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kcrden sollen, uno prüfte die militärischen Maßnih men, die nötig sein werden. Sofort nach der feier- fichen Proklamierung der Ratifizierung iritt lauc Ar tikel 44«' das Fricdenöabkommen in Wirkung und müssen die deutschen Truppen die genannten Gc dicke verlassen. Damit dort keine Unruhen statt finden, wird eS nötig, daß die deutschen Truppen durch alliierte Truppen ersetzt werden. Die Räu mung und die Neubesetzung sollen gleichzeitig statt finden. Ta die militärischen Maßnahmen und die allgemeinen Vorbereitungen einig« Zeit erfordern, wird die feierliche Verkündung der Ratifikation noch um mehrere Tage verzögert werden. Der Nat hat inzwischen die Tagesordnung für diese feierlich- fen bereits festgestellt. Wer 'sind -die wahren Sieger im Weltkrieg? Im Hause der Tresdner Kausm inn- fchast hielt der Staatsminister a. D. Dr. Helf sc hach einen Vortrag über den wirtschaftlichen Hiu »ergründ des Weltkrieges. Er hielt sich diesmal von politischen Tendenzen ziemlich frei und las eigentlich, «in Kolleg als ehemaliger Professor der Narionalökonomic. Seine Ausführungen gipfelten in dem Schluß, daß Sieger des Weltkrieges Amerika und Japan seien, wodurch das Han- delsimperium Englands gebrochen se». Deshalb wer de auch eine Revision des Versailler Friedens er folgen und das natürliche Gleichgewicht in Euro pa so wiederhergesretll werden müssen. - Tie Wiede re rfassung. Vom Reich rv?r- wcrtungsamt sind bisher schon über 12000 Einz^lfälle von HeercSgutverschiebnngen verfolgt worden. Tie dem Reiche geretteten Summen belaufen sich be- reats auf rund 150 Millionen Mark. Der Gesamtbe trag, der nach Erledigung der sämtlichen bislang in Verhandlung genommenen Fälle der Rccchskasse zu- fließen wird, dürfte auf mehrere hundert Millionen zu schätzen sein. Wenn man diese Meldungen liest, erkenn: mln mit Schrecken, wie ungeheuer die Kor ruption in Deutschland angewachsen ist; denn das, was die amtlichen Stellen aufdecken, ist doch nur ein ganz geringer Prozentsatz der durchgeführtsn Schie bungen. Riesenschiebungen mit Flugzeug - mvtorcn. Eine der ungeheuerlichsten Schiebungen, welche die Kriminalistik im letzten Jahre zu ver zeichnen hatte, und die ein Objekt vo" ernia^ Hin dert Millionen Mark betrifft, ist jetzt durch einen Zufall entdeckt worden. Das Reichsverwertungsamt hatte mit einer Anzahl Privatfirmen Verträge da hingehend abgeschlossen, daß letztere di« im ganzen Reich in den früheren militärischen Depots noch heute lagernden Flugzeugmotoren sammeln uno in be stimmten Berteilungsplätz-n aufliefern sollten Di- Flugzeugmotore, die noch ungebrauchten und die durchreparierten, sollten dann der Landwirtschaft und dec Industrie zugeführt werde«. Da den Behörd-n zum größten Teil die Unterlagen fehlten, um g-uaue Aufstellungen darüber zu geben, wieviel Flugmatore noch aus den Kriegsbeständen vorhanden seien, war das Reichsverwertungsami gezwungen, sich der H-lfe von Privatleuten zu bedienen, welche d«u ihnen ge wordenen Auftrag mißbrauchten. Es sind nun h-aupk sächliä' in Berlin, München und rn Schlesien gerade zu ungeheuerliche Unregelmäßigkeiten festgestellt wor den. In Berlin beobachtetem llun Angestellte, daß lebhafte Verhandlungen zwischen der d wtigen Firma und den Vertretern ausländischer Firmen ,epflog«n wurden. Es kam auch zum Versand von Motoren, die zunächst nach dem Rheinlande dirigiert worden sind. Den Angestellten kam die Sache verdächtig vor und sie machten den zuständigen Behörden Mit teilung. Daraufhin wurden sofort, nicht nur in Berlin, sondern auch an anderen Plätzen, Nachfor schungen veranstaltet, die ergaben, daß zum minde sten der dringende Verdacht einer Verschiebung des Reichsgutes an einen ausländischen Schieberkonzern beabsichtigt und eingeleitet war. Es besteht der be gründete Verdacht, daß durch das „Loch im Westen" bereits wertvolles Material verschoben worden ist. Um festzustellen, wie weit diese Affäre, die noch grö ßere Kreise ziehen wird, bereits gediehen ist, wurde