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Die Schwiegermutter. SS ist nach meiner Ansicht sehr zu tadeln, daß in vielen Witzblättern und Lustspielen die Schwiegermütter so arg mitgenommen, so erbarmungslos verurteilt wer» den. SS mag ja wahr sein, daß eS ost schwer hält, die Zuneigung der Schwiegermutter zu erringen, aber sind die Magen, die im allgemeinen über dies Thema geführt werden, auch immer berechtigt? Wenn das Verhältnis nicht so ist, wie eS sein sollte, so liegt dies meistens an den Schwiegertöchtern, die nicht daran denken, daß ihr Glück für die Mutter ein Verlust ist, denn diese verliert daS Herz ihres SohneS, daS bis dahin ihr Eigentum gewesen, sein Vertrauen, wa« sie bisher alleine besessen hat, dies alles gehört jetzt seiner Gattin. Die Mutter nimmt nun den -wetten Platz im seinem Herzen ein. Denn sobald sich «in Sohn verheiratet hat, gehört er nicht mehr seiner Mutter, und diese empfindet eS mit tausend heimlichen Schmerzen, empfindet e» um so tiefer, wenn sie eine Witwe ist. Kehr ost hat die Mutter den Sohn mit vie len Sorgen und mannigfachen Entbehrungen groß gezo gen und nach all den harten Kämpfen glaubte sie, nun eine Stütze für ihr Atter zu haben, jetzt sieht sie sich fLng dieses Jahres durchgeführten Zugsrinschrän- kungen wurden hauptsächlich durch die Verminderung beS Bestandes -an betriebstüchtisien Lokomotiven be dingt, wobei zu berücksichtigen ist, daß der Lokomo- tivpark nicht nur die Zahl nach, sondern auch der Leistungsfähigkeit nach geschwächt wurde, da an dre Entente die leistungsfähigsten Gattungen abgegeben werden mußten. Durch die mit allen Kräften betrie bene Neubeschaffung von Lokomotiven und durch Maßnahmen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit der Werkstätten für die Instandsetzung schadhafter Lokomotiven gelang es im Anfang Juli d. I. einige Verbesserungen im Personenzugverkehr einzufühcen und diese auch bis jetzt aufrecht zu erhalten. Aller dings war es leider nicht möglich, für den jetzigen Wintcrfahrplan weitere Verbesserungen einzusühren und zwar selbst nicht in solchen Fällen wo ein grö ßeres und allgemeines Bedürfnis anzuerkennen ist. Für diese Zurückhaltung liegt der Grund neben dem immer noch bestehenden Mangel an betriebs tüchtigen Lokomotiven und der inzwischen erfolgten Durchführung des Achtstundentages auch im Fahr dienst. Tie Durchführung der neuen Vorschrif ten über die Dienst- und Ruhezeiten des Perso nals erfordert einen bedeutenden Mehrverbrauch von Personal, das für die besonderen Tienstgeschäste na mentlich im Lokomotivdienst besonders ausgebildet werden muß. Neben diesen Erschwernissen drohte seit längerer Zeit schon die Kohlennot. Tie Ver sorgung der Eisenbahnverwaltung Mit Kohlen ging derart zurück, daß zur Zeit nur noch ein Bestand für fünf bis sechs Tage vorhanden ist, während für die sichere und volle Aufrechterhaltung eines geord neten Betriebes ein Bestand für mindestens 30 Tage notwendig ist. Auch im Hinblick auf diese Verhältnisse mußte die Eisenbahnverwaltung bemüht sein, die Zugleistungen für den Personenverkehr auf das zur notdürftigsten Aufrechterhaltung des wirtschaftlichen Lebens unumgänglich erforderliche Mindestmaß cin- zuschränken. Ter Sächsischen Staatseisenbahnverwal tung ist es bisher gelungen, trotz aller dieser Schwie rigkeiten ohne weitere erhebliche Einschränkungen des Gesamtpersonenverkehrs durchzuhalten. Ter besorg niserregende Verlauf der Kohlenversorgung in der letzten Zeit mochte jedoch nunmehr weitere Maß nahmen erforderlich und zwar ist es nicht nur nötig, den eigenen Kohlenverbrauch auf das mögliche Min destmaß einzuschränken, sondern es muß auch die sichere Bereitstellung der für die Kohlenbesörderung benötigten Lokomotiven