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Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189103224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910322
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-22
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 22.03.1891
- Autor
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Bild). - Jm l" Hebräisch (um L asanstalt (mit» i-bte (mit Bild). t Bild). er ha« 1» Sette» ! Wl,i!N»i.N.-ll.zetij. Wirten Wochentag «beud (mit Datum !' L? 'folgende» Tage») zur Versendung e!>°e..Si>chlischeL.'UdrS.A»zctgeV' <nit «Sglt-H einem Ertra-Belblatt: "" "i. «leine Botiiliaft L. Sächstsllicr LrMler g. Sttltisisltic Gcrichtszrttuug , ». Sächsisches Allerlei '' - alliislrirtcS Unter«,altnugSblatt 6. SonntaaSblatt ' 7. Lustiges Bilderbuch dnlet bei de» Ausgabestelle» monatlich 70 M, bei de» Post-Anstalten 75 Psg. (jß«st.L«t>»'gs.PreiSl.sar «891: Nr. 541S) .(S' MM Sächsischen Laniles-Aiyeiger (Chemnitzer General-Aiykiger). b-ttttt ßtl LZ. «litt Ml. von den HanptbliMern de» „Sächsischen LandeS-Nnzeigers" erscheint (dkl uc dessen tägliche Erlra-Beiblätter) eine billiger« Sonder-AuSgabe unter dem Titelt Chemnitzer General-Anzeiger. für monatlich nur 40 Psg. mit Anträgen; außerhalb Chemnitz nionatl. bo Pf. m.Ztr. Der „Chemnitzer Generalanzeiger" ist in der Post-ZeitungS-Preisliste für 1891 unter Nr. 1813 eingetragen. Für Abonnenten erscheint einmallm Jahr- Jllustki'rte-IahreSbuch»er8ander.«nzeig«r Der Herzog und der Bauer. Nachdruck verboten. ! Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig war ein tüchtiger Feldherr, der im siebenjährigen und nachmals im französischen Kriege tapfer dreinschlng; er war aber auch im Frieden ein treuer Landes vater, arbeitete unablässig, förderte da» Glück seiner Untcrthanen aus allen Kräften und achtete keinen Bauersmann zu gering, freundlich ftr ihn zu sorgen. Einst, als er wie gewöhnlich in einem schlichten llaue» Oberrock nnd ohne Gefolge außerhalb Braunschweigs spazieren ging, schloß er sich an einen Bauer, der einen Korb trug, an. Nach der. er sich nach seinem Name» und Wohnorte erkundigt hatte, fragte er ihn, wohin er wolle, und erhielt zur Antwort: „Na Bronswik." - „WaS wollt Ihr da machen?" — „I, ek will dat verköpen, wat ck in'n Korbe hcbbe, dat ek den Kerl dat Maul stoppe!" — „Wem denn?" — „Usen AmmannI" — „Was will der denn von Euch?" N»n erzählte der Bauer, baß es ihm übel gehe; er habe seine Pferde und sein Vieh durch eine Seuche verloren, sei von Hagelschlag und Mm» Unglück betroffen und dadurch in so traurige Umstände ge kommen, daß er seit sechs Jahren seine Abgaben nicht habe zahlen kSnmn. Eine einzige Kuh sei ihm noch übrig geblieben; das sei aber «ine so treffliche Kuh, daß er sich durch sie wieder aufzuhelsen hoffe. DnS wisse auch der Amtmann und wünsche sie selbst zu habe»; des halb verlange er nun die rückständigen Abgaben und ginge darau miS, ihm die Kuh wegzunehmen. „Darum", so fuhr der Bauer fort, „hebbe ek nu alles tauhope sogt, wat hier in'n Korbe iS, un will's verköpen, dat ek doch man erst mal wat asbetalen kann." — „Aber" «miderte der Herzog, „wenn Euch Eure Amtleute drücken» warum geht Ihr nicht zu Eurem Herzog klagen?" — „Nehme hei mek dat »ich öwel, duffen Herzog true ek »ich sau recht." — „Warum denn sülcht?" — „Hink bei het sau oft un sau lange in Berlin säten, da hat hei Knepe lehrt." — Es war nämlich den braunschweigischen