Volltext Seite (XML)
Das vorläufige Volkskammer- Wahlergebnis. Bei der gestrigen Wahl zur Volkskammer der Re- publik Sachsen wurde in unserer Stadt sowie in den Orten unseres AmtSgerichtSbezirkS folgendes Ergebnis erzielt: Liste: Eibenstock Stimmbezirk Langer GUnther Roihe Bühring Beutler 1. 440 126 — — 29 2. 394 266 — 36 3. 205 381 2 — 84 4 488 137 — — 20 5. 320 250 1 — 71 «. 297 229 1 — 47 zusammen 2l44 1389' 4 — 287 Schönheide 236 l 782 —- 3 126 Schönheiderhammer 357 98 — — 83 Neuhetde 135 25 — — — LarlSfeld 483 125 — 3 37 Wildenthal 13« 37 —- —- 14 Sosa 630 86 — —— 162 Blauenthal u. WolfSarün 101 32 — — 32 NeidhardtSthal mit Mulden Hammer 38 7 —- —— 25 Hundshübel 393 301 — 1 78 Obnstützengrüu 375 198 — 9 86 Unterstützengrlln 308 39 — — 44 Bemerkenswert ist, daß die Wahlbeteiligung durchweg schwächer als bei der Nationalwahl gewesen ist. Insbe sondere weisen die sozialdemokratischen Stimmen fast über all einen nicht unerheblichen Rückgang auf. Aus dem Leipziger Wahlkreis liegen die Ergebnisse aus sämtlichen 234 Wahlbezirken vor. Die Stimmen verteilen sich wie folgt: Unabhängige So zialdemokraten 189 226, Mehrheits-Sozialisten 77 853, Deutsche demokratische Partei 142 945, Deutsch-nationale BolkSpartei 52 207, Christlich demokratische Volkspartei' 2370. Gewählt sind demnach 10 Unabh. Sozialisten, 7 Deutsch-Demokraten, 4 MehrheitSsozialtstcn u. 3 Deutsch- National«. Das Ergebnis im Dresdner Wahlkreise war bis Mitternacht folgendes: Deutsch-national: Volkspariei 70 452, Deutsche Voltspartei «'»0876, Lyii'sllrch-demolratische Volkspartei 13 896, Deutsche demokratische Partei 120046, Mehrheitssozialisten 268392, Unabh. Sozialisten 24141 Stimmen. Das bis heute vormittag vorliegende noch un vollständige Ergebnis des Chemnitzer Wahl kreises ergibt folgendes Bild: Abgegeben wurden 48! 811 giltige Stimmen. Davon entfallen aus die Mchrheitssozialisten 237 546, Deutsche demokratische Partei 118450, Teutsch-nationale Bolkspartei 71312, Unabh. Sozialisten 52394, Christlich-demokratische Bolkspartei 2109 Stimmen. In der Stadt Chemnitz ist das Ergebnis tolgendrs: Mehrheitssozialisten 63504, Deutsche de mokratische Partei 18570, Teutsch-nationale Volks- Partei 25 475, Unabh. Sozialisten 7473 und Christ lich-demokratische Volkspartei 728 Stimmen Soweit bisher Nackrrckten vorliegen, ist die Wahlhandlung überall ungestört verlaufen. Nur in Oschatz ist es zu Zwischenfällen gekom men. Nachmittags gegen 4 Uhr erschienen vor den einzelnen Wahllokalen Abteilungen des dortigen Ulanen-Regunents, dränge« i» die Wahllokale ein und nahmen die Wahlurne« und Wahlakten fort. Als Grund für dieses Vorgehen gaben hie Soldaten an, dah etwa 200 Ulanen sich nicht in den Wahlliste" be finden. Um 9 Uhr abends wurde dann auch das Oschatzer Tageblatt besetzt. Line KegitMWeMrmg zur KcMchM. Tie sächsische Regierung erläßt eine Erklärung über dre wendischen Losreißungsbestrebungen, in her es u. a. heißt: Was die Erklärung des wendischen Nationalrus- schusjes im einzelnen als wirtschaftliches Programm dringt, steht mit der Wenvensraae selbst zum Teil in schr losem Zusammenhang. Tie Beschwerden der bäuerlichen Bevölkerung über den Großgrundbesitz, Jagd und Fischereirecht, und die Verhältnisse, die zur Ab« Wanderung in die Industriegebiete führen, werd,« bekanntlich auch von der deutschsprechenden Bevölke rung des Landes vielfach erhoben und haben r.rit der Nationalität nichts zu tun. Was hierin bei der kommenden Neuordnung zu geschehen hat, geht Deutsche und Wenden gemeinsam an, wird nach de" Bedürfnissen der Allgemeinheit entschieden werde« Darüber hinaus erweckt aber die Erklärung un ter ausdrücklichem Hinweis auf eine Sonderbchanv- lang der wendischen Volksgenossen durch unsere Fein de Hossnungcn, die, gerade weil die Ausführungen! hierüber unklar sind, verwirren müssen. Die