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Gin Seemnnnsstückchen. Mündlichen Berichten nacherzählt. Von W. Kabel. 6. Foryel-ung- Dieser ganz wildbewegte Vorgang hatte kein? fünf Minuten in Anspruch genommen. Jeyt kam auch das tleine Rettungsboot der Schifssbesatzung heran, in dem der alte Kapitän ganz starr vor Schreck und Staunen am Ruder saß. „Abe^Bräntig", rief er herüber, „find Sie denn ganz des Teufels? Wenn Sie jetzt einem englischen Kriegsschiff begegnen, so —" so werden 21 wackere deutsche Seeleut; zu sterben wissen", schallte es zurück. „Aber ein Trost wird dabei sein: wir nehmen dann den hier un- schädlich gemachten Feind mit auf die letzte Fahrt. Uno nun, Kapitän, ade, wir steuern Südost, der Heimat zu. Wasser und Proviant für eine Woche haben wir ja mit. Inzwischen werden wir ja wohl irgend einem Fahrzeug begegnen. Jst's »in Engländer, nun, dann sind wir verloren. Ist s ein Neutraler oder einer der Unsrigen, so sind wir ge rettet. Die Aussichten stehen also io ziemlich auf pari/ Bräntig machte eine kleine Pause. „Leider sehe ich mich nun noch zu einer kleinen Vorsichtsmaßregel gezwungen", fügte er dann noch hinzu. „Ihr habt vier Ruderpaare und das Segel in Eurem Boot. Diese Fortbewegungsmittel kann ich euch nicht alle lassen. Ihr werdet doch fraglos auf die Well-Bänke zurudern, wo sicherlich ein paar englische Torpedoboote auf Vorposten sich herum treiben. Und trefft Ihr ein solches, so gebietet Euch schon der Selbsterhaltungstrieb das hier Vocgefallen? zu melden. Dann aber würden wir hier die Ban de nur zu schnell auf chem Hals haben. Mithin müssen wir wieder aus demselben Selbsterhaltungs trieb heraus dafür sorgen, daß Ihr recht langsam vorwärts kommt und die Well-Bänke recht spät er reicht. Und zu diesem Zweck müssen wie Euch jetzt bitten, drei Ruderpaare und das Segel an uns abzugeben. Ja, es hilft wirklich nichts, Kapitän, fügt Euch in das Unabänderliche; ich möchte nicht gerne Gewalt anwenden. Wir haben hier jetzt 12 Gewehre und drei Pistolen nebst der nötigen Mu nition in unseren beiden Booten. Das genügt, um unserem Wunsche Nachdruck zu verleihen. Laßt uns in Freundschaft scheiden, Kapitän! Es geht nicht anders, das müßt Ihr einsehen." Und Sörensen gehorchte schweigend. Aber ohne Abschiedswort ruderte sein Boot davon. Mit der Freundschaft war es aus. Das merkte Bräntig sehr gut Vier Stunden später. Die beiden Großboote durchschnitten jetzt vor einer kurzen aufgekommenen steifen Ostbrise die leicht bewegte See. Jeden Fetzen Tuch hatte man gesetzt und sogar aus den dem dritten . Boot des „Kung Christian' vbgcnommenen Segeln, schnell noch zwei Hilfs ma sten aus den Rudern ausgerichtet, die die Fahrt der kleinen Fahrzeuge nicht unwesentlich beschleu nigten. In einem Abstand von vielleicht 20 Metern durchfurchten die Boote die blaugrüne Flut. In dem vorderen hatte Steuermann Bräntig mit einem Fernrohr in der Hand Platz genonimen und suchte unablässig den Horizont ab, ob er irgendwo ein verdächtiges Schiff erspähte. Es war gegen 2 Uhr nachmittags, als am westlichen Horizont die Rauchsäule eines Schiffes auftauchtc. Sofort wurden alle Segel eingezogen und auch die Masten niedergelegt. Eine Viertelstunde ängstlicher Spannung folgte. Bräntig ließ das von dem „Kang Christian' stammende Fernrohr nicht mehr von den Augen. Jetzt tauchte der Rumpf des Fahrzeuges über der Horizontlinie auf, wo die milchigen Schwaden des Morgennebels längst verschwunden waren „Ein Kriegsschiff!" rief Bräntig atemlos. „Kein Zweifel! Und es kann nur ein englisches sein. Aus West ist nichts anderes zu erwarten. Alles hinlegeu in den Booten. Hoffen wir, daß mau uns nacht bemerkt." In den Booten sah man jetzt doch v'rschiedene bleich gewordene Gesichter, die hin und wieder über de» Bvotsrand hinüberlugten. Auch Bräntig hatte sich im Schutze der Bord- wand niedergekauert und beobachtete jo weiter das fremde Fahrzeug, dessen Kurs es in ziemlicher Nähe an den Flüchtlingen vorbeisühren mußte. „Es wendet, wahrhastig, hält aus uns zu", stieß er plötzlich