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Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189106024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-06
- Tag 1891-06-02
-
Monat
1891-06
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 02.06.1891
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MMWM» Sächsischer iai v,irden ln irlhenkirche eselhr» sind !» md aus Il-äur «gramm. -in Obsthändler der Rittergüter z den statllichm . - i it einen neue» I cs Herrn Soll r Amt antrete».! achte die Fra« iben ei» Ende, t, soll die Ber- m sei», wird von dort >eschlagen. eine ogS-Sitzuu-.där tbeschluß beig«. Collegium den bisherigen ist der daß man in den ntllche hier be- jurichte», damit her StnndeW'l ruck verboten. Truppe» inOst- »entsprcchend die gegen die eng- »g-trupp« «Ke Gefahr zu be- ie Eingeborenea ir mächtige Be- u den diversen te, landschaftlich 114.000 Eure- >hl und darinii »iesenziffern der ier in Oftindie» oder zukilnstlge« Wortes rcchneii : starke englische 1 Ihn»; für di- ritam" für die and" durch Ge striche mit e»,s levSlkerung ivird j ich nienialr i„ ni großen über- ds scheinen j,i^ ngigkeits-Erklär- idert wird kaum'I mg der meiste» igebiete z» »»ab- atenbündsn sich l somit auch die > e n überseeische!, heute sich auzin icn Verfassuugs- s und CanadaS irkcniicn läßt, sb fischen Colo»!«» neksten derselbin Verbindung >»il »id der Spra' n bleiben! Giuij de» Indiern ge- Fremdherrschast überhaupt voll- »t, da eben ei« ,ft mit letzterem genannte der- Eliropäern dor- fürs» sichern, kW! nee er- jeZe» 'st! igevi »bei! M-ks-Ai>skil>er. verbreitetstes unparteiisches tägliches Lokalblatt. Die Hauptblatter des „Sächs. Landes-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Bctblätter) auch in einer billigeren Sonder-AnSgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei ins Hans; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. PostzeitungSpreiSllste für 1891; Nr. 1315. Dienstag. 2. Juni 18S1. . 1S4. - 11. Jahrgang. irdem Wochentag Abend (mit dem > ^'7 des folgenden TageS» zur «er- ^ gelangende unparteiische Leitung I ^ «zONscher Laades-A-zelaer" «»täglich einem Lxira-Beiblatt: 1. Kleine Botschaft s Sächsischer Erzähler .sächsisch- Gerichtszeitung ^ s Sächsisches Allerlei t. -lllustr. Uuterhaltungsblatt ' s. Souutagsblatt 7. Lustiges Bilderbuch bei de» Ausgabestellen monatlich ! MM., bei den Post-Anstalten 7b Psg. E^Sttine Anüewen" Si>b-u fassend) für in Sachse» wohnend- Inserenten 15 Psg., für außerhalb Sachse» wohnende Inserenten 20 Pfg. - Bevorzug,- Stell- (Ispaltige P-.I.zelle) 30 Pfg. Nr.km.^ M-"" 10 Pfg. - Anzeige» kSimen »nr bis Vormittag angenommen werden, da Druck ,.„d Verbreit.mg der großen Auslage längere Zeit erfordern.- .Anzeige» finden ohne Preisaufschlag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiaer" lbilliaere Sonder-Ansgabe der Hanptblätter des „Sächsische» Landes-Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiolättet). Der SSchs. LandeS-Anzelger ist für daS Jahr 1891 eingetragen in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSliste unter Nr. 541S, in der österreichischen unter Nr- 3540. Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr; Jllustr. Weihnachtsbuch (JahreSbuch). Verlags. Anstalt r Alexander Wiede Chemnitz» Theaterstraße Nr. 5. Fernsprech-Anschluß Nr. I3S. Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz- -SJnllnsrhelll :0.»en»"»«L Drahtnachrichten unseres Anzeigers. Vom 1. Juni. Bukarest. In hiesigen Regiernngskreisen hat es uinltches Aufsehen erregt, dass weder der Zar» noch besten -kirrt,mg am rumänischen Hofe es für nöthig befunden ube», anlätzlich des Regierungs-Jubiläums des Königs §grol ein Lebenszeichen von sich zu geben. Aussig. Der Ansstand im Karbitzer Kohlenrevier eeskrckt sich ans neu» Schächte. Die Arbeiter ans den gräf lich Tarnka'schen Werken in Randntg-Schönseld haben zhenfalls die Arbeit eingestellt. Die Gesammtzahl der Hulke,iden beträgt etwa 10««. Die Direktionen der Serke drohen, bei der Nichtmiederanfnahme der Arbeit «W Montag de» Betrieb gänzlich einznstellen. Amsterdam. Wegen des Millionendiebstahls tn der l Hauptpost «affe zn Batavia sind zwei Postbeamte »erhastet worden; bei denselben sind gestohlene Bank- »ote» gefunden worden. Brüssel. Die Regierung entdeckte etn focialistifches «iomplot, welches den Zweck gehabt haben soll, eine stevolntio» hervorznrnfen. Es haben zahlreiche Haus- ftichnngen stattgefnnde». Gegen 15 Socialistenftthrer ist tzsS Strafprocetzverfahre» eingeleitet worden. London. Diplomatische Kreise versichern» datz sich Kabinette in Berlin» Wien und Rom bezüglich iiner neuen Basis für die Erneuerung des Dreibundes ! verständigt hätten. Die britische Regierung sei auf- izesordert worden, dem Bunde beizntreten. — Rach Tele- -rammen ans Jquique hat Bolivia die chilenische kongrehpartei als kriegführende Macht anerkannt. — Der Minister des Auswärtigen in Japan» Bieomte Aoki, Ist znrttckgetrete» und durch den Admiral Bieomte 8» omoto ersetzt worden. London. Der Phttanthrop Oliphant begiebt sich tisch Persien und sodann nach Palästina, um in Viesen Ländern Territorium für die Anfiedlung der ans tzutzland ansgetriebene» Juden anzukaufeu. Die Kornpreise. Chemnitz, I. Juni. Noch nie haben wirthschaftliche Fragen im Vordergründe des TageSinteresseS dermaßen gestanden wie gegenwärtig, wo unter dem Einstiche verschiedener Verhältnisse der Brotkornpreis eine außer- Wohnliche Höhe «reicht hat. Es kommen thalsächlich verschiedene Gründe hier in Betracht: Zuerst hat die jetzt schon erheblich geänderte A»»ahme, die nächste Ernte im Deutsche» Reiche würde nur eine sehr mittelmäßige werde», den Preis des BrotkornS steigen lassen; dann suchte der Zwischenhandel sich gegen eine mögliche nahe Herabsetzung unserer Kornzölle, die einen Preissturz hervordringe» müßte, durch einen Extraprofit für das bestehende Risiko z» decke», dann auch ließ die Ziistchr nach, weil man nichts wagen wollte im Hinblick auf die schwebende Zollfrage. So ist Eins zum Anderen gekommen, und . kr bereits cingelr-teue Sinke» der Preise ans Grund der Zeitungs artikel von eine»! Zusainmenlritt des Reichstages zum Zwecke der Revision der Kornzölle beweist, daß die Specnlativn bei dem Hoch- Ireiben der Preise d e Hände mit im Spiele hatte. ES wird das übrigens in Börsenkreise» auch gar nicht geleugnet. Angesichts aller dieser Umstände liegen die Verhältnisse eigentlich einfach und in keiner Weise so verwickelt, wie hier und da geglaubt wird. Die Hauptfrage ist: Ist der Brotkornpreis heule normal? Antwort: Nein! Dann Huben wir zu fragen: Kan» das Deutsche Reich ii» Verordnung^ Wege oder durch sonstige VerwallungSmaßaahmen dazu beitragen, daß ohne Weiteres der Kornpreis sich ans eine» normalen Satz er mäßigt? Antwort abermals: Nein! Daraus folgt, daß, wenn nicht auf natürlichem Wege eine Preisreductiv» eintritt, gesetzliche Schrille gelhan werden müssen, die Interesse» der gesamnite» Bevölkerung zu schütze». Ist es »nn anSgeschlassen, daß auf natürlichem Wege eine laiche Preisermäßigung eintritt? Die Beantwortung dieser Trage ist „»gemein schwer. Es kann recht gut sei», daß sich in den nächsten Wochen die Korneinfuhr in Deutschland