Volltext Seite (XML)
Erhöhung fett November 1913, verbunden mit der durch die Arbcitskürzung entstehenden Produktions Minderung belasten die Industrie weit über ihre Leistungsfähigkeit hinaus. Um auch hier einig: Zahlen zu nennen, sei erwähnt, daß die Ziegeleie" ein Mehr an Löhnen um 30 40 Proz. berechne«, während eine geringere Produktion von 20 - 25 Pro-. Hand in Hand damit geht. Tie entsprechende» Zif- fern in der Schuhindustrie lauten 11-15, resp. 12 Proz., bei dcr Holzindustrie 20 Proz. mit einer Wa renverr,urruug von 50 Proz Tie Differenz der Lohn? seit 1914 übersteigt in allen Branchen 100 Proz. und mehr und erreicht in der Tabakindustri: den Rekord von 270 300 Proz.!! Wenn inan nu" in Bctracht zieht, daß einige Industrien einen Export von 70 M Proz. Spitzen), sogar 90 Proz. Lam pen und Laternen) im Frieden hatte«, so werde" die schwersten Befürchtungen für unsere Exportaus fichten begründet erscheinen. Tabei sind die Erschwe rungen durch Abwehrmaßnahmen unserer Hegner gegen den deutschen Export noch nicht in Rechnung gezogen. Auch aus baldige Belebung des Inlands geschästs hat man wenig Hoffnung. Zwar h rben wir weder genügend Wohnungen, noch reiche« unser» Kleider, unsere Möbel aüs, Schuhe und Nahrungs mittel sind äußerst knapp und überdies fehlen all? Maschinen und Werkzeuge, sie herzustellen, die mei sten Chemikalien, die unsere Industrie dazu verar beitet Ein großer Mangel herrscht im Land? und selbst die Auslandsläger sind in manchen Branche^ geräumt, sodaß alle Industrien, die nicht gerade Luxusgegenstände Herstellen, mit Aufträgen eigentlich überbäuft jein müßten. Und doch fehlen die B? stellungen, ja noch mehr, die schon erteilten Auf träge werden zurückgezogen. Besonders in der Tex tilindustrie, soweit sie ihre Stoffe aus Ersatzzarn:n, ans Paprer herstellt, werten die Aufträge annulliert. Als Gründe kommen in Betracht vor allem Ukfd immer wieder, die politische Lage und die ver worrenen Zustände, sowie die Unübersichtlichkeit der sozialpolitischen Forderungen, welche keine ftchere Kalkulation erlauben. Auf Lieferungsverträge mit der Formel „freibleibend", also mit Vorbehalt der Lieferungsfrist und der Preise, lassen sich weder In land noch Ausland ein. Tem deutschen Unternehmer selbst ist alle In, tiative gelähmt durch das Gespenst der Sozial, iierung. Don einer Seite die sichere Garantie dagegen, und Taufende neue Kräfte werden ausgclöst! Bon den dagegen geäußerten Bedenke« mag hier "ur eines stehen, vielleicht das wichtigste überhaupt im Hinblick aus die nächsten Monate: Wenn ä" Stelle des Unternehmers der Staat tritt und alle Inou strien bürokr »risiert, so ist unseren Gegnern dam'.t der Zugriff auf das deutsche Volksvermögen erleich tert, denn wenn unsern Feinden das Privateigen tum vielleicht doch heiliger erscheint als den Korm munisten, Staatseigentum zu konfiszieren und zur Begleichung ron Kriegslasten heranzuziehen ist ja nicht einmal rechtswidrig. Außer dieser Sorge vor der bevorstehenden So zialisierung leidet die Industrie nach wie vor unter der Zwangsbewirtschaftung, unter der de kredierenden Gewalt der Kriegsgesellschaften. Immer wieder wird die Forderung aufgestellt, sich aus diesen Fesseln zu lösen. Ungerechte Verteilung der Rohstoffe, Be- oorzugung der großen Betriebe vor den kleineren, mangelnde Berücksichtigung der Wünsche der stillg? legten Unternehmungen, die gern wieder i" Schwung kommen möchten, und eine unangemessene Festset zung der Preise werden ihnen auch heute noch zum Vorwurf gemacht. Tie Lage der Industrie ist trauriger als jemals zuvor und treibt einer Kata ltrophc zu, wenn nicht alle Vernünftiges «hre ganzen Kräfte dagegen stemmen. Was soll ans der sächsischen, der deutschen Industrie »verden, wenn sie nicht exportieren kann, wenn bas Ausland ihre teueren Produkte verschmäht und drr deutsche Valuta nicht steigt? (1 Holl. Fl. ist 3.35 M!) Menn sogar das Inland mit fremden, billigeren Produkten überschwemmt wird, die wir vielleicht nicht -ezahlen können, sonder« borgen müssen und dabn der heimischen Industrie die Hoffnung auf spätere Besserung des Geschäftes entziehen? H. Tagesgeschichte. Deutschland. Gegen die Kriegsgesellschaften er läßt die „Allg. Produkten-Ztg." einen geharnischten Artikel, in dem es u. a heißt: Tie Geduld des deutschen Volkes wird auf eine harte Probe gestellt, denn noch immer sind die Kriegsgesellschaften nichr von der Bildfläche verschwunden. Tie Militarisie rung des oeulschen Wirtschaftslebens gehört mit zu den traurigsten Kapiteln der deutschen Geschichte, kenn sie hat den Zusammenbruch des deutschen Wirtschaftslebens und der Großmacht Deutschlands aus dem Gewissen. Man kennt die berühmte Ant wort der Wirtschaftsimperatoren, die nicht gern ihre Pfründe ausgeben möchten und aller derer, die ihnen nachbeten: „Ohne das System der KriegsgcseUschaf- ten mit ferner Rationierung hätten wir nicht vier Jahre bis zu Lem Punkte, wo wir stehen, aus hat tcn können!" Bis zu diesem Punkte, d. h. also, bis zum völligen Zusammenbruch. Die KricgsgrsZl jchaften haben den Nährboden geschaffen, aus dem Schleichhandel und Kriegswucher überhaupt erst ihre Existenzbedingungen gefunden haben und sich Zur jetzigen Blüte entfalten konnten und haben, im? 0er letzte Re.chstagspräsident Fehrenbach mit bezug auf Lebensmittel treffend anführte, den Moralbegrifs des deutschen Volkes schwer geschädigt. Deutschlands Handel und Industrie, wach auf, sorge, daß der Strick, der dir um den Hals gelegt wurde, durch schnellste Beseitigung der KriegsgesellschastxN -er schnitten wird, denn man zerrt dich daran noch tie fer in den Abgrund. — Gegen die Loslösung des linken Rheinufers. Die Handelskammern Aachen, Bonn, ' Koblenz, Düsseldorf, Eupen, Köln, Gladbach, Neuß» Solingen, Stolberg haben folgende Entschließung an genommen: Dem feierlichen Einspruch der Abgeord neten sämtlicher politischen Parteien und der Ober bürgermeister im besetzten preußischen Gebiet gez:n jede Loslösung des linken Rheinufers oder einzelner seiner Telle vom Deutschen Reich schließen sich die vbengcnannten Handelskammern mit E"tfchi?denh?it an. Als die gesetzlich berufenen Vertretungen von Hantel, Gewerbe und Industrie erheben di? Handels kammern den entschiedenen Anspruch, bei Beratungs" darüber, welche deutsche Freistaaten verfassungsmä ßig zu bilden sind, bezüglich der Regelung aller wirt- schastlichen Fragen, zu denen auch die Abgrenzung der deutschen Freistaaten gehört, entsprechend der Be deutung tcs Wirtschaftslebens gehört zu werden. — Proklamierung des Bür g er st re» ks in Düsseldorf.' Nachdem der Vollzugsausschuß des kommunistischen Arbeiterrates auf oie Forderung dcr vereinigten Beamten- und Berufsorganisation, Tüfseldorss bis jetzt keine Antwort erteilt hat, sind Mittwoch mittag 12 Uhr die Anaebörigen der vereinigten Beamten und Berufsorganisation m de« Ge"errl- streik eingetreten. Der gesamte Verkehr, Eisenbahn Post, Telegraph, Telephon, ruht. Ebenso sind dir Geschäfte und Wirtschaften geschlossen, wie auch alte großen Betriebe in Düsseldorf geschlossen werden müs sen, well die Beamten überall ihre Tätigkeit einstellen Dre Opfer der Bremer Kämpfe. Bisher wurden in verschiedenen Krankenhäusern 30 Tote und 100 Verwundete eingeKesert. Das Kampf- feld wird nach weiteren Opfern abgesucht. Dis Ge jamtzahl wird sich sicher noch bedeutend erhöhen. — Dte Kämpfe mit den Polen. Di? der „Telegraphen-Unian" mitgetetlt wird, wurden dre Truppen, dte den Vorstoß auf Mittwalde und Schubin unternommen halten, in de« Nächte" vom 3. zum 4. und vom 4. zum 5. Februar zurückgezogen. Wie weiter gemeldet wird, ist Schubin den Polen über lassen worden, während Mittwalde von den deutsch?