llnterthanen gar nicht recht, daß der Herzog sich als Erbprinz viel in Berlin anfgehalteu hatte; denn sie fürchteten, er werde nun die preußischen Abgaben auch bei ihnen einführen. Der Herzog wollte ihm das ansrede»; aber der Bauer wußte allerlei zu tadeln an der muen Regierung. Unterdessen kamen sie der Stadt näher. Der Herzog wollte nicht mit dem Bauer in's Thor gehen» um ihn nicht zu erschrecken, und schult deshalb rasch voran. Da rief die Schildwache: „Wache raus! Der Bauer stutzte und dachte, das sei wohl ein Unterofficier gewesen, mit dem er gesprochen habe. Bald darauf hörte er das Spiel rühren und erschrak, und als er nun von der Schildwache erfuhr, daß es der Herzog selber gewesen sei, wollte er sich nicht in die Stadt hineinwagc» Der Soldat mcrkie seine Angst und fragte, WaS ihm fehle. „Ach, ek hebbe cm san vcl dummct Tüg 'csegt!" stöhnte der Bauer und erzählte das ganze Gespräch. Der Soldat kannte den Herzog besser und sprach dem Bauer Muth ein. Dieser ging also in die Stadt, verkaufte geschwind seine Waare und eilte dann nach Hanse. Ten folgende» Morgen ganz früh ließ der Amtmann den Bauer zu sich rufen und fnhr ihn an. „Ihr schändlicher Mensch seid beim Herzog gewesen und habt mich verklagt!" — „Ach, du leider Gott, ne! Ek bin ja nich bi öm wesen; hei kam ja to mek!" stotterte der Bauer und dachte, es werde ihm übel ergehen. Aber wie freute er sich, als er hörte, daß ihm seine rückständigen sechsjährigen Abgaben erlassen wären. Der Herzog hatte noch denselben Abend den Befehl geschickt, wen» ein redlicher Untcrlhan durch Unglückssälle arm geworden sei und die Abgaben nicht bezahlen könne, so solle der Amtmann dem Landes Herrn Vorstellungen darüber machen, damit dieser die Abgaben erlaffen kö»»e und der Unglückliche nicht ganz verderben müsse, und wenn es der Amtmann noch einmal so mache, wie mit diesem Bauer, so werde er sogleich abgcsetzt werden. Hie Stanley! Hie Emin! Lorirag des Herrn Pros. Or. W. Goetz aus München im „Kaufmännischen Verein" zu Chemnitz, am 19. März 1891. Als im Spätsommer des vergangenen Jahres die Rednerliste des kaufmännischen Vereins aufgestellt wurde, war das Vcrhällniß jwüchen den beiden berühmten Asrikaforschern noch nicht ganz klar ge- stellt, die Wogen der Mcmnngsvcrschiedcnheiten gingen noch hoch in Deutschland, und das Fcldgeschcei „Hie Stanley! Hie Emin!" erscholl allenthalben in de» verschiedenen Lagern deutscher Kolonial-Freunde »»d Feinde. — Mittlerweile sind mehr und mehr die Vorgänge über das Verhältniß und die Stellung der Beiden zu einander anfgehcllt worden, und der Münchner Redner hatte deshalb vollständig Recht, daß er bei Erörterung seines Themas ruhig und historisch verfuhr u»d mit möglichster Vorurthcilssrcihcit beiden Männern gerecht zu werben suchte, da sie beide, wie er mit Recht betonte, die große Frage der Emporhebung der Verhältnisse im schwarzen Erdtheil mächtig an geregt und i» Fluß gebracht haben. Stanley, so erörterte der Redner, war, trotz kühner Vorar beiter, zuerst derjenige, der das Herz Afrikas geographisch aufgeschlossen und das Stromgebiet des Congo für weitere Kulturarbeit aufgehellt und vorbereitet hatte. Au seine damalige Expedition schloß sich dann jene rührige Bewegung, die zur Congv-Conferenz i» Berlin führte. Bei der Frcigebung jenes gewaltigen Frcihaudelsgebictes für alle Nationen Europas wurde gleichzeitig auch die Frage der Sklavcn- jagden und des Sktavcnhandcls