und Personale gewährleistet bleiben. Da eine noch weitergehende Einschränkung des Personenzugverkehrs, abgesehen von einzelnen Zügen, deren Wegfall noch geprüft wird, ernste Schädigung des wirtschaftlichen Lebens und beson ders der Industrie zur Folge hätte, muß mit dieser Maßnahme bis zum letzten Augenblick der zwingend sten Notwendigkeit gewartet werden. Für die All gemeinheit ist es am erträglichsten, wenn eine Ein sparung an Lokomotiven und Kohle nicht bei dem Werktagsverkehr, sondern durch Einstellung des Sonntagspersonenverkehrs herbeigeführt wird, wo bei Ausnahmen nur für den Verkehr von solchen Arbeitern und Angestellten gemacht werden können, die in lebenswichtigen Betrieben beschäftigt sind. Wegen der allgemeinen und möglichst gleichartigen Durchführung dieser Maßnahmen haben sich die deut schen Eisenbahnverwaltungen verständigt und gemein sames Vorgehen beschlossen. Es muß demnach damit gerechnet werden, daß noch im Laufe dieses Monats der gesamte allgemeine Personenzugverkehr an Sonntagen bei fast allen deutschen Eisenbahnver- waltungcn bis auf weiteres eingestellt wird. In Württemberg wird diese Maßnahme bereits ab 19. d. Mts. durchgeführt. Für Sachsen steht die Sonntagsruhe im Personenverkehr ebenso wir in Preußen für die Zeit vom 26. d. Mts. in Aus sicht. Um die beabsichtigte Wirkung zu erzielen, müssen an Sonntagen alle der Personenbeförderung dienenden Züge ausfallen. Lediglich für einige we nige Arbeiterverkehre werden einzelne Züge gefah ren werden, doch ist die Benutzung dieser Züge aus- chueßlich den Inhabern von Arbeiter- und Zeit ährkarten gestattet. Ein Verkauf von Fahrkarten indet an Sonntagen mit Ausnahme von Arbeiter und Zeitfahrkarten nicht statt. Die näheren Be stimmungen über die Einführung dieser Verkehrs beschränkung auf den sächsischen Bahnen und über den Verkehr und die Benutzung einzelner Züge wer den durch Anschlag auf den Stationen noch rechtzeitig bekanntgegeben werden. plötzlich dt«s«r Stütze beraubt, weil eine Fremde ihr daS Herz genommen, daS bisher ihr Eigentum war. Ihr lieben jungen Frauen, wenn ihr die» bedächtet, ihr wür det eure Schwiegermütter so lieb haben, daß sie eS dank bar erkennen müßte, wie st«, statt «tn«S Kindes, nun zwei hat. Viele junge grauen sind leider vszl zu stolz und selbstbewußt, sie betrachten eS als ihr gutes Recht, von der Mutter ihre» Mannes mit Freude und Liebe ausge nommen zu werden, und fühlen sich beleidigt, wenn dies nicht in dem Maß« geschieht, wie sie erwartet, und ver- gefsen, daß sie selbst erst durch ihre Liebenswürdigkeit diese Liebe erwerben müßen. ES gibt auch Fälle, wo die junge Frau einen so großen Einfluß auf ihren Mann auSzuüben versteht, daß er selbst, um Ruhe zu haben, sich mit der Mutter ernstlich erzürnt, die ihm doch bis dahin eine so gute und treue Führerin durchs Leben ge wesen ist. Aber nicht alle junge Frauen und Schwieger söhne denken zum Glück so, eS gibt auch viele junge Ehe- leute, welche mit der Schwiegermutter auf sehr gutem Fuße stehen, dieselbe ehren und lieben und durch ihr Be ttagen di« herzlichste Zuneigung der Schwiegermutter ern ten. Dies ist oft ein recht, recht großer Segen für die Häuslichkeit der jungen Leute. — Wie machen Eie «S nur Frau G-, Sie sind fast den ganzen Tag mit im Geschäft tätig und doch geht in Ihrer Wirtschaft alles wie am Schnürchen? — Acht erwidert Frau G. freudig, wißen Sie denn nicht ? — Meine Schwiegermutter ist ja bei unS i Ja, meines Mannes Mutter ist deS Hauses guter Geist, daS belebende Element, sie ist eS, die das HauS- wesen im rechten Gange hält, ich kann beruhigt meinen Satten im Geschäft unterstützen und brauche mich nicht um die Kinder und um die Wirtschaft zu ängstigen. Die Kleinen sind der Großmama in