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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.04.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-04-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189104124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910412
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910412
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-04
- Tag 1891-04-12
-
Monat
1891-04
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.04.1891
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WWWWWVWWWWWWM lbykivu! 8. Seilage M Sachftschcn Lan-es-Anzeiger (Chemnitzer General anzeiger). Sonntag, 12. April 1891. — Verlag: Ulexander «lede i« Chemnitz. — Nr. 83. — 11. Jahrgang. an »KO» n eie. in rsliririÄ Ilxst. nlvi-r. für Ksoilü sie. zrssilon n.! 7 oäkr Korso. t IN 8p«!> lisik», v LS. ^ Amtliche Anzeigen. Das Im Grundbuch« auf den Name» Ernst Albin Günther eül- I «tiMiie, in Chemnitz (»llexanderstraße) »cleaene Banstellen-Grundstnck lk Möv» des Flnrl'MliS, Fvlinm 4144 de» Grundbuchs für Chemnitz, ge- iNtzt auf 10,400 Mk., soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise imlleisktt werde», und eS ist ^ der 27. Slpril 1881, Vormittags 10 V- Uhr, als VersteigernngStermln, ' der 8. Mai 1881, Vormittags 11 Uhr, als Termin znr Verknndnng des VertheilnngSplanS ! «ieramut ivordeu. Eine Ncbcrsicht der auf dem Grundstück« lastenden Ansprüche und ihres Songverlialtuisse? kann in der Gerichtsschreiberei de» Unterzeichneten Aints- I «riidtS eiugesehen werden. ' ü-nigl, Amtsgericht Chemnitz, Rbth. ». am 28. Februar 1891. Böhme. »Ile iiizech, - mit frappimtn I »ezieser dir ans dal ben mit «mstt. rer. t mit dein wechseln, dtvil ! Specialit»,! inderS kkistitzl » I. lickst, dann irgend ei» I chachteln d»sii»I smal betröge».! me, dt, tner, anl, n-u.Hilfsvn«iil,I !M, ibe, nert, r, an«, i, ng, >t, »man«, 'tzsch, nann, cher, »er, nann, Hofmanu, Hst, berg, ing, man«. >a«»n. lliederlagc» dort, >» I zu Bitragro! ags, lZsi-tlinöiidi' ten Preise« «lG«i rodlei U«lL en. icttes". »<r°dt> tratze, an dst ;Ir karisor (K«> strirtvi- pro» >irns kirn»» Politisch« Rundschau. Chemnitz, 11. April 1891. Deutsches Reich. Wie aus sicherer Quelle verlautet, werde» Ider Kaiser »nd die Kaiserin am 4. Juli d. I. nach England abreisen, > M dort am 6. Juli in Windsor der Traunug des Prinzen Aribert Anhalt mit der Prinzessin Louise Auguste von Schleswig-Holstein IltijUwohne». — Kaiser Wilhelm und Fürst Bismarck. Vielfach auf- i «falle» ist jetzt die eisige Kälte, welche in den Beziehungen zwischen !«m Kaiser Wilhelm 11. und dem ihm früher so eng befreundeten Ersten herrscht. Dieses Verhältniß rührt, wie wir aus gut unter, ijihltter Stelle erfahre», nicht etwa aus den politischen MeinungS- sttlslhiedenheiten der beiden Männer her, auch nicht au- den Ereig- ^», welche seit dem Rücktritt des Fürsten sich vollzogen habe», I sondern war schon eingctreten, bevor der ehemalige Reichskanzler sein I Kitlassungsgesnch eingereicht hatte. Gleich nachdem Fürst Bismarck sj« Januar 1890 nach Berlin aus Friedrichsruh zurnckgekehrt war» !hoi zwischen dem Kaiser Mid dem damalige» Reichskanzler