energisch in s Auge gefaßt, und damit in Zusammenhang erwachte überall das lebhafte Interesse für das Schicksal des in, südlichen Gebiete des Nil lebenden ägyptischen Statt halters Emin Pascha, nnsers deutschen Landsmannes. Den» damals drang die Kunde »ach Europa, wie der wackere Mann -wpr bemüht war, inmitten der Sndanbcvölkerung eine Stätte der Üivilisatio» zu behaupte», wie aber seine Stellung infolge äußerer Mttz innerer Bedrängnisse immer unhaltbarer wurde. Tie öffcnt- ßche Meinung ging damals dahin, dafür zu sorgen, daß dieser Besitzstand festgehaltc» und gegen die äußern Feinde genügend ge schützt werde. Die Bewegung, die nun entstand, knüpfte sich an die beiden Männer Stanley und Emin. Ein Rückblick aber auf die letzten Vier oder fünf Jahre jener Bewegung genügt, um Beider Charaktere M- und darzulegen. Stanley- letzter Zug zur Befreiung Emin's » maßgebend, um den Mann nach seiner ganzen Bedeutung und Voller Freude stürzte der Bauer nach Hause, erzählte nun seiner Frau die Geschichte und machte ihr den Vorschlag, sie wollten dem Herzog die Kuh schenken. Die Frau sagte gern Ja; der Mann band der Kuh einen Strick um die Hörner und zog sie nach Brauuschweig, gerade auf da- Schloß zu. Hier fragte er die Schildwache, in welche», Zimmer der Herzog wohne. Die Schildwache zeigte ihm die Fenster. Nu» hielt der Bauer mit seiner Kuh auf dem Schloßplatze und «achte jedesmal einen tiefen Diener, wenn sich an jenem Frnstcr ein Kopf zeigte. Endlich traf es sich, daß der Herzog heraussah. Er bemerkte sogleich den Bauer, ließ ihn fragen, was er wolle, und schickte ihm dann ein Geschenk hinunter, damit er seinen Weg nicht umsonst gemacht hätte. Die Kuh mußte er indeß wieder »litnehinei, und er war zuerst ordentlich betrübt darüber, datz der Herzog sie nicht behalten wollte. v.U. Kirchliches. Arm und Reich. ES steht doch recht wunderlich in der Welt au». Da ist auf der einen Seite ein Fabrikant, der an einem Abende Tausende auf- wendet, um seinen Freunden ein glänzende» Fest zu gebe»; da ist auf der anderen Seile eine arme Wiltwe, die mit zwei Mark wöchentlich alle ihre Bedürfnisse bestreiten muß. Der Eine hat auf seinem Tische so viel Gerichte und Leckerbissen, daß er gar nicht weiß, wonach er zuerst greifen soll. Der Andere hat so wenig, daß er auch nicht weiß, wonach er greifen soll. Es soll damit weder gegen den Reichen, noch gegen den Armen ein Vorwurf erhoben werde». Es gilt nur, die Thatsache festzustellen, daß die irdischen Güter höchst ungleich vertheilt sind. Aber wundern dürfen wir uns doch eigentlich nicht darüber. In einer Welt, wo Alles verschieden ist, wo auch nicht ein Blatt auf dem Baume dem andern vollständig gleicht, wo jeder Stern seinen eigenen Glanz, jede Blume ihre besondere Schönheit und jeder Mensch ei» anderes Gesicht, ein anderes Temperament, eine» andere» Charakter hat, da müßte es n»s vielmehr wunder», wenn nun gerade die irdischen Güter gleich verlheilt sein sollten. Das würde in diese Welt der Mannichfaltigkeit gar nicht hereinpassen. Und daz» kommt „och Eins. Man hat schon mancherlei Versuche gemach», i» diesem Stücke Gleichheit herznstelle». Der alte spartanische Gesetzgeber Lykurg hat sich schon 890 Jahre v. Ehr. unendliche Mühe damit gegeben. Er hat sogar eisernes Geld eingeführt, damit die Spartaner nicht zuviel Reichthum aufhäufen könnten. Eine Weile ist es gegangen. Aber bald waren wieder die alten Unterschiede