das in Berlin lagernde Material sofort beschlag nahmt. Eine Kommission, bestehend aus Vertretern der Regierungsbehörden und der Polizeibehörden, ist zurzeit mit der Prüfung der Bücher und Listen beschäftigt. — Ter Abbau der Zwangswirtschaft, der in den letzten parlamentarischen Erörterungen so viel von sich reden gemacht hat, wäre eine Kleinig keit, wenn das Arbeitsleben sich iyr diejenige Ord nung einstellen lassen könnte, die bis 1914 bestam den hat. Dann müßte der Schleichhandel die ga loppierende Schwindsucht bekommen. Daß sich diese Neugestaltung nicht herbeiführen läßt, ist der Stein im Wege. Tic Erfahrungen, die mit dem freien Handel von Eiern und Hafer gemacht sind, wider sprechen den Erwartungen der Optimisten, aber es muß selbst hier ein Ausweg gefunden werden. Das erste Mittel sollte eine amtliche Feststellung des Produktionspreises und des Schleichhanüelverdienstes sein. Dann kcyrn zugefaßt werden, wo es "ot tut. Keine amerikanischen Lebens mit tel mehr? Amerikanische Bejatzungsoffiziere ge ben bekannt, daß die Lebensmittel, die aus oen ameri kanischen Armeebeständen der deutschen Bevölkerung angewiesen wurden, aufgebraucht sind und aus Ameri ka! nichr mehr ergänzt werden können. Die günstige»» LebenSmittelurgebote Amerikas seien von der deut schen Verwaltung nicht angenommen worden. Der einzige Weg für das deutsche Volk — so heißt «s ln der Bekanntmachung Lebensmittel und Kohle ohne die ungeheure Verteuerung zu erhalten, sei der, die notwendigen Lebensmittel selbst zu erzeugen oder durch fleißige Arbeit Werte zu schaffen, di« den Stand der deutschen Valuta im Ausland heben. Von zuständiger amtlicher Stelle wird dazu fol gendes mitgeteilt: Es haben allerdings mit den amcrikanischen Besatzungsbehörden Verhandlungen über die Lieferung von Lebensmitteln aus den amen kanischen Heeresbeständen stattgefunden. Die Ver handlungen konnten aber nicht zum Ziele führen, weil von amerikanischer Seite geradezu ungeheuer liche finanzielle Forderungen gestellt worden seien, Forderungen, die wir nicht hätten erfüllen können. Dagegen werden Verhandlungen mit Amerika über Lebensmittellieserungen aus anderen Quellen ge pflogen, und es sind auch schon Abschlüsse getätigt worden. Neue deutsche Po st karten. Neue Post karten sind mit der Erhöhung der Gebühren not wendig geworden. Sie werden jetzt von der Reichs druckerei hergestellt und kommen voraussichtlich noch im Laufe dieses Monats zur Ausgabe. Erforderlich ist vor allem eine Karte zu 15 Pfennig. Sie wird mit dem Wertstempel der Fünfzehnpfennigmarke her- gestellt. Dieser erhält aber «ine neue Farbe. Die erste Ausgabe dieser Marken war seinerzeit hell braun. Die Geschäftswelt sand aber, daß sie sich allzuwenig von der hellgelben Marke zu 7'/z Pf. unterscheide. Es wurde deshalb die jetzige dunkle Farbe eingeführt. Diese hat aber den Uebelstand, daß der Poststempel auf dem dunklen Hintergrund oft undeutlich ist. Tie neue Fünfzehnpfennigmarke wird deshalb im helleren Ton braunvivlett ge druckt, ebenso der Vordruck „Postkarte" auf den Kar ten für den inneren Verkehr. Tie Weltpostkrrte un terscheidet sich von diesen nur dadurch, daß sie den Zusatz „Carte postale" in französischer Sprache er hält, wie dies durch den Weltpostvertrag vorgesehen ist. Tic Toppeltarte erhält im inländischen Verkehr den Zusatz „mit Antwortkarte", im Weltverkehr da zu „avec reponse payee". Tie Karten zu 10 Pf. für den Orts- und Nachbarortsverkehr bleiben wie bisher rot. Araulreich. -Frankreich der „größte Kreditge ber der Ael t". In der französischen Kam mer erklärte Finanzminister Klo tz bet Besprechung der Finanzlage Frankreichs, daß Frankreich über eure bedeutende Aktivbilanz verfüge. Frank reich war und sei jetzt noch der größte Kre ditgeber der Welt. Bor dem Kriege habe es den vierten Teil seiner Gläubiger in Frankreich ge habt, während des Krieges nur den zehnten. Di« Kammer dürfe es keinesfalls bezweifeln, daß die deutschen Schulden eingetrieben würden. Ter Minister stellte die Möglichkeit in