« Truppen gehalten wird. Krnukreich. - Rückgabe deutscher Kolonien bei Stellung unter internationaler Kontrolle. Aus Parrs wird gemeldet, daß Bestrebungen im Gange sind, die daraus abzielen, die deutschen Kolo nien zum Teil an Deutschland zurückzugeben, wen" diese unter internationaler Kontrolle gestellt werde«. Japan erhebt schärfsten Einspruch gegen Lie Absicht der Attilkiten, die Südseekolonien an Australien fal len zu lassen. - Dre Frage der Gebietsentschädi gungen an Italien. Wie aus Paris ge meldet wird, beabsichtigen England und Frankreich Italien für dre ihm entganatnen afrikanische" G'- bietsausdchnungen durch Einverleibung türkischen. Gebietes zu entschädigen. Nach italienischen Mel dungen finket jedoch Liefer Vorschlag der Entente in Italien eine ungünstige Aufnahme, da das Itr- llen angebotenc Kleinasiatische Binnenland aus rekn türkischer Bevölkerung besteht. Die Italiener for dern Küstenstriche des Mittelmeeres und des Schwar zen Meeres. Griechenlands Ansprüche Venizelos beendete Dienstag vormittag seinen Bortrag über die Ansprüche Griechenlands. Griechenland m- ehe auf Grund seiner Geschichte seine Ansprüche auf Konstan tinopel geltend, wo die Hellenen das Uebergewicht hatien. Er würde angesichts der auf dem Spiele stehenden großen Interessen nachgebe«, falls Konstan tinopel nicht den Griechen, sondern dem Völkerbunde übergeben würde. Hinsichtlich Kleinasiens, wo 1700000 Griechen leben, die allerlei Verfolgungen zu erdulden gehabt hätten, weise die Athener Re gierung darauf hin, daß diese Gebiete ihr im Jahr? 1915 von der Entente angeboten worden seien. Die Athener Regierung hoffe, daß die Entente in An sehung der Opfer Griechenlands ihre damaligen An erbietungen aufrcchterhalten werde Schweiz. - Die internationale Sozialisten konferenz. Die von der internationale" Sozia- l'.stenkonferenz in Bern eingesetzte Kommission hat eine Resolution angenommen, welche vor allein die Vereinigung der Völker zu einer innigen Gemeinschaft, das heiU zur Gesellschaft der Nationen verlangt. Di» Gesellschaft soll von den Volksvertretungen der ver schiedenen Länder gebildet werden. Sie muß aus gehen von eincm Rechtsfrieden, der keinen neue" internationalen Konfliktstoff hat. Die auf dem Grundsatz dcr Selbstbestimmung aufgebauten Starten müssen in die Gesellschaft der Nationen aufgenomi- men werden. Die Ausgabe der Gesellschaft ist es, neue Kriege und Kriegsrüstungen zu verhindern, durch Vermittelung und Schiedsspruch alle Streitig keiten zwikchcu den Völkern zu verhüten oder bei zulegen und gleichzeitig Grenzvercinigungen u"ter Befragen der Bevölkerung vorzunehmen, wenn solche noiwcndig werden. Die Gesellschaft der Nationen hat alle stehenden Heere aufzuheben und schließlich die völlige Abrüstung herbeizuführen. Sie muß üb.r die Mittel wirtschaftliche« Druckes verfügen, um LH» Durchsühruno ihrer Entscheidungen erzwinge« M können. Die Gesellschaft soll internationale Verkehrs wege und Verkehrsmittel in ihre Verwaltung über nehmen Sie muß Befugnisse bekommen, welch- jh» gestatten, die Erzeugung und Verteilung -er Lebens mittel nnd Rohmaterialien der Weltmärkte und ihre Provullion in höchstem Grade zu entwickeln. Zu den gemeinschaftlichen Funktionen der Gesellschaft v« Nationen gehört auch die Herstellung, Weiterentwicke lung und Durchführung eines internationalen Ar b eilen kchtS. Örtliche Md SLchflsche Nachrichten. — Eibenstock, 7. Februar. Die Verlustliste Nr. 578 der Sächs. Armee enthält auS unserem Amts gerichts bezirk folgende Namen: Au» Eibenstock: Erich Kretzschmar, Offizier-Stellvertreter, «ar in Gefangen schaft, jetzt Wolfheez« in Holland; au» Schönheide: Alfred Löscher, Gefreiter, schwer verwundet und ver mißt ; aus HundLhübel: Max Kropp, schwer ver wundet. — Eibenstock, 7. Februar. Nächste Woche wer den die Jletschmarken. für die neue BezugSzeit auSge- geben. Infolgedessen macht sich die Einforderung der Fletschmarkentaschen erforderlich. Mit Rücksicht darauf, daß dte Taschen für den morgigen Fletsch- verkauf nochmals gebraucht werden, sind dte Taschen erst morgen nachmittag in der LebrnSmittelabteilung abzugeben. — Dresden, 5. Februar In einer polizeilich ge öffneten Wohnung de« Grundstücks Annenstraße wurde DtenStag abend eine 65 jährige Reisende, Frau Susanne