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Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.06.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189106074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910607
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-06
- Tag 1891-06-07
-
Monat
1891-06
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 07.06.1891
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SSchfischer La« des-«l «z -1« er <Shem«ktzer «eneral-An zekger) Nr. 129. - 7. Juni 1891.' Kommissionen heraiigezogen worden seien, wären diejenigen Personen, Welche ein große- Einkommen hätte», nur gewöhnlich mit einem geringeren Theile dieses Einkommens zur Steuer veranlagt worden. Eo habe der Generaldirector Baare ein jährliches Einkommen von 830000 Mk., bezahle aber nnr sür ein Einkommen von 28 000 bis 83 000 Mk. Steuern, also nicht einmal den zehnten Theil dessen, was er bezahlen müßte. Der Generaldirector FrielinghauS sei mit einem Einkommen von 7200 bis 8400 Mk. eingeschätzt, habe aber ein solches von mindestens 120000 Mk. Der Bergrath Schultz versteuere ein Einkommen von 10800 bis 12000 Mk., habe aber thatsächlich ein zehnmal größeres. Der Generaldirector Hoffman» habe ein Ein kommen von etwa 54000 bis 60000 Mk., versteuere aber nur ein solches von 8400 bis 9600 Mk. Die Einnahme» des Apothekers Harlmann beliefe» sich jährlich auf etwa 40 000 bis 50000 Mk. Steuern zahle er nur von einem Einkommen von 7200 bis 8400 Mk. Die Gebrüder Robert und Karl Körte seien zu einem Einkommen von 9600 bis 10 800 Mk. eingeschätzt, bezögen aber jährlich: Robert Körte 36 000 Mk., Karl Körte 60000 Mk. Der Stadtverordnete Wilhelm Mummenhoff habe ein jährliches Gesammteinkommen von etwa 10000 bis 12 000 Mk., versteuere aber nur ein solcher von 3600 bis 4300 Mk. Ein gleiches Einkommen versteuere der Stadt verordnete Schwengel, obwohl auch dieser ein Einkommen von 10000 bis 12000 Mk. habe. Der Stadtverordnete Tegeler sei mit einem Einkommen von 4200 bi» 4800 Mk. eingeschätzt, habe aber «indestenS 15000 Mk. jährliche Einnahme. Der Hüttendirector Dreher sei sogar nur in die erste Stufe der Einkommensteuer ein- geschätzt» während er sehr gut die neunte Stufe bezahlen könne. Die Söhne des Generaldirectors Baare seien ebenfalls viel zu niedrig eingeschätzt. Der Generalsecrctär Baare sei in der sechsten, der vr. Baare in der vierten Stcuerstufe veranlagt. Beide gehören in die zwölfte oder elfte Steuerstufe. Der Einschätzungscommission wurde der Vorwurf ge macht, daß sie das wahre Einkommen der einzelnen Steuerpflichtigen wohl gekannt hätte, daß die Einschätzung dieser Kenntniß ungeachtet über deshalb so niedrig erfolgt wäre, weil sämmtliche Betheiligten, sowohl die Eingeschätzten wie die Einschätzcnden, der nationaltiberaleu Partei «»gehörten und «S Art der Anhänger dieser Partei sei, wenn sie im Rohre säßen, für sich Pfeife» zu schneiden. Auch müsse hervorgehoben werden, daß ein Theil der Eingeschätzten selbst Mit glieder der Einschätznngscommission sei, und daß alle zu gering ein geschätzten Personen fast ausnahmslos städtische Ehrenstellen bekleiden. Endlich sei zu bemerke», daß die zu niedrig Eingeschätzten ausnahms los der evangelische» Confessio» angehörten, während die vermögenden Personen der katholischen Confession und der ultramontanen Partei durchweg mit ihrem gesammten Einkommen zu der Steuer heran gezogen seien. Bezüglich des Bochum« Gußstahlvereins wurde in de» Artikeln