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Veilage zu Nr. 130 -es „Amts- und Anzeige-lattes". Eibenstock, de» 8. Juni 1919. dem Ausbruch des Vulkans tkloot in Niederländisch- Judien ungefähr SOM Menschen umgekommen sind. — Sehn Sie. das ist ein Geschäft. Au« Stade wird berichtet: DaS ehlsame Pear Margret DreweS und Dominik Cichon zu Isensee gedachten miteinander in den heiligen Stand der Ehe zu treten. Da aber — wie alles in dieser Zeit der schweren Not — auch daS Hoch zeitmachen eine Menge Geld kostet, über daS weder Mar gret noch Dominik in erheblicher Menge verfügten, so zer brachen sich die Ltebesleute den Kopf darüber, wie sie eS anstellen müßten, um möglichst billig zu einer der Bedeu tung des TageS entsprechenden Feier zu kommen. Ange- strengtes Nachdenken brachte die beiden auf eine ebenso kluge wie neuartige Idee: sie ließen kurzerhand im Wo- cheublättchen eine Anzeige erscheinen und luden darin die guten Mitbürger zur Teilnahme an ihrem Hochzeit-feste „freundlichst" ein, mit dem Bemerken allerdings, daß sie ein — Eintrittsgeld von l,50 M. für Herren und 1 M. für Damen erheben würden, wofür aber daS Tanzen frei sei. Mit dieser Tat erwiesen sich die Hochzeiter gewiß al- gute Psychologen, die die Konjunktur auszunutzen verste hen, legten sie doch mit ihrem Inserat eine Leimrute au-, der die vom Tanzteufel besessene Jugend beiderlei Ge schlechts nur schwer widerstanden haben wird. LS soll denn auch am Hochzeitstage recht lustig hergegangen sein, und wie man sich erzählt, hat sich daS glückliche Paar zum Vrauttanz dak schöne Lied ausspielen lassen: Sch'n Sie, das ist ein Geschäft .... Zeitgemäße Betrachtungen. ' " "> Nachdruck »erb«»». Pjiugsteu 1919 Pfingsten kam wieder! Zur lieblichen Feier — schallt es in festlichen Chören enrpor. - Ragende Stämme im licht grünen Schleier — wölben die Pfu> te und zieren das Tor. — Wunder ersteh'n; aus des Laubdaches Grün — schimmert der Schneeball und Pfingstrosen blüh'n. Ueberall Festpracht! Aus Büschen und Lauben lugen die Dolden und leuch ten die Trauben. Pfingsten, das liebliche Fest, ist gekommen, — möchte es schnell alle Sorgen zerstreun. — Aber oas Herz vocht so schwer und beklommen, — daß wir des Festes uns nimmer recht freun. — Trauer umrändert sein leuchtendes Rot, — nimmer stak Deutschland so tief in der Not, - die es umzwänget mit eiserner Klammer, - unsagbar,,gxoß ist des Vaterlands Jammer. Jammer und Sorge ertötet die Freude, — pi» uns Das liebliche Pfingsten sonst beut, — da über Hänge und Halde und Hahe Flora so üppig die Blüten gestreut. Deutschland liegt krank und von Wunden geschwächt, — wahrt es sein letztes und heiliges Recht. — Allseitig naht ihnü ein drohend! Verhängnis, Deutschland ist wund und in tiefster Bedrängnis. Und jeder Schritt, den es tut zur Versöhnung, — endet noch immer auf dornigem Pfad — Ueberall! Angriffe nur und Verhöhnung - wirb in der Rheins Provinz wühlt der Verrat. — Landesverräter, er- i ärmliche Wichte - schüren und streben die Los lösung an. Und jedem ehrlichen treudeutschen Mann - machten die Pfingstfreude jäh fie zu Nichte Trüb ist die Zukunft trotz lichtvoller Tage, — dennoch heißt's, mutig entgegen ihr seh'n. — Mahnt doch der Pfingstzeit, daß niemand verzage, — Zwei fel und Bangen zergehn und zerwehn. — Deutsch land soll leben! Das sei unser Glaube, — den uns kein Feind und kein Mißgeschick raube. — Was serkraft gibt er dem wehrlosen Streiter, — bis e» sein Recht sich errungen. Ern st Heiter. Baugeschäft. /Ms kür KssodLtts-, Büro- unä krivat-Ls- «iurk io Lvdvarr- ooä Loot-Vrovlr liokort io solar guter ^usküdroog . wrack rw äso dUlixotow krvieoo : cüs Luodckruokscoi von ^mi! !