dermaßen hebt, daß die Preise von selbst falle»; ebeniognt kann aber auch Alles beim Alten bleibe». Die gleiche Möglichkeit ist auch bei einer Herabsetzung des Zolles vorhanden. Ter Preis kann viel mehr fallen, als die Zollherabsetznng beträgt, er braucht aber auch nicht >m Mindeste» zu fallen. Die Marklverhältnisse gestalten sich oft ganz wunderbar, und Niemand darf behaupten, daß er mit Sicherheit von vornherein sagen kann, was geschehen ivird, wenn diese oder jene Maßregel ergriffen würde. Unter solchen Umständen muß man a» der Hauptsache sesthalten, daß lieber zu viel, als zu wenig geschehe» soll, um der Bevölkerung ihr Recht z» wahre», ihre Interessen z» schützen. Es kan» vor der Hand daraus nicht ankommen, was später mnmal mit den Eetreidczölle» geschehe» soll und was nicht» es kan» sich »nr darum handeln, für den Augenblick Abhilfe zu schaffen. Wem, die NcichSregierung eS gegenwärtig nicht für nochwendig hält, den Reichstag zu berufe», sonder» ineint, daß Garantier» dafür vor handen sind, daß sich in naher Zeit der Brotkornpreis von selbst Meder ermäßigt, dann muß sie anch Beweise hierfür Vorbringen. Unmöglich ist e< jedenfalls, die schwankende» Verhältnisse aiidaner» i« lasse»; wenn auch di« Kornpreise in Folge davon etwas sinke» Höge», die Zufuhren fremden Getreides, auf die es bei der heutigen »arttverthenerung doch gerade ankommt, werden dadurch bcein- «?cht!gt, und eine gründliche Abhilfe der Misere erfolgt mithin Acht. Es ist bedauerlich» aber leider nicht zu ändern, daß st« Spekulation alle und jede wirthschaftliche Erscheinung aus- üntet; das ist immer so gewesen, wird auch immer so sei», de»» daschäst-leute, welche unter solchen Umstände» ihre Pfeife» sich z» diben liebe», wird e- immer gebe». Aber dieser Spekulation soll nicht durch Unentschiedenheit, durch daS Bestehenlassen nichtiger Vor wände noch Vorschub geleistet werde». Darum können wir nur klipp und klar Garantier» mit genügenden Beweise» dafür fordern, daß du heute allgemein als übertieben hoch anerkannten Preise für Brotkvr sich baldigst ermäßigen werden, oder aber die Einberufung des Reich- tage- zur Erwägung »nd Beschlußfassung gesetzlicher Schrille. Siche> wollen wir in jedem Falle gehen, »nd die deutsche Landwirlhstliast selbst kann nur den Wunsch hegen, daß hier baldigst Klarheit geschassci. wird, denn der Schuh der Landwirthschaft selbst ist nicht gleichbedeutend niit dem Begriff de- übermäßig theuren Brotkorns. Man thnt gut in diese» rci» praktische» Frage» alle Persönlichkeiten und alle lieber treibilngen auS dem Spiele zu lasse»; die Verhältnisse lediglich muß mau sich ansehen und darnach seine Bestimmungen treffe». Mn Getreide ist speculirt worden» als Deutschland noch nicht an Schutz zolle dachte, mit Getreide wird speculirt werden, auch wenn die Zoll, einmal forlfallen sollten. Es ist Pflicht der ReichSregiernng »nd des Parlamentes, alle Punkte in's Auge zu fasse». Im alte» Rom wurde» die Getreidehäudler vo» der wüthende» Menge einfach bei», Kragen genommen, wenn sie den Preis zu sehr empocgeschraubt batte!. Heute geht Alle- maiiierlicher zn und cs giebt Mitte!, um zu», Ziele z>> kommen. Nur müsse» wir auch dahin kommen, und nicht eine Meist davon entfernt stehen bleibe». Da haben wir die nackten, trockenen Thalsachen, und damit allein müssen wir rechnen. Politische Ruilds hcr,». Chemnitz, den 1. Jnni 1891. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm empfing am Sonntag Vormittag nach dem Besu be des Gottesdienstes in der Potsdamer Friedeuskirche de» Reichskanzler v. Caprivi und halte mit demselben eine lange Unterredung. Ai» Abend sind die Majestäten noch Kiel gcreist. — Unter dem Vorsitze des StaatsministerS von Bötticher fand am Sonntag Mittag eine Sitzung des preußische» LtaatSniinisteriilmS statt. In derselben wurde daS eingegangene Material über die Kornzoll-Angelegenheit vorgelegt. Dasselbe wirb oe» verbündete» Negierungen unterbreitet werden. Ein fester Be schluß, de» Reichstag zu berufen» kann ganz selbstverständlich erst nach vorgängiger Verständigung mit den übrigen deutschen Blindesregierunge» gefaßt werden; bisher ist er nicht gefaßt worden. — Der Parteitag der nationalliberalen Partei hat am Sonntag in Berlin stattgefmide». (Die Verhandlung war keine öffeiitlichc, die Berichte darüber versendet der Parteivorstand selbst.) Wie verlautet, ging die allgemeine Stimmung wesentlich dahin, eine, zeitweise» Herabsetzung des Geireidezolles, wenn der Reichstag zu der selben im Hinblicke auf die hohen Kornpreise berufe» werde» sollte, znzustiinmen, bezüglich de- neuen HandelsveclrageS mit Oesterreich ober erst die Publicativn desselben abzuwarten, bevor weitere Schritt, getha» werden solle». Was die sociale Frage betrifft, so stellte man sich ans den Standpunkt, daß den Interessen der Aroeiter die Interessen der Arbeitgeber in keiner Weise nachzustellen seien. Die Partei wird ihre Grundsätze wie bisher vertrete», unbekümmert um Personelifragen. Lkem Parteitage folgte ein Festmahl. — Im deutschen Bunde Sr athe ist man zur Zeit mildem Entwürfe von Vorschriften beschäftigt betreffend die Abgabe stark wirkender Arzneimittel, sowie die Beschaffenheit und Bezeichnung der Arzneigläser und Standgcsäße in den Apolheke». — Der allkatholische Bischof. Die „Köln. Volksztg." berichtet auS München: „Die bayerische Regierung verbot dem alt- katholische» Bischof Neiukens das Trage» der Bischofsinsignie». Er mnß demznfolge die Firmung der Allkatholiken in Bayern fortan ohne Mitra und Stab vornehmen. — Der preußische Finaiizminister und der Minister der geistlichen Angelegenheiten beabsichtigen dem preußische» Landtage in der nächsten Sitzungsperiode eine Vorlage zu machen betreffend eine den Kirchciigemelndcn zur Ablösung der Stolgebührcn zu gewährende staatliche Beihilfe. Sie haben zu diesem Zwecke unter dem 14. Mai an die sämmilichen Coiisistorien der alten und neuen Provinzen die Aufforderung gerichtet» schleunigst festzustellen, eine wie hohe Ent- schäoigung in jeder einzelnen Kirchcngemeinde den berechtigten Stellen gezahlt werden müßte. Doch soll diese Aufhebung sich nur ans die Stolgebühren für Taufen und Trauungen erstrecken. Die vo» viele» Seiten gewünschte Beseitigung der Stolgebühren für Beerdigungen ist somit nicht i» Aussicht genommen. — PreußischeSAbgeordnetenhauS. (Soniiabend-Sitzung.) Die zweite Berathnng der neuen Secundärbahn-Vorlage endigte mit der unveränderten Annahme derselben. Zu einer Debatte kam eS nur über eine neue Nebenlinie Kassel Volkmarsen. Verschiedentlich wurde die Ablehnung dieser Nebenlinie und dafür eine direkte Vollbah» zwischen Kassel und Köln gefordert. Schließlich wurde aber auf Empfehlung des Eisciibahnministers vo» Maybach, der wieder persön lich im Hause anwesend war, die Bah» Kaffel-Volkmarsen doch be willigt, dazu aber noch eine Resolution, durch welche die Negierung ersucht wird, den Ban einer direkten Bahnlinie Kassel-Köln i» Er wägung zu ziehe». Hieraus vertagte sich das Hans bis Montag I I Uhr, wo die ans dem Herrenhause znrückgekomuiene Landgemeindeordnniig von Neuem berathe» werden wird. — Der Bundes rath hat in seiner letzte» Plenarsitzung den Antrag Adelmann auf Abänderung des H 157 