Volltext Seite (XML)
208 Zerschossene betonierte rruppennntcrstände an der Somme. (Zensiert Generalstab.) drückt ihr wieder sanft zu ver Sohn de« türkischen Thronfolgers, zur Zeit LberlezN- non« im Leib-Barde-Hufarcn-Reglment zu Potsdam, nn der Westfront. (Mit Text.) (Zeunert ««neralstab) herab. Das Kindlein in der Wiege, der Sohn, den er vielleicht nie erblicken, nie in die Vaterarme drücken wird, er will ibm nicht aus dem Sinn. Ta, Stimmen! Er lauscht mit verhalte ¬ nem Atem und seine Blicke bohren sich in das Vorterrain, aus dem dunkle Gestalten, wie Schemen, auftauchen. Was ist das? Kind haben kann, der treusorgenden Mutter? Und der Vater I hervor, hier draußen im Felde, jeden Augenblick in Todesgefahr! s schlager Von dorther nähern iich niemals die deut schen Patrouillen, also müssen es Feinde sein, hin und her huschen sie und lautlos kom men sie näher und näher. Jetzt trägt der Wind ihm einzelne Laute zu: „Laore ckk Oisu! Nillas tonns- res!" glaubt der ein same Lauscher zu ver stehen. Noch zögert er mit denl Anruf und steht wie ein Bild von Stein mit gefälltem Gewehr auf Posten, nur Auge und Ohr und in gespannter Erwartung. Der Schatten des Baumes, unter dem er steht, verbirgt ihn noch den Augen der Feinde, aber jetzt kom men sie näher und näher. Kaum noch hundert Schritt sind sie von ihm entfernt, jetzt git's: „Halt, Wer da!" ruft er in das Schweigen der heili- genNacht. Vetschwun den sind die Gestal ten, als habe der Schnee sie verschluckt. Hastig fährt sich der Landwehrmann über die Augen, aus denen es heiß in den struppigen Bart her niederrollt. Welch ein trauriges, trau riges Weihnachten! Er muß des Kame raden gedenken, den gestern ein Schrap nellschuß von seiner Seite riß. Ein Gruß an Weib und Kind, das war sein letztes Wort und heute hat ten sie ihn mit zehn seiner Kameraden dort hinten in dem Wäldchen begraben. Heute dir, morgen mir! Wer weiß, ob ihn nicht sehr bald schon dasselbe Schick sal ereilte. Wieder rollen heiße Tränen über die verwitterten, eis betauten Wangen Aber gleich darauf blitzt Feuer auf und die Kugeln pfeifen ihm um die Ohren. Hu, ten stürmt er weiter, da trifft ihn von hin ten eine Kugel. Er war nicht tot, der Schurke, hatte sich nur verstellt und schoß nun aus dem Hinterhalte auf ihn los. Von drüben sieht er die Kamera den aus dem Schüt zenzuge auf sich zu eilen, da gibt es ihm einen Ruck und er stürzt- aufs Gesicht. Ein Wimmern klingt in sein Ohr, er weiß nicht, stieß er selbst es aus, oder ist's sein vaterloses Bübchen daheim. Die Sinne vergehen ihm. — Als er wieder zu sich kommt, liegt er in einem sauberen Bette und eine „Mariechen!" tönt's wieder, aber bitter enttäuscht und traurig von den fiebernden Lippen. „Sie mei nen gewiß Ihre liebe Frau. Sie läßt Sie grüßen. Es ist eine Feldpost karte und ein Paket für Sie ge kommen. JndreiTa- gen dürfen Sie es öff nen, heute müssen Sie sich noch ganz ruhig verhalten." „EinWeih- nachtsgruß von Marie chen !" tönt es nun matt, aber glückselig aus seinem Munde. Er will sich jetzt etwas aufrichten, aber dir wie das grausig klingt in der tiefen Stille! Und nun drückt auch er ab. Und sein Schuß saß, denn eine Gestalt springt jäh in die Höhe, greift mit beiden Armen in die Luft und schlägt wie ein gefällter Baumstamm hintenüber m den Schnee. Wieder sausen die Kugeln ihm um den Kopf, wieder schickt er sein tödliches Blei hinüber und wieder sieht er einen Feind fallen. Die andern ^ergreifen das Hasenpanier, da faßt ihn die Kampfeswut. Er bricht Frauengestalt beugt sich über ihn. „Mariechen!" ? fragt er kaum vernehmbar und sucht die Hand zu fassen, die ihm lind und leicht einen kühlenden Ver band auf die Stirn legt. Dann schließt er todesmatt die Augen. Als er wieder erwacht, tönen süße, wohlbekannte Klänge an sein Ohr. Ein Harmonium läßt die alte schlichte Weise erschallen: „Vom Himmel hoch da komm' ich her ——" Und wieder fühlt er mehr, als er sieht, eine weibliche Ge stalt um sich bemüht, und wieder flüstert er: „Mariechen!" Dann eine fremde Stimme: „Schwester Anna bin ich. Haben Sie einen Wunsch?" nach, um mit Kolben und Seitengewehr dreinzu- Dutzend Sätze nach vorn, und noch eins, da liegt der eine Feind. Ohne 4hn weiter zu beach