da. In der ersten Christen gemeinde zu Jerusalem wurde eine allgemeine Gütergemeinschaft ein geführt. Es sagte Keiner von seinen Güter», daß sie sein wären, sondern sie hatten alle Dinge gemein. Nicht wahr, das muß schön gewesen sein? Aber merkwürdig, zwanzig Jahre später hören wir, daß der Apostel Paulus für die vollständig verarmte Gemeinde in Jerusalem eine Cvllecte sammelt. Auch im svcialistischen Zuknnfts- staate würde die anfängliche Gleichheit nicht lange bestehen. Denn wenn auch das Geld abgeschafft und statt dessen nur Arbeitsmarken ausgctbeilt würden, was hülfe es denn? Der Verschwender hätte seine Marken bald verbraucht »nd müßte zuletzt doch darben; und der Sparsame würde seine Marken sammeln nnd dadurch auf andere Acrmere einen Druck ausüben und sich so zu hohe» Posten und Ehrenämtern «mporschwingen. Kurz, der Unterschied zwischen Arm und Reich ist nicht ctlvas Zufälliges, sonder» ein Stück der ewigen, unabänderlichen Weltorduung, die mit großartiger Cvnscqncnz allen Menschen zum Trotz sich immer wieder durchsetzt. — Also gut, sagt man, die Ungleichheit des Besitzes ist vo» Gott geordnet. Folglich haben wir keinen gerechte» Gott, sondern einen launischen Tyrannen, der seine Günstlinge mit Gaben überschüttet und Andere dafür Nvth leiden läßt. Aber nicht so schnell, mein Freund! Wenn alles irdische Gut nur anvertrautcs Gut ist» das wir im Dienste und Aufträge .W »ach seinem Wesen kennen zu lernen. — Weil also Emins Lage ge ahrdct war durch den Mahdi und seine Horden, durch die Sklaven jägcr und durch die Regenreiche des Südens» weil ihm ferner im Innern seines Reiches die größten Schwierigkeiten und Bedrängnisse erwachsen waren, bedurfte er unter allen Umständen einer entsetzenden Macht, die ihm freie Luft schaffte, damit er seinen Platz besser behaupten konnte. Das allein wünschte er. Aus allen seine» Briefen geht hervor, daß er Hilfe durch Karawanen heischte, um eine leidliche Verbindung mit der Ostküste herzustellcn, nnd unwahr ist es, was Stanley und andere aussagen: er hätte hcrauswollcu aus einem Land. Er hat das niemals gewollt! — Ans Stau lcys zweibändigem Werk aber, sowie auS den Berichten von Cassati, von Pater Schhnse, von Or. Peters, der darüber niit Emin ge-- prochen, u. a. geht deutlich hervor, daß Stanley mit seiner Expedition etwas ganz anderes bezweckte, als Emins Wunsch zu erfüllen. Der chlaue Forscher wollte nur ein Geschäft machen; er beabsichtigte, den Bedrängten herauszuführen nach dem Nordosten des ViktoriasceS, um dort ein wichtiges Zwischenglied zu gewinnen für die Interessen Englands. Die Kosten dieser Herausführung sollten gedeckt werden durch die Elfenbeinvorräthe, die Emin etwa im Betrag von zwei Millionen bei sich aufgehänft Halle, und hinter Stanley stand offiziell die britlische ostasrikanische Compagnie und im Geheimen auch die eng lische Regierung. Deshalb war er auch auf's beste ausgerüstet mit Mitteln »ud Mannschaften. Aber schvn seine Thäligkeit vor dem Zuge zeugte gegen ihn; eine früher errichteten Stationen im Cougostaat waren alle wieder eingegauge», und die ganze Einrichtung dieses Staates als eine Lächer lichkeit iiachgewiese» worden. Hier wie später erschien seine reiche Erfahrung viel zu wenig gepaart mit Umsicht und Einsicht. Das zeigte die Wahl seines Weges, — das zeigte ferner die nnnmstößlich erwiesene Thatsache, daß er seine Vorbereitungen ohne Geivissenhaftig- kcit nnd ohne die unerläßlich