atemlos hervor. Die Boot? lagen jetzt dicht nebeneinander und schaukelten träge auf den leichten Wogen hin und her. Peter Gamm stieß einen seiner berüchtigten Flüche aus. Und auch Fritz Marholz, der Berliner, konnte sich nicht enthalten, seinem Herzen durch ein „Na, ick danke! Det Jeschäft ist oberfaul", Lust zu machen. Die Situation war auch tatsächlich für die deutschen Seeleute mehr als verzweifelt. Fielen sie den Engländern lebend in die Hände, so war tausend gegen eins zu wet ten, daß sie ohne viel Federlesens füsiliert wurden. Da für würde schon der englische Offizier sorgen, dessen wut verzerrtes Gesicht seine finsteren Gedanken deutlich wider spiegelte. Und dann wieder Bräntigs kräftige Stimme, jetzt aber in jubelndem Tone: „Das Kriegsschiff wendet immer mehr, es läuft jetzt direkt nach Nordwest. Und ich kann mir auch denken, welches sein Ziel ist: Dort drüben überm Horizont sind noch eben die Mastspitzen des sinkenden „Kung Christian" sichtbar. Den will der Engländer aufs Korn nehmen. Wird den Kahn leer finden, der Herr", fügte er lachend hinzu. (Fortsetzung folgt.) Neueste Nachrichten — (Amtlich.) Großes Hauptquartier, 16. November. Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Teilvorstöße der Engländer an der Straße Mailly-Serre, sowie östlich und südöstlich Beau mont scheiterten im Handgranatenkampf. Stär kere Angriffe gegen Grandcourt brachen in unserem Feuer zusammen. — Den Franzosen entrissen wir den Ostteil von SailIisel in har tem Häuserkampf. Abends stürmte das hannoversche Füsilier-Regiment Nr. 73 zäh verteidigte französische Gräben am Nordrand des St. Pierre Vaast- Waldes. 8 Offiziere, 324 Mann und 5 Maschinenge wehre sind eingebracht. Bei den gestrigen Kämpfen im Abschnitt Ablaincourt — Pressoire ist keine Aen- derung der beiderseitigen Linien eingetreten. — Einem feindlichen Fliegerangriff fielen in Ostende 39 Belgier zum Opfer. Als Vergeltung für Abwerfen von Bomben auf friedliche lothringische Orte wurde Nancy in den letzten Tagen von der Erde und aus der Luft beschossenundbeworfen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeld macschrlls Prinz Leopold von Bayern. Am Brücken kopf von DÜnhof (südöstlich von Riga) wurde eine angreifcnde russische Infanterie-Abteilung zurückgetrieben. Front des Generalobersten Erzher zog K a r l. Im Südteil der Wa l d k arp at hen lebte die beiderseitige Artillerietätigkcit auf. An der sieben- bürgischen Ostfront scheiterten östlich des Put natales starke russische Angriffe. Nördlich von Suita unternahmen österreichisch-ungarische Abteilungen eine Erkundung auf dem Mt. Alunis. Bei S osmezö (am Oitos-Paß) blieben rumänische Vorstöße ohne Erfolg. — Die Kampstätigkeit nördlich von Campolung hat sich verstärkt. Auch an den über den Rotenturm- und Szurdukpaß nach Süden führenden Straßen verteidigt der Rumäne seinen heimatlichen Boden. Wir machten Fort schritte und nahmen gestern 5 Offiziere und über 1200 Mann gefangen. Balkankriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfelü mar- schalls von Mackense ft. In der Dobrudscha kleinere Gefechte vorgeschobener Abteilungen. Die rumä nische Meldung der Besetzung von Bonascic ist erfunden. — An mehreren Punkten der Donaulinie Feuer von Ufer zu Ufer. Makedonische Fr ont. Die vorbereiteten neuen Stellungen im Czerna-Abschnitt sind bezogen. An der Struma Patrouillengeplänkel. Der erste Generalquartiermeister: (W. T. B.) Ludendorff. — Berlin, 15. November. (Amtlich.) Die wach sende Bedeutung des Luftkrieges hat es erforderlich ge macht, die gesamten Luftkrieg- und Flugzeugabwehr-Mittel des Heeres im Felde und in der Heimat in einer Stelle zu vereinigen. Der einheitliche Ausbau und die Bereit stellung dieser Mittel ist einem kommandierenden GeneralderLuftstreitkräfte übertragen worden. Mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines kommandie renden Generals der Luftstreitkräfte ist Generalleutnant von Hoeppner, bisher Führer einer Reseroedivision, beauftragt worden. Hoeppner ist 1860 zu Wollin in Pommern geboren