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«Sie haben vorhin von der guten Nachbarschaft ge sprochen, Herr Förster/ sagte sie, als sie das gefüllte Glae vor ihrem Gast auf den Tisch gestellt hatte, «und mir fällt eben etwas ein, da Sie vom Helfen reden. Ist es Ihnen recht, wenn wir uns Ihnen einmal als gute Nachbarn bezeigen?" «Wie meinen Sie das?" fragte Warnitz aufblickend. «Ich dachte daran, daß es nach der langen Krankheit Ihrer Kinder gut sein würde, wen» einmal auf ein paar Stunden ein anderes Augenpaar als das der Meischen nach Ordnung sehen macht'. Wenn Sie wollen, komme ich morgen vormittag zu Ihnen hinüber." „Ich darf das ja gar nicht annehmen," entgegnet« Warnitz verlegen und wurde an den Schläfen ein bißchen rot. „I was!" meinte Frau Barbara, die Hände resolut ln die Hüften setzend. „Zieren Sie sich nur nicht! Ich mach« Las ganz gern und hätte schon längst einmal daran denken sollen, Ihnen ein bißchen unter die Arme zu greifen." In die Augen des bekümmerten Mannes war ein immer helleres Licht gekommen, während die Frau sprach und seine Brust hob und senkte sich unter einem tiefen Ausatmen. Wie ein „Gott sei Lob und Dank!" schien dieses Seufzen zu klingen. Dann sagte er, halb beschämt, halb erfreut lächelnd: „Wenn Sie sich die Mühe mache» wollen, Frau Hardt, würde ich Ihnen sehr, sehr dankbar sein. Aber Sie werden eine arge Wirtschaft finden, mehr als „polnisch"." „Nun, geleckt und geputzt kann's nicht aussehen, wenn die Frau schon über ein Jahr fehlt, nicht wahr, Dorothea ?" Die Gefragte verneinte, leise den schönen Kopf schüttelnd. -Noch dazu, wenn kleine Kinder krank gewesen sind," fügte fi« ihrer kurzen Entgegnung nach einer Pause hinzu. „Ja, die Kinder!" seufzte Warnitz. Und es klang wieder wie damals vor Wochen. So, als empfände der Sprecher das Dasein dieser Menschlein als die drückendste Last seines Lebens. Und als sehne er sich darnach, von ihr freizukommen. Heute mehr denn je. Frau Barbara wies ihn nicht zurecht wie damals, al, sie ihm allein gegenübergescssen. Aber sie sah ihn miß billigend an und verließ bald daraus das Zimmer, da ihr Mann vom Hofe aus nach ihr rief. Als sie eine Viertelstunde später zurückkehrte, war Warnitz schon gegangen. Und Dorothea sah, in Gedanken versunken, durch das Fenster auf die schmutzige, mit schwarz grauen Schneeresten bedeckte Landstraße und seufzte. „Nun, Warnitz ist ja schon wieder fort," meinte sie, auf das nur halbgeleerte Glas weisend, neben dem einige Nickelmünzen lagen. -Alb. der arme, arme Mann," sagte Dorothea, au» ihrem träumerischen Starren auffahrend. „Gr tut mir so sehr leid". „Freilich kann er einem jammern. Aber seine Schuld ist'» eigentlich ganz allein. Er könnte längst wieder ein« Frau haben. Doch er hängt immer noch seiner seliger Hanna nach und kann sich zu einer zweiten Heirat nicht ent schließen." „Es mag ja auch nicht so leicht sein, ein neues Gesichi tm Hause zu haben, wenn man noch so fest am alten hängt." „Allerdings nicht, Dorothea. Das weiß man schon. Abe> er versündigt sich mit seiner Weichherzigkeit an seinen Kindern, die wie die jungen Füchse aufwachsen, und an sich selbst. Man kennt ja den Mann gar nicht wieder, so zusammen geklappt sieht er aus. Die Meischen wird ein schönes Füllet für ihn zusammenkochen. Ich danke! Und immer läuft et lodderig und zerrissen rum. Einmal muß er der ganzen «lenden Geschichte ja doch ein Ende machen." „Er hat mir vorhin erzählt, er bekäme keine Frau," verteidigte ihn Dorothea. „Er meint, es wolle.ihn niemand mit seinen beiden Kindern." „Ach, dummes Zeug! Immer wieder die beiden armen Würmer! Können sie denn