Wen den sind jederzeit gute Bürger unseres Staates ge wesen und haben, von ihren deutschredende» Mit bürgern geschätzt und geachtet, mit uns gemeinsam Gutes und Böses getragen. Sie haben in treuer Pslichtersüll »ng wie alle anderen Söhne oes Lan des für die Heimat gekämpft und geblutet. Sie wrrden nicht vergefsen, was sie dem langen friedliche« Zusammenleben verdanken und können sich versichert halten, daß chre Sorgen volles Verständnis finde« Daß heute, in der Zeit allgemeiner Erregung und» unter dem schweren Druck der Not die Wünsche des einzelnen und ganzer Gruppen oft sonderbare Rich tungen einschlagen, ist durchaus begreiflich und eine Erscheinung, die sich nicht nur in der Lausitz zeigt. Es muß aber gegenüber der Form, in der Wünsche der Wenden in der Erklärung des Nationalausschusscs rorgebracht werden, betont werden, haß dre ganze Kruge ein« innere Angelegenheit des Reiches und deS sächsischen Staates blei ben wird. Es darf nicht übersehen werden, daß mit den Wenden zusammen und M bedeutender lleber- zuhl eine rein deutsche Bevölkerung wohnt, der d^S gleiche Selbstbestimmungsrecht nicht streitig gemacht werden darf. Eine räumlich erkennbare feste Tren- mmgslime gibt es nicht. Die gegenseitige Durchdrin gung bcider Teile der Bevölkerung hat bisher der« friedlichen Zusammenwohnen keinen Abbruch geta» und wird d>es auch künftig nicht tun,, wenn die Er regung der Uebcrgangszeit sich legt und die Wen den sich davon überzeugen, daß ihre Wünsche bei der Regierung verständnisvolle Aufnahme finden Wenn auch in Abrede gestellt werden muß, d"» die Wen den bisher in Sachsen „unterdrückt" worden sind, io ist sich die jetzige Regierung doch bewußt, paß im Sinne der wendischen Bestrebungen manches zu ändern und zu bessern bleibt. Sie ist weit davon f enticrnt, die Angelegenheit leichthin abzurun f und schenkt ihr vollste Ausmcrksamkeit. Sie hasst bei ' den weiteren Besprechungen den Wgg zu finde», auf welchem dem wendischen Volkstum die bprechtrzt-e Wahrung seiner Eigenart gesichert wird, und hat zu dem tüchtigen kleinen Stamm, der so nmnnhaft für seine Mutiersprache und seine Kulturträger emtritt, das Vertrauen, dah er sich nicht in politische Aben- i teuer hinclnreißen läßt, die für ihn verhängnisvoll Tagesgefchichte. Deutschland. — Tie Weltvorräte an Brotgetreide. Daß für eine vollkommen ausreichende Versorgung Deutschlands mit Brotgetreide während des laufen den Wirtschaftsjahres reichliche Getreidemengen vor handen sind, wird durch übereinstimmende Bericht: aus allen Getreideexportländern bestätigt. Bor al lem ist in Südamerika ein großer Ausfuhrüberschuß verfügbar. Man rechnet damit, daß dort zu den vorhandenen Restbeständen der alten Ernte ei" Aus- f fuhrübcrschuß aus der neuen Ernte von 17 Mil- ! lioucn Quälers noch hinzukömmen wird. Dre Äe- famtfumme der Ausfuhrüberschüsse aller Länver dürfte sich auf mehr als 100 Millionen Quaters be laufen. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß bereits in etioa fünf Monaten die neue Ernte « J»die« den Südstaaten der Union und Südeuropa begrünt. Ueber die außerordentlich großen Mengen von Wei zen in den australischen Häfen wurde kürzlich in der Jahresversammlung der Handelskammer in Perth berichtet. Danach lagern in den Häsen Australiens etwa 7 Millionen Tonnen Weizen, Mehl, Wolle usw. Etna 1500 Tcansportfchiffe würden erforderlich sein sür den Abtransport dieser Warenmengen, und wen» i ans Len fünf Haupthäfen Australiens wöchentlich ein ! Schiss cusführe, so würden fast sechs Jahre verge- t hen, vis dre jetzt angesammelten Warenmengen zur , Ausfuhr gelangten. Tie australischen L mdwirte i fordern dringend den Abtransport der Uebecschüsse aus den letzten Ernten. Die britische Negierung hat zwar den größten Teil derselben bereits angekauft und bezahlt, aber wenn die Waren nicht bald