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Amts- und Anzeigeblatt für den Kmtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Eibenstock, Larkseld, hunbrhüdei, ^Ugvv»U»t Neuheide, GderMtzengran, Schönheide, Schönheiderhammer, Sosa, Unterstützengrün, MIdenthal «sw. Tel.-Kdr.; Amtsblatt. Zernsprecher Nr. Nv. Verantwortl. Redakteur, Drucker und Verleger: Smil Hannrbohn in Eibenstock. —> 6». Jahr««««. —— . u.,,. ..... >—- > 127. Smaabeid, de» 5. Jom ISIS. j Erscheint täglich abends mit Ausnahme der j Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag. L Anzeigenpreis: die kleinspaltige Zeile 12 Z Pfennige. Im amtlichenTeilediegespaltene Zeile 30 Pfennige. Bezugspreis vierteljährl.IN.l.üveinschliebl. ! des „Illustr. Unterhaltungsblatts" und der » humoristischen Beilage„ Seifenblasen" in der » Expedition, beiunserenBotensowiebeiallen Z Neichspostanstaltcn. Städtischer Kartoffelverkauf. Infolge d«S Eintreffen» von Speisekartoffeln, die Anfang März vor der Regelung der Kartoffelversorgung angekauft worden waren, geben wir bi» auf wettere» auch an die nicht an der Kartoffelversorgung beteiligten Einwohner gute, verlesene Speisekartoffeln zu 5,80 Mk. für den Zentner in Posten von ", Zentner und einem Mehrfachen eine» halben Zentner» ab. Der Verkauf findet Sonnabend, den 5. Juni 1915, von 8—12 Wr vormittags und 2—5 Mr nachmittags in der bekannten Weise «ms dem adere« vahMhsfe statt. Etadtrat Eibenstock, den 4. Juni 1915. ZU MllSbtlNUg M WmUl. Schneller als man allgemein erwartet, tras gestern die frohe Siegesbotschaft von der Wiedereroberung der galizischen Festung Przemysl durch die Verbündeten ein. Nach lO^wöchigem Besitz ist sie den Russen, welche sie nach ä'/^monatiger Einschließung, nachdem sie voin Hunger, aber nicht durch Waffengewalt bezwungen war, in ihre Hand bekamen, durch die vereinigten Anstreng ungen deutscher und österreichischer Truppen wieder ent rissen worden. Der Jubel ob dieser glänzenden Waffen tat der treuverbündeten Heere ist in beiden Reichen ein großer und berechtigter, denn nunmehr dürste die Zeit nicht allzufern sein, wo auch der österreichische Boden von der Russenherrschaft endgültig gesäubert ist. Am 29. Mai waren mehrere Batterien der 30,5- Zcntimeter-Mörfer vor Przemysl eingetrosfen, uno nun wurden die vorgeschobenen Stellungen und die Werte der Nvrdfront zwei Tage lang unter Feuer ge halten. In der Nacht zum 31. Mai waren drc Werke der Stadt erreicht. Nun tonnten die tapferen bayeri schen Truppen im Sturm Vorgehen. Wie dieser gelang, zeigt der amtliche Bericht. Die Russen wurden vom Feuer ihrer eigenen Gesäf-ütze verfolgt, die die Sieger sofort gegen sie kehrten. Die Erringung dreier Werke in der Nordsront ermöglichte den Angreifern eine Flankierung der übrigen Besestigungswerke in dem durchbrochenen äußeren Befestigungsring. In ganz ähnlicher Weise, durch Erstürmung eines Frontsektors, sind Lüttich und Antwerpen genommen worden. Die übrigen Forts waren nach der Besitznahme der ersten drei nicht mehr zu halten und in der Nacht zum Donnerstag fiel die ganze Festung in die Hände der verbündeten Truppen. Ueberrajchend schnell spielten sich diese Erfolge ab. Sie setzen uns zurück in den Beginn des Krieges, als in Belgien und Nordsrankreich Bollwerk auf Bollwerk in unsere Hände fiel. Den Be richt unserer Obersten Heeresleitung veröffentlichten wir bereits in der letzten Nummer nnseres Blattes. Nachstehend lassen wir den des österreichisch-ungarischen Generalstabs folgen: Wien, 3. Juni. Amtlich wird verlautbart: Russischer Kriegsschauplatz. Deut sche Truppen erstürmten nachts die letzten russischen Stellungen der Nordfront von Przemysl und drangen heute nm 3 Uhr 30 Mi nuten vormittags von Norden her in die Stadt ein. Von Westen und Süden ist unser 10. Korps ein gedrungen. Seine ersten Abteilungen erreichten bald nach 6 Uhr vormittags den Hauptplatz der Stadt. Die Tragweite dieses Erfolges läßt sich noch nicht überblicken. Der Angriff der verbündeten Truppen im Raume nördlich Stryj schreitet weiter erfolgreich fort. Bisheriges Ergebnis der Schlacht bei Stryj: 60 Offi ziere, 12175 Mann gefangen, I4 Geschütze, 35 Ma schinengewehre erbeutet. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Italiener setzten die erfolglose Beschießung unserer Befestigungen an mehreren Punkten der Tiroler und Kärntner Grenze fort. Wo feind liche Abteilungen ins Feuer kamen, flüchteten sie, so ein italienisches Jnsanterieregiment auf dem Pla teau von Folgaria, mehrere Kompagnien bei Misu- rina und die von einer Offizierspatrouille von nns in Gradiska überfallene Kavallerie- und Bersaglieri- Abteilung. Der Stellvertreter des Chefs des Geueralstabes: von Hoefer, Feldmarschalleutnant. lieber die Kämpfe in Galizien wird weiter ge meldet: Berlin, 3. Juni. Aus dem Großen Haupt quartier erfahren wir über die Kämpfe bei Ra- dymno: Das Korps des Generalobersten Mackensen stand am 23. Mai abends in dem großen, nach Osten gerichteten Bogen beiderseits des San, am rechten Flü gel beobachteten bayerische Truppen die Nordwestfront der Festung Przemysl. Im Anschluß an die bayeri- scheu standen arwere deutsche Truppen im Zusammen hang mit österreichisch-ungarischen südlich des San vor dem stark befestigten Brückenköpfe von Radymno. Wei ter nördlich schlossen sich andere Truppen der Armee an. Der Brückenkopf von Radymno bestand in einer dreifachen Linie von Feldbefestigungen; einmal aus einer mit Draht wohlversehenen Haupt stellung, die sich auf den an dein Dorfe Ostrow west lich vorgelagerten Höhen hinzog und durch die San Niederung hindurch zu diesem Flusse führte, dann aus einer wohlgebauten Zwischenstellung, die mitten durch das langgestreckte Dorf Ostrow hindurch gelegt war, u. endlich aus dem sogenannten Brückentopf von Ja grody, der zum Schutze der östlich Radymno über den Fluß führenden Straße und Eisenbahnbrücke angelegt war. Die Flieger hatten alle diese Stellungen photographiert. Die Photogrameter der erhal tenen Ausnahmen wurden gewertet und auf die Kar ten übertragen. Es galt zunächst, die feindliche Haupt stellung sturmreif zu machen. Hierzu begann die Ar tillerie am Nachmittage des 23. Mai ihr Feuer, das am Morgen des nächsten Tages fortgesetzt wurde. Bon einer Höhe bei Jaroslau sah man das im Nebel lie gende San-Tal und daraus ausragend die Kuppel türme von Radymno nebst den Ortschaften Ostrow, Wietlin, Wysozko usw. Das Feuer der Artil lerie war auf das äußerste gesteigert. Die chweren Geschosse durchfuhren heulend die Luft, ent fachten im Aufschlagen riesige Brände und hoben gewal tige Erdtrichter aus. Die russische Artillerie antwor tete. Um 6 Uhr morgens erhoben sich die langen Jn- antcrielinien aus zwei starken Stellungen und schrit ten zum Angriff. Flieger meldeten, daß hinter den feindlichen Stellungen weidendes Vieh und viel Ba gage zu beobachten sei. Der Feind schien an einen ernsthaften Angriff nicht zu denken. Das Petrogra der Bulletin hatte auch sestgestellt, daß die Kämpfe in Galizien an Heiligkeit nachgelassen hätten, und die Verbündeten fast allenthalben zur Defensive überge gangen seien. Um 6 Uhr 30 Minuten morgens war die feindliche Hauptstellung ihrer ganzen Ausdehnung nach in den Händen der deutschen Truppen. Erschüt tert durch das schwere Artilleriefeuer, hatte der Feind nur kurzen Widerstand geleistet. Er war jm eiligen Rückzug nach Osten, aber gerade dorthin und nach Radymno hinein, von wo her die feindlichen Ver stärkungen zu erwarten waren, hatte jetzt die schwere Artillerie ihr Feuer verlegt. Gewaltige Rauchwolken hüllten diese von der Artillerie in Brand geschossenen Ortschaften ein. Die Russen kamen auf diese Weise nicht dazu, sich in Ostrow sestzusetzen Die Besatzung dieses Dorfes kapitulierte, Hunderte von Gewehren n. große Mengen Munition zurücklassend. Auf der gan zeu Linie war jetzt die deutsche Infanterie im Bor rücken gegen das Dorf Radymno und die südlich an diesen Ort anschließenden Dörfer Skoloschow und Sa- mojeze. Mit jedem Schritt vorwärts mehrte sich die Zahl der Gefangenen. Eine Division meldete sehr bald dem Generalkommando, daß sie nicht genug Mann schaften habe, um die großen Massen der Gefangenen ohne Beeinträchtigung der Gesechtshandlungen abzu transportieren. Das Generalkommando stellte nun mehr die Kavallerie zu diesem Zwecke zur Verfügung. Bei Radymno war der Feind ins Gedränge geraten. Voreilig hatte er die hölzerne Straßenbrücke über den San abgebrannt. 