Aussicht, Ende Januar oder Anfang Februar eine neue Anleihe aufzunehmen. Tie Ausgaben für 1919 werden auf 20,5 Milliarden geschätzt. Turin seien die von Deutschland zu zahlenden Pensionen einbegriffen. Für das Militär werden zwei Milliarden eingesetzt, wie 1913. Tie Einverleibung von Elsaß-Lothragen werde Frankreich eine bedeutende Steige rung der Einnahmen bringen. (Ma« will Elsaß Lothringen also gründlich aussaugen.) Italien. Autonomie für Südtirol. Ter ita- lienisme Ministerpräsident Nitti empfing dieser Tage eme Abordnung des Verbandes der politischen Par teien Teutsch-Südtirols und stellte bei dieser Ge legenheit die Verleihung einer weitgehende^ Auto nomie an Südtirol in Aussicht. Tie Abord„utzg überreichte zunächst eine formelle grundsätzliche Er klärung gegen die Einverleibung des Gebietes in Italien und erklärte ferner die Bereitwilligkeit der vereinigten deutschen Parteien zur aufrichtigen Mit- arbeit mit der italienischen Regierung für die Miederaufrichtung und Entwicklung ihres Landes unter der Voraussetzung, daß die Regierung eine liberale Politik ausübe und eine weitgehende po litische administrative Autonomie Teutsch-Südtirols anerkenne, insbesondere bezüglich der Sprache, der lckalln Eigenheiten und der wirtschaftlichen Inte ressen. Nitti versicherte der Abordnung seine und der Regierung grundsätzliche Uebereinstimmung mit den Erklärungen der Deputation, namentlich was die sprachlichen und nationalen Rechte und wirt schaftlichen Interessen angehe. Tie Ausarbeitung der Landesverfassung wird zunächst in Gemeinschaft mit dem Landeskommissar in Trient und zuletzt mit der Regierung in Rom erfolgen. Amerika. — Deutsche und Russen dürfen picht n-ich Amerika. Aus London wird der Havas- Agentur telegraphiert: Dem Daily Telegraph wird aus Newyork gemeldet, daß ein neuer Zusatzantrag im Repräsentantenhaus angenommen wurde, der die Ankunst von Deutschen und Russen, die nur die Ge legenheit zur Einwanderung in die Vereinigten Staa ten abwarten, ausschließen will, dagegen keineswegs die achtbaren Bürger der alliierten und neutralen St.aten, die kürzeren oder längeren Aufenthalt in den Bereinigten Staaten nehmen wollen. Lansing ist dem Entwurf günstig gesinnt, der erlauben wird, die Einwanderung einzudämmen, während der Kon greß ein vollständiges Programm auSarbeiten will. — Ein Kongreß aller amerikanischer Staaten. Ter argentinische Minister des Aeuße- ren beruft einen Kongreß aller amerikanischen Staa ten ein. Auf diesem Kongreß soll der Vorschlag ge macht werden, die sämtlichen Staaten Amerikas auf zufordern, ein Abkommen zu schließen, durch welches der freie Verkehr für Waren und Lebensmittel etn- geführt wird. Auf diese Weise will Man ein« Ver minderung der hohen Preise in die Wege leiten und ermöglichen, daß auch andere befreundete Staaten sich an dem Abkommen beteiligen. Dieses Varzehen des argentinischen Ministers des Aeußeren »vird für außerordentlich wichtig erachtet, da es als der erste Schritt gilt, eine Herabsetzung der Preise auf der ganzen Welt zustande zu bringen. Örtliche und Sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 21. Oktober. Wert- und einge- schrieben« Pakete, ausgenommen solche mit Geld, Juwelen rind Wertpapieren nach Berlin Ort (ohne Vororte) werden von Privatpersonen bis einschließlich 25. Oktober nicht angenommen. — Eiben st ock, 21. Oktober. Immer wieder tritt hier das Gerücht auf, vom 1. November führe die Kirch« neue Gebühren ein. Für eine jetzt kostenlos« Taufe würden dann 35 Mk., für eine ebensastö kostenlose Trau ung in der Stille gar 75 Mk verlangt. Es ist wohl nicht nötig, das Unsinnige dieses Geredes zu betonen; denn kein Mensch denkt an eine Neuordnung der Gebühren am 1. Noo. Tie Kirchentaufen wie die stillen Trauungen bleiben in Zukunft ebenso kostenlos wie bisher. Aber eS sei doch herzlich um Vorsicht im Weitertragen und um energische Zurückweisung solcher Gerüchte gebeten, die ge eignet sind, Mißtrauen und Mißstimmung gegen die Kirche — völlig grundlos — zu erzeugen. — Leipzig, 