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Amts- und ünzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung S«zu»»prti« vierteliührUch 8 Mk. 7i Psa. »d« _ Bnzeiaenprei«: die ^einspaltige geil» 25 Psg , «bepsts», Lmkseld, hiindrhSbel, .?L,E- L! Neuheide,GberstützeiigrSn,Schönheide, MyKlWUL^ Schönheidekhammtk, Sosa, Nnlerstiihengeün, Wildenihal usw. »"'»«Ä' ^»^ZZ-7?« ZLLVKä'S »ahlung de« »etugtprei^.z spreche! aufgegebsnen Anzeigen. Hel.-Adr. r B««mtworU. Schriftleiter, D»m>ir und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Kerusprecher Ar. nv. — — —> -—-— «fl. Jahrgang. — „ > 228 Donnerstag, den 2. Oktober ISIS Der 2. Termin StaatSeinkemmen- und Ergänzungssteuer einschließlich Zuschlägen und der 2. Termin Brandkassen-Betträge sind am 30. September bezw. 1. Ottober d. I. fällig und bet Vermeidung der kostenpflichtigen ZwangSbei- tttibung bis spätestens 1S. Oktober 1919 zu entrichten. Eibenstock, am 1. Oktober 1919. Zier Staölrcrt. Verpflichtet wurden heute der Waschirrensticker Kerr Lurt kaul 8oböukeläer hier als Rathans-Han-mann und Ratsdiener, seine Ehefrau als Vertreterin des Rat- Haus-Hausmannes. Eibenstock, den 1. Oktober 1919. Zier Ktaötrcri. Nach der Verordnung vom 27. August 1919 ist für den Bezirk der Stadt Eiben stock eine örtliche Fllrsorgestelle der Kriegsbeschädigten- u. Kriegshtnterbliebenenfürsorge, ein „Ortsamt für Kriegerfürsorge" begründet worden, das seine Tätigkeit heute aufnimmt. Die Geschäfte des Ortsamtes werden bis auf weiteres in den Dienststellen der RatSkanzlct und der Polizeiabteilung Zur Leitung des OrtsamteS sind berufen worden der unterzeichnete Bürgermeister als Vorstand, Herr Ttadtsekrctär Müller al» 1. Stellvertr. des Vorstandes, Herr Polizeiregistrator Lippmann als 2. Stellvertr. des Vorstandes. Eibenstock, den 1. Oktober 1919. Dev Staötval. H-ss-. Gemeinschaftliche Ucbung der Freiwilligen Turncr- senerwehren und der Pflichtfcnerwehr am Sonntag, den 5. Hkloöer 1S1S, vormittags 7'/, Uhr. Die Mannschaften der Turnerfeuerwehren sammeln am Geräteraum in der Magazinstratze und die Angehörigen der Pflichtfeuerwehr am Geräteraum Bachstratze 2. Die Fenerwehrabzetchen sind von den Feuerwehrleuten bei Vermeidung ihrer Bestrafung anzulegen. Nicht pünktliches Erscheinen sowie ««entschuldigte Versäumnisse werden bestraft. Abwesenheit vom Orte gilt nur dann als genügender Entschuldigungs grund, wenn der Nachweis einwandfrei erbracht wird, daß die Entfernung vom Orte unaufschiebbar war Libenstock, den 1. Oktober 1919. Dev Staötvat. Der Arbeiterrat hält seine Sitzungen bis auf weiteres nur noch Sonnabends nachm. von 6 Mr ab. Eibenstock, den 1. Oktober 1919. 5er Arbeiterrat. G. Bethge. Die Franzosen. Während sich in Karis eine Strömung bemerk bar macht, die Bedingungen des Friedensvertrages für Teutschland militärisch und finanziell noch zu verschärfen, hat der Ministerpräsident Clemenceau, üer doch gewiß als Deutschenhasser bekannt ist, in seiner Rede für die unveränderte Annahme des Ver trages so maßvolle Worte, von seinem Standpunkt aus maßvoll, gebraucht, wie wir sie von ihm bis her kaum gehört haben. Er hat sich nicht nur ge gen die vollständige Entwaffnung Deutschlands ge wendet, sondern sich auch gegen die Absichten gewen det. die französische Grenze bis zum Rhein vorzu- schieben. Er sieht ein, daß solche Pläne nur schwere Sorgen für Frankreich Hervorrufen müssen. Aus plötzlich erwachter besserer Einsicht für Deutschland hat er also nicht gesprochen. Seine