behauptet, daß derselbe 44000 Mk. Steuern zahle, «ährend er seinen alljährlich veröffentlichten Einnahmen nach 120000 Mk. zahlen müßte. Dem Leiter des Bochum« Vereins, Geh. Commercien- rath Baare, wurde vvrgeworfen, daß er die Interessen des von ihm geleiteten Vereins allen anderen Dingen voransetze. Namentlich scheue « sich nicht, die Interesse» der Stadt Bochum zu schädigen, obwohl er deren Ehrenbürger und Stadtverordneter sei. Die Beweisaufnahme ist äußerst umfangreich und die Zahl der abzuhörenden Zengen eine außerordentlich große. Aus den durch die Untersuchung sich ergebenden Einzelheiten geht schon jetzt mit Deut lichkeit hervor, daß jahrelang in de» Bochum« Steuerverhältnisscu grobe Mißstände geherrscht habe». Aber noch mehr ist an s Tages licht gekommen. Abgesehen davon, daß aus den Verhandlungen hervorgcht, daß viele reiche, ja zum Theil sehr reiche Leute um die Hälfte oder ein Drittel zu niedrig zu den Steuerlasten heraiigezogen wurde», iverden jetzt auch Thalsachen bekannt, die auf den moralischen . Charakter einzelner der Angeklagten ei» sonderbares Licht zu werfe» geeignet sind. So hat ei» Zeuge, Baare» einem anderen Zeugen, Direktor Köhler, vorgeworfen, daß er einen unter seiner Leitung stehenden industrielle» Verein übervortheilt habe. Baare und Köhler, Letzterer jetzt Director der „Neuen Stahl werke" in Bochum, Concurrenz des Bochum« Vereins, stehen sich, wie Jedermann sofort klar wird, als hartnäckige und scharfe Gegner gegenüber. Baare «Närt, Köhler sei als Angestellter des Bochum« Vereins contractbrüchig geworden durch Gründung eines Concurrenz- UnternehmenS, durch Verrath von Fabrikations-Geheimnissen und durch Provisionsannahme während seiner Stellung beim Bochum« Verein. ES schält sich nun als Quintessenz der zum Theile recht verwickelten Sache folgender Thatbestand nach der Darstellung von „hüben" und „drüben" heraus. Direktor Köhler kam seiner Zeit als Lehrling an den Bochum« Verein, erhielt aber gleich Gehalt. Es ist später mit ihm ein Vertrag abgeschlossen worden, laut welchem er die Geheimnisse der Tiegelstahl fabrikation nicht verrathen durste, und in welchem er sich zur Wahrung der Interessen des Bochum« Vereins in jeder Weise verpflichtet. Während nun Baare behauptet, ec habe seinen Eid verletzt, indem « das Geheimnis; nicht wahrte, vielmehr die Gründung eines Concurrenz-UnternehmenS mit gleicher Fabrikation veranlaßt, behauptet Köhler, daß cr das Gcheimniß gewahrt habe, so lauge etwas zu be wahren war; selbstverständlich sei es damit zu Ende, wenn das Ge heimniß allgeniein bekannt sei, und das sei der Fall gewesen. Direktor Köhler berichtet nun, wie er dazu gekommen sei, sich selbständig zu mache» und sich eine neue Existenz zu gründen, »ach dem die beim Bochum« Verein unhaltbar geworden. Diese Ver nehmung gestaltet sich sensationell. Director Baare hatte, wie Zeuge bekundet, im Siegerlande einen Hochofen gekauft, dessen Produkte er dem Bochum« Verein verlauste. Diese Produkte waren für die Fabrikation im Bochum« Verein unverwendbar, iveil sie schlecht waren. Nachdem die Analyse und Versuche das ergeben, wollte Köhler das Baare'jche Product nicht mehr verwenden, allein « wurde von Baare dazu ge zwuugcn, obwohl der andere Director, der verstorbene D. Mayer, au' Köhler'» Seite stand und bitter das Verfahren Baare's beklagte, das den Bochum« Verein discrcditire. Director Mayer habe aber nicht den Muth gehabt, gegen Baare energisch anfzutrete», und so hatten