etwas dafür, daß sie auf der Welt sind? Das wird mich nun bald ärgern, daß er von seinen Kindern immer als wie von Hemmschuhen spricht, die ihm angelegt sind. Ein gutes Weiberherz nimmt die beiden kleinen Kerls als liebes Anhängsel gern mit in den Kauf. Und Warnitz ist doch ein schmucker Mann in den Vesten Jahren. Knapp fünfunddreißig. Wenn der sich ein bißchen rausputzt, nimmt er es mit jedem Zwanziger auf. i Das mußt du doch auch schon gesehen haben, daß er kein llnebner ist?" „Er ist ein schöner Mann, Tante Barbara," entgegnete Dorothea und sah an der Fragerin vorüber. „Na also! Zehn kriegt der. Aber freilich, wenn man licht will!" Dorothea erwiderte nichts. Ihrer Meinung nach ver kannte die Tante den Mann. Und während des Nach nittags dachte sie häufig an Warnitz.' Gegen Abend, als das Gespräch wieder auf ihn kam, »einte Frau Barbara, Dorothea könne am nächsten Bor nittag nach dem Forsthause mitgehen. Zwei schafften mehr >ls eine, und es würde an allen Ecken hapern. Außerdem vürde sie dann gleich sehen, daß Warnitz nichts Gescheiteres un könne, als sich so schnell wie möglich wieder zu oer- >eiraten. Dorothea zögerte ein Weilchen mit der Antwort, irklärte sich aber dann zum Mitgehen bereit. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten. — Berlin, 9. November. Am Luisenufer wur- de ein Geheimbüro des Spartakistenbun,' des ausgehoben, das anscheinend die Zenträ« dec Kommunisten bildet. — Essen, 9. November. Infolge der Berkehrtz- sperre steigt die Brennstosfabfuhr aus dem Ruhrgebiet ansehnlich. — Kiel, 9. November. Auf der Wyker Torpedo- bootsmale kenterte Sonntag früh ein im Schlepp einer Dcimpfpmasse befindlicher Kutter, dec mit Matrosen und jungen Mädchen besetzt war, die vo« einem Tanzvergnügen heimkehrten. Der Kutter war von den Insassen unberechtigterweise benutzt worde". Bei dem herrschenden Winde schlug das überfüllte Boot voll Wasser und die Mitfahrenden stürzten in die Flut. 1b Personen, darunter 7 Mädchen, fanden den Lod. — Augsburg, 9. November. Tie Inhaber des großen Augsburger Wäscheausstattungsgeschäf tes Untermeyer, welche ihre Ariedensbestände mit 3—400o/o Aufschlag verkauften und die Inhaber dev Augsburger En gros-Handlung Schwarz wurden auf Veranlassung des Kriegswucheramtes wegen Schieberei und Preiswucher verhaftet. — Wien, 9. November. Die Flagge des französischen II-Bootes „Couriell", das im Dezember 1914 im Polaer Hafen versenkt wurde, wurde mit einem Begleitschreiben Renners der hie- sigen französischen Mission überreicht, die ihre leb hafte Befriedigung darüber aussprach. — Wien, 9. November. Tie tschechische» Eisenbahnarbeiter drohen, die KohlenauS- fuhr nach Deutschland unmöglich zu machen. Haag, 9. November. In einem Prozeß ge gen die Tageszeitung „Bruxelloir", die in Brüssel während des Krieges erschien, sind fünf anzeklagte Redakteure zum Tode verurteilt worden, einer, ein Holländer, wurde zu zwei Jahren Ge fängnis verurteilt, zwei andere wurden freigesprochen. — Haag, 9. November. Wie aus Rio de Janeiro gemeldet wird, hat die brasilianisch«- Dep utiertenkammer dem Ariedensver trag von Versailles zu gestimmt. IMd unter Suche al- Grossist noch Her steiler von w«s R »MI W» »MI, Worlkontol Muttersprihen, Brauentrop. »Mut «Md Mck»« »1 «m« tn Mit«»»»«. bsnitsce* Junger Mann sucht zum 1b. Nov. möbliertes Zimmer mtt voller Verpflegung. Ang. unt. 8. an die Geschäftsst. d. Bl. für dauernd« Lieferung«« gegen sofortig« Kaffe. Offert, unter L D LLSll an kullolt Gorrs, Leipzig- fe«. PreiLl. grat. DiSkr. Versand. 