zur Ausfuhr gelangen, ist eine lohnende Verwertung der > neuen Ernte nicht zu erwarten. Brotgetreide ist ! also in der Welt in reichen Mengen vorhanden. Ta z Deutschland seine gesamten Schisse für Lebensmittel- ! transporte herausgeben muß, ist es wohl selbstvcr- i stündlich daß auch sein Bedarf an Getreidr so schnell f als möglich bejriedigt wird. Beschaffung vyn S i edelungslanv. j Die Reichsregierung uno der Staatssekretär des 1 NeiclMrbcitsamtes erlassen eine Verordnung »ur i Beschaffung von landwirtschaftlichem Sie- fdelungsland, aus welcher folgendes herovr- f gehoben sei. Tie Bundesstaaten sind verpflichtet, zur j Schaffung neuer Ansiedelungen gemeinnützige Sied- - lungsunternchmungen zu begründe«, soweit solche I nicht Vorhände,' sind. Ter Geschästsbezirk der Un- ! tcrnehmungen (Ansiedelungsbezirk) wird durch dir ! Landeszentralbehörde bestimmt. Tie Staatsdomä- ! neu sind ber Ablauf des Pachtvertrages den gemrin- ! nützigcn Swdlungsuntcrnehmunge« zu höchstens dem f Ertragswert zum Kauf anzubieten. Das gem:in- , nützige Siedelungsunternehmen ist berechtigt, unbe- i wirtschaftete oder im Wege der dauernden Breun kultur oder zur Torfnutzung verwendetes Moorland oder anderes Oedland sür Ansiedelungszwecke cm Enteignungswege in Anspruch zu nehme«. Es hat ein Vorkaufsrecht auf die in seinem Bezirk ge legenen landwirtschaftlichen Grundstücke rm Umfange von 20 Hektar auswärts oder 'Teile von solchen Grundstücken, desgleichen ein Wiederkaufsrecht für die von ihm begründeten Ansiedlerstellen, wen« der Ansiedler sie ganz oder teilweise veräußert oder aufgibt oder wenn er sie nicht dauernd bewohnt oder bewirtschaftet. Landgemeinden oder Gutsbezirke können durch Anordnung der von der üa»deszen- iralbehördc zu bezeichnenden Stelle verpflichtet wer den, denjenigen Arbeitern, welche im landwirtschaft lichen Betriebe ihres Bezirkes ständig beschäftigt sind, auf ihren Wunsch Gelegenheit zur Pacht oder son stigen Nutzung von Land sür den N^arf d's> i Haushaltes zu geben- Ist das nötige Pacht^ und 'Nutzland auf andere Weise nicht zu beschaffen, so kann I die Lundgkmeinoe es im Wege per Zwangspachtung oder Enteignung in Anspruch nehme« — Die verhängnisvolle Wirkung der Streiks. Den Einfluß der wilden Streiks im obec- fchlejischen Kohlenrevier auf die Förderung mögen folgende Zahlen verdeutlichen: In der Woche vom 20. bis 26. Januar streikten täglich 30 bis 10 Gru ben, anfangs dieser Woche noch 29. Die Zahl mag gegerrwartig vielleicht etwas zurückgegangen sem Von einer Beendigung der Streiks ist aber «och keine Rede. Die Förderungszifsern waren vom 18. bis 17. Januar täglich 82000 Tönnes gegen ein» normale Betriebssörderung von 140000 Donne» An« 18. Januar ist die Förderung bereits auf 58000 Ton nen gesunken. Am 20. Januar — das ist der DLL wo allgemein durch die Presse berichtet wurde, daß in Oberschlesien der Streik so gut wie erloschen se» — betrug die Förderungszifser nur noch 32000 Don nen, am 21. Januar 36000 Tonne«, am 22. Januar 40 000 Tonnen und am 23. Januar 43000 To«»en. Neuere Zahlen liegen noch nicht vor, jedoch ist an- zunehmen, daß die Turchschnittsförderung Mische« dem 13. und 17. Januar, jene 82000 Donna» räg- lich, noch längst nicht erreicht sind, von der nor malen Förderungszifser der Kriegsperiode von 140000 Tonnen ganz zu schweigen- Es kan" deshalb nicht eindringlich genug darauf hingewiesen werde», daß durch die wilden Streiks der Bergarbeiter der Ruin des deutschen Wirtschaftslebens und damit auch die Katastrophe sür die gesamte deutsche Arbeiter schaft herbeigesührt werden wird. BeschwichtigunzS- nachrichtcn, wie sie leider vielfach durch die Presse verbreitet werden, sind völlig unangebracht. — Luftpostverkehr Berlin —Weim rr Wie d,'e „Telegraphen-Union" erfährt, wird wäh rend der Tagung der Nationalversammlung er« Luftpostverkehr