sich die Baare'schen Hochvsenproducte im Bochum« Verein z» Berge» gehäuft. Nicht genug an der Unbrauchbarkeit des Materials, habe Baare selbiges dem Bochum« Verein anstatt zu dem üblichen Preise des von England zu beziehenden guten Productes von 12 Thaleru für 19 Thalcr verkauft und es belaufe sich so die Schädigung des Werkes „Bochum« Verein" aus ca. 90,000 Mark! Das sei der Grund gewesen, der die Stellung Köhler'S unhaltbar gemacht habe. Geh. Rath Baare bestreitet derartige Manipulationen entschieden « habe brauchbares Material zum übliche» Coucurrcuzpreise geliefert Es stehen sich einfach Eid gegen Eid gegenüber, und beide Direktoren bleibe» bei ihren Aussagen stehen. Nach dieser Affaire hat nun Köhler behufs Selbstständigmachung correspondirt. Baare hat das gemerkt, und nachdem Baare mehrere kompromittirende Briefe durch Zufall gesunden, ist Köhler entlassen worden. Diese Briese legt jetzt Baare vor, und es soll ans ihnen «wiesen werden, daß Köhler als Beamter des Bochum« Vereins Provisionen angenommen hat. Dieser Sachverhalt ist folgender. Noch als Köhler auf dem Bochum« Verein war, entdeckte er auf einer Reise zufällig, daß Steine, die dem Fabrikanten Krisch« in Mehlem gehörten» sehr brauch bar zur Benutzung bei Convertern waren, und daß diese Steine viel billiger als ausländische zu liefern waren. Er sagte da» dem Krisch«, und nun vereinbarten die Beiden, daß Köhler am Gewinn betheiligt sein solle. Baare bezeichnet diesen Aut heil als Provision, Köhler al» Theilhabergewinn. ES wird indeß nicht «wiesen, daß Köhler dabei den Bochum« Verein geschädigt hat, vielmehr hat er demselben sogar durch besonder» billige Lieferung der Steine einen Vortheil verschafft. Constatirt wird im Anschluß hieran allerdings, daß Köhler den» Bochum« Verein von diesem Nebengeschäfte nichts gesagt hat. Die Geschäfte mit Krisch«, der im Wesentlichen Köhler'» Angaben bestätigt, hat Köhler in Freistunden abgewickelt. Die Herren Baare und Köhler fragen nun einander, Letzterer durch den Verlheidiger, warum sie den» nicht früher mit dem Material und den Enthüllungen hcrvorgetreten. Die Sache ist eben zum Aus bruch gekommen durch die Stadtverordnetcnwahlen im vorigen Jahre. Nachdem die „Wests. Volksztg." vor der Wahl Baare angegriffen hat, der übrigens sich um die Wahl nicht kümmerte und verreist war, und nachdem sie Köhler gegen Baare als Candidaten auf den Schild erhob, «schien auch Baare und legte in öffentlich« Versammlung klar, daß Köhler wegen Contractbruche» unwürdig sei, gewählt zu werden. Nu» kommen noch zwei Dinge zur Sprache, die mit der Stener- affaire nicht» zu thun haben, ab« einbezogen sind, weil Fusangel dem Geh. Rath Baare den Vorwurf der Lüge und Verleumdung gemacht hat. Baare hatte nämlich einen Brief Köhler'» producirt, in welchem dieser quasi Abbitte leistet und sich mit Baare wieder verträgt. Die Verhandlungen hierüber sind auch umfangreich, indeß genügen folgende Angaben, die aus dem Beweisverfahren hervorgehe». Auf Veraiilassung des Direktors Zilleke» hat Köhler sich dazu verstanden und, wie Zeuge selbst erörtert, das Opfer gebracht, sich zu beugen und Baare Versöhnung anzutragen. Dieser war bereit, ver langte jedoch anstatt mündliche Aussprache ein Schreiben Köhler'S. Director Zilleken hat dieses entworfen und schließlich Köhler dazu gebracht, daß dieser schrieb, er leiste Abbitte für Alles, wodurch er Herrn Baare und de» Bochum« Verein beleidigt haben sollte. An diesem letzten Worte „sollte" hat