Worte sind ver anlaßt durch die Rücksicht auf Frankreichs Verbün dete Amerika würde in solchem Fall das ohne hin im Senat zu Washington bekämpfte Bündnis kündigen, Italien würde sofort neue große Gebiets erweiterungen im Osten verlangen, und England wür de sich kurzer Hand gegen eine französische Rhein- grenze erklären, die auch Belgien sehr unangenehm sein würde. Dann hat aber Clemenceau auch im Hinblick auf die bevorstehenden Neuwahlen den- jenigkn seiner Landsleute, die endlich Ruhe haben wollen, und den Sozialisten, die gegen diese Au- nektionsgcdanken unbedingt sind, Rechnung getragen- Er fühlt sich sehr behaglrch im Besitz der diktatori schen Macht in Frankreich und will diese trotz seiner 7» Jahre nicht durch Liebäugeln mit unliebsamen Zielen auss Spiel setzen. Tie Absichten, den Fliedensvertrag zu ver schärfen, haben keine Aussicht aus Verwirklichung, auch dann nicht, wenn sie angenomme» wäre". Dir anderen Ententemächte sind eben, wie gefugt, bestimmt dagegen. Sie sind auch vorwiegend in den Hinterge danken gestellt, daraus bei den chauvinistischen Wäh lern Reklame zu machen und Clemenceau in die Mnderhcrt zu drängen. Daß Deutschland nicht waf fenlos sein kann, wird schon durch den russischen Nach bar bedingt, von Polen und Tschechen ganz zu schwel- gen. Was die Forderung nach einer Sicherstellung der vor« Deutschland zu leistenden finanziellen Ent schädigungen betrifft, so sind die Rechte, welche der sogenannten Wiedergutmachungskommission der En tente gewährt sind, doch wirklich gerade weitgehend genug. Sie hat das Kontrollrecht über die deutschen Ausgaben und Einnahmen Sollen wir etwa bet al len deutschen Kassen noch einen französischen Beamte" als Schlüsselbewahrer anstellen? Sand schon die Grenzen der Gerechtigkeit überschritten, so dürfen doch diejenigen des politischen Berstandes nicht ganz außer Acht gelassen werden. Die Vergangenheit ist den Franzosen aus dem Gedächtnis geschwunden, wenigstens in Bezug darauf, was wir für sie getan haben. Wir habyn 1871 die französischen Kriegsgefangenen vor Unterzeichnung, des Friedensvertrages zur Niederwerfung der Kom mune in Paris freigelassen, wir haben auch Frank reich sofort nach Zahlung der 5 Milliarden geräumt. Was verlangt man demgegenüber von uns? Cle menceau hat gesagt, zwischen Deutschland und Frank reich sei keine Verständigung möglich. Auch darin liegt eine Vergeßlichkeit, denn er selbst ist es ge wesen, der von dem Ministerium Ferry vor 35 Jah ren bis zum Ministerium Caillaux vor 10 Jahren jeden Versuch zu einer deutsch-französischen Verstän digung verhindert hat. Es hat in Paris doch nicht ganz an Stimmen gefehlt, die sich sogar für eine völlige Auseinandersetzung erklärten, wenn Elsaß- Lothrinzen wieder französisch sei. Das ist jetzt der Fall. Wir wissen wohl, daß auch heute noch die Aussichten auf eine deutsch französische Versöhnung gering find, daß aber selbst eine Verständigung aus geschlossen sein sollte, darüber muß doch wohl die Zukunft entscheiden. IVm. Eine neue Note der Entente. Angedrohte Unterbrechung der Lebensmittel. Versorgung. Der „Oberste Rat" in Paris hat eine Note an eie deutsche Regierung folgenden Inhalts gerichtet: Laut Artikel 12 des Waffenstillstandsvertrages hat Deutschland die Verpflichtung übernommen, sämt- .lichs Truppen, die sich auf Gebieten befinden, die vor dem Kriege zu Rußland gehörten, hinter die Grenze Deutschlands zurückzunehmen, sobald Lie Alliierten es verlangen. Marschall Foch hat die deutsche Regierung durch seine Note vom 3. 