unter vier lÄugen eine Unterredung staltgesunde», in welcher sich der Bruch voll- IMN haben must. Persönliche Punkte, von welchen nur einige wenige iL-rtraute genaue Kennlniß haben, sind hierbei zur Sprache ge- Ikmuie», und zwar mit einer Offenheit, die nichts zu wünschen übrig slich. Von diesem Tage an war das Verhalten des Kaisers dem > Fürsten gegenüber gezwungen, wie es bekanntlich bei dem letzte» IMlamenlarische» Diner beim Fürsten Bismarck zu Tage trat, auf ivilchem der Fürst auch die Aenstcruug that: »Ich kan» dem Kaiser Iricht imponircn!" Es wird schwerlich in allen Einzelheiten bekannt Itoecdeu, was die beiden Männer trennte; daß die Trennung kaum !Überdruck werden wird, das ist heute noch deutlicher, als vor s eine», Jahre. — Es ist eine alte Sitte in der englische» Hauptstadt, jede», I gekrönten Haupt, welches zum ersten Male nach London kommt, unter snerlichem Ceremoniell eine Adresse in einein golsenen Behälter zu s überreichen, durch welche der hohe Besuch begrüßt und zugleich zum I khrendürg« der City von London ernannt wird. Lediglich dieser I lörauch ist es, welcher bei dem in Aussicht stehenden neuen Besuch »des ben schen Kaisers an der Themse zur Ausführung kommen soll. IEine andere Kundgebung ist nicht geplant. — Gras Waldersee hat zu seinem nenlichen Geburtstag nicht !M ein Glückwunschtelegramm, sondern auch ein lebensgroßes Bild Her Kaisers von Letzterem erhalle». — Fürst Bismarck und die Auswärtige Politik. Ein Artikel der I.Hamb. Nachr." über die Auswärtige Lage, der ganz den Jdcengang I des Fürste» Bismarck widcrznspiegeln scheint, spricht die Ueberzeugung IkniS, daß Rußland nicht daran denke, den Weltfrieden zu gefährden. »Die russische Regierung sei, wie kaum «ine zweite Meisten» in der iSunst des Wartens, der sie auch i» neuerer Zeit nicht zu uiiter- »Ichähende Erfolge verdanke; sie warte ab, bis Bulgarien ihr als reife IFrnchl in den Schooß falle. Da»» heißt es weiter: „Im Uebrige» !lms von Rußland angenommen werde», daß eS jetzt überhaupt keinen Illricg sucht, weil es militärisch noch nicht „fertig" ist. Aber auch >>«», dies einst der Fall sein wird, glauben wir nicht an eine» Vor nach Westen. Eher könnte man es dann erleben, daß Rußland, Ilmn die europäischen Verhältnisse es ihm gestatten, eines schönen ITages 30- oder 50,000 Mann am Bosporus landet und Konsta» ItWpel besetzt. Wir sind überzeugt, daß Rußland, wenn es ihm in lügend einer Zukunft getingen sollte, seine HanSthür am Schwarze» Nerr in dieser oder ähnlicher Weise zu schließen und den Schlüssel i» Äerwahrniig z» nehmen, sich mit aller Macht auf Asien werfen finid Europa nicht beunruhigen würde." — Der „Hambnrgische Corrcspondent" schreibt: „Vor Kurzem !»achte eine Mittheilung eines Berliner Börsenblattes die Runde durch !bir deutsche und auswärtige Presse, daß der vor Kurzem zum Com !»a»de»r des 8. Arineecorps ernannte General der Cavalleric, Graf !»