inniger Liebe und Zärt lichkeit zugetan und auch das Mädchen ist gut geschult und läßt sich die Leitung der Großmama gern gefallen, weiß sie doch, daß bet aller Strenge und Ordnungssinn Mamachen nicht vergeßen hat, daß sie auch einmal jung war. Jede Meinungsverschiedenheit sucht sie mit freund- ltchen Worten zu schlichten und sind die Jungen gar ein mal zu ausgelaßen oder streiten sich ernstlich, so genügt ein Wort, und sie sind mäuschenstill. „Ich wüßte gar nicht, was ich machen sollte, wenn ich meine Schwieger mutter nicht im Hause hättet" Ja, Großmama ist bet G.'S da« Ideal eines jeden Familienmitgliedes. Die Kinder vergöttern ihr liebes gutes Großmamachen. Aber wie manchen Schaden, den die wilden Buben anrtchten, sucht auch Großchen wieder zu ersetzen. Da kommt Karl- chen mit einem großen Loch in seinem Höschen von der Schule nach HauS und „ach, bitte, bitte, liebe Großmama, mach'» doch ganz, ehe e» die Mutter sieht", jammert der kleine Sünder. Wie manchen Riß und Fleck, welche Lin- chen und Eischen heimbringen, befestigt still die Gute. Oft hat auch Großmama für ihre Lieblinge ein» klein« Ueberraschung und G.'S wohlerzogene, bescheidene Kinder haben an solchen Kleinigkeiten ihre Helle Freude, denn verwöhnt, meint Großmama, dürfen die Kleinen trotz der zärtlichsten Liebe doch nicht werden. Kommt dann der Abend, hocken sie sich all» um GroßmütterchenS Stuhl, und — nun «rzähle, tönt eS aus aller Mund; dann erzähtt Großmama und die Kleinen lauschen an- dächtig, ja, die Nimmermüde weiß auch zu schön zu er- zählen, daS macht ihr niemand nach. Liebstes Mama- chen, sagt dann ost Frau G, eS wird Dir zu viel, bitte schone dich mehr. — aber Großmama will davon nichts hören, st» lacht ihr Schwiegertöchterchen aus und sagt, sie fühle ja gar keine Ermüdung. Wieso wird aber der Schwiegermutter ihre große Aufgabe 'so leicht? — Weil sie von Lieb« und Herzlichkeit umgeben ist, weil ihre er fahrenen Ratschläge Verständnis bei den jungeu Eheleuten finden und sie von den Familienmitgliedern mit Achtung und Ehrfurcht behandelt wird. Sie ist auch die Vertraute ihrer Schwiegertochter. Wie in den Tagen ihrer eigenen Kindheit und im Besitz ihres eigenen Mütterchens, legt sie auch jetzt den Kopf an der Teuren Schulter und schüttet ihr Herz au» und ob e» von Freude oder Schmerz erfüllt ist, immer findet sie Trost, Rat und Mitgefühl. ES gibt Schwiegermütter, welche sich nie ein Wort de« Tadels über irgend etwas im Haushalt« re. ihrer Schwiegertöchter er lauben, und dennoch keine Anerkennung finden, obgleich eS die Mutter ihre« Manne» so herzlich meint und nur auf ein freundlicheres, innigeres Entgegenkommen ihrer Schwiegertochter wartet — aber sie wartet vergeben», die Frau ihre» SohneS ist wohl höflich und zuvorkommend, aber daS ist auch alles, und fragt eine gute Bekannte oder Freundin, weshalb find Sie denn nicht zur verabredeten Zeit gekommen, so antwortet sie womöglich geärgert. „Ach, mein« Schwiegermutter hat mich besucht!" — Viele junge Frauen sind eben zu selbstsüchtig und zu anspruchS- voll und so lang, sie sich nicht den Seist kindlicher, selbst, vergeßender Liebe aneignen, wird daS Verhältnis stets ein unvollkommenes sein. Von beiden Setten muß danach gestrebt werden, diese» vollkommen« Verhältnis zu errei chen, auf beiden Setten muß e» die Liebe sein, die alle» beseitigt, wa« störend dazwischen treten will. Und vor allem muß da« Vorurteil gegen „Schwiegermütter" gänz- ltch au« der Wett geschafft »erden; ich würde mich freuen, wenn diese Zetten etwa« dazu beitragen möchten. — DaS Wort „Mutter" müßte für jeden denkenden Menschen viel zu heilig und erhaben sein, al« e« für Possen und schlechte Späße zu benutzen. Findet ihr lieben jungen Frauen nicht gleich den