9. zur Erfüllung dieser Verbind lichkeiten angehalten. Die deutsche Regierung gibt vor, nicht die Macht zu haben, die im Baltikum flehenden Truppen zum Gehorsam zu zwingen. Diese Gründe können die alliierten Regierungen »icht ab erkennen. Sie ersuchen die deutsche Regierung, un verzüglich die Zurückziehung sämt licher deutschen Truppen, Stäbe und Dienststellen, ore sich in den baltischen Pro vinzen noch befinden, in Angriff zu nehme»; des gleichen hat die deutsche Regierung unverzüglich alle Deutschen, die nach der Demobilisation Dienste in den russischen Formationen, die in der gena""ten baltischen Provinz gebildet sind, angenommen ha ben, zurückzuziehen. Sie hat die Annahme solcher Dienste aufs strengste zu verbieten Die Räumung muß unverzüglich in Angriff genommen und ohne Unterbrechung durchgeführt werden. Die alliierten und assoziierten Regierungen er klären, Laß sie bis zu dem Zeitpunkt, wo sie fest gesetzt haben, daß ihrem Ersuchen voll entsprochen wird, keinem der von der deutschen Regierung unterbreiteten Anträge bezüglich der Versorgung Deutschlands mit Lebensmitteln und Rohstosse» stattgeben werde. Im übrigen werden die alliierten Regierungen alle finanziellen Erleichterungen, die die deutsche Regierung gegenwärtig genießt, oder noch zu erlangen sucht, ablehnen- Hierzu sel bemerkt, daß die deutsche Regierung, nichts unversucht gelassen hat, die deutschen Trup pen, denen von der lettischen Regierung seinerzeit für ihre Helfe Land versprochen worden war und die nun hierin schmählich getäuscht worden sind, nach Deutschland zurückznbekommen. Sie hat in den letz ten Tagen diesen Truppen die Löhnung. Und Lebens mittelversorgung gesperrt, weil sie nicht freiwillig zurückkehrten. Sie hat jetzt auch den Gen er.all von der Goltz, weil er die Truppen nicht ge nügend in der Hand habe, zur ü ck g e r u fe n. Mehr zu tun, ist chr unmöglich, Gewalt kann sie den Trup pen gegenüber nicht anwenden, wen» di« deutsche Regierung also angibt, sie habe keine Macht über ihre Truppen, so ist dies vollkommen den Tatsachen entsprechend; die Mittel, die ihr zur Verfügung stehen, nm den Willen der Entente zu erfüllen, hat sie auch angewandt. Und die Deutschen, die aus dem deutschen Heere ausgeschieden und in die russischen, antibolschewrstischen Freikorps eingetreten sind, find somit von der deutschen Regierung vollkommen un abhängig. Daß die Entente trotz allem mit den allerschärfsten Maßnahmen droht, zeigt uns wieder deutlich, was wir von ihr zu erwarten haben. Hat doch Clemenceau in der französischen Kammer erklärt, daß die Entente keine Hand rühren würde, wenn Deutschland von dem Bolschewismus bedroht würde. * 4 * Die Friedensverhandlungen zwischen Lettland und Estland auf der einen, Sowjetrußland auf der an deren Seite nehmen einen günstigen Verlauf; ge gen Mitte Oktober wird ihr Abschluß erwartet. Der Zweck dieser Verhandlungen ist laut „Latwijr Sargs": Vernichtung der antibolschewistischen deut schen und russischen Trrlppenteile. Tie Auslösung der bisher von den Letten und Esten gehaltenen a"ti- bolschewistischen Front steht bevor. * * * Von unterrichteter Seite wird berichtet: Die Lags im Baltenland wird von den dortigen Militär behörden als ungewöhnlich ernst angesehen, da ver schiedene größere Formationen der noch dort stehen den Truppenverbände erklärt haben, auf keinen Falk nach Deutschland zurückzukchren. Die Lage erfor dert rücksichtsloses Vorgehen der Reichsregierung.