«>, Waldersee, vom Kaiser für den Posten des Statthalter- von Maß-Lothringen anserselien sei. Wir sind in der Lage, versichern zu Dirnen, daß jene Mittheilung momentan jeglicher Begründung > Mehrt." — Wie die „Hamburger Nachrichten" ini'ltheilc», sind t» friedrichsruh zum 1. April 2200 Telegramme, über 3000 briefliche ICenduuge» und mehrere Hundert Fcstgcschenle eingegangcu. — Der conimandirendc Admiral von der Goltz ist »ach Plymouth freist, um sich dort zur Besichtigung unseres Uebungsgeschwaders an IBord de» „Kaiser" zu begeben. ! — Preußisches Abgeordnetenhaus. Frcitagssthnng. ! Die zweite Beralhnng der Laildgeineindcordnung wird fortgesetzt. Die fnservative Partei beantragt die Einschaltung eines neuen 8 143: fis zum Erlaß eines Coinmuualstcnergcsctzcs soll die bisherige Art fr Gemeindestcucrerhcbung ansrecht erhalten werden. Minister von fkrrsurlh, sowie die Redner der freiconservativen, nalionalliberalen !»"d freisinnigen Partei bitten, de» Antrag nbzuleyuen; derselbe wird fir mit den Stimmen der Deutschconservalivcn und des Ccntrnms ^genommen. Die folgende» Paragraphen bis 8 35, welche die fnjelheite» des Gcmeindesteuerwesens behandeln, werde» unverändert iMhmigt. In 8 36 wird beschlossen, daß der Steuererhebuiigslag Itlikch Genicindebeschluß fcstzusetzen ist. Die HZ 37—41 werden Idrbatlelos genehmigt. Bei tz 42 (Gemeinderccht) vertagt das Haus !«>i Weilerberathung bis Sonnabend. I — Die sreicouservalive Partei neigt sich jetzt ebenfalls dem InWnsse »euer Handelsverträge zu. Das FracliouSorgan, die „Post", Ilchreibt in einem längeren Artikel: „Wir halte» die Arbeit, welche I»>>s«e jetzige Negierung mit der Einleitung der Handelsverträge Wcrnommen hat, für das heilsamste, großartigste, aber auch das fmgendste Werk, welches die deutsche Politik am Ende diese- Jahr» üoderls versnchen konnte, für ein Werk der Rettung und des Segens," — Ein allgemeiner Deutscher Verband ist soeben in Berlin gegründet wurde». In den Statuten heißt es: Zweck des Verein» ist: 1. Belebung des vaterländischen Bewußtsein» in der Heimath und Be kämpfung aller der nationalen Entwickelung entgegengesetzten Richtungen. 2. Pflege und Unterstützung deutsch-nationaler Bestrebungen in alle» Länder», wo Angehörige unseres Volkes ui» die Behauptung ihrer Eigenart zu kämpfen habe», und Zusammenfassung aller deutschen Elemente auf der Erde für diese Ziele. 3. Förderung einer that- krästigen deutsche» Juleressenpolitik in Europa und über See. Ins besondere auch Forsführung der deutschen Colonialbewegung zu praktische» Ergebnissen." — Bei der Ersatzwahl z»m preußischen Landtage im Wahlkreise Mettmann wurde der Landrath Röhrig mit 116 Stimmen gegen den national-liberalen Kaufmann Cvlsmann gewählt. Landrath Röhrig wird aber das Mandat ablehne». — Die zweite Lesung de» Ei» kvnimensteuergesetzeS wird im preußischen Herrenhause am 27. April stattfinden. — In Dar-es-Salaam in Deutsch-Ostafrika hat am Donners tag die Uebergabe der BerwaltungSgeschäfte seitens des Majors von Wißmcnr» an den Generalgonvernenr Frhr. von Sode» stattgefunden. Alle vornehme» Araber und Indier waren bei dem Empfange an wesend. — An- Deutsch-Südwcstafrika werden neue Kämpfe unter de» Eingeborenen als bevorstehend gemeldet. Die deutsche Schichtkrippe hat sich bisher neutral verhalten. Oesterreich - Ungar». Heule Sonnabend findet die feierliche Eröffnung des ReichsratheS durch den Kaiser Franz Josef statt. — 