20. Oktober. Die Spielklub räuber, die in der vorigen Woche im benachbarten Papitz in einen Spretklub eindrangen und die dort anwesenden Damen und Herren mit vorgehaltene" Revolvern zur Herausgabe ihrer Barschaft zwangen, sind von der hiesigen Krimlnalpolizei verhaftet worden. Es handelt sich um 8 junge Leute aus Leipzig, durchweg Put gekleidete und elegant auf tretende Menschen, hinter denen man alles andere, aber keine Räuber vermutet hätte. — Bischofswerd p, 18. Oktober. Einer Schuhw arenschiebun-g großen Stils ist man hier auf die Spur gekommen. An die Adresse» eines hiesigen, dem Schuhhandel fernstehenden Ein wohners kam ein Möbelwagen Schuhwaren mit der Bahn. Es handelte sich um gebrauchte Militär- schuhe, die vom sächsischen Submissionsamt den Schuhmacherinnungen zum Ausbesser» zugewiesen und von dE ersteren weiter verkauft werden. Ter ganze PZten, 19000 Paar Schuhe umfassend, war auch direkt vom Submissionsamt erworben worden u. der Käufer hatte die ganze Ware sofort an einen wei teren Abnehmer hier veräußert, u. zwar zum Preise von 66500 M., also 35 M. das Paar Das Sub- missionsamt gibt solche Schuhe für 22 M. ab. Der Händler hat mithin einen Gewinn vo" 24700 M ge habt. Tie Schuhe sollten weiter verschoben werden, aber die hiesige Schuhmacherinnung veranlaßte de ren Beschlagnahme. Lie Polizei und bas Amtsge richt haben sofort eine Untersuchung der Angelegen heit eingeleitet. — Oberlungwitz, 20. Oktober. Wegen In- teresselosigkeit hat sich die hiesige Freiwillige Feuer- wehr ausgelöst, die seit 1883 bestand. In den letzten Monaten hatte sie noch 14 Mitglieder. Es besteht nun noch die Freiwillige Turnerfeuerwehr und die Pflicht- feuerwehr. — DaS Ende der Orden und Ehrenzei chen? Dem Aroeitsministertum liegen die Anfragen meh rerer sächsischer Handelskammern vor, warum das tragbar« Ehrenzeichen für Tr»ue in der Arbeit nicht mehr verliehen werde. Tie sächsische Regierung steht auf dem Standpunkt, daß der weiteren Verleihung die Reichsverfassung entgegen- steht, da nach 8 S Abs. 4 Orden nicht mehr ver liehen werden dürfen. Ferner erhallen wir von zuverlässiger Selle die Mitteilung, daß auch in der Reichs wehr keine Orden oder Dienstauszeichnungen mehr verlie hen werden mit Ausnahme von eisernen Kreuzen für erst jetzt bekannt gewordene Verdienste im Kriege oder Grenz schutz Ost. — Inseraten st euer. Im Umsatzsteuerausschub der Nationalversammlung wurde über die Inseraten« steuer verhandelt. Trotz großer Bedenken stimmten die Vertreter der einzelnen Parteien grundsätzlich dem Gedan ken dieser Steuer zu. Die endgültige Stellungnahme behielten sich die einzelnen Parteien allerdings vor. Der RegterungS- vertrtter war der Ansicht, daß sich die Inserate trotz der Steigerung de« Preises auf ihrer früheren Höhe erhallen hätten und daß sie daher, soweit sie wirtschaftlich nötig seien, auch eine Steigerung um wettere 10 Prozent auLhal- ten würden. Die Jnseratensteuer wurde mit allen gegen die Stimme des Unabhängigen vorbehaltlich endgültiger Stellungnahme auch in zweiter Lesung angenommen, ebenso die Hotel st euer, wobei ein Antrag der Deut schen VolkSpartet berücksichtigt wurde» die Mintmalbesteue- rungSgrenze von 2 auf 3 Mark heraufzusetzen. — Der Regierungsvertreter scheint keine Ahnung von den Brr- hältnifsen bet der mittleren und kleinen Presse zu haben. E« ist sehr bedauerlich, daß solche Herren sich ihr Urteil immer nur an den Großstadtzeitungen bilden. Einstellung des Zugsverkehrs an Sonntagen. Zu den in der letzten Zeit von den Tageszet- angen gebrachten Mitteilungen über bevorstehende Einschränkungen des Zugverkehrs wird Uns von Aw tändiger Seite folgendes rmtgetellt. Als Gründe ür die Einstellung des Personenzugverkehrs kommen jauptsächlich in Betracht die auf Grund der Waf- enstillstandsbedingungen erfolgte Abgabe von Be- riebsmitteln, namentlich Lokomotiven an die Ew ente, die Erschwernisse im: Personald««nst infolge Einführung des Achtstundentages und die mißlichen Verhältnisse in der Kohlenversorgung. Die un Ln-