Volltext Seite (XML)
horcht werden. Tie Welt sei von der Güte der Truppen zu überzeugen. Wenn alle das Vaterland liebten, werde die neue deutsche Republik auf- blühen. Mit diesem Ziel vor Augen hätten die Trup pen jedem Befehl zu folgen. . -Zerstörte Luftschiffe. Wie vom Reichs- marineamt mitgeteilt wird, sind sieben deutsche Luftschiffe im, Zusammenhang mit der Ver senkung unserer Schlachtschiffe in Scapa Flow vom Luftschifspersonal zerstört worden. Einige an dere Marineluftschiffe sind während des Krieges ab gebaut worden, da sie für ihre Zwecke nicht mehr brauchbar waren. — Tie Gefangenen aus englischer Hand kehren Zurück. Tie Reichszentrule für deutsche Kriegs- und Zivilgefangene gibt unterm 2. September bekannt, daß der Abtransport der deut schen Kriegs- und Zivilgefangenen aus englischer Hand in Frankreich nunmehr begon nen hat. Es sind in den letzten drei Tage« täglich 1000 Mann übernommen worden. Von morgen ab werden voraussichtlich täglich 30D0 Mann über Köln eintreffen. Tie Angehörigen der Kriegs gefangenen, die sich in englischer Hand in Frankreich befinden, tun gut, ihre Paket- und Geldsen dungen ein zu stellen. Tie Kohlenlieferungen an die Entente. Wie die „Tägl. Rundschau" hört, sind nunmehr die Verhandlungen der Kohlen kommission in Versailles beendet mor den. Im großen und ganzen ist das Ergebnis das gleiche geblieben, daß nämlich 20 Millionen Ton nen Kohlen an die Entente zu liefern sind. Nur eine Frage, die bisher ungeklärt war: wie weit Frank reich an der „Ueberproduktion" beteiligt wird, hat nunmehr auch seine Erledigung gefunden. Steigt die Gesamtförderung über den gegenwärtigen Stapd, Ler mit l08 Millionen Tonnen jährlich angenommen wird, so sind von der Mehrförderung bis zu l28 Mil lionen Tonnen Frankreich 60 v. H. der Mehrförde rung zu geben, darüber hinaus 50 v. H., bis die im Fricdensvertrage festgesetzte Gesamtabgabe von 41 Millionen Tonnen erreicht ist. Sinkt die Gesamtför- Lerung, so will die Entente die jeweilige Sachlage nach Anhörung Teutschlands prüfen und ihr Rech nung tragen. Tiefe Abmachung habe nur dann Gel tung, wenn Teutschland mit der Kohlenlieferung so fort beginnt. Tie Tannenberg-Feier hat am Sonn tag in dem 28 Kilometer von Allenstein entfernten Städtchen Hohenstein stattgefunden. In Extrazügen wurden riesige Menschenscharen dorthin geleitet, Und aus der ganzen Umgegend zogen große Mengen von Teilnehmern zu Fuß und zu Wagen nach dem Fest platz. Zu beiden Seiten der Straße dorthin dehnt sich das gewaltige Schlachtfeld aus, aus Lem der große, aber schwer errungene Sieg bei Tannenberg erkämpft worden ist. Tas Fest gestaltete sich trotz des strömenden Regens zu einer erhebenden Kriegsge-- Lenkfeier. Leider war Generalfeldmarschall von Hindenburg an der Teilnahme in letzter Stunde Lurch zwingende Gründe verhindert, so daß er es sich auch, wie er in einem Briefe an Exzellenz von Scholtz, der während der Tannenbergschlacht Kommandieren der des 20. Armeekorps war, mitteilte, versagen muß te, seine engere Heimat und die Gräber feiner Eltern wiederzusehen. Auch Exzellenz von Scholtz mußte, durch Krankheit verhindert, fernbleiben, und so wurde die Hauptrede, in der die Truppenabordnun gen und besonders die zahlreich erschienenen Mit kämpfer der Tannenbergschlacht begrüßt wurden, von Exzellenz Albrecht, dem jetzigen Kommandieren den General des 20. Armeekorps, gehalten. Es sprachen ferner auf den drei in wertem Abstand von einander errichteten Rednerkanzeln der Zen trumsabgeordnete von Allenstein, Tr. Fleischer, M. d. N., Militär-Oberpfarrer Geh. Konsistorialrat Tr. Wiehe, der neue Oberpräsident für Ostpreu ßen, Winnig, und der Bürgermeister von Hohen stein. Zuletzt erschien überraschend auf der hohen Tribüne ein junges masurisches Bauern mädchen aus Czerswanken im Kreise Lyck. Sie sprach frei vom Herzen weg von Heimat und Liebe zur Heimat