Meyer, nur mit Hemd brkletdct, am Stubenfenster tat aufgefunden. Eine bei ihr zu Besuch weilende und noch unbekannte, etwa 33 jährige Frauensperson lag im Schlafzimmer besinnungslos im Vett. In der Küche war der Gaskocher und im Wohnzimmer dte GaSlampe ge öffnet. Vermutlich hat die betagte Wohnungsinhaberin daS Fenster öffnen wollen, um sich vor dem Tode zu retten, ist aber bet diesem Versuch zusammengebrochen und der Vergiftung erlegen. Die Unbekannte, die absichtlich oder fahrlässig dte Gaihähne geöffnet haben dürfte, kam zufolge der Wiederbelebungsversuche wieder zu sich und wurde nach der Heil- und Pflegeanstalt gebracht. — Dresden, 5. Februar. Die sächsischm Ge sandtschaften in Wien und München sollen, wie auS RegierungSkretsen verlautet, demnächst auch wieder ausge nommen werden. Sie sollen jedoch nicht, wie früher, wieder dauernd besetzt, sondern e» sollen Rcgterungsver- treter bestimmt werden, die von Fall zu Fall als Son dergesandte die nötigen Verhandlungen führen sollen. — Leipzig, 4. Februar. Eine vom Leipziger Bertehrsvereur emberusene stark besuchte Versamrw- lung der Handels- und Gewerbekammer, des Meß amtes und dcr Universität nahm eins Entschließung! an die Nancnalverjammlung an, daß eine Verein heitlichung des deutschen Verkehrswe sens, vor allem des Eisenbahnwesens zum Wieder ausbau des deutschen Wirtschaftslebens, unbedingt notwendig sei, um sowohl den Bestrebungen de» Auslandes zur Ausschließung Deutschlarws vom Wirt- sckastsverketzr entgegenzutreten, als auch durch Er zielung von Ersparnissen in Betriebs- und Verwal tungsausgaben die demnächst in Kraft tretenden er höhten Cifenbahnfahrpreise wieder abbauen zu köu- ncn. Sie erwartet von der Nationalversammlung, daß hierfür schleunigst Maßnahmen in die Wege ge leitet werden — Aue, 5. Februar. Beim Rodeln tödlich verunglückt ist gestern abend die 21jährige Frieda Seidel aus Auerhammer. Sie kippte mit dem Schlitten um. Der Tod ist infolge Herzschlags, vielleicht durch Innere Zerreißungen, eingetreten. — Waldenburg, 4. Februar. Großfeuer zerstörte heute früh das Gasthaus „Schönburger Hof" vollständig. — Adorf t. S., 4. Februar. Eine hiesige Ehe frau, die von Schwermut befallen war, hat auf verschie dene Weise versucht, sich das Leben zu nehmen. Zuerst wollte sie sich erhängen, wurde aber daran gehindert; in der folgenden Nacht wollte sie sich auf dte gleiche Weise daS Leben nehmen, jedoch auch ohne Erfolg. Dann suchte sie den Tod in zwei Teichen, diese waren aber zu gefroren. Schließlich kroch dte Bedauernswerte in eine Schleuse, wo sie endlich den Tod durch Erfrieren fand. — Reichenbach, 4. Februar. Anfang Januar erhielt eine hier wohnende Familie ein Telegramm auS Konstanz, angeblich von ihrem in Gefangen schaft befindlichen ausgetauschten Sohne, wo rin dieser seine Freilassung mitteilte und um telegraphisch« Zuweisung von Geld bat. Die Angehörigen übersandten 200 Mark und auf ein zweites telegraphisches Ersuchen noch Kleidungsstücke und Wäsche im Werte von 600 M. Auf «ine Anfrage in dem betreffenden Hotel in Konstanz wurde den Ungehörigen aber zur Gewißheit, daß sie einem Schwindler in dte Hände gefallen waren, der sich dort in Uniform als Leutnant Reinhardt aufgehallen hatte und ohne Bezahlung der Zechschuld verschwunden war. Den Angehörigen gelang e» nur, dte Sendung Kleidungsstück« und Wäsche zu retten. Der Schwindler wurde in der Person deS Schlossers HanS Erich Hoffmann von hier er- mittelt; er konnte noch nicht ermittelt werden. Er ist ein fahnenflüchtiger Soldat und mehrfach vorbestrafter Mensch. — Kirchberg, 4. Febr. Die Stadtverordneten(10 Sozialisten und 5 Bürgerliche) wählten Lagerhalter Gün ther zum ersten und Oberlehrer Bretschneider zum zweiten Vorsitzenden, al» unbesoldete Stadträte Geschäftsführer Reichelt und Textilarbeiter Otto. — Mit einem rufst- schen Kriegsgefangenen, der im nahen Bur kersdorf bet einem Gutsbesitzer in Arbeit stand, ist die 15jährige Tochter eine» hiesigen Fabrikarbeiter»