges Hressereferent der Marinesektion war, unter dem Titel: Hohendorfs der Retter Berlins und andere Enthüllungen. Aus diesem Buche veröffentlicht die „Wiener Allgemeine Zeitung" einen Artikel, del sich mit der A udienz des Grafen Zeppelin bei Wilhelm II. im Herbst 1915 in der Frage der Luftangriffe beschäftigt. Zeppelin war der Ansicht, daß durch einen Masjeneinfatz seiner Geschwader ge gen London ein Erfolg erzielt werden könne und taug dies dem Kaiser vor. Dieser jagte: „Sre be absichtigen also, sämtliche Geschwader gleichzeitig über London zu schicken und die öffentliche Stadt Lon don zu bewerfen?" „Majestät, London hat außer ordentliche Abwehrmaßnahmen. In allen Ecken und Enden sind seine Batterien und Scheinwerfer ausge stellt Völkerrechtlich ist London nicht als offene Stadt zu betrachten, und wie oft haben englische und französische Flieger nicht schon auf unsere Städte Bomben abgeworfen!" Graf Zeppelin trug dann denk Kaiser seine Pläne vor und erkbärte, daß dies das letzte und einzige Mittel sei, England zur Vernunft und zur Erkenntnis zurückzuführen, daß es im Krieg -er Kontinentalmächte nichts zu suchen hat. Der Kaiser fragte: „Sie waren bis jetzt siebenmal über London?" „Jawohl, Majestät!" „Sie haben bis jetzt über 2000 Menschen getötet. Wieviel Leben wollen Sie denn noch vernichten?" Majestät", er widerte Graf Zeppelin, „es handelt sich um Deutsch »and!" Der Kaiser erwiderte: „Graf Zeppelin, Sie werden die Zerstörungsangriffe ruf Lon dvn nicht durchführen! Es ist hinreichend ge wesen, bisher die militärischen Objekte in der xng- Njchen Hauptstadt zu bewerfen." Damit war die Audienz beendet. — Ausweisung des Ludwigshafener Moliz eiche fs. Der vor einigen Tagen zum Chef der Stadtpolizei beförderte PoUzerinspektor Max Thumann wurde am 17. Dezember von dem französi schen Kontrollbezirk aus dem Stadtbezirk und der Pfalz ausgewiesen und sosort abgejchoben. Thumann, dec schon seit sieben Jahren im städtischen Polizei- dienst steht, hatte in der letzten Zeit mehrere dienst liche Konflikte mit der französischen Bcjatzungsbr- hörde Der vor einigen Monaten vo.n der fran zösischen Bejatzungsbehörde verhaftete Geh Kotn- merzienrat Anton Fasig ist dieser Tage aus einer zweimonatigen Untersuchungshaft entlassen worde«. 'Die Ursache der Verhaftung ist bis jetzt nicht be sonnt, .auch nicht dem Geheimrat Fasig. Gefangenen los. Wegen zweier Faast- fchläge gegen seinen Wächter ist der deutsche Kriegs gefangene Hoffmann zum Tode verurteilt worden. Die „Humanitee" teilt mit, daß Ler Wächter zuerst geschlagen hatte und daß dem Angeklagten eine Dis ziplinarstrafe als erschwerend angerechnet würbe, dir für die Züchtigung eines Mitgesangenrn we gen Verrats eines Fluchtplans verhängt worden «ar. Ein aus der Kriegsgefangenschaft zurückze- »ehrte» Soldat brachte einer Familie in Bonndorf im Schwarzwald die Nachricht, daß rhr feit fünf Jahren vermißter und tot geglaubter Sohn noch am Leben sei. Er sei im Oktober 1914 nach einem La ger in Algier gebracht worden, wo noch heute über 30000 deutsche Gefangene in Sklavendienst gehal ten würden. — Generalsekretär Dutasta erklärte Herrn von Lersner, es sei unrichtig, daß Tlenren? re au Pressevertretern gegenüber geäußert habe, die Herausgabe von Gefangenen mit anderen Frage» verquicken zju wollen. Dies entspreche nicht den Ab ¬ sichten Clemenceaus, der die Gefangenenfr age mit keiner anderen verquicken wolle — Die