und Tank, der Len deutschen Soldaten gilt, Lie die Heimat schützten, und rief über die Köpfe der Menge hinweg : „Wir Masuren sind deutsch und wollen deutsch bleiben". Brausender Jubel stimmte dem Mädchen zu. Inzwischen waren noch Stafettenläufer auf Lem Festploch eingetroffen. Sie überbrachten Nachrichten voM Osteroder Dan nenbergtag, der ebenfalls am Sonntag stattfand. So dann rückten nach einem Vorbeimarsch vor den Ge neralen die Truppen mit klingendem Spiel ab, wäh rend auf dem weiten Festplatze Lie Sportspiele und Militär-Wettkämpfe ihren Anfang nahmen. Tie Schlachtenteilnehmer fuhren in Milatärkrastwagen zu den Kampfstcllen, an denen sie gefochten haben, und mit schönen Feiern wurden die Ehrenfriedhöfe von Mörken und Tröbnitz noch eingeweiht. — Freigabe von Reis, Tee, Kaffee, und Rohkakao. Hülsenfrüchte und Reis werben sofort nach Aufhebung Ler Tevisenordnung freige- geben werden. Ferner ist in Aussicht genommen, die Tätigkeit der Wirtschaftsstellen für Tee unh Kaffee demnächst auf die Ueberwachung der Einfuhr- meWcn zu beschränken und sie in absehbarer Zeit ganz zu beseitigen. Nur hinsichtlich des Kakaos ist weiter eine schärfere Aufsicht über einzuführende Kakaofertigerzeugnisse nötig. Tagegen wird die Ern- führung von Rohkakao nach Aufhebung der Tevisem ordnung gleichfalls völlig freigegeben werden Sftrattkrelch. — Einwendungen gegen die deutsche Verfassung. Nach dem „Journal" hat die ju ristische Kommission der Friedenskonferenz ihren Be richt über dir deutsche Verfassung fertiggestellt und der Friedenskonferenz übermittelt. Sie vertritt die Ansicht, daß die Artikel 2 und 61 der Ver fassung gegen den Artikel 80 des Frteoensver- trages von Versailles verstoßen. Ter oberste Rat der Alliierten hat entschieden, daß die deutsche Regierung innerhalb 15 Tagen die Reichsverfassung abgeändert hat. — Tie endliche Ratifizierung. Mar cel Rutin schreibt im „Echo de Paris", daß Lie Dis kussion über die Ratifizierung des Friedensvertrages in dieser Woche geschlossen wird, und daß man glaubt, daß die Ratifizierung Les Friedensvertrages mit Deutschland zwischen dem 15. bis 18. September im „Journal" offiziell bekanntgegeben werden könne. Rußland. — Ein englischer Geheimvertrag mit dsr Regierung Lianosow soll einem Genfer Blatte zufolge geschlossen worden sein, wonach sich England u. a. verpflichtet, mit allen Mitteln die Regierung Lianosow im Kampfe gegen den Bolschewismus und besonders in ihren Bemühungen um die Besetzung Petersburgs zu unterstützen, ihr Munition und mo derne Kriegsmittel usw. zu liefern und einen Druck auf Deutschland auszuüben, um die Rekru tierung der russischen Kriegsgefangenen in Deutsch land zu erleichtern. Rußland dagegen verpflichtet sich, alle besonderen Interessen Eng lands im Baltikum anzuerkennen, offiziell nach dem Fall von Petersburg sein Desinteressement in der persischen Frage zu erklären, alle Schul den der ehemaligen Regierung anzuerkennen, auf jeden besonders bedeutenden Einkauf in Deutschland zu verzichten, solange mit England aus Grund des abgeschlossenen Kredits noch Liefcrungsverträge bestehen, alle Verträge anzuer- kennen, eie zwischen England auf der einen Seite und Koltschak Denikin auf der anderen Seite abgeschlossen wurden, eine demokratische Re gierung einzusetzen, die sich auf das gleiche Wahl recht und ruf die Gleichberechtigung aller Bürger vor dem Gesetze stützt. - ' — Bevorstehender Angriff auf Pe tersburg. Aus Riga wird gemeldet: General Gough kündigt in einem Aufruf an die Petersburger Bevölkerung einen Angriff auf Petersburg an. Er sagt: Eine demokratische Regierung von Nordwest- Rußland .sei gebildet, Maßnahmen seien getroffen, die Volksvertreter aus dem nordwestlichen Rußland zusammenzuberufen, die diese Regierung unterstützen sollen. Sobald die Bevölkerung Petersburgs von der bolschewistischen Tyrannei befreit wäre, wür