1300 Bäckergesellen streiken in Wie»; von etwa 1000 wird die Arbeit fortgesetzt. Ei» Ausgleich wird bald erwartet. — Die Königin Natalie von Serbien reist Ende d. M. von Belgrad nach Odessa. Frankreich. Aus Paris schreibt man: „Die Schrift des Generals Bognslawski zu Gunsten der zweijährigen Dienstzeit wird hier eifrig besprochen. Einige Blätter folgern, daß Frankreich eben- salls de» zweijährigen Dienst wird einführen müssen, wenn Deutsch land es thue. Die meisten Blätter aber sehe» i» der Schrift eine Vorbereitung zu weiteren Erhöhungen des Friedenstandes in Deutsch land. Alle bestreiten die von BoguslawSki gegebenen Ziffer», namentlich was Frankreich betrifft, welche», »ach Berechnungen, gegen Deutschland nm 340,000 Man» im Rückstände sei. Frankreich hatte bei der letzten Zählung nur einen weibliche» Ucberschnß von 150,000 Köpse», Deutschland einen solchen von 1 Million. Vo» den 39 Millionen Einwohnern Frankreichs (1886) waren aber 1,200,000 Ausländer, welche für den Wehrdienst Wegfälle». Es giebt daher in Frankreich nicht ganz 19 Millionen einheimische Männer, gegen 23 Millionen in Deutschland. Freilich ist hier die Zahl der Waffen fähigen verhältnißmäßig größer, da die Kinderzahl viel geringer ist. Um so empfindlicher sind daher auch die Verluste des Krieges. Und in dieser Hinsicht wird dos Verhältniß mit jedem Jahre ungünstiger. Seit Einführung der allgemeine» Wehrpflicht ist die Auswanderung rasch gestiegen; sie beträgt jetzt jährlich 30,000 Köpfe (in Deutschland 80-—100,000), meist junge Leute im wehrfähigen Alter. Algier, Tonkin und andere überseeische Besitzungen verschlingen jedes Jahr einige Tausend waffensähige Männer. Man kann daher nicht be haupten, daß Frankreich sich stärkt; im Gegentheil." Portugal» Die Portugiesen ergreifen in Ostafrika Sperrmaß regeln gegen englische Fahrzeuge, um die Londoner Regierung zur Anerkennung ihres Besitzes zu zwingen. Das bisherige Provisorium läuft am 1. Mai ab. England, Der Regent des aufständischen Bezirks vo» Manipur hat sich dem Vice-König von Indien bereits wieder unterworfen. Der Regent erklärt, daß die ganze Erhebung nur durch da» unbeschreiblich brutale Austrete» der englischen Osficiere und Beamten hervorgerufcn worden sei. — In Cardiff ist ein neuer Streik auSgebrocheu. In Irland sind wieder einmal Landuuruhe» ausgebrvcheu, wobei cs blutige Köpfe gab. — Mit Portugal haoen neue Verhandlungen über Ostasrika begonnen. Rnffland. Die russische Negierung inleressirt sich gewaltig für Abessinien; in diese» Tagen geht wieder eine Expedition dorthin ab, zu wissenschaftliche» Zwecken. Was Rußland darunter versteht, weiß nachgerade alle Welt. — Zwei weitere Divisionen sind aus dem Inneren Rußlands a» die Wcstgrenze gezogen worden. — Das Airskaufen von Schweinen in Nujsiscy - Polen ist sorlan nur solchen Ausländer» gestaltet, welche ein Patent erster Gilde für das ganze Jahr gelöst haben, was 1000 Rubel kostet. Damit ist den Fleischern der Grenzbezirke der Viehhandel in Polen uiiniögllch gemacht. Afrika. Die Verhältnisse im Hinlerlande vo» Kamerun. Wie schon bekannt, hat die deutsche Ecpedition Zintgraff im Hinlerlande vo» Kamerun mit den kriegerischen Eingeborenen harte Kämpfe be stehen müsse», wobei vier Europäer und 170 Eingeborene sielen. Diese Kämpfe geben aber zu irgend welchen Befürchtungen keinen Anlaß. Einige solcher Zusammenstöße genügen, die Eingeborene» audercn Sinne- zu machen; Stanley hatte auf seinem letzte» großen Zuge mit dem mächtige» Häuptling Manjema wiederholt sehr blutige Kämpfe und wurde schließlich dvrh gut Freund mit ihm. Eine neue deutsche Expedition in das Innere von Kamerun wird baldigst auf- brechen. Die Zahl der im deutschen Kameruiigebiet wohnenden Weiße» wird zur Zeit auf etwas mehr als Hundert geschätzt, worunter sich 68 Deutsche und 23 Engländer befinde». Die Zahl der Kaufmaniissirmcn hat sich, abgesehen vo» der Bctuebsausdehnung der ältere», um drei vermehrt. Es giebt in Kamerun außer zahl reichen kleineren fünf große Plantagen, von welchen die Hamburger Firma Jantzen, Thvrmähle» L Co, der ein großer Theil des Küsten striches gehört, zwei, eine Tabak- und eine Cacao-Pflanzung, besitzt. Die zweite Hamburger Hauptfirma in Kamerun, C. Wocrmaini, be treibt dagegen hauptsächlich mit ihre» in's Innere vorgeschobene» Factvreie» den Handel mit den Eingeborenen des Hinterlandes. — Emi» Pascha dürfte nach de» Berechnungen von Colonialkreisen jetzt etwa am Tanganjika-Sce aiigekonnnen sein. Ueber seine Rückkehr znr brutschen ostafrikanischen Küste kan» der Herbst unter diesen Umstän den herankomme». — In der Nähe des Sultanspalastcs auf Zanzi- b-.r hat eine Pulver-Explosion staltgefunden, bei welcher vier Personen gctödtet und zahlreiche Anwesende entsetzlich verstümmelt wurden. Die Explosion ist wahrscheinlich durch Tragen offen brennender Lichter i» einem dunklen Gange des Pulvermagazins herbeigeführt worden. Diese Begründung der Katastrophe klingt denn aber doch etwa» sehr unwahr scheinlich. Man denkt doch unwillkürlich an eine» AttentalSvcrsuch, weil sich der Sultan de» Engländern unterwarf. Amerika. In Nordamerika ist ein großer Bergarbeiterstreik ausgebrochen. Man befürchtet, daß sich die Zahl der Streikenden auf 75000 vermehren wird. — Aus Philadelphia wird berichtet: Der Polizcicomii.andant Loar und 13 Unterbeamte tvnrdcn verhaftet unter der Anschuldigung, streikende Arbeiter bei deren Angriff auf die Werke der Frick'schen Cvkc-Gesellschaft am 2. April gelödtet zu haben. Die Entsendung des deutschen Kreuzergeschwaders nach Chile. Auf persönliche Anordnung de» Kaiser» ist daS Kreuzrrgeschwader zum Schutze unserer Interesse» nach Chile entsandt worden. Di militärische Macht, welche da» Deutsche Reich nunmehr vor den Häfen Chiles entfalten wird, ist, wenngleich sich Panzerschiffe unter dem Geschwader nicht befinde», doch eine recht ansehnliche. Das Geschwader besteht aus der Fregatte „Leipzig",' welche als Commandeurschiff sungirt, und den Kreuzer-Corveltcn „Alcxandrine" »nd „Sophie". Die „Leipzig" hat 3925 Tonnen Deplacement, 4800 Pferdekräfte, ist 1875 von Stapel gelaufen, ans Eisen mit äußerer Holzbeplank- ung gebaut und entbehrt, wie auch die beiden andere» Schiffe» de- Panzerschütze-. Sie läuft 16 Seemeilen pro Stunde, führt 464 Mann Besatzung, hat als Bewaffnung 2 Stück lange und 10 Stück kurze 