Finanznot Frankreichs. Der Budgetcntwurf des Finanzministers Klotz war m der französischen Kammerkommission Gegenstand lebhaf ter Kritik. Der Entwurf, der für drei Monate nahe zu 19 Milliarden Ausgaben verlangt, sreht als Deckung nur fiskalische Aushilssmittel vor. Die Ge bühren für den gesamten Dienst der Post, des Tclc- grapsten und des Telephons sollen verdoppelt wer- den. Um die Staatsgarantie für den Minderertrag der Eisenbahn abwälzen zu können, solle« die Elfen- bohngesellfchaften ermächtigt werden, alle Eisenbahn- tarife zu verdoppeln. Schließlich sollen die während des Krieges gewährten Zuschüsse zum Verlauf von Brotgetreide und Zucker wegfallen Diese Maß nahme muß zur Folge haben, daß auch die bisherige Festsetzung von Normalpreisen für diese unerläßlichen Nahrungsmittel wegfallen würde, so daß es unver meidlich ist, daß eine erhebliche Preissteigerung cin- trcten wird^ In der Abteilung der Kammer, der Klotz selbst.angehört, wurde an den Minister dre Frage gestellt, warum er sich nicht dazu entschließe, die von Deutschland zu zahlende Entschädigung fest- zustellen und sie budgetmäßig zu verwerten. Klotz antwortete, daß er infolge der Krankheit Clemenceaus nicht imstande sei, Auskunft zu geben über die Ver handlungen, die in dieser Beziehung mit den übrige« Alliierten geführt werden. Gnkland - Für Herabsetzung der Kriepseni- schädigung. Der Herausgeber der englischen Wo- ckcnjchrist „Nation" schreibt in der Haagschen „Post": Mi» ist keine einzige politische Gruppe in England bekannt, die eine unbarmherzige Ausführung des Friedensvertrages wünscht. Ich bin überzeuot, daß eine Revision des Friedensvertrags im prak tischen und gemäßigten Sinne hier gern gesehen wird. Ueberall äußert sich der Wunsch nach dem Wiederaufleben einer unabhängigen englische" Po litik, wie es unter der Königin Viktoria Ler Fall war Ferner zitiert Masingham das vielbesprochene Buch des offiziellen Vertreters des englischen Finanz ministeriums bei den Friedensverhandlunzen M Versailles, Keynes: Die wirtschaftlichen Folgen des Friedens. In dem Buch wird nachgewiefen, daß das Vermögen Deutschlands in phantastischer Weise überschätzt wird. Keynes empfiehlt, den Schadenersatz, den Deutschland zu zahlen verpflichtet ist, von acht aus zwei Milliarden Pfund zu vermin dern, und daß Deutschland selbst die Ternrine für die Bezahlung innerhalb 30 Jahren feststen dürfe, daß man endlich mit der systematischen Einmischung in die inneren Angelegenheiten und industrielle Or ganisation Deutschlands aufhören solle. «egyptes». — Die Unabhängigkeitsbeweguug in Aegypten. Die Versprechungen, die der König vo»l England dem früheren ägyptischen Sultan über die Unabhängigkeit von Aegypten Ende 1914 ge macht hat, sind bis heute noch nicht eingelöst. Viel mehr werden alle Selständigkeitsbestrebungen durch die Engländer rücksichtslos unterdrückt. In ver zweifelten Aufständen bäumt sich das ägyptische Volk g^gen die britische Herrschaft auf Bombenanschläge auf englandsreundliche Minister, blutige Zusammen stöße zwischen Militär und Bevölkerung sind ein: alltägliche Erscheinung. Die öffentlichen Gebäude sind das Ziel heftiger Angriffe. MasjenverHaftun gen und Massen Aburteilungen vor den britische^ Militärgerichten bilden gewöhnlich den traurigen Ab schluß dieses Verzweifli ngskampses. t— Die Ratifikation in Amecila. Die Kommission des amerikanischen Senates für auswär tige Angelegenheiten hat die Entschließung des Se- nators Knox in abgeänderter Form angenommen. Die Entschließung äußert sich über die Frage her formellen Ratifikation. Mit der Absicht, den Ver einigten Staaten die ihnen durch den Vertrag M- gesprochenen Urteile zu wahren, sucht die Entschlie ßung den Friedens z u stand zwischen D e utsch- land und den Vereinigten Staaten wie-« derherzusteNen, indem sie an die Kriegserklärung der Bereinigten Staaten erinnert und außerdem be tont, daß der Friede als wiederhergestellt zu be trachten sei, sobald drei Großmächte und Deutschland deu Vertrag ratifiziert hätten. In der abaeänder- ten Form der Resolution wird ferner erklärt, daß die Bereinigten Staaten int allgemeine»» fortsähren werden, in engen Beziehungen mit de« Alliierten zu verbleibe». Örtliche md Silchslsche Nachricht«. — Eibenstock, 83 Dezember. Morgen Mitt- moch, am Heiligabend, »Kd die GaSabgabe auS- nahmSwets« nur von mittag» 18 bi» nachmittag» 4 Uhr gesperrt sein, am 1. und 8. Feiertag, Donner»tag und Freiing, rrsolgt die Abgabe wie an den betr. Wochentagen. — Eibenstock, 33. Dezember. Dem viel- bunde wurden dnrch einen Gönner derselben 500 Mk. an» deutsch-amerikanische« Händen -»gewiesen behuf» Ber- teilnua an 5 Witwe« mit ihren 17 Kindern. Außer da« rem Gilde erhielten j«, Strümpfe vnd gestrickt« Unter kleider. — Leipzig, 91. Dezember. Der Tete, der an der Heiligen Brücke in Leipzig aufgefunden! wurde, ist als der am 13. Mai 1894 zu Kerns jin der Schweiz geborene, seit einigen Monaten in Leipzig wohnhafte Kaufmann Theodor Egger ermittelt worden. i Chemnitz, 20. Dezember.. Der Chem nitzer Aufruhrprozetz ist nunmehr beendigt. In 21 Verhandlungstagen hatten sich vor dem Schwurgericht 72 Personen wegen Teilnahme an de« Augustunruhen zu verantwolten, und zwar wegen versuchten Mordes, versuchten Totschlags, Aufruhr, Londfriedensbruchs usw 69 Angeklagte wurden zu insgesamt 32 Jahren 10 Monaten Zuchthaus, 58 Jahren 3 Monaten 2 Wochen Gefängnis uvd 107 Jahren Ehrenrechtsverlust verurteilt. Bei fünf Ver urteilten wurde Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. In drei Fällen erfolgte Frei sprechung. — G o s p e rs-g r ü n, 20. Dezember. Bei einem Gartengutsbesitzer in Gospersgrün sollte ein etwa 14 Tage altes Kalb, das für den Kommunaloerband Zwickau—Land bestimmt war, durch eineu Werdauer Fleischermeister abgeholt werden. Krüh wir da» Kall' aus dem Stalle verschwunden, und es stellt» sich heraus, daß Einbrecher das Kalb an Ort und Stelle abgeschlachtet hatten. Als Gegen leistung hatten sie auf einen Melkschemel ime Stalle 90 Mark gelegt, während das Kalb 150 Mart wert war. Tie Täter sollen Verwandte des Bestohlenen sein. — Aue, 88. Dezcmber. In der Nacht zum Sonn- abeud hat sich in einem hiesigen Hotel ein Liebes paar au» Chemnitz, ein 19 Jahre alter Kaufma«« und eine ISjährtge Haustochter durch Erschießen da» Leben genommen. Wa» die beiden jungen Leute in den Tod getrieben hat, hat sich bi» jetzt noch nicht einwandfrei feststellen lasten. Sie wollten sich, wie au» Hinterlastenen Briesen hervorgeht, zu Weihnachten verloben. Anscheinend sind aber die beiderseitigen Angehörigen mit dem Plan nicht einverstanden gewesen. Anderseits wird erzählt, daß die beiden jungen Leute den Etmvkkungen de» Kino» zum Opfer gefallen wäre». Sie seien ständig« Besuch«! der Chemnitzer Lichtspielhäuser gewesen, sehr leicht erreg barer Natur und hatten wahrscheinlich nach