8amtälrhao« Dresden 107, Judenhof 3. Hobelbänke, neu oder gebraucht, mit Holz- oder Eisensptndeln, ebenso UsoU- zn kaufen gesucht. Offert, mit Preis erbeten unt. L'. Zs. an die Geschäftsst. d. Bl. ' Todes Anzeige. Allen Verwandten und Bekannten die traurige Nach richt, daß gestern abend '/,6 Uhr unsere liebe treusorgende Mutter, Groß- und Schwiegermutter, Schwester und Tante, Frau krsumItL IlMr geb. Dörffel nach kurzem Kranksein sanft in dem Herrn entschlafen ist. Dies zeigen tiesbetrübt an Aie trauernden Hinterbliebenen. Die Beerdigung findet Mittwoch nachm. 4 Uhr statt. Hiermit gestatten wir uns, die geehrten Einwohner von Eibenstock u. Umg. zu unserem am 12. Nov. stattfindendcn Kaffeekränzchen ganz ergebenst einzuladen. — Von 5 Uhr an vornehmes —LünsUsr-Lonser-t — ausgeführt von Eibenstocker Solisten. Für vorzügliche Eonditorwaren und Getränke ist bestens gesorgt. Hochachtungsvoll Geld verleiht reeller Selbstgeber an sichere Leute. Monatliche Rückzahlung. M»u», Hamburg S. Todes-Anzeige. Ein treues Mutterherz hat aufgehört zu schlagen! Allen lieben Verwandten und Bekannten hiermit zur traurigen Nachricht, daß am Sonntag früh '/,4 Uhr unsere liebe gute Mutter, Groß- und Schwiegermutter, Schwester und Tante, die Privatiere Frau Hsvristts verM. Hsiar in ihrem vollendeten 70. Lebensjahr nach längerem Leiden sanft und ruhig in dem Herrn entschlafen ist. Um stille Teilnahme bitten die traumtdtn Kinder nebst allen Hinterbliebenen. Lidsnstook, 8tütrengclln, iiunäsdübvl, d«n 10. No vember 1919. Beerdigung findet Mittwoch nachm. 3 Uhr statt. Chorgesangverci». W-rgen Volkshochschule nächste Singstunde erst Dienstag 8 Uhr. In Rücksicht auf die Ein- Übung deS Requiem allseitiges Er scheinen unbedingt erforderlich. Uvr Vorstallvi. MM L»"- Eil- für leichtere Kontorarbeiten gesucht. Ausführliche Angebote LO an die Geschäftsstelle dieses Blattes erbeten.' -Achchrmm finden zu höchsten Löhnen dauernde Beschäftigung bei Otto 2sor§i, Pferde Versteigerung In der Oberförsterei Eibenstock soll Mittwoch, den 12. November d. I, vorm. 10 Uhr gegen sofortige Bezahlung meistbie- tend — jedoch unter Vorbehalt der unter den Bietern sowie der Ablehnung sämt- licher Gebote — ein überzähliges älteres, noch kräftiges Arbeitspferd, brauner Wallach, etwa 172 cm hoch, ver steigert werden. Aorstrneister Vörinx. Telefon Nr. 96. Schiffchen- Ausbesserimren ins Haus und solche außer dem Hause sucht Hermsim Kot«. C^eile meiner werten Kundschaft freundlichst mit, daß es jetzt wieder AroL gibt. Die mir zugewiesene La dung neuen Pornaer Roggens traf diesmal leider ver- sMet ein. „ . ILs« V1«.nss, Muhle. »Mimi MM M« Tel. Nr. 8. (edomal. öa^c. liol). Tel. Nr. 8. Heute Montag, d. 10. Novbr., Ms. 8 Uhr pünktlich im Schulgebäude Wachstraße Megmn äer Vortraggreiüe I. Gerlehm OruuäiuLilii: Won der Korde zum Areistaat. Zum Besuche des ersten Vortrags einer jeden Reihe berechtigt die Hörerkarte. Eine freundliche § 4 Ai»-MW sür 1. Januar 1920 in Eibenstock für einen Forstbeamten zu mieten gesucht. Angebote bis zum 13. d. MtS. an die Forstrevierverwaltung Eibenflock erbeten vezugSp, monatlich stelle, bet postanstai Nu«nahn Falle hl 2töru»gen Ltförderuno ns Lteferuv EiO M wird de D »0. Apr S Ver W Z> Donne K»eita> S 3 Tei der 191 zwischer wurde, schluß t war nü Dingen Trupp ei rück mu bewiese! vosität, gungcn war dic mals er in Teui politisch bitterun des Ge sie auch tretuno jenigen worden Ler strich für 15 freultch deutschem dem der Seitdem Betrüge Ehrlosig schwer > drohung Wr auszuwt geführte es mir oeren W reicher ! Rheinuf marscha! blieb al stillstand Begerste fron geh s-n, abe Tax zen Arr gemesscr fiir die Trumpf Entente sofort i Umtrieb drücken anlaßten un» erst seit un