des Alters- und JiwaliditätsversicherungS-Gesetzes angenommen. Durch diese- Amen dement wird bekanntlich die durch den Wortlaut der Gesetze- bedingte Ungleichheit beseitigt, daß Jemand, der bis zum 1. Januar d. I. 70 Jahre alt war, sofort die Rente bekam, Derjenige aber, welcher z. B. im Laufe de» Januar 70 Jahre alt wurde, »och eine Warte zeit von einem BeitragSjahr zurücklegcn mußte und dadurch überhaupt um die Rente kommen konnte. Der Anlrog war bekanntlich von Mitgliedern aller Parteien de- Reichstages unterstützt und vom Reichs tage einstimmig grnehmigt worden. — Zur Kornzollfrage wird der „Köln. Ztg.* aus Berlin geschrieben: Die Berathungen de» preußischen Staatsministerium» über die Fragen, ob eine sofortige Herabsetzung oder vielmehr Aufhebung der Gelreidezölle eintrcte» oder ob die jetzigen Zölle bestehen bleiben ü'lle», sind noch nicht zum Abschluß gekommen, vielmehr werden die rgebnisse weiterer Erhebungen abgewartet. Doch ist am Montag !»e yöllig unzweideutige öffentliche Erklärung der StaatSregierung ; i erwarten, und in gut unterrichteten Regiernngskreisen hegt man einen Zweifel, daß diese Erklärung in dem Sinne abgegeben wiifl», saß eine Herabsetzung oser Aufhebung der Gelreidezölle nicht erfolgen v!cd, jedenfalls »ich! vor dem Inkrafttreten des österreichisch-ungarischen Handelsvertrages. Soweit man hört, ist eine Reihe neuerer Berichte „gelaufen, welche die ursprünglichen Befürchtungen einer diesjährigen Nißernie so gut wie de eitigt haben. Die Witterung seit den Pfingst- lage» hat i» weiten landwirtbschaflliche» Kreisen die Hoffnungen äuf eine leidliche Mitlcleriite befestigt. Was den Stand der Vorräthe ,»betrifft, so liegen mehrfache Meldungen vop» wonach recht beträchk. iche Mengen von Weizen und Roggen zur Einfuhr nach Deutschland auterwegS sind, und auf der anderen Seile hält man die bereit- vor» aiidenen Getreidevorräthe für weit höher, als sie von Seite» der fortschrittlichen Agitatoren hingestellt werden. Es ist allerdings- richtig, daß infolge der gegenwärtige» Unklarheit, ob die Zölle Herab gesetzt werden oder nicht, augenblicklich jede Einfuhr von Getreide an 'ei, Grenze» nnmöglich gemacht und thaisächlich gesperrt ist. Diese Sperre wird aber i» demselben Augenblicke hinwegfallen, wie die -elreffende» Getceidehändler sich davon überzengt haben werden» saß eine Herabsetzung der Zölle auf absehbare Zeit au»« geschloffen ist. Die StaatSregierung beeilt, nach allem, was man hört, ihre Beschlußfassung auf s Aenßersie, und so dürfen wir die Hoffnung hegen, daß in welligen Tagen volle Klarheit und Unzw.'i- sentigkeit i» dieser für die Volksernährnng so wichtigen Frage ein-, rcte» wird. Die Beseitigung ber jetzigen künstlichen Börsenpreis« ivird dann sehr rasch vo» selbst eintreleii. — Ermittelungen über die Getreidevorräthe Hasen ans Weisung der Reichsregierung bei allen Hanptstcuec- und Haupt- zollänitern stattgefnnde». Da) Resultat ist tel.'graplpsch nach Bern» gemeldet. Auf Grund desselben werden die Enischeidnngen über eine eventuelle Berufung des R ichstages zu», Zweck der Herabsetzung der Kornzölle gelrossen werde». . . — Die Anwesenheit des Majors von Wißmann in Berlin ist, wie bestätigt wird, besonders durch die Fürsorge veran laßt» welche er seinem Dampser-auf dem Victoria-Nhanzä widiiiet, Ueber die Hälfte der Kosten ist gedeckt, aber eS sind zur Durchführung des Planes „och Beiträge erfckroWich. Man hofft, daß die jetzt von mehrere» Seilen onfgenoiiiiiieueii Bestrebungen für Hcibeischaffung der Mittel zur Bekämpfung der S laberet diese zu Gunsten des DampferS bestinimen werde», der