und in einem Kadettenhause erzogen worden. Seine militärische Laufbahn führte ihn frühzeitig in den Generalstab und das Kriegsministcrium. Vor dem Kriege war er Chef des 7. Armeekorps, Abteilungschef im Großen Generalstab und Kommandeur des Regiments Nr. 13 in Diedenhofen. Während des Krieges ist Gene ralleutnant von Hoeppner Chef des Generalstabes einer Armee gewesen. — Berlin, 16. November. Aus dem Großen Hauptquartier wird uns geschrieben: Der englische Funkspruch vom 13. November aus Carnarvon 1 Uhr vormittag gibt den Bericht eines französischen Berichterstat ters der „Liberty" vom 11. November über eine Luft schlacht wieder, welche über den deutschen Linien b e i Bapaume stattgefunden und mit einem vollen Siege der Engländer geendet habe. — Dieser Bericht ist in allen Teilen glatt erfunden. Der Berichterstatter hütet sich zu sagen, wann diese Schlacht stattgefunden haben soll. In Betracht kommen der 9. und 10. November, denn vom 4.-8. November machten Sturm und Regen eine große Luftschlacht unmöglich, während am 11. November starker Nebel einsetzte, der auch an den folgenden Tagen die Fliegertätigkeit behinderte. Am 9. nnd 10. November war die Fliegertätigkeit sehr rege, und es kam zu zahl reichen Luftkämpfen. Es fand aber weder eine große Luftschlacht statt, nach dem Funkspruch sollen 30 Flugzeuge an dieser teilgenommen haben, noch blieben die Briten Sieger, denn unsere Flugzeuge klärten an diesem Tage mit Erfolg bis in die Gegend von Doullens auf. Am 9. November schossen wir hinter den feindlichen Linien 7, hinter den eigenen 4, am 10. November hinter den feind lichen Linien 6, hinter den eigenen 4 Flugzeuge ab. Wir verloren auf der ganzen Westfront zusammen 5 Flugzeuge. (W. T. B.) — Wien, 16. November. Das Verordnungsblatt für Polen enthält die näheren Bestimmungen für frei willigen Eintritt in die polnische Armee. Vom 22. November angefangen, werden für die sich zur polnischen Armee freiwillig Meldenden Listen aufgestellt. Bis auf weiteres werden folgende Waffengattungen gebildet: In fanterie mit Maschinengewehrabteilung, Reiterei, Sani tätsabteilungen und Fuhrwesen. Um der polnischen Ar mee nach den völkerrechtlichen Bestimmungen die Eigenschaft der Arinee eines kriegführenden Staates zu sichern, ist es nötig, soweit es sich um die oberste Führung und die Rechtsverhältnisse handelt, sie vorübergehend dem deutschen Heere einzuverleiben. — Genf, 16. November. Nach der „Times" wird Wilson eine neue Note übersenden, in der der amerikanische Protest gegen die Einschränkung deS amerikanischen Handelsverkehrs, die schwarzen Listen und die Durchsuchung nach Bannware erweitert und verschärft wird. Todesanzeige. Hiermit die traurige Nach richt, daß Mittwoch nachmittag meine liebe, unvergeßlicheToch- ter, unsere herzensgute Schwe ster, die Konfirmandin Liss LLUINLLI1 nach längerem in Geduld er tragenen Leiden sanft in dem Herrn verschieden ist. Dies zeigt tiefbetrübt an die trauernde Mutter l»»rle verw. »»amann und Kinder. Die Beerdigung findet Sonn tag nachmittag 3 Uhr vom Trauerhause aus statt. Sonnabend, den 18. November, 9 Uhr abends in der Turnhalle. Antreten in Mütze. GGOOGOOOGOGOrDGOOO0DGVGGO Auf dem Städtische» Schlachthos in Aue findet vis mit Sonntag, den 19. Wovemöer 1916, nachmittags 4 Uhr VndNf Ml Mtlltt Mckh (Simmenthaler Raffe; tragende und milchende Kühe, trächtige und unträchtige Rinder) statt. Vezirksvervand Schwarzenberg. Speijemöhren hat abzugeben Maukreuzverein. Freitag, abds. '/,9Uhr Haupt versammlung. Kassenbericht, Neuwahlen, Anträge. Ein 1, Handsticker wird gesucht. Wo, sagt die Ge schäftsstelle dss. Bl Haus-Ordnungen sind vorrätig in der Buchdruckerei von Emil Hannebohn. zu höchsten Preisen Sttckseide u. Garne, alle Farben, auch Rest- und Ramschposten. Bin Sonn abend 2—6 Uhr im Hotel Reichs hof hier. Verkäufer wollen sich hier melden. Schumsk perlen, 3x0°, 3x10°, gegen Kaffe zu kaufen gesucht. Preisangebote mit Angabe des Quantums erbittet 0. Aue t. Erzgeb. 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