den ihr Nahrungsmittel zugeführt werden. Kron stadt, das Bollwerk der bolschewistischen Idee, sei er folgreich angegriffen, zwei Schlachtschiffe, ein Kreu zer und zwei andere Schiffe seien vernichtet. So würde 1>er Weg für die Nahrungsmittelschiffe frei. Rumänien. — Der rumänische Kronprinz, der wegen einer bürgerlichen Heirat gemaßregelt wurde, hat sich zu den bevorstehenden Parlamentswahleu als sozialdemokratischer Kandidat auf stellen lassen und reist jetzt an die russisch-rumänische Front, um dort antimonarchische Reden zu halten. Amerika. - Senator Knox für einen Sonder frieden mit Deutschland In seiner, Leu Friedensvcrtrag scharf ablehnenden Rede schlug Se nator Knox vor, daß die Bereinigten Staaten von Nordamerika einen Sonderfrieden mit Deutschland schließen und auf alle Entschädigungsansprüche ver zichten, dabei aber sagen sollen, daß Deutschland'das jenige gutgeschrieben werden müsse, worauf Ainerika verzichtet. Knox erklärte, er habe keine Sympathie für Deutschland und wünsche nicht, Laß es seiner ge rechten Strafe entgehe, aber er sehe keinen Nutzen in Ler Auferlegung unmöglicher Bedingungen. Tie Rede Hal im Senat und im ganzen Lande star ken Eindruck gemacht und in der republikanischen Par tei Verwirrung hervorgerufen. Knox gab dem Se nat den Rat, einer Entschließung zuzustimmen, die die Rückkehr des Friedenszustandcs bekannt gibt örtliche md Sächsische Nachricht«. — Dresden, 2. September. Am Sonntag trafen gegen 200 Kriegsgefangene auS Serbien in Dresden auf dem Hauptbahnhof ein. Leider war niemand zur Begrüßung erschienen. — Leipzig, 2. September. Reichspräsi dent Ebert und Reichswehrminister NoSke sind, von Dresden kommend, heute vormittag '/,11 Uhr auf dem hiesigen Hauptbahnhof eingetroffen. NoSke be- gab sich sofort zu den militärischen Stellen Leipzigs, wäh rend der Reichspräsident von den Spitzen der Behörden und vom Meßamt empfangen wurde. Er begab sich nach dem Meßamt, von wo er einen Rundgang durch di« Meß paläste unternahm. Abends '/,8 Uhr erfolgt die Rückreise nach Berlin. — Chemnitz, 2. Septbr. Der Verein säch sischer Gemeindebeamten hielt am Sonnabend und Sonntag hier sein« diesjährige Hauptversammlung ab. E» wurde einstimmig die U m w a n d l u n g deS Ver- «ins sächsischer Gemeindebeamten in eine Gewerkschaft unter dem Namen Sächsischer Gemeindebeamtenbund be- schloffen. Sitz der Gewerkschaft soll Leipzig sein. Erster Bundesvorsitzender wurde Liebau (Leipzig). — Döbeln, 2. September. Die für den Winter immer drohender werdend« Kohlennot hat die den Orts gruppen Döbeln und Roßwein des Verban des Sächsischer Industrieller angehörenden Firmen veranlaßt, gemeinsam mit ihren Arbeitern ein« Eingabe an das Sächsische WirtschaftSmtnistertum zu rich ten, in der unter ausführlichem Hinweis auf die schweren Sorgen der Industrie im Hinblick auf die ungenügende Kohlenversorgung für die kommenden Monate der dringende Appell an alle an der Kohlenförderung Beteiligten gerich tet wird, die äußerste Kraft einzusetzen, um die größtmög- ltchste Förderung zu erzielen. ES wird von der Einsicht und dem gesunden Sinn der in den Kohlenbergwerken beschäftigten Arbeiter erwartet, daß sie, eingedenk der Lei de n, die der ständige Rückgang der Kohlenförderung für das ganze Volk bedeutet, mit aller Energie dieKohlen - förderung auf daS höchste Maß steigern. Die Eingabe ist von der Arbeitnehmerschaft der beteiligten Jndustriegruppen mit unterschrieben worden, stellt also eine bedeutsame gemeinschaftliche Kundgebung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer der erwähnten Bezirke dar. — Zwickau, 2. September. Die am 5. Juli durch Schiedsspruch festgrlegte Lohnvereinbarung zwi schen dem Bergbaulichen Verein für Zwickau und Lugau- OelSnitz und den Bergarbeitern ist von der Berg- arbetterorgantsatton am 1. September gekündigt worden. — Crimmitschau, 1. Septbr. Gestern