zwischen Berlin und Weimar einge richtet werden. Der Luftverkehr wird täglich'zwer- mal, morgens und abends, stattfinden. — Scharfe Kritik über die jetzige Re gierung. Der bisherige sozialdemokratisch- Reichs- tagsabgcordnete Tr. Paul Lensch übt im „Tag" eine scharfe Kritik an der bisherigen Tätigkeit der sozialdemokratischen Regierung. Er bezichtigt sie der völligen Unfähigkeit, Mangel der Entschlußkraft ge gen links und rechts, im Inner« u»d verhängnis volle Unterlassungssünden in der auswärtigen Po litik wirst er der Regierung Ebert-Scheidemann vor. Ihre Tätigkeit habe bisher darin bestanden, die Be sehle der Entente entgegenzunehmen u"d sie s» schnell und so genau wie möglich zu erfüllen. Dev Erfolg dieser Taktik fei die Tatsache, daß wir dem Frieden heute noch genau so fern stünden ww am 9. November. — Deutscher Entwurf sür einen inter nationalen Arbeiterschutz. Ein deutscher Entwurf für einen internationalen Arbeiterschutz ist von der Reichsregierüng vollständig fertiggrstellt, er liegt jetzt den Regierungen der Freistaaten vor und wird in kurzem veröffentlicht werden. — Das rote Cadinen. Die Mehrheit de» Wähler des kaiserlichen Privatgutes Cadinen hat - sozialdemokratisch gewählt. Bon 150 Stimmen wur den 52 sür die Unabhängigen und 59 sür die M:hr- heitsfozialisten abgegeben. — Die Unterhaltungskosten für die Ententetruppen in W est d e ut j ch l a»d. Nach Artikel 9 des Waffenstillstandsvertragss hat dir deutsche Regierung die Kosten für den Unterhall der Bejatzungstruppen des rheinischen Gebietes zu tragen. Die zur Regelung dieser Frage eingesetzt« Unterkommission hat vor kurzem ihre Sitzungen be gonnen. Zur Erklärung des Begriffes Unterhal tungskosten stellte der Vorsitzende der interalliier ten Delegation dieser Unterkommission fügendes test: Tie Alliierten verstehen unter Unterhaltungskoste», die von Deutschland zu tragen sind, alle Ausgabe«, welche den alluerten Regierungen durch das tägliche Leben der Bejatzungstruppen entstehe^ sowie alle Ausgaben, welche ihnen durch dse Notwendigkeit ent stehen, diese Truppen ständig auf. der festgesetzte« Kopsstärke und in einem Zustand zu erhalte«, der sie in die Lage setzt, jederzeit einem Angriff zu widerstehen und sofort die Feindseligkeiten wieder aufzunphmen. Hiergus ergibt sich, daß die En tente ihren oanren Militärstaat unter dem Deckmantel der Unterhaltungskosten Deutschland aufhalf cn will. Oesterreich. — Teutsch-Oesterreichs Anschluß an Deutschland. In seiner Kabinettssitzung am Don nerstag hatte der Staatsrat sür Deutsch-Oesterreich den Gcsetzantrag an die österreichische Nationalver sammlung, der Deutsch-Oesterreich als Glied deS deutschen Reiches erklärt, einstimmig angenommen'. Frankreich. — Die Alliierten zu einem früheren Frieden sfchluß geneigt? Nach Meldungen aus Paris erklärte Pichon am Donnerstag im Kam- merausjchuß, die sich in Deutschland immer mehr herausbildende Bolschewistengesahr werde von de» Alliierten nicht geleugnet. Aus diesem Grunde sei es möglich, daß die Alliierten einem früheren Be ginn der Fricdensverhandlungeu ihre Zustimmung erteilen würden. — England und Amerika gegew de« Raub des Rheinlandes. Hinter den Ku lissen der Pariser Entente-Konferenz geht ma»ch:S vor jrch. So verlautet, daß England und Amerika der Besetzung des linken Rhetnufers durch Frank reich ablehnend gegenüberstehen, soweit es sich nicht um Elsaß^Lothringen handelt. Beide Stalle» erkennen an, daß das linke Rheinuser ganz deutsch ist, und daß es gegen die einfachste Anwendung der Fricdensprmzipien, die unter allgemeiner Zustüns- mung angenommen wurden, verstoße" müßte, wen^ djese Gebiete einfach wie im Mittelalter durch einig« Diplomaten verschachert würden. Auch dre italie nischen Ansprüche auf Dalmatien und DeutschSüö- tirol scheinrn kräftigen Widerspruch bei Wilson u«d