-1snnsbokn Libsnstooü (Ssodssn). daß eine Nation, die der Kultur dienen will, zu an deren Dingen berufen ist, als zum Tanzen und. Springen. ' Es sind Engländer alten Gepräges gewesen, die vor 25 Jahren beklagten, daß in ihrem Vaterlands der einstige Geist der Ehrbarkeit durch das auftau- chende Spekulationsfieber verdrängt werde. T:e Goldminen in Südafrika haben nicht bloß den Golp- durst in Großbritannien geweckt, sondern die ganze englische uns schließlich auch die europäische Polit'.k in den D:enst des Geldes gestellt, das sich in Frank reich mit dem Deutschenhaß verbündete Daher rüh ren die ersten Spuren des Weltkrieges. Jetzt sind diese Triebe noch nicht zerstört, auch der Wilson- sche Völkerbund ist ihnen trotz aller schönen Worte dienstbar. Da muß der andere Geist einsetzen. Und bleibt er aus, bleibt auch für die Welt die Kriegs gefahr. Tie Ereignisse mahnen Deutschland zur Einsicht. Mag es hören, wenn es Frieden und Segen zu Hause haben will. Wm. Der rechte Geist. (Zum Pfingstfest-.) ES rumoren in unsern Tagen auch törichte, schlechte Geister. Wuchergeist, Hamstergeist, MieSmachergeist betrei ben ihr trübselig Geschäft. Ihr Gemeinsames ist ein mehr oder weniger brutaler Ich- und Diesseitsgeist. Was ist dagegen zu tun? Denn das ist doch klar, es muß etwas geschehen, damit solche Jrrlichtegeister nicht in bleibender Herrschaft sich einnisten. Wohlmeinende Paragraphen und Verordnungen gibt es in Menge, aber sie allein können es nicht schaffen. Es muß als Gegenkraft vor allem auch wieder ein gewisser Geist gepflegt werden Ein guter, rechter Geist muß es sein. Ein Geist, der wirkliche Hohztele kennt und will. Ein Geist, der nicht nur am Menschlichen, Allzumenschlichen haftet. Ein Geist, der auch seelische Werte schafft und der einen Himmelsklang in die Menschheitsmelodien bringt. Das Pfingsten der Kirche pre digt uns von einem höchsten, einem heiligen Geist. Ja, das ist immer wieder ein rechter Geist! Wie eine reini gende Kraftquelle kann er auch heute noch wirken. Wir brauchen nach wie vor einen herzensfreudigen und opferstarken Geist. Verkündigen und betätigen wir ihn unermüdlich, auf daß jene nagenden und nörgelnden Jammergeister immer mehr auseinander geblasen werden I Von Cäsar Flaischlen stammt der warmherzige Mahnruf: „Verzag, wer mag I ES kommt ein Tag, an dems gelingt, ein Tag, an dem die Hülle sinkt, ein Tag, der euch zum Glauben bringt l" Wir dürfen den mutigen Glauben nicht am Boden hinschweleu lassen, den heiligen Glau ben, daß eine wunderbar waltende Vorsehung eben die sen Glauben in vielen, vielen Herzen zum Ziele führen kann. Geist entzündet sich an Geist. Durch heiligen Pfingstgeist kam jene Glut missionierender Begeisterung, die eine große kirchliche Gemeinschaft schuf und die der gan zen Erdenwelt einen neuen Lebensodem brachte. Es ist eine immer und immer zeitgemäße Bitte: „O heilger Geist, kehr bet uns ein!" Pfingstzeit ist fröhliche, selige Zeit für das Allerinner- ste der Menschenbrust. Daran kann auch durch das Brau sen des Weltkrieges und seine Folgen nichts geändert wer den. Und der Lichtglanz von Pfingsten soll nachleuchten, weit über die zwei eigentlichen Festtage hinaus. Es soll und muß etwas bleiben von diesem guten, rechten Geiste, von dem die ehrwürdigen Zeugnisse der Bibel reden, von diesem wunderbaren Geiste, der niemals veralten kann, weil er heiliges, ewiges Gottesleben in sich trägt! 