ja in erster Linie gegen die Sklave,ijäger auf- reten soll. Das Unlernehmen wird, wie znveriässtg verlaute!, auch in Negierung,kreise» sehr günstig angesehen. Der Reichrkanzler hat ' Wißmann. wie versichert Ivird, gestattet, i» jeder Richtung dafür zu wirken. Für seine Aufgabe» als Ncichscomniiffar wird ihm der Gou- seuicur in Ostafrika die »öthigcn Truppen znweisc». Die vorhandenen Träger werde» seinem vorerst pr'vale» Dampfe,plan zu statle» kommen. Wtßiiiaim hofft indessen, den Dampfer später dem Reiche zu übergeben. Zunächst soll dafür gesorgt werden, daß alle erforderlichen Lasten vor ckblanf der gute» Jahreszeit, also bis spätestens Oktober, von der Küste nach dem See befördert werden. Das erste Unternehmen, oder vielmehr die erste Abiheilung, ist schon seit mehreren Tagen mit zwei großen Booten nnlcrwegS. Die Herstellung des DampserS behält also sie besten Aussichten. — Der erste deutsch« Gerichtstag auf Helgoland ist insofern als höchst charakteristisch zu erwähnen» al» nur der Ge- richlshof tagte, seine Aufgabe aber bald erfüllt Halle» da weder «in Kläger, noch ein Beklagter erschienen war. — Auf Wunsch de» Gouverneurs von Soden kehrt Emin Pascha nach der Küste als deutscher Reichscoiiimiffar zurück. Er trifft dort im August ein und begiebt sich alsoann mit der Schutz- lrnppe »ach dem Nyassa-See, um seinen zwischen diesem und dem Victoria-See gelegenen Verwaltungsbezirk zu organisiren. Lesterreich Ungarn. In der Wiener Hofburg fand am Sonnabend beim Kaiser ei» Festmahl zu Ehren des Weltpost-CoiigresseS statt, auf welchem alle Mitglieder desselben erschienen waren. Staats- secretär vr. v. Stephan war der Gegenstand besonderer Auszeichnung oeS Kaisers. — Die Tschechen habe» an die österreichische Re gierung das »ich! sehr bescheidene Ansinnen gestellt, in ganz Böhmen das Tschechische als alleinige Amtssprache einznsnhrc», womit natürlich die deutsche Sprache ganz und gar geächtet worden wäre. Das An sinnen wurde abgelehnt. — I» Prag fand am Sonnabend gegen die Rechtshörer Czizek und Gregr wegen der Mißhandlung des Reisenden Arthur Müller ans Berlin im AusstellnugSparke Termin statt. Czizek behauptete, Müller hätte ihn herausgefvrdert. Müller entgegnete, er sei nur deshalb geschlagen worden, weil er deutsch gesprochen habe und eine Berliner Herkunft betonte. Auf eine Anfrage de» Richter» er klärte Müller, er habe allerdings mit einem Revolver gedroht, weil er noch mehr Prügel fürchtete, doch hätte er keinen Nevslver bei sich gehabt. Ze,ge Nobiczek erzählte, daß nicht bloß Müller, sondern auch er Stockhiebe erhielt. Der Zeuge cntvlößle seinen Arm, auf welchem Schrammen von Stockhieben herrührend sichtbar waren. Der Professor der Augenheilkunde Schenkt sagte aus, daß der Schlag gegen das verletzte Auge Müller'S mit großer Gewalt geführt wurde. Di« Angeklagten führten sodann acht tschechische Studenten als Gegen zeugen vor, welche behauptete», Müller sei betrnnkcn gewesen. Di« Sitzung wurde vertagt. Italien. Der Erzbischof von T»rin, Cardinal Allmonda, ist in Genua gestorben. Der Prälat stand von allen italienischen Kirchenfürsten der Königsfamilie am nächste». Frankreich. In der Pariser KunstauSflellnng ist aus Weisung der Polizei ein den deutschen Kaiser beleidigende- Bild entfern» ivordc». Der deutsche Botschafter in Pari- hatte keinerlei Schritte in dieser Sach« getha». — In der Kammer dauert die Zolldebatte fort. Die einzelne» Positionen werden meist nach den Wünsche» der Negierung genehmigt, halte» sich also auf mittlerer Höhe. — ' ' AM : -M . ' .'H
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