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Amts- und gnzeigeblatt 31 r den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljährl. Mk. S.S0 einjchUeßl. de» Jllustr UnterhaltungSblaileS" in der Geschäft«, ftelle, bei unseren Boten sowie bet allen Reich», »chanstalten. — Erscheint täglich abend» mit kutnahme der Sonn- und Feiertage Pir den folgenden Tag. Zn Kalle höherer Vewalr — Krieg oder sonstiger '.rgenewrlcher errungen des Betriebs der Zeitung, der Lieferanten oder der ^nörkerungScrnrichtunaen — hat der Bezieher teuren Anbruch in» Lieierung oder ^rqlhliererunq der Zeitung oder au ^ii-t« »ahlun»; de« Bezugspreise-. Hel.-Adr.: AmtsSlalt. Libenft»», LmlrM, H»MW«l. NgTi.' iU » » Keubeide, SderstStzengrSn, Schönheide, 5chö«tztitt!hvAmer, Losa, Ünterftiitzengrü», ÄLdenthal «sw. Verantwort!. Schriftleiter. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstack. - 6V. Jahrgang, ——-——— Sonntag, drn 24. August Anzeigenpreis: die kieinspaltige Zeile 20 Psg, auS»ärt. 2b Psg. Im Rctiameteil die Zeile bO Psg. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile SO Psg. Annahme der Anzeigen bi« spätesten» vormittag« 10 Uhr, für größere Tags vorher. Eine Gewähr für die Ausnahme der Anzeigen am nächsten oder am vorgeschriebenen Tage sowie an bestimnner Stelle wird nicht gegeben, ebensowenig sür die Richtigkeit der durch Fern, sprecher ausgegebenen Anzeigen. Fernsprecher Ar. 11V. LS1S Berkaus von adlergestickten Decken. Die in den Lehrgängen für erwerbslose Mädchen an der Industrieschule hierselbst hergestelltcn Erzeugnisse (Decken usw.» liegen Montag, den 25. dss. Ms., nachmittags 3- 5 Mr im Sammlungssaale zur Besichtigung und zum Verkaufe aus. Zum Besuche der Ausstellung laden wir hiermit ein. Eibenstock, den 23. August 19t 9. Der Stcrötvcrt. Die letzte Woche. Die Nationalversammlung in Weimar, die keine Lust gezeigt hat, ihren Namen in den des Reichs tages zu verändern, sondern diesem Wechsel einer spä teren Zeit Vorbehalten will, ist jetzt in die Sommer ferien gegangen. Tie Ernte ihrer Arbeit besteht in einer langen Reihe vo!n Steuergesetzen, die in früheren Jahren als schwierige Probleme betrach tet worden wären, die aber heute infolge der Geld not ohne große Umstände angenommen worden sind. Darunter befinden sich auch die verschärften Maß nahmen gegen die Steuerflucht, die nicht nur die Kontrolle des Bankgeschäfts, sondern auch den Uiw tausch der Banknoten drängen werden Tie vier erstklassigen Steuergesetze, Vermögensabgabe, neue Umsatzsteuer, Erbschaftssteuer und Reichseintommen steuer stehen noch aus, und es bleibt in Einzelheiten abzuwurten, wie sich dieselben in Zukunft gestalten werden. Da die Entente ihre Hand auf den Ertrag der großen Vermögensabgabe legen und denselben zur Deckung der Kriegsentschädigung verwenden Wil!, so ist es natürlich praktischer, wir machen diese Summen in anderer Weise dem heimischen Bedarf dienstbar. Notopfer zu bringen, damit die Fran zosen das Geld in die.Tasche stecken, geht denn hoch über die äußersten Grenzen der Gutmütigkeit hinaus. Ob die Steuern so viel einbringen weroeN wie veranschlagt ist, ist zweifelhaft. Wenn jetzt die ein fachen Briese 20 Pfennige, die Postkarten 15 Pfennige kosten werden, wird die Schreiblust doch einen Tämp fer erhalten. Trotzdem fehlt noch die durchgreifende Sparsamkeit der Reichsverwaltung. Tie Zukunft der Offiziere, die ihr Blut und ihr Leben im Kriege willig geopfert haben, ist sür die heutigen Verhält nisse so knapp bemessen, als es nur anging, aber die zehn Millionen Mart Tageszuschuß allein zu der preußischen Staatsbahn, die also jährlich über 3000 Millionen ausmachen, haben noch keine ener gische Abhilfe gezeitigt. Und das Feuer der Not brennt auf die Finger, obwohl, oder vielmehr ge rade weil die Kohlen fehlen. Es ist noch nicht ge lungen, die Entente zu Zugeständnissen zu bringen, auch hinter dem Termin für die Heimkehr der Ge fangenen steht unverändert ein Fragezeichen. Da gegen nehmen die Klagen über die französischen Ge walttätigkeiten in den linksrheinischen Gebieten kein Ende, und auch im Osten haben sich die Verhältnisse durch die Zuchtlosigkeit polnischer Banden ver schlechtert. Dieses Bandenwesen zieht sich schon wie ein roter Jaden durch die letzten 300 Jahre pol bischer Geschichte, und scheint auch eine Elgentüm lichkeit des neuen Polenreichs werden zu sollew. Bor den: Ferienbeginn in Weimar hat dort noch die Vereidigung des Reichspräsidenten Ebert ans hie Verfassung stattgesunden. Es war ein feierlicher Akt. Leider kann man von einer solchen Konsoli dierung in den inneren deutschen Verhältnissen "och immer nicht reden, Streiks und spartakistische Zette- leien drängen sich noch immer. Was uns das lostet, beweist der andauernde Tiefstand Zer deutschen Va luta, der uns das Mißtrauen der Welt gegen die deutsche Zahlungsfähigkeit und Arbeitskraft beweist. Daran liegt es auch, daß die Handels und Ernäh rungsverhältnisse sich so langsam entwickeln. Wir könnten schon wieder ganz anders dastehen, wenn wir die Kraft finden, der Nichtachtung von Gesetz und Recht, die die größte Unsicherheit bedeutet, ein Ende zu machen.. , . Mir müssen da unwillkürlich Respekt vor un serem bedeutendsten Gegner, dem englischen Mini sterpräsidenten Lloyd George haben Er hat sich jetzt im Londoner Parlament über die englische Zu kunft ausgesprochen, hat auch den Arbeitern Lohn erhöhungen und den Achtstundentag zugcsagt, aber das soll alles gesetzlich verankert werden, um fort währende Uebergriffe zu verhüten und von phan tastischen Plänen, Sozialisierung und dergl. ist über Haupt keine Rede, die lehnt der Minister rundweg ab. Das ist der Unterschied zwischen Deutschen und Engländern. Wir machen uns Sorgen über Sorgen, und der Engländer steht nüchtern auf dem Böhen des praktischen Geschäftslebcns und sieht nur darauf, wie er seine» Verdienst steigern kann Unter solchen Umständen ist es auch kein Dunder, daß sich die En- tcutestaaten mit der Ratifizierung des Friedens- Vertrages gar keine Eile nehmen, wir imponieren ihnen nicht. Wie England cs versteht, auch außerhalb des Friedensvertrages seine Ziele zu erreichen, zeigt sein Vertrag mit Persien, das jetzt ganz zur britischen Filiale gemacht wird. 1913 war Persien zwischen England und Rußland geteilt, heute nimmt das erstere dies wertvolle Gebiet allein und macht da mit den weiten indischen Ozean zu ei,rem britischen Meer. Daran wird sich auch nichts ändern, denn die russische Zukunft ist bedeutungslos, gleichviel ob die Agitationen auf Wiedererrichtung der Monarchie sich verwirklichen oder nicht. Das Land ist zu weit herunter gewirtschaftet. Auch in Ungarn läßt sich noch nichts klar übersehen. Es ist zu klein geworden, die Schuldenlast ist zu schwer, als daß eine Ge sundung der Verhältnisse so bald zu erwarten wäre. Ob der frühere Kaiser Karl wieder zurückberufen wird, ist eine besondere Frage. Oesterreich hegt die sen Wunsch jedenfalls nicht, man hat die Fragwür digkeit des letzten Habsburgers, der sich von feiner wenig deutschfreundlichen Gemahlin Zita leite» ließ, zu deutlich erkannt, nachdem der lange sorgfältig gehütete verhüllende Schleier einmal zerrissen war. lVm. Tagesgeschichte. Teutschlund. Die drohende K o h l en k at a ft r o p h e. Der Ausschuß zur Prüfung der Arbeitszeit im Berg bau hielt am Mittwoch oorm. in Esst» eine weitere Sit zung ab, in welcher die Vernehmung der Aus kunstspersonen fortgesetzt wurde Geh. Kommerzien rat Klöckner gab einen Ueberblick über die Lage des deutschen Kohlenmarktes und kennzeichnete dabei, die trostlosen Aussichten, welchen wir ge- genübersteyen Nach Auffassung der Sachverstän digen steuern wir in sechs Wochen einem Zu sammenbruche entgegen, wenn es nicht ge lingt, die Förderung von Kohlen zu steigern. Au die Lieferung von auch nur 20 Millionen Tonnen an de" Verband sei offenbar nicht zu denken- In diesem Falle würden sämtliche Hochöfen ausgeblasen wer den müssen, und das Wirtschaftsleben käme zum Stillstand. Eine Einfuhr ausländischer Kohle sei abgelehnt, abgesehen davon, daß im Auslande selbst ein großer Mangel an Kohle herrsche. Durch den un günstigen Stand unserer Währung sei dies auch so gut wie ausgeschlossen. Am Donnerstag vormittag wurde die Vernehmung der Sachverständigen fortgesetzt. Zunächst hielt als Vertreter des Re ichs kohlen ko m- misjars für die Kohlenverteilung, Generaldirektor Kongeter, einen längeren Vortrag. Seine Ausfüh rungen gipfelten in dem Eingeständnis einer ge radezu erschütternd geringen Versor gung