nach mittag ist der 36 Jahre alte Kaufmann Paul Reißig von hier, als er auf dem Wege von LangenreinSdorf nach Rußdorf den Berg hereinfuhr, vom Rade gestürzt, wobei er so unglücklich fiel, daß er einen Schädelbruch erlitt. Der Bedauernswerte ist an den erhaltenen Ver letzungen während seiner Ueberführung nach dem hiesigen Krankenhaus verstorben. — Pirna, 2. September. Sonntag nachmittag steuerten vier junge Leute von 15 bis 16 Jahren auf der Elbe zwischen einigen Kähnen hindurch und befanden sich gerade über dem Halleseil eines LastkahneS, als dieser durch die Wellen eines Dampfers gehoben wurde. Das Sell straffte sich und warf daS Boot um. Von den In- fassen wurden nur drei gerettet, der vierte ertrank. Die Leiche ist noch nicht geborgen. — Eine Neuerung derPost. Vom 1. Januar 1920 ab soll das Kilopaket ohne Paketkarte ein geführt werden. Erster Deutscher Evangelischer Kirchentag. Dresden, 2. September 1919. Tu Eröffnung des Deutschen Evangelischen Kir chentags, welcher am 2. September im großen Saale des Ev. Vereinshauses zu Dresden zusammentrat, bedeutete eine geschichtlich denkwürdige Stunde im Leben Ler ev. Kirche Deutschlands. Vertreter aller ev. Kirchen unseres Vaterlandes, und zwar der Kir chenregierungen sowohl als auch der Synoden und, freien Vereine, Männer und Frauen, Geistliche und Laien, insgesamt 320 Abgeordnete haben sich zu ernster Beratung vereinigt. Ten Verhandlungen vor an ging ein Eröffnungsgottesdie^st an» Abeiw des 1. September in der dichtgefüllten Kreuze krrche, in welchem Oberhofprediger v. v. Dry an der, Berlin, eine kraftvolle Predigt über bas Schrift- wort Eph. 3, 4 ff. hielt. Wie wir für unser Volk in politischer Hinsicht hoffen dürfen, so rief er der Gemeinde zu, Laß es als ein Phönix aus der Asche neu erstehe, so müsse auch die evangelische Kirch« von neuem Leben durchdrungen werden. Dieses neue Leben des Geistes komme aber allein aus dem Glauben an Jesum Christum. Tie Verhandlungen wurden am 2. September durch Gebet, gesprochen von Oberhofprediger VI-r. Dibelius, Dresden, eingeleitet und vom Vor sitzenden des Ev. Oberkirchenrats und Präsident des Evangelischen Kirchenausschusses 0. Moeller, Ber lin, eröffnet. Daß das hohe Gut der Reformation un serem deutschem Volke erhalten werde, dafür zu sor gen, sei die Aufgabe dieser Stunde, so führte dieser in seiner Eröffnungsansprache aus. Es gilt .eine«, kirchlichen Neubau aufzurichten, nachdem den Lau -eskirchen ihre Spitzen durch die Beseitigung der Landessürsten genommen sind. v. Moeller wur de hierauf zum Vorsitzenden des Kirchentages, Ober- hosprediger vvr. Dibelius und Bürgermeister 1)r. Sechen, zum ersten und zweiten stellvertreten den Vorsitzenden gewählt. Unter den eingegMgene!" Grüßen wurde derjenige des finnischen evan gelischen Pfarrertages besonders freudig ausge nommen. Ein Vortrag von Universitäts - Professor 0. Jhmels, Leipzig, über „Evangelischer Glaube als Kraftquelle der Gegenwart" hab für die Verhand lungen tiefgehende religiöse Richtlinien. Tie Kirche, so legte er dar, müsse als Bolkskirche erhalten bleiben. Sie müsse das Gewissen des Volkes sein, könne es aber nur sein, wenn sie am Glauben festhalte. Den« allem inr Glauben sei das Pflichtbewußtsein sittlich verankert, nur im Glauben sei rechte innere Einig keit möglich und nur im Glauben erschlössen sich die Kraftquelle» für die Erneuerung des deutschen Volkes. Dieser Glaube aber habe zu seinem Objekt allein die Offenbarung Gottes in Jesu Christo. Tas sei vor allem Aufgabe der Kirche, dafür zu sorgen, daß Glaube in ihr entstehe und dieser sich in ihr auswirken könne. Ten ersten Berhandlungsgegenstand bildete das Thema: „Aufgaben und Zuständigkeiten des Teutschen Ev. Kirchentags als einer dauernden Einrichtung", worüber die Herren Präsident I>. Moeller, Präsident vvr Böhme, Dresden und Missionsdirektor O. Schreiber, Ber-