8«li. Bermischte Nachricht«. — 5000 Menschen um gekommen. Dis Haager Korrespondenzbüro meldet amtlich, daß bei in äsern rnd raffen Pfingsten. Niemnud ist da, der sich parMer täuschte, daß der ganzen Welt und auch uns Deutschen ein rech tes Pfingsten, ein neuer Geist not tut, der Geist des Mitlerds und per Nächstenliebe, der Freude am Guten und Schönen,Edes einmütigen Bestrebens nach friedvoller Arbeit und des Wunsches nach rei chem Segen für unsere Tätigkeit. Daß es anders werden muß, überall^ daß es so nicht für die Dauer weiter gehen kann, das erkennen auch die, welch« sich über die Not des Vaterlandes purch Genuß und Vergnügen hinwegzusetzen versuchen, das fühlen auch diejenigen, die offen oder versteckt pem Gesetz Hohn sprechen. Sie wollen die Frist, die ihnen gegeben erscheint, ausnützen, sie weisen den Gedan ken der Mahnung zur Einkehr und Umkehr von sich, weil viele Tausende es nicht anders machen. Sie wollen nichts Schweres tragen, sondern auf ihre Art sich über den Jammer der Zeit hinweg- setzen, aber sie fürchten im Stillen die unausbleib liche Stunde, in den das Schicksal dem Menjchen- Karneval ein Halt gebietet. Denn was nachher kömmt, ist nicht abzusehen. Tie Welt schaut uns an aus den lichten, Hellen Augen der Freude, im pfingstlichen Gewände grüßt sie uns. Aber die Seele und der Geist unserer Zeit sind vom Verwel ken und Verdorren bedroht. Es muß anders wer den, und darum wird es anders werden. Aber welchen Weg wir von heute bis zu jenem Ziel zu rück zu legen haben werden, das ist die' Frag«, an deren Lösung wir tätig mitwirken müssen, wenn wir nicht verkümmern wollen. Ter Geist von heute paßt nicht zur pfingstlichen Schönheit der Welt. Und das Volk, das zuerst sich wieder findet, wird oben stehen. Mit Recht ist gesagt worden, daß wir uns auf geben, wenn wir uns den Gewaltbedin gungen des feindlichen Fraedensvertrages unterwerfen. Wir ge ben uns aber nicht weniger auf, wenn wir Geld gier, Gesetzlosigkeit und Genuß als unsere Führer für die Zukunft anerkennen würden. Denn aus die- fen Leidenschaften werden nur zu bald Despoten, die uns nicht weniger drücken, als die Staaten per Entente es heute zu tun versuchen. Wir Deutschen sehen es gegenwärtig, wie hart es unser Volk emp findet, wenn von außen her eine Welt von Fein den auf uns losfchlägt. Diefe Erkenntnis sollte für uns die Lehre bieten, daß es nicht gerecht und nicht menschlich ist, wenn im Innern des Deutschen Rei ches sich eine Mehrheit gegen die Minderheit wen den wollte, die doch wahrlich Bethe aufeinander an gewiesen find, um aus dem Abgrund von Verdienst- wsigkeit und Unterjochung heraus zu kommen, in die wir zu sinken beginnen. Und wir sehen bis heute noch keinen Freund, der zu unserer Rettung bei springt. Sollen wir uns selbst gegenseifig den letz len und geringen Rest von Das eins freu de rauben? Ter Weltkrieg Hat nicht nur ^Millionen Men schen getötet, er hat auch das Völkerrecht gewendet. Die Menschheit ist verwildert. Aber dieser schlim pre Geist ist nicht erst seit 1914 aufgewacht, er war schon früher da, und fn ihm, in dec Sucht nach Macht und Besitz/-sinb die Ursachen pes Weltkrieges zu juchen. Auch wir Deutschen haben vor dem Kriege eft genug ine Anblick innerer Verhältnisse gerufen: „Was will das werden?"' Der Krieg schuf dann die prachtrolle Volkseintracht, die in den folgenden Blütjahren dann leider wieder verloren gegangen ist. Segen haben wir von der inneren Zwietracht, wie wir ja alle wissen, nicht gehabt. Nutzen wird uns auch das Volksleben nicht bringen, das sich nur auf Äußerlichkeiten einstellt, das vergißt, Der Glanz bleibt auch bei nassem Wetter aus Ihren Schuhen, wenn Sie Dr. Ventner's velwachslederpntz MlSri» M verwenden, denn Nigrin. ist wasserbeständig, während gewöhnliche Wasser- krem sich im Negenwasser schwarz auflöst und alles beschmutzt. Hersteller, auch de- so beliebten Parkett- u. LinoleumwachseS „Roberin": Carl Gentner, Göppingen (WürUbg.) 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