17-Centimeter-Geschühe. welche Panzer von 26 Cenlimelern zu durch schlagen vermögen, 2 leichte Geschütze, 6 Mitraillensen und ist mit Torpedoansrüstung versehe». Die „Sophie" ist ein Schwestcrschiff der kürzlich heimgekehrten „Carola", hat 2100 Pferdekräfte, 269 Mann Besatzung und führt 8 Stück kurze 15-Cenlimeler-Ringgeschütze, 4 Stück 8,7.Ce»timeter-Geschütze, 4 Revolverkanonen und Torpedo- anSrüstung. Die „Alexandrine" hat 2400 Pferdekräfte, 263 Mann Besatzung, 18 Geschütze und Torpcdoeinrichlnng. Im Ganzen sind die» drei Schiffe mit 1001 Man» Besatzung und 38 Geschützen »eben Revolverkanonen und Torpcdo-Armirung. Betrachtet man unser Kreuzergeschwader in Bezug auf seinen GesechtSwerth, soweit die chilenischen Schiffe hierbei zu berücksichtigen sind, so ist ersichtlich, daß es diesen thatsächlich gewachsen ist. Die chilenischen Schiffe sind allerdings zahlreicher, aber ungenügend ausgerüstet und meist ver altet. Auch ist die Leistungssähigkeit der Mannschaft nicht sehr erheblich. Deutscher' Reichstag. 95. Sitzung vom 10. April 1891. 1i/ü Uhr. Am VnndeSrathstischc: von Bötticher, von Berlepsch. Die zweite Berathnng des Arbeiterschutzgcsetzes wird bei Z 12b (Bestimmungen über de» Contractbruch) fortgesetzt. Abg. vr. Krause (frcis.) beantragt, die Entschädignngsfvrdernng, die dem Arbeitgeber dem Vertragsbrüchigen Arbeiter gegenüber zustehen soll, von dem Nachweis eines Schadens abhängig zu mache»-. Die Gründe, welche gestern der Herr Handelsminister und die übrigen Redner für di« Bestinunlnig des 8 125 nach den Beschlüssen der Commission angeführt haben, werden größtcntheils dadurch hinfällig, daß sich der 8 125 ans die große» Betriebe gar nicht bezieht, also auch die Massen- Cvntractbrüchc bei großen Ausstäudcn gar nicht trifft. Wird der Reichstag die Forderung des Schadeiinachweises als Bedingung für die Entschädigung nicht annehmen, so wird 8 125 ein reiner Straf paragraph sein. Ucbrigcns halte ich 8 125 nicht für so wichtig, daß ich seine Existenz für unbedingt geboten halte. Jedenfalls wird er den Socialdcmokraten ei» neues Agitationsmiltel gewähren, tvcnn er nach den Commissionsbeschlüffen unverändert genehmigt wird. — Abg. Bebel (Soc.): Der Abg. von Puttkamer hat gestern indirekt zngestanden, daß eS sich hier um Ausnahmebestimmungen handelt. Daß er dafür cingetretcn ist, war bei seiner Stellung als Vertreter der früheren Ausiicihmegesctzgebniig nicht verwunderlich. Herr von Puttkamer ist nicht nur ein Freund der Ausnahmegesetze, sondern auch ein Feind der Arbeitergesetzgebnng und Arbeiterbewegung. In jedem Versuche der Arbeiter, ihre Lvhnvcrhältnisse zu besser», wittert er schon die Hydra der Revolution. Ganz falsch ist die Behauptung des Herrn Handelsministcrs, daß die Neigung znm Conlractbrnch in einer das allgemeine Wohl schädigende» Weise zngcnommen habe. Dreizehn lange Jahre hindnrch koniilen die Arbeiter »unter dein allgemeinen tvirlh- schastlichc» Druck nichts unternehmen, um ihre Lage zu verbessern. Als sich die wirthschaftliche» Verhältnisse besserten, verlangten sie eine Milderung des ans ihnen lastenden Druckes und einen Anthcil an dieser Besserung. Als ihnen der verweigert