Deutschlands mit Kohlen für den kommenden Winter. An Hand eines sehr umfang reichen Zahlenmaterials wurde dies im einzelnen nachgewiesen. In der anschließenden Eröre-rung wurde übereinstimmend der Wunsch geäußert, daß die Oesjentlichkcit mehr als bisher über die traurige Lage unserer Kohlenversvrgnng und damit die Er schütteruug unseres Wirtschaftslebens unterrichtet wird. Interessant war es, daß eine Vertretung von Arbeitern aus dem Berliner Baugewerbe ein Mit glied nach Essen entsandt hatte, um i» bewegten Worten die Bergarbeiter eindringlich zu bitten, die Kohlenförderung zu steigern, da schon jetzt auf dem Berliner Baumarkte täglich Hun derte von Arbeitern entlassen werden müssen, weil es an Kohlen zur Herstellung der nötigen Bau stosse fehlt. Bei einer Verschärfung der Lage würde eine Katastrophe unvermeidlich sein. Gefährdung der Fettversorgung. Ter Reichsernährungsminister war infolge der in weitsichtiger Weife abgeschlossenen Einkäufe in die Lage versetzt, vom 1. August ab die Speisefettratiou derart zu erhöhen, daß der dringendste Fetthunger der Bevölkerung für die kommende Zeit einiger maßen befriedigt werden konnte. Durch die Fort dauer der Streikbewegung in den Koh lengebieten und die damit verbundene man gelnde Kohlenlieferung an die Mar garinewerke ist die Speisefettversorgung der Be völkerung aufs äußerste gefährdet. Bereits jetzt ist die Hälfte der für die Margarineproduktion tätigen Werke zum Stillstand verurteilt. Rohstoffe sind ge nügend da, können aber im unverarbeiteten Zu stand an die Bevölkerung nicht verteilt werden Wenn nicht in letzter Stunde die Arbeiter ein Einsehen haben und die dringend erforderliche^ Kohlen för dern, ist es eine Unmöglichkeit, die Lpeisefettoer svrgung weiter durchzuführen. — Zwecklose Eilbriefe. Zahlreiche Briefe werden aus Deutschland täglich als Expreß briefe nach der Schweiz gesandt in der An nahme, daß diese eiligen Postsachen sofort nach Ein treffen am Bestimmungsorte dem Adressaten durch besonderen Boten zugestellt würden. Das ist iedoch nicht der Fall. Wie aus Zürich geschrieben wird, werden Expreßbriefe gegenwärtig nicht als üstsen düngen behandelt, sondern werde», weil das Per sonal fehlt, als gewöhnliche Briefe befördert. Es ist deshalb zu empfehlen, Exprcßbriefc augen blicklich nicht nach der Schweiz zu senden. Im Post- verkehr in der belgischen B e s a tz u n g s z o n e ist die Angabe des Gesamtinhalts eines Pateks auf dessen Außenseite und auf der Paketkarte nicht mehr erforderlich. Die Auswanderung von Fabriken aus Großstädten, wo die Geschäftsunkosten so sehr gestiegen sind, in solche Gegenden, wo die Indu strie erst in der Entwicklung begriffen ist, oder noch gar nicht vertreten war, hat ein verstärktes Tem po angenommen. In erster Reihe wandern solche Unternehmungen aus, für deren Tätigkeit kein lan ges Erlernen erforderlich ist, dann aber namentlich auch solche, die auf Frauenarbeit angewiesen sind, wie Blusensavriken und sonstige Konfektionsgeschäfte. Auch Kontorgcschäfte, wie Berlagsanstalten und Ver sandtgeschäfte, verlegen vielfach ihre Wohnsitze Es ist voraus zu sehen, daß das großstädtische Geschäfts leben sich in manchen Beziehungen ändern wird. Oie Abwanderung wird dadurch stark gefördert, haß die Behörde der neuen Wohnstätte den Zuzüglern für, mehrere Jahre, in der Regel drei, Steuerfreiheit: zuftchert. Auch Rentiers und Pensionäre ziehen aus den Großstädten in Mengen nach den Mittel und Kleinstädten ab, wenn sie nur Wohnung sinoen Frankreich. Die Französierung Elsaß Lo Ihringens. Die deutschsprechenden Lehrer und Lehrerinnen erhielten von den französischen Behör den die Nachricht, daß sie mit dem 1. Oktober ent lassen seien, falls sie nicht an esnem französisawu Sprachkursus teilgenommen hätten. Diese Unter richtskurse sind kostenlos. In Paris trafen msolge dieser Verfügung zahlreiche Lehrer und Lehrerin nen ei», um an den Kursen teilzunehmen. Amerika. Ein Geständnis Wilsons. Laut Presse bureau Radio greift „Newyort Sun" den Präsidenten Wilson an, weil er auf einer Konferenz mit Mac Cum- der im Weißen Hause erklärt habe, seiner Ansicht nach wäre es zum Kriege zwischen Ameri ka und Deutschland gekommen, auch wenn Deutschland keine Kriegs- oder ungesetzlichen Handlungen gegen Ame-