Baare Anstoß genommen, sich indeß des lieben Friedens wegen beruhigt. Nun hat aber Köhler ersten» dem Director Zilleke ausdrücklich gesagt, er verwahre sich dagegen, daß der Brief etwa ein Schuldbekenutniß sein solle, und zweitens hat Director Zilleke die Bürgschaft dafür übernommen, daß Baare, als Ehrenmann, keinen Mißbrauch mit dem Briefe treiben werde. Nun hat Bnare den Brief gelegentlich der Polemik der „Wests. Volksztg." veröffentlicht. Anch in dieser Sache zeigen sich Abweichungen in den Aussagen der Zeuge», namentlich zwischen Köhler und Baare; die Angelegenheit kann kaum noch ganz klargestellt werden. Baare be hauptet, er habe niemals sich verpflichtet, von dem Briese keinen Gebrauch zu machen. Endlich betrifft die zweite Angelegenheit Folgendes. Bergrath Dr. Schultz hatte es übernommen, Director Köhler dahin zu bringe», ein Concurrenz-Unternchmen zu gründe». Er hat Köhler eine Ab standssumme in Aussicht gestellt, die dieser auf 200,000 Mark be messen wissen wollte. Die Verhandlungen waren im Gange, indeß zerschlug sich die Sache schließlich, weil die interessirten Werte nicht die Garantie sahen, daß nicht ein Ander« an Köhler'S Stelle dieses llntcrnehmen dennoch gründe. Noch ehe Köhler dieses Resultat vom Bergrathe vr. Schultz schriftlich erfuhr, hat er einen Brief an diesen gerichtet, in welchem er erklärte, daß er nicht mehr sein« Offerte auf recht erhalte. Baare hat von Köhler behauptet, er habe nur das Prävenire gespielt — es handelt sich nur um wenige Stunden desselben TageS —, nachdem er von der Ablehnung „Wind" bekommen. Damit wird die Verhandlung vertagt. Man darf mit Recht auf den Ausgang dieses Scandalprocesses gespannt sei», der ei» grelles Licht auf die Corruptiou gewiss« Kreise wirft und vielleicht noch, außer in der Steuersache, verschiedene Nach- Piele vor de», Strafrichter haben wird. Inwieweit die Vorwürfe gegen die Steuereinschätzungscommissio» sich als begründet ergeben werden, wird der weitere Verlaus der Verhandlungen zeigen. Ein neuer Scandal in der englischen Aristokratie. In London hält gegenwärtig rin neuer Scandalpcoceß das Interesse aller Kreise der Gesellschaft in außerordentlicher Aufregung, und auch ans anderen Kreisen der Bevölkerung blickt man mit ge rechtfertigter Spannung aus den Ausgang des Processcs, in dem der Prinz von Wales selbst als Zeuge erschienen ist. Es handelt sich um die endgiltige, richterliche Austragung der auch von uns schon wieder- holt gestreifte» Cumming-Assaire. Erst jetzt, nach Eröffnung der Untersuchung, hat sich heransgcstellt, wie der Hergang der vielbesprochenen Thalsache eigentlich gewesen ist. Der Kläger ist der Oberst-Leutnant Sir W. Gordon-Cumming; der peinliche Gegenstand, um den es sich handelt, läßt ihn aber als den wahren Angeklagten erscheinen. Sir W. Gordon-Cumming ist ein hervorragender Ossicier, der sich >»> Felde, namentlich in Aegypten und im Zulukricge, durch seine Tapferkeit und Umsicht einen be rühmte» Namen erworben hat. Reich, unabhängig, ei» vortrefflicher Gesellschafter, liebenswürdig im Umgang und von sehr vortheilhastem Aenßcren, gewann er Alles für sich, und die Damen namentlich schwärmte» sür den tapferen, nnvcrheiralheten Officier. Seit 10 Jahren gehörte er auch zu den persönlichen Freunden des Prinzen von Wales. Den Gesellschastsabenden Sir William's wurde Jeder und — Jede gern beigezogen, und selbst der Prinz von Wales war bei denselben kein allzu seltener Gast. Im Späthcrbste v. I. begann