wurde, vereinigten sie sich, nm den Druck abzuschütteln. Hie Streiks, ans welchen jetzt den Arbeitern ein Ver brechen geinacht ivird, haben vielfach dazu geführt, die Unternehmer zu bereichern, wie die in großen Sprüngen steigenden Dividenden der Bergwerksactieii in den letzten Jahren beweisen. Unternehmer haben in cinzclnen Fällen sogar Streiks provocirt, um einen Vorwand zu eriicnten Preissteigerungen zu erlangen. Gegen die Contractbrüche unter den Arbeitern sollen hier Ausnahmegesetze gemacht werden; warm» machen Sie denn nicht solche Gesetze auch gegen die gemein- schädliche» Prcisringe und Preisenrtclle der Unternehmer? Es wurde gestern auch darauf hingewiese», daß die englischen Arbeiter aus dem legalen Wege blieben und sich keinen Contractbruch zu Schulden kommen ließen. Gebe» Sie dein deutsche» Arbeiter die englische Coalirioiisfreiheit, dann wird es bei »ns auch so sein. Davon will aber Niemand etwas wissen, die Herren von der Negier ung sind eben nur die Commis der herrschenden Classe». Um den Schutz der kleinen Unternehmer handelt cs sich bei diesem Emwnrfe nicht; nm ihretwillen werden solche Gesetze nicht gemacht. Man macht sie nur im Interesse der großen Herren und der Staatsgewalt. Angesichts des wirthschnstlichcn Rückganges, der sich auch in Deutsch land zu vollziehen beginnt, ivird mit einer Gesetzgebung wie dieser der Umsturz der bestehenden Ordnung nur angcbahnt. Scheinbar glaubt die Mehrheit des Reichstages, ihre Interessen zu fördern, in Wahrheit fördert sie aber die Svcialdcmvkratie. — Abg. llr. Hirsch ! frcis.): Der Abg. Singer hat gestern die freisinnige Partei für den 8 125 verantwortlich gemacht. Es ist das eine Fälschung, gegen welche ich entschieden prvtcstiren muß. Von den freisinnigen Abge ordneten hat allein der Abg. Gutstcisch für den 8 125 gestimmt, nachdem er denselben in der Commission bedeutend verbessert hat. Die Contraclbrüchigkeit in anderen Verhältnissen als den hier in Frage kommenden ist allerdings vft von bedenklicheren Folgen, als wenn eine versprochene, aber noch nicht bezahlte Arbeitsleistung nicht cingchalten wird. Dieser 8 125 wird aber keine andere Wirkung habe», als die Arbeiter zu erbittern. Ich halte eS nicht für in der Ordnung, daß eine Entschädigung gezahlt wird, ohne daß der Schaden erwiesen ist. Die Arbeiter haben kein Verständniß für juristische Feinheiten, wohl aber haben sie eine starke Empfindung für ihr gutes Recht. — Präsident von Levetzvw r»ft den Abg. Hirsch zur Ord nung, weil derselbe dem Abg. Singer Fälschung vorgcworfen hat.— Abg. ör. Hitze (Ctr.): Der Abg. Bebel ist in seinen Ausführungen denn doch gewaltig über das Ziclhinausgcschosscn. Statt sich an dieWahr- heit zu halte», hat er in hohem Maße übertriebe». Herr Bebel hat behauptet, es handle sich hier um eine neue Änsnahmegesetzgebinig gegen die Arbeiter. Mir hat dagegen kürzlich noch ein Arbeitgeber gesagt, die Ausnahmcgesetzgebung gegen die Svcialdemokratie sei aufgehoben, und nun käme eine Ausnahmegesetzgebung gegen die Arbeitgeber an die Reihe. Das find aber eben solche Redewendungen, wie die ds» Herrn Bebels W
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