nolhwcndigen Vorkehrungen getroffen. Deshalb verfolgte bald Mangel und Noth seinen Zug; Desertionen nnd Krankheiten dezimirten seine Truppen, und erbrachte nicht die Hälfte an's Ziel. — Als er zu Emin Pascha kam, stieß er sich durch seine frostige Begrüßung, durch die indiscrete, zudringliche, ja unehrliche Weise seiner Anträge, den redlichen nobel» nnd rechtschaffenen Mann vor den Kopf. — Wohl bekundet Stanley in seinem ganzen Auftreten ein erstaunliches Selbst- bewnßsei», eine bewnndcrnswcrthe Energie und Festigkeit, eine uner- bitiliche befehlshabcrische Gewalt und Gewaltthätigkeit» — aber auch eine» völligen Mangel menschliche» Wohlwollens und edelu Empfinden». Gotte» als rechte HauShalter zu verwalten haben, dann liegt ja io der ungleichen Vertheiluug keine Ungerechtigkeit. Wen» ein reicher Herr eine Anzahl verschiedener, großer „nd kleiner Landgüter hat und er will über jedes einen Verwalter setzen, da sieht er sich erf seine Leute an und sagt: „Der hier ist ein erfahrener und erprobter Landwirth, dem kann ich daS größte Gut anvertranen. De» dort will ich erst einmal über eins von den kleinen Gütern setzen; da mag er sich Erfahrungen samineln, und ich sehe gleich, was er leisten kann. Dari» wird doch kein Mensch eine Ungerechtigkeit sehen. Der Ber« wolter de» großen Gutes wird sich allerdings freuen, daß sein Herr solche» Vertrauen in ihn setzt. Aber er wird sich auch der großen Verantwortung bewußt sein, die er damit auf sich nimmt. Der Ver walter des kleinen Gutes wird auch zufrieden sei» und wird denken: „Mein Herr hat ganz recht gethan; ich will nur ans meinem kleinen Posten recht treu sein; vielleicht vertraut er mir später noch mehr an Ich denke, daS Gleichniß ist leicht zu deuten. Unser Herrgott kennt auch seine Leute. Er weiß, wem er viel» wem er wenig anvertranen darf. Nicht wahr, lieber Leser, so sieht sich Alles gleich ganz aude'-S an? Die Armuth erscheint nu» nicht mehr so drückend. Der Arme wird sich sagen: Gott weiß schon, wieviel wir nütze ist. Wen» er wollte, so konnte er mich ja reich machen. Aber weil mir'» so besser ist, so hat er mir nur ein bescheiden Theil gegeben. Der Reich- thuin aber erscheint nun auch nicht wehr so verlockend. Denn da heißt es: Wem viel gegeben ist, von dem wird man viel fordern. Welche Verantwortung liegt auf so einem Reichen! Wie schwer wird'S ihm werden, über all' seine vielen Güter Rechenschaft abzulcgen! Da versteht man, was Jesus sagt: Wie schwerlich wird ein Reicher in's Reich GotteS kommen! s. Z Römisches. Großes Anssehen erregt die Thatsache, daß kürzlich ein italienischer ' ^ Mönch (Kapuziner), der aus seinem Orden ausgetreten und evangelisch geworden war, durch die Thronen seiner Mutter unter dem Vvrgcben, der sterbende Vater wolle ihn noch einmal sehen, im Kloster ^ St. CaSciano, wo er seinen Bruder abhvlen sollte, ciniach festgchalten und eingespcrrt wurde, bis er sich besonnen habe nnd schriftlich die Erklärung abgcbe, daß er seinen Jrrthm» bereue und in den Schooß der heiligen Mutterkirche reumüthig znrückkchre. Der betreffende Expaler kio (sonst Donatio Ltaujanino), der 17 Jahre Mönch gewesen war und die Macht seiner Gefängnißwärter kannte, ging scheinbar auf das Verlangen ein und benutzte die erste Gelegenheit, um zu entfliehen, nnd nach Pistoja zu der evangelischen Gemeinschaft zu gehen, der er sich srnher angeschlossen hatte. Bereits hatte dort daS Gerücht von der Rückkehr des