einem aber malige» Besuch der Vorstellung den Entschluß gefaßt, ge meinsam au» dem Leben -u scheiden. — Schwarzenberg, 30. Dezember. Unter der Leitung der Frau Seminardirektor Dr. Schubert in Qued - linburg a« Harz ist durch Frauen und besonder» Kin der tu Quedlinburg eine Sammlung von Liebes gaben für die notleidende Bevölkerung in den kleinen Dörfern de» Bezirk» Schwarzenberg veranstaltet worden. Obwohl in Quedlinburg die Nahrungsmittel auch sehr knapp sind und keineswegs Aeberfluß herrscht, ist doch in- folg« des mit rührender Hingabe entwickelten Sammelest«» und der Gebefreudigkeit ein recht erfreuliches Ergebnis er zielt worden. E» sind gegen 70 Zentner NahrungSmttel (Graupen, Grieß, Haferflocken, Mehl pp.) sowie Kleidungs stücke und Schuhwerk in ansehnlicher Menge gespendet wor den. Diese Liebesgaben sind am 80. diese» Monat» an 1» kleine Gemeinden verkitt worden. Sie sind umso willkommener, al» damit manchen Bedürftigen eine uner wartete Weihnachtsfreude bereitet wird. Den Spendern und Sammlern gebührt herzlicher Dank. — Einlösung von Atn»sch«inen des Reich», des sächsischen S t a a t e S und der LandeSkulturrentenbank betr. Die Kasten im Geschäftsbereich« des Finanzministeriums, insbesondere Hauptzollämter, BezkkSsteuereinnahmen, Forstrentämter nehmen nach wie vor kostenlos fällige ZinSschetne von Schuldverschreibungen aller Art deS Deutsche» Reiche» und Sachsen» sowie von Sande»kullurrenkuscheinen in Zahlung. Bet der Uebergabe ist künftig da» mit dem Bestätigungs vermerk de» Finanzamts »ersehene Verzeichnis nach 8 3 der Verordnung über die Maßnahmen gegen di« Kapital flucht vom 34 Oktober 1919 (R G Bl. S. 1830) vorzule gen, in de« die Nummem der Wertpapiere verzeichnet sind, deren ZinSschetne an Zahlungsstatt gegeben werden. — Sächsisch« Schatzanw«is»ngen betr. In der Veröffentlichung, betreffend die Ausgabe sächsisch« Echatzanweisungeu, ist infolge rin« undeutliche» Angabe in einigen Stücken d«S Druckabzugs in verschiedenen Zei tungen, so auch in der unsrigen, gesagt, daß die Schatz- anwetsungen bet einer Laufzeit von üb« 30 Tagen mit 4'/, v. H. diskontiert würden. Dies ist ein Irrtum. GS muß 4'/. v. H. heißen. - Aufstellung einer sächsischen Hilfs- Polizei. Nachdem in der Mittwoch-Sitzung der Volkskammer die Regierungsvorlage über die Er richtung emer Hilfs Polizei angenommen wilden ist, erläßt nunmehr der Minister des Innern Uhlig ei nen Ausrus zum Eintritt in diese. Er wendet sich an die Männer, die dem Soldatenstande angehörru oder angchört haben und ernstlich gewillt sind, an der Erhaltung der Ordnung und Sicherheit in Un serem Valerlande mitzuarbeiten, auf dem Baden der Verfassung stehen und unbescholten sind. Die Auf-, stellung der Hilsspolizei ersolgt zunächst: auf den Uebungsplätzen Königsbrück und Zeithain. Stänk erte werden Leipzig, Dresden, Chemnitz Zwickau» Plauen, Zittau und Mesa. — Hohneujahr bleibt varlüufig säch sisch er Feiertag. In der sächsrschen Volkskam mer stand am Freitag ein Antrag zur Beratung, der den Fortfall des Hohneujahrstagrs 1920 wünschte. Infolge des Widerspruchs der Unabhängigen war eS unmöglich, über diesen Antrag sofort in Schlußbe ratung avzusttmmen; der HohneujahrstiA 1920 wird alfc abermals ein Feiertag für das Gebiet, des Frei staates Sachfen fem, da fich die Volkskammer bi» zum 8 Januar vertagt hat. » — Schülerherberge». Fn den 28 Schüler- Herbergen de» sächsifchen Erzgebirge» herrschte k,