man nn» Plötzlich, allerlei über den hochangesehenen Mann zu munkeln. Dunkle Gerüchte durchschwirrten die Luft; die „Gesellschaft" zog sich von dem Oberstleutnant, de» sie bisher so gesucht und gehätschelt hatte, zurück, und schließlich sprach man c» ganz offen aus, daß Sir W. Gordon-Cumming anläßlich eines Besuches bei den Wilsons in Tranby-Crost, wo sich während der Dvncaster-Wvche eine glänzende Gesellschaft versammelt hatte, den Prinzen von Wales beim Baccarat-Spiel durch Falschspielerei arg betrogen habe. Es ist selbstverständlich, daß Sir William dies nicht ans sich beruhen lassen konnte; er mußte klagbar werden, und die Welt erfuhr nun, was in Tranby-Crvft vorgcgangen. Allabendlich wurde dort >»» hohe Einsätze Baccarat gespielt. Der künftige König, dessen künftige Unterthane» als „ro^rres ancl vaZa,1>onä8" (Lumpen und Vagabunden) „in'S Loch" wandern, wenn sie sich gegen das Gesetz versündigen und beim Hazardspicl ab- gefaßt werde», »ahm an der Partie nicht nur Theil, sonder» hielt regelmäßig die Bank und verlor gleich regelmäßig durch das Glück seines Freundes „Bill". Eine Reihe von solchen Pechtagen kann aber der beste Mensch kann; vertrage». Seine Königliche Hoheit wnrden etwas irritirt, und dies machte die Frau des Hauses ganz »»glück lich, und schließlich glaubte sie herauszufinden, daß der glückliche Oberst leutnant sein Glück mehr der Kunst als dem Zufall zu danken habe. Sie zog zuerst ihre» Gatten, dann ihre Schwester und ihre» Schwager, Mr. und Mrs. Green, und schließlich einen jungen Ossicier, Mr. Berkeley, Levett in's Geheimniß, und da» Quintett verlegte sich nun aufs Beobachten und bemerkte, oder glaubte zu bemerken, daß Sir William die Kunst des Poussirens betreibe, das heißt, daß er Spiel marken zu fünf Pfund nachschob, wenn ihm eine günstige Karte fiel, oder zurückschob, wenn sich da» Spiel gegen ihn wandte. Die Wilson» und die Anderen thriltrn die Sache dem Prinzen mit; ebenso wurde auch Sir Cumming darüber aufgeklärt, daß man seinem Falschspiek auf die Spur gekommen wäre. Der Letztere ver stand sich schließlich dazu, obwohl er seine Unschuld betheuerte, zur Vermeidung eine» Skandal», «ine» Revers zu unterschreiben, in welchem er sich verpflichtete, nie wieder eine Kart« zu berühren. Gordon Cumming scheint auch zeitweilig an die Möglichkeit einer Vertuschung geglaubt zu haben, bi» anonyme Briefe aus Paris ihn warnten, in Monaco zu spielen, woraus hervorging, daß da» Geheim, niß verrathen sei. Er versuchte darauf vergebens, die Mitwissendr, zur Zurücknahme der Beschuldigung zu bewegen, bi» schließlich di« Nothwendigkeit des Processes au ihn herantrat. Die Sache ivar also nicht geheim geblieben, nach einigen Monaten pfiffen die Spatzen auf dem Dache die Geschichte, und Oberst Cumming klagte nunmehr gegen vie Wilsons und Genoffen. Die Gerichtsverhandlungen waren höchst interessant; die zahlreichen, den besten Gesellschaftsklassen Englands angehörende» Zuhörer und Zeuge« wiesen aus das Sensationelle der bevorstehenden ProcesseS hin. Der größte VerhandliingSsaal im Justizpalast vermochte weder am ersten Tage, noch an den folgenden die Zahl der Neugierigen zu faßen. Es war wie im Theater. Man plauderte, schwatzte, lachte, lorgnettirte, debattirte und amüfirte sich, al» ob man im Opernhaus und nicht im Gerichtssaal wäre, wo da» ganze Lebeusgliick einer Mannes entschieden wird, den man vor Kurzem noch mit Stolz seinen Freund nannte, und dessen Schicksal die größt« Theilnahme