erwarteten Empfang von eurer Schwieger« mutter, so müßt ihr den Mut nicht gleich verlieren, son- dem euch bestreben, eur« Häuslichkeit ihr so traut und heimisch zu machen, daß sie mit Freuden gern dabin zu- rttckkehrt, ihr müßt ihren Rat «tnholen, e« zeigen, daß ihr sie für erfahrener hattet, al« ihr selbst seid und nie ver- gefsen, ihr di« nötige Ehrerbietung zu erweisen. Ihr werdet dadurch nicht nur di« herzliche Zuneigung und die Liebe eurer Schwiegermutter erringen, sondern auch «u«r Man» wird «uch durch ein solche« Entgegenkommen von ganzem Herzen dankbar sein. Venn sich die M«»sch«nbrust darf Gott,« Tempel nennen. Da« tlllerhriltgst« Ist dann da« Mutterherp L. k. Me „Königin öer Wacht". Geeroma« »o« H. Hill. 28. Fortsetzung. Wir fuhren ohne weiteren Zwischenfall ab, und mein Gefährte plauderte bald in ihrer eigenen Sprache mit den Italienern, denen er wohl von meinem angeblichen Gebrechen erzählte, wenigsten« ersah ich da» au« den Bewegungen, die «r nach mir hinmachte, und au» den Blicken, di« sie mir z«. warfen. In Chiavari verließ einer unserer Mitreisenden eme Stunde nach unserer Abfahrt den Wagen, und als wir in Spezia, das wir uni zivci Uhr niorgens erreichten, anlangten, waren wir allein bis auf eine alte Frau und ihren Sohn. Als der Zug in Spezia einlies, trafen auch sie Vorkehrungen zum Aussteigcn, und ich atmete erleichtert auf, denn für den Rest der Reise konnte ich mich jetzt wieder der Sprache bedienen. Als der Zug hielt und die Italiener ausgestiegen waren, erhob sich auch Kennard von seinem Sitz. „Bleiben Sie hier," sagte er, „wir haben fünf Minuten Aufenthalt, und ich möchte einmal ein kleines Experiment machen." Er verschwand unter der Menge auf dem Perron, und ich saß in der entferntesten Ecke. Ich hoffte, es wurden in dieser frühen Stunde keine Fremden einsteigen. Vier von den fünf Minuten waren vorüber, als Vizards Anblick, der lang sam an den Wagen entlang schlenderte, mich veranlaßte, mich zurückzulehnen und mein Gesicht mit der Hand zu bedecken. Doch als ich durch die Finger blickte, bemerkte ich, daß er geradeaus starrte und, als er an meinem Coup» vorbei kam, nicht das geringste Interesse zeigte. Eine halbe Minute später ging er wieder vorüber und geradeswegs aus den Waggon zu, den er in Genua bestiegen. Einige Sekunden später stieß Kennard wieder zu nur, — er sprang gerade hinein, als der Zug sich in Bewegung setzte. „Ich wollte ihn aus die Probe stellen und einmal sehen, ob er meine Verkleidung entdeckt oder mich als den General Waldo erkennen würde, mit dem er ja an Bord zu tun ge habt, als er dort als blinder Passagier und Aushilfs-Steward fungierte," sagte der Detektiv, indem er das Fenster hochzog und gegenüber Platz nahm. „Aber er hatte keine Ahnung, wer ich bin." „Er ist an dem Wagen vorübergekommen, als Sie fort waren," sagte ich. „Ganz recht, und wahrscheinlich hat er Sie entdeckt, wenn er das nicht schon in Genua getan. Aber die Haupt sache ist, daß er mich nicht kennt. Ich hatte die größte Angst, er würde herausbekommen, Sie seien von dem an geblichen Kaplan begleitet, der Ihre Flucht begünstigte. Wahr scheinlich ist er von dieser Episode bereits unterrichtet, und er mag sich über die Persönlichkeit des Helfers nicht schlecht den Kopf zerbrochen haben." „Wird Zavertal nicht Verdacht schöpfen, wenn er auf das Schiff zurücklehrt und General Waldo nicht vorsindet?" fragte ich. „Das würde er, wenn er wüßte, was sich seitdem an Land ereignet hat," sagte Kennard, „aber die beiden haben doch jetzt keine Möglichkeit, sich Mitteilungen zukommen zu lassen. Es ist sogar möglich, daß Vizard, dem der Doktor von mir erzählt haben mag, sich fragt, wer ihre Pläne zu vereiteln sucht, aber er kennt mich ja nicht persönlich, und