Mönches zum Rvmanismns Glauben gesunde», als der Betreffende in Pistoja erschien. An 2000 Personen ' empfingen ihn unter Hochrufen an der Eisenbahn. In einem öffent lichen Vortrag erzählte Stcmjanino vor zalilrcichem Publikum seine Gefangennahme und Befreiung. Wie es heißt hat der Staatsanwalt die Sache in die Hand genommen, um für solche fanatische Gewalt thätigkeit die gebührende Strafe zu beantragen. Zur Sonntagsfrage. Die österreichische Regierung hat die Absicht, auf den Eisenbahnen die Sonntagsruhe für den Güterverkehr einznsnhren. Auch der deutsche Reichstag hat sich unlängst erst energisch dafür ausgesprochen, daß der Güterverkehr an Sonn- und Festtagen möglichst eingeschränkt werde. «- >» » Eitelkeit und Elend. Der vom Throne gestoßene Kaiser Dow Ooäro von Brasilien war ein Mann von edlem Charakter und hoher Bildung, besten Sinnen Er ist grausam und rücksichtslos gegen seine Truppen; wo es aber wirkliche» Mnth gilt, da versagt seine Thatkraft, wie dies mehrfach nachweisbar, und seine eigenen Zeugnisse, mit denen er seine Person mit Vorliebe beweihräuchert, sind in solchen Fällen sehr wenig glaubwürdig. Gerade darin, daß seiner unleugbaren Härte und Festigkeit das Gegengelvicht menschlichen Empfindens fehlt, bildet Stanley den allerstärksten Gegensatz z» Emin Pascha, der wie eine Lichtgcstalt »eben ihm steht. Umsichtig, musterhaft in seiner Verwaltung, erfinderisch, fürsorglich nnd besonnen, zu bcwunderns- wcrlhcr Einsicht in alle einschlägigen Verhältnisse durch ein dreizehnjähriges Wirken auf seinem schwierigen Posten heran- gcreist, so erscheint uns der wackere Mann, der mit diesen tüchtigen Eigenschaften ein außerordentlich mildes und wohlwollendes Gemülh verbindet und nur zuweilen jener Ener-,ie und Festigkeit entbehrt, die sein Rivale in so hohem Grade besitzt. Doch hat man auch Be weise vom Gegentheil und in Hinsicht auf unbedingte» Mulh über ragt der deutsche Forscher den amerikanischen bei weitem. Sein Ge rechtigkeitssinn und sein edles humanitäres Empfinden umgeben ihn mit einem schöne» Nimbus. Mit hoher Befriedigung können wir Tcutsche ans »»fern Landsmann schaue», denn mit ihm ist unserer kolonialen Sache in Afrika ein Mann gewonnen, der die Bürgschaft in sich trägt, ans friedlichem Wege die dortigen Völker zur Kultur empor zu führen. Beide aber, Stanley und Emin, sind vorbildliche Gestalten; ^cdcr in seiner Art ist nothwendig für die große Aufgabe, die den civilisirlcn Völkern im schwarzen Erdtheil erwachsen ist und »och er wächst. — Und da sich spcciell für uns zu dem friedlichen, milden, besvnuenen Emin jetzt noch der schneidige, energicvolle, rücksichtslos« O,-. Peters gesellt, um die deutsche Sache in Afrika zu vertreten, o können wir ui» so mehr der Zuversicht lebe», daß unsere Kolonien daselbst zu einem Mustergebict europäischer Arbeit herangcdci'hen werden. Stürmischer Beifall folgten diesen interessanten Ausführungen, denen der gewandte Redner die Charaktere seiner beiden Helden so lebensvoll hervortreten ließ. Dem anregenden Vortrag aber folgte eine lebhafte Aussprache, in der sich neben dem Haupt redner besonders Herr Max Schubert von hier durch einen begeisternden Appell an die Herzen der Zuhörer, zu Gunsten unserer Kolonialangelegenheiten, rühmlich hervorlhat. — Und so dürfen wir denn am Schluffe diese» Winterhalbjahre» getrost sagen: Ende glH Alle» gut! L. V.
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