erwecke» sollte. Aber wa» gilt das, wenn e» «inen so sensationelle» Fall giebt! Ein solcher Scandal — wer wollte sich die Gelegenheit entgehen laßen, einer solchen Verhandlung beizuwohnen, bei welcher außerdem d« Prinz von Wale» aussagen muß, ob er will oder nicht, da er als Zeuge vorgeladeu ist. Und jetzt beginnt das Spiel. Der Richter kommt mit den Beisitzern — „gilonov, silsnos!" rufe» die Saalwärter, und das Gezwitscher und Geplauder verstummt. Jetzt tritt auch der Prinz von Wales ein und nimmt zur Linke» des Loch Oberrichlers Platz, und die Verhandlung beginnt. Ein kleines Heer von Advocaten mit ihren Perücken und Talareu ist erschienen, und von den Vertretern des Klägers nimmt der Sollicitor-Gcneral das Wort und erzählt nun, nachdem er die Verdienste Sir William'- als Officier und seinen ehrenhaften, unbescholtene» Lebenslauf nach Ge bühr hervorgehoben, die Vorgänge in Trauby-Crofk, wie wir sie kurz geschildert. Ja, wen» Niemand nach ihm spräche I Wenn die Gegen partei keine Vertreter hätte l Sir William hätte den Tag gewonnen. Jetzt aber hat er den, Hauptvertreter der Beklagten Rede und Ant wort zu stehe», und dieser ist kein Geringerer, al- der gefürchtetste und höchstgeschätzle aller englischen Anwälte — Sir Charles Russell, und da beginnt der Proceß intercffant zu werden! Sir Charles Ruffel begann, wie «S seine Art ist, das Kreuz verhör sehr sanft und ruhig, bald aber kam er selbst und brachte de» Kläger in „heißes Wasser". — „Wie kam e», daß Sie gleich beim ersten Austheilen 15 Pfund einzogen?" fragte er. „Sie «Härten doch selbst, daß Ihr erster Einsatz immer nur 5 Pfund beträgt!" — „Wenn ich 15 Pfund zog. so setzte ich auch 15 Pfund." — Sir Charles wiederholte die Frage, Sir William blieb aber unerschütter lich. — „Warum unterschrieben Sie die Erklärung, ivenn Sie sich bewußt waren, daß sie einem Schuldbekenutniß glcichkam?" — „Ich war verwirrt und wollte einen Scandal vermeiden! — Eine» Scandal für alle Betheiligien." — „Sehr.rücksichtsvoll; allein Baccarat zu spielen gilt in der Gesellschaft als kein Verbrechen, namentlich wenn um verhältuißmäßig so geringe Beträge gespickt wird, wie bei diesem Anlasse. Wen wollten Sie also schonen?" — „Alle." — „Ei- Waren mit Ihren Anklägern befreundet?" — „Ja." — „Sie kannten sie Alle als ehrenhaft? — „Durchaus ehrenhaft." — „Und Halle» sie auch heute noch dafür?" — „Ja." — „Halten Sie die Herren und Damen für fähig, eine solche Anklage zu erhebe», ohne daß sie von der Wahrheit derselben überzeugt wären?" — „Nein." Nunmehr kam der Prinz von Wales au die Neiße. Ec betrat den Zeugeuverschlag, wurde eingeschlossen und beantwortete die Frage» des Anwalts des Kläger« mit klarer, deutlicher Stimme und in sehr präciser Weise. Nur als der Äcneral-Anwalt fragte, ob Se. König liche Hoheit Baccarat gespielt und Bank gehalten, nickte der Prinz nur zustimmend, statt zu antworten. Im klebrigen gestand er zu, ein intimer Freund Sir William's gewesen zu sein, und daß dieser seine Unschuld auch dann bethenert habe, als er da- Schriftstück unter schriebe». Der Prinz »annte daun die Personen, welche ihm die Mittheilung gemacht, und erklärte sich über den Vermittclungsvvrjchlag, der bezweckt habe, einen Scandal zu vermeiden. Der Prinz hatte »im das Kreuzverhör zu bestehen, und gerade so wie der Gencralanwalt orgsam bedacht gewesen, ihn stets mit Königliche Hoheit anznredeu, o vermied es Sir Charles Rassel, ihn anders als mit „Sie" an zusprechen. Die Liste der Frage» lautete: „Haben Hoheit Cunnmng eit zwanzig Jahren gekannt? Hat er seit zehn Jahren Ihre Freund- chast genossen und ist in Ihrem Hanse gewesen? Hielten Sie die Bank in Trauby - Crost? Waren Sie Croupier, hatten Sie de» geringste» Argwohn?" — „Nein." — „Haben Sie nicht die Vor- chläge zur Unterzeichnung des Scheines geniacht?" — „Ich habe nur aus Rücksicht ans Gordon Cumming die Sache so milde anf- gcfaßt und konnte nicht umhin, an Betrug zu glauben, da die Zeugin einstimmig Ware». Ich ließ ihm bedeuten, es sei mir angenehmer, hu nicht mehr zu sehen. Daher fehlte Gordon-Cumming in Mar- Lodge, wohin ihn der Herzog von Fife eingeladcn." Der Hauptpunkt, den Sir Charles feststellte, war, daß der Prinz bei der Abfassung der Erklärung bedacht war, den Kläger möglichst zu schone». Es war so mit dem über eine Stunde währenden Ver hör des Thronfolgers wenig gewonnen, und als er den Zeugeuverschlag verlassen wollte, «hob sich ein Geschworen« und bat ihn, zu bleiben und einige Fragen zu beantworten, die er stellen wolle. Der Mann des Volkes ging gerade ans's Ziel los. „Haben Eure Königliche Hoheit selbst etwas benierkt, was den Verdacht erwecken konnte, daß der Kläger fixelt?" — „Nein, man erwartet natürlich nicht, daß solche Dinge unter Freunden auf einem Landsitze Vorkommen." — „Was hielten Sie von der Anklage?" — „Die Zengcn sagten so übereinstimmend und zuversichtlich aus, daß ich denselben Glaube» schenke» mußte." Auch die Anssagen Wilson's waren sehr belastend für Oberst leutnant Cumming. Wilson erklärte, er habe bemerkt und alsbald auch seinen Freunden initgetheilt, wie Cumming, wenn die Karten z» seine» Gunsten ausfielen, seinen ursprünglichen Einsatz vergrößerte und, wenn sie wider ihn ausfielen, einen Theil desselben zurückzog. El habe Cumming mit seinen Freunden beobachtet und ihn unzweiselhast beim Falschspielen entdeckt. — Man darf aus den AuSgang dieses Scandalprocesses gespannt sein, handelt e» sich doch wieder um einen Angehörigen der vor nehmsten englischen Kreise. Fällt der AuSgang der Verhandlung«» ungünstig aus, so dürste Sir Cumming der in letzter Zeit recht vw größerteu Liste Derjenigen aus der Reihe der „oberen Zehntausend hinzulrcten, welche ihren Namen und Stand mit Schmach bedemd sich selbst moralisch hingerichtet haben. Verantwortlich: fgr Politisches, OertllcheS und Fenilletonlstlsches Julius Ihell für Sächsischer: Franz Gütz»; für den gerichtlichen Tbell: O. Ren nernl sür den Jnseratentheil: der Verleger Alexander Wt «d e rsSuuntlich intkd Ülür nicht erbeten» Zusendungen sind «erlag und «edeetieu »icht« ' «It an ledem B Lina. des soll ' Adiing gelange „eächsisch" «It täglich 1. Kle L. Sach .Fachfisch > s. Sacht « Illustr. « 6. S< 7. Lttstij tzfi-t bei den loPfg'. bei de MlgkNprelSl - Unter „Klen He «»zeigen s Dral Kairo. M,It um sick Me vorgek «atzregeln, hindern. Belgr t «drianop »irkkelisf zu erwirke« ! Mel» frei Liese Rachr ! paar Ton« ! Auge sich b« Besitze i auf ihr Bit Handel Ges Zpecial-Berlchtl Die Hank vMimrthschas zu lesen bckc Zeit für ein das Wort zu Beigeschmack, i Wenig geeigu« es kein Gebiet lind Mensche» Chemnitz h< Crschrnngc» g der Humor da glück zu betr« Mhschastliche Metät sich » Dieses N Blättern lasen HandelSve silieu werde sächsische Jndi machen könne, Staaten zayl polnischen Sl> Mir dieselbe i merkung „bof zeichnet mit d auf de» Gr»> ' mir zunächst Die Vc> vertrag abgeß zur Kinley-B kann. 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