ich möchte nicht, daß General Waldo m Verdacht geraten soll, denn ich will diese Rolle, wenn es möglich ist, noch weiter spielen. Daß er mich in meiner augenblicklichen Verkleidung nicht erkannt hat und mich nicht für den schwatzhaften, allen Narren hält, ist sicher, denn ich habe ihn ziemlich scharf auf die Probe gestellt. Ich habe meinen Kopf in das Waggon- fenster gesteckt und ihn gefragt, ob ich irgend etwas für ihn tun könnte. Dabei spielte ich die Rolle eines Kommissionärs, die sich, wie Sic wissen, auf allen Bahnhöfen herumtreiben. Ich bin fest überzeugt, daß er uns nicht zusammen gesehen Hal und sich auch nicht erinnert, jemals vorher mit mir zu- sammengetrossen zu sein." Kennard gab mir einen Streifen Papier in die Hand«, auf welchem die Worte Nathan Sc Co. London, mit Bleistift geschrieben waren, außerdem ein kleines Häufchen Briese, die für mich nicht die geringste Bedeutung hatten. „Es ist ein Telegramm in Geheimschrift," erklärte Kennard» „Er hatte keine Zeit, es selbst abzusenden und gab mir ein paar Lire, ich sollte es besorgen. Einen größeren Beweis, daß er mir vertraute, und mich wirklich für das hielt, was ich zu sein vorgab, konnte er mir nicht liefern, und der Vor fall ist um so bemerkenswerter, als ich daraus ersehe, daß zwischen ihm und den Besitzern der „Königin der Nacht" ei« Einverständnis besteht. Wenn wir nur den Schlüssel z« dieser Geheimschrift besäßen, so würden wir uns eine Menge Mübc ersparen. Aber vielleicht komme ich auch eines Tage» darauf." „In Genua sagten Sie mir, Sie hätten die Rolle eine« Taschendiebes gespielt?" sagte ich und fragte mich, ob ein einfacher Seeniann wohl jemals in ein solches Netz von Schlichen und Ränken verwickelt worden war. „Ja," lautete die Antwort, „ich dachte, der Zweck heiligt die Mittel, und nahm mir deshalb die Freiheit, Mr. Vizard um den Inhalt seiner Billettasche zum Teil zu erleichtern. Ich habe Ihnen bereits gesagt, ich glaube, wir haben mit einer Bande gefährlicher Verbrecher zu tun und hatte von Genua aus an einen Freund in London telegraphiert und ihn um gewisse Auskünfte gebeten, die mir von Nutzen sein konnten. Was ich aus Vizards Tasche genommen, bestätigt meine Annahme, so daß ich es nun gar nicht mehr für nötig erachte, auf die Antwort meines Freundes zu warten. Un glücklicherweise bezieht sich nun meine Entdeckung nur auf da» gegen uns gerichtete, gefährliche Komplott, während die Natur oder Methode ihrer Pläne vollständig im Dunkeln bleibt. Noch weniger haben wir einen direkten Beweis für ein be gangenes oder geplantes Verbrechen, sodaß wir zum Gesetz und zu den Gerichten noch immer nicht unsere Zuflucht nehmen können." Ich sah, daß er mir au« irgend einem Grunde nicht genau mitteilen wollte, was er eigentlich in den Karten ent deckt, die er vorhin geprüft und betrachtet, wollte ihn aber nicht danach fragen. Jetzt weiß ich, daß die Ursache seiner Zurückhaltung nur in der Rücksichtnahme auf mich begründet lag, er fürchtete nämlich, mich in Gefahren zu stürzen, und war doch dabei — natürlich ohne es zu wissen — gerade In diesem Moment im Begriff, mich einer sehr ernsthaften Gefahr auszusetzen. Trotzdem bat ich ihn, mir mitzutcilen, welche Ansicht er sich über die von Zavertal und Vizard ge planten Verbreche» gebildet hätte, denn ich hatte natürlich erkannt, daß er für das Leben einiger Paffagiere der „Königin der Nacht" — darunter auch für Alinens Leben — fürchtete, aber über da« nähere Wie und Warum blieb ich vollständig tm Unklaren. Er dacht« «i» Weilchen nach, bevor er antwortete und sagt« dann: , Gewiß sollen Sie da« wißen, denn ich denke, wir werd«» »m zrden Prri« ihr« Plän« stören und wenn wir bei dem lverkned »nie, L«b— «inbüßen tollten. Ich bin überzeugt.