'Mit dem Scherenfernrohr konnte man vom Grfechtsstandpunkt aus andauernd riesige Flammen und die durch aufgegossenes Naphtha dun kelgefärbten Rauchwolken beobachten. Auch sah man lange ostwärts flüchtende Kolonnen, die in regellosen Hausen die Straße nach Dunkowize bedeckten. Da die in Radymno versammelt gewesenen russischen Rekru ten nur kurzen Widerstand leisteten, so ging auch diese Ortschaft und die gesamte Artillerie verloren, die sich durch die Ortschaft zum San retten wollte. Erst am Brückenkopf von Zagrody brachten die russischen Füh rer durch Einsetzen frischer, schlennigst herangezogener Reserven den Angriff der Deutschen zum Stehen. An diesem Tage konnte eine Siegesbeute von 70 Offi zieren, 9000 Gefangenen, 42 Mafchinengewehren, 52 Geschützen, darunter 10 schweren, 14 Munitionswagen u. zahlreichem anderen Kriegsmaterial gemeldet werden, aber auch aus dem anderen Ufer des San hatte sich eine große Schlacht entwickelt. Wien, 3. Juni Die Russen haben in den galizischen Kämpfen schon Etappentruppen und kauka sische Rekruten Jahrgang 1917 eingesetzt. Ihre ver- zweifelten Versuche, den linken Flügel der Armee Pflan zer Baltin (in Südostgalizien bei Nadworna) einzu drücken, um sich Luft zu schaffen, sind gänzlich miß lungen. Die Gesamtlage eilt der großen weltgeschicht liehen Entscheidung zu unseren Gunsten mit Rieten schritten entgegen. Der Kriegsberichterstatter dec „Neuen Freien Presse" bestätigt, daß Lemberg aus Vorsicht geräumt werde. Ein interessanter englischer Divisionsbe fehl wird in folgendem veröffentlicht: Berlin, 3. Juni. Aus dem Großen Haupt quartier wird geschrieben: In einem interessanten Zusammenhänge mit den kürzlich veröffentlichten er logcnen Behauptungen eines englischen „Augenzeugen", wonach deutsche Artillerie aus die eigene Infanterie geschossen habe, steht folgender Beschl einer eng lischen Division, der unter den Papieren des Kommandeurs per 3. kanadischen Jnsanteriebrigade, Oberst Turner, gesunden wurde: „4. Division. Es ist zur Kenntnis des Divisionskommandeurs gekom men, daß sich während der letzten Kämpfe einige Leuts der Division dem Feinde ergeben haben, und weiter, daß diese Handlung von Ossizieren und Mannsck)aften anderer Einheiten bemerkt wurde, die in einigen Fällen nicht einschritten. Der Divisionskommandeur befiehlt, die Aufmerksamkeit aller Offiziere und Mannschaften aus diese Tatsache zu lenken und allen Graden einzu prägen, daß es ihre erste und dringendste Pflicht ist, jeden Mann zu erschießen, der sich zu ergeben versucht, wer es auch sei. Wenn äie Abteilung groß genug ist, um Erfolg zu versprechen, muß sofort das A r t i ll e r i e s e u e r in die Gegend gelenkt werden, (gez.) Taylor, Oberstleutnant, Adj. 4. Div." Das genügt für unbefangene Beurteiler. Was French bisher nicht gelungen ist, nämlich die Vertreibung der Deutschen aus Flandern, soll Kitchener nunmehr versuchen: Berlin, 3. Juni. Ein Berichterstatter der „Deut schen Tageszeitung" im Haag meldet, daß Londoner Nachrichten die baldige Ernennung Kitcheners zum Generalissimus in Flandern bestätigen. Zur Versorgung des neuen Bundesgenossen mit dem nötigen Kleingeld soll demnächst eine Beratung stattsinden: London, 3. Juni. (Meldung des Rcuterschen Bureaus.) Amtlich wird mitgeteilt, daß der Schatz kanzler mit dem Direktor der Bank von England und dem Finanzsekretär des Schatzamtes in dieser Woche eine Zusammenkunft mit dem italieni schen Finanzministcr haben werden, nm die finanziellen Fragen, die sich aus Italiens Teilnahme nm Kriege ergeben haben, zu erörtern Aus Italien liegt wiederum eine Meldung vor, die nicht geeignet ist, uns großen Respekt vor dem neuen Feinde einzu flößen: Zürich, 3. Juni. Ein Mitarbeiter des Luzerner „Tagesanzeigers", der aus Mailand zurückgekom men ist, erklärt, dort sei durch Anschlag der Regierung mitgeteilt worden, daß das Kriegsgericht 17 R e - servisten eines Mailänder Infanterie-Regimentes wegen revolutionärer Betätigung im Heere zu 5 10 Jahren Zuchthaus verurteilt hat. Außerdem sehen über 100 Reservisten ihrer Aburteilung entgegen, und zwar wegen Ausschreitungen beim Beginn der Mo bilmachung. An den Dardanellen herrscht sommerliche Stille: